Barbara Sanders
von unbekannt
Barbara Sanders blickte durch ihre langen, halbgeschlossenen Wimpern auf Norberts muskulösen Oberkörper. Ihr Kopf ruhte etwas erhöht auf einem weichen Kissen. Norbert kniete breitbeinig auf dem französischen Bett und streichelte zart über die mattschimmernde Haut ihrer vollen Brüste. Barbara tastete mit den Augen Norberts Körper ab. Er war von der Sonne gebräunt. Sie sah auf seine schmalen Hüften und dann auf den Bauchnabel, um den sich dunkle Haare kringelten, die aus seinem knappen Slip nach oben wuchsen. Barbara schloss ihre Augen und entspannte sich. Sie hatte einen schweren Arbeitstag hinter sich und genoss jetzt doppelt Norberts Zärtlichkeiten. Seine Hände fuhren streichelnd über ihren Körper, lockerten einige verkrampfte Muskeln an ihrem Nacken, wanderten wieder hinunter zu den festen Brüsten, deren Spitzen rosig in die Höhe standen. Dann glitten seine Finger weiter zu ihren Schenkeln, strichen sanft über die zarte Haut an den Innenseiten, schoben sich höher, verhielten kurz an Barbaras dünnen Slip aus dunkelgrünem, fast durchsichtigem Nylon und streiften ihn hinunter. Zuerst hob er ihr das eine und dann das andere Bein an. Schließlich legten sich Norberts Hände besitzergreifend um ihre Hüften. Barbara öffnete ihre Schenkel und stellte verdutzt fest, dass sie die ganze Zeit über an etwas anderes gedacht hatte.
An diesem Nachmittag war sie auf der Heimfahrt zu ihrer Junggesellen-Wohnung bei einer am Vortag aus der Klinik entlassenen Patientin vorbeigefahren. Barbara wollte ihr den kostbaren Ring zurückbringen, den eine Schwester beim Aufräumen des Krankenzimmers unter dem Bett gefunden hatte. Sie musste in dem vornehmen Villenviertel, in dem die entlassene Patientin wohnte, erst einige Zeit nach der Hausnummer suchen. Dann aber hatte Barbara Sanders, Assistenzärztin in einer Schönheitsklinik, Glück. Endlich hatte sie doch die ihr bezeichnete Villa gefunden. Gerade wollte dort ihren kleinen Wagen in eine Parklücke steuern, als sie von einem anderen Auto abgedrängt wurde. Wütend kurbelte Barbara das Seitenfenster ihres Wagens herunter; der Fahrer des anderen Autos aber beachtete sie nicht einmal. Seelenruhig stellte er den Motor seines Sportwagens ab und hievte seine langen Beine aus dem niedrigen Gefährt. Anschliessend grinste er Barbara herausfordernd an, so, als ob er auch noch ein Lob für sein Verhalten verdient hätte. Verärgert trat Barbara auf das Gaspedal und suchte nach einem anderen Parkplatz. Sie drehte in dem vornehmen Viertel eine Runde und stellte ihren Wagen dann schliesslich in der nächsten Seitenstrasse ab. Wütend stapfte sie durch die von alten Kastanienbäumen gefallenen Blätter, die jetzt vom Nieselregen, der unaufhörlich niederging, schmutzig auf dem Gehweg klebten. Als sie endlich an der Eichenholztür, die die Wohlhabenheit der Wohnungsinhaberin verriet, stand und läutete, war sie selber klitschnass. Sie musste warten und begann zu frösteln. Sie sehnte sich nach einem warmen Bad in der Wanne daheim und verfluchte insgeheim die vergessliche Patientin, die den Verlust ihres Ringes wahrscheinlich noch garnicht bemerkt hatte. Barbara drückte noch einmal auf den bronzenen Klingelknopf, der drinnen ein dezentes Westminster Glocken- spiel auslöste. Es blieb weiter still. Sie hörte keine Schritte in der Diele und war daher überrascht, als plötzlich dennoch die Tür geöffnet wurde. "Na, Sie haben es ja trotzdem geschafft!" Es war der junge Sportwagenfahrer von vorhin, der jetzt grinsend in der Tür stand. Barbara war der Verdacht gekommen, er hätte schon die ganze Zeit dahinter gestanden und sie beobachtet. "Wir kaufen aber nichts an der Tür", meinte der junge Mann sehr von oben herab. Barbara biss die Zähne zusammen und rang nach Luft. "Dieser wiederliche, arrogante Kerl!" schrie es in ihr. "Ich möchte zu Frau Maquard", stiess sie hervor. Der Ring war in ein Papiertaschentuch eingewickelt. Es hätte nicht viel gefehlt und sie würde ihn aus der Handtasche geholt und dem jungen Mann in das frech grinsende Gesicht geworfen haben. Sie hatte richtig vermutet, dass der Junior vor ihr stand. "Zu meiner Muter wollen Sie?" Er öffnete die Tür weiter und machte eine einladende Bewegung mit der Hand. Barbara trat in die kostbar eingerichtete Diele. Dieser Raum glich fast schon einer Halle. Dicke Perserbrücken lagen auf dem Parkett und kündeten laut von dem Überfluss, in dem man hier lebte. "Von welcher Sekte kommen Sie denn?" Barbara musterte ihn jetzt von oben bis unten. Eine viel zu grosse Flanelljacke schlotterte um seine Schultern, die langen Beine steckten in speckigen Cordjeans. "Ich bin Doktor Sanders", erwiderte Barbara bestimmt, "wenn Sie jetzt die Freundlichkeit hätten und Ihre Frau Mutter rufen würden, wäre ich Ihnen dankbar." Aber die Bemühungen des jungen Herrn waren nicht mehr nötig. Die Dame des Hauses hatte die Stimmen in der Halle vernommen und erschien jetzt auf der Treppe. Als sie Barbara erkannte, erhellte sich ihr Gesicht, das seltsam unpersönlich wirkte. Offensichtlich war das durch häufige Korrekturen und Hautspannungen verursacht. "Sie könnte alles sein", dachte Barbara bei sich, "Teenager oder Greisin." Sie kramte in ihrer Handtasche und fand das kleine Päckchen. "Liebe Frau Doktor!" rief Madame noch auf der Treppe und schwebte herab, "ich freue mich ja so, dass Sie einmal vorbeischauen!" Jetzt war sie am Fuss der Treppe angelangt. Sie begrüssten sich. Barbara fragte, ob sie nichts vermisse. Madame überlegte. "Ich wüsste nicht. Das Mädchen hat die Sachen, die ich in der Klinik bei mir hatte, ausgepackt und fortgeräumt. Haben Sie denn noch etwas gefunden?" Barbara öffnete das Papiertaschentuch und hielt Frau Maquard den glitzernden Ring entgegen. "Ja", meinte Madame und griff nach dem goldenen Reif, "der gehört mir!" Sie machte eine Pause und schüttelet den Kopf. "Es ist aber wirklich kein Verlass mehr auf das Personal." Barbara räusperte sich. "Dann kann ich jetzt ja beruhigt gehen." Sie haben Ihren Ring wieder und somit hat sich alles aufgeklärt." Frau Maquard sah auf und besann sich. "Ach, bleiben sie doch noch wenigstens auf eine Tasse Tee, bevor Sie wieder gehen", meinte sie, "dabei können Sie mir auch sagen, womit ich Ihnen vielleicht eine kleine Freude machen kann." Barbara wusste nicht recht, ob sie bleiben sollte. Eine Tasse Tee allerdings würde ihr gut tun. "Das ist übrigens mein Sohn Michael!" "Ich hatte bereits das Vergnügen", entgegnete Barbara eisig. Dabei entschloss sie sich, nun doch so schnell wie möglich zu gehen. "Sie sind sehr liebenswürdig", lehnte sie Madames Angebot ab, "aber ich möchte Ihnen keine Mühe machen. Ausserdem steht mein Wagen dank der freundlichen Hilfe Ihres Herrn Sohnes im Parkverbot."
"Ist das hier eine Flickschusterei oder eine Schönheitsklinik?" fuhr der Patient die Ärztin an, die am frühen Morgen bei ihm Visite machte. Dr. Barbara Sanders war auf diesen verbalen Überfall nicht vorbereitet. "Bei aller Liebe, bestes Fräulein Doktor", meinte Pit Lange, "aber so geht das nicht. Habe mich im Spiegel betrachtet. Sehe ja schlimmer aus als vorher." "Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil", dachte sich Barbara und gab zurück: "Schlimmer als vor Ihrem Unfall? Das ist ja kaum möglich!" "Machen Sie keine Witze, Doktor. Sagen Sie mir lieber, was diese zusammengeflickten Hautfetzen in meinem Gesicht sollen." "Sie sollen heilen." "Und ich trage dann dort, wo andere Leute ihr Gesicht haben, eine hochmoderne Flickenhose, was?" Pit Lange wirkte nervös. Er hatte sich in seinem Bett aufgerichtet. Nicht nur seine Stimme verriet, dass er wütend war. Barbara versuchte, ihn mit guten Worten zur Vernunft zu bringen. "Sie verstehen etwas von flotten Wagen und schnellen Pisten, Herr Lange", sagte sie, "ich verstehe etwas von dem Geschäft, das hier betrieben wird. Nicht nur mit Ihnen. Wir haben viele Patienten." "Dann scheint es mit Ihrem Geschäft nicht weit her zu sein." "Aber Herr Lange, ich muss doch schon bitten!" "Was soll das Gerede? Ich habe doch noch alle meine fünf Sinne beisammen. Es genügt ein Blick in den Spiegel, um vor sich selber das Grauen zu kriegen." "Es wird noch eine Weile dauern, bis Sie hier entlassen werden. Bis dahin ist dann die letzte Narbe verheilt, jede Rötung vergangen." "Wer's glaubt wird selig." "Dann werden Sie dieses Haus eben gesund und selig verlassen." "Schöne Aussichten." "Wirklich schöne Aussichten, wenn Sie sich vernünftig verhalten. Wenn Sie aber so einen Wirbel, wie eben, öftter machen, ziehen Sie Ihre völlige Wiederherstellung nur unnötig hinaus." "Dann kann ich ja gleich so'ne Fratze behalten und mein Leben in diesen vier Wänden beschliessen." "Herr Lange", versucht ihn Barbara nun an seinem beruflichen Ehrgeiz zu packen, "was hier nötig ist, kennen Sie doch alles von Ihrer Karriere als Rennfahrer her." "Dort ist Flickwerk unmöglich." "Setzen wir mal voraus, wir hätten ausnahmsweise bei Ihnen auf Flickwerk verzichtet." "Das fällt mir schwer", unterbrach er sie. "Versetzen Sie sich in Gedanken an die Piste. Sie starten und durchfahren das Ziel." "Quatsch! Wo bleibt denn da das Rennen?" "Welches Rennen?" "Sie haben ja wirklich von Tuten und Blasen keine Ahnung..." "Behaupten Sie nicht Dinge, die Sie nicht beurteilen können", unterbrach ihn Barbara. "Aber ich kann ein Motodrom beurteilen. Und da liegt zwischen Start und Ziel das Wichtigste. Das Rennen nämlich." "Sehen Sie", triumphierte die junge Ärztin, "das wollte ich Ihnen gerade mit diesem Beispiel beibringen. Was auf der Piste das Rennen ist zwischen Start und Ziel, das ist in diesem Hause die geduldige Genesung zwischen Operation und Entlassung." "Sie können das doch nicht miteinander vergleichen..." "Natürlich", fuhr ihm Barbara ins Wort, "kann ich das. Und genau so ist es. Kapieren Sie endlich?! Richten Sie sich nach den Rennregeln, die in diesem Hause gelten, dann kommen Sie ohne jeden weiteren Unfall ans Ziel!" Sprach's und verliess das Zimmer des Rennfahrers. Gesundheitlich war Pit Lange auf der Höhe; sonst hätte er sich diesen Eklat nicht leisten können. "Und was die Verheilung der Narben betrifft", überlegte Barbara draussen auf dem Flur, "ist die haut durch seine Gefühlsauf- wallungen zu sehr gereizt. Da muss ich warten, bis sich unser Titel- jäger wieder ganz abgekühlt hat." Dr. Schönfeld lief ihr über den Weg. Der Kollege blieb stehen und sah Barbara auffällig auf die Beine. "Jetzt arbeiten Sie schon in der Frauenabteilung und trotzdem stolpern Ihre Blicke noch immer über meine Waden", frotzelte sie. "Nicht nur über Ihre Waden", trugder junge Assistenzarzt etwas dick auf, "Ihre ganzen Beine haben es mir angetan, vom Scheitel bis zur Ferse, wenn man so sagen darf." Barbara hielt es für wenig erspriesslich, dieses Gespräch fortzusetzen. Darum fragte sie: "Sonst haben Sie mir nichts zu sagen?" und ging weiter. "Doch", kam Dr. Schönfeld hinter ihr her, "ich soll Ihnen ausrichten, dass der Chef Sie zu sprechen wünscht. Gleich." "Reichlich spät rücken Sie damit heraus", meinte Barbara. "Nun", meinte ihr Kollege, "das andere war mir eben wichtiger." Er folgte Barabara bis zum Chefzimmer. Nach einem deutlich zurückweisenden Blick der Ärztin blieb er aber draussen vor der Tür. "Sie haben mich rufen lassen?" meldete sich Barbara bei ihrem Chef. "Ja, Fräulein Sanders, gut, dass Sie so schnell gekommen sind. Dann können wir die Sache gleich erledigen." Mit der Hand machte er eine Bewegung, die Barbara aufforderte, im Sessel ihm gegenüber Platz zu nehmen. "Um welche Sache handelt es sich?" wollte die Ärztin wissen. Sie vermutete Beschwerden, die Pit Lange vorgebracht haben könnte. "Fräulein Sanders, Sie haben hier, solange Sie im Haus sind, eine recht gute Figur abgegeben. Ich meine das nicht nur im Hinblick auf Ihre körperlichen Reize, sondern auch wegen Ihrer hervorragenden Kenntnisse und ärztlichen Leistungen." Dabei tastete er sie mit seinen Blicken von oben bis unten ab. Barbara war es, als könnte sie dieses erforschen körperlich spüren. Sie machte sich aber nichts weiter daraus, denn ihr war die rüde Art, mit der sich Chirurgen zu geben pflegen, längst bekannt. Der Chefarzt starrte sie noch immer an und war ganz in ihren Anblick versunken. "Können wir zur Sache direkt kommen?" bat Barbara. "ich habe nämlich noch einige Patienten, die meine Visite erwarten." "Immer auf den Beinen, immer in Trab", lobte der Chef. "Das ist es ja gerade, was Sie so besonders auszeichnet." Er machte wieder eine Pause und kramte in Papieren, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen. "Da wurde an mich die Bitte herangetragen, aus unserem Institut eine Dozentin für Schönheits-Chirurgie zu benennen. Ich habe Sie herbitten lassen, um Ihnen mitzuteilen, dass ich Sie hierfür ausersehen habe." "Danke", sagte Barbara stolz, "das freut mich." Dabei wurde sie im Sessel richtig um einige Zentimeter grösser. "Wann und wo wird sich das alles abspielen?" "In unserem hause. Sie werden von den Visiten entbunden, da die Vorlesungen an den Vormittagen liegen. Für Nachmittags halten Sie sich weiterhin unserem Team zur Verfügung. Das ganze beginnt nächste Woche, mit Semesteranfang." "Danke", sagte Barbara und erhob sich. Auch der Chefarzt stand auf. Er reichte ihr die Hand und beglückwünschte sie. Als Barbara schon an der Tür war, rief er ihr nach: "Die Urkunde wird Ihnen direkt durch das Ministerium zugestellt." Draussen vor der Tür wurde Barbara von Dr. Schönfeld erwartet. Er stand dort an die Wand gelehnt und rauchte eine Zigarette. "Ihre Beine", fing er wieder an, "sind so aussergewöhnlich schön, dass man einfach nicht das Bedürfnis verdrängen kann, einmal seinen Unter- leib dazwischenzuschieben. "Ich bin zur Dozentin avanciert, Kollege Schönfeld", gab Barbara betont hochnäsig zurück, "nicht als Hospitalhure." "Herzlichen Glückwunsch auch", stotterte der Arzt, der offensichtlich ganz verwirrt war. "Für die Beine, ich weiss schon", sagte Barbara und ging den Flur hinauf zu den Patientenzimmern. "Na klar", rief ihr Dr. Schönfeld nach, "aber auch zu Ihrer Berufung. Werde an Ihren Vorlesungen teilnehmen." Barbara blieb stehen und wandte sich ihrem Kollegen zu. "Gern, wenn Sie's nötig haben." Sie freute sich, dass man gerade auf sie gekommen war, als es darum ging, die neugeschaffene Dozentur zu besetzen. Diese Berufung bestätigte sie als überdurchschnittliche Chirurgin, als Ärztin, die darüberhinaus befähigt war, ihre Kenntnisse an andere weiterzugeben. Und sie freute sich gleichzeitig darüber, dass nicht Pit Lange der Grund war, weswegen sie zum Chefarzt gerufen worden war. Eigentlich war ihr nämlich der Rennfahrer viel zu sympathisch, als dass sie mit Begeisterung in eine feindselige Konfrontation eingestimmt hätte.
Zu einer anderen Konfrontation war es zu jener Zeit, als der Rennfahrer mit seinen Vorwürfen gegen Barbara Sanders anstürmte, im Hause der Maquards gekommen. Es war Frühstückszeit, der Kaffee war bereits aufgetragen, und Madame wunderte sich, warum ihr Sohn so lange auf sich warten liess. "Wo steckst du denn schon wieder?" fragte sie vorwurfsvoll, als er endlich zu ihr an den Tisch kam. "In meinem Zimmer, wo denn sonst wohl", fragte Michael zurück. "Sei nicht so schnippisch, Michi", gemahnte Madame und drohte mit dem Kaffeelöffel. "Wenn du so spät zum Frühstück kommst, hat das doch seinen Grund darin, dass du nicht rechtzeitig ins Bett gefunden hast. Und wenn du nicht rechtzeitig ins Bett gekommen bist, liegt das daran, dass du dich zu lange herumgetrieben hast. Und wenn du dich zu lange herumgetrieben hast, ist sicher wieder Detlef daran schuld. Er ist zwar ein lieber Junge, aber kannst du ihm nicht sagen, dass deine Mutter allergrössten Wert auf Pünktlichkeit legt." Michael hatte sich ein Brötchen geschmiert und kaute. Das war die einzige Reaktion, zu der er auf diesen Wortschwall fähig war. "Antworte mir!" gebot Madame. Michael zeigte mit dem Finger auf seinen vollen Mund. "Du sollst was sagen!" verlangte seine Mutter. Michael schluckte. Als er so weit war, dass er wieder sprechen konnte, sagte er: "Meine Mutter - habe ich gelernt - legt allergrössten Wert darauf, dass man nicht mit vollem Mund spricht." "Du hast dir ja nur so viel genommen, damit du eine Ausrede hast, um mir nicht antworten zu müssen." "Wenn ich schon zu spät nach Hause komme, denk ich, sollte ich auch die Zeit zum Frühstück nutzen und nicht mit Gerede vertun." "Du siehst also ein, dass du zu spät zu Tisch gekommen bist." "Ja", nickte Michael, "und ich bin der Meinung, dass da etwas geändert werden muss." "Das freut mich, von dir zu hören." Ihr Sohn hatte sich ein weiteres Brötchen zurecht gemacht. Bevor er es in den Mund schob, meinte er: "Wir sollten in Zukunft einfach später frühstücken." "Das könnte dir so passen, du Flegel", schimpfte seine Mutter. "Nichts wird verschoben, sondern du bist in Zukunft pünktlich, verstanden?" Wieder deutete Michael mit dem Finger auf die volle Backe. Von da an verebbte das Frühstücksgespräch für eine Weile in einen Monolog.
"Du musst verstehen, Michi", meinte Madame Maquard, "dass ich ja nur dein Bestes will, dein Allerbestes, mein Junge! Und wenn ich von dir verlange, dass du morgens rechtzeitig beim Frühstück bist, dann doch nur, um dich zur Pünktlichkeit zu erziehen. Da darfst du mir das Leben doch nicht so schwer machen. Seit Papa tot ist, liegt doch die ganze Verantwortung für dich auf mir. Du weisst doch, dass ich es in allen Dingen nur gut mit dir meine. Und ich habe doch nur dich. Du bist mein Einzigstes! Schon damals, als Papa noch lebte. Er war ja nur immer in seiner Anwaltspraxis. Wenn er zu Hause war - kannst du dich erinnern? - zog er sich immer in sein Arbeitszimmer zurück. Er sparte und sparte und kam nicht aus dem Haus. Da war ich ganz auf dich angewiesen. Und das ist halt so geblieben. Wusste ja nicht, dass Papa heimlich Brief- marken sammelte. Oder hatte er dir jemals davon erzählt? Nein, sicher nicht, denn du warst ja noch viel zu jung. Aber auch mir gegenüber hatte er's die ganze Zeit verschwiegen. Hatte mich immer furchtbar über sein Einsiedlerleben geärgert. Aber dann hat's sich ja schliesslich ausgezahlt. Wusste anfänglich gar nicht, dass seine Sammlung so wertvoll war. Konnte es auch nicht ahnen. Hab' dann diese kleinen Papierstücke zu Geld gemacht, hörst du, zu Geld! Damit ich jetzt zum Beispiel dein Studium finanzieren kann. Nun ja, ein paar Pelzmäntel für mich sind dabei auch herausgesprungen. Aber du hast immerhin auch dein Auto bekommen. Und was auf dem Konto ist, reicht noch eine ganze Weile. Mindestens so lange, bis du als Arzt viel Geld verdienst. Dann hast du Gelegenheit, deiner lieben Mutter alle Liebe zurückzuzahlen, Michi. Und ich ebne dir mit unserem Geld bis dahin auch schön alle Wege. So habe ich mir überlegt - ich hatte jetzt während der Gesichts- straffung ja Gelegenheit genug dazu - dass du am besten Schönheits- chirurg wirst. Das ist ein guter Job für dich, denn damit können wir noch einmal viel Geld verdienen. Schönheits-Chirurgie ist ganz gross im Kommen! Ich habe mich erkundigt. Es ist möglich, dass du gleich ab dem nächsten Semester Schönheits-Chirurgie belegst. Dort haben sie auch noch keinen numerus clausus." Michael horchte auf. Ihm blieb der Happen im Hals stecken. ,Barbaras Fach' fuhr es ihm durch den Kopf, ,das kann mir ja gerade recht sein.' Er nickte begeistert und brummte wohlwollend vor sich hin. Dann begann er von neuem zu kauen. Madame Maquard hatte sich wieder eine Kaffeetasse vollgegossen. Vornehm griff sie nach dem kleinen Henkel und führte langsam die Hand an den Mund. Den kleinen Finger hielt sie dabei weit abgewinkelt. "Olaf hatte doch angefangen, mit dir zusammen Medizin zu studieren, Michi. Vielleicht kannst du ihn überzeugen. Dann belegt ihr gemeinsam diese Vorlesungen. Und auch Detlef, glaube ich, wird diesem Plan zustimmen. Er ist ja ein vernünftiger Junge. Ach, Michi", seufzte sie und fuhr ihm mit ihren beringten Fingern über den Handrücken, "ich bin so froh, dass du im Grunde ein so guter Junge bist." Michael sah sie aus seinen grossen Augen an. "Bestimmt", meinte sie, "wenn ich dich mit anderen vergleiche. Was man da so hört. Ständig haben diese jungen Leute Weibergeschichten im Kopf, sind dauernd von zuhause fort, kümmern sich nicht um ihre Eltern, lernen nichts, treiben nur Allotria. Und das einzige, das dabei herauskommt, ist, dass sie plötzlich heiraten müssen, weil sie's mit irgend so einem jungen Ding getrieben haben. Dabei wissen diese Mädchen dann häufig noch nicht einmal, wer nun der Vater ihres Kindes ist; sie haben's einfach mit zu vielen gleichzeitig getrieben." Obwohl Michael immer noch kaute, hielt er es an dieser Stelle für angebracht, aufzubegehren. Seine Mutter aber wehrte ab: "Nein, widersprich mir nicht. Ich kenne diese Sache, schliesslich habe ich Augen im Kopf und lesen kann ich auch. Was man da so manchmal erfährt! Gut, dass du so ganz anders bist. Viel häuslicher und so. Du kümmerst dich wenigstens noch etwas um deine Mutter. Und dann hast du so viel Character - den hast du von mir! -, dass du dich nicht gleich von den ersten besten Mädchenblicken einfangen lässt. Du hast deine Komilitonen, deine Freunde - nein, wenn ich es mir so recht überlege, kann ich mich eigentlich nicht beklagen über dich. Währen andere im Gruppensex versumpfen, bist du bei Detlef und bläst die Flöte..." Michael musste schlucken, gleich zweimal, dreimal. "Ja, ja, Mutter", prustete es aus ihm heraus, "du hast schon recht." Er war von der Naivität seiner Mutter überwältigt. "Und wie recht du hast! Willst du aber denn gar nicht, dass dein Sohn auch einmal ans Heiraten denkt? Ich meine, es muss ja nicht gleich sein. Nur dran denken, dass heisst, Erfahrungen sammeln. Sowas wird einem doch nicht in die Wiege gelegt." "Um Gottes Willen, Michi!" rief Madame Maquard aus, "tu mir das nicht an! Du willst doch nicht deine liebe Mutter im Stich lassen und dich an irgend so ein junges Flittchen hängen! Nein, Heiraten ist etwas, daran musst du noch garnicht denken. Es gibt viele erfolgreiche Leute, die haben nie geheiratet. Und bevor man sich um eine neue Familie kümmert, sollte man sich erst einmal an das halten, was schon besteht. Oh, nein, Michi, du wirst doch deine Mutter nicht verlassen! Nein, ich will meinen Sohn behalten. Denke du zunächst mal nur an dein Studium! Und wenn du unbedingt einmal Erfahrungen brauchst, du weisst, wie ich das meine", sie lächelte verlegen und fukr ihrem Sohn wieder zärtlich über den Handrücken, "dann sammle sie bei einer erwachsenen Frau. Söhne unseres Standes haben zu der Zeit, als ich jung war, sich ihre Erfahrungen auf diesem - na, auf diesem speziellen Gebiet immer bei reifen Witwen geholt. Da wussten dann beide Seiten von vornherein, dass an eine ernsthafte Verbindung nicht zu denken ist." Sie seufzte. "Aber schlag dir dieses Thema am beste wieder ganz aus dem Kopf. Schau, Detlef und Olaf hängen sicher auch nicht solch lächerlichen Gedanken nach..." "Ja, das stimmt schon", sagte Michael und dachte an Barbara. Er sah ihre vollen, reifen Brüste vor sich, die leichte Wölbung des Bauches um ihren Nabel, die breiten, fraulichen Hüften und das langgezogene Becken, das hinten mit den Backen leicht überhing, während es sich vorn, zwischen den Schenkeln, zur Spitze eines auf den Kopf gestellten Dreiecks verjüngte, das von kurzem, dunklem Kräuselhaar dicht bestanden war. Und er freute sich, dass sich bei diesen Gedanken seine Männlichkeit regte. "Schon recht", sagte Michael schliesslich, "ich werde mir Mühe geben, deinen Vorstellungen zu entsprechen." Er trank seinen Kaffee aus. "Irgendwelche Punkte wird es aber immer geben, in denen wir verschie- dener Meinung sind. Da müssen wir dann zusehen, wie wir jeweils das Beste aus der Situation machen. Einverstanden, Mutter?" "Hör nur auf mich", redete Frau Maquard auf ihren Sohn ein, "dann wird schon nichts schief gehen. Immerhin haben wir es bis heute gemeinsam ganz schön zu etwas gebracht. Und ich wüsste nicht, warum sich das ändern sollte." "Aber man will auch mal ausbrechen aus diesem immer gleichförmigen Trott." "Dich sticht wohl der Hafer!" begehrte die Mutter auf. "Wohin willst du denn ausbrechen? Und man kann doch nur ausbrechen aus etwas, was einen gefangen hält. Was hält dich denn gefangen? Hast du nicht alles, was du dir nur wünschen kannst? Ein gutes Zuhause, eine Mutter, die dich sehr gern hat und die dir dein Studium finanziert, ein Milieu, in dem du keine Sorgen zu haben brauchst... Ich habe den Verdacht, dir hat irgend so ein Mädchen den Kopf verdreht. Dann müssen wir ihn gleich wieder zurechtrücken. Das, was sich da heute so abspielt, ist garnicht nötig zum Glücklichsein. Wenn ihr mal auf die Pauke hauen wollt, gehst du mit Detlef und Olaf in euren Club. Was willst du mehr? Und dort sind doch auch Mädchen?" Michael nickte verlegen. "Das schon", sagte er, "aber die interessieren sich nicht für uns. Die sind genauso für sich wie wir." "Das freut mich aber: endlich einmal vernünftige Mädchen..." "Ach, Mutter", sagte Michael traurig, "es gibt so viele Dinge, die ich dir einfach nicht erklären kann. Schade." "Du kannst mir alles sagen, Michi", widersprach Madame Maquard, "nur von diesem Thema halte ich nicht viel. Darüber brauchen wir überhaupt keine Worte mehr zu verlieren." Sie erhob sich vom Frühstückstisch. "Und damit du auf andere Gedanken kommst: fahr gleich zum Markt und besorge mir ein paar grosse Tannenzweige. Wir wollen die Wohnung etwas winterlich dekorieren."
"Du bist in den letzten Wochen sichtlich nervöser geworden, Barbara", stellte Norbert fest. "Ist das ein Wunder?" fragte die Ärztin zurück. "Es ist jetzt ja nicht mehr nur allein die Klinik. Die Vorlesungen sind es, die mich schlauchen." "Die Vorlesungen." Norbert räusperte sich. "Nennt man das neuerdings so?" "Was soll das heissen?" fragte Barbara. "Was willst du damit sagen, Norbert?" "Glaubst du, ich wüsste nicht, was los ist?" "Was soll denn schon los sein?" "Nun, einiges, was dein Seelenleben in letzter Zeit aus dem Gleichgewicht gebracht hat." "Darüber sprachen wir schon." "Nur nanntest du es ,Vorlesung'. Ich würde der sache an deiner Stelle einen männlichen Namen geben." "Aber Norbert!" "Nein, eben nicht Norbert. Das kommt freilich noch hinzu, dass mich es besonders trifft." "Von welchem Mann redest du?" "Du wirst sicher nicht lange überlegen müssen. Ich sage nur: schwarzes, schulterlanges Haar..." "Ach", sagte Barbara wegwerfend, "du meinst Michael." Ihr gelang es nicht, ihre Verlegenheit zu überspielen. "Ich denke, du sprichst von einem Mann. War schon ganz verwirrt. Nein, Norbert. Michael ist doch fast noch ein Kind." "Eben drum." "Was meinst du damit?" "Eben weil er fast noch ein Kind ist, wundert es mich, wieviel Zeit du ihm widmest." "Michael studiert bei mir." Norbert lachte laut auf. "Deine Ausdrucksweise, liebste Barbara, ist manchmal mehr als naiv. Er studiert bei dir. Macht er denn Fortschritte?" Jetzt war es an der Ärztin, aufzubrausen. "Ich mag mich zuweilen naiv ausdrücken. Für deine Begriffe. Du aber wirst jetzt unverschämt." "Für deine Begriffe. Ich sehe es anders. Ich bemühe mich um Sachlichkeit. Aber mit deiner Ausdrucksweise verführst du mich ja geradezu zu Emotionen. Der Junge hört deine Vorlesungen, das weiss ich. Aber ihr habt auch private Beziehungen..." Barbara wollte ihn unterbrechen. "Nein, lass mich ausreden. ich weiss genau, dass ihr auch private Beziehungen pflegt. Wenn ich aus dem Haus gehe, kommt er. Bevor ich ins Haus komme, geht er. Ich kenne sogar sein Parfüm. Komischerweise eine Marke, die man in bestimmten Männerkreisen bevorzugt. Nun das widerspräche meiner Theorie; die Tatsachen, die ich nicht beweisen kann, noch nicht, die ich aber stark vermute, sprechen eine andere Sprache." "Du musst die Sache nicht so aufbauschen, Norbert", meinete Barbara. "Aufbauschen? Früher war dein Bett ordentlich gemacht, wenn ich kam. Bist du plötzlich verschlampt, oder woher kommt es, - du sprachst von ,aufbauschen' - dass nun fast immer deine Kissen aufgebauscht sind?" "Eifersüchtig?" "Vielleicht kann man es so nennen. Mir geht es zunächst um eine Erklärung. Ich nannte dir alle diese Dinge nur, damit du dir keine besondere Mühe machen musst, um den Brei herumzureden. Ich will wissen, was ist; will wissen, was ich von diesem Techtelmechtel zu halten habe. Schliesslich haben wir mal von Verlobung gesprochen, haben miteinander Heiratspläne geschmiedet. Ich meine, von daher heb eich ein Recht darauf, dass du mir jetzt reinen Wein einschenkst." Das Gespräch fand in Barbaras Wohnung statt. Es war Abend, und trotz der laufenden Heizung flackerte ein kleines Feuer in dem offenen Kamin, den sich Barbara auf Michaels Wunsch hatte installieren lassen. Michael liebte das offene Feuer. Auf dem Couchtisch erhob sich aus einem Geflecht von grünen Tannenzweigen eine dicke gelbe Kerze. Ihre Flamme spendete warmes Licht. Um so schärfer wurde der Kontrast durch die Diskussion, in der sich Norbert und die Ärztin verfangen hatten. Barbara erhob sich und ging zur Standuhr. Dort, wo früher an starken Ketten schwere Gewichte hingen, hatte sie ihre Hausbar eingerichtet. Auch die war ein Rat gewesen, ein modischer Tip, den ihr Michael gegeben hatte. Wie symbolisch nahm Barbara zwei Rotweingläser und füllte sie. Eines davon reichte sie Norbert.
"Da hast du deinen ,reinen Wein'! Im Übrigen kannst du mir glauben, dass nichts ist. Jedenfalls nichts Besonderes." "Demnach also gehören zerwühllte Betten bei dir noch nicht zum Besonderen." "Genauso. Du hast ja selber vermutet, dass ich mich neuerdings etwas gehenlasse." Da sie bereits ihre Gläser geleert hatten, schenkte Barbara nach. "Und die häufigen Besuche deines Studenten?" "Zufall." "Und dies markant-süssliche Herren-Parfüm?" "Soll ich ihn überreden, deinetwegen künftig eine andere Herrenserie zu wählen?" "Barbara, warum bist du so verstockt? Warum können wir nicht vernünftig über alles reden? Du weisst doch, wie sehr ich an dir hänge. Mit ein paar klärenden Worten, kann ich mir vorstellen, ist doch die Atmosphäre zwischen uns wieder gereinigt." "Ich will dir mal was sagen, Norbert", begann jetzt Barbara. Bevor sie fortfuhr, füllte sie die Gläser von neuem mit dem schweren Rotwein. "Dass du an mir hängst, ist lieb und nett von dir. Es erfüllt mich sogar etwas mit Stolz. Aber das ist vor allem einmal deine Sache, ganz allein deine." Wieder genehmigte sie sich einen tiefen Schluck aus dem Glas. Dann nahm sie eine Zigarette und zündete sie am Kerzenlicht an. "Rechte kannst du daraus nicht ableiten. Gut, wir waren oft zusammen, wir sind es heute noch. Wir waren im Bett und haben Liebe gemacht oder besser: Sex. Hörst du? Sex! Das braucht der Körper, deiner, wie meiner. Ich will nicht leugnen, dass da ab und an auch das Herz mitgespielt hat oder was wir ,Herz' nennen. Man könnte also zuweilen sogar von Liebe sprechen. Aber die Wege der Liebe sind manchmal recht verworren." "Wieso?" "Muss ich das einem Mann erst noch erklären?" Barbara stand wieder auf. Sie merkte in ihren Beinen, dass der Alkohol langsam seine Wirkung tat. Sie ging zum Radio und wählte einen Sender, der Musik brachte. Dann kehrte sie zur Sesselgruppe zurück und setzte sich neben Norbert auf die Couch. "Ich weiss, ich bin dir als Freundin zu wenig. Aber mehr kann ich dir leider nicht geben. Mein Beruf geht mir über alles. Dir ist bekannt, dass ich mit Haut und Haar Ärztin bin. Dieser Beruf ist die Aufgabe, die mir das Leben gestellt hat. Alles andere ist zweitrangig." "Aber eine Frau braucht doch mehr..." "Kennst du die Frauen so schlecht, oder tust du nur so? ,Eine Frau braucht doch mehr!' - so, als ob Frauen prinzipiell anders wären als Männer, als ob sie gar keine echten Menschen wären, irgendwelche Dinger, die ,mehr brauchen', denen man - ein Mann natürlich - ,etwas geben muss', was sie von Natur aus nicht haben." Unwillig schlug Barbara mit der flachen Hand auf die Glasplatte des Couchtischs. "Ich pfeife auf die männliche Überheblichkeit! Ich bin selber gross! Faire Partnerschaft: ja. Aber keine Bevormundung, bitte!" Norbert sah die Ärztin verstört an. Auch bei ihm hatte der Alkohol gewirkt; er hatte ihn friedlich gestimmt. Darum legte er jetzt seinen Arm um Barbaras Schultern und zog sie an sich. Nicht ganz ohne Widerstreben liess sie es mit sich geschehen. "Liebling, ich wollte doch nicht mit dir streiten. Ich dachte nur, wir sollten uns mit dem Heiraten beschäftigen - und da kam mir dann dieser junge Mann in die Quere." "Ich will garnicht heiraten, Norbert. Ich kann doch keine Doppelehe führen. Ich bin schon mit meinem Beruf verheiratet. Lass uns doch nicht immer wieder neu davon anfangen!" "Woher kommt das nur, dass du so anders bist als andere Frauen?" "Anders? Mag sein. Vielleicht liegt der Fehler aber gar nicht bei mir, sondern an den anderen Frauen. Vielleicht sind sie durch ihre Erziehung, durch ihren Beruf ,Hausfrau' noch zu sehr Weibchen, einzig und allein darauf programmiert, von verehrten Gemahl begnadet und begattet zu werden. Freilich, da bin ich anders. Weiter, meine ich. Emanzipiert. Schon mal was davon gehört?" "Gelesen." "Siehst du. Und dazu hat auch mein Werdegang beigetragen, Schule und Studium. Meine Schwester wäre so eine ideale Hausfrau für dich gewesen. Aber sie ist schon verheiratet. Schon lange. Acht Kinder. Hausmütterchen, das sich redlich Mühe gibt, durch den Normalhorizont, der von schmutzigen Windeln und Haferschleim abgesteckt ist, durchzu- brechen. Sie ist nicht unglücklich dabei und sie würde auch von meinem Bedauern nichts halten. Sie hat nie anderes kennengelernt." Sie trank einen Schluck. "Ich habe nichts gegen Kinder. Eines würde ich mir sogar wünschen. Mehr nicht, denn ich würde nicht verantwortungslos zur Bevölkerungs- explosion beitragen. Aber ohne verheiratet zu sein, sieht das unsere Gesellschaft nicht gern. Hierzulande muss alles moralisch zugehen oder so wenigstens, wie sich Lieschen Müller die Moral vorstellt, wie sie ihr anerzogen wurde. Wie bei den Sabinerinnen: der Mann hascht sich eine Frau. Durch Heirat wird sie sein Eigentum. Sie gebärt ihm Kinder und stopft seine Socken. Wenn er Abwechslung braucht, geht er zu einer anderen Frau. Er ist ja schliesslich der Mann." "Aber Barbara..." "Ist es nicht so? Und um nicht selber in diesen Trott zu geraten, muss man aussteigen aus diesem Zug. So wie ich. Und du wirst es nicht glauben: ich fühle mich wohl dabei." Norbert zog Barbaras Gesicht ganz dicht an sich heran und fragte: "Auch mit Michael?" "Auch mit Michael! Ja, auch mit Michael." "Wo er noch so jung ist?" "Vielleicht ist es genau das an ihm, was mich so reizt. Zugegeben, ich hab mit ihm geschlafen. Ich wäre ja sogar dumm, das zu verheimlichen; denn das wäre ein Rückfall zu der Einstellung jenes Frauentyps, der überwunden werden muss. Nein, ich gebs zu, ich habe mit Michael geschlafen. Häufiger sogar und mit Genuss. Und das alles - ich füge es gleich hinzu - hat an meinem Verhältnis dir gegenüber nichts geändert." "Glaubst du nicht, dass du mir damit wehtust?" "Wenn du mich recht verstehst, kaum. Du sagst, du magst mich - und schläfst mit mir. Räume mir doch das gleiche Recht ein! Ich mag Michael und schlafe mit ihm. Das ist alles. Abgesehen davon, dass Michael ein wirklicher Engel ist. So süss, so zart! Er gehört zu der Rasse jener Männer, die sich das Knabenhafte bewahrt haben." Während Barbara von ihrem neuen Freund schwärmte, begann Norbert sie zu liebkosen. Offensichtlich wollte er dadurch bezwecken, nicht ganz aus ihren Gefühlen verdrängt zu werden. "Ein Körper, wie ihn nur die Kunst der alten Griechen aus Stein meisseln konnte. Unbehaart, mild und glatt. Ein Mann, an den man sich recht ankuscheln kann, nicht dieses überheblich Breitbeinige, dieses bärbeissige Plumpe, womit sonst Männer oder solche, die sich dafür halten, einer Frau gegenüber vertraulich werden. Eine Art Engel, wirklich, obwohl man die ja sonst nur mit blonden Haaren kennt. Ein himmlisches Wesen. Staksig irgendwie, rehkitzhaft. Ich mag das. Und - du wirst es nicht glauben - ich werde durch ihn wieder jung." Soweit Norbert noch in der Lage war, klare Gedanken zu fassen, beschloss er, gute Mine zu diesem Spiel zu machen, das ihm - zugegeben - nicht unbedingt wie ein allzu böses Spiel vorkam. Er hielt Barbaras Schwärmereien für eine Affäre, der nicht mehr Bedeutung beizumessen war als einem Zwischenspiel, dem vorübergehenden Aufwall von Gefühlen. Er zog die Ärztin an sich und gab ihr einen langen Kuss. Dann sah er sie liebevoll an. "Gut", meinte er, "soweit also die Geschichte von deinem Rehkitz. Wollen wir jetzt nicht aber die Geschichte von deinem Rehbock weiterschreiben? " "Ich wüsste nicht", sagte Barbara und strich ihm verspielt durchs Haar, "einen Rehbock zu kennen." "Er heisst Norbert." "Ach so", tat Barbara, "den meinst du. Nun, bei dem kannst du das ,Reh' weglassen!" "Reh hin, Bock her", lachte Norbert, "es ist Brunftzeitö. Er nahm die Ärztin in die Arme und röhrte. "Du übertönst ja mit deinem Liebesgeschrei die ganze schöne Radiomusik." "Davon werden wir sowieso nichts hören, wenn wir jetzt miteinander ins Bett gehen." "Ins Bett? Du akzeptierst also meine Bedingungen?" "Alle! Wie könnte man auch bei dir anders?!" Barbara mochte Norbert. Wie sonst wäre sie je mit ihm intim geworden. Nur wollte sie, dass er ihre Konditionen kannte, dass er sie anerkannte. Sie hoffte, dass ihre Aussprache nun dazu beigetragen hatte.
Im Schlafzimmer begann Norbert damit, sie auszuziehen. Dies war ein Spiel, das er von Anfang an getrieben hatte. Er wollte die Frau, mit der er schlief, entkleiden. Er öffnete den Reissverschluss am Rücken ihres Minikleides, raffte den Rock und schob ihr den Stoff über den Kopf. Barbara half ihm dabei, indem sie ihr diesmal hochtoupiertes Haar mit beiden Händen hielt, damit die Frisur beim Überziehen des Kleides nicht zerstört wurde. Sie stand da in einem schwarzen BH und mit einem schmalen, schwarzen Strumpfhalter, der an elastischen Strapsen die fast hüfthohen Strümpfe hielt, deren dunkles Braun bei dem gedämpften Licht des Schlafzimmers auch in die schwarze Farbe überzugehen schien. Über den Strapsen trug sie einen knappen schwarzen Slip, der im Schritt mit dichten, fast undurchsichtigen Spitzen besetzt war. Norbert zog die Ärztin an sich und küsste sie auf die Schulter. Dabei drängte er sich mit dem Unterleib so fest gegen sie, dass sie seine Männlichkeit durch die Hose spüren konnte. Nach dieser stürmischen Umarmung beugte er sich vor und küsste sie auf den Nabel und auf den unteren Teil ihres Slips. Durch diese Berührung zuckte Barbara vor Erregung unwillkürlich auf. Norbert kniete vor sie hin, griff mit den Händen hintenherum fest in ihre Backen und liess seine feuchten Lippen sanft über die Innenseiten ihrer Schenkel gleiten. Während er dann mit der einen Hand zwischen Barbaras Schenkel glitt und sie dort, an der engsten Stelle, hin und her bewegte, öffnete er mit der anderen die Schuhe und zog sie ihr aus. Damm liebkoste er wieder langsam mit seinen Lippen an ihrem körper empor und küsste sie schliesslich auf den Mund. Nun war, so wollte es das Entkleidungsspiel, Barbara an der Reihe, Norbert auszuziehen. Seitdem sie Michael kennengelernt hatte, tat sie dies zwar willig, aber ohne jede Begeisterung. Verglichen mit Michael war Norbert langweilig angezogen. Das Sackhemd zeigte keinerlei Tendenz, seine Taille zu betonen. Aber dies war bei Norberts etwas fülliger Figur vielleicht auch gar nicht möglich oder wünschenswert. Seine Hose hatte einen Schnitt, wie man auch schon zu Grossvaters Zeiten eben Männerhosen schneiderte. Echte Beinkleider, die das Gesäss zu einem Gehänge machten, die Schenkel zu flatternden Rohren. Der Schlitz war nur zum Knöpfen da und ebenso uninteressant wie der Latz der viel zu weiten Unterhose, die er darunter trug. Barbara dachte an die fesche Art, mit der Michael seinen Körper zu kleiden verstand, drunter wie drüber. Diese Gedanken, bei denen sie Norbert auch schon völlig entkleidet hatte, und das aufgerichtete Glied, das dann vorstand und sich ihr lüstern engegenreckte, versöhnte sie mit der desillusionierenden Realität, die sie Norbert da gerade vom Leib gestreift hatte. "Mein Gott", dachte sie, "kann man denn nicht auch über vierzig sich als Mann etwas um seinen Körper kümmern? Weniger Essen und weniger Behäbigkeit - schon würden sie flotter aus der Wäsche gucken." Sie war Chirurgin und hatte sich die Denk- Und Redeweise ihrer männlichen Kollegen zugelegt. So stolperte sie auch nicht vor Scham über ihre eigenen Gedanken, als es ihr plötzlich durch den Kopf ging: "Weniger Bauch und dafür mehr darunter - dann könnten sich auch diese Leute wieder sehen lassen. Glatze und ergraute Kotletten allein Tun's nicht. Und dann die Verpackung! Die Kerle wollen doch auch was seh'n. Schauen uns auf die Beine, auf die Brüste. Als ob wir keine Phantasie hätten und Freude an engtaillierten Hemden, die eine breite, muskulöse Männerbrust verraten, an chicgeschnittene Hosen, die stramme Schenkel erahnen lassen, und an etwas weniger Textilien zwischen den Beinen, damit man sehen kann, wieviel ihnen dort überhaupt gewachsen ist. Die wollen sehen, was an uns hängt, wir wollen sehen, was an denen hängt." Norbert musste in ähnlicher Wellenlänge denken, denn unvermittelt sagte er: "In deinem BH gibst du heute wieder eine tolle Figur ab." Barbara frotzelte: "Mit meiner Unterwäsche kann man ja auch ins Bett gehen!" Doch das verstand Norbert nicht. Er war versessen darauf, dass Barbara ihre Unterwäsche im Bett anbehielt. Wenn sein steifes Glied gegen ihren Slip pochte, vermittelte ihm das das Gefühl, eine verschlossene Festung vor sich zu haben. Es reizte ihn, sie zu erobern. So auch jetzt wieder, als er Barbara in die Kissen gelegt hatte und den Spitzentüll ihres Büstenhalters liebkoste. Er blickte an ihrem Körper hinunter, sah die Strümpfe, die ihren schlanken, langen Beine wie eine zweite Haut umspannten, und musste unwillkürlich an den Strapsen ziehen, die sie mit dem Gürtel verbanden, den Barbara um die Taille trug. Das dumpfe Aufklatschen des Gummis auf Barbaras Haut versetzte Norbert in immer wildere Erregung. Er schob seine Hände in die Schalen ihres BHs und rieb mit den Fingern über ihre Brustwarzen. Dann drückte er den Stoff beiseite und legte ihre ganze Büste frei. Als er merkte, dass der BH jetzt in seiner ungewöhnlichen Lage Barbara unbequem war, langte er ihr auf den Rücken und öffnete den Verschluss. Rund und voll lagen jetzt die befreiten Brüste vor ihm. Er stürzte mit dem Mund darüber her, leckte in grossen Kreisen um sie herum, indem er an der Basis begann und so, immer enger werdend, schliesslich die Warzen erreichte, die er heftig mit den Lippen und vorsichtig mit den Zähnen traktierte. Barbara bäumte sich unter dieser Liebkosung vor Wollust auf.
Norbert war bei dem letzten Akt seines Entkleidungs-Ritus angekommmen. Der Slip musste rutschen, die Festung fallen. Buchstäblich in seine Hände. Mit denen griff er zu beiden Seiten in das zarte Textil hinein und schob es etwas nach unten, soweit, dass aus dem Gummiband nun der oberste, haarige Teil ihres Schamberges hervortrat. Vorsichtig tasteten sich dort sine Finger vor. Gleich hatten sie die Spalte erreicht und streichelten sie liebevoll. Barbara zuckte zusammen. Norbert hatte ihr innerstes Zentrum erreicht. Zunächst waren es nur seine Finger, die dort ihre Wollust kräftig schürten. Aber das blieb nicht lange so. Barbara hatte sich zur Seite gelegt und mit ihren weichen, schlanken Händen damit begonnen, sein pochendes Glied zu massieren. Während Norbert ihren Kitzler streichelte, musste sie auf diese Weise an ihm spielen; so glaubte sie, etwas von der ungeheuren Spannung, die sich in ihr staute, wieder abgeben, auf ihren Partner übertragen zu können. Norbert aber war auf diese zusätzliche Spannung gar nicht angewiesen. Das Blut schien in den Schwellkörpern seines steif aufgerichteten Phallus ohnehin zu kochen. Jedesmal, wenn es Barbara aus den Händen glitt, vibrierte es im Rhytmus seines Pulsschlags gegen den Unterleib. Als Barbara nun auch damit begann, ihn leidenschaftlich zu küssen, wurde Norbert die sexuelle Erregung schier unerträglich. Er zog der Ärztin den Slip vollends von den Hüften, schob ihn von den Beinen und wälzte sich selber auf sie. Barbara spürte den harten Druck seines Gliedes an ihrem Unterleib. Es war ein eindringliches Pressen, das ihr fast Schmerzen bereitete. Und dieses Gefühl war es, das ihr plötzlich den Schleier der Libido wieder von den Augen nahm. Sie empfand Norbert als klobig-ungestümes männliches Wesen, das sich eine Frau nahm. Und wie er jetzt seinen Pfeil mit einem ruck in ihren köcher stiess, war es ihr, als würde sie aufgespiesst. Sie wurde genommen. Und sie liess sich nehmen. Aber selbst dann, wenn sie sich zur Wehr setzen würde, wenn sie nicht bereit gewesen wäre zu diesem Akt - an dem Verhalten des Mannes hätte sich nichts verändert. Er war dabei, die Festung zu nehmen. Norbert pumpte auf sie ein. Er rammte mit seinem Speer gegen ihren Körper an, als gälte es, ein schweres Portal aus Eichenholz aufzustossen. Es war nicht das liebevolle Ineinandergleiten, das sie durch den unerfahrenen Michael kennengelernt hatte. Bei ihm blieb immer die Frage offen, wer nun eigentlich wen nahm. Bei ihm war es ein ständiges Hin und Her, ein beidseitiges Geben und Nehmen. Jetzt, da Norbert mit brutaler Männlichkeit sein Glied in sie trieb, spürte sie ganz deutlich den Unterschied zu dem neuen Beischlafstil, dem die junge Generation huldigte. Und sie beglückwünschte heimlich alle jungen Mädchen, die in den Genuss dieser neuen, ausgewogeneren, ja fast femininen Männlichkeit kommen würden. Michael war für sie der leibhaftige, der körperlich spürbara Vertreter dieses neuen sexuellen Glücks, das sie als das bessere empfand. Mit Michael war das Zubettgehen immer eine runde Sache. Norbert hob die Hüften und kreiste mit der Basis seines Penis um den Rand ihrer feuchten Scheide. Dann stiess er wieder vor, zog sich langsam zurück, vor, zurück, vor - dann legte er sich wieder ganz auf sie und machte langsame, gleichmässige Bewegungen. "Ich will, dass du lange etwas von mir hast", sate er. "Ist das denn schön für dich?" "Ja", gab er zurück, und Barbara wusste, dass er die Wahrheit gesprochen hatte. Ja, mehr noch, er hatte seinen Egoismus entlarvt. "Da versprach der Mann der Frau Genuss", durchfuhr es sie, "um in Wahrheit doch selber nur geniessen zu können. Und selbst die Worte noch sind ihm Steigerung dieses Genusses: er ergötzt sich an seiner geheuchelten Fürsorge, verschafft sich damit die Illusion de Gebrauchtwerdens, ,eine Frau braucht doch mehr' und so. Das ist die männliche Überheblichkeit, zu glauben, eine Frau sei von diesen zwanzig Gramm Fleisch abhängig." "Spürst du mich?" wollte Norbert wissen. Barbara war klar, dass ein Lob ihn nur dazu beflügeln würde, sich noch mehr zu vergessen; dass ein Ja nicht das Beste, sondern die Bestie in ihm entfesseln würde. Sie beschloss, ihn abzukühlen. Zudem hatte sich bei ihren Gedanken irgendetwas in ihr verkrampft; Norberts Stossen empfand sie deshalb nicht mehr als angenehm. "Ja, ich spüre dich", sagte sie, "leider allzusehr." Norbert musste sie nicht recht verstanden haben, denn er pumpte weiter. "Kannst du nicht eine Pause machen?" fragte sie. "Aha, du willst also lange etwas von mir haben!" Dabei bewegte e wieder seinen Phallus unrhytmisch und aufwühlend-stechend in ihrer Scheide hin und her. "Nein!" entgegnete sie. "Du tust mir im Moment sogar weh!" "Schmerzen könne die Lust im Bett steigern", meinte er. "Bei mir nicht", stellte sie fest, "jetzt nicht. Bitte hör auf!" Norberts Pumpen wurde langsamer. "Was ist mit dir?" "Ich kann nicht." Er stützte sich auf seine Hände. Immer noch war er damit in einer Hlatung, die ganz den Mann verriet, der sich zur Befriedigung seiner Wollust eine Frau nahm. "Wieso kannst du plötzlich nicht mehr?" "Irgendetwas hat sich in mir verkrampft." "Das kriege ich schon wieder hin", behauptete Norbert, "das wäre ja gelacht!" "Nein", bat Barbara, "lass sein! Zieh ihn 'raus." Norbert hatte versucht, ihre Brüste zu liebkosen und somit neue Erregung in ihr anzustacheln. Barbara aber langte sich zwischen die Schenkel und erfasste den unteren Teil seines halbsteifen Gliedes. "Zieh ihn 'raus und leg dich neben mich!" bat sie wieder. Norbert sah sie verwirrt an. "Aber du brauchst mich doch. Du brauchst doch das, was ich hier mit deinem Körper mache." Barbara lachte laut auf. Diese Reaktion nahm Norbert jede Illusion. Sein Penis glitt abgeschlafft aus der feuchten Scheide. Mit einem Brummen wälzte er sich neben seine Partnerin. "Das ich nicht lache!" sagte Barbara. "Du tust es ja." "Wie seid ihr Männer doch komisch." "Komisch? Anders, total anders als Frauen!" "Überhaupt nicht anders. Das ist ja gerade eure Einbildung. Aber ihr lernt, geht eurem Beruf nach, seid manchmal sogar erfolgreich, bildet euch - nur mit eurer Gefühls-Bildung mangelt es an allen Ecken und Enden." "Barbara, was ist mit dir?" "Du meinst, es genüge bei einer Frau, einfach die Beine auseinander- zumachen. Weit gefehlt!" Da gibt es auch Momente, wo ein Riegel vorgeschoben ist. Wie bei einem sensiblen Mann: irgendetwas läuft ihm beim Akt zuwider, schon schlafft er ab und kann nicht mehr. Ist das so ungewöhnlich?" "Für mich schon. Ich kann immer." "Ich sprach auch von sensiblen Naturen. Aber du bist nur Natur." "Alkso doch dein Rehbock?" fragte Norbert, griff zum Nachttisch und nahm sich eine Zigarette aus der Schachtel. "Meinetwegen Rehbock", gab Barbara zurück. Für sie stand fest, dass dies das letzte Mal war, dass sie mit Norbert geschlafen hatte. "Er wollte ja, dass ich ihm reinen Wein einschenke", dachte sie. "Wenn ich's jetzt tue, werde ich ihn damit abstossen. Aber, was soll's? Vielleicht bringe ich ihn dadurch dahin, dass er sich über die Spezies Frau künftig etwas mehr Gedanken macht. Und über den Sex, den er uns glaubt, schenken zu müssen. "Du brauchst doch einen Rehbock!" bettelte Norbert. "Da irrst du. Es ist anders. Wenn man Sex machen will, ist das intime Zusammensein von Mann und Frau sehr zweckmässig. Nötig ist es nur zum Kinderkriegen. Wenn es einem aber wirklich um Sex geht - und glücklicherweise ist man dabei in den letzten Jahren ja etwas toleranter geworden - dann sollte man sich aber auch gefühlsmässig ganz auf seinen Partner einstellen. Da nimmt der Mann nicht die Frau, um sie zwecks Nachwuchs zu begatten - ein schönes Wort, nicht wahr? - da ist es ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Ich weiss nicht, wie ich dir das erklären soll." "Der Mann war schon immer der aktive Teil", begehrte Norbert auf. "Das ist eine biologische Tatsache. Du als Ärztin solltest das doch eigentlich wissen." "Genau da befindest du dich auf dem Holzweg, Norbert. Wenn du so redest, muss ich ja fast beleidigt sein, da du offenbar meine Aktivität noch gar nicht bemerkt hast. Vielleicht aber hast du sie einfach übersehen, weil sie sie nicht in dein Schema passt. Bei Michael, den du so beargwöhnst, ist das anders. Der versteht, auf meine Aktivität zu reagieren. Das ist das, was ich ,Geben und Nehmen' nannte." "Dieser verflixte Bengel hat dir ganz schön den Kopf verdreht." "Den Kopf? Ich denke, wir sprechen vom Sex? Kann ich dafür, wenn ein rehkitz einen rehbock an Qualitäten, wie sie eine moderne, emanzipierte Frau heute im Bett verlangt und erwartet, weit überragt? Wir hatten uns vorher darüber ausgesprochen. Du konntest ja nicht anders, als den Beweis deiner Überlegenheit an Ort und Stelle anzutreten. Das Ergebnis kennst du jetzt." "Barbara..." "Und wenn du mich schon als Ärztin ansprichst, da kann ich dir viel mehr erzählen. Leider verwechseln viele Rohheit, Gefühllosigkeit mit Männlichkeit. Du siehst also: es kommt demnach nicht so sehr darauf an, was man als Mann zwischen den Beinen hat, sondern was man damit macht. Toll, wenn einem dort ordentlich etwas gewachsen ist und wenn man damit umzugehen versteht. Das geht dann aber schon vom Sex in Liebe über, zumindest in Eros. Schade, dass die meisten Männer nicht wissen, was Eros ist. Die Jungen lernen es erst wieder." "Du verstehst einen ganz schön fertigzumachen!" ",Fertigmachen' ist gut." "Ja, leider nicht sexuell." "Bin etwas verwöhnt jetzt." "Schon wieder dieser junge Bengel!" "Du wirst dich daran gewöhnen müssen." "Das waren ja deine Bedingungen." "Genau. Vielleicht denkst du mal darüber nach. Mehr Herz, weniger Egoismus." Mehr Gefühl, weniger männlich-rohe Überheblichkeit." Sie erhob sich vom Bett und ging zu ihren Kleidern, die sie über die Stuhllehne gehängt hatte. "Ich werd's versuchen", versprach Norbert. "Nicht nur theoretisch. Du musst das auch auf deine Praxis übertragen, Norbert. Bis dahin aber lässt du deine Hose bei mir besser zu, ja Schatz?" Damit gab sie ihm einen Schmatz auf die Wange. Für Norbert war es wie ein Hieb.
öAch", stöhnte Cornelia, "ach Micha, du, oh!" "Ja", keuchte Michael, "was ist, Conny?" "Oh, Micha", seufzte das Mädchen, "was bist du gut!" Cornelia war im Bett so unerfahren, dass Michael ihr wie ein Frauen- held vorkommen musste. Michael hatte bisher seine Arme unter dem Kopf des Mädchens gekreuzt und hatte ihn mit den Händen so dirigiert, dass er Cornelia leiden- schaftlich küssen konnte. Jetzt, nachdem sie ihren Mund zu einem Seufzer befreien konnte, mit dem sie versuchte, all ihre körperliche Wonne zum Ausdruck zu bringen, streckte Michael die Arme und stützte sich über dem Mädchen auf die Hände. Dabei verlangsamte er den Rhytmus seines Unterleibs, der die ganze Zeit über wie wild auf Cornelia eingepumpt hatte. In langen, kraftvollen Zügen schob er nun sein hartes Glied hin und her. Als er nach einer Weile begann, mit der behaarten Wurzel seines Phallus Kreise über der Scham des Mädchens zu beschreiben, stöhnte Cornelia von neuem auf. "Michael", schrie sie, "oh!" "Nicht gut?" erkundigte sich ihr Partner. "Doch", keuchte sie, "sehr gut sogar." Dabei schlug sie mit den Fersen auf das Bett, bewegte wild seufzend den Kopf hin und her, verkrallte sich mit den Händen in dem Leinen- tuch, zuckte am ganzen Körper. Michael hatte das Mädchen am ersten Tag seines Weihnachtsurlaubs, den er mit seiner Mutter traditionsgemäss in der Schweiz verbrachte, kennen gelernt. Cornelia Timmermanns-Vonderbrugge wohnte mit ihren Eltern im gleichen Hotel. Nachmittags hatten sie schon miteinander Kaffee getrunken, abends bereits wollte Michael zeigen, dass er in ihr mehr suchte, als ein Plauderkätzchen. Durch die Erfahrungen, die er daheim bei der Ärztin, bei Barbara Sanders, gesammelt hatte, war er ermutigt, diese weibliche Festung im Sturm zu nehmen. Das blonde holländische Mädchen hatte es ihm angetan. Cornelia war achtzehn, und Michael fühlte sich jetzt viril genug, das Spiel mit einer jüngeren zu beginnen. Für ihn war es an der Zeit ein Verhältnis aufzunehmen, in dem er der Führende war. Die ,Festung Cornelia' wurde ihm schon nach kurzen Stunden zu einer leicht einnehmbaren Grossstadtvilla im westlichen Gelderland. "Aber ich bin doch noch Magd", hatte sie sich zuletzt gewehrt. Da hatte er ihr schon die Hand in den Slip geschoben und mit den Fingern nach den Geheimnissen ihres Körpers gesucht. "Dann bist du's bis heute gewesen, Schatz", musste sie als Antwort von ihm vernehmen. "Es ist das Ziel jedes Mädchens, Frau zu werden." Ganz so sicher, wie er sich ausdrückte, war Michael dabei nicht. Cornelia würde für ihn überhaupt erst das das zweite weibliche Wesen sein, mit dem er zusammen wäre. Und mit Barbara Sanders war es anders. Sie war eine reife, in sexuellen Dingen erfahrene Frau. Hier hatte er es jetzt nicht nur mit einem jungen Mädchen zu tun. ,Magd' hatte sie sich genannt. Und das bedeutete eine Wand, die sich zwischen ihnen auftat, eine Wand, die zu überwinden war. "Zu durchstossen", zuckte sein Phallus in der viel zu engen Hose und pochte unablässig gegen den Latz, um aus dem Textil befreit zu werden. An Cornelia hatte Michael nun seine ganze Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Er dachte an Detlef und Olaf, seine Freunde, und fragte sich, was die wohl sagen würden, wenn sie ihn hier so sehen könnten. Er dachte an seine Mutter unnd an ihre Warnungen, sich ja keinem Flittchen an den Hals zu werfen. Ihm kam ihr Rat in den Sinn, es mit einer reifen, erfahrenen Frau zu versuchen, und er dachte an Barbara. Nun, er hatte es versucht, und glaubte, die Probe bestanden zu haben. Und dann dachte er, dass es besser wäre, nicht mehr zu denken, sondern sich ganz dem hinzugeben, was er sich vorgenommen hatte. Es wurde zu einer Enttäuschung. Denn Cornelia war tatsächlich noch ,Magd'. Darum hatte sie gestöhnt, geschrien und sogar geweint dabei. Michael war es zunächst vorgekommen, als nähme das Mädchen mit Tränen Abschied vom Stande jungfräulicher Unschuld. Doch dann hatte er gemerkt, dass das Mädchen tatsächlich Schmerzen empfand. Und der ,Akt der Akte', den er sich vorgenommen hatte, wurde zur illusionslosen Entschleierung eines Köchers, den zu bestücken er sich für einige Tage entsagen musste. Aber diese Tage, in denen sich die beiden Verliebten des ,Letzten' enthielten, versöhnten ihn mit jenem Akt der Entjungferung, der ihm zunächst jeden Gedanken an eine Wiederholung von Intimitäten mit Cornelia verboten hatte. Diese anfänglich niederschmetternde Stimmung war es auch, die ihn veranlasst hatte, Barbara Sanders am Heiligen Abend anzurufen. Plötzlich fühlte er sich wieder zu ihr hingezogen. Und als er mit ihr telefonierte und Sylvester als Termin für ihr nächstes trautes Zusammensein vereinbarte, war es ihm ernst damit. Michael war bei seinen Gedanken in Cornelia noch langsamer geworden. Auch sein Glied, das so erregt war, dass es schon kurz vor der Ejakulation stand, hatte sich jetzt wieder beruhigt. Es kam ihm vor, als wäre es jetzt sogar zu schlaff geworden. Darum liess er sich wieder ganz auf Cornelias Brüste hinunter, nahm ihren blonden Schopf erneut in seine Hände und begann ungestüm, im Liebesnest des Mädchens zu pulsieren. Als er sich dadurch wieder so weit stimuliert hatte, dass er fühlen konnte, wie sein praller Pfeil Cornelias Lustköcher voll ausfüllte, zog er ihn mit einem Ruck aus ihrer Scheide und legte sich auf den Rücken neben das Mädchen. "Setz' dich auf mich, Conny", sagte er und dirigierte das Mädchen mit den Händen. Behend schwang sie ihren Körper herum und hing schon gleich darauf in Reitstellung über dem Medizinstudenten. Sie hielt die Hüften angehoben, denn sie wusste, dass Michael seinen Liebesstab nun von unten in sie hineinschieben würde. Stattdessen aber langte er mit beiden Händen um ihren Hals und zog ihren Kopf zu sich herab. Lüstern wirbelte seine Zunge in ihrem Mund. Cornelia hatte das Gefühl, als würde ihr jetzt zwischen den Beinen etwas fehlen. Zum erstenmal griff sie nach einem männlichen Glied. Als sie es sachte in die Hand nahm, erbebten ihre beiden Körper. Sie erzitterte vor dem Neuen des noch erlebten Tastgenusses. Und auch Michaels Nerven vibrierten unter dem zarten Druck dieser jungen Mädchenhand. Geschickt leitete Cornelia Michaels mächtiges Lustschwert zu ihrer Scheide. An der Spitze spürte der Student die Haare ihres Schamberges, dann die Feuchtigkeit ihrer Schamlippen. Ganz deutlich fühlte er den Knochen oberhalb ihrer Vagina, über den Cornelia jetzt den Phallus hineinschob. Dann merkte Michael, dass sein Glied direkt am Scheideneingang lag. Das Mädchen liess sich auf den dicken Stift gleiten; behutsam schob Michael von unten her nach. Dann war er wieder ganz in den Liebestunnel einge- fahren. Genussvoll hob und senkte Cornelia ihren Leib über diesem Stab, der ihr die Achse allen Lebens zu sein schien. Michael sah zu ihr empor. Er mochte das Mädchen, das da auf ihm ritt. Wirklich, er liebte Cornelia. Sie war ein Mensch, der bereit war, ganz auf ihn einzugehen. Und da er selber die gleiche Gabe hatte, war ihr Zusammensein vom ersten Tag an sehr harmonisch verlaufen. Um dem erstmals geschwächten Frauenkörper Heilung zu gewähren, hatten sie sich tagelang nur mit Petting befriedigt. Aber dies war eine Spielart, in der sich beide schon sehr gut auskannten. Entsprechend intensiv und gefühlvoll waren dann auch die Stunden ihrer Rendezvous. Michaels Charme war es gelungen, seine Mutter an eine ältere Dame, die im gleichen Hotel abgestiegen war, regelrecht zu verkuppeln. Zuerst hatte er einige Zeit dafür opfern müssen, um selber Konver- sation zu treiben. Bald war aber schon seine Mutter dazugestossen, hatte damit begonnen, von ihrer Schönheitsoperation zu erzählen - seitdem waren die beiden alten damen nur noch zusammen gesehen worden. Eine gwisse Labilität aber hatte Michael behalten. Noch immer schwankte er nämlich zwischen seinen Gefühlen für die neue junge Freundin und seinen Bindungen an die Ärztin daheim. Dabei war es fast üblich geworden, dass er sich nach Barbara sehnte, wenn er allein war. War er dagegen mit Cornelia zusammen, wollte er von Barbara nichts mehr wissen und bespöttelte die Ärztin in seinen Gedanken heimlich als Suffragette. In solchen Augenblicken, wenn sich der lüsterne Mädchen- körper sehnsüchtig und nimmersatt um seine strotzende Männlichkeit wand, empfand er Barbaras Emanzipationseifer als lächerliche Äusserung von Minderwertigkeitskomplexen.
"Komm, Conny", sagte er, "lass dich anfassen!" Das Mädchen beugte sich mit dem Oberkörper zu Michael hinunter. Dabei erreichten ihre Lippen seinen Mund. Der Student liess wieder seine Zunge in sie hineingleiten, griff gleichzeitig mit beiden Händen nach ihren rund und voll herabhängenden Brüsten und streichelte die steifen Warzen mit den rauhen Kuppen seiner Daumen. Cornelia jauchzte auf. Ihr ganzer Körper reagierte auf dieses plötzliche Stimulans. Aufgepeitscht tanzte ihr Unterleib über dem tief in sie hineinragenden Liebesstab. Als sie die Reizungen, die Michaels kreisende Daumenkuppen an ihren Brustwarzen verursachten, nicht mehr ertragen konnte, liess sie sich mit ihrem Oberkörper aufschreiend auf den jungen Mann fallen. Der zog seine Beine an, um in den Hüften mehr Kraft zu haben, und stiess noch mächtiger als zuvor mit seiner erigierten Manneszierde in Cornelias Liebesnest hinauf. Um ihren Partner zu mässigen, richtete sich das Mädchen wieder auf. Zwischen Michaels hochgestellten Oberschenkeln kniend übernahm sie einen ruhigeren Takt. Er sah an ihrem gestreckten Körper empor. Alles an ihr war in gerader Linie nach oben gerichtet. Die tanzenden Hüften, die in eine schmale Taille übergingen, wiesen nach oben. Die Bauchmuskeln waren angespannt. Die Brüste standen rund und fest vom Körper ab; selbst ihre steifen Warzen zeigten in die Höhe. Die Arme waren ausgestreckt und stützten sich mit den Finger- spitzen auf ihre Oberschenkel. Die Schultern hatte Cornelia etwas angehoben, den Kopf nach hinten geneigt und das Gesicht leicht von ihrem Partner abgewandt. Dennoch konnte Michael die Verzückung erkennen, die ihr Profil verriet. Er war von dieser jungen weiblichen Nacktheit angetan. Er musste Cornelia umfassen, wollte aber gleich- zeitig, dass sie in dieser aufgerichteten Haltung verharrte. So griff er behutsam nach ihren Knien und schob sie in die Höhe, damit Cornelia ihre Beine Ausstrecken konnte. Es tat ihm gut, dass das Mädchen bei diesem Stellungswechsel mit den rhytmischen Reitbewegungen aufhörte; wiederum nämlich war er seinem Höhepunkt sehr nahe gewesen. Michael stützte sich von der Matratze ab und richtete sich an dem Mädchen auf. Sogleich verschränkte Cornelia hinter ihm ihre Beine. Jetzt sassen sie aufeinander und hielten sich innig umarmt. Obwohl sie das Bedürfnis verspürte, ihren Ritt fortzusetzen, konnte sich Cornelia in dieser Stellung kaum bewegen. Michael hatte das beabsichtigt; denn sein aufgereiztes Glied brauchte eine Pause, wenn sie nicht schon gleich losschiessen sollte. Lüstern zuckte das Mädchen in seinen Armen und rieb, so sehr sie es in dieser Haltung konnte, die beiden Haarnester gegeneinander. Dr Student genoss diese Hilflosigkeit seiner Partnerin. Ihm tat es gut, das Mädchen nach seiner Aktivität lechzen zu sehen. Er war Führer geworden, beherrschte Cornelia mit seinem Körper. Er war der Überlegene, er war der Mann. Und der Gedanke daran brachte ihn in neue Ekstase. Er zog seine Beine an, presste Cornelias Backen mit beiden Händen fest an sich, beugte sich mit dem Oberkörper nach vorn und drückte so Cornelia unter sich auf die Matratze. Jetzt lagen sie, wie sie zuerst gelegen hatten; nur waren ihre Köpfe an das Fussende des Bettes gewandert. Unter einem wilden Aufbäumen seines Körpers vollzog Michael nun das Ende des Liebestanzes. Nach wenigen seiner langen und kraftvollen Stösse schon bebte Cornelia auf. Sie schrie und verkrampfte sich mit den Händen wieder in die Kissen. "Micha", schrie sie, dann schwand wieder für einen Moment ihre Stimme. "Micha!" - und sie rang von neuem nach Atem - "Ich komme!" "Ich auch!" stöhnte er und pumpte mit seinem explodierenden Glied noch zwei-, dreimal so heftig auf Cornelia ein, als wollte er sie für immer auf das Bett spiessen. "Conny!" rief er, "Conny!", und liess sich ermattend auf sie fallen. Instinktiv griffen ihm Cornelias Arme um den Hals und zogen seinen Kopf heran. Während sein Phallus immer noch in ihrer Scheide zuckte, küsste er liebevoll die Lippen seiner Partnerin. Dann nahm er ihren Kopf zwischen die Hände und sah sie ernst an. "Magst du mich, Conny?" "Ja, Micha", antwortete das Mädchen, "ich liebe dich!" "Willst du bei mir bleiben?" "Auf immer und ewig", versicherte Cornelia und besiegelte diesen Schwur mit einem langen Kuss.
Es war Sylvester geworden und damit Weihnachten Für Barbara Sanders. Sie hatte ihr Appartement wegen Michael festlich hergerichtet. Überall standen schlanke Kerzen in grünem Tannenschmuck. Sie war durchs Zimmer gegangen und hatte einen süss-duftenden Raumspray versprüht. Sie war danach im Bad gewesen und hatte sich ein zweites Mal - jetzt speziell für Michael - geduscht. Sie stand vor dem Spiegel und "lte ihren Körper ein. Wie sie mit den fettigen Händen die Schenkel hinauffuhr, sah sie im Spiegel glitzernde Öltröpfchen an den Haaren ihrer Scham. Wohl oder übel musste sie auch an dieser Stelle die gleitende Flüssigkeit verreiben. Und unwillkürlich gingen ihre Gedanken dabei zu Michael und sein strotzendes Freudenszepter, das dort schon bald seine ihm angemessene Spielwiese finden sollte. Sie rieb sich die Brüste ein und den Hals, legte Rouge auf und zog ihre Lippen nach. Michael zuliebe hatte sie sich künstliche Wimpern gekauft. Vorsichtig klebte sie die Nerzhaare fest und kaschierte den Ansatz mit dicken Lidstrichen. Dann richtete sie ihr Haar und begann sich anzukleiden. Sie hatte gerade Slip und Büstenhalter über den frischduftenden Körper gestreift, als es an der Tür läutete. "Michael!" dachte sie und griff zum neuen Kimono, einem Weihnachts- geschenk, das sie sich selbst gemacht hatte. "Er ist sehr früh dran", stellte sie fest, "aber das macht nichts." Sie schlüpfte in einfache Badesandalen und eilte zur Tür. Ihr Gesicht strahlte frohe Erwartung aus. Kaum hatte sie die Tür geöffnet, verfinsterte sich aber ihr Blick. Norbert stand vor ihr. "Du?" Mehr wusste sie vor Überraschung zunächst nicht zu sagen. "Ja, ich", erwiederte Norbert. "Darf ich hereinkommen?" "Wenn's nicht zu lange dauert", meinte Barbara. "Ich habe nämlich nicht viel Zeit." "Ich seh's", stellte Norbert trocken fest. Sie gingen ins Wohnzimmer. Norbert nahm auf der Lehne eines Sessels Platz. Barbara zündete sich eine Zigarette an. Sie brauchte sie jetzt zur Beruhigung. "Was führt dich zu mir?" fragte sie. "Immer noch so abweisend, Barbara?" "Hat sich denn was geändert?" "Vielleicht." "Und das wäre?" "Ich dachte, wir sollten das alte Jahr nicht im Streit beschliessen. Deshalb bin ich hier." Er zündete sich auch eine Zigarette an. "Können wir nicht vernünftig werden und uns wieder vertragen? Ist es so schwer?" "Damit meinst du doch, ich solle vernünftig werden. Eine Vernunft übrigens, wie du sie verstehst. Und damit wären wir schon wieder bei der alten Leier." "Barbara, wir haben so viele schöne und glückliche Stunden verlebt in diesem Jahr. Erinnerst du dich? Wir haben uns kennengelernt. Du mich und ich dich. Und ich weiss daher, dass du in Wirklichkeit anders bist, als du dich jetzt gibst. Ich kenne doch meine Barbara." "Meine Barbara!" echote die Ärztin gedehnt. "Ja, Liebling. Ich habe mir unser Verhältnis nochmal durch den Kopf gehen lassen. Ich will dich immer noch heiraten!" "Und ich will immer noch nicht zum Heimchen hinter deinem gutbürger- lichen Herd werden, verstehst du?!" "Aber Barbara, was ist denn mit dir? Was willst du?" "Ich will meinen Beruf haben. Ich will meine Freiheit haben. Und ich will mein Leben geniessen, solange ich jung bin." "Du und jung?" schoss es aus Norbert heraus. Aber sogleich hatte er sich wieder gefangen. "Verzeih, Liebling, es war nicht bös gemeint. Ist mir nur so herausgerutscht.Ich hab nur eine etwas andere Einstel- lung zu den Dingen. Hab mir Gedanken darüber gemacht. Wirklich. Ernsthaft. Vielleicht solltest du dich doch etwas mehr um einen ruhenden Pol kümmern." "Ich will mein Leben geniessen!" "Mit diesem Jüngling?" "Und wenn? Der denkt wenigstens nicht bei jeder Umarmung gleich ans Heiraten." "Wenn du dich da nicht mal irrst!" "Kennst du ihn denn?" "Nein." "Also!" "Er ist auch ein Mann." "Aber einer, der mir meine Freiheit lässt. Du forderst. Alle anderen haben gefordert. Er fordert nicht. Wenn etwas erforderlich ist, gebe ich es. Von mir aus. Unaufgefordert. Das ist der Unterschied. Darum wohl könnte ich für Michael auch alles geben." "Barbara!" Norbert stand auf und legte seine Arme um ihre Schultern. Die Ärztin aber wehrte ab. "Lass doch, Norbert, es hat keinen Zweck. Wir haben uns ja bereits ausgesprochen. Es bleibt dabei." Sie reichte ihm die Hand. "Schade", meinte Norbert und schlug ein, "ich glaubte, wir könnten wieder zusammenfinden." "Unter deinen Bedingungen kaum." "Dann also überhaupt nicht?" "Nein." Norbert ging zur Tür. "Leb wohl Barbara!" Barbara schloss die Tür hinter ihm. Sie war innerlich erregt, öffnete im Wohnschrank das Barfach und goss sich einen Kognak ein. Zu Gedanken über dieses Gespräch mit Norbert kam sie nicht. Denn wieder klingelte die Glocke. Diesmal war es Michael. "Tag, Schatz", sagte er und gab ihr zur Begrüssung einen Schmatz auf die Wange. "Guten Tag, Liebling", gab Barbara zurück. "Hab deinen Freund im Treppenhaus getroffen." Sie gingen gemeinsam ins Zimmer. "Norbert? Kennst du ihn?" "Ich kannte ihn nicht. Aber jetzt, wo du's bestätigst, muss er's wohl gewesen sein. Er meinte nur ,Fräulein Sanders ist zuhause'." "Dieser Kerl!" "Wieso? Hat er damit etwas Unrechtes getan?" "Das nicht, aber..." "Wir sind doch freie Leute und können tun und lassen, was wir wollen, oder nicht?" "Schön, nur..." "War's schön - ich meine, magst du ihn denn wenigstens?" "Aber Michael, wo denkst du hin? Seitdem ich dich kenne, hab ich mit keinem anderen geschlafen. Du bist doch mein ein und alles!" "Warum solltest du's nicht auch mal mit einem anderen treiben?" Sie setzten sich gemeinsam auf die Couch. Barbara legte ihren Arm um Michaels Schultern. "Die Umstände", fuhr Michael fort, "würden dafür sprechen können. So leicht angezogen, duftendes Zimmer, Kognak..." "Um Gottes Willen, Michael, Liebling!" seufzte Barbara. Ihr wurde das Verfängliche der Lage erst jetzt klar. Sie sah an sich hinunter. "Ein schöner Kimono übrigens", stellte Michael fest, "hast du ihn von ihm?" Barbara zog den Studenten ganz nah an sich. "Jetzt lass uns mal reinen Tisch machen, Schatz", sagte sie. "Es war gar nichts. Ich war gerade dabei, mich für dich zurecht zu machen, als es läutete. Norbert kam. Ich hatte ihm schon vor Wochen den Laufpass gegeben. Er wollte es nochmal versuchen. Und ich habe ihn wieder fortgeschickt. Das war alles. Denn für mich gibt's nur noch einen, meinen Michael!" "Meinen Michael", echote der Student gedehnt. Da erinnerte sich Barbara und sie bemerkte die vertauschten Rollen. Als alte Zweifel in ihr von neuem zu nagen begannen, verscheuchte sie sie und sagte: "Ich bin von Kopf bis Fuss in dich vernarrt." "Wir wollten aber miteinander Sylvester feiern, nicht Karneval, du süsse Närrin. Weihnachten und Sylvester sollten auf einen Tag fallen..." "Ja", unterbrach Barbara ihn, "auf eine Nacht!" Und sie gab ihm einen Kuss. Sie presste sich an den jungen Mann, dass ihr Kimono dabei aufklaffte. Michael griff hinein und liebkoste ihre Hügel durch den dünnen Stoff des Büstenhalters. "Süsse Närrin!" wiederholte er dabei. Seine Hand glitt tiefer und erreichte den Gummizug ihres Slips. "Noch nicht", hauchte die Ärztin, "wir haben doch die ganze Nacht für uns." Sie erhob sich.
"Jetzt wollen wir es hier erst einmal recht festlich machen und schön gemütlich für uns. Soll ich mir was überziehen?" Wozu denn? Hier ist es warm genug und ich hätte später damit nur unnötige Mühe." "Junger Hengst!" lachte Barbara und Michael schoss auf sie zu, um ihr den Kimono abzustreifen. Es gab eine kleine, verspielte Balgerei, aus der Michael die Ärztin als Siegerin hervorgehen liess: sie behielt ihren Kimono an. Dafür verfolgte er Barbara durch die Wohnung. Überall, wo sie stehenblieb, um eine Kerze anzuzünden, trat er hinter sie und küsste sie auf Hals und Nacken. Die Ärztin wunderte sich über Michaels Freude und Ausgelassenheit. Sie hatte befürchtet, dass er nach Norberts unverhofftem Besuch ein- schnappen und ihr das herbeigesehnte Fest der Zweisamkeit versauern würde. Aber genau das Gegenteil schien der Fall zu sein. Michael kam ihr freier vor als je zuvor. "Vorhin", fragte sie dazwischen, "die Sache mit Norbert..." "Ja?" "Sag mal, warst du da gar kein bisschen eifersüchtig?" "Ich? Aber wieso denn?" Und schon wieder hing er an ihr und verbiss sich in ihrer Schulter. "Au!" zuckte sie, "du wilder Hengst!" "Was kann der artigste Gaul dafür, wenn du ihn scharf machst, du spritzige Stute!" "Du und artig!" "Na, das hab' ich von dir. Du hast mich doch schliesslich auf den Geschmack gebracht!" Und wieder knabberte er an ihrem Nacken. Sie waren jetzt am Wohnschrank angekommen. Barbara wollte die Kognakflasche herausholen. "Dauerlutscher!" ächzte sie unter seinen kleinen Bissen. "Das ist was anderes, Schatz. Den kriegst du nachher noch!" sagte Michael und drückte seinen Unterleib fest gegen Barbaras Schenkel. "Her damit!" forderte die Ärztin. Sie sagte es im Spiel. In Michael keimte aber bereit wieder der Stolz über seine männlliche Überlegen- heit. "Erst wird was getrunken!" Sie schenkte ein. Beide prosteten sich zu. "Auf uns!" wünschte Barbara. "Auf diese Nacht!" sagte Michael. Sie hatten ihre Gläser noch nicht geleert, als sie schon ihre Kleider auszogen. Und obwohl Michael mehr anhatte, als seine Partnerin, standen sie beide gleichzeitig nackt voreinander. So schnell war Michael noch nie aus der Wäsche gekommen. Aber er war auch sehr erregt. Es war eine fast perverse Erregung, in die sich der einer reifen Frau jetzt überlegene Stolz junger Männlichkeit jetzt ebenso mischte, wie das Geheimnis seiner Liebesbeziehung zu Cornelia, zu der ihm die ältere Meisterin der Liebe unbewusst verholfen hatte. Wie jetzt sein prall aufwärtsgerichtetes Lustschwert ihre Scheide suchte, fühlte sich Michael nicht mehr als unterlegener Schüler. "Knie dich vor die Couch", bat er. "Was willst du?" "Lust!" Auch Barbara war schon so erregt und dadurch in ihrer Scheide feucht genug geworden, dass der Student mit seinem steifen Phallus bequem in sie hineingleiten konnte. "Scharfes Ding!" keuchte Barbara, als Michael zum erstenmal fest in sie eindrang. "Wer?" fragte er zurück, "ich oder mein Schwert?" "Ihr beide." "Danke", sagte Michael und begann einen wahren Veitstanz. Seine Hände langten um ihren Oberkörper und drückten ihre Brüste. Er hatte sich mit seinem Glied so fest in ihr vergraben, dass ihre Backen bi jedem seiner Stösse rund und warm gegen seinen Schoss anrammten. "Schneller!" bat Barbara. "Ich habe meinen ganz bestimmten Rhytmus", gab der Student überlegen zurück. Eine Hand liess er nach unten gleiten, dorthin, wo sein prallgefülltes Glied in einem aufreizenden ungleichmässigem Takt in Barbara eindrang. Kurz darüber fanden seine Finger zwischen den weit- geöffneten Schamlippen ihre Klitoris. Die Finger waren von der Feuchtigkeit der Spalte benetzt. Kaum hatten sie Barbaras Lustzentrum entdeckt, da wirbelten sie auch schon wie ein Tornado auf dem empfindlichen Hautnippel herum. Barbara stöhnte vor dem sie durchzuckenden Gefühl der Wollust. "Halt!" rief sie, "ich komme ja schon!" "Ich auch", keuchte Michael und liess unter heftigem Zucken seines Leibes das Geschenk seiner Lust in Barbaras Scheide versprühen. Mit seinem Pumpen gab er aber nicht nach. Er wollte versuchen, ob es ihm gelänge, in der Vagina seiner Partnerin steif zu bleiben. Er richtete sich auf und zog den Oberkörper der Knieenden zu sich. Barbaras Scheide wurde dadurch nach vorne gezwängt, so dass auch Michaels Glied ein wenig weiter herausrutschte. Sein Penis war aber lang genug, um auch so noch mit der Spitze in Barbaras Lustgrotte zu verbleiben. Durch den überspannten Winkel, unter dem er jetzt sein Glied vorsichtig in ihr hin- und herschieben musste, erfuhr er sogar eine neue Reizung, die ihn dazu antrieb, dieses Spiel fortzusetzen. Sie knieten jetzt so hintereinander, wie sie vorhin, als sie beim Kerzenanzünden miteinander balgten, hintereinander standen. Michael verbiss sich wieder in Barbaras Schulter. Sein Glied schlaffte nicht ab. Trotz der Ejakulation blieb es steif und pumpte auf Barbara ein. Und auch für die Ärztin hatte diese aufgerichtete Stellung neue Reize. Ohne dass Michael sich sehr anstrengen musste, erlebte Barbara einen Orgasmus nach dem anderen. Der Student hatte rasch gelernt, mit dem Sex einer Frau wie auf einem Klavier zu spielen.
Er gab sich Mühe, um nicht selber schon wieder zu einem Höhepunkt zu kommen. An Barbaras nachlassender Muskelkraft merkte er, das die ständig wiederholte Klimax sie sehr geschwächt hatte. Darum zog er sein hartes Glied aus ihrer Scheide zurück, ergriff die Ärztin unter Armen und Beinen, und legte sie auf die Couch. Sie atmete heftig. Kaum brachte sie "du bist grossartig, Junge!" heraus. Sie nahm seinen Phallus in die Hand und küsste ihn auf die Eichel. Michael musste sich dazu mit einem Bein auf die Couch knien. "Nimm ihn ganz", sagte er, "damit du wieder zu Kräften kommst!" "Später", lächelte Barbara, "später. Jetzt lass uns erst mal was richtiges essen!" Beim Aufstehen musste Michael ihr helfen. Als sie aber erst einmal wieder auf den Beinen stand, ging es. Sie griff zum Kimono und schlüpfte hinein. Michael zog sich seinen Slip an. So gingen sie gemeinsam in die kleine Küche. Star unter Barbaras Elektrogeräten war ein High Cooker. Sie hatte das Abendessen schon vorbereitet. In dem praktischen mikrowellenherd war es im Handumdrehen fertig. Barbara benötigte zum Kochen ebenso viel Zeit, wie Michael zum Tischdecken brauchte. Dann stand das Essen auf der Platte. Es gab einen Hasentopf mit Pommes dauphines und Rosenkohl. Michael lief beim Anblick dieser Wildbretplatte das Wasser im Mund zusammen. Und er wünschte sich, dass Cornelia auch einmal so gut würde kochen können. Während er sich diese Gedanken machte, sah Barbara ihm verliebt in die Augen. Tagelang hatte sie nur den wilden Hengst im Sinn gehabt, der jetzt endlich wieder bei ihr war. Und weil sie ihn als so stürmisch empfand, hatte sie sich für die Mahlzeiten, zu denen er bei ihr war, nur Wildgerichte ausgedacht. Anderntags sollte es Hirschgoulasch mit Champignons geben. Denn Liebe, sagte sie sich, geht durch den Magen. Nachdem barbara einen herben, trockenen Rotwein eingeschenkt hatte, streichelte sie Michael über die Hand und sagte: "Mein Hengst war ja richtig ausgehungert." "Bin ich abgemagert?" "Nein, ich meine in puncto Sex." "Ach so", log Michael, "ja, da hast du recht!" Die grösste Lüge zwischen ihnen aber hatte einen Namen, den Namen eines jungen, blonden, holländischen Mädchens. Und diese Lüge hiess Cornelia. "Süsse Närrin", sate Michael berechnend und gab Barbara einen Kuss auf die Wange. Barbaras Essen aber und ihr Sex schmeckten ihm zu köstlich, als dass er sich im Moment Gedanken gemacht hätte, wie er die Stricke der Lüge kappen könnte.
Dr. Barbara Sanders war nie abergläubisch gewesen. Aber an diesem Freitag wurde sie es. Es war Feitag, der 13. Januar. Der Tag begann mit einem Unwohlsein. Sie hatte dieses Gefühl nie gekannt, konnte sich aber als Ärztin einen Reim darauf machen. Michael, ihr Geliebter, war bestimmt der Urheber. Bei seiner Potenz würden Folgen auch nicht verwunderlich sein. Barbara machte sich darüber keine Sorgen. Für ihren schwarzhaarigen Engel war sie ja zu allem bereit. Trotzdem litt sie unter dem Unwohlsein. Es vermieste ihr den ohnehin tristen Tag noch mehr. Sie stapfte durch den Schneematsch zur Klinik. Kaum war sie in ihrem Dienstzimmer angekommen, da wurde sie zum Chefarzt gerufen. "Wie fühlen Sie sich?" fragte er sie, nachdem sie wieder vor seinem Schreibtisch Platz genommen hatte. "Danke, es geht", sagte Barbara und wunderte sich über die Fürsorge. "Ich fragte darum, weil Sie gute Nerven brauchen für das, was ich Ihnen jetzt zu eröffnen habe." Die Ärztin schluckte. "Und das wäre?" "Es tut mir leid, Fräulein Sanders, dass sie meinen Rat, den ich Ihnen vor Weihnachten gab, nicht befolgt haben. Das Verhältnis zu dem bewussten Studenten, das Sie seit Vorlesungsbeginn wieder an den Tag legen, zeigt, dass Sie nicht bereit sind, sich in der Öffentlichkeit zu mässigen." "Das bedeutet?" "Meine Worte von damals waren keine leeren Drohungen. Ich bin als aufsichtspflichtiger Chef gezwungen, nun Konsequenzen zu ziehen. Sie werden Ihre Dozentur in diesem Hause abgeben, Fräulein Sanders, sofort, vom heutigen Tage an." "Aber..." "Da gibt es keinen Kompromiss mehr. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung ist dieser Schritt nötig." Barbara traten die Tränen in die Augen. Aber es waren nicht Tränen der reue, sondern Tränen des Zorns. In ihr wuchs die Wut über die Spiessigkeit, mit der sie hier behandelt wurde. Spiessigkeit nannte sie das was sie nicht verstehen konnte, was sie nicht verstehen wollte. "Was ist denn das hier für ein verspiesster Laden", brach es aus ihr heraus. "Ist hier alles denn so verklemmt, dass man was dagegen hat, wenn zwei Leute sich lieben?" "Niemand - aber das sagte ich Ihnen schon früher - hat etwas gegen Ihre Liebe. Aber sie mussen Ihren Arbeitsplatz davon aussparen." "Dann kann ich ja gleich ganz kündigen." "Um Sie über alles zu informieren, Fräulein Sanders: es wurde auch über Ihre Kündigung unsererseits beraten. In Anbetracht Ihrer ausserordentlichen ärztlichen Leistungen aber hat man davon abgesehen." "Da wird also hinter meinem Rücken über mich beschlossen..." "Als Angestellte müssen Sie es sich schon gefallen lassen, dass die Leitung des Hauses über das Personal berät. Also auch über Sie, Fräulein Sanders." Barbara schluchzte. "Ich kann mir vorstellen", sagte der Chefarzt, "dass für Sie eine Welt zusammenbricht. Eine halbe Welt, besser gesagt. Denn Ihre Tätigkeit hier wird Ihnen ja nicht genommen." "Zu gnädig!" "Versuchen Sie doch bitte, jetzt nicht alles Porzellan zu zerschlagen. Betrachten Sie die Angelegenheit etwas nüchterner. Sie waren und sie sind Ärztin diese Hauses. Ihre Fähigkeiten wurden anerkannt und gelobt. Übrigens auch entsprechend bezahlt. Dann bekame Sie eine Probezeit für eine zusätzliche Aufgabe. Diese Probezeit haben Sie nicht bestanden. Sie ist hiermit beendet. Und das Nichtbestehen liegt nicht in mangelnder Fähigkeit, sondern in stark abweichenden Ansichten über die Führung des Amtes, zu dem Sie ausersehen waren. Sie wollten Ihre Ansichten nicht revidieren und haben somit Ihre zusätzliche Aufgabe aufs Spiel gesetzt." "Für Michael opfere ich es gern!" "Na also", bestätigte der Chefarzt, "dann sind wir in den Konsequenzen ja endlich einer Meinung." "Ich kann nicht einsehen, dass in einer modernen Klinik sich der Mief von vergangenen Jahrhunderten breit macht..." "Aber so mässigen Sie sich doch, Fräulein Sanders!" "Mässigen!" spöttelte Barbara unter Tränen. "Dies hier ist doch ein unmöglicher Zustand." "Liebe Kollegin", versuchte der Chefarzt jetzt ganz sanft, während Barbara ins Taschentuch schluchzte, "mit Ihnen gehen die Nerven durch. Ich rate Ihnen, jetzt erst mal Urlaub zu nehmen, um auszuspannen und sich wieder ganz zu beruhigen." "Urlaub nehmen? Das heisst dann schliesslich doch, dass ich hier ganz verschwinde." "Davon spricht kein Mensch. Urlaub ist Urlaub. Ich vermisse Sie hier nur sehr ungern. Wie aber aus Ihren Personalakten hervorgeht, haben Sie seit über einem Jahr keinen Urlaub mehr gehabt. Da wird es Zeit. Jetzt ist die rechte Zeit dafür." "Ich denke garnicht daran. Alle würden dann doch annehmen, ich wäre gefeuert worden." "Niemand nimmt das an, ausser Sie in Ihrer Phantasie." Barbara schüttelte den Kopf. "Machen Sie Urlaub, Fräulein Sanders. Vierzehn Tage. Die werden Ihnen helfen. Das ist mein ärztlicher Rat. Nachdem Sie damals nicht auf mich als Vorgesetzten hören wollten, hören Sie mich doch nun wenigstens als Arzt und Kollegen." Barbara sah ihn durch den Tränenschleier unschlüssig an. "Sie dürfen doch das Spiel jetzt jetz nicht vollends auf die Spitze treiben, Fräulein Sanders. Sie brauchen Ruhe, Entspannung. Notfalls müsste ich Sie zwangsweise beurlauben. Die Sache mit der Dozentur würde einen solchen Schritt rechtfertigen. Aber das können Sie doch nicht wollen. Machen Sie sich's zu Hause gemütlich oder verreisen Sie für ein paar Tage." Er stand auf und ging zu einem Wandschrank, dem er eine Medizin entnahm. "Hier", er reichte Barbara die Packung, "nehmen Sie diese Tabletten. Die Dosierung steht auf dem Waschzettel. Es ist ein ganz neues Mittel. Es wird Ihr Nervenkostüm bald wieder gestrafft haben." Die Ärztin hatte sich während der Worte ihres Chefs etwas beruhigt. Jetzt nahm sie sogar eine Zigarette von ihm, die er ihr anbot. "Danke", sagte sie und liess sich Feuer geben. Eigentlich, überlegte sie, war der Vorschlag, jetzt einmal Urlaub zu machen, gar nicht so schlecht. Sie war tatsächlich überarbeitet. Und die Liebesnächte mit Michael hatten ihr auch ganz schön zugesetzt. Dann kam noch hinzu, dass sie sich in anderen Umständen glaubte. Und jetzt schliesslich noch der Krach um ihre Arbeit als Dozentin. "Das ist wirklich etwas zu viel auf einmal", sagte sie sich und nickte. "Gut", meinte sie zu ihrem Chefarzt gewandt, "ich nehme ihren Rat an und mache Urlaub. Es ist wirklich angenehm für mich, wenn ich jetzt einige Tage ausspannen kann." Sie erhob sich. Erleichtert klopfte ihr der Chefarzt auf die Schulter, als er sie zur Tür seines Dienstzimmers geleitete. Bevor er sie verabschiedete, sagte er: "Ich werde die Sache mit Ihrem Urlaub regeln. Gehen Sie beruhigt nach Hause. Erholen Sie sich und behalten Sie den Kopf oben - es wird alles schon wieder werden."
Barbara nahm noch einige kleine Dinge aus ihrem Zimmer mit und machte sich dann auf den Heimweg. Michael würde sie nachmittags bei der Vorlesung vermissen. Sie nahm sich vor, ihm telefonisch Bescheid zu geben. Insgesamt hatte sie sich mit ihrem Urlaub abgefunden. Sie hatte ja ihren Michael und könnte sich mit ihm trösten. Zuhause angekommen wählte sie gleich die Telefonnummer der Maquards. Die Aufwartefrau von Madame war am Apparat und bedauerte, dass der Sohn des Hauses nicht da sei, vor dem Mittagessen aber noch zurück sein wolle. Die Ärztin trug ihr auf, Michael auszurichten, dass sie die Vorlesungen aufgegeben hätte und ihn am Abend bei sich erwarten würde. Dann legte sich Barbara auf die Couch, um zu entspannen. Die Auseinandersetzung mit dem Chefarzt hatte sie müde gemacht. Sie schlief ein und wurde erst durch das Läuten des Telefons wieder geweckt. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es schon Nachmittag war. Es war aber noch nicht spät genug, dass es Michael sein konnte, der da telefonierte. Michael hatte zu dieser Stunde noch Vorlesung. "Sanders", meldete sie sich. "Hier spricht Frau Maquard", vernahm sie nach einem Hüsteln. "Ja, bitte?" "Sie kennen mich. Sie hatten vor einigen Wochen Gelegenheit mich in meinem Haus zu besuchen. Der Grund meines Anrufs ist eine Beschwerde, die ich zu führen habe. Gegen Sie, Frau Doktor. Und wenn ich das, worum es geht, vorher gewusst hätte, hätte ich mich in der Klinik niemals in Ihre Hände begeben, hören Sie?" "Aber woru geht es denn, Frau Maquard?" fragte Barbara, die sich nicht erklären konnte, wogegen die Witwe protestierte. "Um es in klaren Worten auszusprechen, Frau Doktor: Sie haben meinen Michi, das ist mein Sohn, verführt!" "Nun hören Sie mal..." "Unterbrechen Sie mich nicht und versuchen Sie keine Beschönigungen. Ja, Sie haben meinen Sohn verführt. Bevor Sie - unseligen Angedenkens - in mein Haus kamen, hatte mein Michi sich überhaupt nicht für Frauen interessiert. Jetzt hat er sich, wie er mir gestand, nächtelang bei Ihnen herumgetrieben." "Liebe Frau Maquard..." "Ich bin keine liebe Frau Maquard, merken sie sich das. Ich habe meinem Sohn jeden weiteren Verkehr mit Ihnen untersagt und tue hiermit Ihnen gegenüber das gleiche. Ich rate Ihnen, lassen Sie Ihre lüsternen Finger von meinem Michi!" "Aber Michael ist ein erwachsener junger Mann..." "Gar nichts ist er, solange ich seine Mutter bin, merken Sie sich das, Sie Jugendverderberin!" "Dann merken Sie sich", ereiferte sich Barbara, "dass dieses Gespräch für mich nicht stattgefunden hat!" Sie legte auf. Bei allem Verständnis für mütterliche Eifersüchteleien - dies war ihr nun doch zu viel. Jetzt wollte ihr auch noch die Mutter ihres Geliebten Schwierigkeiten machen! Aber diese Madame wäre für sie kein bedeutender Gegner. Sie würde zu ihrem Michael halten, gerade jetzt, wo sie für ihre Liebe schon die Stellung als Dozentin geopfert hatte. Sie hatte den Anruf der alten Dame rasch vergessen. In Wachträumen malte sie sich die nächsten Tage und Wochen aus, die sie in den Armen ihres Geliebten verbringen würde. Jetzt hatte sie ja Urlaub und sie konnte sich ihm und ihrer Liebe ganz hingeben. Wieder läutete das Telefon. "Michael." "Endlich, Liebling." "Du hast die Vorlesung heute nicht gehalten." "Nein, ich habe das wieder aufgegeben. War zu viel für mich." "öHm", machte Michael am anderen Ende der Leitung. "Habe Urlaub genommen." "Gut für dich." "Für uns, Schatz! Kommst du auf einen Sprung zu mir? Wir haben noch viel zu bereden." "Nein, das geht jetzt nicht." "Später?" "Auch nicht." "Dann warten wir eben bis morgen." "Mal sehn." Jetzt schöpfte Barbara Verdacht. "Sag mal, hat deine Mutter mit dir gesprochen?" "Ja." "Und?" "Hat sie dir doch gesagt, oder?" "Na ja, aber das ist doch alles Quatsch für uns, nicht wahr?" "Nein." "Was heisst: nein?" "Es ist kein Quatsch." "Was willst du damit sagen?" "Ach, Barbara, weisst du", stammelte Michael herum, "ich glaube nicht, dass das mit uns beiden auf die Dauer was ist..." Dies war der Augenblick, wo für Barbara Sanders eine Welt zerbrach, ihre ganze Welt. "Aber Micha, Liebling!" "Hör auf damit, Barbara, dieses Herumgeflöte ist doch kindisch!" "Kindisch nennst du das?" Michael musste an ihrer zittrigen Stimme erkennen können, dass ihr Tränen in die Augen schossen. "Ich habe meine Dozentur aufgeben müssen, deinetwegen." "Deine Sache." "Ich bekomme ein Kind von dir, Michael!" "Puh!" lachte ihr Gesprächspartner, "sowas erzählst du mir als Ärztin? Wenn du kein Geld für Pillen hattest, wirst du ja jetzt einen Weg finden, falls du's nicht behalten willst." "Unser Kind, Michael!" "Meinst du, mich damit an dich binden zu können? Du warst's doch immer, die für Freiheit plädierte." "Ja, schon", weinte Barbara, "aber nicht bei dir. Bei dir war doch alles so anders." "Aber nicht für mich, du arme Närrin!" "Hast du denn plötzlich gar nichts mehr für mich übrig?" "Oh doch, einiges sogar. Ohne dich wäre ich vielleicht sogar schwul geworden, wenn du weisst, was das ist. Aber das verpflichtet uns doch beide zu nichts, oder?" "Nein, es verpflichtet uns beide zu nichts", wiederholte Barbara. Zum zweiten Mal an diesem Freitag, dem dreizehnten Januar, beendete sie ein Telefongespräch, indem sie einfach den Hörer auflegte. Sie ging in der Wohnung auf und ab und wollte über ihre Situation nachdenken. Aber sie war nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie wusste nicht, wie lange sie so vor sich hin sinnierte. Es waren ein oder zwei Stunden, da fasste sie den Enschluss, auszugehen. Vor ihren Augen tanzte alles und drehte sich. Die Zimmerdecke drohte, ihr auf den Kopf zu fallen. Barbara zog einen Mantel über und verliess das Haus. Ziellos irrte sie durch die Strassen. Plötzlich merkte sie, dass sie den gleichen Weg ging, den sie eine Woche zuvor mit Michael von Diskothek zu Diskothek gehastet war. Und vor einer dieser Diskotheken erkannte sie durch den Tränenschleier hindurch Michaels roten Sportwagen. Er musste dort gerade angekommen sein, denn als sie näher kam, sah sie, dass Michael ausstieg, zur anderen Wagentür eilte und einem jungen blonden Mädchen beim Aussteigen half. ,Michael!' schrie es in ihr. Sofort aber begann sie, diesen Namen in sich zu töten. So sehr sie dies jedoch versuchte - immer wieder wurde ein Streicheln daraus. - Sie irrte weiter durch die Stadt. Es kam ihr vor, als würde sie gegen eine Mauer anrennen. Eine Wand! Zurück! Sie musste zurück. Wohin? Norbert! Gleich fiel ihr Norbert ein. Sie musste zu ihm. Norbert hatte doch immer versucht, sie zu verstehen. Sie erreichte das Haus ihres ehemaligen Geliebten, eilte die Treppen hinauf, läutete an der Wohnungstür. Sie hörte Schritte, Norberts Schritte! Dann stand er vor ihr. Er war überrascht. "Was gibt's?" "Tag Norbert!" Barbara gab sich Mühe, nicht zerfahren zu erscheinen. "Was willst du?" "Norbert, wir müssen uns aussprechen. Ich bin ganz kaputt." "Liebeskummer, he?" "Ja", nickte Barbara. "Da bist du genau zwei Wochen zu spät dran, Liebste", schüttelte Norbert den Kopf. "Und damals hättest du dich nicht extra auf den Weg zu mir machen müssen. Ich war zu dir gekommen, erinnerst du dich?" "Ja, es war ein Fehler." "Dein Fehler, Beste. Daran ist nichts zu ändern." "Überhaupt nichts?" "Nein. Geh zurück zu deinem schwarzhaarigen Engel!" Verzweifelt wandte sich die Ärztin von ihm ab. "Leb wohl, Barbara", rief Norbert ihr nach.
"Weg", ging es ihr durch den Sinn, "Fort, fort von diesen Menschen, fort von dieser Stadt." Was sollte sie mit dem allen noch? Was sollte sie noch mit sich selbst? "Fort mit diesem Leben? Fort aus diesem Leben!" Barbara stakte durch die Strassen. In diesen späten Stunden, in denen Barbara Sanders allein durch die kalte, winterliche Nacht schritt, reifte sie um viele weitere Jahre. Sie fühlte sich deplaciert in eine Zeit, die ihre emanzipierte Liebe missverstand, missbrauchte. Und der Gedanke an Selbstmord kam ihr in den Sinn. Doch dann fragte sie sich, wem denn damit geholfen wäre. Und sie beschloss, den Weg fortzusetzen, den sie eingeschlagen hatte. Sie war ja nicht ungeliebt geblieben, nur unverstanden. Geliebt - und doch allein. Sie hatte eine Aufgabe, die sich jetzt wieder ganz gross vor sie stellte: ihr Beruf. Und sie dachte an die Patienten, die sie brauchten und die auf ihre ärztliche Kunst hofften. Die sie liebten. Ja, die sie liebten. Wie klein wurden da plötzlich ihre privaten Kümmernisse! Barbara atmete tief durch. Wie dichten Nebel blies sie den Atem aus dem Mund. Plötzlich überkam die Ärztin eine grosse Ruhe. Sie fasste neuen Mut und neues Selbstvertrauen. Von einem nahen Glockenturm schlug es Mitternacht. Dies war der Tag ihres tiefsten Absturzes gewesen. Barbara beschloss, dass er es bleiben sollte. Und sie beschloss, Künftiges in ihrem Leben mehr zu abstrahieren. Sie musste sich abgewöhnen, Mittelpunkt des Lebens sein zu wollen. Dies hätte ihr praktischer Beitrag zur Theorie der Emanzipation zu sein: die Lehre ihrer dunkelsten Nacht.
Rascher, als sie dachte, wurde Barbaras neue Lebenseinstellung auf die Probe gestellt. Als sie vor ihrer Wohnung ankam, erwartete sie Michael im Auto. Als sie ihn wahrnahm, durchzuckte es sie. Doch dann gab sie sich gleichmütig. Es war alles nicht mehr so wichtig. Michael war gekommen, um seine Sachen abzuholen, die er bei ihr abgestellt hatte. Sie sprachen in Ruhe miteinander. Die ganze Nacht. Und sie unterhielten sich wie gute Freunde. Dann ging Michael. "Ich komme wieder!" versprach er; aber Barbara wusste, dass es eine Lüge war. Doch wusste sie auch, dass sie ihn auf eine andere Weise behalten würde, durch die Frucht ihrer Liebe. Wenn es ein Junge würde, wollte sie ihn Michael nennen.
Und damit ist wieder eine Geschichte zum Ende gekommen.
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Ansonsten auch ein paar Absätze hätten der Geschichte gut getan.«
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Dann noch lieber Rosamunde P.«
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"Und damit ist wieder eine Geschichte zum Ende gekommen."«
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