Die Reise des Diplomaten, Part 1
von Daemmerwind
Oh ja, was sollten Dichter und Poeten an solchen Abenden noch sagen können?
Die Sommer im Imperium von Maywrain gehörten sicherlich zu den aufregendsten Erlebnissen, die sich jene – in den Augen der Imperialen sicherlich „unzivilisiert“ angesehenen – Wilden außerhalb der Grenzen des großen Reiches vorstellen konnten. Der Anlass war wie stets die Feierlichkeit zur Begrüßung des kommenden, heißen Sommers. Und so war es wie auch schon in den Jahren zuvor der letzte Tag des Frühlings, der sich wie durch Magie mit einer schwülwarmen Gewitternacht verabschiedete. Die reine Energie und Kraft, die der Himmel in Form von Blitzen und fernem Donner freisetzte, schien das nächtliche Firmament mehr und mehr mit purer Erotik aufzuladen, die augenscheinlich nur darauf wartete, in Form eines warmen Regens auf die Bewohner der imperialen Hauptstadt niederzugehen, die sich dieweil in Erwartung des kommenden Schauers auf die Straßen begeben hatten, um in ihren sinnlichen Kostümen der Göttin der Liebe zu huldigen und ihr in Form zahlreicher hedonistischer Ausschweifungen für die kommende Jahreszeit zu danken.
Von jenem Trubel dort unten bekam Belwuen Bevelissimo Stranza freilich nichts mit. Wie konnte er auch?
Der Mann, dem im Gegensatz zu vielen Männern seines Standes jegliche Muskeln und alle Kriegserfahrungen abgingen und der nicht ohne Grund sehr stolz auf seine von Kriegsnarben unversehrte Haut und sein unverschämt gutes Aussehen war, lag in diesem Augenblick keuchend auf den Laken seines verschwenderisch und edel eingerichteten Turmzimmers. So hoch, dass er die Blitze, die am Himmel zuckten, fast schon fürchten musste, sollten sie in seine Lenden einfahren. Diesen Umstand jedoch verdankte er einer gänzlich anderen Gestalt. Wie die meisten Adeligen des Imperiums von Maywrain feierte er den kommenden Sommer in Anwesenheit einer Gesalbten der Liebesgöttin Yria, eine Feierlichkeit, die sich bis hinauf zur Imperatorin, die – so flüstert man es sich auf den Straßen mit hochgezogenen Augenbrauen und gönnerhaftem Schmunzeln zu – mit nicht weniger als zehn Gesalbten beiderlei Geschlechtern das Fest begehen würde wollen. Für ihn als jungen Diplomaten der Imperatorin war es also erwiesenermaßen Pflicht, den lautstark krakeelenden adeligen Generälen des Imperiums in nichts nachzustehen und ebenfalls zu feiern.
Und so lag auch Belwuen seit Stunden auf dem purpurnen Stoff seines Bettes, keuchend und atmend. Gemäß der uralten Riten des Kultes der Liebesgöttin hatte er sich mit der Gesalbten der Yria bereits vor drei Tagen in seine Gemächer eingeschlossen, wobei sie Beide mit ernster Feierlichkeit die alten Riten dergestalt zelebrierten, dass sie einander in den letzten Tagen unablässig zärtliche Lust und kosende Versprechen gaben, dabei den Höhepunkt ihrer beider Leiber stets in die ferne Zukunft verschoben. Nämlich zu diesem Abend. Beide waren schon seit Stunden Gefangene ihrer eigenen Lust und kaum mehr zu vernünftigen Gedanken fähig.
Belwuens Unterleib zuckte in sich schierem Ergeben der Lust, als er die Zungenspitze der namenlosen Gesalbten am Ansatz seines knochigen Hinterteils spürte und er erschauderte, als er merkte, wie sie begleitet von warmem Atem dieser Spur bis zu seinem Po folgte und schließlich das Sternchen seines Polochs enervierend langsam mit feiner Zungenspitze liebkoste, verwöhnte und neckte. Zeitgleich waren ihre schlanken Finger mit den kunstvoll mit schwarzem Harz verzierten Fingernägel dabei, seinen Hoden vorsichtig zu kraulen und schließlich mit der zweiten Hand seinen Schaft zu halten, während lediglich ihr Daumen unablässig die feinen Tropfen der Vorfreude, die seit Stunden aus seiner Männlichkeit perlten, mit ebenjenem Daumen nun auf seiner Eichel zu verreiben. Dies Martyrium musste er bereits seit geraumer Zeit über sich ergehen lassen und alsbald fürchtete er schon darum, den Verstand zu verlieren. Besser wurde es kaum, als die der Liebesgöttin geweihte Schönheit die leicht kühle, da eindeutig magisch behandelte Kugel des Stechschmucks ihrer Zunge Zuhilfe nahm und ihn mit der feuchten Wärme der Zungenspitze, gepaart mit der kühlenden Härte des Zungenschmucks danach trachtete, in den Wahnsinn zu treiben. Wie gesegnet von Yria selbst schien sein ganzes Dasein auf Lust reduziert und jede ihrer kosenden Bewegungen oder spielerischen Zungenschläge an seiner Männlichkeit, seinem Poloch, dem Hoden und schließlich seiner Eichel schien wie tausendfach in seinem Kopfe widerzuhallen, Schlachtenlärme gleich.
Nicht, dass der Diplomat Belwuen wirklich wusste, wie Schlachtenlärm imperialer Legionen sich anhörte, aber im Nachhinein gefiel ihm der Vergleich. Doch jedweder klare Gedanke wurde hinweggefegt als sich die Schönheit mit der blassen Haut katzengleich und anmutig wie alle Diener und Dienerinnen der Liebesgöttin aufrichtete und zu ihm hochkroch – auf den dunkelrot verzierten Lippen noch immer einen Tropfen seines Lustsaftes einer Trophäe gleich perlend. Ganz dem kultivierten Hedonismus‘ des Reiches waren auch ihre Augen stark und äußerst kunstvoll geschminkt und bildeten zusammen mit den leicht verschwitzten langen und rabenschwarzen Haaren einen Kontrast, der ihn schlucken ließ, vor allem als sie ihm einen Augenaufschlag schenkte, der ihm eine Nacht voll Lust versprach und ein deutliches Zeugnis ihrer eigenen Begierde war. Als sie sich so kriechend auf ihn zuschlängelte und das eh schon kaum verhüllende schwarze Kleid langsam von ihrem schlanken Leib kroch, konnte er sich kaum an den verheißungsvollen Kurven ihrer festen Brüste sattsehen, ihren tiefschwarz geschminkten Warzenvorhöfen und ihre in Purpurfarbe tätowierten Brustwarzen, die sinnbildlich anzeigen sollten, dass sie als Priesterin Eigentum der Imperatorin war. Er wusste zudem, dass die Gesalbten der Göttin häufig Magie zum Einsatz brachten, um ihre Leiber auf mannigfaltige Art und Weise sinnlicher oder gar lustempfindlicher zu machen – und anders ließ es sich auch kaum erklären, dass ihre gefärbten Brustwarzen schon seit Stunden prall und steif abstanden. Sie beide schienen den Gedanken zu lieben, in lustvoller Weise einander so verpflichtet wie verloren zu sein, denn Beide würden es nicht wagen, das Ritual zu Ehren des kommenden Sommers jetzt abzubrechen, ganz im Gegenteil: Verlangend fast warf sich die Gesalbte auf Belwuens in die Seide gedrückten Leib und gleich der Sklavin der eigenen Lust, der sie nun schon seit Stunden war, rieb sie ihre feuchte Weiblichkeit zufrieden stöhnend an seinem harten Glied. Ohne einzudringen, verharrten sie beide nun in diesem Spiel, den Lustsaft seiner Eichel mit ihrer feuchtwarmen Essenz des Verlangens zu vermengen und während sie sich in die Atemlosigkeit küssten, bemerkten sie Beide nicht, wie sie einander im Liebesspiel den Rücken zerkratzten als wären sie wilde Tiere. Ihr schlanker Leib, so anmutig und beweglich, dass er fast an eine albinofarbene Kobra erinnerte, balancierte ihre Weiblichkeit, das nun vor Verlangen pochende Lustzentrum über seinen Schaft und während sich für Belwuen der Moment der endgültigen Vereinigung länger hinzuziehen schien wie damals der erste Kuss in den Zeiten seiner Pagenschaft, war der letzte klare Gedanke, den er fassen konnte, die schiere und ehrliche Bewunderung des farbenfroh gestochenen Hautschmucks auf dem Liebeshügel der Gesalbten – eine Blume, wie sie in verschiedensten Varianten fast alle Priesterinnen und Priester der Liebesgöttin im stets blankrasierten Intimbereich zu tragen pflegten. Und dies war auch das letzte Bild, das sich in seinem Geiste einbrannte, denn als sie sich schließlich auf ihn niederließ und ihn mit der Wildheit einer ausgehungerten Raubkatze des Kolosseums hart und leidenschaftlich ritt, verschwand er aus der Ebene des klaren Bewusstseins und ließ sich treiben auf den Wellen ihres mit aller aggressiver hervorgebrachten Begehrens. In diesem Moment liebte er sie, das Imperium und sein perfektes Leben.
Es war ein Jahr der militärischen Erfolge über zahlreiche unkultivierte Nachbarreiche gewesen und wenn der Sommer halten würde was das Ritual ihm zu Ehren versprach, dann wusste er, dass er auf die glücklichste Zeit seines Lebens zusteuerte. So wie auf seinen Höhepunkt, den die Sendbotin der Liebesgöttin unbarmherzig auf ihn zuschnellen ließ. Gänzlich in ihrer eigenen Lust gefangen, bewegte sich ihr perfekter Körper im Einklang mit seinen zaghaften Versuchen, nach oben zu stoßen, um gefühlt sein Scherflein beigetragen zu haben. Der Blick, mit dem sie ihn darob musterte, war streng, ein fast göttliches Regime, nun alles zu geben was sein schöner, doch kraftloser Leib hergab und so kämpfte er mit spielerischer Verzweiflung gegen ihre lustgeborene Stärke an, ihrer Kunstfertigkeit im Bett, dem wilden Bewegungen ihres Unterleibs, deren Muskelpartien seine Männlichkeit schier zu melken schienen. Ihre Fingernägel krallten sich in seine Brustpartie, ihr aus dem tiefsten Inneren kommendes Stöhnen hauchte sie während wilder Küsse und Zungenspiele in seinen Mund. Wie in ekstatischer Trance drückte sie schließlich ihren wohlgeformten Körper zitternd durch und öffnete den Mund zu einem bombastischen Pferdewiehern.
Schlagartig schlug Belwuen die Augen auf.
War er etwa so hart in ihr und auf ihr gekommen, dass nun alles feuchtnass war. Aber wie ließ sich dann die Kälte erklären?
Und als er des dunklen Walds offenbar wurde und die Regenwolken sich sichtlich einen Spaß daraus machten, ihn zu begießen, wurde ihm klar, dass er einem Tagtraum nachgehangen ward. Wieder einmal. Einer Erinnerung besserer Tage und glanzvollerer Zeiten. Denn die Realität holte ihn mit einem erneuten Wiehern seines wenig stattlichen Gauls unter ihm endgültig ein…
Es war schwer zu sagen was mehr nach unten zeigte: Der klatschnasse Mantel um die Schultern des Mannes, der sich mit dem lauwarmen Regenguss des Frühlingswetters vollgesogen hatte, oder seine Mundwinkel, die sich vor selbstmitleidigem Gram gen Boden wandten.
Denn einsam und alleine ritt der gut gekleidete Mann, dem man seine adelige Herkunft durchaus ansehen konnte, auf dem Rücken eines offensichtlichen Ackergauls die matschige Straße entlang, während er gleichzeitig versuchte, sein Gesicht vor dem Regen zu schützen, die Kapuze jedoch nicht zu tief in das Gesicht zu ziehen, um so sein Umfeld beobachten zu können.
Der Wald, durch den er gerade ritt, war dunkel und der sacht aufkommende Wind ließ jeden Zweig und Ast sich dergestalt winden, dass man annehmen konnte, dämonische Schatten wären beschworen worden, um nach ihm zu greifen.
Der Mann auf dem Pferd kratzte sich an seiner bartlosen Wange und konnte noch immer nicht glauben, dass er aus dem Paradies der Hauptstadt seines Reiches in diese entlegene Provinz entsandt worden war. Selbstverständlich leuchtete es ihm ein, dass er als viertgeborener und als unwichtig erachteter Sohn ein steter Unruheherd in den intrigant-politischen Ambitionen seiner Mutter gewesen sein musste – zudem er sich durchaus alle Mühe gegeben hatte, das beträchtliche Vermögen seiner Familie raschen Schrittes in Wein und käufliche Damen zu investieren, doch dass sie ihn wirklich über Kontakte in eine der entlegensten – und dazu vom Krieg gebeutelten – Provinz entsenden würde, hätte er sich niemals zu träumen gewagt. Und doch war es so gekommen. Selbst als er noch in seidenen Klamotten und in feine Düfte gehüllt vor der schmutzstarrenden Taverne des Grenzdorfes Trutzheck angekommen war und ungläubig die Bauern anstarrte, die noch ungläubiger zurückstarrten, erwartete er noch jeden Moment wieder aufzuwachen und sich in den Armen einiger hübscher Dirnen auf seinem pompösen Bett wiederzufinden – oder idealerweise abermals in den Fängen der Dienerin der Liebesgöttin. Doch die Wahrheit gestaltete sich nun schon seit Wochen komplett anders. Er hatte in der schäbigen Taverne sein Quartier bezogen, sich durch seine gestelzte Sprechweise fast den halben Ort zum Feind gemacht und seine Versuche, die eine oder andere herbe Dorfschönheit zu verführen, waren nicht unbedingt von Erfolg gekrönt gewesen. Ihr schallendes Gelächter beim Anbahnen gemeinsamer Nächte voll Sinnlichkeit hatte er auf den Umstand geschoben, dass er ihnen wohl einfach zu gut aussehen musste. Immerhin hatte er langes, wallendes braunes Haar, fein gezupfte Augenbrauen und einen wahrhaft aristokratisch aussehenden Leib. Zumindest wenn man nach den imperialen Maßstäben ging, in denen es Männern des Wortes gut zu Gesicht stand, wenn sie über kaum Muskeln und eher weiche Haut verfügten. Und sein Erfolg bei den Damen in der Hauptstadt ließ ihn keinen Augenblick daran zweifeln, dass er durchaus zu betören wusste. Allerdings eben nur in der Hauptstadt.
Hier draußen schien es zu seinem Entsetzen anders. Das Imperium unter Kaiserin Vharena war aufgeblüht, die kriegerischen Expansionen waren viele Jahre erfolgreich verlaufen und das Reich zierte sich in Dekadenz und Bombast. Doch das aggressive Vorgehen Vharenas weckte auch Neid, Hass und Missgunst – vor allem weil das Reich der jungen Kaiserin mittlerweile zu groß und zu sehr im eroberungsreichen Wandel war, um es effektiv zu verwalten, zu befrieden und zu kontrollieren. Ein typisches Beispiel war diese Provinz namens Lettaja.
Die lokale Streitmacht war besiegt worden, viele Soldaten des Feindes hatten den Tod gefunden und fehlten nun nach der Eroberung, das Land wieder aufzubauen und die Felder zu bestellen. Die imperiale Garnison war so dünn besetzt, dass sie ihm als Botschafter keine Eskorte stellen konnten und zum allgemeinen Verdruss waren die wilden Stämme aus den Thekkaribergen nun in die jüngst eroberte Provinz eingefallen. Nicht unbedingt kriegerisch, denn es gab keine Gegenwehr. Sie hatten sich einfach nur auf dem großen Marktplatz breit gemacht und zwangen nun nachdrücklich die umliegenden Dörfer ihnen Tribut zu zollen. Und das war auch der Grund seiner matschigen Reise und derzeitigen Misere. Das Dorf hatte ihn als „Botschafter der Imperatorin, die durch ihre Eroberung nun ja für dieses Land zuständig war“ gebeten, das Lager der Barbaren aufzusuchen und sie Kraft seiner Worte wieder in die Berge zu vertreiben.
Abgesehen davon, dass es ihm schmeichelte, dass sie ihm das zutrauten, nachdem sie sich unlängst über seine rhetorischen Fähigkeiten noch lustig machten, war er doch auch nach imperialem Recht die logische Wahl, wenn es darum ging zu verhandeln und zu vermitteln. Er war tatsächlich der höchste adelige Würdenträger im Umkreis vieler Dörfer.
Wie wohlbehütet er aufgewachsen war, wurde ihm klar, als er sich dem Lager der Bergwilden näherte. Heidnische Symbole, die perverse Götzen mit übergroßen Brüsten und riesigen Penisen – und manchmal zu seinem Entsetzen sogar beides gleichzeitig – zeigten, schmückten den Pfad ebenso wie die zerfetzten und als Trophäe aufgerichteten Banner besiegter Einheiten anderer Länder. Der Geruch nach Blut lag noch in der Luft, als er an einigen aufgeknüpften Seelen vorbei ritt, die nur wenige Tage erst tot sein mussten. Das Schlottern seiner Knie interpretierte sein namenloser Ackergaul als Signal, schneller zu traben und so kam ihm das mit Holzpalisade bewehrte Barbarenlager schneller näher als es ihm recht war.
Und was sich ihm offenbarte, entsprang den wandelnden Gedanken zahlreicher Bücher über die barbarischen Nachbarn, die er gelesen hatte. Ein riesiges Zelt aus Leder dominierte den Anblick, umgeben war das Zelt von zahlreichen kleineren, eng gedrungenen Zelten, die zusammen ein labyrinthartiges Wirrwarr aus Stoff, dreckigen Pfaden und Lagerfeuern bildeten. Umgeben war das Dorf von hölzernen Palisaden auf deren Wehrgängen zerlumpte Gestalten lungerten. Einen Eindruck, denn er schnell revidierte, denn es war kein Herumlungern, es war Lauern. Offensichtlich gaben sie sich den Anschein absoluter Gelassenheit, während er scharfsinnig den dreckigen und rostzerfressenen Stahl unter ihren zerschlissenen Mänteln erkennen konnte. Der junge Adelige schluckte und leckte sich mit der Zungenspitze nervös über die samtig weichen und nach imperialer Art stets gepflegten und mit Duftölen eingerieben Lippen in seinem komplett bartlosen Gesicht, während er die Blicke der fremden Eindringlinge erst vor sich, dann neben sich und schließlich hinter sich spürte.
Dass er einfach so in ihr Lager reiten konnte und niemand Anstalten machte, ihn aufzuhalten, machte ihn noch nervöser als es eine scharfe Zurechtweisung oder Ablehnung getan hätte. Er schluckte das Schamgefühl herunter, dass sie ihn offensichtlich nicht als Gefahr wahrnahmen. Einer der Barbaren, der gerade im Begriff war, eine seiner ebenso ungewaschenen Mitkriegerinnen hart von hinten zu nehmen, zuckte nicht einmal mit den Mundwinkeln, als der junge Botschafter nervös am Griff seines Dolches spielte.
Die Demütigung steigerte sich sogar, als einer der Wilden wortlos nach dem Zaumzeug seines Gauls griff und ihn Beleidigungen grunzend durch das Gewirr an Gassen der Zelte führte. Dies wiederum gab ihm die Gelegenheit, sich genauer umzusehen und vielleicht zu lernen.
Er blickte in die bartumwölkten Gesichter kräftiger Barbaren, deren Augen unter den buschigen Augenbrauen nicht zu erkennen waren und die ihn spöttisch angrinsten. Zwei Frauen, beide ohne Brusttuch, waren dabei, sich gegenseitig mit dem in seinen Augen eiskaltem Regenwasser gegenseitig zu waschen, was in eine Art spielerischem Kampf ausartete, der gröhlend und johlend von den Umstehenden angefeuert wurde und erst zum Ende kam, als sich ein riesiger Kerl einmischte, die beiden auseinandertreiben wollte und schließlich selbst von den Füßen geholt wurde, als eine dritte Frau ihm auf den Rücken sprang. Allgemein kamen ihm das Bergvolk wild in jeder Hinsicht vor. Die Waffen waren schlecht gepflegt, die Sitten rau und Schamgefühl schien es nicht zu geben. Und auch keinen Respekt, wie er bemerken musste, als sich zwei weibliche Kriegerinnen hinter ihm über sein sorgsam, wie wohlausgewähltes Parfum lustig machten, als sie in die Duftwolke traten, die er hinter sich herziehen musste.
Schließlich war er am großen Zelt angekommen und nahm die subtile Veränderung in Augenschein. Die Wachen, die vor dem Zelt postiert waren, hatten eindeutig bessere Ausrüstung und musterten ihn misstrauisch. Links und rechts vor dem Zelteingang waren Felle ausgebreitet, auf denen er die Tribute vermutete, denn körbeweises waren die wenigen Früchte der Scholle zu finden, die zu dieser frühlingshaften Jahreszeit schon zu ernten waren. Auch Waffen fanden sich dort, kleinere Beträge von allerlei fremden Münzen und andere Tributgaben. Überraschend viele, wie der Mann bemerkte, eingedenk dessen, dass sie sich in der tiefsten Provinz befanden. Er nahm sich vor, diesem Umstand auf die Spur zu gehen.
Ein Grunzen von drinnen machte klar, dass er wohl angekündigt worden war und während er etwas unsicher und nicht unbedingt galant von seinem Gaul stieg, bot er jedoch in einer formvollendeten Geste des Friedens seinen Dolch der nahestehenden Zeltwache an – immerhin sollten sie nicht denken, er wäre hier, um den Anführer zu meucheln. Der Wachmann sah den Dolch in seinen Händen, dann in Belwuens Augen und dann lachte er schallend. „Tut mir leid, dass er so verdammt klein ist.“, sagte der Wachhabende unter Prusten und wäre Belwuen nicht so beschämt gewesen, wäre ihm aufgefallen, dass die Wache in fast perfekter hochimperialer Sprache zu ihm gesprochen hatte.
Kopfschüttelnd und noch immer in sich hinein glucksend, zog der Mann einen der schweren und regendurchnässten Vorhänge zur Seite und bugsierte den Diplomaten in das Zelt. Dort fiel Belwuen sofort die rauchgeschwängerte Luft betörender Düfte auf, ebenso das leise Stimmgewirr welches hinter dem nächsten Vorhang herzurühren schien. Dort wo er nun war, eine Art Vorzelt, in dem sich einige ebenso klatschnassen Reitermäntel und Stiefel stapelten, nahm die Wache ihm ohne große Umschweife zwar seinen nassen Mantel und seine ledernen Schuhe, wohl aber noch immer nicht seinen Dolch ab. Vielmehr zog der breit grinsende Wachhabende Belwuen zu sich heran, bis ihre Gesichter nur noch wenig voneinander entfernt waren und während er ihm mit einem Klickgeräusch des Mundes zuzwinkerte, positionierte er den in einer teuren Lederscheide steckenden Dolch so, dass er genau über Belwuens Gemächt nun hing. Und dann schubste er ihn mit einer feierlichen Bewegung in Richtung des Innenzeltes. Ein Anblick bot sich dem jungen Imperialen, den er sich in einhundert Träumen nicht hätte vorstellen können.
Zunächst einmal war es warm in diesem Zelt. Sehr warm sogar, denn die beiden Kohlenschalen spendeten eine mehr als wohltuende Wärme nach dem Regenguss draußen. Das Zelt war auf eine eigentümliche Art und Weise geschickt, raffiniert und aufsehenerregend geschmückt – ein imperialer Palastzeichner hätte dies unter der Prämisse eines „sinnlichen Zeltlagers“ nicht besser hinbekommen. Seide und weiche Stoffe dominierten und waren kunstvoll verflochten, sodass sie Vorhänge bildeten, durch die man zwar blicken konnte, die jedoch genug Geheimnis für sich behielten. Diese durchschreitend sah der junge Mann eine Art hölzernen Thron vor, geschmückt mit Fellen und dahinter eine Wand aus geflochtenen Ästen, an der augenscheinlich unzählige Trophäen vergangener Kriege und Schlachten prangten – darunter auch einige aus dem Imperium. Derlei offen spöttisch zu präsentieren war ein Affront und Belwuen öffnete wie automatisch den Mund, um zu protestieren, doch der Mund blieb stimmlos weiter offen, als er den Rest der Szenerie begriff. Vor dem Thron in einem perfekten Rund befanden sich eher grobe Teppiche, begrenzt wurden diese von zahlreichen Schüsseln, Tellern und Kannen, in denen sich kunstvoll zubereitete Speisen befanden. Links und rechts neben dem Thron befanden sich mindesten zehn junge Frauen, viele kampfgestählt und sich mit sichtlich abzeichnenden Muskeln, die gedankenverloren einander streichelten und liebkosten, während sie ihn gespannt – und manchmal mit sichtlicher gespielter Langeweile – betrachteten. Belwuen wusste nicht, wo er zuerst hinsehen sollte… eine Barbarin mit einer breiten Narbe im Gesicht lächelte ihn an, während von ihrem Kinn ein Schweißtropfen auf ihre schlanke Brust fiel, sich dort mit den feinen Tröpfchen an Schweiß vermengten und über ihren muskelgeprägten Bauch in das dichte, schwarze Schamhaar lief. Eine Frau aus dem östlichen Shogunat sah ihn mit ihren seltsam geschlitzten Augen an, die Partie der Augen herum war kunstvoll mit Schminke geziert, ihr ganzer Leib war von tätowierten bunten Hautbildern geschmückt, sie selbst saß in einem Schneidersitz und kraulte einer Kriegerin, die mit dem Kopf in ihrem Schoß zu ruhen schien, den Haaransatz, während sie mit der anderen Hand die mit einem Ring verzierte Brustwarze einer junge Schönheit umkreiste. Für den jungen Mann vollkommen irrsinnig und unerwartet sah er sogar zwei Elfenfrauen, eine Waldelfe, klein gewachsen, die vor einer Frostelfe saß und sich von ihr mit Duftölen einrieben ließ. Dabei folgten die vor Kälte glitzernden Fingerspitzen der Elfe aus den Eiswüsten den verschlungenen Hautbildern, die Efeu, Rosen und Dornen zeigten und sich um die Schulterpartie der Waldelfe herum konzentrierten. Er hätte der Szenerie noch zu gerne weiter in Gedanken beigewohnt, doch eine Stimme in seinem Kopf sagte ihm, dass er sich nun auf seinen Auftrag konzentrieren sollte.
Belwuen schluckte und hatte jedes zurechtgelegte Wort der Diplomatie vergessen. Dann sah er in das Antlitz der Person, die auf dem Thron saß. Eine schlanke Frau mit langen blonden Haaren und ebenmäßigen, fast aristokratischen Zügen. Beinahe imperiale hohe Wangenknochen, feine Lippen und strahlendblaue Augen nannte sie ihr Eigen. Nachdenklich sog sie an einer Wasserpfeife und ließ den Rauch in aller Seelenruhe gen Zeltdach entweichen, als sie den Imperialen ausgiebig musterte. Es irritierte ihn, wie perfekt symmetrisch ihr Gesicht war, wie attraktiv sie in seinen Augen erschien mit der perfekt und sorgsam aufgetragenen Schminke, dem feinen Goldschmuck, mit dem sie kunstvoll ihre Ohren geschmückt hatte und natürlich der Tatsache, dass er nicht erwartet hatte, dass die Anführerin eines einfallenden Barbarenstammes über so freizügig wie kunstvoll geschnittene Kleidung verfügen würde. Durch den schillernden Vorhang des mit Genuss ausgeatmeten Rauchkrauts der Wasserpfeife konnte er ebenmäßige und perfekte Zähne erkennen, wie in Trance folgte er dem schlingernden, vielverschlungenen Weg, den der Rauch ihm vorgab und von den fein ziselisierten Goldreifen um ihren schlanken Hals herum abwärts erkannte er straffe, makellose Haut. Keine Narbe, kein Schmutz, keine wilde Tätowierung – er war verunsichert, hatte er doch mit einem stinkenden Fettwanst gerechnet.

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Das kann noch nicht das Ende gewesen sein. - Es verlangt nach einer Fortsetzung!«