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Kommentare: 2 | Lesungen: 686 | Bewertung: 7.83 | Kategorie: SciFi, Fantasy, History | veröffentlicht: 15.05.2020

Das Vermächtnis von Cupido, Teil 6

von

VI – Die Piratenbraut

Das Wetter war zwar unverändert, doch an der Küste wehte eine angenehme Brise. Marita war zu dem Leuchtturm zurückgegangen und wollte von hier aus ihren Weg nach Bacoli antreten. Es herrschte geringer Wellengang. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Was auch immer seit der letzten Nacht in ihrem Kopf herum spukte und was auch immer sie für Ziele zu verfolgen hatte – dem kühlen Nass konnte und wollte sie nicht widerstehen. Zu verlockend war die Aussicht auf Abkühlung, nachdem sie schon wieder stundenlang durch die gleißende Sonne gewandert war. Marita entledigte sich ihrer Kleidung und watete ins seichte Wasser. Das Meer umspülte ihre Knöchel, während sie ein paar Zentimeter im weichen Sand versank. Ein wohliger Schauer durchschüttelte ihren Körper. Entspannt keuchte sie auf und ließ sich nieder. Sie tauchte unter und schwamm ein paar Runden. Die Sonne glitzerte auf dem türkisblauen Wasser, sanft wehte der Wind salzige Brisen zu ihr und kühlte ihren nassen Kopf. Unter Wasser schimmerte ihr heller Körper wie ein Geist im Kerzenlicht. Wie von alleine fand ihre rechte Hand ihren Weg zwischen ihre Beine, die Finger teilten die Schamlippen und mit spielerischen, seichten Berührungen rieb sie über ihre Spalte. Erst jetzt merkte sie, wie feucht sie war – und das kam nicht vom Meerwasser. Schnell ließ sie zwei, drei Finger hinein gleiten und keuchte einmal schwer auf, ganz so, als würde sie einer lange zurückgehaltenen Lust freien Lauf lassen... dabei war dem doch gar nicht so. Sie hatte Sex gehabt, vor wenigen Stunden erst. Sie war sogar gekommen und hatte tierischen Spaß. Und doch... sie war so heiß, musste sich unbedingt Erleichterung beschaffen. Ihre Finger stießen in die Spalte und vermischten ihre süßen Körpersäfte mit dem salzigen Wasser...


Was war los mit ihr? So nötig hatte sie es doch sonst nie.


Sie saß im seichten Wasser, sodass sie sich zurücklehnen und dabei dennoch ihrem Körper von den Wellen umspielen lassen konnte. Ihre Beine waren weit auseinander gebreitet, ihre rosige und feuchte Spalte zum Meer hin geöffnet. Sie stützte sich nach hinten ab und lies ihre langen dunklen Haare ins Wasser fallen, während sie mit drei Fingern gleichzeitig in sich stieß. Das Wasser rauschte gegen ihre Hand, gegen ihren Schoß und drang bis tief in ihren Körper vor. Marita ließ es spritzen. Sie stöhnte laut auf, immer und immer wieder, unnatürlich laut, doch damit spornte sie sich nur selber an. Niemand war hier, wer sollte sie hören? Und selbst wenn... es war ihr in diesem Moment egal. Sie wollte nur kommen. „Ja! Ja! Ja!“, trug der Wind ihre Schreie über den Strand. Sie hatte sich nach hinten fallen lassen. Alle paar Sekunden spülten die Wellen das salzige Wasser über ihr Gesicht, ließen ihre Lustbekundungen für einen Augenblick verstummen, während ihre Finger unablässig und gnadenlos ihre Spalte bearbeiteten. Vier Finger verschwanden mittlerweile bis zum Anschlag in der Lustgrotte, die anderen stimulierten den Kitzler, rieben ihn, kniffen ihn, drückten ihn. Bis sie sich auf einmal aufbäumte und ihren zuckenden Schoß dem Himmel entgegen reckte. Marita schrie aus Leibeskräften, formte mit ihrem Kreuz eine Brücke, drückte ihren Kopf in den feinen Sand. Sie zitterte und zuckte wie besessen und dann, von einem auf den anderen Moment, war sie verstummt und der Körper erschlafft. Kraftlos und mit geschlossenen Augen lag sie im Wasser, rührte sich kein Stück mehr. Nur der Körper zuckte noch einige Male ob der erlebten Anstrengung.

Bacoli lag etwas verborgen hinter einer Hügelkette; hatte man diese jedoch erklommen, eröffnete sich einem der majestätische Blick über ein verträumtes Fischerstädtchen. Im kleinen Hafen am Rande einer Bucht lagen Boote und Kutter jeder Größe, an den Hügeln zogen sich Plantagen entlang, kleine Höfe und Villen schmiegten sich an die Hänge, schmale Wege führten in Serpentinen bis in den Ort. In dessen Zentrum stand eine Kirche, geschaffen aus rotem Sandstein und weißem Marmor, inmitten eines runden Platzes.


„Du könntest Glück haben; zu dieser Jahreszeit liegen Emilio und seine Piraten meist in Bacoli vor Anker“, hatte ihr die Hexe Zuzana gesagt. „Du bist geschickt und klug. Du könntest es schaffen, jemandem den Aufenthaltsort der restlichen Schmuckstücke zu entlocken. Aber sei auf der Hut!“


Marita war kurz vor Sonnenuntergang am Rande Bacolis angekommen und ließ sich unter einer ausladenden Weide nieder. Ihr war gleich beim ersten Blick auf die Stadt das große Schiff im Hafen aufgefallen. Aus der Entfernung wirkte es schäbig, doch unverkennbar hatte es schwarze, verfranste Segel... Zuzana hatte also auch dieses Mal Recht: die Piraten lagen tatsächlich in diesem Hafen vor Anker.


Am nächsten Morgen beim ersten Sonnenstrahl ließ sie sich ein Frühstück aus ihren Vorräten schmecken und suchte den Hafen auf. Sie war fest entschlossen, was ihren nächsten Schritt anging und war sogar relativ zuversichtlich, dass sie Erfolg haben würde. Wenn der Rest von Cupidos Vermächtnis sich auf dem Schiff befinden würde, dann musste sie ihn einfach in ihre Hände bekommen. Sie spürte, dass es ihr Schicksal war, den Schmuck zu finden. Hatte sie Zuzana dahingehend so sehr beeinflusst? Oder steckte noch mehr dahinter? Diese Mädchen auf dem Friedhof waren nahezu entgeistert gewesen, als sie das Amulett gesehen hatten. Hatte der Schmuck wirklich die Macht, ihre Physis zu beeinflussen? Oder noch mehr? Andererseits war eine Zeit auf der See eine Möglichkeit, wirklich unterzutauchen, schließlich wusste sie nicht, ob man noch auf der Suche nach ihr war...


Auch an diesem Tag war es wieder höllisch heiß und am Hafen herrschte ein bestialischer Gestank, gemischt aus Fisch, Brackwasser und Fäkalien. Trotzdem war er einigermaßen belebt. Vielleicht kam es Marita nur so vor, weil der Ort bedeutend kleiner war als Napoli, aber für sie sah es so aus, als ob hier einiges mehr los wäre. In jedem schattigen Plätzchen waren kleine Marktstände aufgebaut, bestückt mit abgehangenem Fleisch, Trockenfrüchten, Tongeschirr oder Eisenwaren. Menschen ließen ihre Füße im dreckigen Hafenbecken baumeln, Streuner würfelten in Gässchen um ihre letzten Münzen und Huren boten sich in seidigen, fast durchsichtigen Gewändern an. Das Piratenschiff wirkte aus nächster Nähe und im Vergleich zu den anderen Kuttern nun noch größer und schwankte ruhig und bedrohlich inmitten des Hafens. Welche Männer hier zu den Piraten zählen, war nicht schwer auszumachen – sie waren die, die am bedrohlichsten aussahen, während sie bis an die Zähne bewaffnet die Piere abschritten; diejenigen, die am lautesten und schmutzigsten sangen, während sie sich vor den Schänken mit Rum und Met betranken; diejenigen, die sich Schank- und Freudenmädchen an den Hals warfen und sie in entlegene Gassen zerrten.


Maritas Entschluss stand fest. Sie war schon mit einigen ungehobelten Kerlen fertig geworden, also würde sie es auch mit den grobschlächtigen Piraten aufnehmen können. Sie lenkte ihre Schritte auf den Bug des Schiffes zu, an dem sie nun den Namen 'Donna Catarina' lesen konnte und wo ein bärbeißig aussehender Mann mit Kopftuch und braun gebrannter Haut stand.


„Ich möchte bei euch auf dem Schiff arbeiten“, sprach sie ihn an, während er sie abschätzig musterte. „An wen soll ich mich wenden?“


„Ich bin so gut wie jeder andere“, knurrte der Pirat. „Das letzte Wort hat ohnehin der Käpt'n... mit was glaubst du uns denn helfen zu können? Du siehst nicht aus, als wärst du stark genug für die Arbeit auf hoher See, so dürr und zart wie du bist.“


„Ich kann putzen und kochen, kann als Schankfrau arbeiten oder meinetwegen für euch tanzen, wenn euch das beliebt. Ehrliche Arbeit für Verpflegung und ein Dach über den Kopf.“


„Du musst ganz schön verzweifelt sein, wenn du auf einem Piratenschiff um so etwas bittest.“ Der Mann grinste frech und musterte nebenbei unverhohlen ihren Körper. „Was hast du ausgefressen?“


„Das soll euer Problem nicht sein. Gebt mir einfach Obhut auf eurer nächsten Fahrt und wir profitieren alle davon.“


„Na, auf den Mund gefallen bist du jedenfalls nicht, Mädchen. Du gefällst mir. Komm bei Sonnenuntergang an Deck. Ich werde den Käpt'n unterrichten und dich empfangen. Wie gesagt, die Entscheidung liegt bei ihm...“

Marita nutzte den Rest des Tages, um sich zu stärken. Sie kaufte sich von dem Geld, was Zuzana ihr mitgegeben hatte, etwas frisches Brot und klares Wasser, dazu ein paar Früchte, die sie in einem dunklen Winkel am Rande des Hafengebiets aß. Sie beobachtete das Treiben der Menschen, besonders derjenigen, die das Piratenschiff betraten und verließen. Meist waren es Männer, ausnahmslos stark gebaut und mit wettergegerbter Haut. Aber auch ein paar Frauen betraten das Schiff, einige mit Körben voller Wein und Dörrfleisch, andere verließen das Deck nach kurzer Zeit wieder, nachdem sie ihren Dienst getan hatten, zwei oder drei sah Marita nicht wieder herunter kommen.


Pünktlich als die orange-goldene Sonne das Meer am Horizont berührte, schritt die Brünette auf die Planke zu, die an Deck führte. Der Pirat vom Vormittag kam ihr schon entgegen. „Du meinst es also ernst, Täubchen, ja? Ich hatte dir ja absichtlich noch etwas Zeit gegeben, über deinen Entschluss nachzudenken.“


„Ich bin hart im Nehmen“, entgegnete Marita kühl. „Ich werde hier auf dem Schiff nichts erleben, was mich erschüttern könnte.“


Der Mann lachte laut auf. „Hohoho, junge Dame. Nimm mal den Mund nicht zu voll... Capitano Emilio erwartet dich. Wir sehen uns...“


Marita schritt über das Deck und merkte sofort, dass die Augen jedes Mannes, der sich hier oben befand, ununterbrochen auf sie gerichtet war. Das Kleid, das sie von Zuzana bekommen hatte, war ihr ein wenig zu klein, sodass es nicht nur ihre Brüste eng zusammenschnürte, sondern auch ihre Pobacken nur knapp bedeckte. Kurzum, es legte mehr frei, als es verhüllte und ließ nur noch wenig Platz für Fantasie... und das fiel auch den Seeleuten auf. Ihr war es ein wenig unangenehm, zumal sie auch noch ziellos war. Zwar schritt sie energisch und sicher das Deck hinab, jedoch wusste sie noch gar nicht, wo sie hin musste. Am Heck des Schiffes sah sie jedoch eine massive Holztür hinter zwei nach unten führenden Stufen. Darauf war ein grausam detaillierter Jolly Roger gemalt. Dem Totenkopf war der Schädel gespalten, es fehlten ihm Zähne und die gekreuzten Knochen waren einseitig zugespitzt wie Messer. Die Buchstaben D, C und E waren kunstvoll drumherum drapiert.


Die junge Frau klopfte an und hörte nur ein gebrummtes „Mmmh?“ von der anderen Seite, das sie als Aufforderung zum Eintreten verstand. Sie öffnete die Tür und fand sich in einem stickigen Raum wieder, der nur ein winziges Fenster hatte, durch den der abendliche Sonnenschein in einem schmalen Strahl an die Wand geworfen wurde. Ein paar Laternen schwanken im Rhythmus der Wogen an der Decke und flackerten unheilvoll. Es roch nach Opium, Weihrauch und fremdartigen Gewürzen und Schwaden von grauem Zigarrendunst standen in der Luft. Den Mann, der ruhig hinter einem schweren Tisch saß, welcher mit allerlei Karten und Büchern beladen war, bemerkte Marita fast nicht, bis dieser sich raunend erhob. Er kam um den Tisch herum und durchmaß den Raum mit ein paar großen aber langsamen Schritten. Capitano Emilio – es bestand kein Zweifel daran, dass er es sein musste – war groß gewachsen und kräftig, seine Haut war braun gebrannt und im Gesicht hatte er eine lange, wenn auch gut verheilte Narbe unter dem linken Auge. Sein Haar war schwarz und lang, seine Augen dunkel und unergründlich. Er trug lediglich ein verwaschenes weißes Hemd, eine Lederweste und einfache Hosen und Stiefel, jedoch behängte er sich mit allerlei Arten von Schmuck: drei oder vier Ketten mit schweren Anhängern, Ohrringen und Armreifen, dass es nur so klingelte, wenn er lief, und an jedem Finger mindestens einen Ring. Sein Alter war schwer zu schätzen, Marita tippte mal auf Ende dreißig.


Der Pirat blieb vor ihr stehen und musterte sie wortlos. Sie wagte es kaum, zu atmen und blickte nur unruhig zurück. Nach ungefähr einer Minute drehte der Mann sich wieder um und setzte sich wieder an seinen Tisch. Er faltete eine der Karten auf, tunkte eine Schreibfeder ins Tintenfass und begann zu schreiben.


„Du willst also ein meinem Schiff anheuern?“, fragte er wie aus dem Nichts heraus. Seine Stimme war unerwartet sanft.


Marita wusste gar nicht, wie sie so schnell reagieren sollte. „Ja“, sagte sie nur kurz. „...Käpt'n“, hing sie noch schnell an.


„Was kannst du?“


„Kochen“, sagte sie nur kurz angebunden.


„Würde mich wundern, wenn du aus dem, was uns zur Verfügung steht, etwas Besonderes zauberst. Momentan decken wir uns mit Proviant ein, aber spätestens in einer Woche ist das, was noch genießbar ist, nur noch Fraß. Das können wir uns auch selbst vorbereiten. Was kannst du noch?“


„Putzen.“


„Mhm... ich habe sechsundvierzig Männer unter mir. Mindestens einer von ihnen macht spätestens morgen etwas so Dummes, dass er es verdient, den Rest der Fahrt das Deck zu schrubben. Diese Arbeit willst du ihm doch wohl nicht wegnehmen.“


„Ich kann ausschenken.“


Emilio blickte kurz auf.


„Ist das dein Ernst?“


Marita nickte nur.


„Glaubst du, das schaffen wir nicht selbst? Wir sind Seefahrer. Das ist doch kein Vergnügungstörn hier, auf dem wir jeden Abend betrunken rumtorkeln.“


„Ich kann tanzen.“


„Endlich mal was Vernünftiges.“


„Es wird Euch unterhalten. Euch und Eure Männer.“


„Du kommst von der Straße, richtig?“


„Ja... woher...?“


„Ich erkenne ein Bettlermädchen, wenn ich es sehe.“


Er stand auf und nahm seinen schweren schwarzen Kapitänshut vom Haken an der Wand, auf dem derselbe furchterregende Jolly Roger gemalt war.


„Wenn auch nur eine Dublone auf diesem Schiff fehlt und ich den leisesten Hinweis darauf habe, dass du etwas damit zu tun haben könntest, dann werde ich dich nackt an den Hauptmast binden und meine Männer auf dich loslassen, bevor ich dich ins Meer werfe, verstanden?“


Er blickte sie erstmals, seit er angefangen hatte zu reden, eindringlich an – und dieser Blick zeigte, dass er die Worte ernst meinte.


Marita schluckte nur und nickte. Sie hatte ja geahnt, dass eine Zeit auf diesem Schiff nicht leicht werden würde, also warum sollte sie auch herzlich empfangen werden.


„Gut...“, schloss Capitano Emilio. „Dann melde dich in der Kombüse bei Carlotta. Willkommen an Bord.“

Auf dem Piratenschiff waren zurzeit nicht allzu viele Männer, aber jeder, dem die begegnete, warf ihr einen argwöhnischen Blick zu, der sie verfolgte, bis sie um die nächste Ecke bog. Den ersten hatte sie gefragt, wo es denn zur Kombüse ging, und er hatte nur mit lethargischem Grunzen zu einer Treppe am anderen Ende des Schiffes gewiesen. Dort hinunter gegangen fand sich Marita unter Deck wieder, wo es nicht einfacher wurde, ihr Ziel zu finden. Die rumlümmelnden, Pfeife rauchenden, Messer wetzenden und verschiedene Arbeiten verrichtenden Seemänner an Deck schienen sich unverhohlen für sie zu interessieren, aber gleichzeitig wollten sie den Anschein erwecken, als wäre es ihnen egal, dass sie anwesend war.


Im Bauch des Schiffes brauchte sie eine Weile, bis sie die Kombüse fand. Sie war etwa genau unter der Kapitänskajüte. Vorher hatte sie durch offene Türen schon einige Quartiere der Piraten gesehen; unordentlich, feucht und schlecht riechend. Sie war durch einen großen Raum gegangen, der wohl so etwas wie ein Aufenthaltsraum war, jedenfalls standen dort viele Tische und eine Theke. Auch an Nischen kam sie vorbei, in denen Kanonen standen und Munition lagerte. Dieses Schiff war für eine Schlacht auf See bestens gerüstet!


Bevor sie jedoch durch die Tür ging, die sie suchte, kam ihr durch ebendiese schon eine Frau entgegen. Sie hatte schwarze Haare, mit unzähligen Nadeln hoch gesteckt, und trug ein hellbraunes Kleid, das ihrer Figur schmeichelte, besonders ihren langen Beinen. Die schmalen Lippen kräuselten sich zu einem verschmitzen Lächeln, die stahlblauen Augen waren kühl und freundlich zugleich. Auf den starken Oberarmen hatte sie große, verschnörkelte Tätowierungen. Sie war schlank, mit kleinen festen Brüsten und ihre Haut hatte eine gesunde Bräune. Letzteres war unbestreitbar verbreitet auf dem Schiff. Sie war definitiv älter als Marita, vielleicht Mitte oder Ende dreißig, aber war optimal in Schuss.


„Sieh an, sieh an, unser Neuzugang!“, rief sie mit rauchiger Stimme. „Willkommen an Bord, ich hoffe, du hast dir das gut überlegt...“


„Woher weißt du...?“


„Sowas spricht sich schnell rum auf einem Piratenschiff. Seeleute sind nicht anderes als Klatschweiber. Pass auf, wem du hier was erzählst, am nächsten Morgen weiß es sonst das ganze Schiff.“ Sie streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin Carlotta, Köchin, Schankfrau... Mädchen für alles eigentlich. Was sich negativer anhört, als es ist.“


„Marita“, stellte sich die Bettlerin vor. „Ich möchte eine Weile untertauchen.“ Sie hatte sich entschlossen, hier nicht die Wahrheit hinterm Berg zu halten. Es würde sowieso irgendwie herauskommen. Außerdem hatten hier alle etwas auf dem Kerbholz, immerhin waren es Piraten.


„So, so... böses Mädchen?“ Carlotta zwinkerte kurz. „Na, dann komm mal mit.“


Sie führte sie in die Küche und zeigte ihr, wo sie Vorräte, Geschirr, Wasser finden konnte. Nebenbei jedoch plauderte sie über die wirklich wichtigen Sachen. „Die Arbeit hier ist hart, aber wenn du sie gewissenhaft erledigst und dich nicht beschwerst, dann wirst du respektiert. Der Käpt'n schätzt die Arbeit eines jeden gleich – egal ob von uns Frauen, vom Grünschnabel am Putzeimer oder vom ersten Obermaat.“ Sie warf ihr einen Apfel zu. „Du wirst hier nicht hungern müssen. Du hast es definitiv besser, als auf der Straße. Aber du musst auch was dafür tun.“


„Was sind meine Aufgaben?“, fragte Marita.


„Tagsüber kochen, putzen, das Geschirr abwaschen. Und abends... nun ja, die Männer veranstalten öfters mal Gelage. Dann schenkst du Wein uns Bier aus...“


Marita hörte an dem Tonfall, dass das noch nicht alles war.


„Und wie steht es mit...“ Sie zögerte kurz und hob dann vielsagend ihr Dekolleté an.


„Du musst nichts tun, was du nicht tun willst“, entgegnete Carlotta trocken. „Wir tanzen ein bisschen zur Unterhaltung der Männer. Du kannst ein schönes Gewand dafür von mir bekommen, wenn du magst. Die Kerle grölen und singen, vielleicht bekommst du mal einen Klaps auf den Hintern, aber das war's. Für alles, was darüber hinaus geht, ist Luna zuständig.“


„Luna?“


„Die Schiffshure“, erklärte Carlotta nur knapp. „Ich glaube, sie haben sie mal irgendwo bei Torino aufgelesen, Genaueres weiß ich nicht. Sie war schon vor mir an Bord. Tagsüber schläft sie lange, nachts ist die bei den Männern. Selbst ich sehe sie selten, höchstens mal bei den Feiern.“ Sie machte eine kurze Pause. „Ich habe Gerüchte gehört, dass der Käpt'n sie dafür reichlich entlohnt.“


Maritas Gedanken waren etwas abgeschweift. Einerseits konnte sie auf jeden Fall eine Weile Abstand von Napoli und den Gefahren nehmen, aber andererseits erwarteten sie hier Anstrengungen, wie sie sie vielleicht noch nie erlebt hatte. Klar, das Leben auf der Straße in Fuorigrotta war immer hart gewesen, allerdings hatte Marita auch nie erfahren, wie es war, für Brot und Unterkunft wirklich zu arbeiten. Sie hoffte, dass Carlotta sie unterstützen würde. Einen vernünftigen Eindruck machte sie ja schon mal. Aber ein wirklicher Plan, wie sie jetzt vorgehen sollte, musste erst noch in ihr reifen.

Die folgenden Tage kamen Marita vor wie Monate. Jeder einzelne Tag war so lang und anstrengend, dass sie dachte, die Zeit würde auf See langsamer vorangehen, als an Land. Sie stand früh morgens auf, noch bevor die Sonne über den Horizont stieg und nach einem kurzen Frühstück, das selten aus mehr als einer Scheibe Brot mit Schmalz und einem Krug Wasser bestand, nahm sie daraufhin ihre Anweisungen von einem Maat namens Krulo entgegen, einem bärbeißigen Mann, der immer grimmig schaute und undeutlich grummelte. Gleichgültig raunte er ihr dann zu, was sie an diesem Tag zu tun habe und kümmerte sich nicht weiter um sie. Meistens putzte sie, mal die verschiedenen Teile des Decks, mal die Kabinen oder den Schankraum und fast immer brauchte sie dafür den ganzen Tag, unterbrochen nur durch eine Mahlzeit, die sie gleichzeitig mit einem Großteil der restlichen Mannschaft einnahm. Dann saß sie mit Carlotta zusammen an einem kleinen Tisch, zum Reden jedoch fehlte ihr zumeist die Motivation.


An manchen Tagen kam es vor, dass die Frauen abends den Männern ausschanken, wenn diese sich mit Bier und Met volllaufen ließen und ihr raues Seefahrerleben feierten. Dann hatte Marita vorher eine Stunde lang Zeit, um sich auszuruhen und die Anstrengungen des Arbeitstages von sich zu waschen. Den Abend verbrachte sie dann mit Carlotta zusammen hinter der Theke und wenn die Männer irgendwann begannen, zu musizieren und schmutzige Seemannslieder zu grölen, schlüpften die Frauen in ihre feinen seidigen Gewänder und tanzten auf den Tischen, während die Meute um sie herum johlte und schunkelte und derbe Sprüche schwang.


Carlotta hatte vor ein paar Tagen Marita ihre Garderobe gezeigt und ihr zwei Kleidungsstücke gegeben, die sie für die besagten Abende tragen konnte – Kleider, die sich wie ein warmer Sommerwind an die Haut schmiegten, eng um den Brustkorb und die Taille, aber weit und ausladend vom Bauchnabel abwärts, sodass die Frauen sich unbegrenzt bewegen konnten. Die bequemen und schönen Stücke passten Marita wie angegossen – sie musste aus einer Zeit stammen, in der Carlotta selbst noch zierlicher gewesen war, einer Zeit vor dem Piratenleben.


Die Bettlerin hatte sich in ihrer neuen Kluft sofort wohlgefühlt. Ein Kleid war in verschiedenen Blautönen gehalten mit weißgoldenen Sternen und Monden versehen, das andere war knallrot mit nur dezenten dunkelgrünen Streifen und Schnörkeln.


Am Abend, als die Frauen das erste Mal zusammen ihren Dienst hatten, hatte Marita sich für das blaue Kleid entschieden. Als Carlotta ihr bedeutete, wann es Zeit war, die Tische der Männer zu entern, war sie mehr als nur etwas nervös. Klar, sie hatte schon weitaus andere Dinge getan, um über die Runden zu kommen; Dinge, die ihr zuwider oder fast schon entwürdigend waren, aber irgendwie konnte sie das mulmige Gefühl nicht loswerden, dass die rauen Männer sie einfach erschlagen oder über Bord werfen könnten (oder beides...), wenn ihnen nicht gefiel, was sie sahen. Carlotta spürte die Unsicherheit ihrer neuen Gefährtin.


„Du musst nichts befürchten. Es ist ein übler Haufen und jeder hat schon mindestens eine Sache getan, die dir die Haare zu Berge stehen lassen würden, aber glaube mir, keiner würde die Hand ungerechtfertigt an eine Frau legen.“


„Frag sich nur, was die Kerle unter gerechtfertigt verstehen“, spottete Marita.


Die andere ging nicht darauf ein.


„Schließe einfach die Augen, konzentriere dich auf die Musik und lass deinem Körper freien Lauf. Du wirst sehen, es ist ganz leicht. Vielleicht gefällt es dir sogar...“


Das bezweifelte Marita allerdings stark, hielt sich aber ansonsten an Carlottas Rat.


Anfangs bewegte sie sich tatsächlich schüchtern und unbeholfen. Sie wollte einfach nicht den richtigen Takt finden. Die Klänge des Schifferklaviers schwangen melodisch durch den Raum, sogar das Stampfen der Männer auf dem schweren Holzboden war im Takt, aber sie konnte sich einfach noch nicht richtig auf die Musik einlassen. Schon nach kurzer Zeit nahm sie das unzufriedene Murren der Männer war und Carlotta warf ihr einen bösen Blick zu, ganz so als würde sie sagen: 'Nun tanz schon, Mädchen!'


Marita schloss die Augen, atmete tief durch und ließ ihr Hüften kreisen.


'Was ist los mit dir, Marita?', sagte sie zu sich selbst. 'Du bist doch sonst nicht so ein Mäuschen. Du bist die Schöne Marita aus Fuorigrotta, die schon so manchen Mann um den Finger gewickelt hat! Also beweg deinen kleinen Arsch, lass deine makellosen Haare wirbeln und schwing das Tanzbein, dass den Männern in diesem Raum das Hören und Sehen vergeht! Zeig denen, wozu eine Frau aus Napoli fähig ist!'


Und als hätte ihr innerer Monolog einen Schalter in ihrem Kopf umgelegt, tanzte Marita plötzlich befreit auf. Sie hörte gar nicht mehr das Akkordeon, sondern die Violine ihrer Freundin Flavia, die sie bis vor ein paar Jahren noch regelmäßig zu spielen pflegte. Das Wummern der Stiefel auf den Holzboden wurde zum stetigen Rhythmus von Carlos Tamburin auf dem Festplatz der Bettler.


Immer geschickter bewegte sich die junge Frau und je länger sie so tanzte, desto mehr feuerten die Männer sie an. Marita wagte kurz einen Blick auf Carlotta, die auf dem Nebentisch stand und ihr nun zufrieden zunickte.


Auch die Männer schienen nun bedeutend zufriedener und feuerten Marita noch mehr an. Diese warf ihren Kopf immer wieder nach hinten, sodass die braune Haarmähne nur so durch die Luft flog. Sie hatte den Rock gerafft und zeigte einiges von ihren langen Beinen. Sogar ein Lächeln umspielte ihre Lippen; Carlotta hatte also tatsächlich Recht behalten: es machte ihr ein bisschen Spaß. Als ihr Blick auf Capitano Emilio fiel, der mit Krulo und seinem ersten Obermaat an einem Tisch etwas abseits saß, prostete dieser ihr kaum merklich zu und zwinkerte kurz. Ein unverkennbares Zeichen, dass er mit ihr zufrieden war.


Nach einer Weile zogen sich die Frauen wieder hinter die Theke zurück, um sich zu stärken.


„Hast dich nicht schlecht geschlagen, Kleine“, lobte Carlotta.


Marita war erschöpft und trank gierig aus einem Krug Wasser. Zur Antwort grinste sie nur schelmisch.


„Ach, guck mal, wer da kommt...“


Soeben hatte eine junge Frau den Schankraum betreten und schritt zielstrebig auf die Theke zu.


„Das ist Luna...?“, fragte Marita leise.


„Wer sonst?“, entgegnete Carlotta. „Das Übliche, Luna?“


Die Schiffshure nickte nur. Sie stellte sich neben die Theke, während Carlotta eine Luke im Boden öffnete. Sie blickte Marita nur kurz und ausdruckslos an. Sie war recht ansehnlich, mehr als das sogar. Dunkelblonde Haare, ein kleiner, schlanker Körper, Stupsnase und Som

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Kommentare


Blacketblanc69
dabei seit: Jan '16
Kommentare: 115
schrieb am 16.05.2020:
»Spannend, gefahrvoll, erotisch. Bin erwartungsvoll auf die Fortsetzung.«

marcelb25
dabei seit: Jul '02
Kommentare: 9
schrieb am 19.05.2020:
»Danke für diese Geschichte. Bis jetzt absolute Klasse. Wann kommt die Verfilmung ;-)

Ich freue mich schon auf die weiteren Teile.«



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