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Kommentare: 14 | Lesungen: 18849 | Bewertung: 8.35 | Kategorie: BDSM | veröffentlicht: 05.03.2005

Die Staatsanwältin Teil 4

von

Der Verweser saß zusammen mit Sebastian an einem großen Konferenztisch aus protziger Eiche an denen normalerweise wichtige Geschäfte mit den entsprechenden Regionsleitern abzuwickeln waren und nickte ihm prustend zu. Vor den beiden Freunden standen je ein Glas besten Rotweines samt der dazugehörigen halbleeren Flasche.


Von den in den unteren Geschossen großzügig ausgedehnten Claubräumlichkeiten drang dumpf und wie einige Kilometer entfernt das Geräusch eines gleichmäßig wummernden Basses zu ihnen herauf und zahlreiches Stimmengewirr, daß aus einer anderen Dimension zu kommen schien, vermischte sich mit dem unablässigen Dröhnen des Basses und ließ eine Atmosphäre eines schmutzigen Hinterzimmers aufkommen, obwohl der Konferenzraum elegant und funktionell eingerichtet war.


„Ich dir sagen das wird ein Heidenspaß. Deine Mutter wird bezahlen, daß habe ich versprochen.“


Sebastian, der vermeintlich entführte Sohn der Generalstaatsanwältin, grinste über sein jugendlich glattes Gesicht und nickte den beiden Mitarbeitern seines Freundes anerkennend zu. Der dicke Skinhead und der Bodybuilder - die schweißgebadet ihren Bericht, der stockend und einigermaßen abwartend vorgebracht worden war, soeben beendet hatten - standen nunmehr locker und gelöst vor ihnen. Sie wirkten nach der ausführlichen Beichte erleichtert, denn ihr Boß und sein Freund Sebastian goutierten überraschend ihr eigenwilliges Vorgehen, das aufgrund der Eigenmächtigkeiten nicht so selbstverständlich war. Es hätte auch anders ausgehen können und Dimitri hätte einen seiner unerwarteten Wutanfälle bekommen können und dann wäre nicht gut Kirschen essen mit ihm gewesen - das hatten sie schon einige Male zu spüren bekommen.


Doch heute war er zufrieden. Entspannt hatte es sich ihr Chef in einem der ledernen Konferenzsessel bequem gemacht und freute sich diebisch, wie gut bisher sein Plan funktioniert hatte. Die Stimmung im Raum war heiter und niemand von den Anwesenden hätte sich einen besseren Ausgang wünschen können.


Lächelnd nahm Dimitri sein Handy und wählte die Nummer einer unerwarteten Freundin, die alles hier erst möglich gemacht hatte. Auch ihr sollte der Erfolg mitgeteilt werden und auch sie sollte sich wie die Anderen daran erfreuen. Als ob die Freundin darauf gewartet hatte kam nach dem ersten Signal die Verbindung zustande.


„Marion?“


Er hörte in das kleine Plastikteil und nickte.


„Dimitri hier. Du kannst beruhigt sein, alles gut gegangen. Du hattest recht, sie ist ausgetrocknet wie eine alte Rosine.“


Er mußte lachen, Marion schien etwas unflätiges geantwortet zu haben.


„Stell dir vor, deine Chefin hat den Beiden gleichzeitig einen geblasen ...“


Wieder hämisches Gelächter im Raum. Dimitri gluckste amüsiert in das Telefon, er hatte die Staatsanwältin tatsächlich falsch eingeschätzt gehabt. Für ihn wäre sie erst in einigen Tagen fällig gewesen, aber die Frauen waren für ihn schon immer rätselhaft und in mancher Beziehung auch ziemlich undurchsichtig gewesen.


„Ja Marion, alles ging freiwillig über Bühne ... ja wirklich ... wie versprochen ...“


Sie plauderten noch eine Weile und Marion erhielt noch weitere Einzelheiten. Danach kam der geschäftliche Teil.


„Ja, ja ...,“ sein Gesicht wurde wieder ernst.


„Du bekommen Geld wie versprochen.“


Dann blickte er beinahe zornig. „Ja auch die Zusatzvereinbarung werden wir arrangieren. Was glaubst du? Vertraust du Dimitri nicht?“


Er stand von seinem bequemen Sessel auf und schritt gedankenverloren zum Fenster. Seine Augen ruhten auf das grell erleuchtete Riesenrad, daß schräg vis a vis eine Vielzahl an Menschen anzog und lange Warteschlangen an der Kassa verursachte. Heute war in Klein-Las Vegas der Teufel los.


„Also gut, heute Nacht noch, wie du willst.“


Geplant wäre die Bestrafung erst morgen gewesen, aber je eher sie seine Mutter aus dem Gefängnis bringen konnten, desto besser. Ihm sollte es recht sein.


Dann wurden gewisse Details besprochen und festgelegt, bis Marion endlich zufrieden war. Dimitri’s mürrisches Gesicht erhellte sich erst wieder als er auflegte und die beiden Schießbudenfiguren betrachtete, die jetzt unschlüssig dastanden und mit leerem, dummen Blick auf den Boden starrten. Diese Staatsanwältin hatte die beiden ganz schön rangenommen.


Sie sahen fertig aus.


„Ihr könnt gehen,“ sagte der mächtige Junge und scheuchte sie mit seiner verkehrten, flachen Hand fort.


„Danke Boß,“ beeilte sich der Dicke zu sagen und schob seinen Kumpan rasch durch die Tür hinaus. Zum Glück bekamen sie für heute keinen weiteren Auftrag mehr - für heute hatten sie genug.

Sebastian sah Dimitri fragend an.


„Marion möchte heute noch ihre Forderung erfüllt bekommen?“


„, mein Freund.“


„Bei Mutter ist doch jetzt der Inspektor.“


„Der wird schon wieder weg sein, die Bullen werden nichts riskieren,“ Dimitri grinste wissend.


„Wo wird es stattfinden?“


„Am alten Bahnhof!“


Sebastian stand auf. „Dann muß ich wohl noch einiges vorbereiten lassen ...“


Dimitri grinste wissend ...

********

Claudia saß auf der Toilette und weinte. Der Inspektor und seine Kollegen waren soeben gegangen und ihre merkwürdigen Blicke hatten sie wie scharfe Messerstiche verletzt. Noch niemals zuvor wurde sie derart kalt und verurteilend angesehen. Das Schlimmste aber war, daß Niemand auch nur ein Wort über diesen beschämenden Vorfall verlor. Keine Silbe kam vom Inspektor, kein einziger Ton von seinen Kollegen.


Sie stützte ihre Ellbogen auf die Schenkel und vergrub ihr Gesicht in ihre zitternden Hände. Hemmungslos mußte ihre Qual heraus und die Tränen flossen ergiebig und ohne Pause aus ihren geschlossenen Augen über die Handflächen zu Boden.


Sie fühlte sich elend und bestürzt. Nicht unbedingt wegen des Vorfalls, nicht so sehr wegen der Zeugen, nein, sie fühlte sich wegen ihrer eigenen, peinlichen Unzulänglichkeiten scheußlich und verletzbar. Plötzlich machte sie unverzeihliche Fehler.


Entgleisungen passierten, wie noch niemals zuvor.


Nach einer Viertelstunde sammelte sich eine ansehnliche Lache unter der schluchzenden Person und allmählich fühlte sich der Schmerz nicht mehr ganz so vernichtend, nicht mehr ganz so schwerwiegend an.


Lichtstrahlen kamen in ihr Gemütsleben zurück. Lichtstrahlen, die immer heller, immer wohltuender in ihre Gedanken drängten und endlich ihre Tränen versiegen ließen.


Blaß und etwas ermattet stand sie vom Lokus auf, wankte in ihr Bad und stieg ein zweites Mal in die Dusche. Ein kühler Strahl brachte ihre Lebensgeister zurück und der Kreislauf wurde wieder einigermaßen in Schwung gebracht.


Als sie sich abfrottierte war sie wieder die Alte. Selbstsicher und erhobenen Hauptes zog sie sich ein frisches Höschen an und wählte aus ihrem gutsortierten Schränken den passenden Büstenhalter aus. Dann stellte sich Claudia ihrem eigenen Spiegelbild, das sie in voller Größe reflektierte, und sie sah sich dabei in ihre eigenen Augen. Der Inspektor war aus ihren Gedanken wieder hinauskomplementiert worden, seine Kollegen ebenfalls, sie sollten sich zum Teufel scheren. Aufmüpfig zog sie ihre Nase hoch und blickte sich an.


Ja, sie konnte sich sehen lassen. Ihr strammer Po, ihre gleichmäßigen, prallen Brüste die der Büstenhalter gerade noch in Zaum halten konnte, ihr hübsches Gesicht und die schlanken und gefälligen Arme und Beine - alles so wie es sich eine aparte Frau wünschen konnte.


Ihr Stolz wuchs. Und die Hingabe von etwas Leidenschaft - die gehörte ohnedies in ihren privaten Bereich. Niemanden ging das etwas an.


Sie nickte sich selbst zu, strich ihr Höschen glatt und gab sich Selbst einen Klaps auf den Po. Dann machte sie sich auf den Weg in die Küche, als sich das Telefon meldete.


„Hallo,“ Claudia hob nach dem vierten Ton ab.


„Böses Mädchen!“ Eine heitere und stichelnde Verwunderung schwang in der Stimme des Russen.


„Was sollte das vorhin?“ Claudia war erschrocken, da sie nicht so schnell mit dem Jungen gerechnet hatte und versuchte es mit Angriff.


„Ich bin mit ihnen noch nicht fertig. Sie kommen zum alten Bahnhof in einer Stunde.“


„Was sagen sie? Heute abend noch, hör mal du kleine ...“


„Still, Frau Anwältin! Ihr Söhnchen könnte sich sonst noch etwas brechen. Haben wir das verstanden?“


„... ja ...“ Claudia schäumte vor Wut. Aber sie mußte sich zusammennehmen. Sie hatte bereits genug Fehltritte hinter sich und konnte froh sein, ihren Jungen noch nicht verloren zu haben.


„Sie kommen in ihren hübschen Nadelstrümpfen, Strapsen, dem bunt gestreiften Mieder und irgendwelches BH. Ich weiß das sie in schwarz was da haben, und darüber ...“


„Woher wissen sie das?“ Die Staatsanwältin war jetzt wirklich sauer. Diese Mistmade hat doch tatsächlich alles in ihrer Wohnung ausspioniert.


„Hören sie was ich sage, darüber ihren langen Fuchs, und sonst will ich nichts sehen, klar?“


„Nichts ist klar. Ich soll ihrer Mutter helfen. Schön. Das werde ich versuchen. Sonst haben sie von mir nichts weiter zu erwarten. Sie sollten sich an die Vereinb ...“


„Ich habe Inspektor gesehen.“


„Und wenn schon, das geht sie rein gar ...“ Claudia biß sich auf die Lippen. Verdammt. Woher weiß dieses Schwein all diese Dinge?


„Ich werde zeigen, daß man mir besser gehorcht. Heute werden sie für Ungehorsam Rechnung bekommen.“


„Das können sie vergessen, in diesem Aufzug fahre ich doch nicht in der Gegend ...“


„Sebastian wird das nicht gerne hören, denke ich!“


Claudia schauderte. Ihre Gedanken rasten und ihre Augäpfel wanderten rastlos durch den Vorraum, als suchten sie an den Tapeten nach einer Patentlösung.


Sie senkte verzweifelt ihren Blick und schnaufte durch.


„Wann?“


„In einer Stunde am Eingang alter Bahnhof. Und ziehen sie ihre niedlichen Pumps vom Wohnzimmerschrank an.“


Dann knackte es in der Leitung - Dimitri hatte einfach aufgelegt und er verpaßte ein Einziges, aber aus tiefster Seele und mit vollkommenem Haß gesprochenes Wort: „Dreckschwein!“

**********

Die Anwältin saß eine Dreiviertelstunde später in ihrem bequemen Wagen und kurbelte heftig am Lenkrad. Die serpentinenartige, enge Straßenführung zum alten Bahnhof hinauf verlangte ihre gesamten Fahrkünste ab und der einsame Scheinwerfer ihrer Limousine erfaßte nicht immer die gesamte Szenerie, so daß sie höllisch aufzupassen hatte.


Die Nacht konnte man als lau bezeichnen und der aufkommende, frische Westwind konnte als angenehm empfunden werden, wenn da nicht die festgebissene Gänsehaut wäre, die sich um ihren gesamten Körper wie eine zweite Haut aufgezogen hatte und sich um so mehr verstärkte, um so näher sie sich dem alten Gebäude näherte.


Da keine Wolken den Himmel verstellten, strahlten die unzähligen Sterne besonders hell vom dunklen Firmament herab und der schmale, sichelförmige Mond tauchte die verlassenen Bahnhofsmauern in ein silbernes Licht. Die Ecken wirkten noch dunkler und geheimnisvoller und die Schatten noch gespenstischer als sonst.


Die von dichtem Gestrüpp überwucherten Schienen und die alte, schmutziggelbe Farbe der Gemäuer gaben der gesamten Umgebung den Hauch von Zerfall und Niedergang, wobei die teilweise eingeschlagenen Fensterscheiben vom Untergang einer längst vergangenen Zeit zeugten, als sich Nebenlinien noch lohnten und das Auto noch nicht den Stellenwert einnahm, den es nunmal heute erreicht hatte.


Obwohl es im Auto wohlig warm war und das Autoradio leise vor sich hin summte, konnten sich die Gedanken nicht beruhigen. Unentwegt arbeiteten die kleinen grauen Zellen im Kopf und unentwegt fragte sich die Staatsanwältin, was am Bahnhof passieren würde oder passieren könnte. Sie war allein, ungeschützt und niemand konnte sie hören, wenn es eng wurde. Dem Inspektor hatte sie tunlichst nichts von ihrem Ausflug erzählt, zu peinlich war der bereits vergangene Vorfall und zu merkwürdig die Reaktion der Beamten. Außerdem konnte sie ab sofort absolut nichts mehr riskieren.


Ihre Gedanken kreisten immer wieder um ihren Sohn und um Dimitri, diesen hübschen Jungen, dem sie all den Unbill zu verdanken hatte.


Ihr Körper reagierte, wenn sie an ihn dachte, das wußte sie. Deutlich erinnerte sie sich an ihn, an seine Figur, seine Augen und an sein Gesicht, daß sie auch jetzt nicht losließ. Der Puls, wenn er nicht schon auf tausend wäre, würde sich beschleunigen, daß mußte sie bereits zur Kenntnis nehmen, als sie mit ihm telefonierte und sie ärgerte sich, nichts dagegen unternehmen zu können.


Claudias Scheinwerfer erhellte in diesem Moment einen doppeltürigen Bereich der früheren Eingangshalle und ihr wurde klar, daß hier der vereinbarte Platz war.


Übernervös würgte sie das Fahrzeug ab, verharrte einen Augenblick im Dunkeln um sich zu sammeln und öffnete schließlich entschlossen die Tür. Sollte sie jemand beobachten, so wollte sie nicht den Eindruck eines scheuen Rehs hinterlassen, sondern den einer starken Frau, die sich bestimmt nichts gefallen lassen würde.


Im Aussteigen irritierte sie aber dann doch etwas – es war die direkte, unmittelbare Berührung des Innenfutters ihres Pelzes an ihren Armen und Beinen – die sich beklemmend elektrisierend anfühlte. Fast hatte sie das perverse Gefühl sich wohl und lebendig zu fühlen, aber dann mußte sie wieder an Sebastian denken, der wohl in einem dunklen Raum hungrig und einsam vor sich hin vegetierte und auf eine baldige Freilassung hoffte.


Sie schlug hektisch die Tür zu und stöckelte mit den von Dimitri gewünschten Pumps, die sie damals für den Fasching erworben hatte, als sie als eine sexy Wahrsagerin samt dicker Warze zu einem Ball ging, um die Motorhaube herum und gelangte an die breite Ausnehmung des langen Gebäudes.


Die Autoschlüssel ließ sie stecken, und auch sonst nahm sie nichts mit. Hier war rein gar nichts und so hoffte sie, schnell wieder von hier wegzukommen um diese kuriose Episode ihres Lebens ohne weitere Umschweife beenden zu können.


Neugierig blickte sie in die dunklen Schatten der Eingangshalle hinein, aber es war nichts zu erkennen.


Was bezweckte diese kleine Ratte damit, sie hierher kommen zu lassen? In einem derartigen Aufzug? Vermutlich wollte dieses kleine Miststück sehen, ob sie wie ein kleines Hündchen seinen Befehlen nachkommt. Passieren mußte hier so gesehen gar nichts.


Sie atmete durch.


Ruhig war es hier, und niemand war zu sehen. Nichts tat sich.


Tief in ihr regte sich Widerstand, oder war es Bedauern? An diesem gottverlassenen Ort, wo außer dem Wind keine Besucher mehr aufkreuzten und wo die alte Ära noch zu spüren war, wo anno dazumal altmodisch gekleidete Menschen am Bahnsteig auf die Dampflokomotive warteten und wo geschäftig Dienstmänner Koffer schleppten und ächzend in die Waggons hievten – sollte also heute tatsächlich nichts mehr passieren?


Claudia beruhigte sich etwas und verharrte vor dem Eingang und wußte nicht recht was sie tun sollte. Einige Zeit war bereits verstrichen und es war unheimlich still hier und nur der Wind pfiff ein wenig durch die alten Wände und sang ein zufriedenes Liedchen.


„Alles halb so wild!“ Flüsterte sie sich Mut zu und gestand Dimitri noch weitere fünf Minuten zu. Sie wollte Sebastian nicht durch dumme Zeitdifferenzen gefährden, aber sie konnte auch nicht die ganze Nacht hier verbringen.


Nach weiteren fünf Minuten wollten sie bereits abbrechen und in ihr Auto steigen, als sie den Motor eines herannahenden Wagens hörte. Die breiten Reifen rollten knirschend und unangenehm laut über die letzte Strecke, die mit kleinen Kiesel ausgelegt worden war. Die Marke oder das Nummernschild des Autos konnte Claudia nicht erkennen, und auch sonst war nichts auszunehmen, da das Fahrzeug vor ihr gute zwanzig Meter mit grellem Scheinwerferlicht ins Stehen kam.


Sofort sprang aus der Beifahrertür ein riesiger Kerl heraus und wurde von der Anwältin trotz des blendenden Scheins als der Türsteher des Clubs vom Verweser identifiziert.


Sein schmieriges Grinsen konnte die sorgende Mutter sogar aus dieser Entfernung wahrnehmen und ihr Kreislauf wurde rapide in die Höhe getrieben. Ihr Herz schlug vor Aufregung so hart wie sie es noch nie erlebt hatte und die so angenehm abgeklungene Gänsehaut sprang wieder wie von einem Werwolf gehetzt aus ihrer Haut heraus und verursachte ein kaltes, fiebriges Zittern, verteilte sich über ihren gesamten Körper und ließ sie nicht mehr los.


Die Staatsanwältin raffte ihren wärmenden Fuchs schützend zusammen und nahm die Augen aus dem Licht. Helle, rot umrissene Flecken funkelten über die Pupillen und für einige Augenblicke war sie blind.


Schon stand der Türsteher neben ihr.


Sie konnte das billige Leder seiner Jacke riechen und als sie es wagte, die Augen wieder zu öffnen, nahm sie verschwommen zur Kenntnis, daß noch eine weitere Person aus dem Auto stieg. Der Türsteher packte sie darauf hin am Arm und drehte sie zum Eingang.


„Sie werden heute nur mich zu Gesicht bekommen.“ Seine Stimme klang ausdruckslos, fast gelangweilt.


Er hatte zu tun.


Ohne Vorwarnung rasselte ein stahlkühler Verschluß eines Teils einer Handschelle um das Handgelenk der Anwältin ein und geschäftig wurde fortgesetzt ...


„Die andere Hand. Schnell ...“


Claudia gehorchte automatisch und ihre Augen begannen wieder zu funktionieren. Sie erkannte den durch die Scheinwerfer gleissend erhellten Eingang, auf den sie schon zuvor gestarrt hatte aber durch die pechschwarzen Schatten nichts erkannt hatte, und diesmal waren deutlich Einzelheiten zu erkennen.


Inmitten des mit zersprungenen Kacheln ausgelegten Raumes stand ein einsamer Sessel aus Holz, in einer schmutzigen Ecke lag eine zerbrochene Bierflasche und in der fast eingetrockneten Pfütze Bier lag eine alte Matratze mit viel Zeitungspapier.


Das war alles. Der Raum war sonst leer.


Aber dieser Sessel, wie er damals durchaus vom Bahnhofspersonal hätte vergessen worden sein können, machte sie stutzig. Es sah gestellt aus.


Oder doch nicht?


Der Sessel paßt so gar nicht in diese sich auflösende Gegend.


Nein, dieser Sessel mußte bewußt für heute drapiert worden sein.


Diese aus dieser Situation heraus durchaus scharfsinnige Erkenntnis ließ die Anwältin in die Knie sinken. Der Kreislauf, der wie ein überhitzter Motor auf Hochtouren lief, weiters die subtile Situation, in der sie sich plötzlich wiederfand, war eindeutig zuviel für sie.


Aufgefangen wurde sie von der zweiten Person, die sie rechtzeitig erreicht und genau aufgepaßt hatte. Es waren weiche Hände die sie da umfaßten und sie stützten. Sehen konnte sie die Person noch immer nicht, da sie sich im Hintergrund aufhielt und im toten Winkel stand.

Claudia hatte Fieber.


Alles in ihr brannte und der zuvor noch so angenehm wärmende Fuchs ließ ihr keinen Raum zum Atmen. Ihre Haut siedete vor Aufregung und ihre Augen glänzten von einer beispiellosen Verblüfftheit. Und die Ereignisse nahmen kein Ende.


„Aufgepaßt ...“ flüsterte der Türsteher.


Nur eine Sekunde später wurde Claudia in tiefste Finsternis getaucht. Die Person hinter ihr legte der Anwältin eine schmale Stoffbinde um die ohnehin noch geblendeten Augen und verknotete den dunklen Stoff geschickt unter der Mähne.


„Sie werden ein paar Schritte gehen ...“ blaffte ihr der Hüne weiter ins Ohr.


Claudia wurde von einer Sekunde zur Nächsten heftiger geschockt.


„Wie ...?“ Konfusion machte sich breit.


„Sie sollen gehen ...“


„Aber, ich kann nichts sehen ... bitte ... hören sie auf damit ...“


Der Hüne übte sanften Druck auf den rechten Oberarm aus und brachte Claudia aus dem Gleichgewicht. Es blieb ihr nichts anderes übrig als einen Fuß vor dem Anderen zu setzen.


Unbeholfen stolperte sie zwei, drei Schritte in die Ausnehmung hinein, wobei ihr sofort die muffige, abgestandene Luft auffiel, die sie nun einatmen mußte. Obwohl es keine Tür mehr gab und der große Raum ständig offen blieb, konnte sich die schlechte Luft nicht vollständig mit frischer Luft austauschen. Claudia leckte sich nervös über die Lippen, die Halle wies nur eine geringe Luftfeuchtigkeit auf und die modrige und zugleich trockene Atmosphäre stak unbeweglich in den Ritzen und Ecken der einst lebendigen Wartehalle.


Orientierungslos blieb sie stehen und versuchte angestrengt durch den Stoff um sich zu sehen.


Vergeblich.



Hinter der Gefesselten kamen zwei unterschiedliche Personen hinterher. Einmal der Hüne, der nicht von der Seite der Anwältin wich und sie rasch wieder am Arm packte, und einmal die fremde Person, die sich als eine Frau herausstellte, denn die hallenden und stechenden Töne auf den glatten Fliesen kamen von Frauenschuhen, die sich mit den Geräuschen der Anwältin glichen.


„Wer ... wer sind sie?“ Ihre Stimme vibrierte vor Angst.


Der Hüne schwieg und drängte sie weiter nach vorne und beide drangen noch tiefer in die Halle ein. Claudia wurde schnell klar, daß sie den Stuhl ansteuerten - alles andere hätte wenig Sinn ergeben.


Als sie wenig später wirklich an den Stuhl anstieß und ihn ein wenig verrückte, drehte der Hüne die Gefesselte um 180 Grad um, damit sie in der richtigen Position war sich zu setzen.


Aber soweit waren sie noch nicht.


Claudia nahm jetzt einen tönernen Schimmer der Scheinwerfer wahr, die grell in die Halle hineinleuchteten. Die Binde ließ zwar nicht zu, daß sie etwas erkennen konnte, doch wurde sie nicht in gänzliche Dunkelheit gerissen, die sie wohl noch mehr verängstigt hätte. Der leichte Hauch von Helligkeit wirkte verhalten beruhigend - diese Melange aus bedrohlicher Finsternis einerseits, wo man sich nur allzu schnell verlieren konnte, und der einsickernden, warmen Lichtflecken andererseits, die ein wenig von Hoffnung mitbrachten - halfen der einstigen Karrierefrau nicht völlig zu verzweifeln.


Dennoch begann sie zu zittern. Die Anspannung und die Ungewißheit über ihre Situation veranlaßten die malträtierten Nerven sich zu melden. Die Staatsanwältin konnte nichts tun, manche Gedanken befahlen dem Körper zwar sich zu beruhigen, andere Gedanken wiederum schürten die Nerven mit unsäglicher Angst und ganz andere Gedanken kippten gar völlig und gerieten in heillose Panik. Alles zusammen hielt kein Mensch aus, und Selbst die geschulteste Verhandlerin mußte unter diesen Umständen einmal die Kontrolle verlieren.


„Sie dir das an. Sie schlottert vor Angst ...“ Der Hüne ließ den Arm los und trat einen Schritt zurück.


Ihn schien die Lage der Frau zu amüsieren, sein feistes Lachen übertrug sich auf die glatten Wände und hallte lauter als zuvor zurück.


Claudia wand sich in ihrer Qual.


Sie stand da und wollte nicht mehr. Eine unwirklichere Gegebenheit als diese gab es in ihren Augen nicht und sie entschloß sich nicht mehr mitzumachen.


Mit einem lauten Schrei verschuf sie sich Luft, atmete die stickige Luft nochmals ein und wollte nach vorne stürzen ...


Aber damit wurde gerechnet.


Man kannte diese Frau. Sie war durchaus eine Kämpferin, eine Löwin. Niemals durfte sie unterschätzt werden und dies wußte der Hüne.

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Kommentare


DAdam3
dabei seit: Feb '02
Kommentare: 8
schrieb am 08.03.2005:
»Einfach gut geschrieben, wie man es von Dark Angel gewohnt ist.Super.«

apollo15
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 53
schrieb am 08.03.2005:
»Endlich die Fortsetung, eine Super Story bitte weiter so.«

playman
dabei seit: Apr '05
Kommentare: 68
schrieb am 14.04.2005:
»Eine tolle Geschichte ist das eine, aber diese Geschichte muss dann auch noch gut geschrieben werden, beides trifft hier zu. freue mich auf die Fortsetzung. «

Dora44
dabei seit: Jan '01
Kommentare: 68
schrieb am 17.05.2005:
»Sehr gut gemachte Geschichte, habe mich über die Fortsetzung sehr gefreut und freue mich auf weitere Teile.

Gruß Dora«

Sunrise085
dabei seit: Dez '02
Kommentare: 2
schrieb am 06.03.2006:
»Sehr geile Geschichte sehr gut gemacht Darki Angi ;)
10 von 10 Punkten!;)

Also wann kommen denn die nächsten Teile? Sind die schon in Bearbeitung?! Würde mich über nen 5ten, 6ten und mehr Teile sehr freuen! Also hau in die Tasten kleine!;)

cu

Xypsel«

chevie
dabei seit: Jan '01
Kommentare: 32
schrieb am 28.04.2006:
»Super geschrieben, leider gab es bisher keine Fortsetzung.
«

tali
dabei seit: Okt '01
Kommentare: 72
schrieb am 26.03.2010:
»irre. wo führt das hin.
ich freue mich, wenn sie das überlebt, ohne ihre existenz zu verlieren.«

henry5
dabei seit: Dez '03
Kommentare: 5
schrieb am 23.05.2010:
»einfach...geil..«

Jester42m
dabei seit: Jun '07
Kommentare: 7
schrieb am 22.10.2010:
»Wirklich eine exzellente Mischung aus Erotik und Sex. Tiefempfundenes Kompliment. Bin schon gespannt, ob es einen weiteren Teil geben wird.«

christian1508
dabei seit: Okt '12
Kommentare: 31
schrieb am 27.11.2012:
»Einfach super geil und ganz toll, danke!«

large204
dabei seit: Feb '04
Kommentare: 30
schrieb am 26.02.2013:
»leider schon das Ende?!«

Bennie12
dabei seit: Feb '12
Kommentare: 52
schrieb am 22.05.2014:
»richtig geil geschrieben!«

big1lilly
dabei seit: Dez '03
Kommentare: 32
schrieb am 26.06.2014:
»UND WIE GEHTS WEITER ........«

Naht15den
dabei seit: Mai '23
Kommentare: 13
schrieb am 25.07.2023:
»Super
Bin gefesselt«



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