Clara V - Festival bizarr
von EviAngel
„Dann komm bitte gleich nach der Arbeit her. Hier gibt es reichlich zu essen und zu trinken. Komm einfach her, so wie du bist, ich freue mich auf dich.“
Mein Joschi gab mir eine Adresse in Stiepel, der bevorzugten Wohngegend in Bochum. Dass ich unmittelbar von der Arbeit aus zu ihm kommen sollte, zu einer Veranstaltung, über deren Anlass und Sinn ich noch nichts wusste, bedeutete, dass es auf keinen Fall eine erotische Geschichte werden würde, wie bei dem Fußballspiel letztens. Das war klar, eigentlich, so hoffte ich es zumindest. Schon weil ich in meiner Arbeitskleidung erwartet wurde. Da musste ich mich nach wie vor seriös gekleidet geben, obwohl mich das Fehlen der Unterwäsche nach wie vor den ganzen Tag erregte.
Heute trug ich einen neuen Hosenanzug, den ich getraut hatte mir zuzulegen und ihn anzuziehen. Denn dessen Hose aus elastischem Stoff saß knackeng, ich hoffte oder befürchtete, dass man ahnen konnte, dass ich die Hose auf der blanken Haut trug. Das Oberteil war mehr ein Blouson als ein Jackett, etwa wie eine Weste mit Ärmeln geschnitten. Nur im Stillen gab ich mir gegenüber zu, dass ich dieses Jäckchen deswegen dem korrekten Jackett vorzog, weil mit diesem kurzen Kleidungsstück mein Po und meine Beine besser zur Geltung kamen. Ganz besonders in der engen Hose.
Auch das Jäckchen trug ich auf der bloßen Haut. Der neue Anzug kam ganz gut an, sogar Herr Müller schaute mir nach. Ich glaube, er versuchte festzustellen, ob ich tatsächlich keine Unterhose unter dem zarten und elastischen Stoff der Hose trug.
Mir war es recht, dass man mich mehr als Frau sah, begehrlich angeblickt zu werden, war mir mit dem alten Outfit nicht gelungen. Jetzt, wo Joschi die Herrschaft über meine Garderobe übernommen hatte, wurden mir diese Blicke deutlich öfter geschenkt. Sabine äußerte sich kritisch bis verärgert. Ihr gefiel ganz offensichtlich nicht, was sie sah. Da ich das als Neid erkannte, stachelte mich ihre Kritik eher an, mich sexy zu kleiden, als dass sie mich davon abhielt.
Es war bedauerlich, dass ich zu dieser Veranstaltung nicht das Outfit tragen konnte, das ich mir gerade zugelegt hatte, einen weißer Blazer. Er war vorgesehen um über dem weißen M-Schlauchrock getragen zu werden, so würde ich mich sogar in die Firma trauen. Der Blazer wurde noch umgearbeitet, er war mir in der Taille zu weit. Mittlerweile legte ich Wert darauf, meine Vorzüge zu betonen, um eben diese Begehrlichkeiten zu wecken, die mich erregten und die mich für meinen Joschi bereit machten.
Erschöpft von der außerplanmäßigen und lang dauernden Vorstandssitzung erreichte ich die Örtlichkeit. Es dauerte einige Zeit bis ich einen Parkplatz fand, die Straße, in der die Veranstaltung stattfinden sollte, war komplett zugeparkt.
‚Sie erreicht den Hof mit Müh‘ und Not!‘ kam mir in den Sinn. Ich freute mich auf Joschi, darauf mich entspannen und erholen zu können, aus welchem Grund man sich hier traf, war mir nicht wichtig.
Bei dem Gebäude, an dem die gesuchte Hausnummer angebracht war, handelte es sich um eine alte und sehr große, weiße Villa hinter einem beeindruckenden, schmiedeeisernen Zaun. In einer gepflegten Parkanlage lag das Gebäude in dem die Veranstaltung stattfand, weit hinter dem Zaun, zugänglich über eine geschwungene, mit geharktem Kies bedeckte Einfahrt. Wenn mich meine Kenntnisse in der Architekturhistorie nicht trügten, dann handelte es sich bei dem zweigeschossigen Haus um eine reichverzierte Jugendstilvilla, die aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts stammen musste. Ein pompöser, beeindruckender Bau, wie sie im Ruhrgebiet damals von den Stahlmagnaten gebaut und bewohnt worden waren. Am Tor und an der Tür verkündete dem Besucher jeweils ein Schild mit der schlichten Aufschrift: ‚Wolters‘, wer dort residierte. Der Name sagte mir nichts.
Eine bange Vorahnung von dem, was mich tatsächlich hier erwartete, bekam ich, als ich das Mädchen, vielmehr die junge Frau betrachtete, die auf mein Läuten hin die Tür öffnete. Sie trug einen unanständig kleinen Bikini zu extrem hohen Absätzen. Als Zeichen ihrer Funktion hier im Haus zierte sie eine winzige, mit weißer Spitze umstickte Vorbindeschürze, die so klein war, dass sie selbst das kaum vorhandene Höschen nicht ganz bedeckte. Die junge ‚Dame‘ war so stark geschminkt, wie ich es bei mir niemals zulassen würde, so würde ich mich niemandem zeigen. Es muss jedoch jeder selber wissen, wie er angesehen werden will. Dieses Outfit in Verbindung mit der Schminke ließ bei mir Alarmglocken läuten. Was wird mich hier erwarten?
„Sie müssen Clara sein“, begrüßte sie mich breit lächelnd. „Joschi hat sie angekündigt, Sie werden von ihm bereits erwartet.“
Sie musterte mich freundlich, dann sagte sie etwas, was mir nie über die Lippen kommen würde:
„Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann, dann lassen Sie es mich bitte wissen.“
Mit einer bedeutungsschweren Pause und einem vielsagenden Augenaufschlag betonte sie das, was danach kam:
„Egal was Sie sich wünschen, ich bin für Sie da.“
Sie betonte es auf eine Art und präsentierte ihren Körper so ergeben, dass an ihrer devoten Ausrichtung kein Zweifel bestehen konnte. Aus dem, was sie sich von diesem Fest und anscheinend speziell von mir und Joschi erwartete, machte sie kein Hehl.
Mir wurde es ein bisschen anders, aber so wie ich mich hier gab, bestand so leicht keine Gefahr für mich, unter die Räder zu geraten, im Gegenteil. Strenger Hosenanzug und Haare im festen Dutt, ich wäre in dem angedeuteten Spiel trotz der hohen Absätze eher eine Domina, als eine Sub. Obwohl mich Selbstvertrauen und Zuversicht erfüllten, stand es fest, dass mir unwohl war, seitdem mir die Bikini-Schönheit die Tür geöffnet hatte, darüber brauchte ich nicht nachzudenken. Im besten Falle könnte man meinen Zustand als verwirrt bezeichnen, von dem Moment an, in dem ich das Haus betrat.
„Ich bringe Sie in die Garderobe, dort können Sie ablegen.“
Garderobe? Ablegen? Ich konnte nichts ablegen, das Jäckchen und die Hose waren meine einzigen Kleidungsstücke, wenn ich die ablegte, war ich nackt.
Die leichte Dame stolzierte auf den hohen Absätzen vor mir her, extrem leichtfüßig und elastisch in den Hüften. Von ihrem schwebenden Gang ließ ich mich nicht beeindrucken, mittlerweile war ich auf den hohen Absätzen sicher genau so firm wie sie. Zu verstecken brauchte ich mich ganz gewiss nicht, nicht vor ihr und nicht vor irgendeiner.
Ich befand mich hier, um Joschi zu treffen, weder wollte ich etwas ablegen, noch sonst irgendwelche Sperenzchen veranstalten, ich wollte mich in seine Arme und unter seine Fittiche begeben, außerdem verspürte ich beißenden Hunger. Die aufgenommene Nahrung am heutigen Tag bestand aus einer Scheibe Knäckebrot zum Frühstück und ein Apfel zum Mittag, kein Wunder, dass mich der Hunger drängte. Ich hatte mich darauf verlassen, hier gleich etwas essen zu können, der Umweg über eine Garderobe oder was auch immer sie von mir wollte, gefiel mir nicht, ich wollte zu Joschi.
Sie führte mich in einen Raum, in dem eine sehr stark geschminkte Frau mit etlichen Tattoos an Oberkörper und Armen, auf mich wartete. Wenn ich es richtig beobachtete, dann hatte sie sowohl den Lidstrich, als auch die Augenbrauen tätowiert, eine extreme Tattoo-Fetischistin, so ordnete ich sie ein. Tattoos kamen für mich nicht infrage, in meinen Augen waren das Verunstaltungen, unumkehrbare, stets sichtbare Veränderungen am Körper, die man nie mehr los wurde.
Die Frau, auf jeden Fall älter als vierzig, eventuell sogar schon fünfzig Jahre alt, begrüßte mich mit einem breiten Lächeln. Sie roch nach Rauch und stark nach einem aufdringlichen Parfum.
„Schön!“, begrüßte sie mich mit heiserer Raucherstimme. „Du musst Clara sein, Joschi hat dich angekündigt. Er möchte, dass ich dich schminke und du sollst bitte dieses hier anziehen.“
Sie hielt eine Tragetasche hoch, auf der der Name der Boutique stand, in der wir den Skater-Rock und das durchsichtige Oberteil gekauft hatten, während des Einkaufsbummels mit Joschi.
Was lief hier ab? Welchen Plan verfolgte mein Joschi? Was erwartete er von mir? Dem ersten Impuls folgend, wäre ich beinahe umgekehrt, jedoch hielt mich die Ältere mit den Worten zurück:
„Wenn Sie gegen seine Begleitung ankommen wollen, dann sollten Sie seinem Wunsch entsprechen.“
Wie? Joschis Begleitung? Wenn hier jemand seine Begleitung war, dann war das ja wohl ich!
„Der hat da schon ein ziemlich scharfes Gerät an der Hand, das können Sie mir glauben. Die Alte macht garantiert vor nichts halt!“
Das verunsicherte mich, aber wie. Mein Joschi und ‚ein scharfes Gerät an der Hand‘? Was hatte das zu bedeuten?
Sie nötigte mich, das Jäckchen auszuziehen und einen Frisierumhang umzulegen. Wir waren allein im Raum, das Mädchen war in den Eingangsbereich zurück geschwebt, so leicht konnte mir hier nichts passieren. Ich zog die Jacke aus und hängte sie auf einen Bügel. Dabei bewegte ich mich so unbefangen wir möglich, sie sollte nicht bemerken, dass es mir nach wie vor Schwierigkeiten bereitete, mich so freizügig zu präsentieren.
„Oh!“, reagierte die Frau überrascht und starrte mir auf die nackte Brust. „Doch, Sie passen hier hin, herzlich willkommen! Sie sind schon von ihm infiziert, wie ich sehe“, ergänzte sie und deutete mit einem flüchtigen Fingerzeig auf meine bloße Brust. Als Zeichen ihrer Freude darüber legte sie ihr Gesicht in ein faltenreiches, herzlich wirkendes Lächeln.
Sie trug ein kurzes, geschlitztes Röckchen, auch an den Schenkeln, an den Waden, sogar an den Knöcheln ließ sie Tattoos sehen. Der Rock und das Oberteil waren viel zu knapp bemessen für eine Frau ihres Alters. Wahrscheinlich wollte sie ihre Tattoos zeigen. Bitte, jede soll das tun, was sie für richtig empfindet.
Sie nötigte mich auf einen Stuhl vor einem Schminkspiegel. Sie drehte den Stuhl und brachte mich, zu meinem großen Schreck, mit einem Ruck durch einen Verstellmechanismus in eine halb-liegende Position. Sie betrachtete mein Gesicht sehr kritisch und begann, mit allerhand Pinselchen daran herum zu werken. Gereizt durch meinen Hunger und die Verzögerung, die sich hier ergab, wehrte ich sie ab.
„Ist das wirklich nötig?“, fragte ich sie unwirsch.
Sie war nicht gekränkt, sondern erwiderte eifrig:
„Ohja, es ist sein ausdrücklicher Wunsch. Lassen Sie mich nur machen, ich weiß was ich tue.“
Nunja, da wusste wenigstens eine, was sie tut, ich fügte mich. Es war mir wichtig, schnell zu Joschi zu kommen und beinahe ebenso wichtig, an etwas Essbares zu gelangen.
Sie schminkte und puderte mich im Gesicht und über den Augen, sie zupfte an den Augenbrauen, säuberte meine Lippen und trug neuen Lippenstift auf, ich ließ es geduldig über mich ergehen.
Nach getaner Schminkarbeit hielt sie mir stolz einen Spiegel vor, daraus schaute mir das gleiche Makeup entgegen, wie das der Bikini-Schönheit, die mich hereingelassen hatte. So derb geschminkt würde ich nirgends hingehen, allerdings wäre das Gute an der Schminke, dass ich unter der Menge an Farbe kaum zu erkennen war. Der Lippenstift schmeckte eklig süß nach Himbeeren, er wirkte mit seiner grellroten Farbe und weil er weit über die Lippen hinausging, nicht nur aufreizend, er wirkte ordinär, als wäre er verschmiert. So würde ich nicht auf die Straße gehen, derartig geschminkt würde ich nirgends hingehen. Auch wenn es Joschis Wille war, auf die Art verunstaltet würde ich niemandem unter die Augen treten.
Die Maskenbildnerin oder was immer ihre Bezeichnung war, war stolz auf ihr Werk, sie wollte noch hier etwas verbessern und da etwas verschönern, ich entzog mich ihrem Zugriff.
Nach einigem Herumfuchteln fand ich den Mechanismus, mit dem man die Rückenlehne des Stuhles wieder aufrichten konnte. Ich setzte mich aufrecht hin, drehte mich zu dem fest angebrachten Schminkspiegel und begutachtete die Katastrophe. Nichts daran konnte ich lassen, die ganze Arbeit war für die Katz. Neben dem Schminktisch gab es ein Waschbecken, dort stand Reinigungsmilch und lag ein Stück Seife. Mit deren Hilfe und viel Wasser wusch ich mir den gesamten Malkasten aus dem Gesicht. Die Frau äußerte sich entsetzt und zeterte herum, davon nahm ich mir nichts an. Ich war bereit, mich dem anzupassen, was Joschi von mir wollte, aber Clara war Clara und blieb Clara. Auf keinen Fall würde ich mich geben wie eine käufliche Dame oder eine Nackt-Tänzerin.
In das gereinigte Gesicht gab ich Mascara an die Wimpern, zog mir einen Lidstrich, schminkte mir mit meinem Lippenstift die Lippen. Die Maskenbildnerin stand daneben und sah entgeistert zu. Als sie bemerkte, dass ich fertig geschminkt war, sagte sie, mit viel Sarkasmus und Ironie in der Stimme:
„Oh, Madame haben Ihren eigenen Stil.“
Sie schaute ernst und ermahnte mich:
„Bitte vergessen Sie nicht, Sie befinden sich nicht in der Klosterschule und nicht im Büro, sondern auf der Party der skurrilen Prinzessin Wolters. Es werden die originellsten und die sexisten Outfits und die originellsten Darbietungen prämiert. Es ist unbedingt notwendig, dass Sie sich etwas mehr betonen. Erlauben Sie, das ich dieses schlichte Makeup ein wenig verstärke. Lassen Sie mich Ihnen einen Lidschatten auftragen und etwas Rouge auf die Wangen geben, bitte. Es kann mir sonst passieren, dass sie mich bei der nächsten Party nicht mehr engagiert.“
Wir einigten uns auf einen dezenten Lidschatten, den man kaum sah, der jedoch meine Augen sehr schön betonte. Es war wirklich ein schöner Kontrast, das gefiel mir, die Farbe merkte ich mir. Und sie gab mir etwas Rouge auf die Wangen, auch das sah gut aus, ohne allzu aufdringlich zu wirken. Doch, das konnte ich tragen. Das war nicht das Outfit fürs Büro, aber für eine Party war das akzeptabel.
Sie reichte mir die Tasche mit dem Namen der Boutique, eine rot lackierte Tüte mit schwarzem Schriftzug. Mir schwante bereits vorhin, was sich darin befinden würde und was mein Kostüm für heute Abend sein sollte. Wahrscheinlich doch ein Skater-Rock und der Hauch eines Oberteils. Jedoch lag ich da völlig falsch.
Die Tasche enthielt ein Korsett, ein Mieder, die Make-up-Artistin nannte es eine Korsage. Ein schneeweißes, geklöppeltes, halb-durchsichtiges Kleidungsstück, an dessen unteren Saum sehr viele kleine goldene Kettchen angebracht waren, eng nebeneinander und einige Reihen hintereinander. Die Kettchen würden gerade lang genug sein, um meine Scham so eben zu bedeckten. Unter dem Kettenröckchen baumelten vier Strumpfbänder herunter.
Die Brustschalen bestanden aus hauchfeinem Material, das sich wie eine zweite Haut anschmiegte und gerade mal sehr knapp die untere Hälfte der Brüste ungenügend abdecken würde. Das Korsett selbst wurde auf dem Rücken geschnürt.
Das sollte ich tragen?
Sie hielt noch weiße Strümpfe und auch ein paar weiße Sandaletten für mich bereit, die ganz gewiss einen Absatz von mindestens 110 aufwiesen.
Sollte ich nach Hause gehen? Das hier war mir einfach zu skurril. Oder war ich mal wieder zu katholisch? Wenn ich mich nicht in das hier übliche Prozedere einfügte, war ich dann die Spaßbremse? Die Frau, die allein zuhause hockte und an der das Leben vorbeiströmte?
Wenn ich das leicht geschürzte Mädchen vom Empfang in Betracht zog und deren Outfit auf die Gäste hochrechnete, dann war aufreizende Kleidung hier üblich. Musste ich mich dem entziehen oder warteten hier die bisher unbekannten Abenteuer auf mich, von denen mir Joschi ja bereits einige bereitet hatte?
Bisher war alles, was er mit mir angestellt hatte, alles, was ich mit ihm bisher erlebt hatte, alles war lustvoll. Außergewöhnlich, zum großen Teil anstößig und ungehörig, jedoch befreiend unartig und stets unterhaltsam. Die letzten paar Tage, seitdem ich mich auf Joschi und seine verrückten Sachen eingelassen hatte, waren die lustvollsten meines Lebens. Wenn ich mich jetzt hier entzog, hatte es damit dann ein Ende? Erwartete er von mir, dass ich mich dem stellte, was er für mich vorbereitet hatte? War dies eine Probe oder einfach nur eine neue Facette der lustvollen Ereignisse, die er mir zeigen wollte?
Was bedeutete in dem Zusammenhang ‚scharfes Gerät an der Hand‘?
Um ihr nicht das zaudernde Mimöschen vorzuspielen, hielt ich das unmögliche Kleidungsstück kurz hoch um es zu betrachten, drückte es ihr wieder in die Hand, sie sollte es halten, und entledigte mich meiner Hose.
Ganz nackt stand ich in der Garderobe, da öffnete sich die Tür und das Mädchen vom Empfang stand darin.
„Oh!“, sagte sie, ohne Verlegenheit erkennen zu lassen. „Ihr seid immer noch zugange?“
Neugierig betrachtete sie mein Makeup.
„Na, ob das ausreicht?“ An die Schmink-Spezialistin gewendet richtete sie die Botschaft: „Ich hab hier noch einen schweren Fall, habt ihr es bald?“
„Du kannst mir eben helfen, wir müssen sie schnüren.“
Zu dritt, bei geöffneter Tür, legten wir mir dieses Korsett an. Es war in einem Maße ungehörig, so etwas zu tragen, dass mir beim Anlegen immer heißer wurde. Völlig nackt stand ich mitten im Raum, die Tür stand weit offen, ob sich dahinter im Dämmerlicht des Eingangsbereichs jemand stand und sich an meinem Anblick ergötzte, war aus der hell erleuchteten Garderobe nicht auszumachen.
Ich musste in das unmögliche Kleidungsstück hinein steigen, wir zogen es gemeinsam hinauf, ich bugsierte meine Brüste in die Schalen, die beiden Helferinnen zogen die Schnüre stramm. Aber mit was für einer Gewalt! Sie zogen mit aller Kraft an den Schnüren und bohrten mir die Knie in den Rücken um sich abzustützen, ich konnte es im Spiegel beobachten. Es war zu befürchten, dass ich keine Luft mehr bekommen würde. Die Taille war dagegen sensationell, das Ding schnürte mich immer enger und immer enger ein, ich bekam kaum noch Luft. Sie zogen und zerrten brutal immer weiter, bis es mir zu bunt wurde.
„Stop!“, rief ich.
„Na, da geht schon noch ein bisschen mehr!“, erwiderte die Farb-Spezialistin angestrengt. Sie zogen noch weiter und noch weiter, ich befürchtete das Schlimmste.
„So ist gut!“, meinte sie nach einiger Zeit. Luft zu holen war mir kaum noch möglich, mein Hungergefühl war noch da, aber die Möglichkeit etwas zu essen war zumindest stark eingeschränkt, wenn nicht gar gänzlich ausgeschlossen. Die Brüste stachen hervor wie der Bug eines Schiffes in doppelter Ausfertigung und die Hälfte der Brustwarzen schaute aus dem ungehörigen Kleidungsstück heraus.
Sie streiften mir die Strümpfe über, mich zu bücken war mit diesem strammen Korsett am Leib unmöglich. Das winzige Ketten-Röckchen bedeckte kaum etwas, die Hüfte blieb unbedeckt. Die Kettenreihen liefen wie ein Volant am unteren Rand entlang, den Kurven des Mieders folgend. So gekleidet war ich für jedermann zugänglich und praktisch nackt.
Die Strümpfe reichten bis zum halben Schenkel, die weißen Strumpfbänder wirkten ordinär und sehr provokant. Ich kam mir extrem billig und ungehörig aufreizend vor. Wollte ich mich irgendwem so zeigen? Wollte ich, dass man mich derartig bekleidet sah? Das Rouge auf den Wangen hätte ich jetzt nicht gebraucht, sie wurden vor Scham und ganz ungehöriger Erregung rot.
Auf den Schuhen zu balancieren bereitete mir keine Mühe, da war es sehr viel unangenehmer, mein Spiegelbild zu betrachten.
„Gut!“, drängte die Kunstexpertin. „Jetzt raus, es wartet noch Arbeit auf mich.“
„Moment, Moment, ich brauch noch eine Hose!“
„Keine Hose!“, meinte die zerknitterte Make-up-Spezialistin. Sie brachte ihre Schadenfreude über meine Verlegenheit sehr deutlich zum Ausdruck, obwohl sie keine Miene verzog. Sie lachte nicht, sie zwinkerte nicht, sie griente nicht, trotzdem gab sie mir deutlich ihre Häme zu verstehen.
Das Bikini-Mädchen gab sich nicht mehr devot, sie leitete mich, unsicher wie ich war, aus dem Raum heraus, wieder in den Hausflur hinein. Dort standen etliche Leute, die mich verwundert anstarrten. Einen genauen Überblick zu bekommen war mir unmöglich, daran hinderte mich der Stress und die Verlegenheit. Das Bikini-Mädchen schob mich durch eine doppelflügelige Tür hinein in ein Leben, das ich bisher nicht kannte. Mit einem Schritt befand ich mich in einer anderen Welt, in einer exotischen Umgebung, wie ich sie nicht einmal in einem wüsten Traum gesehen hatte.
Es öffnete sich meinen verwunderten Blicken ein saalähnlicher Raum, an den sich ein weitläufiger Wintergarten anschloss, dahinter eine parkähnliche Gartenanlage, riesig. Eine hell beleuchtete Landschaft, sowohl der Saal, als auch der Wintergarten und der Park dahinter. Das gesamte Raumangebot wurde dicht von exotisch anmutenden Menschen bevölkert, in Kleider gewandet, wie ich sie mir bisher nicht vorstellen konnte.
Eine Gruppe stark geschminkter und sehr ansprechend gewachsener Jünglinge zum Beispiel fiel mir gleich ins Auge. Die jungen Burschen posierten, nur mit einem kleinen Lendenschurz bekleidet, um einen Springbrunnen herum, der als das zentrale Element im Raum sofort meinen Blick anzog. Die jungen Männer, sicher nicht älter als zwanzig, zweiundzwanzig, posierten in einer Art, dass mir ganz anders wurde. Bei einigen war ihre Erektion deutlich zu sehen. Sie wurden sowohl von Männern als auch von Frauen bewundert, hofiert und auch berührt.
Keine der anwesenden Personen war so bekleidet, wie es meiner Mutter gefallen hätte. Ob es mir gefiel, musste ich erst noch heraus finden.
Sehr leicht bekleidete Mädchen lagen und bewegten sich um den Pool im Garten, sie trugen winzige Bikini-Höschen und hochhackige Schuhe, die restliche Haut trugen sie offen zu Markte. Sie wurden von Männern hofiert, die sich in allen möglichen Bekleidungszuständen befanden, vom dreiteiligen Anzug bis zur knappen Badehose. Auch zwischen den Gästen an der Bar unter einem Sonnenschirm im Garten bemühten sich die leicht bekleideten Mädchen und boten Getränke und unter Umständen noch andere Dienste an.
Die weiblichen Gäste, leicht daran zu erkennen, dass sie ein wenig oder sehr viel älter waren als das Personal, hatten sich in alle möglichen Gewänder geworfen. Diejenigen, die es sich von der Figur her leisten konnten oder es meinten, sich leisten zu können, trugen ähnliche Mieder wie ich. Andere zeigten ihre Körper und ihre Bereitschaft durch hauchzarte Negligees hindurch, einige präsentierten sich in martialisch anmutenden Lederkostümen, wieder andere in kostbarer, aber immer freizügiger Abendgarderobe.
Hier fand eine Versammlung von leichten, leichtsinnigen und skurrilen Menschen statt, wie ich sie mir bisher nicht vorstellen konnte. Selbst wenn ich sie mir hätte vorstellen können, so wäre ich niemals auf die Idee gekommen, mich unter diese Menschen zu begeben. Nun stand ich hier in diesem unsäglichen Outfit beinahe nackt herum und wusste nicht, was ich tun sollte, Joschi sah ich nirgends.
Um systematisch nach ihm zu suchen, ließ ich meinen Blick konzentriert von links nach rechts schweifen. Es war nicht zu fassen, womit sich die Leute beschäftigten. Nicht nur heterosexuelle Paare bildeten sich, einige vereinigten sich gar in Gruppen von drei und mehr Menschen. Ein Paar sah ich gar kopulieren, nur halb von einem Rosenstrauch verdeckt, nicht weit von der Bar entfernt, die auf dem Rasen unter einem großen Sonnenschirm aufgebaut war, von der die Gäste mit Getränken versorgt wurden.
Das Paar in intimer Umarmung empfand ich als abstoßend. Was ich genau so wenig erotisch fand, waren Homosexuelle, die sich ihrer Passion in aller Öffentlichkeit schamlos hingaben. Etliche Frauenpärchen sah ich, die sich völlig hemmungslos abknutschten und sich vor aller Augen befingerten, um sich gegenseitig zu erregen. Dass man sich in dieser peinlichen Art präsentierte, das fand ich nicht in Ordnung. Das war nichts, das ich gerne betrachten wollte, geschweige denn, dass ich daran teilnehmen würde.
Es war dringend notwendig, Joschi zu finden, um schnellstmöglich das Weite zu suchen. In solche Gesellschaft, wie sie sich hier tummelte, wollte ich mich nicht begeben, das gehörte sich nicht. Ungehöriges erregte mich für gewöhnlich, aber das hier, das war zu freizügig, das war peinlich auf die Spitze getrieben.
Dann sah ich ihn, endlich. Er wurde teilweise von einer Frau mit langen schwarzen Haaren verdeckt, denn er saß auf einem Hocker mit dem Rücken zu der beschriebenen Bar, die Frau stand vor ihm. Er befand sich in lebhaftem Gespräch mit der Schwarzhaarigen, deren bis zur Hüfte reichende Locken gleich ins Auge fielen.
Ein mir leider nur zu bekannter kalter Lappen füllte mit einem Mal meinen Bauchraum anstelle des Magens, es machte sich eine Beklemmung breit, wie sie durch Enttäuschung entsteht. Gleichzeitig wuchs der Augeninnendruck bei mir an, jedenfalls entstand ein Gefühl, das ich mir so erklärte, denn es machte sich Eifersucht breit. Hatte das schwarzhaarige Weibstück etwas mit dem ‚scharfen Gerät‘ zu tun, auf das mich die Makeup - Akrobatin vorbereitet hatte?
Meinen Süßen, der vielleicht gar nicht meiner war, sondern vielleicht ihrer, verlor ich nicht mehr aus den Augen. Meine Schritte wurden schneller und schneller. Es war deutlich zu sehen, je näher ich kam umso deutlicher, dass er der Frau sehr zugetan war. Sie berührten sich häufig und ohne Scheu, ganz offensichtlich handelte es sich bei ihnen um zwei Vertraute, intim Vertraute.
Joschi nahm mich wahr, als ich mich nur noch wenige Schritte von ihm entfernt befand. Er zuckte nicht schuldbewusst zusammen oder versuchte auf irgendeine Art, den Kontakt zu der Schwarzhaarigen zu vertuschen. Im Gegenteil, er umfing ihre nackte Hüfte und deutete auf mich. Sie drehte sich zu mir um, auf den ersten Blick wirkte sie auf mich wie ein Wesen von einem fremden Stern. Ihre Schminke entsprach der, wie sie mir von der Haus-Makeup-Spezialistin aufs Gesicht gespachtelt und von mir wieder abgewaschen worden war.
Bei dem grellen Farbspektakel in dem fremden Gesicht dominierten allerdings dunkle Farben, dunkles Rot, dunkler noch als Bordeauxrot, dunkles Braun und sehr viel schwarz. Das Ganze mit viel Glitzer untereinander abgegrenzt, einige grelle rote und gelbe Streifen als Kontrapunkte zu dem Düsteren wirkten eher wie auf ein Auto von Fast and Furios als auf ein Gesicht gehörig. Die schwarzen Augen glühten aus dem Farbensemble heraus, das Dominierende ihrer Erscheinung war jedoch der gefährlich wirkende, schwarz geschminkte Mund, der zwei Reihen raubtierähnliche, strahlend weiße Zähne beherbergte.
Die Frau trug ein schwarzglänzendes Korsett, das lederähnlich aussah, aber wohl gummiartig war, weil es sich so exakt ihren Körperformen anpasste. Ihre Scham wurde durch ein winziges schwarzes Höschen eher betont als bedeckt, schwarze Strümpfe mit schwarzen Strumpfbändern vervollständigten das Martialische ihrer Person.
Was man mit viel gutem Willen als Lächeln deuten konnte, sah eher aus wie das Zähnefletschen eines Raubtieres, jedenfalls mehr, als das zarte Lächeln einer Dame.
Mehr Aufmerksamkeit als dieses Weibstück nahm jedoch der Anblick von Joschi in Anspruch. Er lächelte erfreut, wie ich es von ihm kannte. Ohne die andere loszulassen, zog er mich in seinen Arm, drückte mich an sich und damit auch an sie, die bestialisch nach einem aufdringlichen Parfüm roch, küsste mich und sagte:
„Schön dass du da bist, herzlich willkommen.“
Er wirkte wie aus den siebziger Jahren, er trug eine silberne Schlaghose, oben herum hauteng, und eine offen stehende, silberne Weste, die freigebig seine Brusthaare und die gebräunte Haut der Welt präsentierte.
Von ihm berührt und geküsst zu werden, versöhnte mich beinahe mit dem schwarzhaarigen Monster im anderen Arm, es lenkte mich jedenfalls für einen Moment von dem ungebetenen Gast ab.
„Das ist meine Kollegin Beisitzerin, ich habe dir von ihr erzählt, Antonia. Antonia, das ist Clara, Clara, das ist Antonia.“
Wir gaben uns die Hand, sie sah mich genau so abschätzend an wie ich sie. Die war schon ziemlich gut gewachsen, die Brüste in der Größe hielt ich nicht für echt, dazu war sie an anderen Stellen zu dünn.
So aufreizend wie die sich gab, so vertraut, wie sie mit Joschi umging, war mir klar, dass die nicht nur etwas miteinander hatten, sondern dass sie intim befreundet waren. Die legte es ganz offensichtlich darauf an, mir meinen Joschi auszuspannen, die legte es darauf an, mich auszustechen, so sah ich das in dem Moment.
Ich kam mir verloren vor, wie das fünfte Rad an einem Wagen. Würde ich mich einfach so ausstechen lassen? Würde ich so etwas Himmlisches wie diesen Mann einfach so kampflos einer solchen Person überlassen?
Ganz sicher nicht! Um gleich klar zu machen, wer zu wem gehört, schmuste ich mich intensiv an meinen Liebsten heran, gab ihm meine Figur zu spüren, streichelte ihn und küsste ihn.
„Ich bin froh dich zu sehen!“
Damit sagte ich nichts Unwahres. Darüber froh zu sein, ihn in dieser Umgebung und mit dieser Frau zu sehen, hatte ich damit nicht behauptet.
„Schön dass du da bist“, erwiderte er. „Was möchtest du trinken?“
Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte er sich herum zu der barbusigen Thekenbedienung und gab der überstark geschminkten jungen Frau eine mir unverständliche Bestellung auf.
„Schatz“, sprach der liebste Mann meines Lebens zu mir. „Kommst du jetzt gerade von der Arbeit? Du siehst ein wenig verspannt aus, der Drink wird dich etwas lockern. Möchtest du etwas essen?“
An dem Buffet war ich gerade vorbei gekommen, als ich den saalähnlichen Raum durchquerte. Der Tisch, auf dem die Speisen dargeboten wurden, bog sich regelrecht unter den zahlreichen Köstlichkeiten, die dort äußerst appetitlich präsentiert wurden. Mein hungriges Hirn hatte die einzelnen Delikatessen im Vorübergehen wie unter einer Lupe registriert, auf Brauchbarkeit gescannt und den Speichelfluss bei mir in Gang gesetzt. Um dort hin zu gehen, müsste ich jedoch diese schwarzhaarige Konkurrenz mit meinem Liebsten allein lassen. Obwohl mich der Hunger quälte, lehnte ich ab.
„Im Moment noch nicht, vielleicht später!“
Wir mussten ziemlich laut sprechen, denn es dröhnte bassbetonte Technomusik über das ganze Areal. Mir war das gesamte Ambiente unangenehm, alles was ich wahrnahm, empfand ich nicht nur als ungemütlich, sondern befremdend und unwirklich, teilweise sogar regelrecht abstoßend. Nicht nur die Kostümierung empfand ich als unangemessen, sondern auch die Handlungen der Menschen. Die Absichten, die hinter einer solchen Veranstaltung standen, und auch deren Durchführung, standen dem, was meine Welt ausmachte, diametral gegenüber.
Es wurde auf befremdliche Art freier Sex praktiziert, es schien hier keinerlei Tabus oder Anstandsregeln zu geben. Im Grunde genommen fand ich alles das hier abstoßend, obwohl mich die Freizügigkeit der Menschen auf eine mir unheimlich wirkende Art beeindruckte. Es stand fest, dass ich nicht hier hin gehörte. Meine Einstellungen, die Werte meines bisherigen Lebens, waren durch Joschi während der letzten paar Tage immer und immer wieder auf den Prüfstand gestellt und untersucht worden. Geprüft darauf, ob das, was ich bis dahin als richtig und gegeben empfand, wirklich irgendeinen Sinn erfüllte oder mich nur in der freien Entwicklung einengte. Einen großen Teil der Tabus, die man mir in den Weg zum schönen Leben vor die Füße gelegt hatte, waren von mir als wertlos oder gar hinderlich über Bord geworfen worden.
Das was ich hier sah, war jedoch auf jeden Fall jenseits des guten Geschmacks. Hier wurde die freie Lust praktiziert, hier wurde nur der Konsum, oberflächliches Vergnügen und die reine Genusssucht gelebt. Tiefere Werte, mir wichtige Dinge wie Kultur, Anstand, Diskretion, die gab es hier nicht oder wurden gar mit Füßen getreten. In gewisser Weise war ich enttäuscht, dass sich mein Joschi, dieser doch eigentlich sehr kultivierte und gebildete Mensch, in einer solchen Umgebung wohl fühlte. Es verweigerte sich jede einzelne Faser meines Seins dieser bacchantisch anmutenden Gesellschaft. Diese pure Konzentration auf die Befriedigung der niedrigsten Instinkte, diese hemmungslos zur Schau gestellte Degeneration erfüllte mich mit Abscheu.
Der erste Schluck aus dem Cocktail, den Joschi mir reichte, löste einen kurzen Hustenreiz aus. Er war unerwartet stark alkoholisiert.
„Trink es, Schatz, wie Medizin, es wird dich lockern und dir die Spannung nehmen.“
Es lag mir fern, mich von der Umgebung einschüchtern zu lassen, ich würde nicht kneifen, sondern mich behaupten, das nahm ich mir fest vor. Joschi schaute mir zu, wie ich mich zusammenriss, wie ich mich überwand und einen zweiten Schluck von dem starken Getränk nahm. Er schaute weiter zu mir herüber, er las meine Gedanken. Ganz offensichtlich war er mit dem nicht zufrieden, was er las. Mit ernster Miene bat er mich:
„Schatz, würdest du die Haare für mich öffnen?“
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass mein Haar immer noch zu der strengen Bürofrisur zusammengefasst war. Mich würde nichts einschüchtern, das hatte ich mir vorgenommen, also lächelte ich ihn an, zupfte die Klammern aus dem Haar und schüttelte es auf.
„For your eyes only!“, bemerkte ich so locker wie möglich.
Bewundernd zwinkerte er mir zu. Er war mein Joschi, nicht der Freund der schwarzhaarigen Verführung mit dem aufgeblähten Busen, sondern meiner. Meine Mutter hätte eine Person wie diese verächtlich eine Milchkuh genannt und ihr keine weitere Beachtung geschenkt.
Dieses überzüchtete Frauenzimmer machte sich an meinen Joschi heran. Mit den schwarz geschminkten Lippen und dem Raubtiergebiss drohte sie ihn in den Hals zu beißen. Es war als zärtliche Geste gedacht, die mein Joschi lachend quittierte. Bei dem ungehörigen Anblick drohte ich verrückt zu werden. Um nicht auszurasten, ließ ich den Blick schweifen.
Das kopulierende Paar auf der Wiese hatte die Position und die Stellung gewechselt. Sie befanden sich nun, gut sichtbar, neben dem Rosenstrauch. Die Frau war mit einem ähnlichen Mieder bekleidet wie ich. Als herausstechendes Schmankerl war sie zusätzlich mit weißen Schaftstiefeln ausgestattet, die bis über den halben Schenkel reichten. Sie kniete auf allen Vieren, der Mann beglückte sie, ebenfalls kniend, von hinten.
Es sah unglaublich obszön aus, das Mädchen jauchzte vor Freude und geriet außer sich. Ich wusste genau, was sie in dem Moment empfand. Es war mir unmöglich, den Blick von den beiden loszureißen. Sowohl die beiden Akteure, als auch ich, die Voyeurin, benahmen uns höchst unanständig.
„Du bist ja tatsächlich so eine geile Schnecke, wie Joschi erzählt hat!“, hörte ich die schwarz Geschminkte bemerken. Sie sah mit süffisantem Lächeln zu, wie mich der Anblick des kopulierenden Pärchens erregte.
Man kann mich mit allem Möglichen betiteln, aber von so einer operierten Person ließ ich mich nicht eine geile Schnecke nennen. Der ätzende Blick, den ich ihr zuwarf, beeindruckte sie nicht so sehr, wie er gedacht war, er amüsierte sie eher.
Mein Blick glitt immer wieder zu dem Pärchen, erst als ich mich mit Gewalt von dem Anblick löste und ihm den Rücken zuwandte, vermochte ich an dem teilzunehmen, was in der nächsten Umgebung stattfand.
Unfassbar das Ganze.
Trotz der lauten Musik hörte ich jetzt die Frau intensiv stöhnen, sie stand ganz offensichtlich kurz vor ihrem Orgasmus. Das Geräusch steigerte sich immer mehr, bis es in einem Urschrei endete, von ihr und ihm gleichzeitig ausgestoßen.
In dem Moment berührte mich Joschi unter dem kaum vorhandenen Röckchen aus dünnen Kettchen. Wie gewöhnlich traf er genau den Punkt. Ich zuckte nicht zusammen, sondern sah ihn an, dazu musste ich den Kopf wenden. Die Lust war sofort da, ganz egal, was sich in der Umgebung abspielte, mein Joschi brauchte mich nur zu berühren, schon vergaß ich alles. Nichts war mehr wichtig, mein Joschi wollte mich, ich gab mich hin.
Er küsste mich, streichelte ganz sanft den Punkt, der mich verrückt machte. Antonia lachte auf eine beinahe diabolische Art. Er streichelte weiter, hier, unter all den Leuten, vor den Augen dieses schwarzhaarigen Weibes. Mich gegen ihn zu wehren kam nicht in Frage, ich schmolz dahin, die Lust vernebelte meine Sinne, ich sah ihn an, aus dem Augenwinkel nahm ich weiterhin das Pärchen wahr. Er lag nun auf ihr, sie küssten sich und waren innig vereint. Ohne irgendeine Einschränkung gestand ich mir ein, dass ich hoch erregt war, dass ich gegen Sex mit meinem Süßen nicht das Geringste einzuwenden hätte, egal wo er es wollte. Von mir aus hier oder auf dem Rasen oder sonstwo.
Das Gefühl, vielmehr die Gefühle für ihn schäumten über, sie ließen mich alles vergessen, ließen alles andere in unbedeutendem Hintergrund verschwimmen. Ich sah nur ihn, ich hörte nur ihn, ich spürte nur ihn.
„OK, Süße“, sprach er zu mir. Für mich hörte es sich an wie fernes Donnergrollen, wie die Stimme Zeus‘, die hoch vom Himmel her an mein Ohr drang. Er streichelte nicht weiter, sondern ließ mich so hoch erregt wie ich war, einfach stehen. Mir zitterten die Knie, ich war völlig hilflos, wusste nicht wohin mit den Händen, wusste nicht wohin mit mir.
„Hilf mir bitte, mich zu entscheiden“, kam es aus weiter Ferne von ihm. Ich würde ihm selbstverständlich bei allem helfen, aber fast so wichtig wäre mir, dass er das vollendete, was er so sachkundig begonnen hatte und das mir nun unmittelbar bevor stand.
Ganz langsam ließ meine Erregung so weit nach, dass ich einigermaßen folgerichtig denken konnte.
Selbstverständlich würde ich alles was er wollte für ihn tun, ganz klar. Alles, wirklich alles. Wollte er mein Leben? Es gehörte ihm. Wollte er mein Haus? Mein ganzes persönliches Eigentum? Ich verzichtete gern für ihn. Er konnte über mich frei verfügen, ich war sein, bedingungslos.
Wie immer las er meine Gedanken, er lächelte geschmeichelt.
Er raunte mir ins Ohr:
„Ich habe noch nie einen so sinnlichen Menschen getroffen wie dich, mein Schatz, du bist etwas ganz Besonderes.“
Diese wundervollen Worte von diesem wundervollen Mann ließen mich dahin schmelzen. Ich nahm ein Knie von ihm zwischen meine Schenkel, um so nah bei ihm sein zu können wie es ging. Den impertinenten Parfümgestank dieser schwarzhaarigen Person würde ich nur noch kurz zu ertragen haben, denn er hatte sich ganz klar mit diesen Worten für mich ausgesprochen. Er wollte selbstverständlich mit dem sinnlichsten Menschen seines Lebens zusammen sein und nicht mit diesem vollbusigen Raubtier.
„Wie soll ich mich entscheiden?“, fragte er. Selbstverständlich würde ich ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen, logisch. Ich war sein, so wie er mein war, ich brauchte nur noch zu wissen, wo seine Zweifel lagen, bei welcher Frage ich ihm helfen konnte.
„Soll ich dieses Raubtier hier wählen?“, er zog die Schwarzhaarige an sich. Die klammerte sich gleich an ihm fest, lachte ihm ins Gesicht, streichelte seine Brust und küsste ihn.
‚Heh! Das ist meiner!‘, schrie es in mir.
„Mit dieser beeindruckenden Frau ist die Zusammenarbeit im Alltag so leicht und so ergiebig, wie ich es bei keinem anderen Menschen bisher erlebt habe. Dabei ist sie eine Furie im Bett, wild und unzähmbar, unberechenbar, heftig, bis zur Brutalität.“
Er hatte sich doch gerade für mich entschieden, die sinnlichste Frau seines Lebens, oder? Nur langsam kam ich auf den Boden zurück, halbwegs hatte ich mich bereits im Lusthimmel befunden, nun näherte ich mich der Erde. Mir kamen nun seltsame Gedanken.
Wenn ich mich recht erinnerte, dann waren seine Worte, sie sei nur hübsch. Nun war sie eine Furie im Bett? Joschi und sie schauten sich verliebt in die Augen, der kalte Lappen erschien erneut in meinem Magen, Angst umklammerte mein Herz. Mich wollten Zweifel überfallen. War ich zweite Wahl? Könnte ich gegen die Frau bestehen? Vielleicht stand Joschi ja auf diese künstlichen Brüste? Vielleicht stand er ja darauf, von einer Frau im Bett dominiert zu werden. Das war wahrlich nicht mein Standpunkt, für mich war der Mann maßgeblich, er gab die Marschrichtung vor.
Herr Müller kam mir in den Sinn. Er spielte seine Rolle, nach außen hin war er der zweite Mann, nach innen setzte er das durch, was er durchsetzen wollte, innen gab er den Ton an. So stellte ich mir eine gute Beziehung zwischen Mann und Frau vor. Nach außen gab der Mann die Marschrichtung vor, nur gegen den Willen der Frau konnte er zuhause auf die Dauer nicht ankommen, gegen den Willen der Frau kam ein noch so dominanter Mann nicht an.
Wenn ich es recht überlegte, war das auch bei uns so, bei Joschi und bei mir. Ich war die Hauptperson in unserer Beziehung. Auch wenn er den Ton angab, die Symphonie spielte er auf meinem Körper, er brauchte mich als Instrument, um seine Lust auszuleben, als Resonanzboden. Er zeigte mir was möglich war, er zeigte mir völlig neue Spielarten im Zusammensein, aber um das zu verwirklichen was für uns beide vorteilhaft war, dafür brauchte er mich.
Aus diesen Gedanken, die in der Rückbeschau etwas verklärend wirkten, schöpfte ich etwas Selbstvertrauen. Mir wurde bewusst, wie ich mich hier präsentierte. Meine Brüste waren nicht so groß wie die dieser falschen Schlange, wie bei diesem Brutalo-Weibchen, aber meine waren natürlich und gut gewachsen. Wenn mein Joschi die anfasste, dann knetete er nicht irgendein Silikonkissen durch, sondern eine echte Frau, warmes, durchblutetes Fleisch.
Meine Chancen in einem Kampf gegen das Raubtier standen nicht gut, wie ich so vor lauter Vorsicht abschätzte. Das amazonenhafte Weibstück war etwas besser geschützt als ich, weil sie ein Höschen trug, ich jedoch nur dieses angedeutete Volant-Röckchen. Zu meinem Vorteil gereichte mir, dass mein Joschi nicht erst Stoff zur Seite fummeln musste, um mich, um meine Scham zu berühren, um mich und sich zu erregen.
Offensichtlich befand ich mich im Vorteil, denn meine Nebenbuhlerin war ordinärer, sowohl von dem Styling her, als auch von ihrer Lebensweise, ich war eine Dame. Auch wenn ich leicht geschürzt und verhältnismäßig sinnlich daher kam, meiner Eleganz hatte dieses Gossenweib nichts entgegen zu setzen. Diese Eleganz und meine Sinnlichkeit waren etwas, was Joschi an mir verzauberte, was meinen Süßen dazu brachte, immer wieder völlig sprachlos den Zauber zu betrachten, der uns umgab. Immer wieder hat er ratlos dagelegen und wusste nicht mehr, wie ihm geschehen war. Das war etwas, was ihn zu mir zog.
Was war es wohl, was ihn zu diesem Jura-Flittchen zog? Darüber galt es Klarheit zu gewinnen.
Zum Beispiel ihre leichte Verfügbarkeit war ein Pluspunkt. Sie arbeiteten jeden Tag zusammen, da war es klar, dass sie sich näher kamen. Er brauchte sie nur zu nehmen, er konnte den ganzen Tag über sie verfügen. Wir dagegen mussten uns verabreden, es bedurfte größerer Mühe, um uns zusammen zu bringen.
Was war wertvoller? Das, was man jederzeit haben konnte oder das, um das man sich bemühen musste?
So ganz langsam wuchs mir so etwas wie Selbstvertrauen. Ich straffte mich und stellte mich der Herausforderung. Mein Joschi war ein kluger Mann, die Klugheit nutzte einem Mann allerdings nichts, wenn ihn die Hormone im Griff hatten, so war meine Erfahrung. Sobald ihn die Hormone überschwemmten, gab es für ihn, für einen Mann, nur eine Richtung, und zwar die Frau zu erobern, die die Hormone geweckt hatte und mit ihr für die Verbreitung seines Erbgutes zu sorgen. Das war beim Menschen so wie im Tierreich, dazu gab es Untersuchungen en masse.
Die Quintessenz, die ich aus den Überlegungen zog, war, dass ich mich weder einschüchtern, noch unterkriegen lassen durfte, ich musste mich der Herausforderung stellen. Die besseren Argumente waren eindeutig bei mir, ich musste klug sein und mich auf meine Vorteile besinnen.
Er hielt immer noch diese Frau im Arm. Sie sah gut aus, daran gab es keinen Zweifel. Sie wirkte auf mich wie eine Amazone, die langen, schwarzen Locken, die ihr bis über die Taille reichten, der sehr erotisch geschwungene Mund, die sinnlichen dicken Lippen, die vor Aggressivität glühenden schwarzen Augen, die schlanke Figur mit den überdimensionalen Brüsten. Sie erschien kraftvoll, unbeherrscht, extrem körperbetont, rau, ungestüm, aggressiv, ungezähmt. Sie besaß eine Ausstrahlung, die einem Angst machen konnte. Einschüchtern würde ich mich nicht lassen, das nahm ich mir zumindest vor.
„Du hingegen“, führte mein Joschi fort. „Du hingegen bist süß und anschmiegsam, du bist sinnlich, gefügig, leicht zu lenken und hast einen verlockenden Körper, der jeden Mann verrückt macht, der dich anschaut.“
Er drückte mich an sich und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. ‚Gefügig‘ war jetzt keine Vokabel, mit der ich eine Charaktereigenschaft beschreiben wollte, die mir eigen war. ‚Gefügig‘ klang für mich, als würde es zu ‚Hühnchen‘ passen. So fühlte ich mich jedoch nicht, weder gefügig, noch wie ein Hühnchen. ‚Bereitwillig‘ wäre ein Wort gewesen, mit dem ich mich hätte anfreunden können, bereitwillig auf das eingelassen, was mein Süßer vorgeschlagen hatte, um etwas Neues zu erkunden, so konnte man mich sehen. Jedoch gefügig, kritiklos untergeordnet, das war ich ganz sicher nicht.
Mein Süßer fuhr fort:
„Wie soll ich mich entscheiden? Darüber habe ich bereits sehr viel nachgedacht. Ihr habt beide Eigenschaften, die mich faszinieren, die mich für jede von euch einnehmen. Das Liebste wäre mir, es mit euch beiden treiben zu können, aber dabei würde ich wahrscheinlich zwischen euch starken Frauen zermahlen werden. So muss ich mich entscheiden. Ich werde mich für den stärkeren Charakter entscheiden, für diejenige von euch, die über die stärkere Persönlichkeit verfügt.
Ich weiß auch, wie ich das heraus finde. Wir treffen uns deswegen hier, weil es hier den richtigen Rahmen gibt, um den Kampf zwischen euch auszutragen, den es zu meiner Entscheidungsfindung braucht.“
Kampf? Ich? Kämpfen? Wie, kämpfen? Ich würde mich nicht auf eine Schlägerei einlassen, das konnte er vergessen. So etwas tat eine Dame nicht, körperliche Auseinandersetzungen gehörten sich nicht für eine anständige Frau, das gehörte in die Gosse und nicht zu einem gesellschaftlichen Ereignis, an dem ich teilnehmen wollte. Wobei, wenn ich an das kopulierende Paar dachte, an die mehr als aufreizenden, sogar frivolen Handlungen der diversen Gäste und der eindeutigen Angebote des Personals, so war ich mir nicht mehr sicher, ob ich mich nicht bereits in der Gosse befand.
Allerdings war für jedermann klar und offensichtlich, dass ich die Stärkere war, vom Charakter her, das lag auf der Hand. Wenn man es schon nicht an der Kleidung erkennen konnte, so doch an der Art, wie wir geschminkt waren und uns gaben. Sie laut und auffällig, ich im Verhältnis dazu damenhaft zurückhaltend, wie sich das gehörte.
Das Brutalo-Weibchen versuchte mich einzuschüchtern. Sie fletschte die Zähne, zeigte ihr Raubtiergebiss in dem sich beinahe quadratisch öffnenden Mund. Ich meinte, bei der Gelegenheit ihre hauerähnlichen Schneidezähne blinken und blitzen zu sehen. Sie zeigte mir ihre schwarz lackierten Fingernägel, die Krallen ähnlicher sahen als Fingern.
Für mein Studium saß ich viel am Computer, da waren kurze Fingernägel vorteilhaft. Außerdem gehörte es sich nicht für eine Dame, die Fingernägel so lang wachsen zu lassen. In unserer Familie hießen diese langen Krallen ‚Grabschaufeln‘.
Ich möchte nicht verhehlen, dass ich vor der Kraft und Brutalität der Frau Angst verspürte. Die Dinge entwickelten sich nicht ganz so, wie ich sie mir gewünscht hätte, in mir machte sich eine gewisse Unsicherheit breit.
Ihre rohe Art und ihre bedrohliche Gestik waren dazu geeignet, mir allerhand Bedenken vor Augen zu führen. Mit aller Macht steuerte ich dagegen an, ich konnte sicher sein, dass Joschi es nicht auf eine körperliche Auseinandersetzung zwischen seinen zwei Weibchen anlegte. Er war ein kultivierter und gebildeter Mensch, sein Weg würde ein anderer sein.
Da täuschte ich mich jedoch. Er gab uns zur Wahl:
„Entweder ihr kämpft gegeneinander, bis eine von euch liegen bleibt.“
Ich konnte es nicht fassen! Glauben konnte ich es auch nicht, aber doch, er hatte gesagt: „Bis eine von euch liegen bleibt!“
Wer das sein würde, daran brauchte ich keinen Gedanken zu verschwenden. Die schwarze Hexe war garantiert kampferprobt und würde kompromisslos zuschlagen. Ich hingegen war außerstande, jemandem Gewalt anzutun. Meine Empathie war sprichwörtlich, jemanden mit Gewalt zu besiegen, ihn zu unterwerfen war jenseits dessen, was ich leisten könnte. Allein die Vorstellung, jemanden zu schlagen, war unerträglich für mich. Jemandem absichtlich und bewusst Schmerzen zu bereiten, widersprach all dem, was ich in meinem Leben bisher angestrebt habe.
Mit bangem Herzen hörte ich zu, was mein Joschi weiter ausführte:
„Oder, wir schauen nach, welche von euch die beste Körperbeherrschung besitzt. Ich gehe davon aus, dass eine charakterstarke Frau sich so weit im Griff hat, dass sie nicht zum Orgasmus gezwungen werden kann. Ihr versucht, euch gegenseitig zu erregen, es gibt keine Tabus. Diejenige, die die andere zum Orgasmus bringt, hat die bessere Körperbeherrschung.“
Er schaute von mir zu ihr. Es war mir so, als hörte die komplette Nachbarschaft mit. Die Musik war verstummt oder in dem Moment sehr leise, die Menschen in meiner Umgebung hielten inne, sie schauten zu uns herüber.
Das Flintenweib grinste siegessicher, sie zeigte mir ihre Krallen. Wenn ich mir vorstellte, wie sie mit diesen scharfen Fingernägeln durch mein Gesicht kratzen würde, wie sich das anfühlen und wie ich dann aussehen würde, da wurde mir ganz anders.
Gleichwohl fand ich es abstoßend, die Frau berühren zu müssen, sie sogar so intim berühren zu müssen, dass sie einen Orgasmus ….
Nein, die Vorstellung war absurd. Ich würde mich weder auf das eine noch auf das andere einlassen. Das war einer Dame nicht würdig. Es war nötig, sich zurückzuziehen. Hastig sondierte ich, wie ich hier herauskam.
Allerdings, wenn ich jetzt das Weite suchte, mich vor der Herausforderung drückte, dann war klar, dass ich als Folge davon Joschi verlieren würde. Es erschien mir unmöglich, nie mehr dieses erfüllende Gefühl erleben zu können, wenn wir in Gedanken eins waren, wenn wir im Gleichschritt dachten. Diesen kultivierten, gut situierten und in der Gesellschaft geachteten Mann zu verlieren, die Vorstellung allein war unerträglich. Darüber hinaus bedeutete es, nie mehr diesen grandiosen Sex zu erleben, dieses Losgelöstsein von allem Irdischen, nur noch Glück und Lust zu empfinden. Was jetzt der Wichtigste all dieser Punkte war, war im Moment nicht zu klären.
Es war, als verlöre ich in diesem Moment den neu gefundenen Lebensinhalt, der mir wichtiger erschien, als alle Vorbehalte und Zweifel, wichtiger als alles, was ich bisher erfahren und erlebt hatte.
Die Giftschlange in Form des schwarzhaarigen Raubtiers las aus meinen Gesten die Fluchtgedanken, sie fletschte die Zähne zu einem siegesgewissen Grinsen. Das konnte ich so nicht ertragen und würde die darin enthaltene Demütigung nicht erdulden, auf keinen Fall.
Zurückzustecken und der Gewalt zu weichen war einer Dame unwürdig. Eine echte Dame würde im Kampf untergehen, wie Jeanne D‘Arc, und sich auf keinen Fall unterkriegen lassen, wie Carola Rackete, das waren und sind echte Damen, das waren und sind Frauen, die für ihre Gesinnung einstanden, auch gegen noch so heftigen Widerstand und gegen alle Bedrohungen. Nein, zurückstecken war ebenfalls keine Option, nicht für Clara Koppers! Nein, klein bei zu geben war keine Lösung des Problems, die für mich akzeptabel war.
Nein, nein und nochmals nein.
Es war immer schon schwierig für mich, meinen Willen durchzusetzen. Die Eigenschaft hatte man mir seit der frühen Kindheit aberzogen. Jetzt brauchte ich sie jedoch dringend. Das einzige, was mir blieb, waren meine Instinkte und der unbedingte Wille, die Verbindung zu Joschi aufrecht zu erhalten. Und das ging nur über dieses rabiate Weibstück hier.
Mir musste egal sein, was sich so eine Giftspritze wie meine Gegenspielerin ausdachte oder wie sie vorgehen würde, ich musste stärker sein. Wobei ich nach wie vor zurückschreckte, wenn jemand mich mit körperlicher Auseinandersetzung bedrohte. Nur gab es keinen anderen Weg. Um das zu behalten, was ich mittlerweile wertschätzte, das, was mir wirklich wichtig war, musste ich kämpfen. Joschi, vielmehr die Umstände, die er vorgab, wiesen mir keinen Ausweg, wenn ich nicht dem schwarzen Biest den Vortritt lassen wollte.
Keine Wahl zu haben machte mich wütend, der direkten Konfrontation nicht ausweichen zu können und keine Ahnung zu haben, wie ich meine Interessen durchsetzen konnte, ließen bei mir die Tränen der Verzweiflung in die Augen schießen. Ich sollte nie mehr so glücklich sein, wie ich das nur mit Joschi sein konnte?
Nein, ich musste kämpfen, dafür lohnte es sich, weiß Gott!
Den Krallen würde ich mich nicht stellen, das war ebenfalls keine Option, nein. Also, Körperbeherrschung. Ich musste das Biest dazu bringen, hier zu kapitulieren. Mir war völlig klar, dass ich ihr sowohl geistig, wie auch mental überlegen war, ganz logisch.
Wobei, wenn ich es richtig überlegte, dann benötigte man für ein Jurastudium, wie sie es hinter sich gebracht hatte, viel Gehirnschmalz, das war klar. Also Clara, blöd wird sie wohl nicht sein. Fies ja, brutal ja, ordinär ja, dumm nein.
Mir wurde schlecht vor Angst, weil sich mir kein einfach zu gehender Weg anbot, um das zu erreichen, was für mich als erstrebenswertestes Gut galt. Jede Richtung, die ich einschlug, würde von mir Dinge verlangen, die ich nicht tun wollte. Ich wollte sie ganz einfach aus dem Grunde nicht, weil ich sie nicht beherrschte, weil sie für mich bisher niemals infrage kamen und weil ich Angst vor denen hatte.
Niemals zuvor musste ich Dinge für den Erhalt meiner Lebensumstände unternehmen, vor denen ich mich fürchtete und die ich ablehnte. Niemals zuvor musste ich einen Weg ‚entweder-oder‘ gehen, niemals bisher musste ich mich bis aufs Blut verteidigen und durchsetzen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes ‘bis aufs Blut‘. Bisher gab es immer jemanden, der mir zur Seite stand und mir die schwierigen Dinge abnahm. Hier nun stand ich allein da, sowohl mit den Entscheidungen wie auch mit der Gewissheit, dass mir niemand helfen würde. Niemand würde mir helfen eine drohende Niederlage abzuwenden, ich musste alles allein bewerkstelligen. Ich musste gut sein, ich war zum Siegen verpflichtet gegen eine Gegnerin, die ich in allen Belangen zu fürchten hatte.
Die ekelige Person fletschte die Zähne, sie war kampfbereit, ich hingegen zauderte und zagte.
Joschi hielt immer noch dieses schwarzhaarige Monsterweib im Arm, sie beide schauten zu, wie ich mit mir kämpfte. Das grässliche Weib sah voller Schadenfreude, wie ich vor der Aufgabe ängstlich zurückschreckte, wie die widerstrebenden Gedanken mich hin und her rissen. Sie hielt mich für eine Memme, sie hielt mich für ein Opfer.
War ich das? Ein Opfer? Ein unterlegener Mensch? Nein, das war ich nicht.
In mir reifte die Erkenntnis, dass ich jetzt und hier aus dem mehr oder weniger künstlichen Damenhaften in die harsche Realität hinaus musste. Es war notwendig für mein Wohlergehen, für meine Zukunft zu kämpfen, dazu brauchte ich Kraft und Brutalität, es würde nur die reine Körperkraft in Verbindung mit Kampftaktik zählen. Mit meiner gewohnten Empathie würde ich verlieren, Mitleid mit einer solchen Gegnerin würde auf jeden Fall zum Verlust führen. Was sie mit mir anstellen würde, wenn sie Oberwasser bekam oder mich besiegt hätte, wollte ich mir nicht vorstellen.
Mir wurde flau im Magen. Es kam jetzt und hier auf meine Entschlusskraft, auf entschlossenes und kompromissloses Handeln an.
Unvermittelt wurde ich in die Defensive gedrängt, denn noch bevor ich mit meinen Überlegungen fertig war, ergriff diese gefährliche Amazone die Initiative. Sie trat schneller auf mich zu, als ich zu handeln bereit war, packte meine Haare am Hinterkopf, zerrte meinen Kopf in den Nacken, näherte den schwarz geschminkten Mund mit den gefährlichen Reißzähnen mit hoher Geschwindigkeit, küsste mich und fuhr im selben Moment unter den Volant des Mieders. Sie traf punktgenau meinen Lustauslöser.
Für einen Moment lähmte mich dieser Angriff, weil sie mich mit ihrer Konsequenz erschreckte. Alles in mir sträubte sich gegen dieses übergriffige Weib. Ihre Zunge drang in meinen Mund ein und suchte die meine. Was für eine anmaßende Unverschämtheit!
Ich stieß sie weg, mit aller Kraft.
Joschi zog sich zurück, er beobachtete interessiert, wie wir beide uns verhielten. Mich packte die Wut, auf die Frau, wie auch auf Joschi, der mich in diese ausweglose Situation gebracht hatte.
Schwer atmend wartete ich auf das was auf mich zukam.
Das brutale Weib stürzte sich siegessicher wieder auf mich, ich wich aus, sie rannte ins Leere. In mir entstand eine Wut, wie ich sie bisher nicht kennen gelernt habe, eine Aggressivität erwachte, wie ich sie bisher nie empfinden durfte.
Sie wendete, wir atmeten beide schwer. Wie eine Katze schlich sie auf mich zu, die schwarzen Krallen ausgefahren.
„Komm her, du Dämchen, ich mache dich zu meiner Sklavin, du kannst mir die Schuhe küssen!“
Sie griff wieder an, sie wollte mir erneut in die Haare fahren. Sie war ein Stück größer als ich, trotzdem war meine Reichweite wohl länger, denn ich packte eher in ihre Haare, als sie in meine. Entschlossen und voll panischer Angst hielt ich sie am Schopf zurück, zerriss mit einem Handgriff das kleine Höschen, um mit einem oder zwei Fingern in ihre Scheide zu fahren. Den Kopf weit im Nacken und die Augen zum Himmel gerichtet, kam sie nicht recht an mich heran, sie versuchte, mir durchs Gesicht zu kratzen.
Hemmungen hatte ich keine mehr, die blanke Wut, Angst vor einer Verletzung und der Wille zu überleben, hatten das Kommando über mich. Die Gegnerin war äußerst gefährlich in ihrer Entschlossenheit. Es war anzunehmen, dass sie mehr Erfahrung mit körperlichen Auseinandersetzungen besaß als ich, deswegen hielt ich sie eisern fest.
Voller Angst bog ich ihren Kopf immer weiter hintüber, sie versuchte mit wild rudernden Armen das Gleichgewicht zu halten und mich zu packen.
Ungestüm um sich greifend, fand sie Halt an den Brustschalen meines Mieders und riss sie ab. Die Größe ihrer Kraft war beängstigend, ich sah für mich keine Chance.
Rings um uns johlten sie, es hatte sich eine große Menge an Zuschauern gebildet, die den Kampf beobachteten, Kommentare dazu abgaben und jede unserer Aktionen begutachteten, Beifall bekundeten oder laut buhten.
Ich bekam ihre rechte Hand mit meiner linken und zwängte sie zwischen meine Schenkel ein, die linke angelte ich mir und quetschte sie zwischen unsere Brüste, die Haare hielt ich fest gepackt.
Da saß sie fest, ich hatte sie! Sie konnte sich kaum noch rühren, ich lag über ihr, hielt ihren Kopf an den Haaren fest, drängte sie mit aller Kraft und meinem Gewicht gegen den Tresen.
„Na, Herzchen?“, verstieg ich mich dazu, sie zu verhöhnen. Wir atmeten beide schwer, ihre Augen sprühten vor Gift und Wut.
Sie bewegte ihre Hand zwischen meinen Schenkeln, ich ignorierte das entstehende Gefühl in dem Bewusstsein, dass mich eine Frau dort nicht stimulieren können würde. Sie kniff mir in die Brust, auch das Gefühl ignorierte ich. Es bestand kein Zweifel für mich, dass ich sie besiegt hatte. Bis irgendjemand einschritt, würde ich sie in dieser Stellung festhalten, von mir aus bis zum Jüngsten Tag. Sie ächzte, aber darauf nahm ich keine Rücksicht, schließlich war sie die Besiegte. Vae victis, das wussten schon die Römer.
Das Gefühl, das sie mit Hilfe ihrer Hände bei mir erzeugte, sowohl zwischen meinen Schenkeln als auch an meinen Brüsten, ignorierte ich weiterhin. Ich würde mich von solch zufällig entstandenen Berührungen nicht erregen lassen, obwohl sie genau den Punkt bearbeitete. Wir sahen uns nach wie vor in die Augen, sie atmete in mein Gesicht. Sie versuchte zu ergründen, ob ihre Bemühungen bei mir Erfolg zeitigten, da musste ich sie allerdings enttäuschen. Obwohl mir sehr unanständig warm wurde. Sie ließ in ihrem Widerstand etwas nach, sah wohl die Aussichtslosigkeit ihrer Position ein. Trotz geringerer Kraftanstrengung wurde mir warm und wärmer. Mir wurden die Bewegungen ihrer Hand bewusster, sie drangen in meine Bewusstsein ein und stimulierten mich, ohne dass ich mich dagegen zur Wehr setzen konnte.
Mir war klar, dass man in der Lage, in der wir uns befanden, mir und ihr ungehindert zwischen die Beine schauen konnte, so wie wir gekleidet waren und so wie wir uns verhielten. Den Po hatte ich herausgestreckt, um ihn weitestmöglich von der bearbeitenden Hand zu entfernen. Mir war klar, das ich den hinter mir Stehenden meinen Unterleib perfekt darbot, so unanständig wie irgend möglich.
„Da, guck mal was die Schwarze macht!“, hörte ich jemanden hinter mir rufen.
„Die Sau die!“, hörte ich jemand anderen begeistert antworten.
„Das macht der Weißen nichts, siehste doch! Die ist eisenhart!“
Sie unterhielten sich, wie es Männer beim Sport eben so zu tun pflegten, sie sahen zu und gaben dümmliche Kommentare ab.
Natürlich machten mir ihre Berührungen nichts, selbstverständlich nicht! Es machte mich jedoch an, dass alle sahen, was sie an mir vollzog, dass sie alle mich nackt sahen und beobachteten, wie das vertrackte Weibstück so sehr intim an mir herum arbeitete.
Ich konnte nicht verhindern, dass mich die Bewegungen an meiner nackten Scheide und die zahlreichen Blicke darauf beeindruckten. Wärme entstand in meinem Körper und die resultierte nicht allein aus dem Kraftaufwand, den es mich kostete, sie ruhig zu stellen, denn ihr Widerstand ließ von Minute zu Minute nach.
Sie gab nicht auf, sie reizte weiterhin und weiterhin und weiterhin. Sie bearbeitete ebenfalls sehr hartnäckig meine Brust. Rühren konnte ich mich nicht, sonst würde sie mir mit ihren Krallen durch das Gesicht fahren, dann wäre ich verloren. Um sie besser im Griff zu behalten, musste ich mich etwas breitbeiniger aufstellen. So waren die Hebel besser angewendet, so hatte ich sie noch besser unter Kontrolle.
Die Folge war jedoch, dass sie meine Reizpunkte noch gezielter bearbeiten konnte. Da ich mir nichts davon anzunehmen gedachte, vernachlässigte ich diese Gefahr.
So langsam wusste ich, dass ich gewonnen hatte, ich griente sie siegessicher an. Die Hitze, die von meinem Unterleib aus meinen Körper und auch meine Gedanken zu erobern drohte, ignorierte ich weiterhin.
Sie gab nicht auf, obwohl ihre Lage aussichtslos war. Sie reizte und reizte und reizte. Ich hoffte, dass sie nicht bemerkte, dass mich ihre Bemühungen, die Bewegungen ihrer Finger, tatsächlich stimulierten.
Bis sie dann sagte:
„Na, Süße? Merkst du schon was?“
Sie wusste es! Sie wusste, dass sie mich reizte! Sie wusste oder ahnte, dass sich dieser Reiz bei mir steigerte, dass er mich durchaus zu beeinflussen drohte.
Was für eine schamlose Person! Ich versuchte sofort, meine Lage zu verändern, um ihr den Zugriff zu erschweren, sie folgte meiner Ausweichbewegung und fuhr ohne Unterlass fort, mich zu reizen. Meine Wangen röteten sich und das nicht nur von der Anstrengung, die es mich kostete, sie unten zu halten, sondern weil die Furie Lust mich mit ihrem heißen Atem aufheizte.
„Joschi hat mir schon erzählt dass du so eine geile Sau bist. Ich zeige jetzt allen Leuten deinen Orgasmus und du kannst dich nicht wehren! Sobald du mich loslässt, zerkratze ich dir deine blöde Fresse, dann siehst du aus wie Quasimodo. Ist das geil? Das ist geil!“
In meiner Not wusste ich mir nicht anders zu helfen, als zu versuchen, den Reiz zu unterdrücken. Wenn ich sie jetzt losließe, würde sie über mich herfallen und mir das Gesicht zerkratzen, ließ ich sie gewähren, so würde ich hier vor allen Leuten eine höchst unangemessene Reaktion durchleben und dabei das Intimste überhaupt öffentlich vorführen. Dieses Mal nicht heimlich und diskret, sozusagen mit meinem unausgesprochenen Einverständnis, wie auf dem Fußballplatz, sondern in aller Öffentlichkeit und vollkommen gegen meinen Willen durch diese unmögliche Person.
Uns umstanden mindestens fünfzig Menschen, keineswegs diskret, sondern ganz offen begierig darauf, was ihnen in diesem Amazonenkampf noch alles geboten werden würde. Sie hofften tatsächlich darauf, mitzuerleben, wie mich diese Schwarzhaarige, diese Person, sexuell so weit reizte, dass ich vor ihren Augen einen Orgasmus bekäme. Sie hofften darauf, sich an meiner Lust erregen zu können. Meine Wangen röteten sich, weil ich mich schämte, nicht nur für mich, sondern auch noch für die unbeherrschte Genusssucht der Umstehenden.
Das Allerschlimmste war, dass ich mich nicht unter den Zuschauern befand und mich mit Grausen abwenden konnte, sondern ich befand mich in deren Visier, ich war, ohne es geahnt zu haben und ohne mein eigenes Zutun, eine der Hauptakteurinnen und zwar die, die ihre Lust hier öffentlich ausleben sollte. Die Gefahr bestand, dass ich die Verliererin wurde und am Ende die sehr peinlich Bloßgestellte war, wenn, ja wenn mir nicht bald etwas Substantielles einfiel. Sollte ich mich nicht aus dieser Notsituation befreien können, dann würde ich mich bis ans Ende meiner Tage blamieren.
Wie verhielt ich mich jetzt richtig? So langsam benebelte die Furie mein Hirn, sie atmete lautstark durch mich hindurch, denn der Reiz wurde sehr gezielt und wirklich gekonnt ausgeübt. Ich mutmaßte voller Verachtung, dass sie höchstwahrscheinlich häufiger Frauen auf diese Art erregte, woher sonst sollte sie über diese absonderliche Fähigkeit verfügen? Mich gegen den Reiz zur Wehr zu setzen, mich nicht gehen zu lassen und in der Lust zu verlieren, verlangte all meine Kraft, verlangte mir alles ab. Mittlerweile lag ich mehr auf ihr und beschwerte sie, als ich sie mit Kraft niederdrückte. Ihre Anstrengungen, aufzustehen, waren schwächer geworden, so kam es mir vor.
Nach meinem Dafürhalten hätte sie sich sogar aus der Klammer befreien können, sie tat es jedoch nicht, sie verließ sich vielleicht darauf, dass ich bald einknicken und meinen Widerstand gegen den Reiz aufgeben würde. Da wollte ich sie allerdings eines Besseren belehren. Eine Dame gab nicht auf, auch nicht auf dem Scheiterhaufen der Lust. Die Furie in mir wollte ungezügelt los preschen und mich zerreißen, das ließ ich nicht zu. Ich atmete schwer, diskutierte mit dem ungehörigen Monster, das in mir wohnte, schrie es an, es solle mich in Ruhe lassen, es solle kuschen und mich nicht weiter belästigen.
Die Kraftanstrengungen, mich gegen diese innere Macht zur Wehr zu setzen, verlangte von mir Übermenschliches. Der Schweiß rann mir in Strömen das Gesicht hinunter, mein ganzer Körper war in Schweiß gebadet. Mit aller mir zur Verfügung stehenden Kraft setzte ich mich zur Wehr, alles was ich an Kräften mobilisieren konnte, verwandte ich darauf, der Furie, die sich von dem schwarzhaarigen Weibstück instrumentalisieren ließ, Widerstand zu leisten und sie nicht über mich dominieren zu lassen. Sie verbiss sich in mich, sie wollte mich verschlingen. Blind für meine Umgebung rang ich mit dem Ungeheuer der Lust, diesem furchtbaren Monster, das alle moralischen Werte, die bisher mein Leben bestimmt hatten, hinweg fegen wollte. Alle mir zur Verfügung stehende Kraft wandte ich auf, um dieses Monster nieder zu ringen
Dann passierte es, die Furie wurde zu stark. Ich verlor die Kontrolle über sie, über mich und über meinen Körper. Die Augen ließen sich nicht mehr öffnen, das Monster erhob sich brüllend und stöhnend gegen mich. Die Furie machte sich gemein mit der schwarzen Hexe, die packte mich an den Haaren, zwang mich in Rückenlage. Der Reiz an meinem Körper löste eine Hitzewelle aus, die mich verbrannte, die mich vergessen ließ, wer ich war, wo ich war. Es raste in mir und es raste mit mir. Mit Mühen öffnete ich die Augen, die schwarzhaarige Teufelin beugte sich diabolisch grinsend über mich, die schwarz geschminkten Lippen öffneten sich, zeigten ihre Raubtierzähne, kamen näher und näher, bis sie meine zu einem Kuss trafen.
Ihre Zunge vereinigte sich mit meiner Zunge zum Schlangentanz. Das gab mir den Rest. Es stellte sich ein Gefühl ein, als würde ich mit dem Unterleib zuvorderst abheben und fliegen.
Jenseits allen Irdischen durchquerte ich ein Universum der Lust, eine dämonische Ebene in meiner Persönlichkeit tat sich auf, erschreckende, abstoßende Gefühle überschwemmten mein Bewusstsein und machten mich zu einem willenlosen Etwas, zu einer kraftlosen Sklavin, die einer übergeordneten Macht gehorchen musste.
Ich gab auf, ich ließ los, ich ließ mich fallen und fiel. Ich verlor mich in mir selbst und verschwand von der Erdoberfläche. Es war zu Ende, ich war verloren und würde nie mehr die Clara sein, die ich mal war.
Dunkelheit umfing mich, ich verlor die Verbindung zum Hier und Jetzt.
Das Erwachen ging sehr langsam vonstatten. Was ich als erstes wahrnahm, war ein fremder Geruch. Er kam mir bekannt vor, jedoch war sofort klar, dass ich mich nicht zuhause befand. Ich lag unter einer warmen und leichten Decke.
Wo war ich?
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Was ein Cliffhanger! OK, ich hätte mir mehr -Joschi benutzt sie nicht nur- gewünscht. Aber abseits davon - großes (Kopf-) Kino.«
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Vielleicht wird das Erotische ja an anderen Teilen besser beschrieben? - Aber so weiß man genau wie exzentrisch und bizarr die Teilnehmer hier anmuten!«