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Kommentare: 13 | Lesungen: 2097 | Bewertung: 7.67 | Kategorie: SciFi, Fantasy, History | veröffentlicht: 11.11.2015

Der Kurier

von

Wieder wischte Gerrys Vorderrad durch eine nebeldampfende, trübdunkle Pfütze. Wasser sprengte zu beiden Seiten empor. Die Lichter der grellfarbenen Neonschilder, die sich in der Lache gespiegelt hatten, wurden in chaotische Funken zerrissen. Es passte zum Zustand dieser Stadt. Atemlos, außer Kontrolle, düster und kalt.

Gerry steuerte sein Kurierrad durch das Labyrinth aus Wasserlachen, Abwasserrinnsalen, kreuz- und quer parkenden Fahrzeugen und Gestalten, die unerkannt durch die Nacht hasteten. Dumpfe, schwarze Schatten türmten sich ringsum, fast schienen die Hochhäuser über ihm zusammenzuwachsen. Gerrys Puls hämmerte - und es kam nicht vom Radfahren. Chicago ließ keine Ruhe zu. Diese Stadt gefror Wärme, löschte Licht, verschluckte den Einzelnen.

In Gerrys Gepäckbox klirrten die Ampullen. Er war spät dran. Wie eigentlich immer und jeder in Chicago.

Da vorn war es! Wie ein Maschine, die einen Gang höher schaltete, trat Gerry schneller in die Pedale, erreichte den in sanftes, wärmendes Licht getauchten Rundbau. Hier war Licht! Wie eine sonnenbeschienene Lichtung in einem überwucherten, von einem Unwetter heimgesuchten Wald. Fast automatisch ließ Gerry die Pedale austrudeln, atmete leichter gegen das beengte Gefühl in seiner Brust.

Sein Rad rastete in einem der Bikestands ein. Gerry drückte seinen Finger auf das kleine Eingabefeld und sein Kurierrad wurde innerhalb von drei Sekunden automatisch zusammengefaltet und unter der Erde verstaut.

Gerry lief durch das rot fluoreszierende Tor in das fast unhörbar, aber beruhigend summende Gebäude. Die Sicherheitsprozedur dauerte nicht länger als gewöhnlich und Gerry genoß sie fast. Die milden Lichtbögen, die feierlichen Ansagen ("Es ist Ihr 'großer Tag'! Überlassen Sie alles uns!"), die präzisen aber sanften Berührungen der Roboterhände.

Eine halbe Stunde war er hindurch - und die innere Uhr trieb seinen Puls wieder hoch. Jetzt war er wieder Gerry, der Medikurier, spät dran.

Am Empfang bat man ihn - wie oft bei eiligen Nachbestellungen - den sofort benötigten Teil der Lieferung gleich selbst zu verteilen. Zügig ging Gerry nach links durch eine Tür, über der ein Schild mit der Aufschrift "Short-Arrival" glühte.

In rötliche Pastelltöne getauchte Flure führten hinter der Tür in viele Richtungen. Gerry eilte in einen hinein, die klirrende Box mit den Ampullen mit einer Hand an die Hüfte geklemmt.

An einer ersten wabenförmigen Einbuchtung stoppte er, nestelte mit geüben Handgriffen an der Medibox. Und konnte wie immer nicht anders, als sekundenweise ein paar verstohlene Blicke durch die Sicherheitsgucklöcher in der schweren, schallisolierten Tür zu werfen.

Hinter der Tür dieser Wabe war alles in dunkles Rot getaucht, lange Tücher bildeten eine Art Pavillon. Ein Mann und eine Frau standen sich darin gegenüber. Der Mann trug einen beeindruckend akurat geschnittenen dunklen Anzug aus feinstem Stoff. Sie ein weißes Kleid mit verspielten Spitzenverzierungen. Die zwei hatten wohl ihre Hochzeitsausstattung noch einmal herausgeholt, dachte Gerry. Viele Menschen sparten sich ihren "großen Tag" für später auf, manchmal für einen Tag viele Jahre nach der Hochzeit. Einige verlebten ihn dann auch schon mit einem anderen Partner...

Etwas unbeholfen strich der Mann gerade mit seinem Handrücken über die Wange der Frau. Doch schon diese kleine Geste ließ die Frau erschaudern, sie schien zu schluchzen und lächelte den Mann mit Tränen in den Augen an. Offenbar löste sich bei ihr eine gewaltige Anspannung und Vorfreude. Beide sahen ungeduldig zur Tür, etwas oberhalb des Türspions, hinter dem Gerry sich schnell losriss und eine der Ampullen in die dafür vorgesehene Aussparung schob.

Etwas rastete ein, eine Elektronik wurde aktiviert, ganz leise und scheinbar weit entfernt hörte Gerry hinter der schallgedämpften Tür ein Signal. Ein kleines grünes Licht strahlte von der Tür her in das Dunkelrot des Raumes.

Die Frau und der Mann sprangen fast zur Tür, griffen nach etwas, hielten und betrachteten die Ampulle und flößten sie einander ein.

Danach traten sie noch näher aneinander heran als eben schon, ihre Gesichter vor offensichtlicher Freude und Aufregung errötet. Wieder streichelte der Mann über eine Wange der Frau, die sich dieses Mal als Reaktion die Träger ihres weißen Kleides über die Schulter schob, erst auf der einen, dann der anderen Seite.

Der Mann berührte zärtlich mit den Fingerspitzen seiner anderen Hand ihre frei gelegten Schultern - während seine erste Hand immer noch ihre Wange liebkoste. Doch die Frau schien es kaum abwarten zu können, ihr Mund war halb geöffnet, offenbar vor Aufregung. Sie riss sich förmlich ihr Kleid von oben herunter und entblößte ihren Oberkörper, präsentierte ihn dem Mann, der ziemlich gelähmt wirkte, während er auf ihre festen Rundungen unter dem BH starrte. Sein Finger glitten langsam tiefer, fast scheu, über ihren Hals, doch die Frau schien weniger Hemmungen zu haben und fuhr sich mit den eigenen Händen unter den BH, streichelte darunter mit geschlossenen Augen ihre Brüste, so genüsslich, als habe sie das noch nie im Leben getan. Dann schob sie sich selbst den BH nach oben über die Brüste. Nur noch ihre Hände bedeckten nun ihren Busen, der mit seinen steif gewordenen Knospen zwischen ihren Fingern hervorblitzte.

Dieser Anblick ließ auch den Mann seine Zurückhaltung verlieren, er packte die Hände der Frau und schob sie auseinander, so dass ihre Brüste, vor Erregung leicht rosa befleckt, frei für seine Blicke vor ihm lagen. Dann küsste er die Frau - innig, fordernd, hingebungsvoll. Und sie schlang seine Arme um ihn, presste ihre nackten Brüste gegen seinen Anzug, während er begann, eine Hand unten zwischen ihre Schenkel zu schieben.

Was er sah, ließ Gerrys Herz klopfen, ein Kribbeln breitete sich zwischen seinen Lenden aus, etwas zog angenehm schmerzhaft zwischen seinen Beinen. Schnell besann er sich auf sein Training und ließ die aufgekommene Erregung mit gezielt frostigen, unerträglichen Gedanken verebben.

Etwas Bedauern blieb trotzdem - aber Gerry wusste, dass er seinen "großen Tag" noch vor sich hatte. Anders als dieses Paar hinter der Tür.

Er machte sich auf zur nächsten Wabenbox. Hier schob er zunächst die Ampulle in Position, bevor er sich wieder einen verstohlenen Blick durch die massive Tür erlaubte.

Hinter der Tür griff ein älterer Mann mit ehrenvoll ergrautem Haar zu der Ampulle. Er trank seine Hälfte und trug den Rest dann zu einem blütenübersäten altmodischen Bett, auf dessen Rand eine junge Frau in keuscher Haltung saß, die Beine artig zusammengepresst. Er reichte ihr die Ampulle. Sie führte sie an die Lippen, benetzte sie, sog die Flüssigkeit ein, schluckte und gab die leere Ampulle der wartenden Hand des Mannes zurück. Der verstaute sie in der Tasche seiner sicherlich sehr teuren Seidenhose und sah die junge Frau fragend an. Sie atmete ein paar Mal tief, als müsse sie ihre Entscheidung erst treffen - und nickte dem älteren Herren dann zu.

Er lächelte, es wirkte dankbar, und gab der jungen Dame einen altmodischen Handkuss. Dann sammelte er ihr langes, blondes, samtenes Haar in einer Hand, strich es sorgsam gebündelt auf ihren Rücken und küsste sie seitlich am Hals. Sie drehte ihm ganz leicht ihren Kopf entgegen. Er fuhr zärtlich durch ihren provisorischen Zopf, sie schloss die Augen und legte ihren Kopf in seine Hand. Er küsste sie sacht und doch, als wüsste er genau, was er tat. Und tun wollte. Eine seiner Hände glitt an ihrem Hals herab, in den Ausschnitt ihrer weißen Bluse hinein und tiefer zwischen ihre Wölbungen. Sie ließ es geschehen.

Ein innerer Wecker alarmierte den stillen Beobachter der Szene. Gerry genoss noch eine Sekunde die wohlige Wärme in seinem Bauch, schaltete dann aber wieder um auf das gut einstudierte mentale Programm, das ihn vor allzu glühender Hitze bewahrte - und vor der Gefahr, dass seine Lebensplanung auf den Kopf gestellt würde. Er schritt weiter den Gang hinab, zu den nächsten Kunden, die auf seine Ampullen warteten, damit auch sie mit dem sicherlich schönsten Tag ihres Lebens beginnen konnten.

In Raum Nummer drei verdeckten zunächst bunter Stoff und glitzernde Ringe Gerrys neugierigen Einblick, bis eine reife vollbusige Frau mit der eingeschleusten Ampulle zu einer Hängeschaukel aus Korb schritt, auf der ein junger Mann nur in weißer Unterwäsche saß. Eine Bauchtänzerin oder Zirkusartistin, dachte Gerry - angesichts der Frau in ihrem Glitzerkleid und ihrem reich mit Ketten behängten Hals und den fast vollständig beringten Händen, mit denen sie in der Tat jetzt verspielt-tänzerische Bewegungen machte, während sie sich elegant dem Jüngling näherte und ihm die Ampulle an die Lippen führte.

Seine Augen huschten nervös hin und her, er schien sich nicht sicher in seiner Situation zu fühlen. Fast hatte Gerry schon den Eindruck, er würde die Hand mit der Ampulle von sich schieben, doch da umkraulte eine Hand der reifen Schönen lockend seinen Nacken, spielte mit seinen Haarspitzen und fuhr dann nach vorn über seine muskulöse Brust unter sein Hemd. Und während ihre funkelnden Ringe langsam nach unten strichen, gab sich der junge Mann einen Ruck und ließ es zu, dass aus der Öffnung der halbvollen Ampulle der Trunk in seinen Mund floss, der angeblich die benötigte einzigartige Leidenschaft entfachte.

Gerry hörte es nicht, aber er sah, dass die Tänzerin sich lachend und frohlockend auf den Schoss des Jünglings setzte und ihm mit einem schnellen Griff das Unterhemd über den Kopf zog.

Gerry beneidete den jungen Mann für den Moment, den er gerade endlich erleben durfte. Aber er tat ihm auch leid, weil er offenbar zu denen gehörte, die kaum das Erreichen ihrer Volljährigkeit abwarten konnten und sofort in die sehnsüchtig wartenden Hände einer erfahrenen älteren, einsamen, bisher leer ausgegangenen Dame gerieten. Der junge Mann ließ sich so gerade einer jahrelangen Vorfreude berauben - und vielleicht sogar des seltenen magischen Momentes, den "großen Tag" seines Lebens in echter Liebe zu erleben.

Vielleicht hätte der Heißsporn einen der Kurse zur Kontrolle der eigenen Triebe besuchen sollen. So wie einst Gerry, dem allerdings sein älterer Bruder Marc zur Volljährigkeit den fast unerschwinglichen Kurs bezahlt hatte. "Damit Du eine Chance hast, Dich selbst zu entscheiden!", hatte Marc zur Begründung gesagt, "die wollen doch, dass Du es schnell hinter Dich bringst. Mit der ganzen Werbung und allem, sie wollen das Problem schnell aus der Welt schaffen!"

Gerry hatte selten genauer zugehört, wenn sein Bruder Verschwörungstheorien verbreitet hatte. Gerry lebte mehr für den Tag, und er bekam nur Kopfschmerzen und schlechte Laune von politischen Diskussionen über die Regierung - oder die Geschichte. Etwa wann und warum der "Clean-Love-Act" eingeführt worden war. Irgendetwas hatte es mit neuen, perfekteren Verfahren zur künstlichen Befruchtung zu tun. Und mit einem drastischen Anstieg von Sexualverbrechen.

Noch zwei weitere Räume musste Gerry mit Ampullen versorgen, noch zweimal gestattete er sich einen spannenden, prickelnden Moment des Spionierens...

Er sah zunächst eine Frau mittleren Alters mit sichtbar chirurgisch perfektioniertem Körper und gestrafftem Gesicht, die nackt auf einer Strandliege lag, umringt Palmen und vier Männern. Nach dem gemeinschaftlichen Ampullentrunk begannen die vier Herren die Handrücken und Fußgelenke der Frau behutsam zu massieren, wanderten dann mit ihren vierzig Fingerspitzen über den unnatürlich jugendlich gestrafften Körper, bis sich die Frau unter den Streicheleien aufbäumte und ihre angewinkelten Schenkel einladend spreizte.

Im letzten Raum, dessen Tür besonders breit und mit einem Schild "Sonderedition *D*e*l*u*x*e*" markiert war, entnahm eine unbekleidete Traumfrau mit perfekten Modelmaßen die Ampulle aus dem Türschacht. Sie tröpfelte sich zunächst selbst etwas davon in den Mund - wobei Gerry für einen kurzen Moment das Gefühl hatte, dass ihr Schlucken gespielt war. Dann schritt die Frau durch den Raum, der als königliches Schloss-Schlafzimmer hergerichtet war. Vor einem verschwenderisch verzierten, mittelalterlich wirkenden Himmelbett, warteten zwei weitere Frauen mit Modelmaßen, auch sie nackt. Auch sie nahmen die Ampulle, führten sie zum Mund und küssten sich dann innig, als wollten sie den Geschmack miteinander teilen. Vom Bett her schaute ihnen ein Mann zu, der wie ein orientalischer Würdenträger gekleidet war, seine Hose aber bereits nicht mehr trug. Ihm wurde als letztem die Ampulle gereicht - und während er sie leerte, bemerkte Gerry, wie sich alle drei Frauen auffällig gleichzeitig mit der Hand über den Mund strichen.

Der Mann im Himmelbett konnte es wohl nicht gesehen haben, da er gerade die Ampulle absetzte und die drei Frauen dann mit einer einladenden, aber auch wenig Widerspruch duldenden Geste zu sich ins Bett winkte.

Wie Gazellen glitten die Frauen über die Laken zu ihm hin, um ihm seinen besonderen Tag in einer - wohl mit einem Vermögen bezahlten - "Deluxe"-Version zu bereiten. Lippenpaare hauchten ihm aufheizende Provokationen ins Ohr, sie streichelten sein Ego mit Übertreibungen und seine Haut mit ihren geschickten zärtlichen Fingern. Und während eine der Damen ihre Lippen leidenschaftlich auf seine drückte und ihre Zunge in seinem Mund spielen ließ, tauchten die Köpfe der anderen zwei unter sein Gewand und verschwanden dort zwischen seinen rauhen, dunkel und reichlich behaarten Beinen.

Gerry spürte seinen heiß gewordenen Kopf, wandte ein paar mentale Kühlgriffe an und ließ von der Tür ab.

Am Ende des "Short-Arrival"-Traktes hinter einer zischend aufgleitenden Automatiktür wartete die Hälfte seiner Bezahlung, ein Abendessen in der großen "Candlelounge".

Der Raum war mit Wänden, die fast natürlich gewachsen wirkten, ebenfalls in Wabenformen unterteilt. In jedem so separierten Bereich standen Tische, mit rötlichen Stoffen belegt, Blütenköpfe lagen wie zufällig vom Himmel gefallen zwischen dem edlen Geschirr, elektrische Kerzen brannten vorsorglich für Neuankömmlinge.

Gerry zeigte einer Serviererin sein rotes "Before"-LED-Tattoo am Handrücken. Er bekam dafür die Speisekarte in der für ihn freigegebenen Version, auf der er, ohne sie zu lesen, einige Dinge antippte und sich an einem der Candlelight-Tische niederließ. Vor dem Gedeck für zwei und den Kerzen, die leise Knistertöne abspielten, fühlte sich Gerry wie so oft fehl am Platz. Zum Glück kam die Bestellung schnell.

Wie gewohnt war das Mahl aufreizend in jeder Beziehung. Die Servierin hatte, wohl einer Dienstanweisung entsprechend, ihre Bluse einen tiefen Spalt weit aufgeknöpft. Sie blickte Gerry aus ihren katzenartig grünen Augen etwas übertrieben direkt in die Augen, während sie das kandiderte Würz-Obst auf dem Tisch abstellte. Die Früchte in allerlei zweideutigen Formen verbreiteten einen synthetisch-sinnlichen Duft. Auch das Fleisch roch nach Aphrodisiaka. Der Wein kam in einer Flasche, deren Form die Silhouette einer nackten Frau war. Gerry wusste, dass er fantastisch schmeckte und erektionsanregende Präparate enthielt, die Gänsehaut und Lust auslösten, wenn man sich nicht wehren konnte. "Koch Dir was selbst, sonst kriegen sie dich dazu, nicht länger zu warten!", hatte ihn sein Bruder Marc einst gewarnt.

Gerry überstand die Verführung des Essens mithilfe der Workshoplehren ohne größeres Lendenziehen. Gerade wollte er gehen, da sah er das Paar in Hochzeitskleidung hereinkommen.

Neugierig blieb er noch - und schnell bemerkte er die typischen Anzeichen in ihrer Körpersprache. Zwar wirkten ihre Körper noch erhitzt, ihre Kleidung nicht ganz korrekt sitzend - doch da war auch die offensichtliche Gleichgültigkeit gegenüber dem Anderen, das Neutral-Geschäftige, als habe man gerade nur etwas Berufliches besprochen. Wegen ihrer Hochzeitskleidung fiel Gerry der Kontrast dieses Mal stärker auf als sonst. Und mehr als sonst erlaubte er sich die rebellische Frage, ob der "große Tag" die ganze vorfreudige Verlockung wert war, wenn er mit so wenig Euphorie endete. Allerdings musste Gerry auch zugeben, dass die beiden nicht unglücklich aussahen, sondern eher entspannt und reifer.

Die beiden zeigten einer Servierkraft ihre jetzt weißblau glühenden Handrücken und setzten sich dann in Gerrys Nähe. Als ein Mann in neutral weiß-grauem Outfit den beiden ihre weißen Sättigungswürfel servierte und die Kerzen auf ihrem Tisch durch eine Halogenlampe ersetzte, wofür sie ihm lächelnd dankten, machte sich Gerry auf den Weg Richtung Ausgang.

***

Er wurde noch einmal aufgehalten. Vom Empfang rief ihn ein Mitarbeiter mit Namen - überließ dann aber seiner Kollegin das Reden, als er das rote Glühen an Gerrys Ärmel registrierte.

Die Kollegin reagierte perfekt erzogen für solche Situationen: Sie schenkte Gerry einen wunderschönen kecken Augenaufschlag zur Begrüßung und erklärte ihm dann mit leicht lasziv ins Rauchige abgesenkter Stimme, dass eine der Ampullen seiner Lieferung hier am falschen Ort gelandet war. Sie zog eine weißbläuliche Ampulle hervor und klebte einen Countdowner darauf, der noch 4 Minuten anzeigte.


Dann gab sie ihm den zugehörigen Adresschip und betonte noch einmal: "Die ist wirklich spät dran! Wir hoffen, Sie schaffen es noch!"


Dann strich sie sich eine Strähne aus dem Haar, schenkte ihm ein verspieltes Lächeln und Gerry hastete los.

Dreißig Sekunden später saß er auf seinem Rad und ließ den Adresschip am Handgelenk in seiner Naviwatch verschwinden, die automatisch eine Verbindung zum Computersystem seines Rades herstellte, um ihn mit entsprechenden Vibrationssignalen an den Händen zu versorgen. Gerry fuhr los und versuchte, unfallfrei einen Weg durch das anonyme Getümmel der verregneten, dampfenden Straßen zu finden und gleichzeitig seine Augen schnell an das plötzliche Dämmerlicht und die grellen Neonlichter zu gewöhnen.

Als die Anweisungen des Navisystems ihn auf die Bike-Lane des Highways 90 führten, wurde ihm klar, dass der Countdown lange abgelaufen sein würde, bis er sein Ziel erreichen konnte. Dazu kamen die Umwege, weil er als "Beforer" bestimmte "cleane" Viertel nicht betreten oder befahren durfte. Weit in Chicagos Norden schließlich kam ihm plötzlich der Gedanke, dass er dieses Viertel kannte. Er folgte den Vibrationen an seinen Händen bis in eine abseitige Straße, die einmal wohlhabend gewesen war, deren Bäume jetzt aber stumpf gebrochen und deren Laternen seit Jahren nicht mehr gewartet worden waren. Einige sandten Kurzschlussblitze durch die aufkommende Nacht.

Gerry war jetzt sicher - und höchst verwundert, dass er in der Straße stand, die er zwar lange nicht besucht hatte, in der aber der Mensch wohnte, den er als einzigen noch Familie nennen wollte. Und noch verblüffter dwar er, als ihn das Navi direkt vor Marcs Haus führte.

Gerry brauchte ein paar Sekunden, um die Überraschung und das Kaleidoskop an Erinnerungen zu verarbeiten. Dann holte ihn das leise aber eindringliche Alarmpiepen an der Ampulle in die Normalzeit zurück. Er zog die Ampulle heraus, der blinkende Countdowner zeigte "- 25 Minuten".

Schnell sprang Gerry zur Tür, klingelte, hörte allerdings keinen Ton.

Bei "-27 Minuten" drückte er die Klinke herunter, die tatsächlich noch seine Fingerabdrücke gespeichert hatte und ihm den Zugang gewährte.

Bei "-28 Minuten" stand er im halbdunklen Flur, ohne dass jemand auf sein halbherziges Rufen reagierte. Nur ein dumpfes rhythmisches Dröhnen tönte in seinen Ohren.

Bei "-30 Minuten" kehrte er aus dem Obergeschoss zurück, wo er niemanden angetroffen hatte. Eine Treppe führte hinab in den Kellerbereich - "-31 Minuten" - dort wurde das rhythmische Stampfen stärker, führte ihn zu einer schweren Metalltür. Ein flackernder Lichtstrahl drang durch das Schloss, immer wieder von Schatten durchbrochen. Gerry blickte durch die winzige Öffnung ins Licht.

Er sah eine senkrechte silberne Wand, die weich und flexibel wie ein Meer hin und her wogte. Hinter der Wand bewegten sich Lichter und Gestalten, ihre Schatten huschten über das Silber. Gerry glaubte Marcs Stimme zu hören. Sie stieß Schreie aus! Instinktiv drückte Gerry die Klinke herunter - das Kribbeln an seiner Hand und ein sanftes Aufglühen der Klinke zeigte, dass auch diese Tür biometrisch verriegelt gewesen war.

Gerry stand im Kellerraum - der aussah, als wäre ein riesiger silberner Gummiball in ihm aufgeblasen worden, bis er die Wände berührte. Laute tranceartige Musik wummerte durch den Raum. Der Ball wogte hin und her, als würde in seinem Inneren ein drehbarer Ventilator Wind erzeugen. Aus dem Inneren ertönten erneut seltsame Schreie, wieder glaubte Gerry, Marcs Stimme zu erkennen.

Er suchte fieberhaft nach einem Eingang. Gegenüber der Kellertür, etwas seitlich versetzt, fand Gerry schließlich ein dünnes Muster in der Form einer Einstiegsöffnung. Ein Öffnungsmechanismus war allerdings nicht zu sehen.

Erneute Schreie peitschten Adrenalin in Gerrys Blut und er zückte kurzerhand sein Taschen-Paketmesser und stach eine Öffnung in die silberne Wand. Durch das eingerissene Loch spähte Gerry hinein.

Er sah Marc. Über eine braunhaarige Schönheit gebeugt.

Gleich einem Panther, der einen aufmüpfigen Rivalen unter sich bändigt. Die Frau hob Marc ihren schweißglänzenden nackten Körper entgegen. Eine Hand um seinen Hals geschlungen versuchte sie, ihn tiefer zu sich hinab zu ziehen. Doch er widerstand ihr, gewährte ihr nur soviel Nähe, wie es ihm beliebte. Seine schwarze Unterhose war unter seinen athletisch wirkenden Hintern gerutscht, betonte seine kraftvollen Pobacken, sein erigiertes Glied zielte auf die Mitte der Frau, deren Tanga weit gedehnt zwischen ihren Kniekehlen hing. Ihre festen Brüste wurden von zwei steifen Perlen gekrönt, die sie ihm in offensichtlicher Wolllust weit entgegenstreckte.

Offenbar hatte Marc sich gerade aus der Dunkelhaarigen zurückgezogen, vielleicht um seine Lust zu zügeln - oder die Frau zappeln zu lassen, jetzt ließ er sich wieder tiefer sinken und schob seinen harten Stab langsam aber tief zurück in ihren Schoß. ie Schöne stöhnte laut auf und auch Marc stieß einen lustvollen Schrei aus.

Gerry registrierte all das mit einem Zucken zwischen seinen Beinen, sein Blick hing aber vor allem an den Kabeln, die die Köpfe seines Bruders und der Frau mit einer Apparatur im Hintergrund verbanden. Auch Marcs Lenden waren verkabelt, ebenso die Hüften und Brusthöfe der Frau.

Ringsherum flackerten Bildschirme, auf denen Gerry erst jetzt Bilder von weiteren Menschen beim Liebesspiel erkannte:

Er sah Finger, die über einen halb geöffneten Mund strichen. Kräftige Männerhände, die einen provokant herausgereckten weiblichen Po massierten. Eine Frau saß auf dem Schoß eines Mannes, sank lustvoll auf und nieder, während ein zweiter Mann von hinten ihre Brüste in seinen Händen liebkoste. Zwei Frauenkörper lagen eng umschlungen und küssten sich gegenseitig an den Innenseiten ihrer Oberschenkel. Ein Männermund beugte sich über einen Schoß und berührte mit seiner Zunge zärtlich ein hoch aufgerichtetes Glied. Eine prallgefüllte Unterhose verharrte wenige Zentimeter vor den glänzenden Lippen einer Frau, die mit verbundenen Augen vor dem Mann kniete.

Gerry merkte, dass die Bilder ihm gefährlich wurden, auch seine Hose fühlte sich unangenehm eng an. Doch er konnte die Augen nicht abwenden. Zu groß war seine Überraschung, dass all jene erregten Körper ebenfalls verkabelt waren. Was geschah hier? Was für eine Version des einmaligen "großen Tages" war das?

Die Finger waren jetzt in den halb geöffneten Mund hinein geglitten, wurden dort von einer hingebungsvoll leckenden Zunge empfangen. Die kräftigen Männerhände kneteten und spreizten jetzt die Pohälften, Daumen versanken in der dunklen Furche dazwischen, während eine weibliche Hand von vorn erschien und sich die Frau selbst ihr Geschlecht rieb. Still verharrte jetzt die Frau auf dem Schoß des Mannes und beugte sich leicht vor, während der zweite Mann hinter ihr ganz dicht heran rückte...

An den Innenseiten der Oberschenkel entlang wanderten die Lippen der zwei engumschlungenen Frauen jetzt immer weiter ins Zentrum, bis ihre Zungenspitzen die sehnsüchtig geöffnete Frucht der anderen necken konnten. Über das voll mit Blut gefüllte Glied des Mannes schoben sich jetzt ganz die Lippen des anderen Mannes. Vor den Lippen der knieenden Frau mit den verbundenen Augen zog der Mann seine zu eng gewordene Unterhose langsam zur Seite, bis sein steifes Glied herausschlüpfte und nackt vor ihrem feuchtglänzenden Mund stand. Er schob es noch näher und berührte die Lippen, die leicht zusammenzuckten und sich dann bereitwillig und neugierig öffneten.

"Nein!!"; entfuhr es Gerry erschrocken, als er spürte, wie sein eigenes Geschlecht zu zucken begonnen hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben, von den kontrollierten Übungen im Trainingskurs abgesehen, merkte er, wie Lusttropfen in seinem Glied zu fließen begannen... In höchster Not presste er seine Hand zwischen die Beine und erstarrte dann, als er Marcs Blick sah.

Trotz der vibrierenden Bässe und seiner leidenschaftlichen Stöße in die nasse Frucht der Dunkelhaarigen unter ihm, hatte er Gerrys Ausruf gehört und starrte nun direkt zu dem aufgeschnittenen Loch in der silbernen Wand. Gerry wich zurück - doch schon öffnete sich ein Verschluss der silbernen Plane und Marc stand entgeistert vor ihm, notdürftig den Slip wieder an die richtige Stelle gezogen.

"Was zur Hölle machst DU hier!?".

Gerry haspelte eine Weile herum, so dass Marcs Gesicht noch wütender wurde. Dann fiel ihm der Grund seiner Anwesenheit wieder ein. Er nestelte in seiner Gürteltasche und hielt Marc die Ampulle vor die Nase, als ob damit alle Fragen beantwortet wären.

"Was ist das, was soll ich damit!?", rief Marc aus, aber in seinen Augen sah Gerry plötzlich Furcht aufsteigen.

"Die soll ich hierher liefern, für eine Zeremonie, woher sollte ich wissen, dass ausgerechnet Du heute Deinen 'großen Tag' abfeierst!", verteidigte sich Gerry. Auf Marcs Frage war er allerdings nicht vorbereitet.


"Was für eine Zeremonie, wieso 'großer Tag', machst Du Witze?"

Gerry brauchte eine Weile, den einstürzenden Turm seiner Gedanken wieder halbwegs geradezurücken.


"Was veranstaltest Du denn sonst hier?", stieß er hervor - und zeigte auf den silbernen Kokon hinter Marc, wo die Dunkelhaarige sich flüchtig mit einem Laken bedeckt hatte, rings um sie herum aber noch ekstatischere Bilder über die Bildschirme liefern.

Marc schien eine Weile zu überlegen, wie er seinem jüngeren Bruder das Geschehen erklären sollte, dann setzte er ein dringliches Gesicht auf, das Gerry an ihm immer dann gesehen hatte, wenn es um "das große Ganze" ging, die "Wahrheit", die Verschwörungen, um Politik, die Regierung und die "Ruhigstellung" der Massen.

"Gerry, das hier darfst Du niemandem erzählen. Komm rein, dann können wir reden."

Zögerlich schlüpfte Gerry seinem größeren Bruder hinterher in den silberummantelten Raum. Die Dunkelhaarige lächelte ihn zunächst verlegen an, musterte ihn dann aber auch neugierig und abschätzend. Ihr unergründlicher Blick und die vielen freiliegenden Stellen ihres Körpers unter dem zusammengerafften Laken machten ihn nervös. Er verstand sofort, warum sein Bruder sich für sie als "die Eine" entscheiden hatte.

"Mein Bruder Gerry", erklärte Marc ihr knapp, "und das ist Mila", fügte er in Gerrys Richtung hinzu.

"Hallo Gerry...", sagte Mila leise und irgendwie verführerisch, vielleicht weil sie immer noch in Stimmung war.

Marc verschloss sorgfältig den Ausgang des Kokons und versiegelte auch das Loch, das Gerry geschnitten hatte mit einem klebenden Streifen Silber aus einem Schränkchen am Eingang.

Mila begann damit, wie Marc die Kabel von ihrem Körper zu entfernen und die Bildschirme ringsum abzuschalten, wobei Gerry das Gefühl hatte, ab und an einen Blick und ein mehr als nur höfliches Lächeln von ihr aufzufangen. Er schüttelte den Gedanken daran ab.

"Also - was macht ihr hier? "; fragte er Marc, da er seine Neugier nicht mehr zügeln konnte. Ihm war inzwischen klar, dass sein Bruder hier eine sehr verbotene und damit gefährliche Nummer abzog.

"Wir haben einfach Spaß, Gerry", begann er in einem Tonfall, als würde er mit einem Menschen sprechen, der etwas mehrfach Erklärtes einfach nicht verstehen wollte.

"Aber die Zeremonie zu starten, ohne die Passiotika einzunehmen, ist verboten!", entgegnete Gerry und versuche nicht zu kindisch petzerisch zu klingen, "dafür kannst Du in unterirdische Haft kommen!"

Marc lächelte schief: "Hier geht es nicht um 'Die Zeremonie', Gerry! Wir haben Sex, immer wieder! Seit Jahren."

Der gerade stabilisierte Gedankenturm in Gerrys Kopf stürzte lautlos ohrenbetäubend krachend in sich zusammen.

"Was?? Das ist doch Wahnsinn!", brachte er nur heraus...

"Nein, das ist Freiheit, Gerry.", sagte Marc jetzt fest und ruhig. "Freiheit, die uns zusteht. Jedem von uns."

Gerry blickte innerlich immer noch fassungslos auf den zusammengefallen Haufen von Gedankenscherben.

"Aber...", begann er einen Satz, ohne zu wissen, was er eigentlich sagen wollte. Dann fiel ihm doch etwas ein, zumindest eine Frage, die er stellen konnte:


"...wozu die ganzen Kabel? Macht ihr Euch damit zusätzlich heiß, oder was?"

Marc lächelte, wirkte etwas erleichtert, also hätte er einen kompletten Ausraster oder einen Angriff von Gerry erwartet: "Nein, wir experimentieren. Wie wir es machen können ohne Schutzhülle."

Gerrys Kopf fehlte sich schwer und heiß wie flüssiges Blei an.

"Meinst Du .... die Hülle hier?", fragte er gedehnt und hob sein Finger in Richtung des silbernen Kokons. Sein Gehirn und sein Körper arbeiteten nur sehr langsam im Moment.

"Ja...", erklärte Marc,"das schützt uns vor dem Feromon-Detektor. Aber wir glauben, dass wir einen Weg finden können, wie wir beim freien Sex unenteckt bleiben, egal wo wir sind, also auch außerhalb der statischen Schutzhüllen."

Gerry hatte eigentlich nur die Hälfte verstanden. "Was meinst Du mit Feromon-Detektor?"

Marcs Blick wurde so ernst und besorgt, dass Gerry ein eisiges Kribbeln über den Rücken lief und er spürte, wie sein Puls beschleunigte.


"Sie können messen, wenn jemand Sex hat ohne Passiotika im Körper, die seinen Trieb für immer abtötet. Sie haben einen riesigen Detektor, angeblich oben im 'Sears'. Und Drohnen. Und vielleicht klinken Sie sich auch in diese neuen Smartdevices mit Geruchsfunktionen ein, um ungewöhnliche Luftzusammensetzungen zu detektieren."

Gerry warf ohne bewusst darüber nachzudenken einen Blick auf seine Smartwatch. Sein Bruder folgte dem Blick und wirkte plötzlich sehr alarmiert.


"Hast Du etwa eine der Regierungsteile??", rief er panisch und riss an Gerrys Arm.

Gerry versuchte ihn abzuwehren.


"Hey, das ist Deine! Die hast Du mir doch geschenkt!!"

Marc hielt inne, immer noch äußerst angespannt, dann aber langsam beruhigt.


"Ok, alles klar...", er atmete schwer aus. "Gut, dass Du die noch hast! Habs sie Dir extra geschenkt...", wiederholte er überflüssigerweise. Er schien einem anderen Gedanken nachzuhängen.


Dann ließ er Gerrys Arm los, oder wollte es zumindest, doch plötzlich fiel ihm etwas auf, er riss die Smartwatch und Gerrys Arm erneut hoch und schrie seinen Bruder an:

"Was hast Du da drin? Ist das ein Adresschip?"

Auch wenn er Marcs Panik nicht nachvollziehen konnte, steckte sie Gerry an. Hastig stieß er hervor:


"Ja Mann, den haben die mir gegeben für diese Lieferung, für die Passiotika, die ich hier, zu Dir..."

Gerry brach ab. Marc stand zu Stein erstarrt vor ihm. Dann schien sich sein Körper aufzuladen, Gerry wusste instinktiv, dass sein Bruder gleich zur Tür hinausstürzen und eine Flucht beginnen würde, die sonstwohin führen konnte...

Da krachte es auf allen Frequenzen, Gerrys Ohren implodierten und die silberne Decke stürzte brennend über ihnen zusammen. Gerry warf sich herum, hechtete zur Tür, bevor das silberne Feuer ihn erreichte, rannte aber direkt in einen Trupp uniformierter Gestalten, die weißglühende Stromspiralen abfeuerten. Er wurde getroffen, es fühlte sich an, als würde er nackt in ein Brennnesselfeld fallen. Gleichzeitig wurde sein Körper unkontrolliert herumgeschleudert und im Fallen sah er noch, wie sich Marc neben ihm sein Gesicht auf dem Boden blutig schlug. Dann brannten Gerrys Sehnerven durch.

***

Gerry öffnete die Augen - und sah nichts.


Außer Dunkelheit.

Aber er spürte etwas.

Sein Körper war angenehm weich und warm gebettet. Trotzdem gab es Stellen, an denen ein kühlerer Windhauch seine Haut traf. Und diese Stellen, die dem zarten Wind freigegeben waren, bewegten sich. Vergrößerten sich sogar. Gerry spürte jetzt deutlicher, wie sich ein kühlerer Streifen von seinem Bauchnabel aus nach oben ausbreitete. Und dann bemerkte er den leichten Druck von Fingerspitzen. Jemand schob ihm das Unterhemd nach oben. So dass sein Oberkörper schließlich bis über seine Brust frei lag. Eine Weile geschah nichts, außer dass Gerry versuche, sich an das Geschehene in Marcs Haus zu erinnern und das wattig dumpfe Gefühl in seinem Ohr einzuordnen.

Doch die Fingerspitzen lenkten ihn schnell wieder ab. Sie waren jetzt tiefer - an den Seiten seiner Oberschenkel - und wanderten höher. Bis zu seinen Lenden, wo sie ihren Druck verstärkten und sich offenbar unter den Saum seiner Unterhose schoben.

Ein leichtes Ruckeln, dann setzte sich die Unterhose in Bewegung, kühler Hauch breitete sich an seinem unteren Bauch immer tiefer bis zu seinen Schamhaaren aus. Dann spürte Gerry zum ersten Mal wieder bewusst sein Geschlecht, als der Stoff der Unterhose darüber rieb und sein Glied schließlich freigab. Gerry wollte seine Hände bewegen, doch sie gaben nicht nach, nur ein unangenehmer Schmerz schnitt sich in seine Handgelenke.

Die Unterhose wanderte weiter bis zu den Knien und verschwand schließlich.

Wieder geschah nichts.

Gerrys Herz hämmerte, vor Schmerz, vor ankriechender Panik, weil er nichts sehen konnte, aber auch vor der aufregenden Unklarheit, wer dort was mit ihm tat. Vielleicht war dies ein Traum? Den er unbesorgt ausleben konnte?

Fingerspitzen tasteten an seinen Beinen entlang. Einige schienen heiß, andere kalt zu sein, aber Gerry hätte nicht sagen können, welche heiß und welche kalt waren. Die eisigen und glühenden Punkte eroberten immer mehr Land auf der Karte seiner Haut. Fast oben strichen sie zwischen seine geöffneten Schenkel über die Innenseiten - hinunter unter seinem Geschlecht entlang über den Damm, was Gerry ein nie erlebtes empfindsames Lustgefühl bereitete. Unbewusst schob er seine Beine noch weiter auseinander, um den Fingern den Zugang zu erleichtern. Doch sie spazierten jetzt zurück, seine Beine herunter, ließen ihn höchst erregt zurück. Sein Glied war steinhart geworden und wartete aufs äußerste gespannt auf eine Berührung, sehnte sich nach ihr, flehte danach, doch die Finger hatten seine Beine verlassen. Gerry sank enttäuscht keuchend in seine weiche Unterlage, wälzte den Kopf angespannt umher. Er wollte etwas rufen, als sich plötzlich zwei Frauenhände auf ganzer Länge fest um sein steifes Glied schlossen und die unerträgliche Spannung so in süße unkontrollierbare Wolllust verwandelten. Gerry stöhnte enthemmt auf, hob den Kopf und spürte, wie ihm etwas an die Lippen gehalten wurde.

Aus jahrelanger Erfahrung erkannte er die Passiotika-Ampulle. Ein Blitz aus Schreck, Erkenntnis und Furcht schoß durch seinen Kopf und riß die Gefühlsdecke von seinem Verstand. Ein Satz von Marc fuhr ihm durchs Hirn: "Die wollen doch, dass Du es schnell hinter Dich bringst."

Mehr aus Panik als aus bewusster Überlegung sprang er auf, riss trotz einschneidender Schmerzen seine Hände aus einer metallenen Verankerung, stürzte von der Liege, stieß einen Körper zur Seite, der nach betörenden Blüten roch, und versuchte so viel Entfernung wie möglich zwischen sich und die wohl geplante Versuchung zu bringen.

Gerry knallte gegen etwas hartes, Glas splitterte, die Geräuschkulisse änderte sich, der Raum klang jetzt irgendwie größer, ein entferntes Sausen und Brummen erfüllte die Luft, Wind blies Gerry ins Gesicht.

Ächzend vor Schmerz griff er sich an die Augen und fühlte eine klebrige Masse, die nur mit Mühe zu entfernen war. Doch es brach Licht durch das Dunkel und er erfasste in Sekundenbruchteilen die gewaltige Höhe, in der er auf einer Art Balkon oder Gerüst lag, hunderte Meter unter sich Chicago, über sich nur noch wenige Fenster bis zur Dachkante des Wolkenkratzers, hinter sich die zersplittere Glasscheibe mit einem weithin leuchtenden Neonherz.

Er kannte dieses Herz, jeder in Chicago kannte es. Im Volksmund hieß sie "One-O-Sex" - die angeblich teuerste Lovesuite der Stadt, die nur die Reichsten oder Mächtigsten für ihren "großen Tag" belegen konnten. Sie thronte für alle sichtbar im 106. Stock des höchsten Gebäudes der Stadt, dem "Clean-Tower", den Chicagos Bewohner insgeheim immer noch nach seinem längst veralteten Namen nannten - "Sears". Doch Gerry blieb keine Zeit, sein "Glück" näher zu durchdenken, in der berühmten Lovesuite verweilt zu haben. Denn jetzt erschienen zwischen den gebrochenen Glasscheibenkanten Uniformierte mit Waffen, die er heute schon am eigenen Leib kennenzulernen das Pech gehabt hatte. Mit den antrainierten Reflexen eines Kurieres, der jahrelang seine Bahnen durch Chicagos Verkehrsgewirr gezogen hatte, hechtete Gerry zur Seite, immer auf der Suche nach dem nächsten Halt, den er am Gerüst finden konnte, der nächsten Leiter, die ihn weiter weg von den Angreifern brachte. Seine Flucht fühlte sich fast automatisiert an, er sah sich selber zu, wie er es auf das Dach schaffte.

Mitten hinein in einen "Parkplatz" dutzender Drohnen. Einige schalteten Licher ein und fuhren hoch, als er zwischen ihnen hindurch rannte. Eine riesige Antennenschüssel wollte er umrunden, ein stechender Kopfschmerz ließ ihn jedoch nicht näher heran, also wandte er sich seitwärts. Hinter sich hörte er einige Drohnen aufsteigen und ein Röhren näherkommen. Er stürzte sich in eine halboffene Luke hinein, durch einen Lüftungsschacht, in einen zweiten, durch Metalltüren, über einen Flur direkt in einen Aufzug, in dem er in verzweifelter Hoffnung auf die "0" hämmerte.

Die Türen schlossen sich, er wagte nicht zu atmen, flehte, dass die Bewegung abwärts nicht plötzlich abbremsen würde.

Dann hörte er die Stimme durch einen unsichtbaren Lautsprecher: "Gerry, hier ist Marc."

Ungewöhnlich sachlich klang sein Bruder.


"Sie töten mich, Gerry, wenn Du nicht sofort zurückkommst. Du solltest Dich beeilen. Sonst bin ich tot."

Gerry konnte den gefühllosen Tonfall seines Bruders nicht einordnen. Oder vielleicht wollte er es nur nicht. Er blieb stumm, in der sinnlosen Hoffnung, dass sich noch ein Ausweg zeigen oder sich das Ganze als nicht so bedrohlich erweisen würde. Doch Marc wiederholte seine Worte - und es klang fast unbeteiligt.

Gerry wollte sich immer noch nicht eingestehen, dass er wusste, was mit Marc geschehen war, was sie ihm gegeben hatten. Und selbst wenn er es sich eingestanden hätte - es hätte wohl nichts geändert. Außer seinem Job in den Straßen - der sich durch die Geschwindigkeit oft wie Freiheit anfühlte - hatte er nichts, nur seinen Bruder.

Gerry fasste seinen Entschluss und starrte desillusioniert auf die Schalttafel.

"Hallo Gerry...die 105 bitte...", meldete sich eine zweite Stimme. Und obwohl er vorher nur zwei Worte von ihr gehört hatte, erkannte Gerry sie. So voller Gefühl, voller Verlockung, dunkel und geheimnisvoll wie ihre Haarfarbe. Seine Verzweiflung wuchs: Mila!

Voll ohnmächtiger Wut drückte Gerry die "105" und stand wenig später in einem sachlich kalten Büroraum, mit weit zugezogenen Fensterläden, kaum milchiges Tageslicht schien herein, grelles Deckenlicht brachte seine Augen zum Tränen. Immerhin passte das zur Situation, dachte er sich freudlos. Man hatte ihm eine Art Patientenkittel zum Bedecken gegeben.

Unter den wachsamen Blicken von bewaffneten Uniformierten mit Stromschockern erklärte ihm ein unscheinbarer Technokrat, dessen Gesicht man schon beim Blinzeln wieder vergessen hatte, seine Optionen. Gerry hörte ihm zunächst kaum zu, denn etwas hinter dem konturlosen Mann stand Mila, in einer sinnebetörend geschnittenen weiß-roten Sani-Uniform, die jede weibliche Rundung auf das anregendste betonte und an vielen Stellen Haut aufblitzen ließ. Dazu die dunklen Haare und ihr triumphierend-spöttischer Blick, der sein Selbstwertgefühl zwar ruinierte aber doch eine unerklärlich anziehende Wirkung hatte. Vielleicht war sie eins dieser Werbemodels, die genetisch als Männerversuchung optimiert wurden. Er hasste sie dafür, dass sie offenbar seinen Bruder verraten hatte. Und doch ertappte er sich dabei, wie er darüber nachdachte, sie für seinen "Tag" in Erwägung zu ziehen.

"Hören Sie aufmerksam zu?", hörte er den Technokraten sagen. Er blickte ihn nun direkt an und versuchte ihm zu folgen:

"Sie haben sich also noch nichts strafrechtlich relevantes zu Schulden kommen lassen. Abgesehen davon, dass sie unser 'Angebot' eben in der Lovesuite nicht angenommen haben. Aber sicherlich kam es überraschend. Es spricht also nichts dagegen, dass Sie schon morgen wieder ihrem geregelten Alltag nachgehen. Allerdings werden Sie verstehen, dass wir zuvor auf unserem Angebot bestehen müssen."

Gerry begriff nur langsam, doch Milas frech belustigt blitzende Augen sprachen für sich. Seine Gedanken überschlugen sich. Und es war ihm unmöglich, bei Milas Anblick, oder besser gesagt unter ihrem Einfluss, nicht ein ansteigendes vorfreudiges Pulsieren im Herzen zu spüren.

"Ihr Bruder dagegen", fuhr die eigenschaftslose Stimme dazwischen, "ist nun zwar endlich seiner Cleaning-Pflicht nachgekommen - allerdings können sein körperliches Vorleben und seine unkonformen Kontakte und Aktivitäten es uns nicht erlauben, auf eine mehrjährige Einweisung in 'Michigan Low'zu verzichten."

Gerry warf Marc einen entsetzten Blick zu - doch Marc nickte nur so ernst, als habe man ihm eben verordnet, in Zukunft die Veranwortung für das Nachfüllen der Koffeinchips zu übernehmen.



Gerry wollte etwas sagen, nach Marc greifen und ihn durchschütteln, doch er wusste, dass es sinnlos war. Und in diesem Moment schritt Mila auf ihn zu und hielt ihm eine kleine Ampulle entgegen. Sie nickte dem Mann zu, dessen Gesichtszüge wohl selbst auf Passfotos nicht eindeutig identizierbar waren, und griff nach Gerrys Arm.

Als sie gemeinsam den Raum verließen, hätte ihn vielleicht nochmal ein neuer Fluchtreflex packen können, wenn ihn die knisternde Gegenwart der Verräterin nicht so vollkommen gefangen genommen hätte.

Während seine Augen über ihre sanft schwingenden Beine, ihre freiliegenden Schultern und in das dunkle V ihres Ausschnittes wanderten, führte sie ihn zum Aufzug und dirigierte diesen eine Etage höher. Gerry wurde fast schwindlig bei dem erhitzten Kopfkino voller Fahrstuhlliebesszenen, die ihn durchzuckten. Zum Glück - oder leider - war die Fahrt kurz und einige Schritte später zog ihn Mila in ein Labor hinein. Wärmeres Licht erstrahlte hier, eine große runde Liege umgeben von medizinischen Gerätschaften bildete das Zentrum. An der Decke und in den Ecken surrten Kameras.

Mila bemerkte Gerrys erschütterten Blick darauf, und sagte leise gurrend: "Sie bestehen leider darauf..."

Widerstand regte sich in Gerry, doch er brach sofort zusammen, als Mila ganz nah an ihn herantrat. Ihr atemberaubendes Gesicht war so dicht, dass er ihren Atem auf seinem Mund spürte. Ihre Augen tauchten in seine, und er blickte direkt in ihre. Es war, als würde tief in ihren Pupillen ein kaleidoskopartiger Film all seiner bisherigen Erlebnisse, seiner Träume und Sehnsüchte ablaufen. Ihr Blick sandte wärmendes Feuer direkt in sein Herz.

Er wollte seine Hand auf ihren Rücken legen und sie zu sich heranziehen, doch sie hielt plötzlich die Ampulle zwischen ihre Gesichter. Mit einem ergebenen Seufzer, der durch Vorfreude erheblich abgemildert wurde, griff Gerry danach und führte die Ampulle an seine Lippen.

Sie lächelte zufrieden und warf einen kurzen Blick zu den Kameras über ihnen.

Dann nahm sie die geleerte Ampulle wieder von ihm zurück, verbarg sie in ihrer Uniform und umschloss mit einer Hand eins von Gerrys Handgelenken. Sacht führte sie seine Hand zu ihrer Brust, legte sie auf ihr Herz, das er zu spüren glaubte.

Mila ließ seine Hand los, bedeutete ihm aber, sie über ihrem Herzen zu belassen. Dann begann sie sich langsam die Saniuniform aufzuknöpfen. Gerry folgte jeder Bewegung ihrer Finger atemlos, jeder sich lösende Knopf sandte kleine süße Stromschläge durch seinen Kopf. Ihr Ausschnitt glitt auseinander, seine Hand über ihrem Herzen rutschte auf ihren roten BH, der sich fest anfühlte und dennoch bei sanftem Druck wunderbar weich nachgab.

Mila streifte ihr Sanikostüm ab und griff nach Gerrys zweiter Hand. Dieses Mal führte sie ihn auf ihren mit zarter roter Spitze kaum verhüllten Venushügel. Gerry bewegte seine Finger auf dem Stoff leicht, um die Konturen darunter zu spüren. Während seine Hände auf ihren kaum noch verhüllten intimen Körperstellen lagen, schob Mila seinen Kittel auf und ließ ihre Hände seinen athletischen Oberkörper erkunden.

Gerry wusste nicht, ob sie wollte, dass er seine Hände nicht bewegte. Aber er hielt es nicht mehr aus. Er zog seine Hand auf ihrem BH zusammen, um ihre weiche Brust darunter zwischen seinen Fingern zu spüren. Und die Finger seiner anderen Hand schlüpften unter den Stoff - über ihre glattrasierte Haut, bis er ihre Schamlippen berührte.

Sie drücke sich von einem erregten Drang getrieben eng an ihn und ließ ihre Hände nach hinten über seinen Po wandern. Seine Hinterbacken durch den Slip knetend zog sie ihn noch fester an sich. Gerry ließ sich jetzt gehen, zog ihren BH ungestüm nach unten und ließ seine Hand über ihre zwei Berge und das Tal dazwischen streicheln.

Und seine Finger unten strichen noch tiefer zwischen ihre Schamlippen.

Mila schob ihre Finger unter seinen Slip, liebkoste seine Pobacken und strich dann nach vorn. Dort erfasste sie den Saum des Slips und zog ihn mit einer geschmeidigen Bewegung hinab, wobei sie runter in die Hocke ging. Also sie wieder hochkam, küsste sie mit ihren Lippen an seinen Beinen entlang, erreichte seine Oberschenkel, bedeckte sie mit Küssen, wandte sich dann noch höher und ließ sein steif geschwollenes Geshlecht kurz zwischen ihren Lippen und in ihren Mund hinein. Gerry verlor fast den Halt, als er ihre heiße Zunge über seine Eichel schlängeln fühlte. Dann zog sie sich wieder zurück - und ihn hastig auf das Rundbett.

Sie winkelte ihre Beine an und Gerry verstand die Einladung - mit fahrigen erregten Bewegungen zog er ihr den Slip von den Beinen und tauchte zwischen ihre Schenkel, um ihre Schamlippen nun auch mit seinem Mund zu erkunden. Mila krallte ihre Hände in seine Haare, keuchte und seufzte gekonnt vor Lust - und streichelte sich selbst zärlich ihre Brüste.

Als Gerry die Feuchtigkeit an ihrer Spalte glänzen sah, wurde er bei aller Erregung doch nervös. Das war er also, der eine Moment. Er hatte noch nie. Und durfte nie wieder. Es musste perfekt laufen, denn es gab keinen zweiten Versuch. Mila bemerkte sein Zögern. Sie erhob sich, kniete sich vor ihn, küsste ihn so leidenschaftlich auf den Mund, dass ihm alle Sinne schwanden. Dann warf sie ihn überraschend kraftvoll auf den Rücken und ließ sich ganz langsam auf seinem hochaufgerichteten Speer nieder, der erst nur ein vorsichtiges Stück und dann in voller Länge in ihrem feuchten heißen Schoß verschwand. Gerrys Gefühle explodierten, sein Körper kribbelte und glühte und er konnte es nicht fassen, dass er das nur einmal erleben durfte. Und schlimmer noch: Dass er schon bald, wenn die Wirkung der Ampulle einsetzen würde, nichts mehr davon nachempfinden konnte. Mit einem traurigen Ziehen im Herzen gab er sich dem süßen, immer verzehrenderen Auf und Ab seines Gliedes im Inneren dieser einen Frau seines Lebens hin.

***

Er stand wieder auf der Straße.

Regen klatschte ihm in die Augen, als er an der Fassade des "Sears" hochschaute, um irgendetwas zu sehen, was das Erlebte noch etwas länger bewahrte. Nur eine Minute länger. Er genoss jede einzelne. Noch fühlte er Mila, ihre Lippen, ihre Haut, ihren Schoß, doch die Wirkung des Passiotikums musste bald einsetzen.

Um sich abzulenken, fuhr Gerry mit seinem Rad, das man ihm zurückgegeben hatte, ziellos durch die Stadt. Die dreckigen Pfützen, die engen Gassen, rutschige Gullis, hupende Autos mit defekten Frontscheinwerfern, all das, was ihn im Alltag zum Fluchen brachte. Und nun das Einzige war, was ihm blieb.

Die Stunden vergingen. Dunkel ersetzte das milchige Tageslicht.

Gerry saß in einem Café, starrte auf die trostlose Regelmäßigkeit vor dem Fenster.

Er legte einen Coffeechip in seine Smartwatch ein und genoss die belebende Wirkung.

Und die Euphorie, die Überraschung, die kaum zu glaubende Hoffnung: Er spürte und vermisste Mila noch immer.

Und dann sah er den Eintrag in seiner Watch.


Den neuen Kontakt.


Unter M.

Kommentare


Bocuse61
dabei seit: Mai '04
Kommentare: 23
schrieb am 11.11.2015:
»Bißchen seltsam, kann ich noch nicht einschätzen«

pechvogel77
dabei seit: Apr '15
Kommentare: 5
schrieb am 12.11.2015:
»interessantes Thema, gut geschrieben«

gustav
dabei seit: Nov '00
Kommentare: 5
schrieb am 13.11.2015:
»Hat was von 1984. Aber mit dem Zusatzfunken eines guten Ausgangs.«

raun7543
dabei seit: Jan '01
Kommentare: 53
schrieb am 13.11.2015:
»Ich wede das Gefühl nicht los, das die Autoren krampfhaft versuchen, jedes erregende zu 000000 vergessen.«

piemur
dabei seit: Jan '05
Kommentare: 34
Michael
schrieb am 15.11.2015:
»Seltsam aber nicht schlechr«

SabrinaS
dabei seit: Nov '14
Kommentare: 10
schrieb am 16.11.2015:
»Sicher nicht die beste Story«

urxl
dabei seit: Nov '02
Kommentare: 53
schrieb am 19.11.2015:
»Alles sehr kühl leider«

weber12
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 20
schrieb am 21.11.2015:
»Perfekter Stil, plausible Handlung, nur die Erotik etwas versteckt.«

tomy27
dabei seit: Jan '04
Kommentare: 115
schrieb am 24.11.2015:
»Eine Geschichte, die in einer düsteren Zukunft spielt. Ich finde es gut, dass der Autor versucht eine Geschichte zu erzählen. Dass die Handlung nicht wirklich logisch ist, spielt da keine Rolle. Mir hat die Geschichte gefallen.«

BenjaminBi
dabei seit: Feb '06
Kommentare: 129
BenjaminBi
schrieb am 24.11.2015:
»Innerhalb dieses insgesamt (Verzeihung!) nicht sonderlich berauschenden Wettbewerbs ist diese Geschichte dann doch mein Favorit. Die fantasievolle Verbindung von Zukunftsvsion und Erotik ist etwas anderes als die üblichen Männerfantasien rund um Büro, Begegnungen mit Anhalterinnen et cetera ...«

Auden_James
dabei seit: Aug '10
Kommentare: 87
Auden James
schrieb am 30.11.2015:
»Der T(v) scheint auch mir noch der originellste und literarischste Beitrag im letzten Wettbewerb gewesen zu sein. Allerdings wirklich gelungen ist auch der nicht, was vor allem an den folgenden drei Punkten liegt:

1) Die Anspielungen auf dystopische Fiktionen sind viel zu diffus. Irgendwie scheint ein Potpourri aus "Brave New World" von A. Huxley, "1984" von G. Orwell und "Brazil" von T. Gilliam als Hintergrundgrößen in Frage zu kommen, wofür auch Chicago als Handlungsort spricht. So wirkt das alles aber eher ideenlos 'geklaut' denn geschickt 'verarbeitet'.

2) Der T(v) ist viel zu lang. Die Handlung wird unnötig gestreckt und verliert sich in irrelevanten Nebenschauplätzen. Und auch die Sprache trägt ihr Übriges zur fehlenden Fokussierung bei, weil sie zwar lesbar bemüht ist um eine dichte Atmosphäre, aber mehr als dieses Bemühen kommt beim Leser letztlich nicht an. Besonders deutlich ist das im adjektivschwangeren Anfang mit seinen vereinzelt Tiefsinnigkeit vortäuschenden Sätzen wie: "Diese Stadt gefror Wärme, löschte Licht, verschluckte den Einzelnen", die aber allein und verlassen dastehen, ohne dass irgendwo wieder Bezug auf sie genommen würde oder ihr Sprachduktus wieder aufgegriffen würde (denn der restliche Text ist SEVAC-typisch umgangssprachlich und 'handlungsorientiert' geschrieben).

3) Eine eigentliche erotische Entwicklung bleibt aus. Zwar werden hier und da erotische Versatzstücke eingebracht, wie die Beobachtungen des Kuriers und letztlich auch sein erstes Mal, aber diese Beschreibungen erscheinen eher beiläufig und die Handlung läuft nicht auf diese zu, weshalb eine erotische Stimmung nicht aufkommen kann.

Darüber hinaus fällt am T(v) noch positiv auf, dass er ein richtiges Ende besitzt und nicht einfach, wie so oft, mit dem Orgasmus der Hauptfigur(en) endet, obgleich man über dessen positive Implikationen angesichts des dystopischen Handlungshintergrunds geteilter Meinung sein kann.«

fetus
dabei seit: Aug '03
Kommentare: 43
schrieb am 06.12.2015:
»könnte noch was werden...«

sirgu
dabei seit: Mär '25
Kommentare: 27
schrieb am 20.04.2025:
»Ich fahre auch gerne Rad, aber so etwas ist mir noch nie passiert. War allerdings auch noch nie in Chicago. Gibt es das auch in Kleinkleckersdorf?«


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