Am Waldsee
von Mondstern
Je heißer der Sommertag, desto mehr freute ich mich darauf, mit dem Mountainbike zu fahren. Die meisten aus dem Radklub erklärten mich für „mittelschwer geistesgestört“ - außer meinem Trainingspartner und Freund Klaus. Der fuhr allerdings jeden Tag, egal bei welchem Wetter.
Natürlich powerten wir in der Hitze nicht jedes Mal die Berge hoch, und ebenso wenig machten wir nach jedem Trip eine Pause. Heute musste es aber wieder sein, und wir steuerten nach einer anstrengenden Berg- und Talfahrt einen der vielen Seen an. Das Wasser war herrlich warm, und nachdem wir erfrischt aus den Fluten kamen, legten wir uns in den warmen Sand.
Nackt?
Natürlich nackt, weil wir ja weder Badeklamotten dabei hatten, noch uns voreinander genierten.
Das war natürlich nicht immer so. Als ich Klaus im Radsportverein kennenlernte, war er sehr verschlossen und auch schüchtern, aber wir lieben beide das Mountainbike und vor allem, die Berge hochzufahren - wahrscheinlich der Grund, dass wir uns schon nach ein paar Wochen richtig gut verstanden. Und als er mal nicht so recht wusste, wie er sich mir gegenüber verhalten sollte, erklärte ich ihm, dass ich glücklich verheiratet sei und in ihm „nur“ einen Freund sähe.
Von da an waren die Fronten geklärt. Klaus wurde mein bester Freund und bekam einen ähnlichen Stellenwert wie meine beiden Brüder. Er war allerdings schon ein wenig sonderbar. Ein richtiger Erbsenzähler. Überpünktlich, nervtötend akkurat - und wenn er etwas erklärte, fiel er vom Hundertsten ins Tausendste.
Mittlerweile war er aber mir gegenüber richtig cool, verdrehte genauso oft wie ich die Augen und lernte sogar die elementaren Grundlagen des „richtigen Stichelns“.
Wir sprachen über wirklich alles. Familie, Sport, Kinofilme, Gefühle - und ich besonders gern über die Auswirkungen meiner Verkuppelungsversuche. So richtig klappte das aber nicht, weil Klaus irgendwie auf Single programmiert war.
Ich vertraute ihm sehr tiefe Geheimnisse an, bat ihn oft um Rat und schätzte es, wenn er mir auch mal unverblümt seine Meinung sagte. Er kam mit seinen Sorgen und Problemen zu mir und wunderte sich des Öfteren, dass es Menschen gab, die bestimmte Sachen völlig anders sahen. Ein wenig weltfremd war der Bursche schon …
Kurz gesagt. Wir verstanden uns super und ich hätte nie gedacht, dass ein Mann und eine Frau – die nicht verwandt waren – ohne Hintergedanken miteinander befreundet sein konnten.
Als wir vor einigen Jahren das erste Mal am See pausierten, ich mich einfach vor ihm auszog und ins Wasser sprang, saß er nur mit offenem Mund da und starrte verschämt auf den Boden.
„Was ist? Komm doch rein!“, rief ich ihm zu.
„Ähhh … ja … ich … ich habe keine Badehose dabei.“
„Ich auch nicht! Hast du Angst, dass ich dir was wegguck’?“
Er kam nicht ins Wasser und erst lange Zeit später gestand er mir, weshalb er nicht aufstehen konnte. Es war ihm peinlich, aber ich schätze seine Ehrlichkeit, und – mein Gott – es gab wirklich Schlimmeres.
Manchmal hatte ich auch einfach nur Lust ihn zu ärgern. Natürlich hielt ich ihm das kleine Malheur auch immer mal wieder vor. Was macht man nicht alles, um seine beste „männliche Freundin“ bei Laune zu halten.
Aber Klaus wurde zusehends schlagfertiger, und ich vermute, er ‚bastelte’ sich zu Hause coole Antworten, um auf eventuelle Sticheleien von mir vorbereitet zu sein.
***
Heute fuhren wir nach dem Training direkt zu unserem Stammplatz am Waldsee, hüpften aus den Radklamotten und sprangen ins Wasser. Klaus wäre nicht Klaus, wenn er nicht eine große, breite Luftmatratze aus seinem Rucksack zaubern und mit seiner Spezial-Luftpumpe seine Lunge schonen würde. Wenige Minuten später lagen wir splitternackt nebeneinander in der Sonne. Dass unsere Arme sich dabei berührten, störte weder ihn noch mich.
„Was ist der Unterschied zwischen einem weiblichen Orgasmus und Uncle Bens Reis?“, fragte Klaus, nachdem wir eine Weile nur dagelegen waren.
„Du hast Jürgen noch nicht beim Kochen erlebt.“
„Wie bitte?
„Uncle Bens’s Reis gelingt immer – die Antwort habe ich übergangen und dir gleich gesagt, dass der Vergleich hinkt.“
„Ach so. Dann sag das doch bitte nächstes Mal dazu, Anja!“
Während unseres Trainings hatten wir uns schon über die seltsamsten Dinge unterhalten, aber ich weiß bis heute nicht genau, wie wir gerade auf dieses Thema gekommen sind. In der Sonne schmorend, philosophierten wir einfach weiter.
„Generationen von Biologen und Evolutionsforschern machen sich seit Jahren Gedanken über den Sinn des weiblichen Orgasmus. Ich muss oft lachen, wenn ich deren wirre Thesen lese“, erklärte ich Klaus.
„Deiner Meinung nach ist der Mensch ja kein Zufallsprodukt, sondern von einem intelligenten Wesen erschaffen worden.“
„Ja, richtig. Ich kann dir gern 150 Fakten dafür aufzählen.“
„Ich kenne auch einen Fakt. Ihr Frauen seid doch aus der Rippe eines Mannes geschnitzt worden“, meinte Klaus grinsend.
Ich blickte zu ihm rüber. „Einer der wenigen Punkte, die mir nicht ganz so geheuer sind!“
„Wieso findest du das lustig? Ich meine das, was die Wissenschaftler schreiben“, fragte er.
„Weil viele behaupten, dass Frauen für die Fortpflanzung keine Lust verspüren brauchen. Männer können schreiben was sie wollen, sie werden nie wissen, wie sich ein weiblicher Orgasmus anfühlt!“
„Das ist ja kein Nachteil. Erstens gibt’s auch Frauen, die das beschreiben können und zweitens weißt du ja auch nicht, wie es sich bei uns anfühlt.“
„Klar, richtig! Aber ich schreib ja auch keine wissenschaftliche Abhandlung darüber, was dabei in eurem Kopf vorgeht.“
„Weniger im Kopf …“, meinte er schmunzelnd.
„Sex ist bei euch doch nur richtiger Sex, wenn ihr euer Ding reinstecken könnt!“
„Richtig! Alle Männer sind gleich, gell? Pauschalisier doch nicht immer alles, Anja. Du hast mir selbst erzählt, dass Jürgen ein ganz toller Liebhaber ist. Einfühlsam, zärtlich, sanft - aber auch mal richtig abgehen kann.“
„Ja, das ist auch so. Aber ich weiß von den Mädels, dass es viele Männer eben nicht sind. Vorspiel ist denen ein Gräuel, und nachdem sie gekommen sind, drehen sie sich um und schlafen ein.“
„Der Übeltäter ist das Hormon Oxytocin. Es wird beim Orgasmus ausgeschüttet und sorgt dafür, dass Männer nach dem Sex gleich einschlafen. Das wird zwar auch bei Frauen ausgeschüttet, wirkt aber aufgrund des höheren Östrogenspiegels anders. Die Folge: Frau liegt durchschnittlich noch 20-30 Minuten wach da.“
Für einen Moment schaute ich wie ein Auto. Aber das war eben Klaus, immer für eine Überraschung gut.
„Darf ich dich mal was Persönliches fragen?“
„Noch persönlicher geht’s ja kaum“, antwortete ich grinsend.
„Ähh … wie meinst du das jetzt?“
„Mann Klaus! Du machst mich echt fertig. Also, schieß los.“
„Dieser G-Punkt – du weißt schon … gibt es den oder nicht?“
Ich grinste. „Dieser ominöse G-Punkt? Sagt dir Suzi Godson etwas?“
„Nein.“
„Egal. Sie hat mal gesagt, der G-Punkt ist ein biologisches UFO, denn verlässlich entdeckt wurde er auch 50 Jahre nach Grafenberg nicht.“
„Und was heißt das?“
„Mach dir darüber nicht zu viele Gedanken, Klaus. Manche Frauen verspüren an dieser Stelle was, andere eben nicht. Aber es gibt ein Organ – das ist ausschließlich der Lust gewidmet.“
„Da gibt es viele. Hals, Schenkelinnenseite, …“
„Ich sagte - ausschließlich!“
„Die Pussy? Also ich meine den inneren Teil.“
„Nee! Außen! Die Klitoris.“
„Und wie mag es eine Frau am liebsten?“
„Wenn ich dir das sage, zerstöre ich dein gesamtes Weltbild.“
„Ich riskiere es trotzdem.“
„Also gut. Natürlich mag es eine Frau, wenn sie – sagen wir es so – auch mal richtig gefickt wird. Keine Frage, das hat durchaus seinen Reiz, aber …“
„Aber?“
„Das Zauberwort heißt … Stimulation der Klitoris!“
„Zu Deutsch – lecken?“
„Nicht unbedingt, auch mit den Händen.“
„Gibst du mir einen Tipp?“
„Ich kann nicht für andere sprechen, aber ich weiß, dass viele es ähnlich sehen.“
„Dann komm. Was muss ich tun, um der Frau Freude zu bereiten.“
„Schenk ihr Blumen, höre ihr zu, pflege deine Hände, riech gut …“
„Okay!“, lachte Klaus, „Lass uns an der Stelle weitermachen, wenn wir im Bett liegen und ich meinen Kopf zwischen ihren Schenkeln habe.“
Ich drehte mich zur Seite, um ihn dabei anzusehen, und grinste.
„Okay, der größte Fehler ist, dass ihr Männer zu ungeduldig seid. Kaum ist man etwas feucht, rubbeln sie dir schon zwischen den Beinen rum.“
„Ich dachte, gerade das mögt ihr?“
„Langsam, Klaus, langsam. Mich zum Beispiel macht es echt wahnsinnig, wenn ich Jürgens Zunge oder Fingerkuppen überall spüre, nur eben nicht da.“
In alter Gewohnheit starrte Klaus vor sich hin, und würde ich ihn nicht gut kennen, hätte ich den Eindruck, er sei völlig abwesend. Aber er überlegte nur.
„Du meinst, immer im Umfeld des Kitzlers streicheln, aber nicht, oder besser gesagt, noch nicht direkt berühren?“
„Bingo!“
„Das ist ja eigentlich leicht.“
„Wenn man(n)’s weiß!“, zwinkerte ich ihm zu. „Aber viele halten sich für Frauenversteher, denken aber wie Männer und kommen gar nicht auf die Idee mal was zu ändern.“
„Männer denken wie Männer? Interessant! Aber ich verstehe, was du meinst. Und was ist mit … also ich meine, wenn ich … also ich mag es gern, wenn ich mit ihr richtig vögle. Also nicht nur mit der Hand was mache.“
„Ist doch okay! Mag ich auch. Aber vergiss eins nicht: In 10-30 Sekunden ist ein Glied steif und will dann nur noch rein, in die gute Stube. Eine Frau benötigt locker eine Viertelstunde, um so weit zu sein, und auch eine halbe Stunde ist keine Seltenheit.“
„Das heißt im Klartext, bis dahin ist Handarbeit angesagt?“
„Bingo!“
„Ich bin lernfähig, merkst was?“, grinste Klaus mich an.
„Ich kenne natürlich deine praktischen Fähigkeiten nicht, aber du interessierst dich für die Frau, und das finde ich super.“
„Das tut doch jeder Mann! Eine Frage der Definition des Begriffs ‚Interesse’. Aber ich neige auch dazu, zu viel des Guten zu wollen. Eine hat mich mal böse getadelt. Wir waren im Bett und so richtig dabei. Ich versuchte, sie mit sämtlichen mir bekannten Stellungen zu beeindrucken … nach einer Weile meinte sie, ob ich viel Pornos anschauen würde oder Leistungssportler sei.“
Ich lachte. „Manche Stellungen sind schon richtig albern.“
„Ja! Ich kam mir dann auch wie ein dressierter Affe vor und fragte einfach mal, was ihr denn so gefallen würde.“
„Weil du halt kein Macho bist! Aber ich verrate dir was. Auch wir Frauen sind unsicher, und wenn ich zurückdenke … ich hatte mit 16 auch keinen blassen Schimmer, wie ein Mann – funktionierte.“
„Einigen wir uns darauf – ob Mann oder Frau, wenn man es wirklich will, kann man immer was darüber lernen.“
„Ich brauch jetzt was!“, erklärte ich Klaus. Und um diese Äußerung noch zu unterstreichen, gab ich ein leichtes Stöhnen von mir.
„Das wird Jürgen nicht gut finden!“
„Er muss es ja nicht erfahren“, zwinkerte ich dem grinsenden Klaus zu.
„Von mir erfährt er nichts! Du weißt ja, ich bin tolerant.“
„Willst du mir dabei zusehen …?“, säuselte ich mit aufgesetztem Schmollmund und einstudiertem Augenaufschlag.
Klaus begann zu lachen und schüttelte den Kopf. „Du bist echt unmöglich, Anja.“
„Ein kleines Luder, sagt Jürgen oft.“ Ich erhob mich, streckte erst mal meine Arme aus und musste gähnen. „Ich komm gleich …“, legte ich noch mal nach.
Der ältere Mann, der sich direkt am Wasser sonnte, war so nett, mir eine Zigarette anzubieten und bestand darauf, mir Feuer zu geben. Dass ich dafür in die Hocke gehen musste, er einen kurzen Blick erhaschte, war es ihm wohl allemal wert …
Ich lief zurück zu Klaus und fragte. „Hast du eigentlich noch was zum Trinken?“
„Ja klar. Moment!“
Klaus stand auf ging zu seinem Rad und kam mit seiner doppelt und dreifach isolierten Drittflasche zurück. „Apfelsaftschorle! Und immer noch gut gekühlt!“
„Bei dem Vermögen, das du für die Flasche bezahlt hast, sollte das auch selbstverständlich sein!“, meinte ich schmunzelnd und machte es mir bequem.
Gerade im Begriff, ihn zu fragen, ob er diesen Radsportkatalog noch hatte, fuhr er mit unserem Thema fort. Schien ihm wohl zu gefallen!
***
„Worum ich euch wirklich beneide, ist die Fähigkeit, mehrmals nacheinander zu kommen.“
„Multipler Orgasmus? Von Sekunden bis Minuten mit unterschiedlicher Intensität zu kommen? Das fällt dir ein, wenn du Apfelsaft trinkst?“
„Ja genau! Bedenke, ich bin ein Mann, ich ticke anders!“
„Du tickst manchmal nicht ganz richtig, Klaus!“, sagte ich grinsend.
„Und wer ist an solchen Gedanken schuld? Ich sage nur -‚ich komm gleich’ – also sag schon! Wie ist es?“, fragte Klaus und die Neugier stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. „Ist es so gut, wie ich denke?“
„Es ist hammergeil! Ich liebe es. Wobei es aber wirklich selten simultan ist. Meistens komme ich zuerst und dann Jürgen. Ich bezeichne es aber dennoch als ’gleichzeitig’, weil es innerhalb einer Phase passiert. Verstehst du?“
„Ja, ich denk schon. Es liegt kein längerer Zeitabschnitt dazwischen.“
„Bingo!“ Ich lachte und stand auf. „Komm gleich ...“
Ich lief zum See, watschelte vorsichtig über die Steine am Ufer und ließ mich dann kopfüber ins kühle Nass fallen. Einige Minuten genoss ich das Wasser und ging zurück zur Luftmatratze. Wie so oft konnte ich es mir nicht verkneifen, kurz meinen Kopf zu schütteln, und wie auf Knopfdruck fing Klaus an zu motzen, als ob er aus Zucker wäre. Ich legte mich wieder neben ihn und grinste frech. Wehe allerdings, er würde das bei mir machen …
„Es erleben aber lange nicht alle Frauen. Ich glaube gerade mal die Hälfte.“
„Was denn?“, fragte Klaus.
Ich verdrehte die Augen.
„Ach so Anja. Ich muss wieder sofort wissen, worüber du sprichst. Ich dachte, das wäre bei euch eher normal.“
„Dass wir einfach so erzählen?“
„Nein, ich meine doch … ANJA! Verarsch mich doch nicht immer!“
Wieder grinste ich ihn frech an. Es war so leicht, Klaus zu ärgern.
„Also, weiter im Text. Normal ist eher, dass viele Frauen schon jahrelang keinen Orgasmus mehr hatten, und somit keinen Bock auf Sex. Und noch was, es ist kein Garant für die Liebhaberqualität eines Mannes, wenn einer behauptet, er bringe jede Frau zu einem multiplen Orgasmus. Von so einem Schwätzer solltest du keinen Gebrauchtwagen kaufen.“
„Ich kauf immer Neuwagen.“
„Klaus! Das war nur ein Vergleich!“
„Ach so! Dann sag’s doch dazu!“
Der Typ ist Ingenieur. Ich schüttelte den Kopf und beobachtete einen Schwarm Vögel, der dicht über die Baumkronen flog. Dabei kam mir eine ganz bestimmte Baumgruppe in den Blick und spontan plapperte ich los. „Da hinten hatten wir schon mal ein skurriles Erlebnis.“
„Wo?“
„Na da!“
Ich zeigte mit dem Finger in besagte Richtung und erklärte Klaus, dass es auf dieser Ostseite des Sees, einige nette kleine Nischen gebe, die von außen nicht einsehbar wären. Neugierig hörte er mir zu.
***
Jürgen hatte an einem ebenfalls sehr heißen Tag des Vorjahres Lust, mit seiner Frau in der Sonne zu liegen – nackt in der Sonne zu liegen - und vielleicht auch mehr … Geschickt fädelte er es ein. Ich spielte mit, ohne zu zicken, und ließ mich wie die ahnungslose Unschuld vom Lande in eine der mittelgroßen Nischen entführen. Natürlich war mir zu Hause schon klar, dass er etwas im Schilde führte.
Ich habe sie nie gezählt, aber so an die zwanzig bis fünfundzwanzig Nischen gab es an der Ostseite des kleinen Waldsees. Einige so eng, dass nur ein Mensch Platz hatte, gut die Hälfte für zwei bis vier Personen und einige wenige der Lichtungen sogar für zehn, zwölf.
Hier hin verirrte sich niemand zufällig. Alleine würde ich diesen Teil des Sees nicht betreten. Einzelne Frauen waren auch die Ausnahme, aber neben den meist Schwulen oder Bi-Männern, die hier ihre Neigungen auslebten, waren auch hin und wieder Pärchen anzutreffen. Über die engen Trampelpfade schlichen sich immer irgendwelche Leute auf der Suche nach Gleichgesinnten, oder um einfach nur zu schauen Schrägstrich spannen.
Ich sage mir eins. Wenn ich an einen solchen Platz gehe, dann muss ich das auch in Kauf nehmen. Schließlich gab es hier am See Plätze, wo man wirklich ungestört sein konnte. Ich stehe aber natürlich nicht darauf, dass sich einer neben uns stellt und gafft, aber die Möglichkeit, dass jemand grad „zufällig“ beim … vorbeikommt – hat schon was. Zumindest ab und zu.
Ich döste bäuchlings auf der weichen Decke und mein Mann verwöhnte meinen Rücken mit kreisähnlichen Bewegungen, die sogar ein klitzekleines Bisschen an die Massagen meiner Freundin Tina erinnerten. Nach einer Weile forderte er mich auf, mich auf den Rücken zu legen und widmete sich mit wachsender Begeisterung meiner Vorderseite. Ich war locker und entspannt, und genoss seine Berührungen. Zuvor hatte ich noch einen kurzen Rundumblick getan. Etwas hinter uns lag noch ein Pärchen, das schon zum Inventar der Ostseite gehörte. FKK-Freunde und schon im gehobenen Alter. Seitlich sonnten sich zwei einzelne Männer. Und der Grauhaarige mit der Halbglatze begegnete dem Blonden mit dem Aknegesicht nun schon zum dritten Mal, seit wir hier waren.
Beim Sitzen konnte man sich gegenseitig sehen, beim Liegen jedoch kaschierte das kniehohe Gras die Körper. Und ich lag ja …
Die meiste Zeit waren meine Augen geschlossen, weil ich aber gern wusste, was um mich herum passierte, blinzelte ich von Zeit zu Zeit. Da mich dabei aber das grelle Sonnenlicht störte, zog ich mir meine dunkle Sonnenbrille vor die Augen. Aus den Augenwinkeln sah ich einen Mann vorübergehen. Er war nackt, trug aber seine Badeshorts in der Hand. Er ging langsam, blieb einige Meter entfernt stehen und setzte sich hin – mit diesem – ‚Ach hier ist es so schön, und ich bin von meinem Rundgang um den See ja so müde und muss ausgerechnet hier eine Pause einlegen’ – Hinsetzen.
Aber was soll’s, nicht mein Problem … ich widmete meine Aufmerksamkeit lieber wieder den sanften Händen meines Mannes, in der Erwartung, dass er so langsam aber sicher die Intensität auch auf andere Stellen verlegen würde.
Ich atmete schon schwer, als Jürgens Hände sich immer enger um meinen Busen legten - abwechselnd, wie ein Hauch, über den Oberkörper glitten - dann etwas tiefer über die Hüftknochen, an den Oberschenkeln entlang - und den Weg wieder zurück. Meine traditionell leichte Gegenwehr neutralisierte er durch seine geschickten Berührungen und auch, weil er mir lauter nette Komplimente ins Ohr flüsterte. Ich folgte seinem Rat, mich zu entspannen und meine Beine ein wenig zu öffnen.
Hier und da entwich mir schon ein leichtes Stöhnen, und ich konnte es fast nicht mehr abwarten. Er machte alles wie aus dem Lehrbuch. Seine Hände auf meiner Leiste, auf dem Venushügel und dann erst langsam mit dem Daumen die kleinen Schamlippen an den großen reiben. Das alles stimulierte indirekt meine Klitoris. Dies bewirkte wiederum, dass meine anerzogene Hemmschwelle rasant fiel.
Wenn er sein intensives Streicheln einstellte, wusste ich, dass wieder ein „Wanderer“ vorbeiging. Kaum war er außer Sicht, machte Jürgen mit seinem Spiel weiter. Irgendwann reichte es mir dann, ich griff nach seiner Hand und forderte ihn auf – endlich „ernst“ zu machen. Er ließ sich auch nicht zweimal bitten, und ich musste fast ins Handtuch beißen, um ein lautes Aufstöhnen zu unterdrücken.
Wellen der Lust erreichten meinen Sinn und ich rekelte mich lasziv auf der weichen Decke. Das Vorspiel, einschließlich seines Bemühens, mich überhaupt dafür zu begeistern, es hier am See zu machen, nahm mit Abstand die meiste Zeit ein. Es gefiel Jürgen, mich zu überreden, zu erregen - mich einfach geil zu machen.
Und das war ich! Das Stadium, in dem wir aufstehen würden, um uns im dichten Unterholz einen Platz zu suchen, um es miteinander zu treiben, war überschritten. Ich wollte einfach nur noch kommen. Jürgen gefiel auch dieses Spiel, wohl wissend, dass sich seine Frau nach ihrem Orgasmus gern bei ihrem Mann dafür bedankt. Und er freute sich darauf, gab sich alle Mühe und steigerte die rhythmischen Bewegungen seiner Finger. Längst stimulierte er meine Scheide nicht mehr, sondern – fickte mich regelrecht. Ich biss ins Handtuch. Die ersten Funken zerplatzten zu Sternchen, und als er mich noch zusätzlich mit dem Daumen an der Perle berührte, explodierte ich: Ich zuckte, hob das Becken und wand mich unter seinen Berührungen. Jürgen kannte mich in und auswendig, wusste nur sehr genau, wann er die Intensität drosseln musste, und ging dazu über, mich zärtlich am Bauch, den Schenkeln und an Hals und Nacken zu streicheln. Sein steifes Glied berührte meinen Körper und zeigte mir, dass noch etwas zu erwarten war. Ich umschloss es mit meiner Hand, wir küssten uns - und ich begann langsam damit, ihm …
„Hallo. Auch bei dem wunderschönen Wetter die Natur genießen?“
Wir zuckten beide zusammen, und schauten in die Richtung, aus der die Stimme kam. Der Typ, den ich vor einer Weile schon einmal kurz gesehen hatte, stand vor uns. Seine Badehose hielt er immer noch in der Hand. Er kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich konnte ihn nicht einordnen. Für einen Moment schauten wir uns nur schweigend an. Er fragend, Jürgen und ich eher perplex.
„Oliver Schmittke. Unsere Töchter gehen in dieselbe Klasse.“
Ich erstarrte zu Stein. Jürgen brachte noch ein – „Ähh ja, Servus!“ heraus.
Ich schaute auf die Uhr, drehte mich zu meinem Mann um und sagte.
„Wir müssen los, Jürgen!“ Kaum war es ausgesprochen, hatte ich mir auch das Sommerkleidchen schon übergezogen. Jürgen war ziemlich angesäuert, aber er gab Herrn Schmittke wenigstens noch eine Antwort. Es folgten einige Dialoge der Marke ‚Small Talk’, während ich schon unsere Decke zusammenrollte.
Auf dem Weg zu unserem Auto fragte ich vorwurfsvoll: „Ist dir der Typ nicht aufgefallen?“
„Doch Anja! Ich habe ihn herbeigebetet, damit wir den Lehrstoff durchgehen können!“, antwortete Jürgen, immer noch schlecht gelaunt.
„Hat der vorher schon zugeschaut?“
„Woher soll ich das denn wissen?“
Wir liefen schweigend nebeneinander her und ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Eine absolut skurrile und peinliche Situation. Dieser Schmittke, mit dem ich im Leben noch keine drei Sätze gesprochen hatte, war – gelinde gesagt - ein Depp!
*** ***
„Ein Volldepp sogar!“, meinte Klaus, nachdem ich meine Erzählung beendet hatte. „Elefanten sollten den Porzellanladen meiden!“
„Stimmt! Die geile Stimmung war sofort weg und … mal im Ernst … das macht man doch nicht! Ich wäre einfach weitergegangen und hätte dem Pärchen seinen Spaß gegönnt.“
„Ich hätte ein bisschen zugeschaut!“
„Echt?“
„Ja klar! Wieso nicht? Wenn Zwei das an so einer Stelle machen, dann unterstelle ich, dass sie an dezenten Zusehern nichts auszusetzen haben.“
„Stichwort ist und bleibt aber – dezent, diskret – nicht stören.“
„Genau. Sag ich doch“, meinte Klaus breit grinsend. „Wann bist du mit Jürgen mal wieder beim … Sonnenbaden?“
„Ich schick dir eine SMS. Okay?“
Klaus grinste immer noch, und ich wollte nicht wirklich wissen, was gerade in seinem Kopf vorging.
„Apropos dezent und diskret. Ich habe hier auch schon voll das Gegenteil erlebt.“
„Erlebt? Mit Jürgen …?
„Nee, und erlebt ist vielleicht nicht gerade das richtige Wort, aber gesehen habe ich es – mit eigenen Augen.“
„Logisch – sonst hättest du es ja auch nicht gesehen?“
„Wie bitte?“
„Nichts! Ich habe nur einen kleinen Scherz gemacht!“, freute sich Klaus.
Ich überlegte einen Moment und nickte dann, ohne es allerdings kapiert zu haben. Klaus sah mich gebannt an und ich ließ ihn natürlich zappeln.
„Anja! Jetzt erzähl halt schon …“
„Okay, aber es ist ziemlich krass!“
„Ich bin schon volljährig!“
„Also gut, dann höre zu …“
*** Mann gegen Mann ***
Etwa zwei Stunden war ich mit dem Mountainbike über unwegsames Gelände gefahren. Ausgepowert, aber auch zufrieden, fuhr ich gemütlich Richtung Heimat. Als ich am Waldsee vorbeikam, überlegte ich, ob ich kurz ins Wasser springen und ein wenig in der Sonne dösen, oder es mir lieber in der Badewanne bequem machen sollte. Ich rollte langsam über den Feldweg, und beide Varianten hatten was. Ich könnte mich aber auch zu Hause ein wenig auf der Terrasse sonnen … Schon im Begriff durchzustarten, hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Ich hielt an, sah mich um und zuckte mit der Schulter. Hatte mich wohl verhört.
„Anja! Hier!“
Diesmal hörte ich es nicht nur deutlich, sondern sah auch jemand winken. Ich wendete das Rad und fuhr zu ihm.
„Hi Mike“, begrüßte ich den nackten Mann mit dem Mobilphon in der Hand. „Wie rennst du denn auf der Straße rum?“
„Ein Feldweg ist keine Straße. Ich habe mein Handy im Auto vergessen und es eben geholt. Und du? Komm doch ein bisschen mit.“
„Ich wollte grad heimfahren …“
„Ach komm, Anja. Ich schlepp schon die ganze Zeit eine Flasche mit deinem Lieblingsgetränk in der Kühltasche rum. Auf jetzt, die muss weg!“
„Eiskaltes Cola?“
„Okay, dein zweites Lieblingsgetränk. Eisgekühltes Malzbier.“
„Wo liegt ihr?“
„Üblicher Platz!“
Während Mike auf einem der zahlreichen Trampelpfade den Hang hinunter ging, fuhr ich ein paar Meter zurück und nutzte den mehr oder weniger offiziellen Weg zum See. Fast zeitgleich kamen wir an ihrem Liegeplatz an.
„Heute nicht mit deinen Schwestern sonnenbaden?“, fragte Freddy, so was wie Mikes fester Freund.
„Nee, immer kann ich die Zwei auch nicht ertragen.“
(siehe Small Talk Teil 2)
Die beiden sahen sich grinsend an und Mike fischte das versprochene Malzbier aus der Kühltasche.
„Ja, ja, die Weiber! Die Probleme wollte ich mal haben“, stichelte Freddy, der eigentlich Manfred hieß und mit seinen platinblond gefärbten Strubbelhaaren und seinen klischeehaften Bewegungen durchaus berechtigt wäre – Weib genannt zu werden.
Ich nahm einen kräftigen Schluck und beschloss dann, erst mal ins Wasser zu gehen. Das Bike stellte ich auf die Seite. Meine Sonnenbrille legte ich schon auf die Decke der Jungs, zog das Piraten-Kopftuch runter und die Handschuhe aus. Dann streifte ich den einteiligen Radbody ab, zog ihn bis zu den Knöcheln runter und bemerkte, dass ich die Schuhe noch anhatte. Für einen Moment überlegte ich, den Body einfach über die Schuhe zu ziehen, entschied mich dann aber, diese doch erst auszuziehen.
„Nicht so einfach?“, spottete Mike und erinnerte mich schlagartig daran, dass ich ja nicht alleine am See war. Bücken kam also aus gegebenem Anlass nicht infrage und ich zog den Body wieder hoch. Zumindest über das Gesäß. Dann streifte ich die Radschuhe ab, stellte sie sorgfältig neben mein Rad und zog den Body wieder runter. Die beiden klatschten und ich verbeugte mich brav.
„Kommt ihr mit?“
„Nee, wir waren vorhin erst schwimmen!“
„Bin gleich wieder zurück!“, rief ich und hüpfte nackt ins Wasser. Ich schwamm zur Mitte des Sees und langsam – mehr gleitend als schwimmend - wieder zurück. Meine strapazierten Muskeln dankten es mir und ich fühlte mich pudelwohl, als ich wieder festen Boden unter meinen Füßen spürte.
Die beiden hockten auf der Decke und Freddy lästerte schon wieder. Diesmal war mein Body der Gegenstand seines Spotts. Er amüsierte sich darüber, dass ich ihn sorgfältig über den Rahmen des Mountainbikes gehängt hatte, und bot mir freundlicherweise an, hier einen Wäscheständer aufzustellen.
Dass ich ein 75 Euro teures Kleidungsstück nicht achtlos auf den Boden warf, hätte ich mit ihm ausdiskutieren können, doch wie bei seinen Stupfeleien üblich, streckte ich ihm einfach mal geschwind die Zunge raus und setzte mich zudem klatschnass auf seine Decke.
„Och Menno, Anja! Du weißt doch genau, dass ich das hasse. Trockne dich doch bitte vorher ab!“, heulte Fred erwartungsgemäß rum.
Ich sah zu Mike und grinste: „Wie soll das ohne Handtuch gehen? Übrigens Mike, ich sehe, dass es bei euch ja auch kleine Zicken gibt.“
Die beiden gleichaltrigen Männer kannte ich seit drei Jahren und besonders zu Mike hatte ich einen ganz guten Draht. Ihre Neigung war mit ein Grund, weshalb ich mich bei den beiden wohlfühlte. Die Ostseite des Waldsees wimmelte von dubiosen Gestalten, und wenn ich alleine am See war, dann immer auf dem gegenüberliegenden sandigen Ufer. Hin und wieder schaute ich aber mal vorbei, weil ich wusste, dass die Jungs oft hier waren. Mike war zudem mit seinen Massagekünsten bekannt, und schon oft saß er direkt vor mir und massierte meinen Rücken oder meine Oberschenkel, während wir uns über die TV-Serie »Querr as folk« unterhielten.
„Das hat gar nichts mit zicken zu tun, Frau Anja! Du machst das nur, um mich zu ärgern“, piepste Freddy und tupfte mit einem Handtuch und dem traditionell abgespreizten kleinen Finger die Decke trocken.
„Das würde ich niemals machen, Manfred“, säuselte ich ihm mit dem unschuldigsten aller Gesichtsausdrücke zu.
„Siehst du Mike? Jetzt nennt sie mich auch noch bei meinem Geburtsnamen, obwohl sie genau weiß, dass ich das hasse …“
„Dann ignorier es doch. Je mehr du dich aufregst, Freddy, desto toller treibt sie das Spiel doch auf den Gipfel“, meinte Mike, deutlich genervt, und beobachtete mich. „Sieht ja aus wie ein Engelchen, die süße Anja … und … ich muss zugeben … für eine Frau auch ganz nett.“
„Engelchen mit Bengelchen!“, rundete Freddy den geistreichen Dialog ab, und die beiden Männer lachten sich halb tot. Das änderte sich dann aber rasant, als ich ungefragt Freddys Haarbürste nahm und meine Haare damit kämmte. Während er mich fassungslos ansah, lag Mike auf der Decke und krümmte sich wieder vor Lachen. Nachdem der gute Manfred wieder Luft bekam, strafte er mich durch Nichtbeachten. Das tat er allerdings so was von ungeschickt, dass ich dauernd grinsen musste.
„Apropos Engel mit Bengel, wir müssen nachher unbedingt die DVD abgeben!“, meinte Mike, nachdem er sich wieder gefangen hatte.
Freddy zuckte zusammen und bekam wieder diesen weinerlichen Gesichtsausdruck. „Och Menno, Mike! Ich dachte, das hast du gestern gemacht!“
„Vergessen!“
„Jetzt müssen wir wieder nachbezahlen.“
„Ich regle das schon.“
„Was habt ihr euch ausgeliehen?“, fragte ich, weiterhin mit meiner Frisur beschäftigt.
„Der Fickminator. Teil vier, der Bengel mit dem Schwengel“, antwortete Freddy trocken, und diesmal musste ich lachen.
„Gar nicht so schlecht!“, bestätigte Mike seinen Spruch und Freddy saß mit stolzgeschwellter Brust da.
„Und?“, fragte ich nach angemessener Wartezeit noch mal nach.
„Und was?“, fragte Freddy.
Ich verdrehte die Augen. „Und – bezogen auf meine Frage von vor zwei Minuten!“
„Sagte er doch – wir haben uns Pornos reingezogen“, meinte Mike.
„Hätte ich mir ja denken können.“
„Jetzt sag bloß nicht, Frauen schauen nie Pornos.“
„Natürlich tun wir das auch. Manchmal. Aber so Zeugs, wo sie stundenlang Nahaufnahmen der Geschlechtsteile zeigen, das interessiert uns nicht.“
„Ich weiß! Ihr wollt eine Handlung sehen, am liebsten auf einer Südseeinsel unter azurblauem Himmel. Wie in der Barcardi Werbung“, wusste Freddy.
„Ich spul immer die DVD vor, bis zum Darkroom“, sagte Mike.
„So wie bei Querr as Folk? Im Babylon?“, fragte ich.
Mike grinste: „Das ist ein Klischee, Anja.“
„Aber mal im Ernst, das interessiert mich jetzt wirklich. Was gefällt euch denn bei einem Porno?“, fragte Freddy.
„Weiß ich nicht! Ich schaue selten mit den Mädels Pornos an.“
„Dann anders gefragt. Wie muss ein Film sein, damit er dir gefällt!“
„Schwer zu sagen.“
„Überlegst du noch, oder bist du eingeschlafen!“, fragte Mike nach einer Weile.
„Okay. Ich spreche mal für mich. Er muss professionell gedreht sein, also nicht mit so einer wackeligen Kamera in der Hand. Die Darsteller müssen ästhetisch sein, also meinem Geschmack entsprechen. Schöne Landschaft, vielleicht am Meer oder so. Und noch was – ganz wichtig – die Dialoge müssen authentisch sein.
„Oh Gott, Mike! Sie will Baywatch sehen.“
„Was haste gegen Baywatch?“
„Spielen doch sehr schöne Menschen mit“, sagte Mike.
„Sag doch gleich – sehr schöne Männer!“
„Mache ich bewusst nicht. Auch wenn Frauen mich noch nie in irgendeiner Weise sexuell erregt haben, aber – ich finde sie durchaus schön. Dich zum Beispiel, sweet Anja. Deine Figur finde ich klasse, und du hast so was Niedliches an dir.“
„Ja, so putzig!“, mischte sich Freddy ein.
„Jetzt beruhigt euch wieder, Jungs! Ihr seid ja schlimmer als Heteros. Außerdem gibt’s da auch sehr hübsche Frauen.“
„Wo?“
„Auf der Rückseite des Mondes! Mann, Freddy, von was reden wir grad?“
Er grinste über beide Ohren, und ich dann auch, als ich merkte, dass er mich eben mit meinen eigenen Waffen geschlagen hatte.
„Gefällt dir Pamela Anderson?“, fragte mich Mike.
„Als sie noch – in Anführungsstrichen – normal ausgesehen hat …? Ja doch, eine schöne Frau.“
„Aber heute? Diese Silikonhupen sind ja so was von unnatürlich und gekünstelt, dafür habe ich kein Verständnis!“, sagte Freddy. „Deine finde ich niedlich …“ Er hielt inne, musterte meinen Oberkörper und wippte mit dem Kopf, „75… nein 70 B würde ich sagen.“
„Du bist unglaublich, Freddy!“, sagte ich.
„Unglaublich? Freddy ist nicht ganz sauber! Interessiert sich für Tittengrößen und hat mehr Körperlotionen zu Hause als jede Frau.“
„Vor dreißig Jahren haben dich die Brüste deiner Mutter gesäugt, mein lieber Mike. Also, etwas mehr Respekt vor der weiblichen Brust.“
„Ich war ein Flaschenkind.“
„Vor allem warst du während deiner ersten Lebenswochen – weiblich!“, sagte ich schmunzelnd.
„Ich wusste es! Ich wusste, dass du genau das jetzt sagen würdest!“
Während Mike noch den Kopf schüttelte, streckte Freddy seinen Hals.
„Oh! Heute so früh?“, sagte er zu Mike.
Wir sahen ihn an, dann, seinem Kopfnicken folgend, auf einen schmächtigen jungen Burschen, der verstohlen dastand und sich umsah.
„Ist das der Typ?“, fragte ich ungläubig nach.
„Jepp!“
„Das ist ja ein richtiger Milchbubi! Ist der überhaupt schon volljährig?“
„Freddy hat ihn mal mit dem Auto herfahren sehen, also wird er es wohl sein.“
„Und der macht … jetzt … ich meine … der hat das vor? Also das, was ihr letztes Mal erzählt habt?“
„Klar. Der Typ kommt dreimal die Woche hier vorbei, und wer weiß, wo er sich die restlichen Tage rumtreibt.“
Gebannt und auch schockiert beobachtete ich den Jungen, der langsam näherkam, schüchtern grüßte und sich etwa fünf Meter von uns entfernt am Ufer präsentierte.
„Der zeigt jetzt, dass er da ist. Pass mal auf, gleicht geht’s hier rund.“
Mike hatte seinen Satz kaum beendet, als der Erste auftauchte. Ein alter, völlig behaarter Mann mit einer mörderischen Plauze, und obendrein völlig nackt, kam hastig den Weg entlang und lief stur an unserem Liegeplatz vorbei. Einem Fingerzeig Mikes folgend, sah ich einen weiteren, der auf uns zu schwamm.
Wir drei sahen zu, wie sich der junge Blonde auszog, einem Trampelpfad ins Unterholz folgte und plötzlich verschwunden war.
„Wo ist er denn jetzt hin?“
„Dort hinten ist eine Nische. Da lassen sie’s jetzt krachen!“
„Du meinst …?“
„Logisch! Wieso, willst du zusehen?“
„Quatsch!“, sagte ich empört und verrenkte mir fast den Hals, um was sehen zu können. Aber um diese Jahreszeit war das Gestrüpp hier sehr dicht und die Ostseite, das wusste ich ja, für schnelle Nummern berühmt.
„Von hier siehst du nichts. Geh doch hin und schau’s dir an“, meinte Mike amüsiert.
„Quatsch!“, antwortete ich empört, war aber längst im Bann gefangen. „… Gehst du mit, Mike?“
„Wieso? Ich …“, er sah zu seinem Freund, „… wir kennen den schon.“
„Und nicht nur vom Zusehen!“, lachte Freddy.
„Ihr habt auch schon mit dem …?“
„Ja sicher. Ein paar Mal. Aber der reizt uns nicht mehr!“
„Geh doch alleine spannen, Anja.“
„Ich spanne nicht! Höchstens mal ein kurzer Blick. Aber das traue ich mich nicht allein.“
„Tja – Pech.“
„Och komm, Mike! Bitte! Nur mal gucken! Ich kann mir das gar nicht vorstellen.“
Die beiden sahen sich an.
„Bitte! Mike!“
„Jetzt geh halt mit Mike, bevor sie noch einen hysterischen Anfall bekommt!“, sagte Freddy, sichtlich genervt.
„Na gut! Aber du wirst schockiert sein!“
Ohne es mir auch nur annähernd vorstellen zu können was mich da erwartet, sprang ich auf, schnappte Mikes Hand und zog ihn mit.
„Langsam Anja! Nicht so schnell. Willst du direkt danebensteh’n und beim Ficken zuschauen?“
„Selbstverständlich nicht!“, sagte ich empört.
„Ja eben. Dann sollten wir auch nicht den Weg direkt in die Nische nehmen, oder?“ Während Mike scheinheilig grinste, wurde mir bewusst, dass ich geradezu in die nette Männerrunde geplatzt wäre. Bereitwillig und ohne Widerworte folgte ich ihm durch das Dickicht. Etwas den Hang hoch, bis wir eine Stelle erreicht hatten, wo man aus leicht erhöhter Position einen guten Einblick in diese besagte Nische hatte. Abgesägte Äste zeugten davon, dass dieser Platz mehr als ein Geheimtipp war.
Ich musste mich nicht einmal strecken, und mit offenem Mund sah ich direkt in die kleine Lichtung. Eine ausgeblichene, alte Europalette belegte fast die Hälfte der Nische und der Blonde kniete im Doggystyle darauf. Er stöhnte bei jedem Stoß auf, den der Fettsack ihm grunzend verpasste. Der andere, der rüber geschwommen war, sah ganz nett aus. Dunkelblonde halblange Haare, gute Körperproportionen und ein gepflegter Eindruck. Er stand mit steifem Glied daneben und stimulierte sich selbst.
„Na Mike? Ans andere Ufer gewechselt?“
Ich erschrak fast zu Tode, als plötzlich ein weiterer Mann neben uns stand. Sofort fiel mir ein silberfarbener Ring auf, den er sich völlig ungeniert über sein bereits halb steifes Glied zog. Im selben Moment wurde mir erst bewusst, dass ich ebenfalls nackt war - ich hielt meinen Unterarm vor meine Brust und die Hand vor meinen Schambereich.
„Der interessiert sich nicht für deine Pussy, Anja!“, schmunzelte Mike, der mich dabei beobachtet hatte. Er sah zu seinem Bekannten. „Natürlich nicht! Meine kleine Freundin will mal was Geiles sehen.“
„Ach so. Und du? Hast keine Lust, den Blonden zu ficken?“
„Heute nicht!“
Die merkwürdige Unterhaltung war beendet und der so um die 30 Jahre alte Fremde, ging nach einem letzten Gruß weiter und tauchte in der Nische auf.
„Ein Kumpel. Wir treiben es manchmal hier“, erklärte mir Mike unnötigerweise, und es schien für ihn völlig normal zu sein.
Mittlerweile war die Nische gepfropft voll. Der Fettsack verzog das Gesicht, grunzte noch einmal auf und trat einen Schritt zurück. Mikes Kumpel übernahm sofort seinen Platz und ein weiterer ebenfalls dicker Mann, stellte sich vor den Blonden und ließ sich einen blasen. Ich sah ihm ins Gesicht und mir wurde richtig übel. Fettige, verschwitzte Haare hingen in seinem aufgedunsenen Gesicht und mir war, als ob ich seinen Körperdunst riechen konnte.
„Ich verzieh mich …“, sagte ich leise, sah zu meinem Begleiter und bemerkte, dass er völlig abwesend in die Lichtung starrte. „Mike?“
„Das habe ich ja noch nie gesehen“, sinnierte er leise. Ich verstand ihn nicht, weil in der Nische genau das passierte, das er mir vor einigen Tagen geschildert hatte. Da ich keine Antwort bekam und eine gewisse genetisch bedingte Neugier mich erfasste, stupste ich ihn an den Arm. „Ist das heute anders als sonst?“
„Nein! Ja! – Blödsinn! Anja, du nervst grad ein wenig!“
„Wieso denn?“
Mike verzog kurz das Gesicht, wurde dann aber wieder sachlicher. „Siehst du den Schwarzhaarigen. Das ist sozusagen meine Numero Uno hier.“
„Sieht gut aus, aber ich versteh trotzdem nicht …“
„Der ist nicht schwul. Normalerweise lässt er sich nur so alle drei, vier Wochen mal einen blasen.“
„Wieso ist er dann nicht schwul?“
„Weil er halt bi ist. Wir sahen ihn mal auf dem Parkplatz. Fährt ’nen Yuppie-Laster mit Kindersitzen drin.“
„Yuppie-Laster?“
Mike grinste genervt. „Ja! So ein BMW-Kombi.“
Während ich weiterhin mit einer Mischung aus Ekel, Schock, Unverständnis und Neugier zuschaute, merkte ich, dass Mike leicht zitterte. Ganz langsam veränderte ich meine Position, um ihn unauffällig beobachten zu können. Ich erschrak. Sein Glied war stocksteif, er berührte sich, wenn auch wohl eher unbewusst, und sah gebannt auf das Schauspiel in der Nische. Der Blonde stöhnte laut und hielt hin.
Mikes Kumpel hatte ihn auf den Rücken bugsiert und hielt seine Beine nach oben. Immer schneller bewegte er sein Becken und der bisexuelle Familienvater zog sich, danebenstehend, ein Kondom über. Der Schwimmer beteiligte sich nicht direkt am Geschehen, sondern sah zu und machte es sich dabei mit der Hand. Mikes Bekannter kam zum Höhepunkt, stand auf, zog sein Gummi runter, warf es einfach auf den Boden und kniete sich seitlich neben den Blonden. Während er ihn dazu aufforderte, sein noch steifes Glied in den Mund zu nehmen, beugte sich der Schwarzhaarige zwischen die Beine des blonden Nimmersatts und besorgte es ihm auf dieselbe Weise, wie schon die Männer vor ihm.
Ich sah, wie Mike meilenweit weg war, und flüsterte ihm zu: „Ich geh wieder zurück.“ Er nickte nur und ich schlich mich weg. Leider war der Weg von einem weiteren Typ belagert. Auch er sah dem Treiben zu, und auch er machte es sich dabei selbst. So stand ich nun mitten zwischen den vielleicht zehn Meter voneinander entfernten Männern im Niemandsland und beschloss, auf Mike zu warten. Die Minuten zogen sich hin und ich machte einen Schritt, um zu sehen, ob Mike noch lebte. Wenn ein Moment jemals unpassender war, dann dieser. Mikes Hand machte eindeutige Bewegungen und ich sah just in diesem Augenblick, wie eine weiße Fontäne gegen die Blätter spritzte. Schnell huschte ich wieder einen Schritt zurück in die „neutrale Zone“.
Kurz darauf hörte ich Mike. „Sorry Anja. Das ist mir jetzt unangenehm.“
„Ich habe nichts gesehen!“, verriet ich mich.
Er lachte und wurde im gleichen Moment wieder ernst: „Ich war völlig … äh … ja – geil. Geil und weg. Tut mir leid, ich hätte dich nicht einfach so alleine rumstehen lassen dürfen.“
„Ich bin ein großes Mädchen, Mike!“
Er lächelte, griff nach meiner Hand und führte mich aus dem Gestrüpp. Als Freddy uns sah, legte er seine Illustrierte beiseite.
„Stell dir vor Freddy. Der Typ mit dem BMW-Kombi war da, und du glaubst nicht, was der gemacht hat …“
Eine von Freddys Marlboro rauchend, saß ich auf der Decke und hörte gespannt zu. Ich hätte darauf gewettet, dass Mike kein Sterbenswörtchen davon erzählen würde, er hingegen ließ nicht einmal aus, wie sehr es ihn erregte. Inklusive des Parts, wo er in die Blätter spritzte …
„Meinst du den knacken wir noch?“, fragte Freddy, dem ich jetzt eher eine Eifersuchtsszene unterstellt hätte.
„Ich denke der ist noch nicht so weit, aber irgendwann wird er’s wissen wollen!“
„Das macht mich jetzt ganz wuschelig, Mike. Schade, dass du grad abgespritzt hast …“
„Bist du schockiert, Anja? Du sagst ja gar nichts?“, fragte Mike.
„Ich … nein! Doch schon. Also ich meine … ich wundere mich, wie offen ihr euch das erzählt.“
„Wir sind schon ein paar Jahre zusammen, Anja“, klärte mich Freddy auf. „Aber wir sind nicht monogam. Wir haben voreinander keine Geheimnisse, was das Sexuelle angeht.“
„Eine freie – schwule – Beziehung, sozusagen“, sagte ich eher zu mir.
*** *** ***
„Das ist echt krass!“, meinte Klaus, der gespannt zugehört hatte.
„Sagte ich doch.“
„Okay, die beiden Typen scheinen ja ganz in Ordnung zu sein, aber das in der Nische …? Nee, danke!“
„Das mit Abstand krasseste, das ich je gesehen habe!“
„Ich kann mit Schwulen oder Bi-Sexuellen überhaupt nichts anfangen!“
„Es gibt solche und solche. Viele führen nach außen ein ganz normales Leben, oder sind verheiratet … und leben ihre Neigung im Verborgenen aus.“
„So wie keiner die Bildzeitung liest, oder zu MacDoof essen geht.“
„Ja, so ungefähr!“, gab ich ihm Recht.
„Warum outen die sich nicht einfach?“
„Erzählst du jedem, dass du manchmal ins Bordell gehst?“
„Das ist ja wohl was völlig anderes!“, rechtfertigte sich Klaus. „Ich kaufe mir eine Serviceleistung, bin anständig und nett zu den Mädels und …“
„Okay, anders gefragt - erzählst du es auf der Arbeit rum?“
„Natürlich nicht, das ist ja auch meine Privatsache!“, sagte Klaus entrüstet.
„Eben. Und sexuelle Ausrichtung ist auch privat!“
„Da hast du auch wieder recht. Aber um noch mal auf die Frauen zurückzukommen …“
„Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen Klaus, solange du Jürgen nicht mitnimmst …“
„Bei eurem erfüllten Sexleben wäre er blöd, dafür auch noch zu bezahlen … Aber trotzdem, das Thema ist mir jetzt etwas peinlich.“
„Peinlich ist ein gutes Schlusswort. Ich erzähle dir mal, was peinlich ist. Es ging nämlich am See noch weiter …“
***
Freddy lachte laut auf und schüttelte den Kopf. „So was kann auch nur eine Frau fragen!“
„Da gebe ich Freddy hundert Pro Recht. Es gibt zwar auch richtige Biedermann-Pärchen, aber die meisten sind doch sehr offen.“
„Aber, um auf deine Frage zurückzukommen. Natürlich treiben wir’s nicht mit jedem, und wir laufen auch nicht den ganzen Tag mit einem Steifen rum, aber Sex ist schon das Hauptthema in unserem Leben.“
„Eins davon, und jetzt zerstör ich dein Weltbild vollständig … ich sammle nämlich leidenschaftlich Briefmarken“, schmunzelte Freddy. Die beiden genossen es richtig, mich sprachlos gemacht zu haben. Freddy fasste in die Kühlbox, holte zwei Flaschen Bier heraus und kramte weiter. „Thunfisch oder Käse?“
„Ähh … was?“
„Willst du ein Thunfisch- oder Käsesandwich? Ich koche übrigens auch gern!“
„Ich habe kein Hunger …“
Streng sah mich Freddy an, und mir war klar, dass eine Ablehnung seiner wirklich liebevoll hergerichteten Brote schwerwiegende Konsequenzen mit sich brachte. Ich zeigte auf das Käsesandwich, und seine Mundwinkel gingen wieder nach oben. „So ist brav. Mit Gürkchen?“
Wieder nickte ich nur und Freddy sprang in die Kühlbox. „Oh, sieh da!“ Er zog eine Flasche Cola hervor und reichte sie mir freudestrahlend.
„Welch Zufall! Dabei hat sie Freddy extra für dich gekauft“, petzte Mike schmatzend und erntete dafür einen bitterbösen Blick. Der änderte sich aber sofort wieder, als ich ihm einen Kuss auf die Wange gab. „Du bist richtig süß, Freddy. Könntest glatt bei mir einziehen.“
„Danke schön, Anja. Gut zu wissen, weil, dieser Bauerntrampel weiß es oftmals gar nicht zu schätzen …“
„Komm Freddy, ich bin halt so und … das Sandwich ist einfach nur geil. Aber jetzt sag mal Anja … ganz ehrlich … war es krass, dass du gesehen hast, wie Männer … Männer ficken?“
Ich schaute Mike an und gab es zu: „Das war schon ziemlich derb. Vor allem die beiden hässlichen Fettsäcke. Und Sex? Na ja …!“
„Da gebe ich ihr jetzt aber Recht, Mike! Von den Typen würde ich mich niemals auch nur anfassen lassen – so einen Notstand kann es gar nicht geben.“
„Die sind halt völlig notgeil. Wir beachten die gar nicht. Aber der Schwarzhaarige … oh Mann, den würde ich zu gerne mal ficken!“
„Von dem träumst du nicht alleine, Mike“, blühte Freddy wieder auf. Ich hockte im Schneidersitz auf der Decke und schüttelte grinsend den Kopf.
„Und, Anja – gefällt dir Mikes Schwanz?“
„Wie bitte?“ Mir fiel fast das Brot aus der Hand.
„Mir gefällt er! Ist es komisch für dich, mit zwei nackten Männern zusammen zu sein, die dich gar nicht anregend finden?“, legte Freddy nach. Mike schmunzelte nur.
„Ich muss so langsam gehen.“
„Ich dachte du wärst cooler, Anja. Da stell ich eine ganz harmlose Frage und du ziehst den Schwanz ein.“
Mike lachte laut auf. „Wenn Anja den Schwanz einziehen könnte, das wäre geil!“
Vorsichtshalber ging ich nicht weiter darauf ein, überlegte aber schon, wie ich hier aus der Misere käme. Nun ja, vielleicht mit Offenheit?
„Ich finde, dass ihr beide gut ausseht. Ihr seid nett, gepflegt und witzig. Einer von euch hat auch einige weibliche Wesenszüge.“ Dabei blickte ich zu Freddy, der mit einer schnippenden Handbewegung reagierte. „Und ja, um deine Frage zu beantworten, mir gefällt Mikes Schwanz!“
Mike lachte wieder, und freute sich wohl über mein Geständnis. „Danke schön Anja, so was Nettes hat mir noch keine Frau gesagt.“
„Du wirst lachen, Mike. Das habe ich bisher auch noch zu keinem gesagt. Aber ich würde auch gern was wissen.“
„Schieß los“, meinte Freddy und bot mir eine Marlboro an. Ich legte mich quer auf die Decke, schmiegte meinen Kopf auf Mikes Bauch und blies den Rauch in die Luft. „Okay, ich sag’s einfach frei heraus, ja?“
Die beiden sahen mich fragend an. „Ja auf! Trau dich!“
„Okay. Aber ehrlich antworten! Habt ihr mich auch schon angesehen, ich meine so direkt angesehen?“
Freddy verdrehte die Augen. „Deine kleine glatt rasierte Muschi? Natürlich!“
„Natürlich?“
„Ja klar, rein interessehalber.“
„Ja und?“
„Was und? Ob wir davon geil wurden?“ Die beiden lachten und ich kam mir sehr ernst genommen vor. „Anja! Wir sind schwul. Wir steh’n auf Schwänze!“
„Ja, ich weiß. Ich frag ja nur so.“
„Niemand fragt das nur so. Also ich gestehe, ich würde mir das schon mal gern etwas genauer ansehen. Also nicht nur im normalen Zustand!“, gab Freddy zu.
„Normaler Zustand?“, fragte ich nach.
„Er meint so beim Stehen. Wenn die Spalte geschlossen ist“, meinte Mike.
Freddy grinste und schielte demonstrativ zwischen meine angewinkelten und selbstverständlich geschlossenen Beine.
Ein seltsames Knistern lag in der Luft. Wie vom Teufel geleitet, öffnete ich ein klein wenig meine Schenkel. Ich streckte das rechte Bein aus, ließ das linke angewinkelt, kippte es aber langsam zur Seite ab.
Freddy veränderte ein wenig seine Sitzposition und schaute neugierig. Ich merkte, wie auch Mike seinen Kopf hob und zu seinem Freund schaute.
„Darf ich?“, fragte Freddy und kam näher. Er positionierte sich zwischen meine Beine und schaute zwischen seine eigenen. Ich folgte seinem Blick und hielt die Luft an.
„Ich glaub’s ja nicht? Das gibt es doch gar nicht!“, meinte er entsetzt und rutschte mit seinem Körper ganz nah an mich heran. Freddy wippte mit seinem Becken und sein Glied war … stocksteif.
„Das ist mir noch nie passiert. Darf ich dich berühren?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, legte er sein Ding genau zwischen meine Beine und ließ es durch sein Muskelspiel auf meiner Scheide tänzeln. Ungläubig und irgendwie nicht in der Lage zu reagieren, sah ich ihm zu. Er nahm sein steifes Glied in die Hand und rieb über meinen glatten Venushügel.
„Ohh, ist das geil. Bist du feucht, Süße?“
Ein weiterer Schub durchdrang mich. Völlig neben mir stehend, schaute ich zu Mike, der seinen Kopf direkt neben meinem hatte und gebannt zusah. Er nickte fast unmerklich. Freddy stöhnte auf. Er erhöhte den Druck und fuhr mit seiner Eichel an meinen Schamlippen entlang. Einmal runter, wieder hoch und stimulierte damit meine Klitoris. Für einen Moment war mir, als ob er lächelte.
„Erwähnte ich mal, dass Freddy bi ist und es sehr gern mit Frauen treibt.“
Schlagartig war ich wieder in der realen Welt, zuckte zusammen und wollte aufstehen. Mike hielt mich zurück und begann zu lachen. Freddy ebenso. Verdutzt sah ich die beiden abwechselnd an. Sie krümmten sich vor Lachen und reagierten nicht auf meine Fragen.
„Keine Panik, sweet Anja. Wir haben dich verarscht.“
„Aber so was von verarscht!“, grölte Freddy und wischte sich eine Träne aus dem Auge.
So langsam dämmerte es mir und ich verzog wenigstens ein klein bisschen meinen Mundwinkel. Geduldig wartete ich auf die Erklärung.
„Ich kenne keinen Menschen, der schwuler als Freddy ist …“, sagte Mike, nachdem er sich wieder gefasst hatte.
„Tut mir echt leid, Anja. Ich bin zu weit gegangen, aber das hat echt sein müssen!“
„Ja aber …“
„Mein Ständer? Der war schon echt, aber nicht wegen deiner … also ich meine … ich habe mir vorgestellt, wie Mike sich vorhin einen runtergeholt hat, und … na ja, das Ergebnis hast du ja gesehen!“
„Nimm’s locker, Anja. Freddys Schwanz wird nie wieder näher an eine Pussy kommen, als gerade eben.“
„Ihr seid zwei Spinner, echt!“, sagte ich erleichtert, aber auch ein bisschen enttäuscht.
„Aber im Ernst. Du hast eine echt süße Muschi, also für eine Frau meine ich …“
„Freddy!!! Jetzt krieg dich wieder ein ... Für eine Frau … wenn ich so was hör’!“
„Och Menno, Mike. Ich versuche nett zu sein, du Arsch!“
„Kommt Jungs! Seid lieb zueinander. Ich versteh, was du sagen willst, Freddy. Du bist süß … und du Mike - bist eine Ratte! Das bekommst du irgendwann zurück.“
Freddy lächelte und Mike grinste breit.
„Ich gestehe es. Habe Freddy ein bisschen animiert. Ich mach’s mit einer traumhaften Massage wieder gut, okay?“
„Drei Massagen! Und nur wenn sie wirklich gut waren … So Jungs, ich muss jetzt aber echt los.“
Während ich mich anzog, machten die beiden keine Anstalten sich zu bewegen.
„Vergesst nicht eure ’Schwengel’-DVD abzugeben“, erinnerte ich sie.
„Verdammt, das hätte ich jetzt schon wieder vergessen“, meinte Mike. „Aber ich muss mich erst noch um einen anderen Schwengel kümmern!“
Freddy hatte mit einem Mal so ein seltsames Grinsen im Gesicht und ich schüttelte nur den Kopf.
„Viel Spaß und bis demnächst!“
„Ciao sweet Anja!“
*** ***
„Oh Mann! Das ist echt verrückt!“, lachte Klaus und schüttelte den Kopf.
„Ja schon. Aber c'est la vie! Auf jetzt, Klaus. Lass uns heimfahren.“
Er schaute auf seine Uhr, erschrak und sprang von der Luftmatratze auf. Kurze Zeit später fuhren wir auf dem asphaltierten Radweg nebenher.
„Was kochst du heute, Anja?“
„Ich habe nicht die blasseste Ahnung. Irgendwas, das schnell geht.“
„Pasta?“
„Ja, so die Richtung.“
„Meine Mutter hat letztens so einen Auflauf gemacht. Hubertuspfanne. Ich sag dir, ein Gedicht. Und vor allem, geht schnell und du kannst gleich für morgen vorkochen.
„Cool! Erzähl, was brauche ich dafür …?“
© Mondstern
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(AutorIn)
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Dass meine Geschichten eher weniger angeklickt bzw. gelesen werden, akzeptiere ich schon lange. Meine Vorstellung von Sex und Erotik treffen halt nicht den Sevac-Mainstream. Das sie von den Lesern ständig runtergevotet werden - damit muss ich halt auch leben.
An dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön an alle die mir einser und zweiter Punkte geben. Ohne euch wäre es echt langweilig hier ... :-)
Eins betrübt mich aber immer mehr. Egal was ich mir ausdenke und schreibe - die Anzahl an Feedback wird immer weniger. Es ist frustrierend für den Autor, das seine wochenlange Arbeit unkommentiert bliebt.
Kostenlos angebotene Geschichten vs Was nichts kostet, taugt auch nichts?
Wird es Zeit, das Bündel zu schnüren und sich nach neuen Vermarktungsalternativen umzusehen?
Eine nachdenkliche Hobby-Autorin«
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Ach, ja: Dein Jürgen. Hut ab, wie du deinen Liebsten mit einer "realen" Sexszene in all die Schlüpfrigkeiten einbaust, die der schwule Waldsee und dein herrlicher Dialog mit Klaus zu bieten haben. Manch einer hätte daraus eine platte Sex-Geschichte gemacht, aber das hier ist vom Feinsten, überaus anregend und so herrlich naiv zugleich, atmosphärisch aus der Sicht der Erzählerin mit feinem Humor glaubwürdig vermittelt, handwerklich 1A.
Ich werde die Geschichte gleich noch einmal lesen, aber ich glaube, ich habe einen neuen "Lieblings-Mondstern" gefunden.
LG Andrea«
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Hut ab Anja!!
Skipp«
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Aus dem Leben gegriffen. Tolle Atmosphäre.«
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wieder eine sehr gut geschriebene Geschichte, die ich mit Genuss gelesen habe. Da kann ich nur wünschen, dass Du so weiter machst.
LG astweg«
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Ein geschickter Ausflug in die gleichgeschlechtliche "Liebe", wobei man am Ende fast Angst haben musste, dass der eine nicht doch plötzlich bekehrt wurde ;-). «
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irgendwie fehlt mir hier (mind.) ein Smilie ... du weißt schon, der mit dem Daumen nach oben. ;-)
Gefiel mir wieder ausgesprochen gut! Danke für den Lesegnuss.
Liebe Grüße und *knuddel*
Cat«
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ein sehr interessanter Ausflug in einen Teil der Erotik, der nicht für Jedermann reizvoll ist. Lächel.
Aber deine besondere Art der Erzählung und der Einblick in die Wahrnehmung als Frau ist wie immer klasse.
LG Tom«
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Der teil mit den Schwulen liest sich super. Wie immer eine tolle Story von dir.
Gruß
Thomas«
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Bitte bitte nicht unterkriegen lassen .....
Wir erfreuen uns immerwieder Deiner "fantastischen "Geschichten, die mittlerweile zu unseren Favorites gehören.
Viiiiiielen viiiiielen Dank auch für diesen hochbrisanten ausflug an den Waldsee
die fwuuper's«
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immerhin: es kommt außer unter den bäumen - und da grenzwertig - nicht einmal richtig zum akt...
für mich ist es jedenfalls soo schön und erfrischend, dass es hier eben auch einige könner dieses niveaus gibt - inhaltlich und technisch -, und mondstern gehört mit einer erfreulich souveränen schreibe weit vorn dazu. das ist übrigens hier so wie im rest des lebens, oder ? ;-)
danke sehr! und weitermachen!«
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Erstklassige Story, fantastische Dialoge!«
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wie immer eine sehr spannende Geschichte.
Bei Dir weiß man nie , wie die Geschichte sich entwickelt.
Du bist immer für Überraschungen gut.
LG Stef«
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aber ....«
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eine spannende und schöne geschichte, freue mich schon eine weitere von dir zu lesen
lg Jürgen«
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Danke dafür !«
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