Bei der angezeigten Geschichte handelt es sich um eine gekürzte Version. Um die ganze erotische Geschichte lesen zu können, musst Du Dich einloggen. Ein Altersnachweis ist nicht erforderlich. Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und der Disclaimer von sevac.com. Sevac.com ist für den Inhalt der Geschichte nicht verantwortlich und distanziert sich von selbigem. Das Copyright liegt beim Autor. Jegliche Weiterverbreitung der Geschichte ist, wenn nicht ausdrücklich anders angegeben, untersagt.
Kommentare: 11 | Lesungen: 2915 | Bewertung: 8.24 | Kategorie: Sex Stories | veröffentlicht: 09.05.2012

Der Doktor

von

Der Doktor

„Gestatten Sie, mein Herr?“ fragte der Mann mit slawischem Akzent.


„Selbstver…“ Ich hatte ihm meine Zustimmung noch nicht erteilt, da saß er mir schon schräg gegenüber.

Eine Weile starrte ich – wie auf meiner bisherigen Fahrt – zum Fenster hinaus. Bei Passau war der Himmel noch grau in grau von weißen Pünktchen unterbrochen. Die Schneeflocken tanzten säulenartig vom Himmel und landeten vorsichtig, wie feine Daunen.


Ab und zu sah man tiefes Blau durch aufgebrochene Wolken. Es war bereits Nachmittag. Die langsam untergehende Sonne tauchte die Landschaft in ein magisch rosiges Licht.

Mein neuer Abteilgenosse wirkte nervös. Er rückte in seinem Sitz immer wieder vor und zurück, lehnte sich einmal zur Seite, dann stützte er sich wieder auf seine Knie.


„Ist denn mit Ihrem Platz etwas nicht in Ordnung?“ fragte ich schließlich, da dieses Herumgewetze auch mich nervös zu machen begann.

„Verzeihen Sie bitte! Mit dem Platz ist alles in bester Ordnung!“


Doch nach einer Minute begann das Nesteln von neuem, dazu kamen tiefe, verzweifelte Seufzer.

„Mein Herr, verstehen Sie mich bitte nicht falsch! Ich reise gerne in Gesellschaft, aber ich habe das Gefühl, dass mit Ihnen etwas nicht stimmt! Fühlen Sie sich nicht wohl? Ist Ihnen übel? Sind Sie vielleicht krank?“

„Ach, entschuldigen Sie bitte vielmals!“ entgegnete der grau gelockte Mann. Er erhob sich kurz, um sein ecru-braun kariertes Jackett aufzuhängen. Es war ein Cordstoff mit dunklen Raulederflicken an den Ellenbogen. Der Mann war groß und schlank, hatte breite Schultern, wirkte allerdings etwas ausgemergelt. „Krank bin ich nicht. Das weiß ich, weil ich selbst Arzt bin! Ich führe in Wien eine Praxis, gemeinsam mit meiner Frau, Exfrau, Frau,…Ach ich weiß auch nicht.“


Wieder erhob sich der Doktor und blieb bei der Abteiltüre stehen. Er blickte Richtung Osten, wo es bereits zu dunkeln begann.

„Sind Sie verheiratet?“, fragte er mich mit belegter Stimme.


„Ich war es!“ antwortete ich. „Meine Frau – Gott hab sie selig – starb vor 7 Jahren an einem Schlaganfall. Deshalb reise ich nach Varna, wo wir jährlich unseren Hochzeitstag gefeiert haben.“

„Das tut mir sehr leid! Mein herzliches Beileid. Ich hoffe ich habe Sie nun nicht in eine – wie heißt das Wort – trübsinnige Stimmung gebracht!“


„Ach nein, ist schon in Ordnung! Nicht trübsinniger, als die Stimmung für mich ohnehin ist, seit sie fort ist.“


„Woher kommen Sie, wenn ich fragen darf?“ Er musterte mich neugierig.


„Natürlich dürfen Sie! Ich reise aus Göppingen an. Das ist in der Nähe von Stuttgart. Und was führt Sie in den Osten?“

Der Doktor tat abermals einen tiefen Seufzer. „Ich bin auf der Suche!“


„Ach ja? Wonach denn?“ Seine Verzweiflung machte mich wiederum neugierig.


„Ich weiß auch nicht. Nach einer Antwort vermutlich.“ Der Doktor setzte sich auf den mir gegenüberliegenden Platz, stütze seine Ellbogen auf die Knie und kam mit seinem Gesicht ganz nah an meines. „Wissen Sie, ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen, wenn Sie gestatten.“


„Ich bitte darum!“ Meine Brille spiegelte sich in seiner. Er trug eine elegante Brille in einem goldenen Rahmen. Ich konnte seiner Stimme und diesem fremdländischen Akzent nicht widerstehen. Er sprach langsam und deutlich, sah mir dabei fast ununterbrochen in die Augen.

„Entschuldigen Sie. Ich sollte mich erst vorstellen. Rischev ist mein Name. Svetlin Rischev.“


„Lothar Rott, mein Name.“


Der Händedruck des Doktors war äußerst fest. Er hatte lange, knorrige Finger. Seine Handrücken waren mit erhabenen Adern überwebt. Seine Hände sahen trotzdem sehr sanft aus. Durchaus glaubhafte Arzthände.

„Alles begann an einem Mittwoch Morgen. Wissen Sie, ich arbeite nur nachmittags in meiner Ordination. Vormittags bin ich an der Gebietskrankenkasse beschäftigt. Ich untersuche Patienten, die eine Bewilligung für eine Kur oder eine Rehabilitation brauchen.“


„Aha!“ Ich genoss seine rollenden R‘s.

„Ich fuhr zur Arbeit. Dieser Tag kam mir irgendwie seltsam vor, ab dem Zeitpunkt, an dem ich meine Augen öffnete. Schon das Morgenlicht war anders. In meinem Auto duftete es ungewöhnlich.. Ich weiß auch nicht. Vielleicht bilde ich mir das nur im Nachhinein ein.


Nun, an diesem jenen Mittwoch geschah es, dass eine Mitarbeiterin aus den oberen Stockwerken – wo Dateneingabe, Bewilligungen und dergleichen untergebracht sind – akut einen Arzt brauchte. Meine Sekretärin wurde telefonisch kontaktiert und darüber in Kenntnis gesetzt, dass eine junge Mitarbeiterin starke Schmerzen verspüren würde. Im Wartesaal saßen bestimmt 20 Patienten oder mehr, bei nur 2 Ärzten! Meine Sekretärin deckte mit einer Hand kurz den Hörer ab und fragte mich, ob ich die Kollegin untersuchen könnte. Ohne zu zögern, willigte ich ein.


Es war wie eine innere Stimme, die aus mir sprach. Ich war selbst überrascht über meine schnelle, unüberlegte Antwort. Aber ich wollte keinen Patienten mehr zu mir rufen, bevor ich nicht diese Frau untersucht hatte.


Gespannt wartete ich. Mein Herz raste. Hastig suchte ich meine Instrumente zusammen. Plötzlich ging die Tür auf. Alles kam mir vor wie – ach, wie heißt dieses Wort?“

Die Spannung, die er aufgebaut hatte, war schier unerträglich, aber ich wollte nicht unhöflich sein.


„In Trance vielleicht, Herr Doktor?“


„Ja, man könnte es so sagen, aber es ist nicht das Wort, das ich suche. Es hört sich mehr an, wie Glas, Gl, L…“


„Zeitlupe!“


„Wie in Zeitlupe! Alles kam mir vor, wie in Zeitlupe! Danke Lothar! Die Türe schien so langsam aufzugehen - ich konnte die Spannung kaum mehr ertragen. Da kamen zwei Gestalten hereingepoltert. Ein junger Herr stützte ein zartes Mädchen, dessen Haut sehr blass schien. Ihre Lippen hatten keine Farbe mehr. Ihr Haar, pechschwarz, mit Mittelscheitel, hing einfach strähnig herunter. Sie war keine Schönheit auf den ersten Blick, doch ihre Augen…ihre Augen! Lothar, ich sage Ihnen, diese Augen! Ein Blinder hätte erkennen können, dass dieses Mädchen krank war, aber ihre Augen hatten eine Ausstrahlung…jeder einzelne ihrer Blicke traf mich wie ein Blitz.“

„Ein Blitz? Des Zornes oder der Liebe?“


„Nein, nicht des Zornes. Auch nicht der Liebe. Ich weiß nicht, ich denke es war die pure Lust.“


„Obwohl sie doch bleich war wie Kreide?“


„Sie hatte mandelförmige Augen, sehr dunkel. Wie ein Reh, aber hinter diesem Braun in der Iris, verbarg sich noch ein Grün. Solche Augen hatte ich noch nie zuvor gesehen. Dieses Funkeln! Als würden sich Wurzeln des edelsten Holzes über smaragdgrüne Diamanten weben. Außerdem hatte die Iris einen dicken, dunkelgrünen Ring, der sie einfasste. Ihre Pupillen schienen leicht erweitert. Sie hatte noch kein Wort von sich gegeben, doch ihre Augen sagten mir, dass sie mich gesucht hatte. Nicht nur jetzt in diesem Augenblick. Ihre Augen sagten mir, dass sie nach einer langen Reise angekommen war. Bei mir.“

„Zugestiegen bitte?“


Ich hatte das Ticket bereits in der Hand und reichte es dem Zugführer.


„Danke!“


Der Doktor kramte in verschiedenen Taschen seines Jacketts.


„Ah!“ Sagte er triumphierend, während er sich umdrehte, und zog das Ticket schließlich aus der Tasche seines Mantels, den er beim Abteileingang aufgehängt hatte.


„Vielen Dank! Ich wünsche angenehme Reise!“


„Auf Wiedersehen!“ verabschiedete der Doktor den Kontrolleur und setzte sich wieder auf den Platz mir schräg gegenüber.

„Sie waren eben bei der Ankunft des Mädchens stehengeblieben!“


„Bitte, Lothar, ich weiß, du bist um ein paar Jahre älter als ich, aber darf ich dich mit Du ansprechen. Immerhin ist unser Gespräch sehr vertraulich …“


„Selbstverständlich!“ Tatsächlich war der Doktor vielleicht Mitte oder Ende 40, während ich schon 72 Jahre auf dem Buckel hatte.

Der Doktor stand auf und holte ein silbriges Gefäß aus der Innenseite seines Jacketts. Meine Brille ist seit Jahren zu schwach und ich konnte nicht erkennen, um was es sich handelte. Als er sich jedoch wieder setzte, erkannte ich einen silbernen Flachmann, aus dem er einen großen Schluck nahm.


„Möchtest du auch Lothar? Es ist ein erstklassiger Bourbon!“


„Nein danke! Ich trinke ab und an einen Schluck Rotwein, aber sehr selten!“


„Ja, das ist vernünftig! Aber ich brauche es jetzt, weißt du? Es beruhigt mich irgendwie.“ Nach diesen Worten nahm er noch zwei kräftige Schlucke aus der schmalen Büchse.

Ich musste lachen. „Als meine Henriette noch lebte, brauchte ich auch öfter mal einen Schluck! Nicht, dass ich sie nicht geliebt hätte, nein! Ich war wirklich glücklich mit ihr, aber man muss zugeben, dass das Weibsvolk einen manchmal in den Wahnsinn treibt!“ Mit diesen Worten wollte ich natürlich die Fortführung der Geschichte vorantreiben.

„Also Lothar, wo war ich?“


„Das Mädchen mit den grünen Augen!“


„Oh, dieses Mädchen!“ sagte der Doktor wirklich sehr laut und euphorisch und machte es sich in seinem Sitz bequem. Der Whisky zeigte bereits Wirkung. Der Doktor klang beinahe wie ein Seemann, der kurz davor war, ein Schunkellied anzustimmen.


„Nun ja, ich packte das arme, kleine Ding sofort am Arm, wies ihrem Kollegen den Weg zur Tür hinaus und folgte ihm mit meiner neuen Patientin. Sie hängte sich an mich, wie eine Betrunkene. Die Patienten im Wartezimmer blickten teils fragend, teils zornig auf uns. Aber es lag doch auf der Hand, dass diese Angelegenheit vordringlich war. Unbeirrt schleifte ich sie in Untersuchungsraum 1.


„Nun setzen Sie sich erst einmal, Rischev mein Name. Erzählen Sie mir bitte genau was passiert ist und welche Beschwerden Sie haben.“


Sie fing an, mir etwas von einer Grippe vor einigen Wochen zu erzählen, dass sie aber keine Zeit gehabt habe, sich zu erholen. Stammeln wäre wohl eine bessere Bezeichnung für ihre Erzählweise. Immerhin war sie aufgeregt und schien sehr geschwächt. Ich fragte sie natürlich nach Medikamenten, die sie genommen hatte, ob sie rauche, trinke oder schwanger sei, Allergien habe, et cetera, et cetera.


Anscheinend litt sie an Schmerzen unter oder an den Rippen Ich bat sie, ihren Oberkörper frei zu machen und sie folgte meinen Anweisungen sofort.


Der Duft, den ihre Haut verströmte, war wie der von Sonnenschein auf taufrischen Wildrosenblüten. Ich saugte ihn tief ein, und obwohl sie so krank war, hatte ich das Gefühl, durch diesen einen Atemzug um Jahre verjüngt worden zu sein. Ihre Haut war blass, sie schien mir unterkühlt zu sein.“

„Und wie war sie ausgestattet? Verzeih mir diese Frage, sie ist wahrscheinlich unangebracht! Ich dachte eben…nur um mir ein Bild zu machen. Immerhin ist meine Erinnerung an so ein junges Ding schon sehr verblasst.“


„Ist schon klar, Lothar! Ich werde dir ein wenig von diesen Dingen berichten, wenn du das möchtest. Also im Grunde war sie zierlich gebaut, schlank, aber auch sehr feminin. Eine wundervolle Taille, eine eher kleine Brust, jedoch schön geformt. Ihre Brustwarzen schauten ein wenig nach oben und waren steif. Zudem hatten sie eine herrliche Farbe. Die Vorhöfe waren blassbraun und die Warze selbst war zartrosa, nur ganz in der Mitte korallrot. Außergewöhnlich, einfach wundervoll sage ich dir! Dieses Wesen war so bezaubernd!


Ich wollte von ihr wissen, wo genau der Schmerz saß. Nachdem sie es mir ungefähr zeigen konnte, tastete ich ihre Rippen vorsichtig ab. Doch sie zuckte dabei stark zusammen und die Tränen stiegen ihr in die Augen.


Sie wirkte so verängstigt, ich musste sie einfach in meine Arme nehmen. Sie drückte ihren nackten Oberkörper ganz fest an mich. So fest, Lothar, ich konnte ihre Nippel durch mein Hemd spüren. Ihr Haar duftete nach – ich weiß nicht genau, es duftete wundervoll, so wie das Haar einer Frau eben duften soll. Ich fühlte mich wirklich wie im Himmel und wie es in meiner Hose zuging…ich sage dir, ich hatte grobe Bedenken, ob ich noch als Arzt zugelassen werden durfte.“

„Ist dir das zuvor noch nie passiert?“


„Natürlich! Als ich noch jung war und mich nicht unter Kontrolle hatte, doch das liegt schon Jahrzehnte zurück.“


„Verstehe!“ versuchte ich den armen Doktor von meinem Einfühlungsvermögen zu überzeugen.

„Nun, nachdem sie wieder ein wenig stabiler war, wollte ich sie dazu bringen, sich von mir untersuchen zu lassen.


„Ich habe Ihren Namen nicht verstanden?“


„Eva!“ Ja, eine wahrhaftige Eva!


„Gut, Eva. Ich möchte Sie bitten, sich nun kurz am Riemen zu reißen. Sehen Sie, ich nehme mir Zeit für Sie. Ich glaube nicht, dass Sie so schnell einen Internisten finden werden, der sie sofort behandelt.“


„Ja!“ schluchzte sie. „Ich weiß, ich bin Ihnen auch sehr dankbar! Bitte! Untersuchen Sie mich!“ Sie legte sich bereitwillig auf die Bank und nahm ihre Arme über den Kopf.

Ihre Haut war so weich, als hätte sie seit ihrer Geburt täglich in Stutenmilch gebadet. Ich versuchte ihre Rippen ganz sanft abzutasten, um den Herd des Schmerzes zu erkunden. Sie machte ein paar Seufzer, aber einmal kam es mir fast vor, als würde sie stöhnen.


„Da! Ja, hier ist es!“


Ich begann sie am untersten Rippenbogen mit dem Stethoskop abzuhören.


„Tief einatmen! Noch einmal! Und nun einmal ganz flach atmen, durch den Bauchraum!“


Es war nur ganz leise und nur ein oder zwei Atemzüge lang zu hören, aber ich diagnostizierte eine Pleuritis im Anfangsstadium.“


„Entschuldige, dass ich dich unterbreche! Was ist eine Pleuritis?“


„Eine Lungenfell…nein, eine Rippenfellentzündung, ja! Dann schickte ich sie noch zum Röntgen, „und anschließend kommen Sie wieder zu mir! Ich schreibe auch „ganz dringend“ auf die Überweisung, damit Sie schneller dran kommen!“


Sie bedankte sich aufs Herzlichste, wischte sich die Tränen aus den Augen und kleidete sich an.

Ich schätzte, dass sie in einer Stunde wieder zurück sein musste. Nach Ablauf der besagten 60 Minuten verlief jede Minute für mich wie eine weitere Stunde. Ich wusste nicht recht, was mit mir los war. Ich überlegte, ob ich vielleicht selbst an der Grippe erkrankt war oder ob ich nur überbesorgt war, wegen dieser Eva. Vielleicht hatte mich dieses Wesen auch einfach verhext. Ich wollte keinen weiteren Patienten an die Reihe nehmen, bis dieses Mädchen wieder in meinem Praxisraum eingetroffen war. Meine Sekretärin wirkte äußerst verwundert über mein Verhalten. Aber ich konnte mich in dieser Verfassung nicht darauf konzentrieren, ruhig zu bleiben. Ich lief im Praxisraum hin und her, vor und zurück, starrte sogar zum Fenster hinaus, ob ich sie kommen sah. Doch sie ließ mich warten. Ich war kurz davor, einfach wahnsinnig zu werden. Ich fühlte mich wie ein Teenager, der sitzen gelassen wurde.“

Der Doktor seufzte, aber er hatte die Phase des Wartens so sympathisch geschildert, dass ich nichts anderes tun konnte außer herzhaft zu lachen.


„Bordservice! Möchten Sie etwas speisen oder ein Getränk zu sich nehmen?“

„Was nehmen wir Lothar? Hm? Sagen Sie, haben Sie Rotwein im Sortiment?“


„Selbstverständlich! Wir führen einen trockenen Merlot an Bord!“

Der Bordsteward zeigte uns eine Halbliterflasche des Weines. Der Doktor sah sich das Etikett an und schaute dann zu mir her. Er zog dabei seine Brille etwas zu seiner Nasenspitze hin und runzelte erwartungsvoll seine dunkelhäutige Stirn. Zugegeben, der Wein sah etwas billig aus und ich wusste, dass er keinesfalls billig war. Doch ich ahnte, dass der Doktor sich einen Trinkkameraden wünschte, und so wollte ich ihm diesen Wunsch nicht abschlagen.

„Wir nehmen zwei Flaschen! Was führen Sie noch mit an Board?“


Der Doktor drehte sich kurz zu mir um und setzte ein schelmisches Grinsen auf. Ich musste abermals lächeln und schüttelte dabei den Kopf. Ich dachte, man lebt nur einmal, und den heutigen Abend verbringe ich mit diesem Mann und seiner Geschichte, wie auch immer sie enden mag.


Draußen war es bereits stockdunkel geworden. Ich erhob mich kurz aus meinem Sitz. Durch das lange Sitzen fühlte sich mein Gesäß völlig platt gedrückt und taub an.

„Einmal Recken und Strecken, Lothar, hä?“


Der Doktor hatte sich ein paar kleine Whisky-Fläschchen gekauft und schon ein oder 2 geleert.


„Ach, ich denke die Nacht wird die Hölle für meinen Rücken!“


„Dann sollte ich wohl in ein anderes Abteil umziehen, nicht wahr?“


„Nein, bitte nicht!“ Ich wunderte mich über mich selbst. Doch mein Mund sprach die Wahrheit. Ich mochte die Gesellschaft des Doktors und er hatte mich neugierig gemacht. Ich wollte wissen wie es weiterging.

„Bleiben wir doch Kameraden für diesen Abend. Wir versuchen einfach, es uns bequem zu machen, und wenn wir nicht schlafen können, haben wir immer noch die Möglichkeit, etwas an der Situation zu ändern! “


„Das ist ein Wort, Lothar!“ Der Doktor breitete seine Arme aus und umarmte mich freudig, wie ein Junge der den Lolli bekam, den er sich bei der Kasse gewünscht hatte.

„Habt ihr eigentlich Kinder?“


„Einen Sohn! Er ist vor ein paar Wochen 12 geworden. Und du? Hast du Nachkommen, Lothar?“


„Nein, damit wurden wir leider nicht gesegnet, aber wer weiß, was uns erspart blieb, nicht wahr?“


„Du hast Recht! Manchmal würde man sogar sein eigenes Kind am liebsten gegen die Wand klatschen! Dabei hat bei meinem die Pubertät noch gar nicht begonnen! Die Jugend vonheute ist wirklich nicht zu bändigen! Aber angeblich hat das auch Sokrates schon gesagt.“


Meinen Po wieder etwas aufgebauscht, setzten wir uns wieder auf unsere noch warmen Plätze.


„Also Svetlin! Kam sie denn noch? Deine grünäugige Dame?“


„Ach, dieses Mädchen! Lothar!“ Während der Doktor mit seinen Erzählungen fortfuhr, begann er, uns eine Flache Wein zu öffnen.

„Ja! Sie kam! Ich wartete bereits bei geöffneter Tür. Gottseidank hatte mein Kollege schon fast alle Patienten abgefertigt, aber selbst er sah mich fragend an, als wir uns kurz auf dem Flur begegneten. Nun, wie dem auch sei, meine Eva – erkrankt an einer Pleuritis, keuchend und hustend- kam den Flur herunter und überstrahlte trotz ihrer Krankheit die anderen für Rehabilitation Ansuchenden, die den Gang noch säumten. Wieder kam mir alles vor wie in Zeitlupe.“


Der Doktor schenkte uns Wein in Plastikbecher.


„Sie lächelte mich an. Es war ein verschmitztes, aber herzliches Lächeln, so zauberhaft, Lothar. Es war das charmanteste und verführerischste Lächeln, das ich jemals gesehen hatte, in meinem ganzen Leben!“


„Hm, denkst du denn, dass du sie gesucht hast? Ich meine damit…versteh mich bitte nicht falsch, aber ich denke, wenn man solch starke – nennen wir es einmal Schwingungen - wahrnehmen kann, muss man in seiner Seele auch Platz dafür haben. Hast du in Eva etwas gesehen, das du in deiner Frau nicht gefunden, oder in deiner Ehe vermisst hast?“


„Ha, ha!“ rief der Doktor laut und fröhlich aus. „Bist du Psychologe Lothar? Was hast du beruflich gemacht?“ Wir stießen mit den Plastikbechern an.

„Ich war Lokführer bei der Deutschen Bahn! Deshalb fahre ich diese weite Strecke mit der Bahn, da es für mich sehr günstig ist. Außerdem bin ich ja mit meiner Henriette auch immer gemeinsam gefahren. Warum fährst du eigentlich mit dem Zug? Und wohin genau?“


„Nun, ich…Ich besuche meinen Vater in Sofia. Er hat dort eine eigene Praxis, weißt du? Es war eine spontane Entscheidung von mir, diese Reise anzutreten. Ein Flug war auf die Schnelle nicht zu bekommen. Aber ich muss ihn dringend sprechen, immerhin haben wir seit über 20 Jahren kaum Kontakt.“


„Möchtest du näher darauf eingehen?“


„Ah, ich weiß nicht. Etwas später vielleicht. Lothar, erzähl du mir einmal über deine Frau. Habt ihr es oft im Zug während einer deiner Schichten miteinander getrieben?“


Ich war nicht wütend über diese Frage, nicht einmal so sehr überrascht, als vielmehr belustigt.


„Nein! Um Himmels Willen! Dazu war sie nicht zu bewegen! Aber zu Hause im Bett, da war sie ein durchtriebenes Luder, das sage ich dir! Da blieb kein Wunsch offen, oder nur wenige, wenn man es genau nimmt.“


Der Doktor verstand meine Anspielungen sofort und wir mussten beide herzhaft lachen.

„Wie ist es bei dir? Hast du oft mit deiner Frau in der Praxis …?“


„Ja, früher schon. Ich habe Medizin in Sofia studiert, aber nach dem Bruch mit meinem Vater wollte ich weit fort. Am liebsten in ein westliches Land, in dem man Medizin mit modernen Geräten praktizieren kann. Der Lebensstandard im Allgemeinen reizte mich sehr. Nun ja, es ergab sich so, dass an der Wiener Universitätsklinik ein Platz frei war. Während meinen Turnusjahren, die ich hier nachholen musste, lernte ich meine Frau kennen. Isabella. Eine wunderschöne Frau, ein paar Jahre älter als ich. Eine Blondine mit großen, blauen Augen und wogenden Brüsten. Eine wahre Traumfrau auf den ersten Blick.


Sie war damals Krankenschwester und unterstützte mich, wenn ich wieder einmal Schwierigkeiten hatte, einen Zugang zu legen oder dergleichen. Außerdem lehrte sie mich die deutsche Sprache zu verbessern. So kam eines zum anderen und irgendwann wurde sie schwanger. Zu Beginn wusste ich nicht recht, ob ich denn schon so weit war, aber es dauerte nicht lange. Wir heirateten und nahmen uns eine gemeinsame Wohnung. Doch es kam zu Komplikationen und das Baby starb.“

„Oh, das tut mir aber sehr leid! War es dann schwierig für euch?“


„Für Isabella war es eine schlimme Zeit. Sie wurde von Depressionen geplagt, Albträumen, Schlaflosigkeit – das ganze Programm! In dieser Phase forderte sie natürlich meine ganze Unterstützung. Ich pflegte sie so gut ich konnte, doch konzentrierte ich mich natürlich auch auf meine Karriere. Es stellte sich heraus, dass ich auf dem Gebiet der Lunge äußerst fähig war. Als es Isabella besser ging, hatte sie plötzlich den Wunsch, auch Ärztin zu werden. Sie investierte viel Energie in ihr Studium, war sehr ehrgeizig, was ich bis heute sehr bewundere. Sie absolvierte ihre Turnusjahre und danach entschieden wir gemeinsam , es noch einmal mit einem Baby zu versuchen. Diesmal klappte es und Jonas wurde geboren.


Es war eine anstrengende, aber auch wundervolle Zeit. Als er fünf Jahre alt war, eröffnete ich meine Praxis in der Brigittenau. Alles klappte wie am Schnürchen. Als Jonas zur Schuleging, war Isabella bereits so weit, mir in der Praxis zu assistieren, und nach drei Jahren waren wir sogar in der Lage, parallel zu praktizieren. Danach nahm ich zusätzlich die Stelle an der Gebietskrankenkasse an. Eigentlich war ich ein sehr glücklicher Mensch.“


„Und nun bist du es nicht mehr?“

„Ach Lothar! Ich weiß nicht, ob es das Alter oder der Alltag ist. Ich bin es einfach müde, dieses kleine ausführende Zahnrädchen zu sein. Immer muss man funktionieren, andere reparieren oder beglücken. Vor ein paar Monaten geschah es, dass mir sogar vor Isabella ekelte.


Nun zu allererst muss ich anmerken, dass ich meine Frau sehr respektiere. Sie ist eine großartige, reife, intelligente Frau. Doch trotz allem haben wir seit Jahren vielleicht einmal pro Quartal Verkehr, und selbst dann meist erst nach einer Flasche Sekt oder weiß der Teufel was.


Jedenfalls lag ich bereits im Bett und las noch in der Zeitung. Plötzlich beugte sie sich von ihrer Seite des Bettes aus über mich. Sie spitzte ihre Lippen und kam immer näher. Ich sah diesen alten ausgeleierten Mund, der auf mich zukam. Er sah aus wie der einer alten Affenmutter, die ihrem Baby etwas Zerkautes zu essen geben wollte. Natürlich erwiderte ich das Küsschen. Eigentlich war es mehr eine Abfertigung als eine Erwiderung. Diese kalte, überaus feuchte Berührung ihrer Lippen mit den meinen ließ mich schaudern. Ich war danach nur heilfroh, dass nicht noch andere Forderungen kamen. Es war so ein Moment, weißt du? Wie die bittere Erkenntnis, dass das sprudelnde Wasser nicht nur nicht mehr sprudelt, sondern bereits abgestanden und schal ist. Ist es dir denn niemals so ergangen, Lothar?“


„Bei meiner Henriette war eigentlich immer ich der Fordernde, aber ich denke, ich kann dich verstehen. Das Sexuelle oder einfach das gesamte Körperliche scheint irgendwann mehr und mehr zu erlöschen und sich in etwas anderes zu verwandeln. Bei mir und Henriette war es einfach Nähe, denke ich. Einfach bei dem anderen zu sein. Nicht für ihn da zu sein, aber seine Gesellschaft zu genießen und auch froh zu sein, dass der andere deine Gesellschaft schätzt.“


Wieder mussten wir beide lachen, aber es war mehr ein Schmunzeln als herzhaftes Gelächter.

„Hat denn diese Eva doch etwas in dir geweckt? Das Körperliche?“


„Ach Lothar! Diese vollen, perfekt geschwungenen Lippen. Als sie vom Röntgen zurückkam – was meine Diagnose natürlich nur bestätigte - stellte ich ihr ein paar Rezepte mit einer Litanei an herrlichen Medikamenten aus. Ich wollte sie nicht nur heilen, ich wollte, dass es ihr an nichts fehlte. Außerdem bat ich sie, mich anzurufen, wenn es ihr schlechter gehen sollte. Ich gab ihr meine Nummer und ermahnte sie, mich auch zu kontaktieren, wenn es ihr besser ging.


Als sie sich verabschiedete, sah ich in ihre gerührten Augen. Wieder waren sie mit Tränen gefüllt, aber es waren keine Tränen der Angst, sondern der tiefen und ehrlichen Dankbarkeit. Sie umarmte mich, obwohl meine Sekretärin im Raum war, und ich lachte beschämt. Ich verordnete ihr, die Medikamente zu nehmen und ausgesprochen viel Ruhe.


„Einfach einmal faul sein!“, mit diesen Worten trennten wir uns. Sie schenkte mir noch ein Lächeln, als sie den Raum verließ. Ich musste mich danach erst einmal hinsetzen, um mich auszuruhen.

Die Tage nach dieser Untersuchung waren wie Himmel und Hölle. Einmal dachte ich, dass sie ein Engel war, der vom Schicksal zu mir geführt wurde um mich zu beglücken. Dann wieder kam mir alles vor, wie ein fauler Zauber, der einfach in der Hitze des Moments über mich kam und nichts zu bedeuten hatte.


Stündlich überprüfte ich mein Handy, ob es denn eingeschaltet war und funktionierte. Wenn eine fremde Nummer auf meinem Display erschien, begann mein Herz sofort zu rasen. Doch es war jedes Mal irgendjemand, von dem ich gar nichts wissen wollte. Es vergingen ein paar Tage, und eines Vormittags, als ich schon aufgegeben hatte, Eva jemals wieder zu sehen, erschien wieder eine fremde Nummer auf meinem Handy.

Ich war mir diesmal sicher, dass sie es sein würde. Mein Herz schien schier stehen geblieben zu sein. Ich räusperte mich und begrüßte sie lächelnd. Sie plauderte munter darauf los mit einer Ausstrahlung, die das Handy fast zum Leuchten brachte. Bisher hatte ich noch nicht bemerkt, welch liebliche, betörende Stimme sie hatte. Mir war, als würde sich bei jedem Wort, das sie sprach, eine kleine Brise Feenstaub über mich legen. Erfüllt von Freude, Wärme, Licht und Glitzern, vernahm ich, dass es ihr eindeutig besser ging. Ich verordnete ihr allerdings noch Bettruhe und befahl ihr, sofort zu mir zu kommen, wenn sie wieder zur Arbeit gehen sollte.

Als ich aufgelegt hatte, sah meine Sekretärin mich mit verschränkten Armen vorwurfsvoll an. Aber das war mir so gleichgültig. Ich fühlte mich um mindestens zehn Jahre jünger. Mein Herz hüpfte und sprang in der Brust vor Freude. Einfach herrlich, sage ich dir!“


„Wusste denn diese Eva, dass du verheiratet bist?“


„Dessen bin ich mir sicher! Ich habe in meinem Praxisraum in der Gebietskrankasse einige Bilder meines Sohnes und von Isabella aufgestellt. Ich schließe aus, dass ihr dies entgangen ist“


„Aber sie war oder ist Freiwild?“


„Zu diesem Zeitpunkt war ich völlig überzeugt davon, aber dazu komme ich später noch!“

„Nun gut! Du hast sie also wieder gesehen?“


„Ja! Es waren ungefähr 3 oder 4 Tage vergangen, da läutete mein Telefon. Ich verkroch mich in meine Bibliothek, um in Ruhe reden zu können. Anscheinend ging es ihr schlechter. Als ihre Stimme plötzlich wieder so trüb und traurig klang, traf es mich wie ein Pfeil in meine Brust. Ich riet ihr, die verschriebenen Medikamente brav zu nehmen und die Dosis der Hustenreizhemmer etwas zu erhöhen. Abermals begann ich, an meinen ärztlichen Fähigkeiten zu zweifeln. Das war mir bisher zwei Mal passiert. Beim ersten Mal, als ich bei ihr …“


„Einen Ständer kriegte!“


„Genau! Und nun! Ich dachte, dass es ihr vielleicht seelisch nicht so gut ging, sie wirkte ja auch in der Krankenkasse schon relativ fertig. Also sagte ich ihr noch, dass sie sich schonen sollte. Lieber sollte sie noch eine Woche zuhause bleiben, auch wenn es mich sehr danach drängte, sie zu sehen.


Es vergingen eineinhalb Wochen, dann zwei Wochen. Ich beschloss in der Personalstelle anzurufen, ob sie denn schon wieder tätig war oder sich noch im Krankenstand befand. Dort wusste man nichts von einer Eva, die sich im Krankenstand befunden hätte.

Ich war etwas verwundert und zudem auch wütend, dann enttäuscht. Wutentbrannt stürmte ich aus dem Praxisraum, um auf die Toilette zu gehen, da sah ich sie dort sitzen, unter all den anderen Patienten. Ich wollte meinen Augen kaum trauen. Sie hockte dort, hielt eine kleine Rolle in der Hand, hatte mich noch gar nicht bemerkt. Alle starrten mich an. Plötzlich drehte sie sich zu mir um. Ich fühlte mich, als würde die Zeit still stehen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte dieser Moment ewig dauern können. Eine große Freude überflutete mich, und doch wartete ich nur darauf, dass ihre Rehaugen mich mit ihrem scharfen Blick trafen.

Überraschend wich ich ihrem Blick aus und winkte sie zu mir. Ohne ein Wort nahm ich sie mit in Besprechungsraum 1 und bat sie, kurz sitzen zu bleiben. Ich ging zur Toilette, wusch meine Hände und ließ ein paar Sekunden kaltes Wasser über meine Handgelenke laufen. Mein Herz schlug so heftig in meiner Brust, dass ich das Pulsieren noch in Hals und Schläfenbereich fühlen konnte.


„Es scheint Ihnen besser zu gehen! Was würden Sie sagen, wie viel Prozent der Schmerzen sind noch übrig im Vergleich zum ersten Mal, als sie hier waren?“


„5 Prozent vielleicht!“


„Und der Husten?“


„Ich schätze auch 5 Prozent.“


5 Prozent, 5 Prozent. Nun ja, sie sah jedenfalls gesund aus.


„Ich wollte mich bei Ihnen noch persönlich für Ihre fürsorgliche Betreuung bedanken!“


„Ach, was …“


„Nein, wirklich! Sie haben sich rührend um mich gekümmert! Ich habe Ihnen ein kleines Andenken an mich gebastelt.“


In meinem Gesicht machte sich mehr und mehr ein beschämtes Grinsen breit.


„Zeigen Sie her! Das wäre doch nicht nötig gewesen!“


Sie rollte ein Bild auf, ein Aquarell. Es zeigte ein riesiges Segelboot, das in einer kargen Landschaft gestrandet war.


„Während der Zeit, in der ich so faul sein durfte, habe ich einige Bücher über die Antarktis gelesen, Herr Doktor. Die Männer dort litten auch manchmal an Lungenentzündungen, aber das wissen Sie bestimmt. Manche Schiffe wurden im Packeis gefangen. Das fasziniert mich.“

Ich fühlte mich plötzlich seltsam. Einerseits bewunderte ich ihre künstlerischen Fähigkeiten. Andererseits dachte ich, dass sie vielleicht doch eine Hexe sein könnte. Ich war überzeugt, dass es Bestimmung war, dass das Mädchen mit diesem Bild nun vor mir saß.“


„Ein Déjŕ vu?“


„Ja, es war, als hätte ich diese Szene schon vorausgesehen. Ich habe dir doch erzählt, dass ich geglaubt hatte, dieses Mädchen wäre nach einer langen Reise bei mir gelandet und nun saß sie dort mit dem Bild eines Segelschiffs. Sie musste Gedanken lesen können. Ich war einfach sprachlos. Aber anstatt lange herumzufackeln, fasste ich einen Entschluss.

„Kommen Sie mit mir!“


Ich lotste sie in Untersuchungsraum 2. Es war ein dunkler Raum, da hier auch Ultraschall durchgeführt wurde. Sie setzte sich auf die Untersuchungsbank und entblätterte sofort ihren Oberkörper. Bei all ihren Bewegungen, ließ sie keine Sekunde ihren Blick von mir.


„Bitte legen Sie sich hin!“


Ganz entspannt legte sie sich auf die Liege. Keinesfalls wie eine Patientin. Es sah mehr so aus, als würde sie sich lasziv räkeln. Ich ignorierte es, so gut ich konnte. Vorsichtig hörte ich ihren Brustkorb dort ab, wo ich ihre Schmerzen in Erinnerung hatte. Ihr Atem wurde schneller. Immer wieder schloss sie ihre Augen, als würde sie meine sanften Berührungen genießen.


Plötzlich ging es mit mir durch. Mein Abtasten der Rippen wurde zu einem Streicheln. Ihre Haut war so weich und wie sie duftete. Ich kniff ihre Haut zusammen. Sie war so straff, die Spannkraft einer Achtzehnjährigen, dabei war sie bestimmt schon 25. Auch mein Atem wurde schneller. In meiner Hose wurde es plötzlich sehr eng. Ich denke, dass ich mein Glied überhaupt noch nie so hart erlebt hatte.


Ich begann ihre Brüste zu streicheln, erst ganz vorsichtig. Ihre Knospen waren genauso hart und steif wie mein Glied. Ich knetete ihre Brüste. Plötzlich fuhr sie hoch und verdeckte ihren Oberkörper schützend mit ihren Händen. Sie sah mich mit riesig aufgerissenen Augen an.


„Ist das denn Teil der Untersuchung?“


Mir wurde schwindelig. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten. Ich wandte meinen Blick zu Boden und massierte meine Schläfen. In meinem Herzen tat es einen Stich, als hätte jemand ein Schwert hineingestoßen.

„Entschuldigen Sie bitte! Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist!“


Noch schlimmer als meine Situation war ihr Schweigen. Sie zog sich hastig an und wollte eben zur Tür hinausstürzen. Ich hielt sie an ihrem Arm fest und zog sie zurück.


„Halt! Warten Sie doch einen Moment! Bitte!“


Sie drehte sich zu mir um und sah mich mit ihren großen, plötzlich ganz unschuldig aussehenden Augen fragend an.


„Ich hatte da anscheinend etwas missverstanden! Ich dachte…dass Sie es auch wollten. Dabei bin ich doch verheiratet! Es tut mir so leid! Anscheinend stecke ich in einer Krise.“


Eva starrte zu Boden. Sie sagte keinen Ton.


„Hören Sie, ich möchte mich noch einmal entschuldigen! Wissen Sie was? Ich werde jetzt zur Stechuhr gehen, mich ausstechen und dann krank melden und nachhause fahren.“

Noch immer kam kein Ton von ihr. Ich öffnete die Tür und zeigte ihr mit meiner Hand an, dass sie den Raum vor mir verlassen sollte. Der lange Flur bis zum Stiegenhaus war zu diesem Zeitpunkt menschenleer. Einen Moment lang dachte oder hoffte ich, dass sie sich umdrehen, mich in den Raum zurückdrängen und leidenschaftlich küssen würde. Mein Herz krampfte sich bei jedem Schlag enttäuscht zusammen. Nun kam der entscheidende Moment für mich.


Wir standen zwischen der Tür zum Stiegenhaus und dem Fahrstuhl, von dem ich glaubte, dass sie ihn benutzen würde. Die Stechuhr befand sich nur ein Stockwerk unter uns. Ich öffnete die Tür zum völlig verlassenen Stiegenhaus. Man konnte das Heulen des Windes hören, der in den 20 Stockwerken über uns wehte. Ich sah sie noch einmal entschuldigend und gleichzeitig furchtbar beschämt an. Überraschend folgte sie mir ins Treppenhaus. Die große, schwere Metalltür fiel hinter uns ins Schloss.


„Ich würde sagen, wir verabschieden uns hier! Ich wünsche Ihnen alles Gute, Eva! Gehen sie hinauf?“


„Ja, ich arbeite im zweiten Stock.“ seufzte sie, während sie sich mit verschränkten Armen gegen die Metalltür lehnte. Sonst sagte sie nichts. Ich war sehr traurig über diesen Abschied. Mit gesenktem Haupt rutschte ich förmlich die Stufen hinunter. Ein mächtiges Gefühl der Hoffnungslosigkeit überkam mich. Ich betätigte die „Arztgang“-Taste und wischte mein Kärtchen über das Gerät. So viele Überstunden! Was sollte ich schon anfangen mit meiner Freizeit oder überhaupt meinem Leben? Meine Zukunft, ja sogar mein bisheriges Leben kamen mir unendlich trostlos vor, so wie die Landschaft der Antarktis. Dieser Gedanke erinnerte mich daran, dass ich Evas Aquarell im Untersuchungsraum vergessen hatte. Ich eilte zurück ins Stiegenhaus die Treppen nach oben. Da stand sie, noch immer gegen die Tür gelehnt.

Sie hatte auf mich gewartet. Ich war mir ganz sicher. Mein Herz raste nicht mehr, es stand völlig still. Anstelle des schlagenden Herzens musste dort wohl ein Feuer gebrannt haben. Meine Augen suchten in ihren eine Spur von Antwort auf all meine Fragen, die mir im Kopf herumschwirrten.


Ich stand nur wenige Zentimeter vor ihr und war so nervös, wie ein kleiner Bursche vor der ersten Zeugnisverteilung.


Plötzlich öffnete sich die Tür und ich wurde nach vorn geschubst. Ich konnte mich gerade noch mit den Händen gegen die Wand stemmen, um nicht dagegen gedrückt zu werden. Verdutzt schauten Eva und ich, wer der Unruhestifter war, doch es huschte nur ein telefonierender Knabe vorbei, über die Treppen nach oben.


Ich senkte meinen Blick zu Eva, die mich zwischen meinen Armen hindurch mit ihren Wahnsinnsaugen ansah. Die Tür schloss sich wieder.

Ich fühlte ihren warmen, feuchten Atem über meinen Lippen. Nur eine Haaresbreite – wortwörtlich - trennte uns von einem Kuss. Ich konnte ihre Wärme fühlen, ihren erhöhten Herzschlag, obwohl ich sie gar nicht berührte. Ich wusste nicht mehr, ob ich auf ihre Initiative warten sollte, oder schon wieder zu weit gegangen war. Oder endlich zugreifen sollte und diese wundervoll weiche Sanftheit fühlen und schmecken durfte. Ihre Augen sahen mich nur fragend an. Ich schloss meine Augen und wollte mich gerade genießerisch allem hingeben, alles geschehen lassen, was dort auf mich wartete. Doch als ich meine Augen wieder öffnete, war Eva fort. Ich hatte weder ein Geräusch gehört, noch stand die Tür offen. Sie musste doch eine Hexe sein!

„Ach, auf diesen Kuss habe nun sogar ich mich gefreut! Wo war sie hin?“


„Ich weiß es nicht!“ seufzte der Doktor etwas niedergeschlagen.


“Ich ging wieder in den Untersuchungsraum und sah mir das Bild noch einmal an. Es war nur ein Bild. Von Menschenhand gemalt! Sie konnte keine Hexe sein. Nur ein Mädchen, das mich durcheinander brachte und womöglich auch sich selbst.“


„So etwas erlebt man nicht alle Tage, mein Lieber!“


„Du sagst es, Lothar!“ Darauf stießen wir erneut an. Der Klang der zusammenstoßenden Plastikbecher war längst nicht so atemberaubend, wie die Erzählungen des Doktors. Ich wollte mehr.

„Während der Heimfahrt im Auto war ich beflügelt von der Leidenschaft, der Ekstase, der Erinnerung an den Duft der Wildrosen. Doch je näher ich dem Haus kam, mit dem ich seit vielen Jahren Familie, Gewohnheiten, einfach zuhause assoziierte, desto unwohler wurde mir zumute. Erst dachte ich, dass man mir schon von Weitem ansehen musste, was mit mir geschehen sei.


Ich versuchte mich zu beruhigen, immerhin hatte uns niemand gesehen. Es war auch gar nichts passiert. Vielleicht existierte dieser ganze Flirt ja nur in meinem Kopf. Doch ich sage dir, das Verlangen danach, zu wissen,

Login erforderlich!
Um weiterlesen zu können, musst Du Dich einloggen.
Passwort vergessen?
Du hast noch keinen Zugang zu sevac.com? Hier geht's zur Anmeldung.

Anmeldung und Nutzung sind kostenlos. Um die angezeigte Geschichte weiterlesen zu können, ist kein Altersnachweis notwendig, da es sich um eine erotische Geschichte handelt (nicht pornografisch!). Die Anmeldung dauert keine zwei Minuten.

Kommentare


Isadonna
(AutorIn)
dabei seit: Mär '11
Kommentare: 5
Isadonna
schrieb am 28.05.2012:
»Liebe Leser!
Ich danke herzlichst für die zahlreichen Bewertungen und Kommentare! Den "Doktor" gibt es sogar wirklich! Die Geschichte selbst ist leider nur erfunden, jedoch gratuliere ich all jenen, die sich beim Lesen auf die Story einlassen und den Zauber fühlen konnten. Ich denke man muss nicht jede Situation nachempfinden können, aber wer sich auch in ungewöhnlichen oder fremden "Szenen" fallen lassen kann, dem steht auch die Welt der erotischen Fantasien in allen Facetten offen.
Vielen Dank! ;-)
Bedanken möchte ich mich im Übrigen noch bei aweiawa - einem der besten Autoren hier, der die Story in gründlichster Feinarbeit auf Fehler kontrolliert hat.«

ME16884
dabei seit: Mär '09
Kommentare: 125
schrieb am 09.05.2012:
»Bloß weiter schreiben.«

Pandu
dabei seit: Jan '01
Kommentare: 162
schrieb am 09.05.2012:
»Wunderbar (flüssig) geschrieben!
Ein Stoff zum Weiterträumen....«

fiete51
dabei seit: Nov '00
Kommentare: 2
schrieb am 10.05.2012:
»Gut geschrieben, plausible Handlung. Toll!«

HermX
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 208
schrieb am 11.05.2012:
»Oh, das hat Spass gemacht, diese Geschichte zu lesen. Sehr angenehm und nicht unspannend. Ich fände sehr gut, wenn es eine Fortsetzung geben würde.«

Ratzimausi
dabei seit: Mär '05
Kommentare: 17
schrieb am 14.05.2012:
»"KLASSE GESCHRIEBEN,HOFFE ES KOMMT NOCH MEHR DAVON"«

Steckie
dabei seit: Nov '04
Kommentare: 4
schrieb am 20.05.2012:
»Eine sehr gute und sehr spannende Geschichte, die Einen richtig mitreißt.
Weiter so ! Hoffe doch sehr, das es bald die Auflösung der verschwundenen Frauen gibt !«

Pitoe
dabei seit: Feb '05
Kommentare: 211
schrieb am 25.05.2012:
»Na ja. Was ist da dran so toll, frage ich mich. Der Einlesetext ist ja geradezu euphorisch. aber das was hier da steht ist wenig faszinierend und wenig begeisternd. Auch die zeitlichen Abfolgen sind ausgesprochen seltsam. Alles erst 14 Tage her. Und dann erzählt der Doktor einem Wildfremdem Details seines Liebeslebens. Wer macht das schon? Und läßt ihn dann in Sofia am Bahnhof schlafen. nein das ist alles sehr verbesserungsfähig. Und Erotik? wo ist da Erotik? wo ist der Zauber? Ich spüre ihn nicht.«

baukie
dabei seit: Jul '12
Kommentare: 3
schrieb am 17.07.2012:
»Eine tolle Handlung mit prickelnder Erotik. Ich hoffe, du schreibst noch mehr :-)«

Santaclaus
dabei seit: Jan '11
Kommentare: 2
schrieb am 03.10.2019:
»Eine wundervolle Geschichte«

Jogie335
dabei seit: Dez '19
Kommentare: 252
schrieb am 14.02.2020:
»Eine sehr gute Geschichte .
Bitte Witer so!!!«



Autorinformationen Autorinfos
 Geschichte melden
Anzeige