Die Skaterin - Teil 4
von Krystan
Sirenen heulten durch die Straßen der Stadt. Blaulicht funkelte und erhellte die Straße unweit des Bahnhofs. Polizisten mit Maschinenpistolen standen um das Happy 18's herum, während ihre Kollegen mit Sturmhauben und schweren Schutzwesten aus dem Gebäude herauskamen.
Kommissar Wilhelms blickte mit ernster Miene zu seinen Mitarbeitern. Auch er hatte sich eine Schutzweste übergestreift und sich ein paar Reservemagazine zugelegt, bevor er zu dem Einsatz aufgebrochen war. Zwangsprostitution war eines der schlimmsten Verbrechen, welches er in seinem Beruf gegenüberstand. Ace war bekannt dafür, doch bis jetzt konnte ihm nie etwas nachgewiesen werden.
Bis heute Nacht. Der Verdacht, dass ein Mädchen, vielleicht minderjährig, in das Bordell verschleppt wurde, reichte aus, um einen Durchsuchungsbefehl zu erhalten. Alle Mann seiner Abteilung, auch die, die heute Abend eigentlich freihatten, meldeten sich freiwillig für diesen Einsatz. Sie spürten, dass Ace nun den Bogen überspannt hatte, und sie endlich etwas Handfestes gegen ihn unternehmen konnten.
Doch nun war es Mitternacht und aus Hoffnung war Verzweiflung geworden. Eine einzige polnische Nutte mit legalen Aufenthaltspapieren und einen Rausschmeißer, der zu Ace gehörte, war alles, was sie in dem Happy 18's vorfanden. Dies war jedoch nicht das, was die Stirn des Kommissars am meisten verdunkelte. Unter seinem bereits ergrauten Haar breitete sich eine ganz andere Sorge aus.
Lola war bereits 34 Jahre und gehörte von ihrem Aussehen sicher nicht zu dem jugendlich wirkenden Stammpersonal des Bordells. Ace war vorgewarnt und hatte den Laden mit allen Beweisen verlassen. Die Beweise waren in diesem Fall die Frauen oder besser die Mädchen, die in der Hand dieses Zuhälters waren. Wilhelms wollte sich nicht ausmalen, was dieses Arschloch mit seinen Opfern alles tun mochte. Er wollte es nicht, aber aus seiner Erfahrung bei der Kriminalpolizei war dies leider schon fast eine Routine, die unweigerlich einsetzte. Wissen war manchmal ein Fluch.
"Habt ihr irgendwas gefunden?", fragte er seine Kollegen, wohlwissend, dass man die Beweismittel sicher längst fortgebracht hatte.
Die Polizisten schüttelten nur enttäuscht die Köpfe. Kommissar Wilhelms nahm die Bestätigung seiner Vorahnung kommentarlos zur Kenntnis. Auch Alex, der das ganze Schauspiel aus der Ferne beobachtet hatte, verstand. Vier Stunden waren vergangen, seit er die Polizei anonym informiert hatte. Vier verdammte Stunden, und nun schienen sie nichts in den Händen zu halten, obwohl er ihnen alles gesagt hatte was er wusste.
Ace, der Bordellbesitzer hatte Kim, die mit seinem Kind schwanger war, in seiner Gewalt. Alex und die Skaterin waren eigentlich kein Paar. Eigentlich mochten sie sich auch überhaupt nicht. Doch nun, wo das Straßenmädchen in Gefahr war, tat der ehemalige Soldat alles, um sie zu retten. Nein, er tat noch nicht alles, aber er würde alles tun. Aber dazu musste er erst einmal wissen, wo diese Ratte seine Kim hingebracht hatte.
***
Ihr Kopf dröhnte, während sie von Finsternis umschlossen war. Kim versuchte sich umzusehen, doch da war nichts was sie sehen konnte. Der schwere Duft von Zigarren lag in der Luft und sie hört entfernte Musik. Wo war sie? Was war passiert? Und wie hatte sie nur so dumm sein können?
Mit den Fragen kam der Schmerz, der sich wie eine Schlange durch ihren Körper zu winden schien. Sie wollte sich bewegen doch ihre Handgelenke waren von eisernen Klammern gefangen. Seltsam verzerrt hörte sie das Klimpern von Ketten, als sie daran zog. Jemand hatte ihr Handschnellen angelegt, nachdem man sie niedergeschlagen hatte. Sie hatte den Schlag kommen sehen. Der brutale Schläger des Bordellbesitzers hatte einen Totschläger ausgefahren. Erinnerungsfetzen kamen zurück, während sie schmerzhaft ihren Kopf wand.
"Was ist los?", fragte sie in die Dunkelheit hinaus. Sie wollte wissen, was passiert war. Doch nichts war zu hören. Niemand war da, der ihr antwortete. Nur eine entfernte Melodie kam wie das Echo einer andere Welt zu ihr durch.
Kim lag auf dem Bauch. Ihre Hände waren mit auf dem Rücken gefesselt worden. Mühevoll erkämpfte sie eine aufrechte Position. Sie wollte wissen, wollte verstehen, wollte die Angst abschütteln, welche sich nun mit dem Erwachen mehr und mehr ausbreitete. Anscheinend war sie wohl wirklich in den Händen von Verbrechern. Ein Gedanke, der sich erst langsam, in dem sonst so unerschrockenen Mädchen, manifestierte.
Kim war in das Happy 18's gegangen, um Informationen über ein verschwundenes Mädchen zu erhalten, welches einst zu ihrer Clique gehört hatte. Die Großmutter des Mädchens hatte sich in einem verzweifelten Appell an sie gewandt. Das kommt davon, wenn man sich um die Probleme anderer kümmert, schoss es ihr durch den Kopf. Sie versuchte damit, ihre eigene Angst und Unsicherheit zu überspielen. Sie steckte wirklich in der Klemme und hatte keine Ahnung, wie sie diesmal da raus kommen würde.
Beschwerlich schaffte es ihr athletischer junger Körper schließlich, sich trotz der Fesseln, aufzurappeln. Wie in dem alten Blindekuh-Spiel taumelte das Skatermädchen in einer ihr unbekannten Welt umher. Mit dem Knie traf sie gegen einen Stuhl und wäre beinahe darüber gefallen. Dann knallte sie, immer noch ein wenig von dem Schlag gegen ihren Kopf benommen, gegen einen Tisch.
Gerade versuchte sie sich irgendwie zurecht zu finden als als sie eine entfernte, fremde Stimme vernahm. Ohne lange nachzudenken, rief sie so gut es ging um Hilfe. Ihre Stimme war schwach, heiser, trotzdem wurde sie gehört. Ein Schlüssel wurde im Schloss gedreht und ein Tür öffnete sich. Auf einmal erkannte sie, dass sie vielleicht die falschen Leute auf sich aufmerksam gemacht hatte. Wieder einmal.
"Was willst du Mädchen?", fragte eine raue Stimme mit leichtem, slawischen Akzent.
"Lassen Sie mich und Silvia sofort frei. Dann verspreche ich, die Polizei außen vor zu lassen."
"Dafür ist es etwas zu spät", meinte der Mann, der wohl ein paar Schritte auf sie zu machte. "Die Bullen suchen bereits nach dir. Igor war ziemlich dumm, dich nicht einfach raus zu schmeißen, aber der Idiot hatte es wohl mit der Angst zu tun bekommen. Er kann nicht so gut mit Mädchen."
Sie spürte die Nähe des Mannes und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Immer wieder kämpfte sie aufkommende Panik nieder. Seine Nähe, seine Stimme, der Atem, der ihre Haut streifte, all dies verunsicherte Kim nun zusehend. Auf der Straße hatte sie gelernt, mit Frechheit und Selbstsicherheit zu überleben. Sie war es gewohnt, die Kontrolle über ihren Körper und über die Situation zu haben.
"Sie können uns einfach gehen lassen."
"Woher weißt du, dass Silvia bei uns ist?", fragte die Stimme, die nun ganz nahe war. Sie konnte Zigarrenrauch riechen, der frisch an ihrer Nase vorbei zog. "Wer hat gesungen? Wer hat es dir verraten?"
Eigentlich hatte Kim es gar nicht gewusst. Als sie dem Drängen von Silvias Oma nachgegangen war, hatte sie von Bekannten auf der Straße die Gerüchte gehört, dass das Mädchen, welches sie unter dem Namen Shiva kannte, im Happy 18's anschaffte. Ihr Unwissen war eigentlich der Grund, warum sie das Bordell gegangen war und ganz frech nach Silvia gefragt hatte, so als ob sie genau wusste, wo sie war. Sie hatte dem Rausschmeißer sogar direkt mit der Polizei gedroht, als er anfangs jedes Wissen verneinte. Sie hatte geblufft. Doch dieser Bluff war nach hinten losgegangen.
Der Schläger war plötzlich über sie hergefallen und hatte sie niedergeschlagen. Kim hatte schon öfters Prügel kassiert und störte sich nicht sonderlich daran. Sie hatte Skinheads und übel gelaunte Wachleute überstanden, und war immer mit ein paar blauen Flecken davongekommen. Diesmal sah es jedoch etwas anders aus. Die Nähe des fremden Mannes ließ sie erschaudern. Sie fühlte die Gefahr, in der sie sich befand. Auch wenn sie selbst meist die Gefahr suchte, war diesmal etwas anders. Sie war gefesselt und blind in einem fremden Raum. Sie hatte keinerlei Kontrolle und nicht einmal den Hauch einer Hoffnung sie wieder zu erlangen. So fiel auch ihre Antwort für Kims Verhältnisse erstaunlich kleinlaut aus.
"Ich wusste es nicht. Man hat mir nur gesagt, dass sie bei euch gearbeitet hat."
"Wer hat das gesagt?", fragte die Stimme und Kim konnte eine Hand spüren, die über ihren Pulli glitt. Anfangs streichelte sie über ihren Arm, doch rasch wanderte sie über den leicht gewölbten Bauch der jungen Frau. Der Mann atmete aus und eine frische Brise des ekeligen Zigarrendufts umspielte ihre Nase.
"Ich weiß nicht", meinte sie. Auf der Straße hatte sie gelernt, dass man seine Freunde nicht verriet. Und auch wenn Raffi nicht mehr in ihrer Clique war, so wollte sie doch nicht, dass er wegen ihr jetzt vielleicht Ärger bekam. Die Hand des Mannes wanderte tiefer, bis er sie schließlich zwischen ihre Schenkel legte. "Lassen Sie das!", zischte das Mädchen, drehte sich von ihm und seiner aufdringlichen Hand weg und stieß ihn mit ihrer Schulter.
"Du Fotze hältst dich wohl für ganz schlau!", schrie der Mann nun etwas verärgert. Er war es offensichtlich gewohnt, dass man vor ihm Angst hatte und einknickte. Kims Verhalten zollte von mangelndem Respekt. Sie war mit ihrer Respektlosigkeit jedoch noch nicht am Ende. Sie hatte etwas Spucke gesammelt, und als der Fremde ihr ganz nahe war, spie sie ihm die klebrige Masse entgegen. Sie traf und der Mann keuchte fassungslos. Dafür sollte sie büßen.
Kim sah die Ohrfeige nicht, die sie traf, sie spürte nur die Explosion aus Schmerz auf ihrer Wange, als sie von der Wucht zu Boden gerissen wurde. Durch die Handschellen konnte sie sich nicht abstützen und fiel ungeschickt auf dem Boden, wobei ihr Kopf gegen ein Tischbein schlug. Von einem Moment auf den anderen sah sie tausend Sterne funkeln, bevor sie erneut das Bewusstsein verlor.
***
Viktor verließ das Polizeirevier, nach einem kurzen Verhör, mitten in der Nacht. Die Polizei konnte ihm nichts nachweisen und seine Arbeit als Türsteher im Happy 18's war kein Verbrechen. Der leicht untersetzte Mann kam aus Kasachstan und hatte durch seine deutschen Vorfahren seit mehr als einem Jahrzehnt die deutsche Staatsbürgerschaft. Er sprach Deutsch mit einem starken, russischen Akzent, doch das allein reichte nicht, um ihn weiter festzuhalten. Auch die Hure Lola war den Ermittlern keine Hilfe. Sie wusste natürlich von nichts und ging ganz normal ihrer Arbeit nach. Von dem verschwundenen Mädchen, von Zwangsprostitution oder gar Minderjährigen hatte sie noch nie etwas gehört. Natürlich arbeitete sie auf eigene Rechnung und mietete sich bei Ace Nachtklub lediglich ein.
Kommissar Wilhelms blickte dem muskulösen Aussiedler hinterher. Sein kahler Schädel war ebenso, wie seine Arme mit Tattoos übersät, die vermutlich zum Teil noch aus Sowjetzeiten stammten. Der Polizist hasste es untätig zusehen zu müssen, wie jemand, von dem er vermutete, dass er etwas über die dunklen Machenschaften eines der schlimmsten Verbrecher in der Stadt wusste, einfach so in die Nacht entschwand.
Wilhelms war jedoch nicht der Einzige, der in dieser Nacht ein wachsames Auge auf Viktor hatte, als dieser in eine Lederjacke gekleidet zur U-Bahn ging. Sein Schatten war unauffällig, wie ein Geist, und doch allgegenwärtig. Immer wieder sah Victor sich um, als er die Stufen der U-Bahn-Station hinuntereilte und dann auf dem verlassenen Bahnsteig wartete. Der kräftige Mann war vorsichtig. Automatisch ergriff er anerzogene Vorsichtsmaßnahmen für den Fall, dass die Polizei ihn beschattete. Ace hatte ihn genau erklärt, was er zu tun und zu lassen hatte. So griff er nicht zum Handy, wie es die Anfänger machen, sondern schalte es aus. Er fuhr nicht ins Happy 18's sondern erst einmal nach Hause. Ace hatte ihn schon diesbezüglich instruiert. Er würde nichts tun, was der Polizei in irgendeiner Weise helfen könnte. Er vertraute auf Aces Intelligenz und hielt sich an die zuvor vereinbarte Prozedur.
Als er in die U-Bahn stieg, war sein Abteil fast leer. Nur eine Gruppe betrunkener Jugendlicher sorgte für etwas krach. Sie hatten offenbar noch nicht bemerkt, dass sie die Feier von der sie kamen längst verlassen hatten und sagen aus Leibeskräften irgendwelche Sauflieder. Trotzdem hatten die Teenager noch genug verstand, sich von Viktor fernzuhalten. Auch wenn er gerade nicht als Rausschmeißer arbeitete, strahlte er doch jene aggressive Autorität aus, welche die meisten Menschen erschaudern ließ.
Es war 5:30 als Viktor endlich Zuhause ankam. Inzwischen war er sich sicher, jeglichen möglichen Verfolger abgehängt zu haben. Er steckte den Schlüssel in die Tür seiner kleinen Wohnung in einem renovierungsbedürftigen Altbau, als er plötzlich ein Knistern hörte. Binnen eines Augenblicks überkam ihm ein Stromschlag von vielen Tausend Volt, der durch seinen Körper strömte und Muskeln unkontrolliert zucken ließ. Der stämmige Mann fiel wie ein nasser Sack zu Boden und schlug mit dem Kopf auf den gefliesten Boden des dunklen Treppenhauses auf. Ein leises Stöhnen war alles, was er von sich geben konnte. Dann zog man ihm einen schwarzen Sack über den Kopf und es wurde dunkel um ihn herum.
***
Ein Stöhnen und Wimmer verschmolz mit der sanften Kuschelmusik, die den in zartes orangenes Licht getauchten Raum beschallte. Der Mann, der sich über das Mädchen gebeugt hatte, trug eine Ledermaske. Schweiß glänzte auf seiner Brust und seinen Schultern. Seine Identität blieb durch die Maske verborgen, doch wenn man genau hinsah, erkannte man das schon vorangeschrittene Alter des Maskierten. Sein Körper bewegte sich im Rhythmus seiner Stöße, die dem Mädchen seine Männlichkeit in den Hintern rammten. Er keuchte vor Erregung, während sie sich hilflos unter ihm wandte und diese Bewegungen in erstickte Schreie umwandelte, die von dem Ballonknebel in ihrem Mund entfremdet wurden.
Das blonde Mädchen hatte Tränen in den Augen. Schmerz jagte sichtlich durch ihren Körper, während der Mann ganz alleine seine Lust an ihr auslebte. Sie lag auf dem Bauch und ihre Hände waren über ihrem Kopf mit Handschellen an das Bett gefesselt. Die Spuren von Peitschenhieben und Kerzenwachs zeichneten ihren zarten Rücken, auf den der Schweiß des Mannes tropfte.
Durch ein verspiegeltes Fenster beobachtete Ace das Schauspiel. Der dunkelhaarige Mann saß in seinem Bürostuhl und spielte mit einem Feuerzeug, während nur wenige Meter entfernt der Freier das Mädchen ordentlich rannahm. Das war sein gutes Recht, denn er hatte dafür auch über tausend Euro springen lassen. Dafür quälte er die Kleine schon seit Stunden. Der Maskierte gehörte zu den Stammgästen und Ace genoss es manchmal, ihm bei seinem Treiben zu beobachten. Er wusste nicht, wer sich unter der Maske befand und es interessierte ihn auch nicht. Die Stadt hatte viele reiche Männer, die manchmal hinausfuhren, um in seiner exklusiven Villa den besonderen Spaß zu haben.
Ace war bekannt für seine jungen Mädchen. Und wenn ein Kunde etwas Exklusives wollte, konnte er es ihm fast immer beschaffen. Das Mädchen, welche vor seinen voyeuristischen Augen in den Arsch gefickt wurde, war hingegen nur eine recht abgemagerte Nutte, die für etwas Stoff alles mit sich machen ließ. Vermutlich würde sie ihn, sobald der Maskierte verschwunden war, sofort wieder um den nächsten Schuss anbetteln. So war es immer mit der Kleinen. Für das Versprechen auf einen langen Rausch ließ sie sich von jedem Mann auch ohne Gummi in jedes ihrer immer noch engen Löcher vögeln. Der Zuhälter verstand zwar die Kerle nicht, die dieses Risiko eingingen, doch ihm machte es auch nichts, wenn das Geld stimmte.
Sandy, so nannten sie das Mädchen, würde von dem Geld am Ende jedoch nichts zu sehen bekommen. Er hielt sie bei sich in der Villa für Kost und Logis. Ihre Bezahlung war Heroin, ein teuflisches Gift, mit dem er die meisten Mädchen gefügig hielt, die sich oft einst freiwillig in seine Fänge begaben.
Der Mann mit der Maske stöhnte und schnaufte immer lauter. Bald würde er seinen Saft in Sandys Darm entleeren. Die Erregung des Voyeurs hielt sich in dieser Nacht jedoch in Grenzen. Manchmal hatte er sich eines seiner Mädchen hier herkommen lassen, die ihm dafür den Schwanz blies, doch heute war es ein Mädchen, das ihm Sorgen bereitete.
Silvia war eines der Straßenmädchen, die bei ihm gelandet waren. Da sie zwar jung, aber nicht wirklich kindlich war, hatte er sie in seinem normalen Bordell in der Innenstadt anschaffen lassen. Sie war ein Leckerbissen, der Männerträume wahrwerden ließ. Einer dieser Männerträume sah dummerweise den Tod des Mädchens vor. Dies war bei einem Straßenmädchen kein Problem, wenn man die Leiche verschwinden lassen konnte. Niemand fragte nach ihnen, niemand interessierte sich für sie. Bis heute Nacht. Ohne auf den Höhepunkt des Schauspiels zu warten, sprang der braun gebrannte Mann auf und ging zur Tür. Er hatte noch etwas Unerfreuliches zu erledigen.
***
Als Kim erneut erwachte, waren ihre Hände über dem Kopf gefesselt. Sie trug noch immer eine Augenbinde und war so ihres Sehsinns beraubt. Man hatte ihre Handschellen an irgendetwas befestigt, sodass sie aufrecht wie eine Kerze stehe musste. Ihre Arme schmerzten, denn sie hatten wohl einige Zeit ihr Gewicht getragen, während sie bewusstlos in ihren Fesseln hing.
Ein Eimer kaltes Wasser ließ sie aufschreien, als er sich über ihrem Kopf ergoss. Rasch kroch die Nässe durch ihren Pulli und ihre Jeans, während sie heftig ihren Kopf schüttelte und fluchte. "Was soll das?"
"Nur ein kleiner Muntermacher", meinte Ace, der zusammen mit Igor in das Verlies gekommen war, wo sie das Mädchen nun versteckten. Das Verlies war ein Bunker aus der Nazizeit, der durch einen Geheimgang mit der Villa verbunden war. Ace benutzte diesen Ort als Spielwiese für seine besonderen Gäste und zugleich auch als Kerker.
"Was habt ihr Schweine vor?", fragte Kim, die einfach nur wütend auf die Kerle war. Eigentlich hätte sie Angst haben müssen. Andere Frauen hätten dies vermutlich auch, aber Kim hatte inzwischen auf stur geschaltet. Sie fühlte, dass sie mit betteln nicht weiterkommen würde.
Ihr Hochmut wurde mit einer weiteren, kräftigen Ohrfeige bestraft, die sie in ihre Fesseln fallen ließ. Ihre Schultern protestierten vor Schmerz, während Igor seinem Chef zufrieden bei der Arbeit zusah. Der Hüne von einem Mann hatte Spaß daran, Mädchen zu quälen. Es war besser, als selbst derjenige zu sein, der etwas auf die Fresse bekam. Vielleicht war auch das ein Grund, warum er Kim in der Stadt niedergeschlagen und zu Ace gebracht hatte. Das arrogante Ding hatte ihn gereizt, nun sollte es dafür bezahlen.
"Hm, mal sehen", meinte der Zuhälter mit einem Lächeln auf den Lippen und nahm einen Zug von seiner Zigarre. "Vielleicht lassen wir dich hier ein paar Monate am Leben. Schwangere Teenieschlampen finden bestimmt einige Interessenten. Schauen wir mal, was du so zu bieten hast. Igor!"
Auf den Befehl hin trat der bullige Kerl an sie heran, griff ihr an den Kragen und zerriss mit einem Ruck ihren Pullover. Ein lautes Geräusch hallte durch den Raum, als der Stoff ächzend nachgab. Kim stockte für einen Moment der Atem, ob der schieren Kraft des für sie unsichtbaren Mannes, als auch ob der Worte des Verbrecherbosses, der ihr ebenfalls unbekannt war. Mit entblößter Brust stand sie nun vor ihnen. Nackt, beschämt und weit weniger Selbstsicher als noch vor ein paar Augenblicken.
"Die hat ja wirklich einen Braten in der Röhre", stammelte Igor, der im Gegensatz zu Ace, nicht ihren Bauch befühlt hatte. Dies holte er jetzt nach. Seine groben, kräftigen Finger glitten über ihren gespannten Bauch, während Kims Herzschlag und ihr Atem zu rasen begannen. Kim versuchte sich wegzudrehen, doch seine raue Hand folgte ihrer Bewegung. "Darf ich sie ficken, Boss?"
"Wegen deiner Dummheit ist sie überhaupt erst hier. Du hast dir keine Belohnung verdient. Die Schnecke sieht wirklich heiß aus. Ich denke sie wird uns in den nächsten Monaten sicher noch fünfzig Riesen oder so einbringen, bevor wir sie endgültig entsorgen", meinte der Chef mit beunruhigend leisem Tonfall. Das Mädchen zitterte, während er mit der Zigarre in der Hand nach ihr griff. Sie wollte keine Angst haben, wollte diesen Banditen keine Schwäche zeigen, doch sie konnte nicht anders. Ihr Körper übernahm die Kontrolle und verriet sie. Sie spürte die Wärme des Glutbettes, als er die Zigarre unterhalb ihrer rechten Brustwarze hielt. Plötzlich wurde sie ganz ruhig, um sich nicht aus Versehen zu verbrennen. Ace merkte ihre Reaktion und lächelte zufrieden. Das Ding war wirklich hübsch, ihr Schmerzen zuzufügen, würde seinen Kunden gewiss große Lust bereiten. Er hielt die Spitze seiner Zigarre über die Nippel des Mädchens und gab ihr mit dem Finger einen kleinen Klaps.
Kim keuchte auf, als die heiße Asche aus geringer Höhe auf ihre durch die Schwangerschaft ohnehin schon empfindsame Brustwarze niederging. Angst kämpfte nun mit Zorn. Verzweifelt zerrte sie an ihren Handschellen und verfluchte innerlich die Augenbinde, die sie daran hinderte, irgendetwas Effektives gegen diese Mistkerle zu unternehmen.
"Ich glaube Mädchen, wir beide werden noch eine ganze Menge Spaß haben", murmelte Ace, dann drückte er die glimmende Zigarrenspitze gegen ihre zarte Haut und entlockte ihr einen gellenden Schrei, während Igor und sein Meister zufrieden lächelten. Ihr entblößter Leib wandte sich wie ein Fisch am Harken. Von panischen Schmerzen getrieben, scheuerten sich die Gelenke des Mädchens an dem Metall der Handschellen blutig.
***
Panisch verzerrte sich das Gesicht, als es von einer kräftigen Hand unter Wasser gedrückt wurde. Die blauen Augen schienen aus den Höhlen zu quellen, während der Mund weit aufgerissen wurde. Die Angst zu ertrinken war eine der schlimmsten Urinstinkte des Menschen. Es war das Ausnutzen dieser Angst, die sich Alex zunutze machte.
"Wo ist sie?", rief er, als er Viktors Kopf aus dem Wasser zog. Seine Worte hallten durch das alte Fabrikgebäude, welches in einer verlassenen Gegend am Stadtrand lag. "Wo ist Kim!"
Alex hatte Viktor vor dessen Wohnung aufgelauert. Der Afghanistanveteran hatte keine Angst vor dem großen Berufsschläger. Das Überraschungsmoment und ein Elektroschocker waren auf seiner Seite gewesen. Nun lag Viktor auf einem Bett, welches wie eine Wippe auf einem Stahlrohr lag. Mit Spanngurten hatte Alex sein Opfer an diese improvisierte Folterbank gebunden, an dessen Kopfende befand sich eine angerostete Blechwanne, die mit Regenwasser gefüllt war.
Viktor spuckte und schnaufte panisch, sagte aber nichts. Auch er war ein Afghanistanveteran, wenn auch aus einem anderen Krieg. Er fluchte etwas auf Russisch, was Alex nicht verstand. Dieser Kerl war eine harte Nuss. Doch Alex wusste sehr wohl, dass dieser Kerl deutsch reden konnte und es auch würde. Es war ein brutaler Wettkampf, in dem nur darum ging, das Opfer durch die Angst gefügig zu machen, ohne es zu töten. Diesen Satz hatte er von einem CIA-Agenten gehört, als er außerhalb Kunduz unterwegs war.
"Wo ist Kim! Ich weiß, dass du es weißt!", schrie er den glanzköpfigen Kasachen an.
"Nicht wissen!", keuchte der bullige Mann.
Verärgert drückte Alex Viktor erneut unter Wasser. Er spürte wie das Opfer sich verzweifelt gegen die kräftig angezogenen Spanngurte wehrte. Der Winkel der Wippe verhinderte, dass das Wasser, welches in seinen Mund lief, weiter in seine Lungen kam. Diese Art des Waterboardings ermöglichte es, den Gefolterten stundenlang zu befragen, ohne dass er bleibende Schäden davon trug. Doch etwas verhinderte auch einen raschen Erfolg.
Er ließ Viktor wieder einige Atemzüge holen, während dieser eisern schwieg. In ihm kochte immer noch derselbe Zorn wie zu Beginn ihres perversen Spiels um die Kontrolle. Ein Zorn, der dem Mann die Kraft gab, der Folter zu widerstehen. Die beiden Männer blickten sich einen Moment lang in die Augen. Keiner sagte etwas und doch wusste Alex, dass dieser Mann von diesem Tag an für immer sein Todfeind sein würde. Aus Unbeholfenheit heraus hatte der junge Mann die Büchse der Pandora geöffnet und nun dämmerte es ihm, dass er den Plan nicht zu Ende gedacht hatte.
Er hatte dem Handlanger von Ace nur etwas Angst machen wollen. Er wollte nur wissen, wo dieser Kim versteckte. Diese Art der leichten Tortur schien ihm dafür das geeignete Mittel. Vielleicht war es das auch, doch diese Art der Folter brauchte Zeit und Geschick. Beides besaß der ehemalige Bundeswehrsoldat nicht, denn in der deutschen Armee war es nicht mehr üblich, seinen Soldaten einen Folterlehrgang zu offerieren. Und wie viel Zeit Kim noch hatte, wusste Alex nicht. Ace hatte das schwangere Mädchen irgendwohin verschleppt, da war er sich sicher. Was er jedoch mit ihr anstellen würde, blieb nur seiner Fantasie überlassen.
Wieder blickte er zu Viktor, der schnaubend dalag. Dieser muskulöse Kerl, der nackt auf seine improvisierte Folterbank gespannt war, war der einzige Schlüssel, der ihm in diesem Moment noch weiterbringen konnte. Wenn er Kim retten wollte, musste einen Weg finden, diesen Schlüssel zu drehen. Er musste sie und sein ungeborenes Kind retten, das war alles was zählte.
Alex griff in seine Jackentasche und holte sich Zigaretten und sein Feuerzeug. Er brauchte eine Kippe, auch wenn er eigentlich damit aufgehört hatte. Hastig zündete er sie an und nahm den ersten Zug. Der Rauch füllte seinen Lungen. Das Ritual half beim Denken. Ja, wirklich. Vielleicht, er blickte auf das Feuerzeug in seiner Hand, vielleicht war es wirklich an der Zeit die Samthandschuhe auszuziehen.
Mit der Zigarette im Mund ging Alex zu einem alten Ölfass, auf dem ein schmieriger Lappen lag. Seine Augen glänzten, als er mit dem in Öl getränkten Stück Stoff zurückkam. Zum ersten Mal flackerte so etwas wie Angst in den Augen des kasachischen Türstehers auf, als dieser plötzlich erahnte, welche perversen Fantasien sich in Alex wirrer Gedankenwelt gerade verselbstständigten. Bald erfüllten unmenschliche Laute die alte Industriehalle. Verzweifelte Schreie eines Menschen, der nur noch um Erlösung bettelte.
***
Wie ein lebloses Stück Fleisch schleifte Igor das Mädchen durch die Gänge des alten Bunkers. Kims nackte Haut war bereits an zahlreichen Stellen aufgerissen, als er die Stahltür öffnete und sie mit einem groben Stoß in die ungefähr drei Mal drei Meter große Zelle beförderte.
"Hier! Du bekommst Gesellschaft." Seine Worte waren nicht an Kim gerichtet, sondern an das ungefähr zwölf Jahre alte Mädchen, welches zusammengekauert auf einer Matratze saß. Ein weißes T-Shirt und ein großer Teddybär schienen alles zu sein, was dieses junge Geschöpf besaß, und woran sie sich klammern konnte. Langes blondes Haar fiel ihr ins Gesicht und verdeckte so einen Teil ihrer noch kindlichen Erscheinung. Igor lächelte sie an und das kleine Mädchen zuckte instinktiv zurück. Sie war froh, wie er die Zellentür wieder von außen Schloss und sie alleine mit der am Boden liegenden jungen Frau in dem dämmrigen Licht des Verlieses zurückließ.
Kim bemerkte sie anfangs gar nicht. Zu sehr war sie in ihrer kleinen Welt aus Schmerz gefangen, in die Ace sie mit großem Genuss gestoßen hatte. Erst als das Mädchen sich aus ihrer Ecke erhob und zu der neuen Zellenbewohnerin gekrochen kam, erkannte sie, dass sie nicht alleine war. Als Kim sich aus ihrer schützenden Embryohaltung aufrichtete, um das Mädchen besser im halbdunklen erkennen zu können, wich dieses sofort wie ein scheues Tier zurück.
"Hey, keine Sorge, ich tue dir nichts", meinte sie zu dem Mädchen. Ihre Worte klangen in diesem Moment fast wie Hohn. Kim lag mit Handschellen gefesselt und nur noch mit ein paar zerrissen Lumpen bekleidet auf der Seite. Ihre Brüste lagen frei und überall auf ihrer Haut waren die blutigen Striemen zu erkennen, die der Zuhälter ihr mit einer Peitsche verpasst hatte. Selbst wenn sie es wollte, hätte sie in ihrem momentanen Zustand niemandem etwas tun können.
Das Mädchen hatte wohl ungefähr das Alter von den jüngsten Mädchen in Kims kleiner Skatergang und in der werdenden Mutter zeigten sich erneut ihre führsorglichen Instinkte, die sie schon früher zu einer Anführerin werden ließen. In ihrer hilflosen Lage konnte sie jedoch kaum mehr, als sich unter Schmerzen aufrichten und sie mit wehmütigem Blick ansehen. Das Mädchen hatte zweifellos schon Schlimmes in diesen Mauern erlebt. Allein der Gedanke daran, was Ace und seine Leute hier mit einem Kind taten, ließ den Zorn des Straßenmädchens aufkochen. Dieses Gefühl verdrängte für einen Moment jede Pein und ersetzte diese durch Mordlust.
"Ich bin Kim", meinte sie, während sie sich mit der nackten Schulter an der der feuchten Betonwand aus dem Zweiten Weltkrieg abstützte.
"Olivia", meinte das Mädchen schließlich zögerlich. Im Gegensatz zu Kim war sie nicht gefesselt, doch sie schien immer noch von Angst paralysiert zu sein.
"Olivia, wie lange bist du schon hier?" Kim wollte mit ihr ein Gespräch anfangen. Sie wollte wissen, was diese Schweine getan hatten, und was sie mit ihnen noch vorhatten. Es war irgendwie seltsam. Jetzt, da Olivia bei ihr war, hatte sie selbst überhaupt keine Angst. Weder um sich, noch um das ungeborene Kind in ihrem Bauch. Dieses Mädchen galt es nun zu retten, genauso wie es Shiva zu retten galt. Sie selbst war in dieser Gleichung seltsam unbedeutend und entbehrlich. Vielleicht war es jene Todessehnsucht, die sie selbst aus ihrer Kindheit mit sich trug. Jenes dunkle Geheimnis, welches hinter Abenteuerlust und Überlebenswillen auf der Straße verborgen war. Jenes Geheimnis, welches mit einem Mann wie Ace zu tun hatte. Einem Mann, vor dem sie niemals mehr Angst haben wollte, seit er sie zum letzten Mal berührt hatte. Damals war sie ungefähr in demselben Alter wie Olivia jetzt.
"Zwei, zwei Wochen", stotterte das Mädchen.
Kim biss sich auf die Lippen, während sie die, von den Handschellen eingeschnürten Hände, zur Faust ballte. Der Schmerz war in diesem Moment so süßlich. Er erinnerte sie daran, dass sie den Zuhälter und seinen Schläger umbringen würde. Nicht weil sie es konnte, sondern nur weil sie es wollte.
"Sie werden uns töten, nicht?" Olivia blickte Kim mit großen, verweinten Augen an.
Kim wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie fand im ersten Moment keine Worte des Trostes. Nicht für sich und nicht für das kleine Mädchen, welches wie sie von den Monstern gefangen gehalten wurde. Sie wusste nur, dass sie kämpfen würde. Ace mochte sie geschlagen haben, aber er hatte sie nicht gebrochen.
***
Kim wusste nicht, ob Stunden oder Tage vergangen waren, seid der bullige Russe die Tür das letzte Mal geöffnet hatte um eine paar Sandwiches und ein paar Wasserflaschen aus Plastik in ihre Zelle zu werfen. Die Mädchen hatten sich inzwischen in einer Ecke zusammengekauert. Sie und Olivia zitterten nicht nur vor Angst, sondern auch vor Kälte. Kims Zorn, der sie anfangs gewärmt hatte, war nun verraucht und zurück blieb die übliche Leere, in der sich die Saat der Furcht gut entfalten konnte.
Sie blickte nun nicht mehr voller Hass sondern vielmehr ängstlich zu dem Mann auf, der ein paar Schritte in die Zelle gekommen war und die Gesichter von Olivia und ihr mit seiner Taschenlampe anleuchtete. Beide blonden Mädchen blinzelten ängstlich. Igor genoss diesen Moment. Er sog die Angst und die Macht, die er in diesem Moment fühlte, tief in sich auf. Und es erregte ihn.
Schließlich griff er mit seiner groben Hand, die Kim schon am eigenen Leib zu spüren bekommen hatte, hinab. Wollte er sie jetzt vergewaltigen? Ace hatte es ihm verboten, daran konnte sich Kim noch erinnern, während sie gefesselt von dem Zuhälter ausgepeitscht worden war. Der Gedanke sich diesem Monster hingeben zu müssen war widerlich. Igor griff jedoch nicht nach ihr, sondern packte Olivia am Arm und zerrte sie auf die Beine.
"Wir beide werden jetzt ein wenig Spaß haben", lächelte das Monster und Kim konnte das Aufblitzen seiner überraschend weißen Zähne erkennen. Ihr stockte der Atem. Er wollte doch nicht wirklich das Kind missbrauchen. Natürlich wollte er es. Kim hatte in den vergangenen Stunden das Schicksal des dreizehnjährigen Mädchens, welches vor zwei Wochen entführt worden war, einfach nur verdrängt.
Widerstandslos ließ sich Olivia mitnehmen. Kim spürte, wie sich ein schwerer Kloß in ihrem Hals bildete. Sie wollte kämpfen, wollte Olivia, die sie erst so kurz kannte, verteidigen. Sie wollte sie retten. "Halt!", war alles, was sie über die Lippen brachte.
Igor blieb mit dem Mädchen in der Tür stehen und sah sich etwas überrascht um. Die junge Frau war ohne die Hilfe ihrer Hände aufgestanden und blickte zu den beiden. "Was?", knurrte Igor sie an.
"Nimm mich", flüsterte Kim mit heiserer Stimme.
"Was?", meinte Igor, während er die Lampe auf ihren nackten Busen richtete.
"Lass die Kleine hier und ich blase dir den Schwanz, dass dir hören und sehen vergeht", erklärte Kim, die langsam ihre Stimme wieder gefunden hatte.
"Warum sollte ich?" Igor musterte sie nun skeptisch.
"Du fickst vielleicht gerne Kinder, aber gegen einen richtigen Blowjob, wo du mich tief in die Kehle ficken kannst, kommt dies nicht an. Und, wenn du nicht zufrieden bist, kann du sie dir ja immer noch vorknöpfen."
"Der Boss sagt, deine Fotze ist tabu", meinte der Russe nun ein wenig unsicher. Er wusste nicht, was Ace mit Kim vorhatte, aber für gewöhnlich hielt er sich an die Vorgaben seines Chefs, zumal der Zuhälter sowieso schon sauer wegen Kim war. Auf der anderen Seite war er alleine hier unten und die Schlampe hatte ihm gerade einen Kehlenfick versprochen. Wenn die das wirklich drauf hatte, würde er zum ersten Mal das bekommen, was er sonst nur aus Pornos kannte. Vielleicht hatte es doch etwas Gutes, dass er diese kleine Schlampe entführt hatte.
Kim bemerkte, wie der Schläger mit sich rang. Seine Hand lag immer noch auf Olivias Schulter, die hoffend zu ihr rüberblickte. "Du kannst es zumindest versuchen, mich in die Kehle zu ficken, manche Kerle haben ja nicht so lange Pimmel. Vielleicht schafft es deiner ja auch nur bis in meinen Rachen. Dann lutsche ich halt ein wenig, bis du kommst. Ich bin in jedem Fall besser wie die Kleine." Sie versuchte, den etwas einfältigen Kerl bei seiner Männlichkeit zu packen. Es klappte. Er stieß das Mädchen zurück in die Zelle, griff stattdessen Kim und verließ mit ihr das Loch. Sie hatte gesiegt. Ein kleiner Sieg und nun musste sie den Preis dafür zahlen.
***
Nur eine Lampe hing von der Decke und erhellte den Raum mit surrealem Licht, welches durch die geöffnete Tür in den dunklen Gang zu verschwinden schien. Im Lichtkegel der Lampe stand die junge Frau in ihren zerrissenen Klamotten. Deutlich waren ihr die Spuren der vorangegangenen Misshandlungen anzusehen. Vor ihr stand der bullige Igor. Er hatte sie in die spärlich möblierte Kammer des unterirdischen Komplexes geführt. Was sie dort erwartete, wusste sie nicht. Kim zweifelte jedoch nicht an ihrer Entscheidung, sich für Olivia zu opfern. Nein, es war nicht nur ein Opfer. Sie wollte dem Loch entkommen, in der sie keinerlei Kontrolle hatte. Ihr unerschütterliches Selbstbewusstsein erregte den Schläger des Zuhälters dabei zusätzlich. Lüstern packte er seinen Schwanz aus, während er auf das mit Handschellen gefesselte Mädchen blickte.
Sie hielt seinem Blick stand und zeigte nun all den Trotz und die Verachtung, die sie für ihn empfand, was nicht nur seine Lust, sondern auch seinen Zorn beflügelte. Seine Hose glitt über seine Hüften hinab bis zu seinen Waden. Igor griff nach der Pistole, die neben ihm auf dem Schreibtisch lag und richtete sie auf Kim. Ihr Blick wanderte nun zwischen der Waffe und dem Glied des Mannes. Sie sollte Angst haben, aber Kim zeigte kein Anzeichen davon. Jetzt war es Igor, der etwas Unsicherheit zeigte.
"Komm her, Schlampe!", befahl er ihr mit einem plötzlichen Zittern in der Stimme. Sie schritt auf ihn zu. Mit ihren grünen Augen wirkte sie auf ihn nun fast bedrohlich. "Knie dich hin, und blas mir jetzt einen. Und keine Dummheiten! Wenn ich deine Zähne spüre, spürst du ne Kugel!"
In einer Hand hielt er noch immer die Pistole auf Kim richtet, während er die andere auf ihre Schulter legte. Seine Hand fühlte sich grob und rau auf ihrer Haut an. Seine Worte machten ihr keine Angst. Fast hätte sie ihm ins Gesicht geschrien, dass er doch abdrücken sollte. Sie ließ es, um ihn nicht weiter zu provozieren. Der Tod war zwar schon oft ein verlockender Gast für die junge Frau gewesen, doch sie dachte in diesem Moment an Olivia und der Hass siegte über jenes latente, morbide Gefühl. Mit bestimmendem Druck gab er ihr zu verstehen, sich vor ihm hinzuknien. Sie gehorchte und ließ sich vor ihm auf dem Boden nieder.
"Los! Fang an!", fauchte er und setzte mit einer Hand die Waffe an ihre Schläfe.
Zögerlich beugte sich Kim vor und nahm sein Glied zwischen ihre Lippen. Das Gefühl einen Schwanz im Mund zu haben, war ihr nicht fremd. Auch wenn dieser Schwanz ungewaschen war und sein Geruch auf mangelnde Körperhygiene schließen ließ. Kim kniete vor dem Russen und begann das Fleisch des Mannes aufzunehmen. Der Geschmack wurde von ihrem innewohnenden Hass überlagert. Igor war ein Schwein und sie hatte seinen Schwanz im Mund. Sie könnte einfach zubeißen, doch sie tat es nicht. Stattdessen umspielte sie intuitiv sein Geschlecht mit ihrer Zunge. Rasch gewann es an Härte und der bullige Mann lehnte sich etwas entspannter an den Schreibtisch, während seine Pistole immer noch an den Kopf des Mädchens gedrückt war.
Kim konnte seinem Stöhnen entnehmen, dass es ihm gefieund machte weiter. Sie ließ ihn ihre Zunge und ihre Lippen spüren, blendete den Ekel aus. Sein ungezügeltes Verlangen wuchs. Er griff ihr nun ins blonde Haar und drückte seinen Schwanz mit Gewalt tiefer in ihren Rachen und zwang sie zu dem, was sie ihm versprochen hatte. Das Mädchen musste würgen, doch es kümmerte ihn nicht. Im Gegenteil, je mehr sie es zuließ, umso mehr nahm er sich.
Minuten vergingen und der Speichel tropfte ihr aus dem Mund, während sein Schwanz bis tief hinein in ihren Mund drang und ihr die Luft raubte. Sie wehrte sich nicht gegen sein brutales Vorgehen, auch wenn ihre Handgelenke sich bei der Tortur allmählich an den Handschellen wundscheuerten. Hass und Tränen formten ihr Antlitz. In ihrem Herzen brodelte es wie in einem Dampfkochtopf, dem man das Sicherheitsventil entfernt hatte.
Igor hingegen empfand nichts weiter als Lust. Das Gefühl, diese Wildkatze unterworfen zu haben, breitete sich in ihm aus. Sie kniete vor ihm und ließ sich so wunderbar in ihre Kehle ficken, wie er es bis dahin noch nie erlebt hatte. Er hatte wirklich die Kontrolle, er spürte die Macht, die er sonst nur selten hatte. Für Ace war er nur ein Laufbursche. Nun mit der Waffe in der Hand und dem Mädchen am Boden, hatte er das Gefühl, wichtig zu sein. Immer näher kam er seinem Orgasmus, der sich bereits mit lautem, rhythmischen Stöhnen ankündigte. Auch auf Igors Lippen hatte sich inzwischen Speichel gebildet. Mit halb offenem Mund presste er die Luft aus seinen Lungen, während er Kims Kopf nun mit beiden Händen fest auf sein Glied presste und dabei die Waffe nur noch als lästiges Beiwerk in der Hand hatte.
Dann war es soweit. Der Moment des Höhepunkts war erreicht. Igor keuchte und schnaufte. Sein Schwanz begann zu pulsieren und der Saft machte sich auf den Weg in die Kehle des Mädchens. Da zerriss ein Schuss das lüsterne Treiben, als sich Igors Hand plötzlich verkrampfte. Ungezielt raste die Kugel in die Wand, während zugleich ein Urschrei aus den Lungen des bulligen Mannes drang. Kim fuhr mit dem Kopf zurück und schlug damit die Waffe aus Igors Hand. Mit lautem Krach landete die Waffe auf dem Boden und schlitterte unter den einen der Schränke.
Immer noch fassungslos stand der Hüne vor ihr, als sich die athletische junge Frau erhob und ihr Knie in die ungeschützten Hoden des Mannes rammte. Einmal, zweimal, dreimal, dann fiele er bewusstlos vor Schmerz zu Boden. Noch einmal trat sie mit voller Wucht gegen seinen Unterleib. Kein Mitleid war in ihren Augen zu erkennen. Kim spuckte aus. Blut und Sperma hatten ihren Mundraum gefüllt, als sie mitten in dem Höhepunkt mit voller Kraft auf das pralle Glied gebissen hatte. Sie hatte den Moment abgewartet, hatte darauf gewartet, dass er die Waffe von ihrer Schläfe nahm und sich seinem Höhepunkt hingab.
***
Der Geschmack des Mannes war noch immer allgegenwertig, während sie sich die Handschellen mit Igors Schlüssel mühsam öffnete. Igor selbst lag in einer Lache seines eigenen Bluts und Erbrochenem, welches aus seinem Mund quoll. Als Kim zugebissen hatte, hatte sie offenbar einige Blutgefäße erwischt, die nun zu einer unkontrollierten Blutung an seinem Penis führte. Ihr war es gleich. Hauptsache, sie war die Handschellen los.
Nachdem sie sich befreit hatte, war es an der Zeit, sich um Olivia zu kümmern. Mit Igors Schlüsselbund bewaffnet, eilte Kim hinaus um das Mädchen zu retten. Sie wollte gar nicht daran denken, was dem Mädchen hier vielleicht schon alles angetan wurde. Sie hoffte, dass Igors Geschlecht durch ihre Attacke bleibende Schäden davon trug. Kastration war für ein solches Schwein noch eine geringe Strafe.
"Komm, wir müssen los", meinte Kim, als sie Olivias Zelle öffnete und das am Boden kauernde Mädchen entdeckte. Sie merkte dabei überhaupt nicht, wie sehr ihre eigene Stimme zitterte. Das Mädchen starrte Kim erst einmal einen Moment lang an. An ihren Mundwinkeln hatte sie immer noch Igors Blut, welches ihrem Anblick weiter entstellte. "Jetzt komm, wir müssen hier abhauen."
Nur zögerlich erhob sich die Kleine und ließ sich von Kim mitschleifen. Mehrmals verliefen sich die Beiden bei ihrer Flucht durch das unterirdische Verlies. Sie stießen auf Folterkammern und Spielwiesen, die ihnen Angst und Antrieb zugleich waren. Hier drinnen zu enden war keine Option. Sie mussten fliehen, koste es was es wollte. Der alte Nazibunker offenbarte sich als wahres Labyrinth. Symbole des 3. Reichs zeugten von der braunen Vergangenheit jenes Gewölbes, welches nichts von seinem Schrecken verloren hatte.
"Wie kommen wir hier heraus?", fragte Olivia ängstlich, als sie sich erneut vor einer verschlossenen Panzertür befanden, die ihnen den Weg abschnitt. "Die werden uns doch sicher suchen?"
Kim dachte an Igor, den sie in dem Büro zurückgelassen hatte. Er würde sicher bald zu sich kommen. Sie bereute es irgendwie, dass sie nicht den Mut gehabt hatte, ihn zu töten. Die Handschellen würden ihn bestimmt nicht lange festhalten. "Wir schaffen das schon. Außerdem, wenn wir uns hier verlaufen, dann werden die Männer uns hier drinnen auch nicht finden."
Olivia lächelte zaghaft, als sie zu Kim aufblickte. Ein Moment der Hoffnung spiegelte sich in ihren Augen wieder. Doch plötzlich jagte ein neues Geräusch Angst in die Augen des Mädchens und auch Kim erstarrte. Das laute Bellen eines Hundes hallte durch den Bunker.
***
Das Hundegebell jagte bedrohlich durch die Gänge, während Olivia und Kim einfach nur liefen. Sie hasteten vorbei an alten Naziinsignien, die auch nach fast einem Jahrhundert ihre Schrecken nicht verloren hatten. Sie wussten nicht, wohin sie das in Beton gegossene Labyrinth führte. Sie wussten nicht, wieviele sie verfolgten. Sie spürten nur die Angst, die nun plötzlich von ihnen Besitz ergriffen hatte. Ihre Herzen pulsierten. Schweiß schoss aus ihren Drüsen. Beide wussten, dass es um alles ging. Ihr Leben, ihre Freiheit, einfach alles. Ihre Muskeln schmerzten, ihre Lungen brannten, doch sie ignorierten es.
Kim hielt die Hand des Mädchens fest umschlossen. Sie wollte sie nicht verlieren, sie nicht in den Händen jener perversen Männer zurücklassen. Sie selbst trug auf ihrer entblößten Haut die deutlichen Spuren ihrer Misshandlung, die der Zuhälter Ace und seine Männer ihr zugefügt hatten. Das Blut eines der Männer klebte an ihren Mundwinkeln und verlieh der jungen Frau die Fratze einer Furie. Ihre Angst galt nicht ihrem Körper, nicht dem ungeborenen Leben in ihr. Ihre Angst galt alleine Olivia. Sie wollte das Mädchen retten, auch wenn sie es kaum kannte. Aber in Wirklichkeit war es nicht Olivia, die sie retten wollte. Nein, das Mädchen um dessen Schicksal sie kämpfte, war schon lange Tod. Ein Geist der Vergangenheit, der Kim verfolgte und antrieb.
Sie kamen in einen Gang, aus dem es nur einen einzigen Ausgang zu geben schien. Kim griff nach dem Riegel und mit vereinten Kräften öffneten sie das große Tor, welches zu einem Saal führte, der durch mehrere Lampen in ein surreales Licht getaucht wurde. Das Gekeife des Hundes wurde immer lauter. Bevor sie sich noch in dem, von roten Hakenkreuzen geschmückten, Raum umsehen konnten, versuchten die Mädchen hastig das Tor hinter ihnen wieder zu schließen. Doch zu spät.
Die Bestie sprang durch einen Spalt hindurch, der gerade noch groß genug war für den drahtigen Körper des Deutschen Schäferhunds. Er schnappte nach Olivia, doch verfehlte er das Mädchen im Flug und landete auf dem mit Marmor ausgekleideten Boden. Vor Angst erstarrt drückte sich das Mädchen gegen das halb offene Tor, während der von dem Zuhälter scharf gemachte Hund die Zähne fletschte. Dieses Tier hatte nichts mehr von dem edlen Charakter eines Hundes. Mit Gewalt war dieses Wesen zu einer Waffe geformt worden, die nun bereit war, im Auftrag seines Herrn auf alles und jedes loszugehen.
"Komm, du dumme Töle!" Erst wollte sich die Beste auf Olivia stürzen, doch Kim hatte die Situation begriffen und lief fluchend davon, was die Aufmerksamkeit auf sie lenkte. Der Hund wechselte das Ziel und hastete ihr über den roten Teppich nach. Kim eilte die Stufen hinauf zu einer Art Schrein, über dem die mannsgroße Abbildung eines Reichsadlers zu sehen war, der von mehreren SS-Standarten und großen Hakenkreuzflaggen flankiert wurde. Sie hatte keine Zeit sich über die morbide Symbolik Gedanken zu machen und griff einfach nach einer der Standarten.
Kim riss die, wie einen Speer geformte, Standarte aus der Halterung. Gerade noch rechzeitig richtete sie die versilberte Spitze auf den heranstürmenden Hund, der sie mit seinem furchterregendem Gebiss anstarrte, als wolle er sie bei lebendigem Leib verschlingen. Anstatt sie zu beißen und seine scharfen Zähne in ihr Fleisch zu jagen, schnappte der Schäferhund nun nach der Lanze. Er erwischte die kleine Hakenkreuzflagge und zerfetze sie augenblicklich.
Olivia schrie laut auf, doch Kims Aufmerksamkeit war nur auf die Bestie gerichtet. In einen Kampfrausch verfallen kannte diese nur ein Ziel. Sie wollte sich auf die junge Frau stürzen, so wie man es ihr antrainiert hatte. Die scharfen Zähne gierten nach ihrem Arm und packten zu, während Kim eine Drehung vollführte. Durch diese kratzen seine dolchartigen Zähne jedoch nur über ihre Haut und konnten sich nicht in das darunterliegende Gewebe verbeißen.
Kim keuchte mit schmerzverzerrter Miene auf, während der Hund laut aufheulte, als er gegen die Wand krachte. Sie ignorierte den Schmerz an ihrem Unterarm so gut es ging und richtete die Lanze erneut auf den Schäferhund aus, der sich zu einem neuen Sprung bereit machte. Einen kurzen Moment belauerten sie sich. Blut füllte die Kratzer und tropfte auf den Marmorboden, dann entschied der Bruchteil einer Sekunde. Kim machte einen Ausfallschritt und trieb dem Kampfhund die Metallspitze in die Brust.
"Nein!", schrie eine laute Männerstimme, während die kampftrunkene Bestie winselnd zusammenbrach. "Dafür wirst du bezahlen, Schlampe!" Im selben Moment fiel ein Schuss, und Kim stürzte getroffen zu Boden. Die als Speer missbrauchte Standarte entglitt ihrer Hand.
"Nein!", kreischte Olivia.
Benommen blickte Kim zum Tor, während sie sich die blutige Wunde am Oberschenkel hielt. Das Mädchen eilte zu ihr und kniete sich schützend neben sie. Hinter ihr stand Ace und hielt eine Pistole in der Hand. Fassungslos blickte Kim zu dem Zuhälter. Das Blut quoll zwischen ihren Fingern hindurch. Es war viel Blut, aber seltsamerweise empfand sie in diesem Moment keinen Schmerz. Ihr Körper fühlte sich auf einmal so unnatürlich kraftlos an. Olivia hatte einen Arm um sie gelegt und drückte ihren zarten Mädchenkörper an sie. Sie realisierte es kaum, sie hörte das Winseln des Hundes nicht, der auf dem Boden lag, die Spitze noch immer in seiner Brust.
Mit großen leeren Augen blickte sie hinauf zu dem Mann, der langsam auf sie zu kam. Schritt für Schritt, kam er näher. Sie hörte das Pochen ihres Herzens. Er richtete die Pistole genau zwischen ihre grünen Augen. Sie weigerte sich die Augen zu schließen, weigerte sich den Tod zu akzeptieren, und doch fühlte sie seine Nähe. Es war ein kurzes, schnelles Leben für die Skaterin. "Live fast, die young", war ein geflügelter Spruch. Für sie wurde er nun zur grausamen Realität.
***
"Soll leicht kommst du mir nicht davon, Fotze!", fauchte Igor, der hinter Ace in den alten Nazischrein humpelte. Seine Hose war blutgetränkt und er musste sich auf einen Baseballschläger stützen. "Lass sie uns schön langsam töten, Boss!", forderte der von Kim entstellte Handlanger. "Bitte, Boss. Lass mich mit ihr meinen Spaß haben, nach dem sie mir fast den Schwanz abgebissen hat!"
Ace blickte zu seinem schwer verwundeten Hund und nickte. Der Hund war noch jung, doch er bedeutete ihm viel. Sein Blut floss und tränkte den roten Teppich, mit dem der Zuhälter diesen alten Empfangssaal des Nazibunkers ausgestattet hatte. Ace war zwar kein Nazi, aber er kannte viele wohlhabende Männer, die diese Kulisse für ihre perversen Spielchen liebten und dafür eine Menge Geld zahlten. Nun hatte eine der Requisiten das Schicksal seines geliebten Hundes besiegelt.
"Mach mit ihr, was du willst", meinte er knapp. Das niedergeschossene Mädchen sollte dafür büßen. Er fluchte leise, dass er nicht früher abgedrückt hatte und sich lieber das Schauspiel ansehen wollte, wenn sein Hund das dumme Ding zerfleischt. Nun, Igor würde sie bestimmt büßen lassen. Er griff Olivia fest ins Haar und riss sie von Kim los. Für das kleine Mädchen hatte er noch Verwendung, während die andere nur noch Abfall war, der in seinen Augen entsorgt werden sollte.
"Nein, nein!", brüllte Olivia und wehrte sich überraschend heftig, auch wenn sie natürlich keine Chance gegen den brutalen Griff des Zuhälters hatte. Trotzdem hatte er Mühe, sie zu bändigen. Sein Handlanger indes trat an ihm vorbei und hob seinen Baseballschläger, sodass Kim ihn sehen musste.
"Siehst du diesen Kolben?", meinte Igor, in dessen Augen inzwischen der blanke Wahnsinn lauerte. "Siehst du ihn? Ich werde ihn dir gleich in die Fotze rammen, bis er dir zum Hals raus kommt. Ich werde dich pfählen und ausweiden, während du darum bettelst, dass ich dich töte."
Kim hätte vermutlich Angst zeigen sollen, doch sie war inzwischen zu schwach dafür. Ihr erschöpfter Körper hatte viel Blut verloren, trotzdem kämpfte sie gegen die drohende Ohnmacht an. Sie wollte dem Tod so lange es ging ins Auge sehen. Sie glaubte nicht an ein Leben danach. Sie glaubte nicht an Gott. Sie hoffte nur noch, dass Olivia irgendwie überleben würde. Da erschien das Bild des Kindes, welches in ihr zu leben begonnen hatte und zauberte doch noch eine Träne auf ihr ansonsten bleiches Gesicht.
Igor lächelte mit blutdürstigem Blick. Er wollte sich an ihr rächen und die Träne befeuerte seine Befriedigung. Das Kokain, welches er sich gerade erst reingeschnupft hatte, um den Schmerz zu vergessen, entfaltete seine Wirkung und ließ ihn unter der Hakenkreuzflagge einen Moment der Allmacht erleben. Er beugte sich hinunter zu seinem Opfer und streichelte mit seinen großen, groben Fingern über ihren blutverschmierten Körper. Nur am Rande nahm er den einzelnen Schuss hinter sich war, der Olivias Schrei verstummen ließ.
Nur noch leises Wimmern war zu hören. Kim war kurz zusammengezuckt, als sie den Schuss gehört hatte. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf. Nun war alles vorbei. Das Ende.
"Wir beide werden nun noch viel Spaß haben", flüsterte er und streichelte Kim durch ihr blondes Haar und fuhr ihr über die Wange. "
Eine Hand legte sich auf seine Schulter und eine Stimme sagte. "Das glaube ich nicht."
***
Blaulicht erhellte den Nachthimmel und fing sich in den hohen Bäumen, die die Villa umgaben. Krankenwagen und Polizeiautos standen in einer chaotischen Anordnung auf dem Parkplatz. In dem Chaos von Scheinwerfern und der Einsatzkräfte fiel Kommissar Wilhelms nicht weiter auf, als er in einem Bus die Aussage einer Nutte aufnahm. Sie war fast noch ein Kind und zitterte am ganzen Körper. Er vermutete, dass ihr Stoff langsam nachließ, denn die Einstiche an ihren Armbeugen sprach eine eindeutige Sprache.
Sandy war in eine Decke gehüllt, die ihr jedoch nur unzureichend Wärme schenkte. Unter der Decke trug sie nur ein paar Stofffetzen, die man wohl als Arbeitskleidung verstehen konnte. Wilhelms nahm an, dass sie noch nicht lange bei Ace gearbeitet hatte, denn ihr Körper war von dem Drogenmissbrauch kaum entstellt. Sie war noch ein halbes Kind, auch wenn ihr Ausweis sie als fast neunzehn auswies.
Dieses kranke Schwein ließ kannte wirklich keine Skrupel. Der Kommissar hörte sich das zusammenhanglose Gebrabbel des drogensüchtigen Mädchens an, ohne sich wie gewöhnlich Notizen zu machen, sodass nur das Tonband ihre Aussage festhielt. In Gedanken war er noch im Keller jenes düsteren Ortes, denn das Gesehene erschütterte selbst diesen erfahrenen Beamten. Kurz nach dem Eingang des Notrufs war er mit dem SEK losgefahren. Was sie vorgefunden hatten, war kein Tatort sondern ein Schlachtfeld.
Der alte Nazibunker war mit Blut getränkt. Zwei Tote, zwei Schwerverletzte und eine davon noch dazu ein vierzehn Jahre altes Mädchen. Die beiden Toten sahen so aus, als hätte man sie mit großer Lust getötet. Von dem Täter jedoch fehlte jede Spur, auch wenn sie im Büro des Zuhälters einen Computer fanden, der Hinweise auf ein weiteres totes Mädchen gab. Vermutlich hatte es derselbe Mann geschrieben, kurz, nachdem er aus dem Büro den Notruf gewählt hatte. Vielleicht konnte die Spurensicherung auf der Computertastatur Hinweise finden, die zu dem Autor jenes ominösen Schreibens führte, worin die Lage eines vermissten Mädchens beschrieben wurde.
Wilhelms wusste jedoch nicht, ob er ihn wirklich finden wollte. Wer auch immer Ace und seinen Handlanger hingerichtet hatte, hatte dabei der Welt einen Gefallen getan. Dieser Abschaum verdiente in den Augen des Polizeibeamten nichts besseres, auch wenn er diese Meinung nie nach außen hin vertreten durfte. Zwangsprostitution von Kindern war in seinen Augen das schlimmste aller Verbrechen. Er wusste nicht, ob er einen Mörder oder einen Helden suchte. Vermutlich beides.
Er brach die Befragung der Nutte ab und verließ den Bus, als die Sanitäter eine Trage aus dem Haus herausbrachten. Es war eines der Mädchen, die sie im Keller blutüberströmt und unter Schock vorgefunden hatten. Die andere war bereits mit dem Hubschrauber in die Klinik geflogen worden, während die Sanitäter und Ärzte die Kleine Vorort versorgt hatten. Das Blut, welches sie bedeckt hatte, war offenbar nicht ihr eigenes und so waren es mehr die seelischen Wunden, die es zu behandeln gab. Er wusste nicht, wann man sie befragen konnte, auch wenn sie eine wichtige Zeugin war. Der Mensch siegte über den Ermittler und so stellte er ihr keine Fragen, sondern eskortierte sie zusammen mit den anderen zu einem Rettungswagen, der danach unter Polizeischutz losfuhr.
**
Abgeschottet von der Polizei lag Kim mehrere Tage alleine in einem Zimmer im Krankenhaus. Die Ärzte hatten ihre Wunden versorgt und so wie es aussah, würde sie auch das Kind behalten. Nur am Rande bekam sie den Tumult mit, der sich der ganzen Affäre entwickelt hatte.
Olivias Rettung war das große Thema in den Medien und auch das Massaker in der alten Nazivilla wurde thematisiert. Die Presse fand heraus, dass dieses Anwesen, welches einst einem NSDAP Bonzen gehört hatte und von der Gestapo genutzt worden war, in den späten 40er und 50er Jahren auch der CIA als Sitz diente. Rasch wurden Namen wie das Höllenloch bekannt. Immer neue Details wurden gefunden und erfunden, bis es irgendwann einmal niemanden mehr interessierte.
Von Silvia Prinker wurde nur am Rande berichtet. Auch sie war ein Opfer jenes Hauses, doch niemand schien sich wirklich für das Straßenmädchen zu interessieren, die Tage später in einem Wald verscharrt aufgefunden wurde. Kim jedoch fühlte den Schmerz tief in ihrer Brust. Der pulsierende Schmerz in ihrem Bein war plötzlich allgegenwärtig, während sie hilflos mit einem Gefühl des Versagens konfrontiert wurde. Sie dachte an Shivas Großmutter und all die Mühen, die sie auf sich genommen hatte, um das Mädchen zu retten, das zu dem Zeitpunkt bereits ermordet worden war. Warum hatte sie das Mädchen nicht viel früher unter ihre Fittiche genommen? Es hatte etwas von Schuld an sich, auch wenn sie selbst Shiva niemals etwas angetan hatte.
Ansonsten ging es Kim im Krankenhaus nicht schlecht. Mehrfach hatte sie Besuch von Prominenten, die sie nicht kannte. Blumen schmückten ihr Zimmer und sogar der Innenminister und sein Staatssekretär kamen zu Besuch. Sie wurde gelöchert und sollte Fragen nach ihrer Verschleppung und ihren Kidnappern beantworten. Die Polizei interessierte sich besonders für den ominösen Täter, der Ace und Igor erschossen hatte. Offenbar hatte dieser Kerl, von dem es keine anderen Indizien gab ein ganzes Magazin in die Körper seiner kriminellen Opfer gefeuert, bevor er ihnen den Gnadenschuss gab.
Da Olivia offenbar das Bewusstsein verloren hatte, als Ace sein Blut über ihren Körper verspritzt hatte, war Kim die einzige verbliebene Zeugin. Kommissar Wilhelms befragte sie oft, wobei er recht freundlich war. Kim war für viele schließlich eine Heldin. Es war ein gutes Gefühl, auch wenn Polizei und Reporter nun begannen, in ihrer Vergangenheit zu stöbern. Man wollte wissen, wer sie war. Man wollte wissen, wieso sie nach Shiva gesucht hatte und wie sie in die Hände des Zuhälters gefallen war. Die Skaterszene in der Stadt wurde befragt und Freunde interviewt. Da sie sich weigerte einen Nachnamen zu nennen, blieb die Frage nach ihrer Herkunft jedoch offen. Genau wie die Frage nach dem Täter oder nach ihrer Beziehung zu Shiva.
Während sie sich anfangs noch mit tatsächlicher und vorgetäuschter Erschöpfung aus der Affäre ziehen konnte, wurden die Fragen bald immer eindringlicher. Beamte von anderen Dienststellen waren weit weniger sensibel als Wilhelms, der wohl mehr Interesse an den Hintermännern und Kunden von Holger Krauwall, wie Ace mit bürgerlichem Namen hieß, hatte, als an seinem Mörder. Ganz im Gegenteil zum Innenministerium, welches die Ermittlungen vor allem in diese Richtungen forciert sehen wollte. Gerüchte kamen auf, dass Ace in Wirklichkeit nur ein Bauernopfer war und auch Kims Rolle wurde mehr und mehr infrage gestellt.
So war sie froh, als Olivia zusammen mit ihren Eltern zu Besuch kam. Für die beiden Schicksalsgefährtinnen war es ein Moment des Glücks. Keine Fragen, nur das Gefühl überlebt zu haben. Für Olivias Eltern war Kim eine Heldin und dank ihnen war dies auch das Bild in der Presse, während die Polizei in ihr eine Verdächtige sah. Sie erfuhr nun auch mehr über Olivia. Man hatte das Mädchen nach der Schule entführt und über eine gefälschte Facebook Nachricht die Polizei und ihre Eltern glauben gemacht, dass sie von Zuhause fortgelaufen sei.
Olivia verbrachte fast einen ganzen Tag bei Kim im Krankenhaus. Sie hatte sich ausreichend von ihrer Schusswunde erholt, um mit ihrer neuen Freundin durch das Krankenhaus gehen zu können. Gemeinsam tranken sie eine Cola und schwatzten über belangloses Zeug. Über das Geschehende unterhielten sie sich jedoch nicht. Es war wie ein stiller Pakt des Schweigens, der unausgesprochen zwischen ihnen lag. Ein Pakt, der kein Siegel und keinen Schwur brauchte. Sie wussten einfach, dass sie darüber nicht weiter sprechen mussten. Sie wussten, dass das Geschehene für immer ihre Leben verändern würde.
Als die Krankenschwester ein paar Tage später in Kims Zimmer kam, war diese verschwunden. Sofort wurde eine Suche nach dem blonden Mädchen eingeleitet. Eine Spur führte nach Polen und in die Ukraine. Kim hatte dort angeblich Verwandte. Noch einmal kochten die Medien Kims Verschwinden auf. Noch einmal zeigten sich alle besorgt und verstört. Dann nahm das Interesse jedoch rasch ab und die Skaterin wurde vergessen.
***
Wilhelms schloss die dicke Akte mit einem Seufzen. Es fühlte sich nicht richtig an, aber mit seiner Beförderung und Versetzung würde er sich nicht mehr weiter um den Fall kümmern können. Beförderungen hatten etwas Seltsames an sich. Man hofft auf sie, doch wenn sie kommen, scheinen sie einem auch nicht willkommen.
Er legte die Akte weg. Es war nicht mehr sein Fall. Gestern hatte er persönlich eine Belobigung durch den Innenminister erhalten, auch wenn er eigentlich nicht viel aufklären konnte. Von dem unbekannten Täter, von Kim aber auch von Aces weiterem Handlanger Victor fehlte jede Spur. Es war fast so, als hätte der Himmel sie verschluckt. Keiner der durch die Spuren ermittelten Gäste der Schreckensvilla war zur Verantwortung gezogen worden, da man ihnen den einzelnen Missbrauch nicht nachweisen konnte. Viele der Spuren waren immer noch unbekannt, da Vergleichsproben fehlten.
Der Fall rund um das Skatermädchen blieb mysteriös. Immer wieder überlegte der Kommissar, noch einmal in die Akten zu blicken, während er seinen Schreibtisch aufräumte. Sein neuer Job würde ihn weit weg von der Ermittlertätigkeit in ein Büro der Hauptstadt führen. Ein wichtiger Karriereschritt, der mit einer wesentlich besseren Bezahlung und geregelten Arbeitszeiten verbunden war. Ihn wurmte es ein wenig, dass er den Fall nicht abschließen konnte, aber er wäre ein Idiot, wenn er wegen eines Falls auf die Chance seines Lebens verzichten würde.
Er löschte das Licht und schaltete den Monitor aus. Mit etwas Wehmut hob der den Karton mit seinen persönlichen Sachen auf und verließ sein Büro. Die meisten seiner Kollegen waren schon gegangen und hatten sich bereits zuvor von ihm verabschiedet. Er ging die Treppe hinunter und durch die Vordertür hinaus. Es war schon dunkel und regnete leicht. Noch einmal warf Kommissar Wilhelms einen Blick zurück. Sein Instinkt sagte ihm, dass etwas falsch war. Der Fall der Skaterin war noch nicht zu Ende.
***
Friedrich Reich verließ, wie jeden Dienstagabend, sein Büro alleine. Er schaltete sein Handy aus und zündete sich eine Zigarette an. Niemand sollte ihn heute Nacht stören. Er trug einen weiten Mantel und einen Hut. In diesem Outfit hätte er gut in einen Agentenroman gepasst und vielleicht war auch dies ein Teil des Kitzels, der ihn zu seinen wöchentlichen Ausflügen antrieb. Schon vor seinem Amt als Staatssekretär im Innenministerium hatte er es geliebt, sich einmal die Woche zu entspannen. Seine Frau und seine Kinder dachten, er würde länger arbeiten, während er seinen geheimen Fantasien folgen konnte.
Der Mann von Anfang Fünfzig stieg in seinen BMW. Ein schnittiges Auto aus seiner Heimatstadt. Ein stolzes Statussymbol für einen Mann, der alles geschafft hatte. Er fuhr stadtauswärts. Der Verkehr auf der Bundesstraße war um diese Uhrzeit nicht besonders dicht. Sein schwerer Wagen lag gut auf der Straße und ließ ihn zügig vorankommen. Das schlechte Herbstwetter machte ihm dabei wenig aus. Er genoss es sogar. Die Elektronik des Autos steuerte den Wagen zügig und sicher um die Kurven.
Rasch verließ er das bebaute Gebiet. Nur noch vereinzelt waren Abzweigungen zu sehen, die in kleine Ortschaften führten. Im Sommer wurde die Strecke oft von Touristen genutzt, die dem Stadtleben entfliehen wollten. Um diese Jahreszeit jedoch hatte er die Straße für sich alleine. Zumindest fast. Im Rückspiegel sah er das Licht eines weiteren Wagen, der wohl den gleichen Weg fuhr.
Friedrich fragte sich, ob der Fahrer dasselbe Ziel wie er hatte? Unwahrscheinlich. Hermans Haus war in gut betuchten Kreisen ein Geheimtipp für all jene, die den besonderen Spaß suchten. Er selbst nutzte diesen Ort nun häufiger. Die Vorfälle der letzten Monate zwangen ihn dazu. Hermans Haus war nicht schlecht. Die Mädchen waren jung, wenn auch für seinen Geschmack zu willig. Dass es sich bei den meisten Dingern um Osteuropäerinnen handelte, die kaum Deutsch sprachen, störte den Staatssekretär am meisten.
Kilometer um Kilometer legte das Auto zurück. Wie Geister einer vergangenen Zeit erschienen die mächtigen Alleebäume kurz im Lichtkegel seines Autos, nur um dann wieder in der Dunkelheit zu verschwinden. Die Monotonie der regennassen Straße ließ ihn in Erinnerungen schwelgen. Er dachte an das Mädchen, Silvia, wie er später erfuhr. Er dachte an die Augen des Mädchens, die ihn leblos anstarrten, während er auf ihr lag. Schmerz und Erlösung lagen in den Augen des Engels, während seine Hände immer noch um ihre Kehle geschlungen waren. Der Gedanke daran ließ sein Glied vor Erregung schmerzen. Es war ein einmaliges Erlebnis, aber ein Erlebnis, welches er wiederholen wollte. Die Beweise und Zeugen für seine Tat lagen längst unter der Erde oder waren sonst irgendwie vernichtet worden.
Plötzlich, wie aus dem Nichts tauchte ein greller Scheinwerfer in seinem Rückspiegel auf, als ein anderer Wagen an ihm vorbei zog. In Gedanken versunken hatte er ihn bis jetzt nicht weiter beachtet. "Was für ein Idiot", fluchte Friedrich Reich laut. Es war gefährlich, bei regennasser Straße zu überholen. Reich blickte kurz auf seinen Tacho. Er fuhr 100 und war damit selbst etwas schneller, als die erlaubten 80, aber dieser Idiot war noch schneller. Bevor sich der Staatssekretär jedoch weiter über den anderen Fahrer aufregen konnte, schnitt dieser unmittelbar vor ihm seine Fahrbahn. In einem Scheckmoment verriss er das Steuer und kam von der blockierten Straße ab. Seine Scheinwerfer erfassten einen Baum und dann krachte es schon. All das passierte binnen weniger Sekunden. Reich stieß einen lauten Schrei aus, als sein BMW den Baum rammte. Metall verbog sich ächzend, während der Airbag auslöste und ihm ins Gesicht donnerte. Für einen Moment verlor er das Bewusstsein. Die Bordelektronik funktionierte noch und seine Scheinwerfer tauchten das Unfallgeschehen in ein surreales Licht.
Er stöhnte auf, als er wieder zu sich kam. Der Sicherheitsgurt hatte seinen Körper zurückgehalten, sich jedoch gleichzeitig mit der Wucht des Aufpralls an ihn gepresst. Schulter und Unterleib schmerzten. Friedrich blickte sich benommen um. Durch das zerbrochene Seitenfenster erkannte er die Lichter des anderen Wagens, der ihn geschnitten und damit den Unfall provoziert hatte. Er hatte offenbar gewendet und seine Scheinwerfer beleuchteten seinen Wagen. Der Fahrer war ausgestiegen und kam zu ihm. Dieser Kerl war fällig. Er würde dafür sorgen, dass dieser Mann für seinen skrupellosen Fahrstil hinter Gitter kam.
Reich wollte gerade dazu ansetzen, den in einen dunklen Ledermantel gehüllten Unfallfahrer anzuschreien, als dieser an sein Auto trat und das Wort an ihn richtete: "Staatssekretär Reich?" Die Stimme war die eines Mannes, doch ihm vollkommen unbekannt. Sie war ungewöhnlich ruhig für Jemanden, der gerade einen Unfall verursacht hatte.
"Ja? Wer sind Sie?", fragte Friedrich Reich verwirrt.
"Ein Bote", erklärte der Mann knapp.
"Ein Bote?", stammelte der Staatssekretär verwirrt, während er immer noch angeschnallt in seinem Unfallauto saß. "Was wollen Sie? Was zum ..."
Erst jetzt bemerkte er, dass der Fremde etwas in der Hand hielt. Einen Kanister, der unvermittelt hochgerissen wurde. Reich hatte keine Chance zu reagieren. Ein Schwall Benzin traf seinen Kopf und er schrie auf, als die beißende Flüssigkeit seine Augen benässte. Er griff sich unbeholfen und unter Schmerzen ins Gesicht und versuchte die leicht entzündliche Substanz wegzuwischen. Erfolglos. Der Fremde goss weiteres Benzin in und über das demolierte Auto des Staatssekretärs, bis der Kanister leer war.
"Was soll das?", kreischte Friedrich nun verzweifelt. "Was tun Sie da? Sind Sie verrückt?" Die aufsteigende Panik war deutlich rauszuhören.
"Ich habe eine Botschaft für Sie", erklärte der Mann mit der kühlen Stimme eines Soldaten. "Ace und seine Handlanger warten auf dich in der Hölle, Mistkerl!"
"Was?", keuchte Friedrich Reich, dem es nun langsam dämmerte. "Nein!"
"Und einen schönen Gruß von Shiva!" Ein Licht leuchtete in der Hand des Fremden auf, als er ein Streichholz entflammte. Mit einer gleichmäßigen Bewegung flog es durch die Luft und landete im Innenraum des BMW. Ein leichtes Zischen war zu hören, als sich das Benzin explosionsartig entzündete. Dann waren nur noch die verzweifelten Laute des Mannes zu hören, der sich brennend in den Fesseln seines Sicherheitsgurtes wand.
Alex wendete sich ab. Er hatte kein Bedürfnis, dem Mann beim Sterben zuzusehen. Er ging zurück zu seinem Auto. Im Licht des brennenden BMW konnte man das Gesicht der jungen Frau erkennen, die auf dem Beifahrersitz des Wagens saß und das Geschehen mit einem seltsam entrückten Blick betrachtete. Der ehemalige Soldat war durch die Schule des Lebens hart geworden, doch sie war ihm auf ihre Art ebenbürtig.
Er stieg neben ihr ins Auto und warf den Kanister auf die Rückbank. Es würde eine Weile dauern, bis die Polizei den Tathergang rekonstruiert hatte, wenn sie es überhaupt schafften. Er startete den Motor und fuhr in umgekehrter Richtung an dem brennenden Autowrack vorbei, in dem ein Mensch gerade seinen Todeskampf verlor. Keiner von beiden hatte Mitleid mit ihm. In zwei Stunden waren sie über der Grenze. Dort würde ein neues Leben auf sie warten.
***
Das Hotel war billig aber gepflegt. Alex kam aus dem Bad. Sein Blick fiel auf Kim, die nur mit Slip und BH bekleidet auf dem Bett lag, und ihren Babybauch streichelte. Sein Kind wuchs in ihr heran. Ein seltsames Gefühl. Neben ihr auf dem Stuhl lagen ihre Sachen. Eigentlich waren es seine, doch sie hatten noch keine Zeit gefunden, Umstandskleidung für sie zu kaufen. Ihm war es gleich. Sie gefiel ihm, egal was sie trug.
Alex trocknete sich mit dem Handtuch ab. Das weiße Frotteehandtuch glitt über seinen durchtrainierten Körper. Er war nackt, doch hatte er keine rechte Scheu, sich so vor ihr zu zeigen. Sie hatte seinen Schwanz geblasen und er hatte sie geschwängert. Auch wenn sie nie ein Paar waren, waren sie doch viel intimer, als die meisten Paare die er kannte.
Das Leben beschritt manchmal seltsame Bahnen. Vor wenigen Wochen noch war sie für ihn eine verblassende Erinnerung. Nun war er mit ihr hier. Tausende Kilometer entfernt von dort, wo er eigentlich sein sollte. Zwei Reiserucksäcke waren an die Wand gelehnt, genau wie Kims Skateboard. Ihr gesamter Besitz befand sich in diesen. Sie waren jedoch nicht Arm, im Gegenteil. Noch bevor sie Deutschland verlassen hatten, bekam jeder von ihnen ein Kuvert mit 100000 Euro. Zwei dicke Bündel, die tief in ihren Rucksäcken verborgen lagen. Die alte Frau hatte sie ihnen geben. Nicht aus Herzensgüte, da war er sich sicher. Niemand verschenkt 200000 ohne Hintergedanken. Sie sollten den Mistkerl umbringen, der ihre Enkeltochter ermordet hatte. Qualvoll. Für Alex war dies kein Problem. Er hatte bereits zuvor getötet. In Afghanistan und später in Deutschland.
Der Schuldige war schnell gefunden. Viktor hatte Reichs Namen ausgespuckt. Alex hätte ihn am liebsten gleich umgebracht. Er hatte keinerlei Mitleid mit den Kinderschändern. Auch Kim hatte ohne Zögern zugestimmt, doch sie hatte erst einmal noch etwas recherchiert, ob Friedrich Reich wirklich der Gesuchte war. "Wenn wir einen Fehler machen, sind wir auch nicht besser", hat sie ihm erklärt, kurz, nachdem sie aus dem Krankenhaus zu ihm geflohen war.
Doch, sie waren besser. Anders als in Afghanistan, wo er als Soldat anonym getötet hatte, war es hier etwas Persönliches. Shiva war nicht nur ein Mitglied von Kims Skatergang. Sie war später auch bei seiner. Er war ebenso für sie verantwortlich, wie Kim es war. Hätte er früher besser auf sie aufgepasst, wäre sie nie in die Hände jenes Schweins geraten. Er empfand keine Schuldgefühle, die Männer getötet zu haben. Weder bei Victor, noch bei den Beiden in der Villa, noch bei Reich, der Shiva ermordet hatte.
Alex empfand einfach keine Schuld, im Gegenteil. Ihm ging es gut. Seit sie Deutschland verlassen hatten, hatte er keinen einzigen Alptraum mehr gehabt. Vielleicht lag dies auch an Kims Nähe. Die schwangere Frau besaß eine eigenartige Aura. Jetzt, da sie ihm so nah war, schien sich diese Ausstrahlung auf ihn zu übertragen. Zum ersten Mal seit langer Zeit empfand er das Gefühl von Zufriedenheit. Ein Gefühl, welches sich auf seltsame Weise mit ihrer Anwesenheit vereinte.
"Worauf wartest du?", fragte Kim und riss ihn damit aus seinen Gedanken.
"Wie?", fragte er verwirrt, während sie sich auf dem Doppelbett rekelte. Um sich zu tarnen, gaben sie sich als Paar aus. Ein Doppelbett war damit die logische Zimmerwahl. Trotzdem hatte es in den vergangenen Wochen kaum nähe zwischen den Beiden gegeben. Alex fragte sich, ob sie sauer auf ihn war oder ob sie einfach nur kein Interesse an ihm hatte. Letzteres wäre für den athletischen jungen Mann vermutlich viel schwerer zu verkraften. Er war es gewohnt, dass die Frauen ihn begehrten. Kim jedoch war da etwas ganz anderes.
***
Kim lächelte verlegen, als sich der nackte Mann zu ihr ins Bett legte. Sein Körper war ihr nicht unvertraut und doch war es diesmal etwas anderes. Zum ersten Mal seit ihrer Flucht aus dem Krankenhaus konnte sich die junge Frau etwas entspannen. Und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit fühlte sie sich dabei nicht alleine. Es war seltsam, Alex nun in ihr Bett einzuladen, auch wenn zwischen ihnen immer noch vieles stand.
Das Kind in ihr war von ihm, daran gab es keinen Zweifel. Ihre frühere Rivalität war durch die Ereignisse der letzten Wochen hinfällig geworden. Sie hatten beide die Stadt verlassen, wo dieser Konflikt von Bedeutung gewesen war. Sie hatten das Land verlassen und Shivas Tod gerächt. Die Rache hatte sich seltsam gut angefühlt. Der Tod von Shivas Mördern, von Ace dem Zuhälter und seinem Handlanger, war für Kim auch eine Art Befreiungsschlag gewesen. Alex hatte ihr geholfen sich von den Dämonen ihrer Vergangenheit zu lösen, die sich mit Shivas und Olivias Schicksal erneut in ihr Leben gedrängt hatten. Noch immer konnte sie nicht darüber reden, aber tief in ihrem Inneren fühlte sie eine neu gewonnene Freiheit. Eine Freiheit die sie nicht zuletzt auch Alex zu verdanken hatte.
Sie hatten in kurzer Zeit mehr zusammen erlebt, als manche Ehepaare in ihrem ganzen Leben. Aber waren sie wirklich ein Paar, oder ließ sie Alex nur zu sich kommen, weil es sich so gehörte? Nein, sie wollte ihn bei sich haben. Warum, da war sie sich nicht sicher. Seine direkte Art gefiel ihr, auch wenn sie ihn lange Zeit dafür gehasst hatte. Es war ein innerer Kampf, der in ihr schon einige Nächte tobte, seit sie gemeinsam jede Nacht nebeneinander schliefen. Ein Kampf mit sich selbst, bei dem sie gerade verlor und zugleich gewann.
Der durchtrainierte Körper des Exsoldaten legte sich neben sie. Sie fühlte seine Hand auf ihrem Schenkel, der noch immer die frische Narbe der Schussverletzung trug. Er streichelte sie sanft von ihrem Knie hinauf bis zu ihrer Scham, ohne dort zu verharren. Stattdessen bewegte er sich hinauf bis zu ihrem Bauch und streichelte auch diese feste Wölbung, in der neues Leben heranwuchs. Sie blickte zu ihm. Ihre grünen Augen verloren sich in seinem dominanten Lächeln, als er sie neben ihr auf seinen anderen Arm stützte. Es dauerte einen Moment, bis sie sich zur Ordnung rief und seinem Blick auswich. Sie wollte Sex, keine Liebe, rief sie sich in Erinnerung. Sex war Entspannung, und ein Mittel der Macht. Jetzt, da sie in Sicherheit waren, wollte sie dieses Mittel wie so oft nutzen, um die Kontrolle zu erlangen. Doch irgendwie lief es nicht so toll mit der Kontrolle.
Willig öffneten sich die Schenkel des Mädchens, als seine Hand wieder hinabwanderte und ihre empfindsame Haut verwöhnte. Er ließ sich Zeit. Behutsam glitten die Fingerkuppen über ihren Slip und ertasteten die feuchte Vulva, die sich darunter befand. Anders als erwartet, war er sanft, liebevoll. Anders als damals im Park, wo er sie einfach genommen und dann weggeschmissen hatte, tat er nun alles um sie zu verführen. Mit Erfolg. Erste Spuren ihrer Erregung zeichneten sich auf ihrem Slip ab und offenbarten ihm, dass er sich auf dem richtigen Weg befand.
Kim hingegen fühlte sich hin und her gerissen. Sie sollte Alex verführen und sich nicht von ihm verführen lassen. Ihr Körper jedoch sah das anders. Er verhielt sich seltsam träge und zugleich willig. Ein Finger drückte sich gegen ihre verborgene Öffnung und wanderte dann durch ihre Furt hinauf bis zu ihrer Perle, wobei sich eine Woge der Lust in ihr ausbreitete, wie sie diese schon lange nicht mehr erlebt hatte. Ein unbeholfenes Stöhnen überkam sie.
Plötzlich war er ihr ganz nahe. Alex Körper schmiegte sich an sie. Er duftete noch nach dem Duschgel und seine Haut war aufgeheizt und feucht. Sein Arm legte sich unter ihren Kopf und griff nach dem ihren. Binnen eines Augenblicks war sie seltsam hilflos in seinen Armen gefangen. Normal hätte sie keinen Gefallen daran gefunden. Sie liebte es, die Kontrolle zu haben, frei zu sein. Jetzt aber war alles anders. Seine Hand ergriff die ihre und hielt sie, während die Finger der anderen ihren Slip zur Seite drückten. Sein heißer Atem streifte ihre Wange. Sie hielt sich an ihm fest.
Kurz schloss sie die Augen, als er in ihr feuchtes Reich eintauchte, welches durch die Schwangerschaft besonders sensibel war. Er drückte in sie hinein, befühlte ihre Grotte und erfüllte Kim mit einer elektrisierenden Woge der Lust. In seinen Armen fühlte es sich so seltsam gut an. Auch wenn sie schon viele Liebhaber gehabt hatte, war dieser Moment doch etwas Neues für sie. Es war kein Quickie mit jemandem, dem sie einen Gefallen schuldete. Kein rascher Flirt, von dem sie sich nach wenigen Tagen wieder trennen würde. Alex und Kim hatten eine gemeinsame Vergangenheit voller Streit und Rivalität. Schmerz und Gewalt waren den Beiden nicht fremd. Die gefühlvolle Sinnlichkeit, mit der er sie nun berührte, überraschte sie. Es gefiel ihr und sie öffnete ihre Schenkel nun noch weiter.
Alex nahm einen zweiten Finger zur Hilfe, als er sich über sie beugte und sie auf die Wange küsste. Seine Lippen auf ihrer Haut zu spüren, fühlte sich so unendlich gut an. Es war nicht ein fordernder Kuss und auch nicht das schwächliche Herantasten eines unerfahren Jungen. Es war der Kuss eines Mannes, der sich nahm, was er wollte und dabei genau erspürte, was auch sie begehrte. Seine Finger weiteten die bereits vor Nässe triefende Grotte. Er konnte ihr Verlangen spüren, wie sie sich ihm entgegendrückte. Er begann nun, ihr Gesicht mit weiteren Küssen zu erforschen, ohne dabei ihre Lippen zu berühren. Sie hatte die Augen geschlossen und so wirkte sie wie in Trance. Die Bewegungen seiner Hand in ihr erfüllten sie mit Wolllust und entlockten ihren zusammengepressten Lippen leise Laute.
Kim stöhnte nicht laut, doch es war ein harmonischer Gleichklang, der sie auf ihrer sinnlichen Reise begleitete. Mit berauschender Gleichmäßigkeit drangen seine Finger nun in ihre Spalte ein. Ihr gewölbter Bauch hob und senkte sich bei jedem dieser Stöße. Es war wunderbar auf diese Art und Weise ausgefüllt zu sein. Seine zarten Küsse wirkten wie ein wärmender Sommerwind, der ihre Haut berührte, während seine kräftige Hand sich mit ihrer vereinte, sie in diesem Rausch festhielt und einen sicheren Ort anbot.
Zeit war zu etwas Surrealem verkommen, welche ungreifbar verflog, während sie so eng umschlungen ihre Lust genossen. Kims freie Hand streichelte nun das Geschlecht des Mannes, dessen Kind sie im Bauch trug. Sie spürte die Härte zwischen ihren Fingern, ertastete die Länge, die sie bereits vor einigen Monaten mit ihrem Körper aufgenommen hatte, so als wäre es das erste Mal. Langsam erwachte auch sie zum Leben, wollte aktiv teilhaben, an dem Geschehen. Nun, da sie seine Männlichkeit in ihrer Hand hielt, änderte sich die Melodie der Lust. Aus dem monotonen Stöhnen wurde ein Duett. Gemeinsam versunken in den tiefen ihrer Lust.
Leidenschaftlich gaben sie sich der gegenseitigen Berührung hin, doch dann, als Kim spürte, wie der Höhepunkt sie beide bald übermannen würde, löste sie sich plötzlich von ihrem überraschten Liebhaber. Sie schlich sich nicht davon, sondern rollte sich auf ihn, kniete sich über sein Becken und lächelte ihn lüstern an, während sie sich ihren BH abstreifte. Sein Blick verfing sich in ihren lustglänzenden Augen und seine Hände griffen verstehend nach ihr. Er massierte ihre etwas gewachsenen Brüste und streichelte über ihren gerundeten Leib.
Sie stützte ihre Hände auf seinen Schenkeln ab und drückte ihm ihren Oberkörper entgegen. Genießend rieb sie ihre tropfende Scham an seinem harten Glied, hielt den Pegel der Lust, der sie beide umfangen hatte fest, bis sie sich schließlich wieder nach vorne beugte. Sie hob ihren Unterleib an, griff an ihrem zur Seite geschobenen Slip vorbei an ihre prallen Schamlippen, weitete sie und setzte zugleich die Spitze seines Gliedes an ihre Grotte. Nun fand er Einlass in ihr intimstes Reich.
Alex, der bis dahin schon viele Frauen gehabt hatte, keuchte laut auf. Es war ein überwältigendes Gefühl in das warme, feuchte Gebiet jener jungen Frau vorzustoßen, die sich ihm mit solcher Leidenschaft öffnete. Er spürte das Gewicht, mit dem sie sich auf seine Lanze niederließ. Sie presst sich an ihn, nur um danach wieder in die Höhe zu gleiten. Sie legte ihre Hände auf seine muskulöse Brust und krallte sich an ihm fest.
Aus dem anfänglichen, zärtlichen Liebesspiel war nun ein wilder Kampf geworden. Die hübsche Amazone pfähle sich auf seinem steifen Speer, ritt ihn wie einen wilden Hengst. Kratzspuren wie die einer Löwin zeigten sich auf seiner Haut und auch er griff nun fester zu. Alex zerrte an ihren harten Nippeln, verdrehte diese und drückte zu. Er zog sie zu sich herunter, während sein Becken sich ihrer Grotte entgegenstemmte. Ihre Lippen trafen sich zu einem leidenschaftlichen Kuss. Keine Scheu, keine Rücksicht, nur noch die ekstatische Gier der beiden Körper zählte, während sich ihre Zungen immer wieder zu einem wilden Spiel trafen, nur um sich kurz darauf atemlos zu trennen. Speichelfäden verbanden ihre Lippen. Kims Saft tropfte wie aus einer frisch angezapften Quelle aus ihrer Spalte heraus und floss an seinen Schenkeln hinab auf das Laken. Schweißperlen benässten ihre Körper und tauchten sie in einen fiebrigen Glanz.
Einem aufbrausenden Orkan gleich vereinte sich das Keuchen und Stöhnen mit dem schmatzenden Geräusch von feuchtem Fleisch, welches aneinander rieb. Immer schneller, immer lauter wurde jener Sturm hemmungsloser Lust, bis sie sich gemeinsam in einem Urschrei vereinten, der durch das ganze Hotel hallte. Kim riss sich von ihm los und fühlte zugleich, wie der heiße Saft seiner Lenden in ihren bereits geschwängerten Bauch schoss. Das Blut schoss ihr in den Kopf, während ihre Scheide sein Glied fest umschloss, um ihn bis zum letzten Tropfen auszumelken. Sterne funkelten vor ihren Augen und für einen Moment glaubte sie in Ohnmacht zufallen. Sie fiel, doch als sie fiel, landete sie in Alex kräftigen Armen.
Sein Glied zuckte immer noch in ihr. Er hielt sie fest an sich gedrückt. Seine Augen fixierten die ihren, auch wenn Kim in diesem Moment das Antlitz des Mannes nur verschwommen wahrnahm. Ihr Herz raste und sie fühlte die Menge des aufgestauten Samens, der sich in sie ergossen hatte. Hektisch nach Luft ringend legte sie ihren Kopf auf seine Brust. Sie fühlte seine Nähe, während er zärtlich über ihren Rücken streichelte.
Kim schloss die Augen und gab sich ganz dem Augenblick hin. Einem Augenblick, in dem alles gut zu sein schien. Langsam beruhigte sich ihr Pulsschlag, während sie dem fremden Herzen zuhörte, welchem sie nun so nahe war. Sie schmiegte sich unbewusst an ihn. Aus der Raubkatze war nun wieder ein kleines Kätzchen geworden, welches sich den zarten Streicheleinheiten hingab, mit denen er ihren Po und ihren Rücken verwöhnte. Sie war froh, dass Alex darauf verzichtete etwas zu sagen. Jedes Wort hätte diesen Moment zerstört. Einen Moment der Ruhe in einem Ozean des Chaos. Sie wusste nicht, was das Morgen bringen würde. Sie ahnte nicht, wie weit die Veränderungen gehen würden. In diesem Moment war sie einfach nur glücklich.
***
Minuten vergingen, in denen sie einfach nur so dalagen. Dann legte Alex Kim neben sich ab und deckte sie beide mit einer großen, dünnen Decke zu, als die Hitze der Lust langsam aus ihren Körpern entwichen war. Er löschte das Licht und schmiegte sich an Kim. Ihr Körper wirkte so stark und doch so zerbrechlich in seinen Armen. Er streichelte ihr durchs feuchte Haar und küsste ihre Stirn. Er fühlte, wie sich ihr Körper immer mehr entspannte und sie langsam ins Traumreich hinfort dämmerte.
Lange lag er neben ihr wach. Er dachte an das was war, an das was ist, an das was sein könnte. Er dachte an die Gefühle, die er für dieses Mädchen empfand, für das er getötet hatte. Er dachte an das Kind in ihr und streichelte dabei über ihren gewölbten Bauch. Er wusste nicht, ob er sie wirklich liebte, denn er wusste noch nicht, was Liebe ist. Er wusste nur, dass er sie beschützen wollte, sie beide, Mutter und Kind. Als er schließlich die Augen schloss, fiel auch er in einen zufriedenen, tiefen Schlaf.
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(AutorIn)
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@Baumi
Das eben die Sache mit Geschichten. Sie können nicht jedem gefallen.«
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vielen Dank für diese wunderschöne Geschichte.
Ich habe soeben alle 4 Teile in einem Zug durchgelesen und dabei sogar mein Handy ignoriert, weil ich so gefangen war.
Vielen Dank dafür!«
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Es ist eine der besten Geschichten, die ich kenne. Mit vielen Facetten; dunklen, düsteren wie auch hellen und schönen. Manchmal sehr verstörend, aber auf der ganzen Linie nachvollziehbar. Das ist das, was aus meiner Sicht eine gute Geschichte ausmacht. Und die sich durchaus auch in einem Buch gut machen würde.«
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Vielen Dank, im Kopfkino gings bei mir tierisch ab.«
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Einfach klasse!«
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Ich glaube ich habe da alles richtig gemacht.
Was mir richtig gut gefällt ist das die Geschichte wirklich richig Tiefe und Spannung hat. Es geht nicht darum das ein unerfahrendes Mädchne ihre Sexualität entdeckt oder sexuell befreit wird.
Es geht nicht nur um den Sex sondern um einen kompletten Lebensabschnitt einer Person.
Sie redet nicht alles schön und zeigt auch das das Ansehen in der Gesellschafft und das einhalten jeder kleinen Regel nicht dafür steht ob das Gute in einem Menschen innewohnt.
Sicher die Story hat echt harte und brutale Momente, aber das das auspeitschen z.B. übersprungen wird finde ich richtig gut. Es zeigt die Brutallität von Ace, dennoch ist es kein Teil der Erotik in dieser Geschichte. Demnach wäre die Storry im BDSM bereich völlig fehl am Platz.
Des weiteren schön das die Geschichte ein ende Gefunden hat und somit einen runden Abschluss gefunden hat, und nicht zu einer Endlosgeschichte mutiert ist die dann mit der anfänglichen Geschichte irgendwann nichts mehr zu tun hat.
Also dickes Lob! Ich glaub ich guck dann gleich mal nach weiteren Werken von Dir. :-)«
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Die Story ist einfach klasse!
Man sollte aber tatsächlich alle Teile möglichst in einem Zuge konsumieren, wie ich es getan habe.
In der Zeit der computergestützten Rechtschreibhilfen, brauchen aber die Fehler, die oftmals wie Flüchtigkeiten anmuten eigentlich nicht zu sein, leider!«
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Sehr gefühlvoll und zum Teil ( auch Autentisch )nach erzöhlt.
Gelungen wiedergegeben.«
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-für eine Laiengeschichte sehr Steelfoll und Packend geschrieben.
-Kein Typisches (langweiliges) Happy End, sondern sehr melodisch und gut verpackt.
-Starke Charakterentwicklung und Storryentwicklung, aus den Skatern werden zwei Mertyrer. Sauber beschriebene Entwicklungen.
-Die Gefahren, die die Protagonistin ausgesetzt ist, sind realistisch, manchmal ausweglos und spannend
-Jedoch: Die Sprünge zwischen den einzelnen Teilen haben mir nicht gut gefallen, vorallem zwischen Teil 3 und 4 gab es eine Menge lehren Raum. (Auch wenn ich verstehe warum der Autor die Pasagen nicht beschreiben hat)
Anfang: 15p
Hauptteil:12p
Ende: 15p
Gesamt: 14p
Von mir eine Glatte Eins im Verhältnis zu den anderen Geschichten auf diesen Platformen. Zählt zu meinen Top10. (Ich habe CA.500 Storys gelesen)«
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