DreamZone - Teil 3
von Das S-Team
Während ich noch schnell den ellenlangen Zettel mit den Wochenendeinkäufen vervollständigte und einige Pflichtanrufe bei Bekannten und Verwandten erledigte, überkam mich die Nachmittagsmüdigkeit. Also schenkte ich mir einen Kaffee ein und rief die DreamZone-Website auf, um mich abzulenken …
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WALL STREET JOURNAL: Spekulationen über die neu entwickelte Spracherkennungssoftware lösten heftigen Preisanstieg bei den Geboten der im Internet vertriebenen Betreiberlizenzen aus.
Ein Übernahmeangebot von US-Investoren lehnte der deutsche Erfinder und Dr. der Psychologie ab. Häberles Antwort auf die sich ihm bietenden Vorteile, Zitat - Papperlapap - Zitat Ende.
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FOCUS:
Reporter: Zurzeit kann neben Deutsch nur Englisch als Alternative angeboten werden. Ein Ausländer kann das Angebot erst richtig nutzen, wenn er eine der beiden Sprachen beherrscht. Sie räumten selbst ein, dass dies kein befriedigender Zustand ist.
Dr. Häberle: Nein, das ist sogar indiskutabel! Auch wenn jemand fließend eine Fremdsprache beherrscht, unter Stress oder in unserem Fall, wenn tiefste Gedankengänge zugrunde gelegt werden – denkt der Mensch in seiner Muttersprache.
Reporter: Wie weit sind Ihre Bemühungen, das Problem zu beheben?
Dr. Häberle: Unser Sprachmodul ist in der Endtestphase und wird das Problem aus der Welt schaffen. Bisherige Versuche sind sehr viel versprechend.
Reporter: Bei der Vielfalt der gesprochenen Sprachen und ihren landestypischen Dialekten ist das sicherlich ein Sisyphosunternehmen.
Dr. Häberle: Theoretisch ist es banal. Wir bedienen uns einfach der vorhandenen Sprachkenntnisse des Users.
Reporter: Aber wenn der doch nur deutsch spricht und im alten Ägypten unterwegs ist?
Dr. Häberle: Haben Sie schon einmal geträumt, junger Mann? Sicherlich nicht in Aramäisch, oder? Sie werden einfach die Sprache verstehen, die in ihrem Sprachzentrum gespeichert ist.
Reporter: Sie wollen das Gehirn anzapfen, Doktor?
Dr. Häberle: So würde ich es nicht ausdrücken. Aber – salopp gesagt – ja! Wir loggen uns in das Sprachzentrum ein.
Reporter: Wie funktioniert das, Doktor?
Dr. Häberle: Danke! Bestens! Ich werde die Daten meiner jahrelangen Entwicklung gern exklusiv in Ihrer Zeitung veröffentlichen. (lacht) Aber ich bin ja nicht so, junger Mann. In etwa sieht die Formel so aus:
NK(T+1)-NK(T)=W(K-1)(T)*N(K-1)(T)-WK(T)*NK(T)+SIGMA(K,1)*U(T)
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MATHEMATIK JOURNAL: Dr. Häberle ist ein Spaßvogel. Die von ihm angegebene Formel zeigt an, wie man Aktionen bei eBay gewinnt. Sie sieht kompliziert aus, sagt aber lediglich, wer kurz vor Ende der Auktion bietet, hat die höchsten Chancen zu gewinnen.
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Ein Räuspern riss mich aus meiner Lektüre.
„Bonjour Madame“, sprach mich ein junger Mann mit Baskenmütze an.
‚Ich dachte wir hätten diesen Monat den Wilden Westen im Angebot? Ist mir vielleicht die Französische Revolution entgangen?’
„Hi! Was kann …“, setze ich an, als er mir schon ins Wort fiel.
„Mein Name ist Henri, ich habe reserviert!“
Fieberhaft suchte ich nach dem Namen, ohne jedoch eine Buchung zu finden.
„Henri, nach Orléans.“
Bingo! Da war es, unter Orléans. Dass sich manche der Kunden derart auf ihre Rolle fixiert haben, wusste ich schon. Aber zumindest bei der Anmeldung wäre der wirkliche Name nicht verkehrt. Irgendwann schicke ich mal einen auf den falschen Trip.
„Okay, alles klar. Kabine 3, Monsieur.“
*** Tag der Befreiung *** von HG1
Nackt lag ich auf dem Bett, die schwarzen Fänge des Schlafes zogen sich zurück. Mein Schädel brummte. Schlecht geschlafen, wie so oft in den letzten Monaten.
Ich betastete meinen Körper. Nackt. Warum nackt? Seit Beginn der Belagerung ging ich immer bekleidet ins Bett. Sollten die elenden Godams die Mauern überwinden, wollte ich bereit sein, um einigen von ihnen den Kopf abzuhacken.
Meine Frau, ein fröhliches Lied summend, legte Noëlle zurück in die Wiege, sie bemerkte mich nicht. Ein Lächeln huschte über meine Lippen. Unsere Tochter war das Kerzenlicht in dieser Nacht des Krieges.
Als Joëlle mich entdeckte, zuckte sie zusammen. „Henri, hast du mir einen Schrecken eingejagt.“
„Wo sind meine Hose und mein Hemd?“ Ich machte einige Schritte auf sie zu.
„Du hast die Kleider anbehalten, wie du es immer tust, seit Orléans belagert wird.“
„Warum habe ich sie nicht mehr an meinem Körper? Hast du sie mir ausgezogen? Du weißt, dass ich das nicht mag. Jeden Moment können die Godams über die Mauern kommen.“
„Unsere Stadt wird nicht fallen.“ Joëlle trat an mich heran und schlang ihre Arme um meinen bloßen Körper. Im ersten Moment wollte ich sie zurückweisen, denn wer, wenn nicht sie, hatte die Kleider entfernt? Was hatte sie sich dabei gedacht? Sie wusste doch, wie angespannt die Lage war. Jeden Moment, ob Tag oder Nacht, konnte ich gerufen werden. Es wäre nicht das erste Mal. Angst schnürte in jenen Nächten unsere Kehlen zu, jeder Abschiedskuss könnte der letzte gewesen sein. Noëlle hatte geweint.
Noch war es nicht soweit, aber sollten die Briten eines Tages die Mauern erobern … mon dieu.
Ich stieß sie jedoch nicht zurück. Unsere Münder trafen sich zu einem langen Kuss. Wie sehr hatte ich das vermisst. Die Bedrohung draußen vor den Stadttoren baute eine Mauer zwischen uns. Viel zu lange schon hatten wir uns nicht mehr berührt, unseren Duft eingeatmet und uns gestreichelt. Ich küsste meine Frau auf den Scheitel. Der Krieg machte vieles kaputt.
Mein Glied erwachte aus seinem Schlaf, es begann sich zu regen. Wie ein Engel sah mich Jöelle von unten herauf an. Mit den Fingerspitzen fuhr ich über ihre Brüste, und die Briten vor den Toren verschwanden langsam aus unseren Gedanken, machten Platz für die Liebe zwischen uns, die ich in Joëlles Augen las.
Wir küssten uns, sanft und innig. In meinen Lenden ging die Wärme in Hitze über, die Haut rieb am rauen Stoff des Kleides meiner geliebten Frau. Sie hatte in letzter Zeit viel durchmachen müssen. Ich war kaum mehr zu Hause, sondern die meiste Zeit auf den Stadtmauern, den Feind seit drei Jahreszeiten stets im Blickfeld. Wann würde er zum entscheidenden Schlag ausholen?
Joëlle legte mir den Zeigefinger auf den Mund, ich sollte nur genießen, kein Wort mehr sagen, an nichts anderes mehr denken. Ihre Lippen strichen über meine Wange, zu meinem Hals. Ich atmete tief ein und ließ mich treiben. Die Liebe war unser Fluss, dessen Strömung ich mich gerne hingab. Nach langer Zeit wieder einmal.
Joëlle machte sich auf den Weg nach unten zu meinem harten Glied. Ich schloss die Augen und lehnte mich gegen den Holztisch. Auf der Suche nach Halt stieß ich etwas vom Tisch. Ich gab mich der Lust hin, spürte ihren Atem auf meiner Eichel, während sie mit den Händen das Gemächt massierte. Meine Sinne machten Purzelbäume.
Gemeinsam schwebten wir im Himmel oder zumindest in etwas, wo wir in der Leidenschaft aufgingen. Mit ihren Fingern und der Zunge beförderte Joëlle mich direkt ins Fegefeuer. Für diesen Moment lohnte es sich, dort zu leiden. Gleichzeitig zärtlich und fordernd massierte sie mes couilles. Ihr Mund brachte mich endgültig zum Glühen und entlockte mir tiefe Seufzer. Wir waren auf dem Weg zum vollkommenen Glück. Ich wollte sie nie wieder meinen Armen entgleiten lassen.
Sanft zog ich Joëlle hoch. Meine Finger strichen über ihr Haar. Sie war so schön. Die Augen glänzten voller Liebe. Meine Lippen gossen ihr einen Kuss auf die Wange. Ich musste nicht sprechen und dennoch verstand sie mich.
„Gott verzeihe mir, dass ich mich derart der Lust hingebe. Vater, halte nicht deine strafende Hand über uns.“ Tränen kullerten über ihre Wangen.
Statt zu antworten, drückte ich sie an mich. Niemand wusste, wie viele Male ich noch Gelegenheit dazu haben würde. Bereits morgen, ja, in der nächsten Stunde konnte ich tot sein.
Ihre Hände massierten meinen Rücken, ich bekam Gänsehaut. Es war lange her, dass ich ihre Berührungen derart intensiv gespürt hatte, sie waren geschwängert von Leidenschaft und Hingabe.
Die Schlafzimmertür fiel ins Schloss, mit Joëlle in meinem Arm trat ich ans Bett. Ein weiterer Kuss, sie lächelte mich an. Wir ließen uns küssend und liebkosend auf die Matratze sinken. Ich streifte ihr die Kleider ab, streichelte ihre Haut, atmete tief in ihrem Haar. Welch wunderbarer Moment in dieser Zeit des …
Ich kam nicht dazu, fertig zu denken, Joëlles Zunge strich über meine Lippen. Ich lächelte und erwiderte die Berührung. Wir waren bereit, uns einander hinzugeben.
„Je t’aime“, flüsterte ich ihr ins Ohr und fühlte sie lächeln. Ich ließ meine Hand über ihren Körper gleiten. Ihre Wärme umschloss mich, als ich in sie eindrang. Ein leichtes Aufbäumen ihres Körpers, dann ließ sie sich gehen. Ihre linke Hand fuhr über mein Bein, zupfte an den Härchen und bedeutete mir, ihre Scham auszufüllen. Ich wurde hinabgezogen in den Strudel, umklammert von Joëlles Scheide. Ein großes, schwarzes, weißes und buntes … Etwas, eine Kugel, randvoll mit Gefühlen, zog mich in sich. In mir explodierte etwas, nicht verglühen wollende Funken schwirrten durch meinen Körper.
Ich ließ das Becken kreisen, um jeden Winkel von Joëlles Scham auszufüllen, die Schamlippen liebkosten den pénis. Mein Atem flog und Schweißtropfen rannen über meinen Körper. Die Leidenschaft hielt mich gefangen, aber im schönsten Gefängnis, das man sich vorstellen konnte, und aus dem ich nie fliehen wollte.
Joëlles Körper bebte unter meinen kraftvollen, aber doch sanften Stößen, ihren Nacken bedeckte ich mit zärtlichen, feuchten Küssen, und beide stöhnten wir unsere Befriedigung hinaus. Die Kontrolle über meinen Körper hatte ich verloren, nur die Instinkte regierten noch.
Bunte Bilder hüpften auf und ab, während Joëlles Scham meinen pénis auf angenehmste Weise malträtierte.
Joëlle löste sich von mir und drehte sich. Ihr Gesicht sang von Glück, wie es das noch nie getan hatte. Wir küssten uns lange und intensiv, die Zungen verknoteten sich ineinander. Heiße Schauer durchfuhren mich, als sie mit der Spitze meines Gliedes und der prépuce spielte.
Meine linke Hand wanderte den Rücken Joëlles hinunter. Sie kicherte, als ich den Ansatz der Pospalte fand, und als Belohnung bekam ich einen saftigen Kuss.
Ich zog sie auf mich, ihre Haare fielen auf mein Gesicht und kitzelten an meiner Nase. Mein pénis fand sofort Einlass. Ein harter Stoss, Joëlle stöhnte auf und deckte mich mit Küssen ein. Wir gingen mit unseren Mündern saugend zum Hals des Geliebten, wo wir uns bunte Flecke zufügten. Meine Hände massierten die Brüste und zupften an den Warzen. Nur noch Gefühle zählten in diesem Augenblick, alles andere befand sich weit im Hintergrund. Ihre Fäuste schlugen auf die Matratze, während unser Stöhnen stetig lauter wurde und unsere Unterleiber härter aneinander schlugen. Joëlles Haare klebten an meiner Stirn, und wir küssten uns, ohne darauf zu achten, wohin der Mund traf.
Das Glück war perfekt, alles stimmte, als wir gemeinsam, kamen. Joëlles Körper bebte, Muskeln zuckten. Ihre Scheide drückte, massierte und sog an meinem Glied. Ich trat durch das Tor des Glücks und schoss meinen Lebenssaft tief hinein in Joëlle.
„Bonjour, Henri.“ Es war Étienne, der mich begrüßte, als ich die Treppe zur Stadtmauer hinaufstieg. Das Schwert steckte an meiner Seite im Gurt.
Mein Herz war wieder schwer. Die Augenblicke mit Joëlle hatten die Angst vor den Belagerern nur kurz nehmen können. Zurück in deren Angesicht färbte sich der Himmel schwarz, kalter Nebel legte sich übers Land. Er war mit den Godams gekommen.
„Es geht das Gerücht um, wir würden Hilfe erhalten. Schon nächstens“, sagte Étienne.
Ich sah hinüber zum Brückenbollwerk der Godams. Es stand für deren Übermacht, für die nahe stehende Eroberung Orléans. Es warf tagtäglich seinen Schatten auf die Stadt, nahm uns jedwede Hoffnung. Wir vermochten nichts dagegen zu tun.
Verstärkung … Männer, die auch nichts gegen unsere Peiniger tun konnten. Die Stadt konnte nicht mehr lange standhalten. Die Belagerer bauten im Umkreis weitere Türme, bald waren wir ganz von unseren Brüdern abgeschnitten.
Mein Magen knurrte. Seit Beginn der Belagerung waren die Lebensmittel rationiert und je länger sie dauerte, desto weniger erhielten die Leute.
Ich stellte mich neben meinen Kumpan. „Alles ruhig heute. Kein Godam hat sich gezeigt“, sagte Étienne, während er am Schwertgurt nestelte. Seine Wangen waren wie meine unrasiert, aber noch keine Narben verunstalteten unsere Gesichter. Wir waren bis jetzt von Kampfeinsätzen verschont geblieben. Ich sandte einen Dank gen Himmel – Merci, mon dieu.
Andere kamen auf die Mauer, gerüstet und mit besseren Waffen als Étienne und ich. Unauffällig beobachtete ich sie. In ihren Panzern sahen sie beinahe unbesiegbar aus. Bestimmt hatten sie keine Angst. Ich kam mir klein und unnütz vor. Wenn die Godams auch derartige Krieger hatten, was konnte ich schon bewirken?
Ich versuchte, einige Sprachfetzen aufzufangen. „Gott, tu für La Hire das, was La … für dich tun würde, wenn … La Hire wärst und La Hire Gott.“
Ich schreckte auf. Dort drüben stand La Hire. Viel hatte ich von ihm gehört, an jeder Ecke erzählten sich die Leute Geschichten über ihn. Das meiste mochte ausgedacht sein, aber etwas hörte man überall: dass er jähzornig sei. Gefürchtet war er, auch unter uns Franzosen.
Schnell wandte ich mich ab. Er war ein großer Kämpfer, dennoch wollte ich nichts mit ihm zu tun haben.
„Ihr Zwei da drüben!“ Ich stockte ob La Hires dröhnender Stimme. Nur noch weg wollte ich. „Wir wachen ab jetzt hier. Verschwindet, haltet an einer anderen Stelle Ausschau!“ Ich konnte den Blick einfach nicht von diesem Schrank eines Mannes lassen. „Was schaust du denn so blöd?“, fuhr er mich an und spuckte auf den Boden.
Hastig wandte ich mich um, auf keinen Fall wollte ich seinen angeblichen Jähzorn zu spüren bekommen. Mir war bewusst, wie peinlich ich mich verhielt, aber in diesem Moment war es mir egal. Ich wollte nur weg von diesem Monstrum.
Schlurfenden Schrittes folgten Étienne und ich der Stadtmauer, unsere Blicke schweiften über Orléans’ Umland. Hilfe soll die Stadt erreichen. Wenn es doch so wäre. Aber wer sollte zu Hilfe kommen?
Ruhig plätscherte die Loire dahin, sie schien nichts vom Krieg zu wissen. Die Mauer führte weg vom Fluss. Ich trat kleine Steine mit den Füssen zur Seite. Vögel zwitscherten, auch sie schienen den Krieg nicht zu kennen.
Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich vernommen, eine Jungfrau aus Lothringen sei beim Dauphin. Ich hatte es als Gerücht abgetan. Und wenn es stimmte: Was konnte jemand, dazu noch eine Frau, schon ausrichten? Sie müsste schon von Gott gesandt sein. Ich schaute auf die Wiesen vor den Mauern. Sollte nicht bald Hilfe, wirkliche Hilfe, eintreffen, würde unser Blut sie rot färben.
Übelkeit packte mich. Würgend lehnte ich mich an eine Zinne. „Alles in Ordnung?“, fragte Étienne.
„Nur kurz … geht gleich wieder.“ Ich sah meinen Kumpan durch einen Nebel. Tiefe Falten durchzogen seine Stirn.
Mit den Händen stützte ich mich vornüber gebeugt auf die Knie. Grünen Geifer spuckte ich auf den Boden. Ich musste unbedingt an etwas anderes denken, als an den bevorstehenden Tod.
Plötzlich zupfte Étienne an meinem Hemdsärmel. Mein Kumpan deutete auf die Ebene hinaus. Etwas bewegte sich dort draußen. Ich schaute so angestrengt in die Richtung, dass ich Kopfschmerzen bekam.
„Godams?“, fragte ich.
„Ich glaube nicht. Es scheinen nicht genug für einen Angriff zu sein.“
Dem stimmte ich zu. Während wir zum Horizont starrten, gesellten sich andere Leute hinzu. „Wer sind diese Menschen? Wollen sie etwas? Sind sie die Vorboten einer neuen Bedrohung?“, hörte ich sie tuscheln.
„Was ist denn dort los? Schaut nach rechts!“, rief jemand. Auch dort tat sich etwas. Doch ein Angriff?
Ich hörte die dröhnende Stimme La Hires. Die Leute gingen zur Seite, um ihm Platz zu machen. Mit der Hand schirmte er das Morgenlicht ab und blickte zum Horizont
Was sah der Krieger? Mein Blick wanderte zwischen Étienne, dem Umland und La Hire hin und her. Was geschähe, wenn tatsächlich ein Angriff erfolgte? Ein Eisengitter schloss sich um meine Brust, drückte die Luft aus meinem Körper.
„Wir müssen ausrücken, verdammte Godams wollen unsere Leute attackieren. Wer kommt mit?“
Ich zögerte. Wenn La Hire sagte, dort draußen seien Franzosen, hatte er wohl Recht. Doch ich verstand alle, die nicht helfen wollten. Niemand hielt die Hand hoch, wer wollte die Stadt schon freiwillig verlassen?
La Hire packte einen der Umstehenden und schlug ihm in den Magen. Der Getroffene ging kotzend zu Boden. „Was seid ihr für Weicheier? Das sind eure Leute, die da draußen verrecken, wenn ihnen niemand hilft. Franzosen müssen Franzosen helfen.“
Ich hob die Hand gleichzeitig mit Étienne. Wir blieben nur kurz die Einzigen, andere folgten. Mein Herz hämmerte in der Brust.
„Trčs bien, dann lasst uns in die Ärsche der Engländer treten, und in der Hölle sollen die Godams schmoren!“
„Oui!“, erschallte es.
Wir verließen Orléans durch eines der kleineren Tore. Mit dem Schwert in der Hand rannten wir unseren Landsleuten entgegen. Meine Beine trugen mich schneller als ich es wollte. Warum hatte ich nicht in der Stadt bleiben können? Es waren Franzosen, aber … welchen Preis kostete es, sie zu retten? Mein Atem ging schwer. Ich war ein Dummkopf. Warum war ich nicht in der Stadt geblieben? Hier draußen warteten nur Schmerzen und Tod.
Ich hatte Menschen ungläubig ihre blutenden Armstümpfe betrachten sehen oder gestandene Männer schreien gehört, während sie versucht hatten, die herausquellenden Eingeweide zurück in den Körper zu stopfen, nicht wissend, dass der Tod sie bereits ereilt hatte.
Mir würde es in kurzer Zeit vielleicht nicht anders ergehen. Tapfer kämpfte ich die aufkommende Angst nieder.
„Helft uns! Helft uns. Die Godams kommen!“
Die Gesichter der Flüchtenden waren verzerrt vor Angst. Männer trugen ihre schreienden Kinder. Eine Frau rannte auf mich zu, in Lumpen gehüllt. Ich wollte sie an den Schultern packen, doch sie schlug mir die Hand weg. Ihr Blick sprang gehetzt umher. „Mein Sohn! Ihr müsst ihn retten. Die Godams haben ihn.“
„Wir müssen weg, sonst sterben wir hier alle“, herrschte ich die Frau an. Wieder wich sie mir aus. Ob sie mich überhaupt wahrnahm? Die anderen machten sich bereits auf den Weg zurück.
„Kommt. Wir müssen gehen, rasch!“
Ich trat einen Schritt vor. Sie einen zurück. Gehetzt sah ich zu den nahenden Engländern. Die Frau konnte ich nicht hier lassen, Schlimmeres als der Tod würde ihr erfahren.
„Henri, nun komm endlich, wir haben kaum mehr Zeit.“ Es war Étienne. In den Augenwinkeln sah ich La Hire mit dem Schwert fuchteln.
Blitzschnell trat ich vor. Sie versuchte wieder mir auszuweichen, dennoch kriegte ich ihr Handgelenk zu fassen. Sie biss mir in den Arm doch ich löste meinen Griff nicht.
Ein Blick warf ich in Richtung des Feindes, den ich gleich bereute. Die Engländer waren näher als befürchtet und mussten keine abgemagerten Leute mit sich schleppen. Der Tod hauchte mir seinen verfaulten Odem in den Nacken. Ich war im Begriff, die Frau loszulassen. Nur kurz den Griff lockern …
Ein Schwert bohrte sich in den Himmel, es war jenes von La Hire. Es gab mir Hoffnung und Kraft. Ich rannte noch schneller, obwohl meine Lunge bereits brannte. Orléans kam näher.
Kampflärm und ein Schrei löschten meine Hoffnung, heil in die Stadt zu kommen.
„Français, kämpft!“
Ich hielt an. „Rennt weiter, rennt, so schnell Ihr könnt“, sagte ich zur Frau. Sie starrte mich aus weit aufgerissenen Augen an. Erst als ich sie davon stieß, schien sie zu begreifen.
Ein Körper kam mir entgegen geflogen und riss mich um. Der bittere Geschmack der Panik breitete sich in meinem Mund aus. Strampelnd kämpfte ich mich frei und sah gerade noch, wie sich jemand auf mich stürzen wollte; doch ich trat zur Seite und hieb mit dem Schwert nach dem Angreifer.
Meine Landsleute und die Godams hatten sich ineinander verbissen, Klingen schlugen auf Stahl oder in Fleisch, die ersten Männer lagen am Boden, waren tot oder heulten vor Schmerzen. Étienne entdeckte ich mittendrin, verbissen kämpfte er mit einem Feind. Der Engländer trug einen Brustpanzer, mein Kumpan musste ihn also am Kopf oder Unterkörper treffen.
Meine Beine rannten los, sie taten es ohne meinen Befehl, Bilder rasten in meinem Kopf, Zeit zu überlegen war keine, ich stürzte ins Getümmel. Erst hier erhielt ich die Beherrschung über den Körper wieder zurück. Die Schwerthand fuhr hoch, gerade noch blockte der Stahl die niedersausende Waffe des Godams ab. Jeder versuchte die Situation für sich zu entscheiden, aber unsere Arme waren gleich stark. Ich trat ihm zwischen die Beine und mit einem Aufschrei klappte der stämmige Krieger zusammen.
Ein Zweiter hatte den Kampf gegen Étienne aufgenommen. Die Anstrengung zehrte an dessen Kräften. Er wechselte das Schwert in die zweite Hand, da der andere Arm schlaff herunterhing.
Ich kämpfte den Weg frei, um zu meinem Kumpan zu gelangen. Einem Godam verpasste ich einen Ellbogenschlag ins Gesicht. Mon dieu, Étienne durfte nicht sterben. Er, meine Frau und meine Tochter, meine liebsten Menschen.
Ich sprang einen der beiden Feinde an und riss ihn zu Boden, wo er sogleich meinen Handschuh zu spüren bekam. Seine Nase brach, er spuckte Blut, aber damit war es nicht genug. In seiner hässlichen Sprache flehte er wohl um Gnade, die ich ihm ausschlug. Die Haut in seinem Gesicht platzte auf, doch ich hieb weiter auf ihn ein, bis ich keine Kraft mehr hatte.
Ein stechender Schmerz flammte in meiner Seite auf. Schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen, mir wurde schwindlig. Ich sah einen Schatten, jetzt würde ich sterben. Vater im Himmel, nimm mich in deine Arme.
Einen Wimpernschlag später lebte ich noch. Der Schatten war weg. Mühsam hob ich den Kopf, neben mir lag der Engländer. Durch einen Nebel sah ich Étienne, der einige Schritte entfernt stand.
„Du bist verletzt, komm, ich sehe mir das an“, sagte Étienne, der neben mir in die Hocke ging.
„Nein, du musst weiterkämpfen. Die Godams …“
„Es ist vorüber, aus der Stadt sind noch mehr von unseren Leuten gekommen. Die Feinde flüchten.“
Die Wunde schmerzte bei jeder Bewegung. Der Schmerz wollte mich überwältigen, ich hielt jedoch mit zusammen gebissenen Zähnen dagegen. „Was ist passiert?“, presste ich hervor.
„Einige gute Franzosen sind tot, aber Engländer hat es mehr erwischt. La Hire ist sofort gegangen. Ich habe gehört, wie jemand zu ihm sagte, er müsse jemanden empfangen. Sogar, der Stadtherr, dieser Bastard, sei dabei.“
Die Wunde brannte wie Feuer und ließ sämtliche Gedanken im Keim ersticken.
Étienne zog sein Hemd aus und legte es um meinen Körper. „Die Wunde sieht schlimmer aus, als sie ist. Aber die Blutung müssen wir stoppen, sonst stirbst du elendiglich.“ Er band den Stoff zusammen. „Das sollte vorerst genügen. Komm, ich helfe dir auf.“
Mir wurde schwarz vor Augen, hätte mein Kumpan mich nicht gestützt, wäre ich sogleich hingefallen. Galle kam mir hoch. Étienne zwang mich zum ersten Schritt, es war der schwerste in meinem ganzen Leben. Aber es ging. Der Zweite war schon bedeutend einfacher und den Dritten brachte ich beinahe ohne Hilfe zustande. Unter meinen Füßen saftete die blutnasse Erde.
„Die Flüchtenden haben es alle in die Stadt geschafft, da wirst du es auch schaffen.“
„Alle sagst du? Dann sind die Schmerzen nicht umsonst.“ Mein Herr Jesus, danke.
„Meinst du, es geht bis nach Hause? Du läufst wie ein Besoffener.“ Étienne blickte mich mit gerunzelter Stirn an.
Ich winkte ab. „Kein Problem. Ehrlich. Ich bin auch schon vollgelaufen nach Hause gegangen. Vertraue mir.“
Seine Worte schienen ihn genauso wenig zu überzeugen wie mich. Ich fühlte mich hundeelend. Die Knie zitterten, sodass ich kaum geradeaus gehen konnte, und vor meinen Augen war immer noch dieser Nebel. Zu alledem peinigte Hunger meinen Bauch. Ich benötigte etwas zu essen, auch wenn es nur ein Stück Brot war. Ich lehnte mich an eine Hausmauer und schloss die Augen. Kalter Schweiß rann über meinen Rücken, mir wurde übel. Essen. Dafür würde ich jemandem die Gurgel umdrehen. Ob es möglich war, trotz leerem Magen zu kotzen? Das Gefühl wich langsam aus den Händen.
Mit letzter Kraft warf ich mich gegen unsere Haustür.
„Mon dieu! Henri! Was ist …“
„Nichts Schlimmes. Ich wurde getroffen, aber nicht heftig.“
Joëlle half mir auf die Bank am Tisch. „Du bist weiß wie ein frisches Laken. Ich bringe dir etwas Wasser.“
Ich konnte wieder klar sehen. „Und etwas zu essen.“
„Wir haben nichts mehr. Das Letzte habe ich dem Kind gegeben.“
Wut schäumte in mir auf und verlieh mir ungeheure Kraft. Krachend schlug die Faust auf den Tisch. „Warum gibst du dem Kind Essen, während ich hungere? Sacré bleu, ich helfe die Stadt zu verteidigen. Was geschähe, wenn nur die Kinder zu essen kriegten?“ Ich stand auf. „Da draußen sind die Godams“, sagte ich, eine Spur zu ruhig, aber mit Eiseskälte in der Stimme. „Was meinst du würde passieren, wenn wir nicht mehr kämpfen können.“ Der Schmerz in der Seite raubte mir den Verstand. „Kinder! Schön, aber dafür die Stadt vor die Hunde gehen lassen? Ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass alle ersäuft werden. Hole was zu essen!“
„Ich … wir haben kein Geld und … und … niemand hat zu essen.“
„Verdammt, zu was bist du nütze, Weib? Ich habe dich nicht geheiratet, dass du faul rumsitzen kannst, während ich beinahe sterbe.“ Noëlle begann zu weinen. „Verdammtes Balg, sei still!“
„Nicht doch, Henri, sie kann nichts dafür.“
Joëlle sollte meine Faust zu spüren bekommen. Die Schmerzen trieben mich.
Doch ich konnte nicht zuschlagen. Wie sie vor mir stand, ihre Arme zur Abwehr erhoben, den Mund zum Schrei bereits aufgerissen … ich kam wieder zu mir , und ließ meinen Arm sinken. Was habe ich bloß getan? Satan hatte sich meiner bemächtigt. Ich machte einen Schritt auf Joëlle zu. Sie sah mich forschend an, aber wich nicht zurück.
„Joëlle … Ich war von Sinnen. Es ist meine Schuld. Der Wahnsinn trieb mich. Kannst du mir verzeihen?“
Sie zögerte. Verständlich. Ich war ein schlechter Mensch gewesen. Dieser Krieg. Er ließ alles Schlechte im Menschen nach vorne treten und die Liebe vergessen.
Joëlle lächelte unsicher, während sie schluchzte. Sie streckte mir die Hand entgegen zum Zeichen, ihren Körper in die Arme zu nehmen.
Die Umarmung war warm. Noch nie war ich so glücklich gewesen, Joëlles Nähe zu spüren. Die Wunden schlossen sich, doch Narben würden zurückbleiben.
„Du solltest dich hinlegen, Henri.“
„Ach was, mir geht’s gut.“
„Du hast viel Blut verloren. Bitte leg dich hin. Wenn du es nicht dir oder mir zuliebe tust, denk an die Stadt. Du nützt ihr nichts, wenn du kaum stehen kannst.“
Widerwillig gab ich nach. Sie hatte Recht. Aber es missfiel mir, nichts tun zu können. Was, wenn die Engländer angriffen? Ich hätte nur noch Zeit, das brennende Orléans zu sehen.
Joëlle drängte mich aufs Bett. Erst jetzt bemerkte ich, wie müde ich doch war, selbst wenn ich wollte, wäre es mir schwer gefallen, jetzt aufzustehen. Mein Körper war leer. Augenblicklich fielen mir die Augen zu.
Ich spürte Joëlles Lippen an meinen, ihren Atem auf meiner Haut. „Was vorhin geschehen ist, werde ich vergessen“, flüsterte sie mir ins Ohr. „Du warst nicht du selber.“
Ihre Hand wanderte meinen Körper hinunter zum Schritt.
„Womit habe ich das verdient. Du bist so gut, deine Hand … hör nicht auf.“
Joëlle sagte nichts, sondern drückte sich an mich, während sie das Glied aus der Hose holte und es zärtlich zu reiben begann. Wir versöhnten uns auf die schönste und ehrlichste Weise. Die Schmerzen verschwanden und machten dem Glück Platz.
Das Gemächt plusterte sich auf. Joëlle lächelte verschmitzt, ehe sie nach unten verschwand und ihre Vergebung mit der Zunge unterstrich. Die Kraft kehrte zurück und sie ließ mich Joëlles Liebkosungen neu erleben.
Ihre Zunge leckte der Länge nach über meinen harten pénis. Ein Glühen entstand in meinen Lenden, das sich auf den ganzen Körper ausweitete. Ihre Zunge brachte mich in den Himmel hinauf, wo die Engel sangen.
Sie setzte sich breitbeinig über mich und deckte mich mit Küssen ein, wie sie lieblicher nicht sein konnten. Ihr Rock rutschte wie von selbst hoch, das fleischliche Paradies rief uns. Ohne Widerstand versank ich in Joëlle und beide gaben wir uns der Lust hin. Dieser Körper, er war mein, wie mein eigener. Nur einen kleinen Gedanken schenkte ich der Sünde, die wir taten. Wir waren vereint in Körper und Seele, dem Akt der Liebe huldigten wir. Den Rhythmus der Freude fanden wir schnell und gaben uns ihm hin, bis das Licht abnahm und darüber hinaus.
Weit entfernt meinte ich ein Klopfen zu hören, aber ich täuschte mich. Joëlle hauchte mir wohlige Geräusche ins Ohr, indes Haut sich an Haut rieb.
Da war es noch einmal, das Klopfen, ich hatte mich nicht getäuscht. Wir hielten inne. Jemand hämmerte regelrecht an unsere Tür.
Sie schwang sich vom Bett, richtete die Kleider und ging an die Tür, währenddessen ich die Hosen schloss. Étiennes Stimme drang zu mir.
„Das müsst ihr euch ansehen, kommt schnell.“ Er klang atemlos und seine Stimme zitterte.
Ein englischer Angriff war mein erster Gedanke. Hastig griff ich nach dem Schwert. „Was ist denn los?“
„Das verrate ich nicht. Du wirst es selber herausfinden. Vas-y!“
Ich sah Joëlle an, die den Kopf schüttelte. Nein, ein Angriff konnte es kaum sein, Étiennes Gesicht würde nicht derart strahlen.
Ich folgte ihm mit Joëlle so gut es ging, meine Kräfte waren noch nicht vollständig zurückgekehrt.
Die Straßen und Gassen waren gedrängt mit Menschen, ihre Stimmen füllten Orléans. Die ganze Stadt schien auf den Beinen zu sein. Étienne bahnte uns mit den Schultern einen Weg durch das Volk. Kein böses Wort fiel.
„Ist Verstärkung eingetroffen?“
„Frag nicht, komm. Du wirst es sehen.“ Ich hörte Jubel. Noch einige Reihen nach vorne. Étienne und ich schufen mit vereinten Kräften etwas Platz für Joëlle. Hufgetrappel. Die Wolken öffneten sich und machten Platz für die Sonne.
Als Erstes sah ich das Banner: Jesus Christus im Glorienschein, seine rechte Hand segnete, die linke hielt die Erde, zwei Engel knieten zu seinen Füßen, opferten eine Lilie, darüber die Parole «Jesus, Maria».
Da sah ich sie. Ein Mädchen in voller Rüstung, hoch zu Ross. Unsere Rettung.
*** by HG1 ***
Männlich oder weiblich – es hielt sich die Waage. Wobei die Männer gern Abenteuersessions buchten und die Frauen etwas Romantisches. Mittlerweile waren die Kunden viel offener, was ihre erotische Vorstellung betraf. Das erleichterte es mir natürlich, die entsprechenden Feinabstimmungen vorzunehmen.
Aber es gab auch immer wieder einige, meist Frauen, die in letzter Minute etwas ändern wollten. Diese spezielle Kundin wollte nicht „etwas“ ändern, sondern schlichtweg – alles! Natürlich verdrehte ich die Augen, als ich die gesamten Daten neu eingeben musste.
„Macht das wirklich keine Umstände?“
‚Aber nicht doch! Ich gebe gern zehn Minuten noch mal alles per Hand ein!’
„Nein, wenn es nicht zur Regel wird, kann man schon mal seine Reiseroute ändern“, antwortete ich höflich.
„Ob ich das Richtige tue, weiß ich immer noch nicht …!“, meinte die junge Frau.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt stellten sich mir die Nackenhaare auf.
„Ich kenne den ersten Namen nicht, aber bei dem zweiten könnte ich mir schon was Cooles vorstellen!“
Sie lächelte und sagte:
„Beide sind sehr interessante Männer, und über beide gibt es sehr nette Anekdoten.“
‚Zugegeben, ich kenne mich da nicht so sehr aus, aber wenn ich den Ruf des Mannes bedenke, den sie treffen will … - nun ja, ich hoffe sie weiß, auf was sie sich einlässt.’
Das Gute an dieser Kundin war, dass sie sehr genau wusste, wohin sie wollte, als sie sich kurzfristig anders entschieden hatte. Für mich war es natürlich einfacher, konkrete Daten in den Rechner einzugeben.
*** Casanova *** von Aweiawa
Wie hatte das nur passieren können. Ich war mit der festen Absicht gekommen, einen Tag mit dem Ausnahmegenie Evariste Galois zu verbringen. Wie viele Stunden hatte ich mich darauf vorbereitet, hatte mehrere Biografien von ihm gelesen, lange überlegt, in welcher Phase seines Lebens ich ihn besuchen sollte. Am Ende war die Wahl leicht gefallen, denn die Nacht vor seinem Tod war die geschichtsträchtigste. Er fiel in einem Duell und schrieb wie im Rausch, als hätte er gewusst, dass er sterben sollte, die ganze Nacht hindurch seine Theoreme auf, die die Mathematik revolutionieren sollten. Und das mit 21 Jahren, nicht auszudenken, was er noch alles hätte leisten können, wenn er das Duell überlebt hätte.
Und nun hatte ich auf die Frage nach dem Ziel meiner Reise etwas ganz anderes gesagt. Etwas Unausdenkbares.
Die Stimme meines Mathematikprofessors klang mir immer noch im Ohr.
„Junge Dame, Sie tragen einen Namen, der zu Höchstleistungen verpflichtet. Wer Sonja Kowalewski heißt, ist einem Genie verpflichtet.“
Keine Ahnung, ob ich sie zu meinen Ahnen zählen durfte. Sie war eine russische Mathematikerin, die erste Professorin dieses Faches in Europa, überschüttet mit Preisen und angefeindet von allen Chauvinisten ihrer Zeit.
Die Mathematik war nach und nach auch mir zum Lebensinhalt geworden, und so hatte ich mir selbstverständlich einen weltberühmten Mathematiker als Zielperson ausgesucht. Evariste Galois, der so jung starb, und dennoch die Welt veränderte, war mir als Erster eingefallen. Ihn, den ich so sehr bewunderte, wollte ich kennen lernen. Und jetzt dieses Debakel. Schmählich hatte ich ihn verraten, noch ehe der Hahn zu krähen ansetzte.
Mein Gott, ich würde ja nackt bei meinem neuen Zielobjekt eintreffen. Siedend heiß fiel es mir ein. War ich denn wirklich von allen guten Geistern verlassen?
„Halt, ich will nicht mehr, lasst mich hier raus, ich habe einen Fehler begangen. Haaaaaalloooo, hört mich denn keiner?“
Verdammt, es war zu spät, ich musste da durch. Ich wurde immer müder. Ach, jetzt war schon alles egal, irgendwie würde ich ...
Ich konnte gar nichts sehen. War es so dunkel, oder lag es an mir? Ich wusste genau, wo ich war, denn ich selbst hatte mir den Zielort ausgesucht. Ich war im Hotel „Bären“ in Stuttgart. Das Datum war der 2. April 1760.
Immerhin konnte ich etwas hören. Es waren Personen im Raum, doch sie sprachen nicht miteinander. Was trieben sie nur? Das klang ja fast ...
Langsam wurde es hell um mich herum. Diffuses Licht drang durch zwei Fenster und beleuchtete spärlich die Szene vor mir. Undeutliche Schemen konnte ich erkennen, doch was die Personen trieben, war offenkundig. Eine Frau kniete auf dem einzigen Bett im Zimmer, und der hinter ihr kniende Mann stieß mit aller Kraft in sie hinein. Ihr verhaltenes Stöhnen und das Aufeinanderklatschen der Körper hatte ich eben vernommen.
Jung war die Frau, höchstens 18 Jahre alt, während der Mann sicher über 30 war, muskulös, mit schwarzen Haaren und lustverzerrtem Gesicht. Konnte ER das sein?
Meine Augen gewöhnten sich mehr und mehr an die dürftige Beleuchtung, und so konnte ich erkennen, dass noch mehr Personen im Raum waren. Eine rothaarige, etwas ältere Frau kniete hinter dem Mann und fingerte an seinem Po herum. Offensichtlich schob sie mindestens einen, wenn nicht mehrere Finger in seinen Hintern. Mit der anderen Hand streichelte sie die Möse, in die der Schwanz ein- und ausfuhr.
In einem Stuhl vor dem Bett saß ein weiterer Mann, mit steil aufgerichtetem Schwanz, der von einer jungen Schönheit fleißig gewichst wurde. Das musste er sein. Die Ähnlichkeit mit seinem Porträt, das ich aus seiner Biografie kannte, war verblüffend. Ich hatte Casanova vor mir. Mein Wunsch, für den ich mich im letzten Augenblick entschieden hatte, war in Erfüllung gegangen. Ich war wirklich und wahrhaftig so verrückt gewesen, ihn besuchen zu wollen. Und das hatte ich jetzt von dieser hirnrissigen Idee. Ich war nackt mitten in eine Orgie geraten.
Die fünf Personen nahmen fast keine Notiz von mir. Lediglich Casanova blickte kurz in meine Richtung, lächelte mich an und schaute dann wieder der Szene auf dem Bett zu. Offensichtlich war er nicht erstaunt, mich hier zu sehen. War das so im Programm vorgesehen, oder gaben meine Vorstellungen den Ausschlag? Ich wusste es nicht, doch DreamZone gewann mir immer mehr Respekt ab.
Die Frau, die mit ihren Fingern den Po des Mannes vor ihr penetrierte, beugte sich plötzlich nach vorne und brachte ihren Mund knapp über den Po der von hinten attackierten jungen Schönheit. Als ihre Hand, die sich bisher mit der Möse beschäftigt hatte, den Schwanz aus dieser herauszog, durchschaute der Stoßende sofort ihre Absicht und dirigierte seinen Prügel in ihren weit geöffneten Mund.
Nach zwei, drei Stößen, die er in unverminderter Heftigkeit ausführte, lenkte ihn die weibliche Hand wieder in die gierig wartende Möse, und in einem ständigen Wechsel fuhr der prachtvolle Schwanz in die beiden bereitstehenden Öffnungen.
War ich deshalb hierher gekommen? Um zu sehen und zu erleben, wie Casanova Orgien feierte? Ich wusste es nicht, immer noch nicht. Klar, er war eine schillernde Persönlichkeit, und ich hatte alle seine Memoiren gelesen, fünfzehn Bände insgesamt. Er war nicht nur der berühmteste Liebhaber aller Zeiten, sondern zudem ein interessanter Mensch, den kennen zu lernen sich sicher lohnte. Hatten seine Schilderungen mich so gefangen genommen, ohne dass ich es merkte? Oder steckte doch etwas anderes dahinter?
Meine Gedanken waren trotz der anregenden Szene vor meinen Augen abgeschweift. Doch jetzt wurden sie wieder in die Gegenwart zurückgeholt, denn erste Worte drangen an mein Ohr.
„Fantastisch! Um die Ästhetik perfekt zu machen, fehlt nur noch eine Kleinigkeit. Gnädiges Fräulein Benini, darf ich Ihren liebenswerten Mund benutzen?“
wandte Casanova sich höflich an die Kniende, und als diese ohne zu antworten ihren Kopf in den Nacken legte und den Mund öffnete, kniete er sich vor sie hin, schob seinen ebenfalls ansehnlichen Schwanz in ihren Rachen und passte sich im Nu dem Rhythmus der drei anderen an.
Mir wurde langsam heiß zwischen den Beinen, so etwas hatte ich noch niemals zuvor gesehen. Die Selbstverständlichkeit, mit der die vier Personen miteinander vögelten, ihr offensichtliches Bemühen, die gemeinsame Lust zu optimieren, die Hingabe an ihre gegenseitige Befriedigung, war eine Offenbarung. Keinerlei Verklemmtheit, falsche Scham oder auch nur der Hauch eines Zögerns war zu erkennen. Diese Menschen lebten jetzt im Augenblick nur ihrer Lust, und das steckte an. Verstohlen wanderte meine Hand in Richtung meiner Spalte und stellte fest, was ich längst wusste. Die Möse war nass und die Berührung der Schamlippen und des Kitzlers ließen mich erschaudern.
Was tat ich da nur? Das passte doch gar nicht zu mir. Sonst war ich doch eher prüde, zeigte mich niemals nackt vor Fremden, und schon gar nicht wäre es mir jemals in den Sinn gekommen, mich zu berühren, wenn es Zuschauer gab. Sicher, niemand schaute zu mir her, doch das konnte sich jeden Moment ändern.
Dass dieser Zeitpunkt schon gekommen war, merkte ich erst, als nicht nur meine eigenen Finger meine Schätze durchwühlten, sondern sich eindeutig weibliche Hände dazugesellten. Erst jetzt bemerkte ich, dass die Frau, die eben noch Casanovas Schwanz bearbeitet hatte, sich ebenfalls an mir zu schaffen machte. Sie hatte sich zu mir auf das Sofa gelegt, und ihre geschickten Finger unterstützen meine eigenen nach Kräften.
Da ich ihr in der ersten Überraschung nicht sofort Einhalt gebot, konnte ich anschließend nicht mehr so einfach zurück. Also ließ ich sie gewähren, ja zog sogar meine eigenen Finger zurück, um mich ganz den Gefühlen zu überlassen, die sie in mir hervorrief. Oh ja, sie war geübt darin, einer Frau Lust zu bereiten, ohne Frage.
Halb sitzend und halb neben mir liegend hatte sie keine Mühe, mit ihrer Hand meine Muschi zu durchwühlen, während sie ihren Mund über meine linke Brustwarze legte und recht fest daran saugte. Sofort stieg meine Erregungskurve an, denn die Brüste waren von jeher auf der Landkarte meiner erogenen Zonen mit einem großen Ausrufezeichen markiert. Zuschauen und sich verwöhnen lassen, eine ideale Kombination, um sicher und stetig auf einen Orgasmus zuzusteuern. Und genau das tat ich in diesem Augenblick.
Die Gruppe vor mir tat ihr Bestes, um den gemeinsamen Lustpegel so hoch wie möglich zu halten, und ich genoss den Anblick dieser mir fremden, schönen Menschen.
Die Frau, die sich über mich hergemacht hatte, hielt wohl meine Muschi für ein noch lohnenderes Objekt für ihre Saugkünste als die Brüste und knabberte und lutschte nun an meiner Möse herum. Niemals zuvor hatte ich derartiges gesehen, oder gar daran teilgenommen. Doch in diesem Moment hatte ich das Gefühl, alles sei genau so, wie es sich gehörte. Ich war hier, und es war gut so.
Mit Sturzbächen belohnte ich die Frau, die ohne Unterlass meine Lustperle bearbeitete und sich auch von der sprudelnden Quelle nicht vertreiben ließ. Der Liebesknäuel vor mir näherte sich ebenfalls der Ekstase, die Geräusche ließen es jedenfalls vermuten. Casanova pumpte als Erster los und füllte die Kniende von vorne, während der hintere Stecher weiterhin von Mund zu Möse wechselte. Doch nicht mehr lange, denn auch er zollte jetzt der allgemeinen Erregung Tribut. Gerade als er wieder in den Mund der Rothaarigen stieß, spritzte er los, versaute beim Herausziehen ihr Gesicht und ihre Haare. Lachend packte ihn die Besudelte und stopfte ihn zurück in die zuckende Spalte.
Während ich diese Szene beobachtete, überfiel mich ein Orgasmus nach dem anderen. Die Zunge der Frau und mein bis aufs Höchste gereiztes Gehirn bescherten mir eine Befriedigung, wie ich sie bisher nicht kannte. Noch nie hatte ich eine Frau an mich herangelassen bis zu diesem Augenblick. Es war verrückt. Oder besser, ich war es.
Schwer atmend löste sich Casanova aus der Gruppe und wandte sich an die Allgemeinheit:
„Das war toll, ihr Lieben, aber jetzt müsst ihr verschwinden, denn ich muss mich langsam auf meinen Abgang vorbereiten.“
Verflixt, so hatte ich es mir nicht vorgestellt, ich hatte ja nicht einmal Kleider, in die ich schlüpfen konnte. Doch zum Glück sprach er mich jetzt an und meinte:
„Könnten Sie noch etwas bleiben? Ich möchte gerne etwas mit Ihnen besprechen.“
Unglaublich, er tat so, als kennten wir uns seit Jahren, dabei begegneten wir uns eben zum ersten Mal.
Kaum waren die anderen Personen verschwunden, fing Casanova eine Unterhaltung mit mir an. Nackt saß ich ihm gegenüber, schämte mich jedoch zu meiner eigenen Verwunderung meiner Nacktheit keinen Augenblick. Unverhohlen nahm ich ihn in Augenschein, denn bisher war ich durch die Ereignisse zu abgelenkt gewesen.
Ich wusste, dass er heute Geburtstag hatte, er wurde 35 Jahre alt. Einfach blendend sah er aus. Wohlproportioniert, muskulös, mit einer Haarpracht, wie sie wohl gerade Mode war. Am auffälligsten war jedoch sein Gesicht. Eine schmale Nase, tiefliegende Augen, die mich verschmitzt anzulachen schienen, ein weiches Kinn und eine breite Stirn. Keine Schönheit im eigentlichen Sinn, doch außerordentlich faszinierend. Obwohl er nackt war, duftete er leicht nach Pomade. Das war er also, der größte Liebhaber aller Zeiten. Und ausgerechnet ihn hatte ich mir auserkoren.
„Na, wie haben Ihnen unser kleines Schauspiel und die Zungenkünste der Fontini gefallen? Oh ja, sie ist trotz ihrer jungen Jahre eine Künstlerin auf allen Gebieten von Belang, finden Sie nicht auch.“
„Ja, doch, es war ungemein erregend. Doch noch mehr hat mich Ihre Gruppe beeindruckt. Sie schienen perfekt aufeinander abgestimmt.“
„Man findet im Umkreis von vielen Meilen keine angenehmere Gesellschaft, wenn man auf erotische Kunstfertigkeit Wert legt, als diese drei Tänzerinnen, die Sie eben bei ihrer Lieblingsbeschäftigung sahen.
Es tut mir unendlich leid, dass ich Ihren Namen vergessen habe. Bei einer solchen Schönheit ist das unverzeihlich. Können sie darüber hinwegsehen und mir Ihren werten Namen verraten?“
„Ich heiße Sonja Kowalewski, ein Name, der ihren Ohren sicher fremd klingen wird. Oder auch nicht, denn Sie haben ja einige Zeit am Hofe der Zarin verbracht.“
„Sie sind gut unterrichtet, gnädiges Fräulein, meine Anerkennung. Ja, Katharina ist eine sehr bedeutende und vor allem hochinteressante Persönlichkeit.
Darf ich fragen, was Sie hierher geführt hat?“
„Ich wollte Sie kennen lernen, denn man preist Sie als den größten Liebhaber des Jahrhunderts.“
Wie konnten mir nur diese Worte herausrutschen. Ich war wirklich und wahrhaftig verrückt. Siedend heiß fiel mir das Kleingedruckte wieder ein. In den Träumen kann man nicht lügen. Wie hatte ich das vergessen oder verdrängen können. Jetzt war ich ihm und meinen geheimsten Wünschen hilflos ausgeliefert.
„Hoho, wer hat Ihnen denn das erzählt? Es ist maßlos übertrieben. Ich bekenne, dass ich ein glühender Verehrer der Frauen bin. Sie können sicher schweigen, wie ein Grab, und so kann ich Ihnen ohne Gewissensbisse verraten, dass ich gerade eben aus Köln komme, wo ich Mimi von Groote, die Frau des Bürgermeisters, erobert habe. Es hat mich allerdings zwei Monate gekostet, bis die Gelegenheit günstig war, während ich ursprünglich nur einen einzigen Tag bleiben wollte. Dafür hat sie mir zwei wunderschöne Nächte geschenkt, die trotz oder eher sogar wegen der ausgestandenen Gefahr immer unvergesslich für mich bleiben werden.
Ich bin für das andere Geschlecht geboren und opfere ihm meine Zeit und mein Leben. Mein Wahlspruch ist: Das Leben ist dazu da, uns glücklich zu machen, und höchstes Glück erfahren wir durch die Sinneslust. Es gibt nur einen einzigen Wert, den ich noch höher einschätze, und das ist die Freiheit.“
„Das ist mir bekannt, Ihre Flucht aus den Bleikammern von Venedig ist legendär.“
„So, man spricht davon? Irgendwann werde ich mal ein Buch darüber schreiben. Es juckt mich in den Fingern, nur finde ich nicht die Zeit dazu. Eigentlich war das gar nichts Besonderes, jeder Mensch mit unbändigem Freiheitsdrang, der bereit ist, lieber sein Leben zu lassen als eingesperrt zu sein, hätte das vollbracht.“
Damit hatte er sicher nicht Recht, sondern es war ein eindeutiger Fall von Tiefstapelei. Ein raffiniertes Mittel, den eigenen Wert zu erhöhen.
„Soll ich Ihnen die Geschichte erzählen, oder langweile ich Sie damit?“
„Ja bitte, erzählen Sie sie mir. Es wird mir ein ganz besonderes Vergnügen sein, Ihnen zuzuhören.“
„Also gut, hören Sie zu. Es ist jetzt ziemlich genau 5 Jahre her. Es war im Juli 1755, als ich aus heiterem Himmel heraus verhaftet und ohne Verhör oder gar Prozess in Venedigs berüchtigten Bleikammern untergebracht wurde.
Dieses Gefängnis befindet sich unter dem Dach des Justizministeriums, das mit Bleiplatten gedeckt ist, woher der Name stammt.
Durch diese Abdeckung ist es dort im Sommer unerträglich heiß, man glaubt, der Verstand steht einem still, während es im Winter bitterkalt ist. Mir sind die Gebeine dort schier erfroren.
Der Tag meiner Verhaftung war der 25., und ich habe in den vierzehn Monaten meiner Inhaftierung niemals erfahren, warum ich verhaftet wurde, noch wurde mir das Strafmaß mitgeteilt. Gerüchteweise soll ich ein leichtfertiges religiöses Gedicht verfasst haben, in Wirklichkeit wurde ich wohl wegen der Verführung zweier Nonnen eingekerkert.
Wartete ich zu Beginn täglich darauf, dass ich am nächsten Tag die Freiheit wieder erlangen würde, so wurde mir im Laufe der ersten Wochen langsam klar, dass ich hier verfaulen sollte. Aus Mangel an Bewegung und infolge der Hitze wurde ich krank, bekam hohes Fieber und ein Unterleibsleiden, das mich auch heute noch plagt.
Ich musste mir selber helfen, wenn ich jemals das Tageslicht wieder sehen wollte.
Der mir zugeteilte Wärter Lorenzo war ein Tölpel, der kaum bis drei zählen konnte. Das war ein wichtiger Punkt in dem Plan, der in mir heranreifte.
Im Winter durfte ich jeden Tag eine Stunde in der Dachkammer spazieren gehen. Dort fand ich beim Durchstöbern der Ecken und Winkel ein Stück Metall, das zum Werkzeug meiner Flucht werden sollte. Ich schmuggelte es in mein Zimmer und feilte es mittels eines Stück Marmors in mühevoller und Blutopfer fordernder Arbeit zu einem Stilett.
Da sich unter meinem Zimmer Arbeitsräume der Inquisition befanden, beschloss ich, durch den Boden dorthin vorzudringen, mich eines Nachts herabzulassen und beim morgendlichen Öffnen der Haupttüre zu fliehen. Allergien vortäuschend erreichte ich, dass das Ausfegen der Arrestzelle unterblieb, und indem ich mir Schwefel zur Behandlung eines Hautauschlags besorgen ließ, sowie vorgab, diverse andere Dinge zu benötigen, bastelte ich mir eine Lampe. So konnte ich nachts an dem Loch unter meinem Bett arbeiten.
Unsägliche Mühe und mehrere Monate Zeit kostete es mich, den Boden, der aus dicken Bohlen und Granitgestein bestand, zu durchbrechen. Endlich war nur noch eine dünne Schicht vorhanden, die ich leicht in einer Nacht durchstoßen konnte. So setzte ich den Termin für den Ausbruch auf den Abend des 27. August fest, da an diesem Tag eine Sitzung der Inquisition anberaumt war, sodass ich am nächsten Tag dort sicher ungestört bleiben würde. Zwei Sitzungen hintereinander gab es nämlich niemals, das wusste ich sicher.
Doch welch böses Unglück kam über mich. Zwei Tage vor der bereits sicher geglaubten Flucht wurde ich in eine andere Zelle verlegt, sodass nicht nur all die Mühe vergebens war, sondern ich auch mit der Entdeckung meines Fluchtweges und entsprechender harter Bestrafung rechnen musste.“
Atemlos hatte ich seiner Erzählung gelauscht. Natürlich kannte ich diese Geschichte bereits, denn sein Buch darüber, das er viele Jahre später wirklich schrieb, hatte ich erst kürzlich gelesen. Wie viel interessanter aber war es, ihm zu lauschen, denn er erzählte gestenreich, emotional und lebendig. Doch an dieser Stelle unterbrach er sich mit den Worten:
„Leider kann ich Ihnen diese Geschichte nicht zu Ende erzählen, denn es wird höchste Zeit für mich, diesen ungastlichen Ort zu verlassen. Sicher haben Sie bemerkt, dass ich hier unter Hausarrest stehe und im Vorraum eine Wache darauf achtet, dass ich nicht fliehe. Leider habe ich die Unvorsichtigkeit und Dummheit begangen, mit drei Offizieren des Herzogs Karten zu spielen. Sie betäubten mich mit vergiftetem Wein und haben so mehr Geld von mir gewonnen, als ich zu zahlen imstande bin, selbst wenn ich alle meine Habe verkaufe. Vor Gericht habe ich keine Chance, denn da Herzog Karl Eugen ständig Geld braucht, und seine Offiziere dazu angehalten sind, durch Lug und Betrug solches zu beschaffen, kann der Prozess nur so enden, dass ich alles verliere und als Soldat in des Herzogs Dienst gepresst werde. Und das, obwohl er mich im Theater so wohlwollend begrüßte.“
„Was werden Sie jetzt tun?“
„Seit einigen Tagen haben meine lieben Tänzerinnen, die Sie eben noch hier gesehen haben, meine Wertsachen unter ihren Röcken herausgeschmuggelt, sodass ich nur noch meine Juwelen mitnehmen muss. Mein Diener Leduc steht mit einer Mietkutsche bereit, in der all mein Eigentum auf mich wartet. Die Flucht wird über Tübingen nach Fürstenberg bei Donaueschingen gehen, das außerhalb Württembergs liegt. Dort bin ich sicher. Ich muss lediglich an der Wache im Vorraum vorbei kommen, der Rest ist weiter kein Problem. Wollen Sie mir dabei helfen? Wenn nicht, dann kann ich ihn auch mit einem Messer erledigen, denn meinen Degen haben sie eingezogen. Das wird allerdings etwas gefährlicher, denn er ist gut bewaffnet und auf der Hut.“
„Sicher helfe ich Ihnen, wenn Sie mir sagen, was ich tun muss.“
„Es ist gerade die richtige Stunde, kurz nach Mitternacht, die Straßen sind leer. Bereiten Sie ihm eine süße Stunde, sodass er abgelenkt ist, und ich mich vorbeischleichen kann. Danach kommen Sie zu mir in die Kutsche, ich werde unten auf Sie warten. Wenn Sie dies tun, bin ich Ihnen ewig zu Dank verpflichtet und werde mich revanchieren.“
So also war er entkommen, des Rätsels Lösung war so einfach. Die Fachwelt konnte aufhören zu suchen, wie er es geschafft hatte.
Jetzt Nein zu sagen, hieß, alles aufs Spiel setzen.
„Ich bin einverstanden, wenn Sie mir danach die Geschichte Ihrer Flucht aus den Bleikammern zu Ende erzählen.“
Verschmitzt lächelte er mich an, nickte und forderte mich mit Gesten auf, den Worten Taten folgen zu lassen.
Ihm kokett zuwinkend schritt ich mit wiegenden Hüften zur Türe, öffnete sie leise, und sah den Soldaten an der einzigen anderen Türe des Raumes Wache stehen. Diese stand offen, was Casanovas Plan sicher begünstigte. Ich zog die Türe hinter mir zu und tänzelte zu dem Soldaten hin, der mich mit großen Augen neugierig betrachtete.
„Was schaust du denn so, hast du noch nie eine Frau gesehen?“
„Doch.“
„Ha, du bist ja ein Ausbund der Redegewandtheit, mein Lieber. Kannst du mich nicht ein wenig unterhalten? Casanova ist mitten im Liebespiel eingeschlafen, dieser Versager. So steht es also mit der Potenz dieses berühmten Liebhabers. Wusstest du das?“
„Nein.“
„Das kannst du sicher viel besser. Wenn ich mir dich so anschaue, bin ich da ganz sicher. Ich seh’ dir an der Nase an, dass du einen Mordsschwanz hast, denn du kennst doch sicher den Spruch: An der Nase eines Mannes erkennt man seinen Johannes, oder nicht?“
„Nein.“
„Kann ich mal nachsehen, ob diese Weisheit auch bei dir zutrifft? Oder hast du etwa Angst vor einer kleinen, absolut wehrlosen Frau?“
„Ja, ähem, ich meine Nein.“
„Na was denn nun, darf ich nachsehen, oder nicht?
Huch, da sehe ich ja eine kleine Beule an deiner Hose. Das wird doch nicht alles sein? Komm, lass mich mal machen. Da wird sicher noch ein richtiger Hammer draus, und genau so einen brauche ich jetzt.“
So übermäßig groß war er nicht, doch als ich ihn auspackte, konnte er sich durchaus sehen lassen. Jetzt musste ich den Herrn nur noch von der Türe weglotsen und so sehr ablenken, dass Casanova durch das Zimmer schleichen konnte.
„Oh, wenn ich den so sehe, läuft meine Möse aus, schau her, wie nass ich schon bin. Siehst du es? Komm mit hier zur Wand, ich stütze mich mit den Händen ab, und du fickst mich wie eine Hure. Oh ja“, ich klatschte begeistert in die Hände, „schon immer träume ich davon, als Soldatenhure benutzt zu werden. Komm, mein Held, fick deine geile Hure.“
Ihn fest am Schwanz packend zog ich ihn zu der Ecke, die dem Fenster gegenüberlag, stützte mich mit einer Hand an der Wand ab und dirigierte seinen steifen Prügel in meine inzwischen wirklich fast auslaufende Muschi. Die ganze Situation hatte mich wieder maßlos aufgegeilt. Dass Casanova gleich an mir vorbeischleichen würde, während dieser Hüne mich durchvögelte, trug erheblich dazu bei.
Sogleich rammelte der rüde Kerl los, sodass ich schleunigst die zweite Hand zum Abstützen nehmen musste, sonst wäre ich mit dem Kopf gegen die Wand geknallt. Hoffentlich hatte er keinen zu hohen Druck auf dem Kessel, sonst war er bei diesem Tempo fertig, ehe Casanova auch nur die Türe geöffnet hatte. Das würde den eifrigen Stecher ganz sicher das Leben kosten.
Ich wendete den Kopf, so als wollte ich seinem Treiben zuschauen. In Wirklichkeit wollte ich die Türe zu Casanovas Zimmer im Auge behalten, damit ich erkannte, wann er versuchte, sich durch das Zimmer zu schleichen.
Da, die Türe bewegte sich in den Angeln. Sofort begann ich nach Herzenslust zu stöhnen, tat, als hätte noch nie zuvor ein Mann mich derart fertig gemacht.
„Ja, du großer starker Soldat, fick deine Schlampe. Zeig mir, wie gut die deutschen Soldaten darin sind, Kinder zu machen. Besorg’s mir ordentlich.“
Lauter dummes Zeug warf ich ihm an den Kopf, während ich die Pausen zwischen den Worten mit lautem Stöhnen füllte. Sicher kam er sich wie Amor persönlich vor. Dass er allerdings wirklich sein Bestes gab, und es bei mir nicht vergeudet war, muss ich zugeben. Mein Unterleib kribbelte und zuckte. Die Innenseiten der Oberschenkel, die bei dieser Stellung besonders belastet waren, zitterten, und ich fühlte trotz der nicht ganz gefahrlosen Situation einen Orgasmus nahen.
Casanova schlich knapp hinter uns vorbei, und aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass er noch einige Zeit am Ausgang stehen blieb, um uns zuzusehen. Der Mann hatte wirklich Nerven.
Mit Wucht überfiel mich ein Orgasmus, als ich mir klar machte, dass er es war, Casanova, der mir bei diesem lüsternen Treiben zusah. Plötzlich war mein Stöhnen echt, und ich schrie meine Lust ungeniert heraus. Als es dem Soldaten endlich kam, warf ich einen letzten Blick zum Ausgang und sah, wie Casanova mir mit einem süffisanten Lächeln eine Kusshand zuwarf und verschwand.
„Das war ganz toll, mein Lieber, dafür hast du dir einen Orden verdient. Jetzt kann ich beruhigt nach Hause gehen, brauche nicht mehr auf diese Memme Casanova zu warten. Du hast mich wunderbar gefickt. Wenn du morgen wieder Dienst hast, komme ich zu dir, dann kann dieser Angeber von Casanova sehen, wo er bleibt.“
Unter solchen und ähnlichen Sprüchen machte ich mich zum Ausgang auf, und kaum war ich außer Sicht, stürzte ich die Treppen hinab. Hoffentlich hielt Casanova Wort und wartete unten, denn ich war immer noch unbekleidet. Der Wichtigtuer oben hatte vor lauter befriedigter Wollust gar nicht bemerkt, dass ich mich ohne Kleider auf den Weg machte.
Tatsächlich erwartete mich unten ein Mann, der Leduc sein musste, denn er sprach mich mit Frau Kowalewski an und komplimentierte mich in eine bereitstehende Kutsche, wo mich Casanova mit den Worten begrüßte:
„Meinen Spanier haben Sie ja jetzt kennen gelernt. Er wird uns im Eiltempo nach Tübingen verfrachten. Dort wechseln wir die Pferde und dann endlich raus aus diesem ungastlichen verfluchten Land.
Ihre Vorstellung dort oben war göttlich. Woher haben Sie nur dieses schauspielerische Talent. Das hätte meine Fontini nicht besser gekonnt.“
„Was heißt hier schauspielern? Nach der heißen Orgie eben, an der ich fast nur als Zuschauerin teilnehmen konnte, kam der Soldat mir gerade recht.“
Oh weh, schon wieder hatte ich eine Wahrheit ausgeplaudert, die ich lieber für mich behalten hätte. Verdammte Regel, dass man immer die Wahrheit sagen musste. Das konnte wirklich peinlich sein.
„Jetzt bitte ich um die Einlösung Ihres Versprechens. Ich will wissen, wie die Flucht aus den Bleikammern letztendlich doch noch gelang.“
„Nur nicht so schnell, junge Dame, Sie sitzen so weit von mir weg, dass ich mir die Lunge herausschreien muss. Kommen Sie bitte hier neben mich, oder besser setzen Sie sich auf meinen Schoss, dann habe ich Ihr Ohr direkt an meinem Mund. Bei diesem Gerüttel verstehen Sie sonst kein Wort.“
Etwas zögerlich kam ich seiner Aufforderung nach, denn ich war ja nach wie vor nackt, und das Sperma des Soldaten lief mir am Bein herab. Doch wenn er das so wollte, konnte ich es ihm nicht abschlagen. Die Worte dazu wären mir nicht über die Lippen gekommen, zu sehr sehnte ich mich nach seiner Nähe.
Langsam nahm ich auf seinem Schoß Platz und ... sofort drang er in mich ein. Während der kurzen Zeit, in der ich mich umdrehte, hatte er seinen Schwanz ausgepackt und in Stellung gebracht. Unwillkürlich schoss ich hoch, kam aber nicht weit, da er diese Reaktion wohl vorausgesehen hatte und mich mit beiden Händen packte.
„So erzählt es sich doch viel besser und gemütlicher. Weißt du, das waren sehr schmerzliche Erlebnisse damals, die lassen sich so am allerbesten erzählen. Oder willst du sie am Ende doch nicht mehr hören.“
Kaum hatte er seinen Schwanz in mir versenkt, schon war er zum Du übergegangen. Doch das sollte mir recht sein, so unterhielt es sich viel leichter. Mich wieder ganz niederlassend packte ich seine Hände, führte sie zu meinen frei schaukelnden Brüsten, drehte meinen Kopf so weit es ging nach hinten und flüsterte:
„Oh doch, erzähl mir von deiner Flucht, ich werde dafür sorgen, dass die Schmerzen nicht überhand nehmen.“
Ich rutschte vor und zurück, seinen Schwanz sanft melkend, und lauschte seinen Worten.
„Den Wärter Lorenzo davon zu überzeugen, dass ich ihn als Mitwisser und Helfershelfer angeben würde, wenn er die Existenz eines Loches in meiner alten Kammer preisgab, war nicht schwer, denn der Kerl war einfältig wie nur irgendeiner. Selbst nach sorgfältiger Durchsuchung meiner Zelle konnte er das für mich lebenswichtige Stilett nicht finden, denn ich hatte es in meinem Lehnstuhl versteckt. So konnte ich das Gerät auch weiter mein Eigen nennen und einen neuen Fluchtplan ersinnen.
Da Lorenzo fortan täglich den Boden und die Wände meiner neuen Behausung einer sorgfältigen Prüfung unterzog, kam eine Flucht auf diesem Wege nicht in Frage. Blieb also nur die Decke. Doch das ließ sich nicht von innen bewerkstelligen, sondern nur von außen. Dazu musste ich Kontakt zu einem Mithäftling aufnehmen, ihn von meinem Fluchtplan überzeugen, ihm das Stilett zukommen lassen, und dann mit ihm zusammen fliehen.
Ein Mithäftling fand sich in Abbé Mario Balbi, der wegen Unzucht mit Folgen zu fünf Jahren Bleikammern verurteilt war. Wir kommunizierten über den Austausch von Büchern, den der nichts ahnende Lorenzo für uns vornahm. Als Tinte diente uns Maulbeersaft, man muss sich eben zu helfen wissen.“
Schauder liefen über meinen Körper. Die Erwähnung des Maulbeersaftes hatte ihm wohl den Mund wässrig gemacht, und er leckte mir mit seiner Zunge die Halswirbel entlang, bog zum linken Ohr ab und saugte an meinem Ohrläppchen. Woher hatte er bloß gewusst, wie scharf mich das machte? Er war wohl wirklich ein Naturtalent in Sachen Erotik. Schließlich ließ er davon ab und fuhr fort:
„Schwierig war es, Balbi das Stilett zukommen zu lassen, denn das musste Lorenzo für uns transportieren. Es war zu groß, um es in einem Buch zu verstecken. Darüber dachte ich lange nach. Doch dann kam mir die Idee mit dem Geburtstag des Abbé, an dem ich ihm ein besonderes Mahl, das ich selber zubereitete, zukommen ließ. Das Stilett war in einer großen Schüssel Spaghetti verborgen, und unsere Freude war diebisch, als Balbi das Stilett endlich in Händen hielt.
Er verzierte seine Wände und die Decke mit Heiligenbildern. Da er Abbé war, fiel das nicht weiter auf. So konnte er unbemerkt die Decke durchbrechen und kam so auf den Dachboden. Von dort arbeitete er sich durch die Decke meiner Zelle nach unten, bis nur noch eine dünne Schicht übrig blieb, die wir erst am 31. Oktober durchbrechen wollten. An diesem und den folgenden Tagen befand sich das Gericht außerhalb Venedigs zur Inquisition, wir würden also ungestört bleiben. Zudem war mir klar, dass sich Lorenzo an diesen Tagen sinnlos besaufen würde, wie immer, wenn seine Dienstherren abwesend waren.“
Je näher Casanova dem Zeitpunkt seiner Flucht kam, desto heftiger stieß er von unten zu, sodass meine Säfte zu fließen begannen und ich seine Kleidung ordentlich einnässte. Das schien ihn jedoch wenig zu stören, denn er ließ sich nicht beirren, sondern stieß munter weiter, mit immer größerem Elan.
„Endlich war es so weit, und wir trafen uns auf dem Dachboden. Balbi hatte keine Ahnung, wie die weitere Flucht vonstatten gehen sollte. Wohlweislich hatte ich ihn darüber im Unklaren gelassen, denn sonst hätte er sich sicherlich aus Furcht geweigert, mitzumachen und hätte mich in meiner Zelle verschmoren lassen. Ohne mich hatte er jedoch keine Chance auf eine erfolgreiche Flucht, sodass er auf Gedeih und Verderb auf mich angewiesen war.
Aus allen verfügbaren Decken und Kleidern, die wir in Streifen schnitten, flochten wir vier Stunden lang Stricke und Seile. Mit ihnen begaben wir uns auf den Dachboden, durchbrachen den Außengiebel und kletterten mit äußerster Mühe auf das spiegelglatte Bleidach. Jede Bewegung war gefährlich, denn ein Abrutschen hätte den sicheren Tod bedeutet.
Kannst du dir vorstellen, wie mir da zumute war? Wie gut, dass ich so tief in dir drin stecke, sonst würde die Angst mich auch heute noch in den Würgegriff nehmen. Du siehst, nur so kann ich die Geschichte richtig erzählen.
Zuerst ging es aufwärts zum Dachfirst, wobei ich das hilfreiche Stilett als Halt in die Bleiplatten rammte, während Balbi sich an mir festhielt. Auf dem First schoben wir uns mit äußerster Vorsicht bis zu einem Fenster vor. Ich schlug die Scheibe ein und seilte meinen Kollegen ca. fünfzehn Meter ab. Doch wie sollte ich selber hinunterkommen? Als ich an dieser Aufgabe schon fast verzweifelte, erspähte ich eine Leiter, die Handwerker auf dem Dach vergessen hatten. Bei dem Versuch, sie ins Fenster zu schieben, fehlte nicht viel, und ich wäre über den Rand des Daches gestürzt, so unmenschlich war die Strapaze. Dann könnten wir beide uns jetzt nicht so herrlich vergnügen, ein Jammer wäre das.“
Noch ungestümer als bisher hob er mich mit seinen starken Armen hoch und überließ es der Schwerkraft, mich mit Wucht wieder über seinen Schwanz zu stülpen. Trotz dieser sicher nicht leichten Betätigung kam er nicht außer Atem, und ich verstand jedes seiner Worte ausgezeichnet.
„Endlich, nachdem ich mehrmals Todesängste ausgestanden hatte, konnte ich die Leiter hineinschieben, stieg herab, und wir konnten versuchen, aus dem Raum zu entkommen. Zuerst jedoch musste ich einige Stunden schlafen, so erschöpft war ich.
Eine dicke Eichentüre versperrte uns den Weg zum Staatsarchiv und zur Kanzlei, durch die wir uns mit dem Stilett einen Weg bahnen mussten. Die Hände bluteten uns im Nu, und als das Loch groß genug schien, zwängten wir uns hindurch. Ich mag enge Löcher sehr, zum Beispiel dasjenige, das gerade so wunderbar schmatzt, und in dem ich mich so herrlich wohl fühle. Doch das Loch in der Türe war eine Winzigkeit zu eng. Balbi passte hindurch, denn seine Hüften waren schmaler als meine. Mich jedoch musste er mit aller Gewalt hindurchziehen, wobei ich mich erheblich verletzte. Trotzdem schafften wir es und drangen bis zur Empfangshalle vor.
Nun konnte ich nicht mehr warten, bis die Empfangsräume gegen Morgen für das Publikum geöffnet wurden. Ich öffnete ein Fenster und rief den Pförtner herbei, der glaubte, am Vortag jemanden eingesperrt zu haben. Er öffnete und bekam einen Mordsschrecken, als wir an ihm vorbei hinausstürzten.“
Bei den letzten Worten forcierte er das Tempo noch einmal, sodass mir Hören und Sehen vergingen. Mit der einen Hand spielte er mit meinem Busen, streichelte und knetete ihn, während die andere sich mit meiner Muschi beschäftigte, den Kitzler fest mit einem Finger drückte und ihn hin und her schob, sodass ich endlich den Orgasmus nahen fühlte. Dies war der Moment, wegen dem ich diese Reise unternommen hatte, das war mir klar geworden. Mittlerweile machte ich mir keine Illusionen mehr über meine Motivation.
„Bist du schon einmal in Venedig in einer Gondel gefahren? Noch nie war ich so froh gewesen, schnell eine zu finden. Ich stürzte mich hinein, und mit jedem Schlag der Ruder entfernte ich mich vom Ort meiner größten Pein. Endlich erlöst. Das Glück ist dem Wagemutigen hold, nach dieser Maxime lebe ich und werde ich wohl auch sterben.“
Beim letzten Wort drang er besonders tief in mich ein, sein Schwanz zuckte, und ich spürte jeden Schub seiner Ejakulation. Sofort kam es auch mir, so fest und so heftig, wie nie zuvor. In meinem Kopf dröhnten die Glocken, meine Sinne schwanden, und ich fiel in eine tiefe Ohnmacht. Als ich erwachte, begrüßte mich die Angestellte mit einem gut gelaunten:
„Na, wie war's?“
*** by Aweiawa ***
Das Überwachungsgerät schlug heftig aus und sagte mir, dass die Kundin sehr starke Emotionen verspürte. Als ich nach einer Weile nichts in der Kabine hörte, schaute ich einfach mal nach dem Rechten.
„Es war einfach supergeil! Die Entscheidung zu Giacomo zu reisen war goldrichtig!“ Ich nickte lächelnd und verließ die Kabine wieder.
„Hm, immerhin war sie die Erste, die zu Casanova wollte. Mal googeln, was an dem so besonderes war.“
***
Casanova, Giacomo, geboren am 2 April 1725 als Sohn eines Schauspielerehepaars, studiert ab 1737 kirchliches und weltliches Recht, ohne den Beruf eines Rechtsanwalts jemals auszuüben. Vielmehr eignet er sich umfangreiche Kenntnisse der Medizin an, die er in seinem Leben nutzbringend verwenden kann. 1741 wird er zum Abbé geweiht, doch schon nach drei Jahren gibt er diese Laufbahn wieder auf und tritt in Rom in die Dienste des Kardinals Acquaviva. Er verbringt sein Leben als Soldat, Geiger, Notar, Schauspieler und vor allem als Spieler und Hasardeur. 1759 adelt er sich selbst und nennt sich fortan Chevalier de Seingault. Wenig später wird er von Papst Clemens XIII. zum Ritter ernannt.
Bekannt wird er als der größte Liebhaber aller Zeiten durch seine Memoiren, die er von 1790 bis zu seinem Lebensende am 4. Juni 1798 in Dux schreibt. Die ‚Histoire de ma vie’ erscheint erst 1821 in 15 Bänden in französischer Sprache und hat seitdem einen Siegeszug ohnegleichen erlebt. Die Memoiren haben neben den erbaulichen Schilderungen seiner erotischen Abenteuer einen hohen kulturhistorischen Wert.
***
„Cool! Kann ich mir zwar nicht alles merken, aber vielleicht besuche ich diesen außergewöhnlichen Menschen auch einmal.“
Langsam wurde es ernst. Ich war entsprechend vorbereitet und nur ein Punkt machte mir wirklich Kopfzerbrechen. In dieser Epoche war es nicht gerade üblich, auf eine Frau zu hören. Zudem wollte ich das genaue Gegenteil von dem, was der Häuptling als zukunftsweisend ansah. Gedankenversunken überflog ich noch einmal Dr. Häberles E-Mail vom Vortag.
Verehrte Samira,
Nochmals meinen aufrichtigen Dank für Ihr Engagement, die Projekte der DreamZone weiter zu verbessern.
Zu unserem neuen Experiment:
Als Basis des Projekts „Alpha - 2010/xx 07“ habe ich mich für das Szenario Sand Creek Massaker 1864 entschieden. Neu sind hierbei zwei Aspekte: Im Verlauf des Experiments werden Sie erstmals, wenn auch indirekt, mit einem Kollegen zusammenarbeiten. Sie werden parallel in verschiedene Handlungsstränge eintauchen, die bereits erörterten Maßnahmen ergreifen, und sich am Ende im Lager am Sand Creek treffen.
Als Test, ob die suggestive Wetterwahrnehmung funktioniert, eignet sich die eiskalte Nacht vom 28. auf den 29. November 1864 hervorragend. Sie und Ihr Kollege werden sommerliche Temperaturen verspüren.
Lassen Sie mich bitte noch ein erklärendes Wort zu der damaligen Lage sagen. Die wirtschaftliche Lage des Jahres 1864 war für die Indianer erbärmlich. Sie waren ausgehungert und am Ende, was selbstverständlich keine Entschuldigung für ihre Raubzüge und das Niederbrennen von Farmen sein darf.
Den Behörden von Denver kam das allerdings sehr entgegen. Sie stellten die verstümmelten Leichen eines Siedlers, seiner Frau und ihrer zwei Kinder öffentlich aus. Getreu der Devise – nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer, machten sie gezielt Stimmung für eine Strafexpedition.
Obwohl die Indianer offiziell unter dem Schutz der Regierung standen und eine weiße Fahne gehisst hatten, überfiel der ehemalige Methodistenpfarrer Colonel John Chivington im Morgengrauen das Dorf am Sand Creek. Seine 700 Mann starke „Colorado-Volunteers“ hatten den Befehl – keine Gefangenen zu machen!
Der Häuptling Black Kettle stand bei seinem Zelt und versuchte seine Leute zu beruhigen. Schließlich verstand aber auch er, dass alle Versprechen der Regierung nur Lügen waren. Bis zum späten Nachmittag dauerte das Gemetzel. Chivingtons völlig verrohte Männer schossen auf alles, was sich bewegte.
Ein bisschen Hoffnung für die Menschheit habe ich aber dennoch. Trotz der Wirren des Bürgerkriegs war die breite Öffentlichkeit der Amerikaner über das Massaker entsetzt. Leider wird dieses Thema heute noch in den Medien totgeschwiegen und ist der Masse der Bevölkerung unbekannt.
Aber ich schweife schon wieder vom Thema ab. Was ich Ihnen eigentlich sagen wollte, der geschichtliche Hintergrund ist natürlich delikat. Trotzdem habe ich ihn gewählt, um den größtmöglichen Nutzen aus dem Experiment zu erzielen. Ändern können Sie die Geschichte nicht, nur verändern – im Sinne der Vision.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß und bin gespannt, ob oder wie Sie die Aufgabe angehen werden.
Viele Liebe Grüße: gezeichnet J.H.
*
„Mit dem Kollegen habe ich ja eigentlich nichts zu tun, oder?“, fragte ich den Monitor, als ob er mir antworten könnte. „Wie diese Wettersuggestion funktioniert, hat Häberle mir zwar erklärt, aber im Grunde verstand ich nur Bahnhof.“
Der Monitor hörte weiter tapfer zu und ich quasselte gedankenverloren weiter.
„Zwei verschiedene Zeitreisen und wie soll ich in meinem Trip einen Kollegen treffen? Wie soll denn das gehen? Das ist doch unmöglich!“
*
Um mich etwas abzulenken, oder besser gesagt, um meine beginnende Nervosität nicht überschäumen zu lassen, unternahm ich einen Rundgang durchs Studio und sah nach dem Rechten. Ich desinfizierte noch schnell die Liege des letzten Kunden und spülte anschließend die Kaffeetassen.
Seit drei Minuten hatten wir offiziell geschlossen und normalerweise wäre ich schon auf dem Weg in die Tiefgarage, um nach hause zu fahren. Ich beschloss, die erste Zigarette des Tages zu genießen und als ich sie gerade anzündete antwortete der Monitor mit einem kurzen „Ping“.
SIE HABEN EINE NEUE E-MAIL, war in Großbuchstaben zu lesen. Ich loggte mich ein und das Spezialprogramm dechiffrierte die Nachricht. Im Grunde nichts Geheimes, aber Dr. Häberle verschickte nicht einmal ein Familienrezept für schwäbische Maultaschen, ohne es zu verschlüsseln.
Die Daten waren gespeichert und es sollte wie verabredet losgehen. Alles andere hätte mich auch gewundert. Aber es gab eine Änderung. Der unbekannte Kollege sollte in „meinem“ Studio erscheinen und ebenfalls von hier aus starten.
„Wieso das?“, fragte ich.
WARUM? – stand in der E-Mail. Häberle, der alte Spaßvogel, musste meine Gedankengänge sehr genau vorhergesehen haben.
Ich hoffe, Sie nehmen mir diesen kleinen Scherz nicht übel, verehrte Samira. Aber – fällt Ihnen bei dem Namen Axel Fischer etwas ein?
Es folgte ein zwinkernder Smiley und – Viele Liebe Grüße: gezeichnet J.H.
*
Axel Fischer? Der Namen war mir bekannt, mehr noch – ein alter Schulkamerad, der wie ich verheiratet war und zwei Kinder hatte, hieß genauso. Gelegentlich traf ich ihn im Dorf beim Einkaufen oder auf einem Fest. Aber was hatte er mit Häberle zu tun? Es musste einen Zusammenhang geben, schon allein deswegen, weil dieser Kollege ausgerechnet bei mir hier in das Programm eintauchen sollte.
Das Klingeln riss mich aus den Gedanken und ich ging zur bereits abgeschlossenen Tür. Wird es der Axel sein oder war ich jetzt total auf der falschen Fährte?
Amüsiert schaute der junge Mann in mein überraschtes Gesicht.
„Zufälle gibt’s, die gibt’s gar nicht!“, meinte Axel Fischer schmunzelnd.
„Das ist allerdings eine Überraschung. Ich wusste gar nicht, dass du auch für DreamZone arbeitest.“
Wir umarmten uns wie gute Freunde und sprachen noch einige Minuten über Gott und die Welt. Ich erfuhr, dass Axel schon länger für Dr. Häberle arbeitete und eine Menge Erfahrung mit den Sonderwünschen des Erfinders hatte.
„Eine letzte Frage hätte ich allerdings noch, Axel.“
Er sah mich abwartend an.
„Wenn deine Aktion gelingt, dann greifen die Krieger der Dog Men Chivingtons Soldaten an und verhindern den Überfall auf Black Kettle’s Dorf!“
„Ja! Das ist so geplant.“
„Und wieso soll ich dann zusätzlich den Häuptling bearbeiten?“
„Weiß ich auch nicht genau. Häberle wollte das so! Ich habe auf jeden Fall einen todsicheren Plan. Es wird ein Kinderspiel. Aber ich freue mich, dir später dann in deinem Dorf zu begegnen. Bin gespannt, was wir dabei empfinden werden!“
„Na-na-na! Wir arbeiten und sind nicht auf einem Vergnügungstrip!“, wies ich ihn lächelnd zurecht und zeigte auf die Uhr. Der vorgerückte Zeiger der Wanduhr erinnerte an unsere Pflicht. Wir wünschten einander viel Spaß und gutes Gelingen, und waren kurz darauf jeder für sich in einer Kabine.
*** bei den Dog Men ***
Schon Jahre, bevor die DreamZone Programme perfekt liefen, war ich bei fast jedem Testlauf dabei. Natürlich war es die Kohle, die ich als Familienvater immer gebrauchen konnte, aber schnell merkte ich, dass ich fast schon süchtig danach war, die immer neuen und spannenden Versuche als Häberles „Meisterschüler“ durchzuführen.
Für jede meiner Rollen bereitete ich mich akribisch vor, und mein Ehrgeiz wurde meistens mit Erfolg belohnt. Und die Vorstellung, dass ich mich mit dem süßen Samira-Mäuschen im Lager treffen würde, hatte auch was. Selbstverständlich würde ich sie im realen Leben niemals begehren, wir sind beide verheiratet, aber dafür, dass sie mich in der Schulzeit schon hat abblitzen lassen - nun wer weiß – vielleicht ließe sie sich ja von einem großen Häuptling – den ich verkörpern würde – beeindrucken.
Mein Ziel war klar: Das Lager der Dog Men, um die Mitglieder dieses berühmten Kriegerbundes für meine Mission zu gewinnen.
Die Zeitreisen verursachten bei mir ein leichtes, unerklärliches Schwindelgefühl. Wie in der Gondel einer Achterbahn, die aus dem Stand auf Höchstgeschwindigkeit katapultiert wurde, verkrampfte ich mich und ein stechender Scherz schoss durch meinen Kopf. Dann fiel ich ins Bodenlose, ein schwarzer Abgrund tat sich auf, und ich knallte mit Wucht auf einen steinigen Boden. Dieser gab jedoch glücklicherweise nach und federte den Fall ab. Alles war nur Einbildung, aber jedes Mal erschreckend real.
Mit einem dünnen Schweißfilm überzogen, kauerte mein virtueller Körper auf dem gefrorenen Boden und ich massierte meine Schläfe. Nach einer Minute konnte ich wieder klar denken und blickte mich um. Das Licht der Sonne schien kraftlos durch tief hängende, dichte Wolken, und für einen Moment spürte ich die eisige Kälte. Ich schüttelte mich und plötzlich wurde mir wieder warm. Es funktionierte! Ich ging in die Hocke und atmete mehrmals tief durch.
In einigen hundert Metern Entfernung sah ich mein erstes Ziel. Eine Baumgruppe, bei der ich meine Ausrüstung vorfinden sollte. Ich stand auf, streckte meine Glieder und lief, nackt wie ich war, meinem Ziel entgegen.
Dort angekommen fiel mir die Kinnlade runter …
*** Samira am Sand Creek ***
Während ich mich auszog und meine Kleider über einen Stuhl legte, betrachtete ich mich im Spiegel. Mein Aussehen und meine Figur verdankte ich meiner indonesischen Mutter. Schlank, zierlich, mit mandelförmigen schwarzen Augen. Die dunkle Haut und meine kräftigen schwarzen Rastalocken hatte ich von Papa, einem stolzen Mann, dessen Wurzeln im Senegal lagen.
Als ich den weißen Slip herunterzog, musste ich an Häberles Argument denken, dass die nackte Haut als größtes menschliches Sinnesorgan, in Verbindung mit den verschiedenen Lichttönen der umkonstruierten Sonnenbank, erst den intensiven, gefühlsechten Faktor des Traumerlebnisses ermöglichte.
Aufgeregt, wie jedes Mal, legte ich mich auf den Rücken und drückte auf den Schalter. Langsam senkte sich die Haube und ich spürte sofort die angenehme Wärme der Neonleuchten. Ich schloss die Augen, und ein leichter Wirbel aus warmer Luft und bunten Farben erfasste mich. Jeder empfand das Eintauchen anders - bei mir löste es Glückshormone aus. Eine Mischung aus Vorfreude und Ungewissheit, die mich faszinierte.
Es war der 28. November 1864. Der Mond tauchte das Dorf der Cheyenne in ein friedvolles Licht und der frostige Boden glitzerte in seinem Schein. Dennoch fühlte ich mich wie an einem Sommertag und mir war, als ob ich sogar die würzige Luft des Frühlings riechen konnte. Wie bei jedem Eintauchen in eine virtuelle Reise, wollte ich natürlich meine Blöße bedecken. Die entsprechenden Koordinaten, wo meine Kleidung deponiert ist, waren durch die markante Baumgruppe leicht auszumachen.
Je näher ich dem friedlich erscheinenden Lager kam, desto nervöser wurde ich. Der Name der Cheyenne stammt von dem Lakotawort "Sha hi’e na" ab, was in etwa „Volk, das eine andere Sprache spricht“ bedeutet. Sie selbst nannten sich “Tsis tsis tas“, was einfach Menschen heißt. Und im Grunde sollte ich eigentlich längst auf einen Menschen gestoßen sein. Einer der Posten musste mich doch bemerken.
Ein böses Knurren ließ mich aufschrecken und eiskalte, funkelnde Augenpaare sahen mich an. Zudem hatte ich auch den Wachposten gefunden. Die Wölfe um ihn herum waren noch lange nicht satt. Ihre blutverschmierten Mäuler öffneten sich und die Reißzähne blitzten auf. Während ich in Todesangst unfähig war mich zu bewegen, kreisten sie mich ein. Die einzige Waffe die ich dabei hatte, war mein Körper. Der war zwar für die ausgehungerten Tiere auch von Interesse, allerdings anders als ich ihn einsetzen wollte. Das Leittier heulte kurz auf und setzte zum Sprung an …
*** bei den Dog Men ***
Ein Pferdeskelett, das neben einem traurigen Häuflein vermoderndem, undefinierbarem Etwas lag, verriet mir, dass es scheinbar doch nicht so einfach war, die Matrix zu verändern. Hier hatte sich offensichtlich jemand stark im Datum geirrt und die Ausrüstung einige Jahre zu früh in mein Szenarium geschrieben. Ich bückte mich und erkannte neben den verrotteten Überresten der Federhaube und meiner Kleidung auch das wichtigste Hilfsmittel meiner Mission, die sogenannte „süße Medizin“, das bedeutendste religiöse Stigma der Cheyennen. Der schwarze Kriegspfeil – genau derjenige, welcher 1830 durch ominöse Umstände in die Hände ihrer Todfeinde, den Pawnee fiel - er zerbröselte, als ich ihn aufheben wollte.
„Verdammter Mist! Wenn ich den Programmierer in die Hände bekomme, skalpier ich die Pfeife“, schrie ich verärgert.
Als ein Prophet, einem Gründungsmitglied vom „Rat der 44“, wollte ich die verlorene Ehre zurückbringen und es wäre ein Leichtes gewesen, dass die Kriegshäuptlinge mir bei meiner Mission folgen würden. Wenn ich jetzt so nackt wie ich war, in ihr Dorf marschierte, würden die mich gleich umlegen, oder mich zumindest für einen Irren halten. Einen Verrückten. Einen Spinner …
In gleichen Augenblick war meine Wut verflogen und ich grinste vor mich hin.
Der Klassiker „Little Big Man“ mit Dustin Hoffman kam mir in den Sinn. Ein Krieger, der das Gegenteil von dem sagt, was er meint, der verdrehte Lebensgewohnheiten hat – rückwärts auf dem Pferd sitzt, oder in vollem Galopp durch das Zeltlager reitet. Ein „Spinner“ eben!
Aber auch ein Mann – der wegen seiner todesverachtenden Tapferkeit sehr hoch in der Gunst der Krieger stand. Hochkonzentriert versuchte ich mich zu erinnern. Die Unterlagen von DreamZone, die ich für diesen Trip studierte - da stand doch etwas über diese seltsamen Typen. Ich sah den Text deutlich vor meinem geistigen Auge:
Eine Frau, die Brot buk und ihren Vater bat, etwas Brennholz zu holen und es vorsichtig neben dem Ofen zu lagern, damit ihr Brot nicht herunterfallen konnte.
Sie hätte es aber besser wissen müssen: Die korrekte Bitte wäre gewesen - ein riesiges Bündel Feuerholz zu holen und es so gewaltig neben den Ofen zu schleudern, dass ihr Brot dadurch herunterfiele.
Genau dies tat er nämlich! Weil er eben ein Heyoka war. Ein exzentrischer Einzelgänger, der bei den Indianern Nordamerikas gar nicht mal so selten anzutreffen war.
Ich musste schmunzeln, als ich mir den fassungslosen Gesichtsausdruck der Tochter vorstellte. Ich erinnerte mich an eine alte Fotografie. Ein Indianer saß in der brütenden Hitze des Hochsommers, mit einem Büffelfell vermummt, vor einem Zelt … verkehrte Lebensweise … Mein Gehirn arbeitete mit Hochdruck – irgendwas passte nicht zusammen?
Wettersuggestion – ein Szenario im Winter – wieso war das für diese Mission eigentlich wichtig? Wieso hat Dr. Häberle darauf bestanden?
Schlagartig fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Häberle – genau das hast du doch geplant! Du hast doch nicht ohne Grund das mit dem Heyoka in den Bericht schreiben lassen! Dein Programmierer hat keinen Fehler gemacht, im Gegenteil – das mit der vermoderten Ausrüstung war Absicht.
Ich schmunzelte: ‚Also gut – dann spielen wir jetzt dein Spiel.’
Im Laufschritt eilte ich zum Lager, wo ich einiges an Ausrüstung zu finden glaubte. Aus dem Augenwinkel sah ich die hölzernen Gerüste. Ob eine Begräbnisstätte wirklich so nah an einem Zeltdorf lag oder ebenfalls ein Werk der DreamZone Spezialisten war, vermochte ich nicht zu sagen. Was ich aber hoffte, dass ich hier das finden würde, was ich für meinen Plan benötigte.
Und ich hatte Glück. Ein ‚Supermarkt’ in der Prärie. Die Wolfskappe passte wie angegossen und auch ein Lendenschurz war schnell gefunden. In einem Lederbeutel fand ich schwarze Farbe und erinnerte mich an eine weitere alte Fotografie. Spontan malte ich mir damit parallele senkrechte Streifen übers Gesicht.
Der alte Klepper, der an eines der Totengerüste gebunden war, sah mich mit großen Augen traurig an. Mehr Ähnlichkeit mit einem Schaf als einem Pony. Füße wie kleine Butterfässchen und ein zehn Zentimeter langes strubbeliges und verfranztes Fell voller kahler Stellen. So erbärmlich, dass man einem Abdecker noch ein paar Dollar in die Hand drücken müsste, damit er sich seiner annimmt.
„Na, du Vieh. Dich vermisst wohl auch keiner.“
Die professionelle Vorbereitung, die Häberle für jedes Zeitexperiment verlangte, erwies sich als klug. Mir war sofort klar, dass diese Mähre etwas Besonderes war. Ein Pferd, schneller als ein Vollblut – der absolute Blender, und die Indianer gewannen mit solchen Tieren so gut wie jedes Pferderennen gegen die Weißen. Das ideale Pferd für einen „Spinner“.
Ich wollte gerade losreiten, als ich stockte. Etwas hatte ich im Unterbewusstsein gesehen, das nicht in das Gesamtbild einer indianischen Begräbnisstätte passte. Nur was? Ich stieg vom Pony und sah mich um. Nichts Außergewöhnliches war zu erblicken und mein Sinn hatte mir wohl einen Streich gespielt. Schon im Begriff aufzugeben, sah ich es dann doch.
Ein großer wattierter Umschlag hing an einem der Pfähle. So offensichtlich, dass ich ihn hätte eigentlich sofort sehen müssen. Ich ging zu dem Totenlager und schmunzelte, als ich meinen Namen auf dem Brief sah.
Neugierig öffnete ich ihn und las:
Hallo Axel, wie ich sehe, haben Sie sich wieder einmal bewährt und mein kleines Hindernis mit Bravour gemeistert. Nehmen Sie das Tütchen mit ins Lager und wenn Sie einen großen Zauber herbeisehnen – so schütten Sie den Inhalt ins Feuer … Viele Grüße J.H.
Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf, steckte das Tütchen ein und ritt los. Dr. Häberle schaffte es immer wieder, mich zu überraschen.
Das Pony schnaubte und schüttelte sich. Auch wenn es ihm nicht gefiel, so konnte es seine neue Kopfbedeckung nicht abschütteln. Gemäß der Eigenart der Dog Men hatte ich einen ihrer speziellen Federkopfschmucke mitgenommen, und weil ich ja ein „Irrer“ war, diesen dem Gaul aufgesetzt. Der Schwanz war mit Stoffstreifen eingewickelt und sollte den Kriegern anzeigen, dass ich auf dem Kriegspfad war.
Beim ersten Tipi drehte ich mich um 180 Grad und ritt, verkehrt herum auf dem Pferde sitzend, langsam ins Lager. Die ersten verdutzten Indianer sahen mir nach. Mein Ziel war das Zentrum des Lagers, wo auch ein großes Lagerfeuer loderte. Wortlos stieg ich vom Pony und betrachtete die zahlreichen Menschen, die einen Kreis um mich bildeten. Niemand sprach mich an, und eine gespenstige Stille lag in der Luft. Nach einer Weile tat sich eine Gasse auf und zwei Männer standen vor mir. Häuptlinge, wie mir ihre Federn verrieten …
*** Samira am Sand Creek ***
Ich schrie auf und riss meine Hände vors Gesicht. Jeden Moment mussten sich die scharfen Zähne in meine Haut bohren und ich würde sterben. Doch es passiert nichts dergleichen. Unendlich langsam verstrichen die Sekunden und ich verspürte eine sonderbare Ruhe. Ich spähte erschrocken durch meine Finger und nahm sie schließlich ganz herunter, als nichts Gefährliches zu erkennen war. Der große Wolf lag bewegungslos auf dem Boden, und hätte er nicht einen Pfeil im Herzen, könnte man meinen, er schliefe friedlich. Hastig sah ich mich um. Auch der tote Wachposten war verschwunden und ein weiteres Tier lag an seiner statt - ebenfalls von einem Pfeil getroffen. Instinktiv ging ich in die Hocke und blickte mich um. Kein Geräusch störte die Ruhe und auch von meinem Lebensretter war nichts zu sehen. Ich entschied mich daher, meine Mission fortzusetzen und zog einen der Pfeile aus dem Körper des Wolfs. Als Waffe sollte mir die scharfe Spitze zumindest ein klein wenig moralischen Schutz bieten. Doch der Schaft brach ab, sodass ich nur den hinteren Teil mit der Befiederung in der Hand hielt. Wahrscheinlich war die Pfeilspitze mit einem Widerhaken versehen.
Unterhalb der Stabilisierungsfedern war gelb gefärbtes Pferdehaar gebunden, eine Eigenart mancher junger Dog Men. Sie waren wie ein Fingerabdruck, über ihre nähere Bedeutung wusste ich jedoch nichts.
Ich warf den unbrauchbaren Pfeil weg und eilte ins Dorf. Das verscheuchte Rudel konnte jederzeit zurückkehren, und ich wollte mein Glück nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Das Zelt mit der amerikanischen Fahne war mein Ziel. Hier würde ich Black Kettle, den Oberhäuptling antreffen und, da er mir aus den Studien als vernünftiger Mann erschien, auch überzeugen können, dass sein Dorf vorsichtshalber geräumt werden müsse. Die etwa 500 Menschen hier waren fast ausschließlich Frauen, Kinder und alte Männer, und eine Verteidigung unter diesem Aspekt völlig ausgeschlossen.
In diese Gedanken versunken, stand ich mit einem Mal vor dem Zelt und ein Pfeifen brachte mich wieder in die Realität zurück. Ich blickte in die Gesichter einer Gruppe alter Männer, die sich zu einem Palaver vor dem Zelt ihres Anführers versammelt hatten. Mit lüsternen Blicken musterten sie mich von Kopf bis Fuß, bis mir plötzlich klar wurde …
Durch die Wölfe abgelenkt und unter dem Eindruck es sei Hochsommer, war mir ein wichtiges Detail entfallen. Meine Kleidung! Ich stand nämlich splitternackt inmitten des Indianerdorfs!
*** bei den Dog Men ***
„Auf Wiedersehen! Ich habe keinen Hunger und will auch nichts trinken!“, begrüßte ich die indianischen Anführer. Allerdings kamen mir meine Worte seltsam kehlig vor. Ich räusperte mich und wiederholte meine Begrüßung. Die Indianer sahen sich nur fragend an.
Aus der Menge löste sich ein untersetzter, krummbeiniger Krieger, der schon rein optisch kein Cheyenne sein konnte. Er stellte sich neben mich und erklärte den Häuptlingen:
„Das ist ein Contrary. Er spricht wie ein Comanche und seine Farben bedeuten, dass er auf dem Kriegspfad ist. Er redet und handelt - verdreht.“
Die Cheyennen nickten und ein Tuscheln ging durch ihre Reihe. Ich verstand jedes Wort. Das Algonkin der Cheyenne, das Sioux der Teton und das uto-aztekische der Comanchen. Sprechen konnte ich aber nur comanchisch. Wieder so ein kleines Hindernis, welches ich Justus Häberle verdankte.
„Ich suche die verweichlichten Hunde der Cheyenne, um über ihre Feigheit zu lachen.“
Ein Raunen ging durch die Menge, als der Comanche es wortwörtlich in die Cheyennesprache Algonki übersetzte. Während einige mich nur böse ansahen, mussten andere schon von ihren Freunden festgehalten werden, um sich nicht wütend auf mich zu stürzen.
Vor meinem geistigen Auge sah ich schon, wie mein Skalp den Speer eines Dog Men zierte. Ich überlegte, ob es wirklich eine gute Idee war, hier einen auf „Verdreht“ zu machen. Ein Krieger lief geradewegs auf mich zu, zog sein Messer und drückte mir den Knauf in die Hand. Dann nahm er meinen Arm und führte ihn so zu seinem Hals, dass die spitze Klinge seine Kehle berührte.
„Ich bin Schneller Falke. Siehst du, dass ich keine Angst vor dir habe ... siehst du das?“
Mit beiden Händen hielt er meinen Arm und drückte seinen Hals gegen die Klinge. Nachdem ich mich vom ersten Schock erholt hatte, antwortete ich gelassen:
„Ich habe furchtbare Angst vor dir!“
Der Krieger ließ irritiert die Waffe los, wich einen Schritt zurück und sah mich verwundert an. Der krummbeinige Alte redete mittlerweile mit den beiden Häuptlingen und einer von diesen hob die Hand. Es wurde deutlich ruhiger und alle warteten, was er zu sagen hat.
„Ihr müsst schlau sein, Brüder!“, sprach der Anführer. „Dieser Mann ist kein Narr und er will niemanden hier beleidigen. Was er meint, ist genau das Gegenteil von dem, was er sagt, und wenn ich etwas zu ihm sage, macht er genau das Gegenteil davon! Er ist ein Heyoka-Contrary!“
Die Indianer nickten, tuschelten und zugleich spürte ich, wie die aggressive Energie verschwand, die uns seit einigen Minuten umgab.
„Ich kenne da eine lustige Geschichte“, meinte der Dolmetscher. „Auch bei uns Comanches gibt es Krieger mit verdrehter Denkweise. Eine ältere Frau sprach vor vielen Wintern einen dieser Männer an. Sie bat ihn einen Büffel zu erlegen, da sie das Leder brauchte, um einen Sattel herzustellen. Der Contrary sagte: Ich werde es nicht tun!“ und verschwand für längere Zeit aus dem Lager. Schließlich kehrte er mit einer Haut zurück, allerdings von einem feindlichen Krieger, einschließlich der Hände und Füße. Wie einen Lebenden stellte er die Haut neben das Zelt der alten Frau. Ein Beobachter informierte die Frau, die daraufhin ihr Fell holen wollte. Sie erstarrte vor Schreck und das halbe Dorf lachte belustigt. Das kommt davon, wenn man einem Contrary um etwas bittet.“
Während die gespannt zuhörenden Indianer heftig lachten, gefror mir bei der Vorstellung, einem Menschen die Haut abzuziehen, um sie für einen makabren Scherz zu verwenden, das Blut in den Adern.
Die Häuptlinge kamen ein paar Schritte auf mich zu:
„Du hast die Dog Men gefunden, Bruder, der verkehrt handelt. Sprich, wie wir dir helfen können!“
„Eure Hilfe brauche ich nicht! Allein reite ich gegen die Langmesser, die im Morgengrauen das Lager von Black Kettle besuchen werden, um ein Friedensangebot zu machen!“
Mein Dolmetscher übersetzte es wörtlich. Viele der Indianer verstanden es sofort, anderen wurde meine verdrehte Aussage sinngemäß erklärt. Entsetzen breitete sich in ihren Gesichtern aus. Über 500 Menschen lebten am Sand Creek. Überwiegend Frauen und Kinder. Wilde Diskussionen entbrannten.
Das Kriegswesen der Prärie- oder richtiger der Plainsindianer, ist immer noch nicht eindeutig geklärt. Es war für sie ein aufregender, aber gefährlicher Sport. Ein Wettkampf um Ehre, Prestige und Ruhm, um somit die begehrten Adlerfedern zu erlangen. Die Kriegstrupps waren verhältnismäßig klein und die Teilnahme freiwillig. Nicht einmal die Kriegshäuptlinge konnten befehlen, wer mitreitet. Eine Ausnahme war natürlich ein Überfall auf das Zeltlager, das von jedem mit äußerster Härte verteidigt wurde.
Die Vorbereitungszeit für einen solchen Raid war langwierig, dauerte mitunter Tage. Magie und Rituale mussten peinlich genau eingehalten werden. Die Krieger hatten schützende Medizinbündel, Wunder wirkende Kieselsteine oder geweihte Schilde. Die Pferde waren mir Blitzen bemalt, was sie unverwundbar machen sollte.
Aber dafür war jetzt wahrlich keine Zeit. Wir mussten bald aufbrechen, um Chivingtons Männer noch abzufangen.
„Wir können uns noch eine Weile ausruhen …“, rief ich.
„Wir müssen sofort los …“, übersetzte es der Dolmetscher.
„Wir werden gegen die tapferen Soldaten Mann gegen Mann kämpfen …“
„Wir greifen sie direkt an und schießen die feigen Mörder von den Pferden …“
Weiterhin versuchte ich, den Kriegern meine Taktik klarzumachen. Den Feind als Erster zu berühren, ihn anzufassen oder mit einem besonderen Stock zu schlagen, das war die Heldentat schlechthin. Es sollten aber keine neuen Helden geboren werden, sondern ein heimtückischer Überfall abgewendet werden.
Es machte mir einige Mühe sie davon zu überzeugen, aber ich hoffte ich konnte mich plausibel ausdrücken. Aus dem Hinterhalt einige Schüsse abgeben, verschwinden und von einem anderen Punkt aus wieder aufzutauchen – war Guerillataktik und wurde während des US-Bürgerkriegs erfolgreich von der konföderierten Kavallerie angewandt. Wenn die Krieger verstehen, dass die Miliztruppen keine ehrenwerten Gegner sind, sondern Bestien, die es einfach zu vernichten galt – würde es klappen.
Und es sah gut aus. Unauffällig warf ich das Päckchen mit Häberles Zauberpulver ins Lagerfeuer. Ich ballte die Fäuste und streckte sie nach oben:
„Ma’heo’o! Weise uns deinen Weg“, rief ich in den Nachthimmel.
Dass ich gerade vergaß, verdreht zu sprechen, hat hoffentlich niemand registriert. Ich murmelte irgendwelches Kauderwelsch und hoffte, dass die Indianer mir meinen gespielten Trancezustand abkauften.
Plötzlich zischte es. Ähnlich einem Feuerwerk sprühten die Funken in den für die Cheyenne heiligen Farben auf, und die roten Funken, die am Ende niederprasselten, zeigten jedem, was ihr Gott erwartete.
Rot – die Kriegsfarbe der Cheyenne.
Ich atmete durch. Nicht nur, dass ich den Tag überleben sollte, meine Saat schien auch aufzugehen. Die Häuptlinge organisierten den Aufbruch.
Mein Comanchenfreund schrie auf einmal unverständliche Worte in den Abendhimmel, begann wie von einem Schwarm Hornissen gejagt, um das Lagerfeuer zu hüpfen, und hielt einen seltsam aussehenden Stab – halb Speer, halb Bogen in die Luft. Er steckte seinen Kopf in den roten Rauch, schrie etwas und fiel zu Boden.
Mit offenem Mund beobachtete ich die Szene und die Medizinmänner – zumindest hielt ich sie für solche – sprachen aufgeregt mit den Häuptlingen der Dog Men.
Ich kam langsam ein paar Schritte näher und erkannte das seltsame Relikt in seinen Händen. Ein Donnerbogen der Heyoka! Keine Waffe im eigentlichen Sinne, aber eine „starke Medizin“.
„Wo zum Geier hast du den her?“, murmelte ich vor mich hin.
Im Lager brach Hektik aus. Innerhalb weniger Minuten ritten die ersten Krieger davon. Weitere folgten ihnen, und mir gerade genüsslich die Hände reibend, machte ich eine fatale Feststellung.
„Die falsche Richtung!“, sagte ich leise, um kurz darauf zu schreien: „Heeyyy, ihr reitet in die falsche Richtung!“
*** Samira am Sand Creek ***
„Wer bist denn du, Squaw?“, fragte der Erste, während die anderen mich weiterhin ungeniert musterten.
„Auf jeden Fall nicht deine Squaw, du Wichs…“, antwortete ich verärgert, bis mir einfiel, dass er es vielleicht gar nicht besser wusste. Die Urform dieses Wortes bedeutete einmal „Frau“, aber als Verballhornung bezeichnet es einen vulgären Ausdruck für das weibliche Geschlechtsteil und ist heute wie damals, abwertend gemeint. Schnell fasste ich mich wieder und antwortete, um einen souveränen Stil bemüht:
„Ich bringe eine Warnung vom Donnerwesen!“
„Ich glaube eher, du bist ein Geschenk unserer Vorväter.“
„Und was für ein hübsches dazu!“
„Ich hatte schon lange keine so junge, hübsche Frau an meiner Seite liegen!“
Völlig verwundert sah ich die alten Krieger an. Eine halb leere Glasflasche, die sie ständig weiterreichten, sagte mir, dass eine vernünftige Unterhaltung wohl nicht zustande kommen würde.
„Ich möchte zu Black Kettle, ich habe eine Warnung, es ist sehr wichtig, dass ihr mich sofort …!“
„Wir werden das dem Alter entsprechend lösen. Ich bin mit 60 Sommern der Älteste und werde sie zuerst nehmen!“
„Ausgeschlossen! Ich habe mehr Adlerfedern und …“
„Ihr beide habt Frauen in eurem Tipi, aber ich habe keine. Also werde ich sie zuerst bekommen.“
Irritiert sah ich den Alten dabei zu, wie sie mich völlig ignorierten und über meine Zukunft debattierten.
„Du gefällst mir, Squaw.“
Der Alte kam mit seinem zahnlosen, lüsternen Grinsen näher und schnupperte an mir. Verärgert stieß ich ihm meinen Zeigefinger ins Auge, worauf er erstmal das Interesse an mir verlor.
„Ich habe einen Namen!“
„Und wie lautet der - Squaw?“, fragte ein Mann, der urplötzlich neben mir stand und eine seltsame Ruhe und Anmut ausstrahlte.
Gute Frage! Bote des Donnergottes sollte für die Mission genügen, soweit zumindest nach meiner Planung.
„Donnerwesen?“, fragte ich zögernd.
Er lachte.
„Donner-VOGEL ist ein Titel, wie Häuptling oder ‚Der große weiße Vater’. Ich bin Black Kettle, der Oberhäuptling der Cheyenne.“
„Und ich bin …“, begann ich zu überlegen und sah in den Nachthimmel, „ … Mondstern – die Tochter des Donnervogels.“
‚Himmel noch einmal! Donnerwesen, Donnergott, Manitu oder Maheo, Wakan Tanka – wer soll sich das denn alles merken können? Glücklicherweise fiel mir beim Anblick des Mondes und der funkelnden Sterne ein halbwegs akzeptabler Name für mich ein.’
„Und wieso bist du … so schwarz?“, fragte einer der Alten und nahm einen Schluck des billigen Fusels.
‚Und wieso bist du … so blöd?’, antwortete ich in Gedanken.
„Sie ist die Tochter des Donnergottes und deshalb friert sie auch nicht!“, stellte der nächste fest.
„Vielleicht ist sie auch nackt, weil sie so heiß drauf ist, sich von uns nehmen zu lassen?“
„Trotzdem bin ich der Erste! Ich habe fünf Pferde mehr, als ‚alte Eule’ oder ‚Kaut nur gekochtes Fleisch’, und außerdem … ich habe sie zuerst gesehen!“
„Du siehst ja nicht einmal eine Büffelkuh, wenn sie vor dir über dem Feuer aufgespießt ist.“
„Ich habe den längsten Schwanz von uns!“
„Deiner steht aber nur noch im Sommer und jetzt liegt Schnee.“
Amüsiert beobachtete mich Black Kettle, wie ich mit offenem Mund dastand und es einfach nicht glauben wollte.
„Komm in mein Zelt, Mondsternchen! Wir haben etwas zu bereden!“
„Ja … gleich!“, antwortete ich, und mit meiner göttlichen Souveränität war es nicht mehr weit her. Bevor ich das Tipi betrat, wandte ich mich noch einmal an die Streithähne.
„Ihr wolltet doch wissen, weshalb ich schwarze Haut habe!“
Die zankenden Männer sahen mich fragend an.
„Weil der Blitz der Freund meines Vaters ist und seine Funken sprühenden Pfeile sehr heiß sind, wenn er sie zur Erde schleudert. So heiß, dass sie die Haut verbrennen. Wollt ihr es selbst erleben?“
Um meiner Frage die nötige Glaubwürdigkeit zu verleihen, erhob ich die Hände wie eine Hexe, und meine zuckenden Finger deuteten eine magische Handlung an. Erschrocken wichen die Alten einen Schritt zurück, und als ich auch noch wie eine Raubkatze fauchte, war endgültig Schluss mit „wir spielen jetzt mit Mondsternchen“.
Innerlich schmunzelnd ging ich auf das Häuptlingszelt zu und hatte plötzlich einen Einfall. Langsam drehte ich mich um und blickte einem tief in die Augen. Lasziv lächelte ich ihm zu, fasste mit beiden Händen an meinen Busen, massierte ihn leicht und bewegte ein wenig mein Becken.
„Ich bin die ganze Nacht bei euch. Ihr dürft mich besuchen so oft ihr wollt. Und damit es ein unvergessliches Erlebnis wird, habt ihr ja das Zauberpulver.“
„Zauberpulver?“, fragten sie und sahen sich gegenseitig an.
„Aber sicher! Ich habe doch … dem da!“, zeigte ich auf den größten Dummschwätzer der Gruppe, „ … dem da - bei meinem letzten Besuch bei euch Menschen ein ausgehöhltes Büffelhorn mit Potenzpulver gegeben, damit er es mit euch teilen und ihr alle so männlich, wie in eurer Jugend seid.“
„Du Verräter …!“, sagte der Erste mit giftgrünem Unterton.
„Ich bin kein Verräter, ich weiß überhaupt nichts von irgendwelchem Pulver!“
„Du wolltest alles für dich, du warst schon als Kind eine Ratte!“
„Du nennst mich nicht noch mal eine Ratte!“
„Ich werde dir meine Faust in dein verlogenes Maul schlagen …“
Ein weiteres Wort, ein Schubser, ein Schlag, und es endete wie so viele Trinkgelage, in denen es um Frauen ging.
Black Kettle schüttelte nur den Kopf.
„Unglaublich! Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, würde ich es nicht glauben!“
Ich grinste und zuckte mit der Schulter.
„Schönen Dank an Goscinny und Uderzo für die Inspiration.“
„Wie bitte?“
„Ach nichts. Zwei Männer, die du nicht kennst!“
„Papperlapap! Auch mich kennst du nicht, und deine Mission ist umsonst!“
Er ging mit schnellen Schritten auf sein Zelt zu und ich eilte hinterher. Einer Geste folgend, setzte ich mich ihm gegenüber neben ein kleines Lagerfeuer.
Mit offenem Mund hörte ich dem Häuptling zu, wie er mir erklärte, unter gar keinen Umständen dieses Lager zu evakuieren. Ich sah ihn an und fragte mich, wieso er mir das erzählte. Vor allem woher er weiß, dass genau das meine Absicht war. Black Kettle wirkte sehr selbstbewusst und dennoch war er nervös. Ohne sich selbst darüber bewusst zu sein, hatte er sich einen Pfeil aus dem Köcher gezogen und umwickelte den Schaft unterhalb der Federn mit einem gelben Faden. Eingefärbtes Pferdehaar – so wie ich es heute schon einmal sah. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen. Im Unterbewusstsein hatte ich vorhin einen Ausdruck vernommen, den ich nur von einem Menschen her kannte.
Um mich nicht zu verraten, versuchte ich weiterhin mit Nachdruck den „Häuptling“ davon zu überzeugen, dass das Lager in allergrößter Gefahr war, und beschwor ihn regelrecht, sofort den Befehl zum Aufbruch zu geben.
Während er antwortete, mir von dem Vertrag mit seinen weißen Freunden berichtete, über die glorreiche Zeit seiner Jugend fabulierte, überlegte ich fieberhaft nach einem Alternativplan.
Wie weit würde er denn gehen? Er ist ein Mann, der logisch und rational denkt, aber was, wenn ich an seine niederen Instinkte appelliere? An seine ganz niederen? Ich könnte ihm seine Sorgen, im wahrsten Sinne des Wortes, aus dem Sinn blasen …
*** bei den Dog Men ***
„Ist nicht deine Schuld, Heyoka!“, sagte der alte Comanche und klopfte mir väterlich auf die Schulter. Nach seinem erlittenen Ohnmachtsanfall war er auf schnelle, wundersame Weise wieder genesen. Er grinste und ich verstand die Welt nicht mehr.
„Dr. Häberle meinte, dass du einen recht seltsamen Gesichtsausdruck haben wirst, wenn die Dog Men durch meinen kleinen ‚Wink mit dem Donnerbogen’ in die falsche Richtung davon jagen! Machs gut, Kollege!“
Ich sah ihm nach, wie er im Gewimmel der nächsten aufbrechenden Indianer verschwand, und brauchte eine Weile, um das Erlebte zu verarbeiten.
„Na gut! Dann habe ich wohl jetzt Feierabend!“ erklärte ich dem Pony, das seine Nase an meinem Rücken rieb. „Reiten wir zu Samira!“
Im Begriff aufzusitzen, fiel mein Blick auf eine Gruppe junger und vor allem hübscher Indianermädchen, die mich kichernd beobachteten.
Möglichst cool lehnte ich mich gegen mein Pony und schaute grimmig, um ihnen somit mein „Lächeln“ zu zeigen. Der Gaul war mir aber anscheinend immer noch nicht wohl gesonnen und empfand es als Frechheit, mit einem Federschmuck auf dem Kopf umherlaufen zu müssen. Kurz gesagt, er machte einen Schritt nach vorn und ich landete, wild mit den Armen rudernd, auf dem Hosenboden. Die Frauen liefen kichernd fort und der Klepper zeigte mir schadenfroh sein Gebiss.
„Ich danke dir!“ maulte ich ihn an, was er mit einem Wiehern erwiderte. Eh ich mich weiter mit meinem Pferd unterhalten konnte, fasste mir eine Hand an die Schulter und eh ich mich versah, zog mich eine junge Frau in ein nahe stehendes Zelt.
Mit offenem Mund sah ich sie an. Ihr dicker Büffelpelzmantel öffnete sich und glitt zu Boden. Der in ein weiches Hirschlederkleid gehüllte Körper gab mir den Rest. ‚Miss südliche Prärie’ stand vor mir und ich spürte, wie mein Lendenschurz enger wurde.
Dass die Schöne mir nicht den geschmackvoll eingerichteten Innenbereich ihres Zeltes zeigen wollte, war mir in dem Moment klar, als sie mir einfach zwischen die Beine fasste.
„Du mich nehmen! Ich machen alles, was du wollen!“
Ich nickte nur dümmlich grinsend, und schon lag ich auf irgendwelchen Stoffdecken und sie saß auf mir. Geschickt holte sie meinen Schwanz aus dem Lendenschurz und lächelte lasziv, wohl, weil er schon knallhart war.
„Nein! Das geht mir jetzt aber etwas zu weit und außerdem …!“
Mist! Meine Äußerung musste sie ja falsch interpretieren, oder anders gesagt – richtig! Sie schob ihr Kleid hoch und mühelos drang ich in sie ein. Geschickt presste sie sich an mich – und Sekunden später verdrehte ich die Augen.
„Nein! Bitte … Bitte nicht! Wie sieht meine Schwiegermutter im Babydoll aus …?“
Aber zu spät. So was passierte mir zuletzt als Teenager, als mir die süße Maus im Landschulheim am Reißverschluss der Hose herumspielte. Selbst die krassesten Gedankenspiele, mit denen ich hin und wieder im ehelichen Bett dafür sorgte, dass meine Frau auch was davon hatte, versagten hier. Meine Indianerschönheit kicherte nur.
„Du sein wirklich richtiges Contrary!“
Ich lächelte dümmlich.
„So schnell noch keiner bei mir fertig gewesen ist!“
Sie zog sich schnell wieder an und verschwand, immer noch kichernd, aus dem Zelt. Da hatte ich gerade das wohl erste Heyoka-Groupie und dann so was!
„Will nicht mehr! Will heim!“, sagte ich und starrte in den verrußten Rauchabzug an der Spitze des Tipis.
Seltsamerweise kam mir dabei Samira wieder in den Sinn. Wie eine Sprungfeder schnellte ich in die Höhe und jagte eine Minute später im Galopp aus dem Dorf.
*** Samira am Sand Creek ***
Langsam erhob ich mich aus dem Schneidersitz und stellte mich vor Black Kettle.
„Mein Vater will, dass du das Dorf räumen lässt“, erklärte ich mit Nachdruck.
Dabei ging ich langsam auf ihn zu, bis ich nur noch wenige Zentimeter vor ihm stand. Mit den Fingern zwirbelte ich lasziv an meinen Brustwarzen und streckte ihm meinen Unterleib förmlich ins Gesicht.
„Ich bin dein Geschenk!“, flüsterte ich ihm zu. Während ich die Augen schloss, spürte ich seine knochige Hand auf meinem Bauch. Sanft kreiste sie dort und bewegte sich nach unten. Sein Daumen berührte den Venushügel und ich zuckte zusammen. Meine Atmung beschleunigte sich, es erregte mich … bis – ohne jede Vorwarnung der Körperkontakt abbrach.
„Ich bin Häuptling der Cheyenne. Dein Angebot ehrt mich, aber ich kann nicht das Wohlergehen meines Volkes einem Moment der Glückseligkeit opfern!“
Wortlos stand er auf und verließ hastig das Tipi. Ich atmete schwer und ein seltsames Gefühl der Erregung und Peinlichkeit beschlich mich.
Als ich das Zelt verließ, war mir bewusst, dass Justus Häberle es mir nicht einfach machen wollte. So kam ich definitiv nicht weiter und fieberhaft suchte ich eine Möglichkeit. Es war eine Frage der Ehre, hier nicht einfach aufzugeben.
Ich lief umher und plötzlich hatte ich eine Idee.
Das Zelt vor mir fesselte schon im Referat der DreamZone meine Aufmerksamkeit und ich grinste zufrieden vor mich hin. Meine Gedanken überschlugen sich fast, und ich hatte die Lösung gefunden.
Das Frauenzelt. Viele Namen hatte es bei den verschiedenen Völkern und auch die Rituale waren von Stamm zu Stamm anders. Eines war jedoch immer gleich. Die unreine Frau, die ja irgendwelche Götter mit ihrer Arroganz beleidigte, einfach so – jeden Monat – aus dem Körperinneren zu bluten, musste während ihrer Periode in ein separates Zelt und sühnen. Wenn ich etwas mehr Zeit hätte, würde ich euch dummköpfigen Schamanen mal die Leviten lesen!
So etwas kam halt dabei heraus, wenn man Männern das Kommando übergibt. Aber gut für mich. „Das Geheimnis der Menstruation“ - fiel mir dieser Werbespot ein, und wer weiß nicht, dass Frauen gerade in „diesen Tagen“ sehr empfindsam reagieren? Und nicht unbedingt sich von der Logik leiten lassen.
Ich schob das schwere Büffelfell beiseite und betrat das Tipi. Einige Frauen saßen um ein Feuer.
„Ich bin Mondstern! Die Tochter des Donnervogels. Ihr werdet alle morgen früh sterben, weil eure Anführer hirnlose, ängstliche, männliche Schlaffis sind!“
Nachdem ich mir erst einmal Luft verschafft hatte, sahen mich die Frauen völlig verstört an. Mein Ton änderte sich und beruhigend sprach ich auf die Frauen und Mädchen ein. Ich versprach ihnen hoch und heilig, sie mit meiner ganzen Macht zu beschützen, und wenn ich dabei Blitze, so zahlreich wie die Sterne am Himmelszelt, auf die weißen Soldaten schleudern müsste.
Der Donnervogel hat den Ruf, intelligent, mächtig und vor allem zornesgeladen zu sein. Alle Darstellungen stimmen darin überein, dass man ihn tunlichst nicht reizen sollte. Und seine Tochter besser auch nicht.
„Ein Volk ist so lange nicht erobert, wie die Herzen seiner Frauen stark sind. Dann aber ist es aus und vorbei - einerlei, wie mutig die Krieger und wie stark ihre Waffen auch sein mögen", zitierte ich ein Sprichwort.
Die Frauen nickten schließlich und ließen sich nun von mir in ihre Tipis schicken.
„Wenn ihr das Zeichen des Donners hört, dann flieht. Aber erst dann!“
Zufrieden sah ich mich im leeren Zelt um, und setzte mich nachdenklich auf eines der weichen Büffelfelle. Ob Axel die Dog Men rechtzeitig herbringt? Oder ob sie ihm überhaupt folgen würden? Und was sollte ich die restlichen Stunden tun?
Vielleicht etwas, das ich während meiner Traumstudien noch nie getan habe? Black Kettle, alias Justus Häberle, hatte mich irgendwie erregt. Nicht, weil er so unglaublich gut aussieht, oder ich auf ältere Männer stand. Sein Desinteresse an mir war der Kick. Dass er sich so beherrschen konnte, fiel ihm bestimmt nicht leicht. Schließlich war er ‚nur’ ein Mann.
Ein Mann! Das wäre jetzt geil. Oder zwei? Oder alle? Ich erschrak ein wenig über meine frivolen Gedanken, legte mich auf das kuschelige Fell und genoss die hauchfeine Berührung meiner Finger auf der nackten Haut. Langsam tauchte ich in eine andere Welt ein.
Ein unbeschreibliches Gezeter riss mich aus meinen Vorstellungen.
„Wo bist du, Tochter des Donnerwesens?“, hörte ich eine helle, kreischende Stimme. Neugierig streckte ich den Kopf aus dem Tipi und sofort kam mir Alice Schwarzer mit Emanzenanhang in den Sinn. Eine Horde uralter Frauen stand vor dem Zelt und war außer sich vor Wut.
Ich ging nach draußen und sortierte die Wortfetzen, die an mein Ohr drangen. Es ließ sich auf einen Punkt reduzieren. Die Alten waren erbost, dass ich gegen ihre Gesetze verstoßen hatte, indem ich die unreinen Frauen aus dem Zelt geschickt habe, und forderten Genugtuung in Form eines Opfers für die Götter.
Dreimal setzte ich an, eine Erklärung abzugeben, aber salopp gesagt, interessierte es keine Sau.
„Muss ich erst laut werden?“, rief ich in den Nachthimmel, aber mehr aus Verzweiflung, als aus Überzeugung, hier als Götterbote aufzutreten.
„Gib uns doch ein Zeichen, welches dein Handeln stützt!“, forderte mich die Wortführerin auf.
„Reiz mich nicht, alte Frau! Sonst passiert wirklich noch ein Unglück …“
Bevor ich ausgesprochen hatte, donnerte es zweimal kurz hintereinander, als ob direkt über uns Kampfflugzeuge die Schallmauer durchbrochen hätten. Sekunden später schlug unweit des Lagers ein gewaltiger Blitz ein, der das Lager für Sekunden taghell erleuchtete. Der Tonfall der alten Frauen änderte sich schlagartig und sie murmelten leise und andächtig mit gesenkten Köpfen vor sich hin. Mindestens genauso überrascht sah ich mich um.
Ein paar Meter entfernt stand Black Kettle, und für einen Moment war mir, als ob er verschmitzt lächelte.
„Nach den uralten Überlieferungen unseres Volkes muss ich auf ein Opfer bestehen!“
„Und was für ein Opfer schwebt dir vor?“, fragte ich, immer noch sichtlich gereizt.
„Einen Liebesbeweis! Ich fordere …“
„Du forderst gar nichts! Wage es noch einmal, in diesem Ton mit der Tochter des Donnervogels zu reden und der nächste Blitz löscht dich aus!“
Schlagartig war Ruhe, und ich genoss meine neuen Machtbefugnisse. Allerdings hatte ich auch dieses vage Gefühl, hier nicht einfach so mit Sprüchen davonzukommen. Von diesen angeblich uralten Gesetzen hatte ich noch nie gehört, und mich dazu herabzulassen nachzufragen, lehnte ich entschieden ab. Plötzlich hatte ich eine Idee.
Ich sah Black Kettle, alias Dr. Häberle, gerade noch im Augenwinkel, wie er wieder sein Zelt betrat und sich vermutlich die Hände rieb. DreamZone hatte wohl Möglichkeiten, in Geschehnisse einzugreifen, über die ich nicht die geringste Vorstellungskraft hatte. Das war für meinen Plan aber auch unnötig. Ich streckte meine Hände nach oben, sank auf die Knie und antwortete:
„Dein Wille soll geschehen, mächtiger Donnervogel!“
„Mein Vater wird euch eine große Ehre erweisen. Heute Nacht sollt ihr in euren Lenden die Söhne des Donnergottes empfangen. Söhne, die euer Volk wieder stark machen werden! Der kluge und tapfere Oberhäuptling Black Kettle wird als Reinkarnation meines Vaters, jeder von euch ein Kind zeugen. Geht zu ihm in sein Zelt, seid dankbar und schlaft mit ihm. Er wird sich etwas zieren, aber denkt daran, er ist nicht derjenige, der er vorgibt zu sein!“
Die alten Weiber stürzten sich, so schnell ihre morschen Knochen sie tragen konnten, in besagtes Zelt und ich rieb mir zufrieden die Hände.
„So Doktor, jetzt kannst du tief in deine Trickkiste greifen! Und gespannt werde ich den offiziellen Report über die heutigen Ereignisse studieren!“
Okay! Es war fies, aber …
„Vielleicht ist es manchmal doch besser, wenn man Männern das Kommando überlässt“, revidierte ich meine zuvor gefasste Meinung und ging wieder ins Zelt. Fest entschlossen, meine verbleibende Zeit nach meinen Vorstellungen zu genießen, versank ich wieder in meinen frivolen Gedankenspielen.
*
„Mondsternchen?“
Ich schreckte auf. Die Stimme kannte ich doch. Ich sprang auf, eilte nach draußen und sah meinen Kollegen.
„Du hast es geschafft Axel, echt geil!“
„Zumindest die Mission nach den Vorgaben beendet“, blinzelte er mir mit stolzgeschwellter Brust zu und schaute auf eines der Zelte, aus dem seltsame Geräusche kamen.
„Das willst du jetzt nicht wirklich wissen!“, antwortete ich vorab auf die zu erwartende Frage. Ich musterte ihn und musste lachen.
„Als Cheyenne hast du aber kläglich versagt!“
„Wieso?“
„Du hast schwarze Streifen im Gesicht – die Kriegsfarbe der Comanchen. Außerdem deren Wolfshaube auf dem Kopf.“
„Echt? Da muss ich wohl was verwechselt haben? Aber du siehst auch sehr heiß aus, Samira!“
Ich schaute in seine Augen. Da ich ja immer noch splitternackt war und von meinem kleinen „Körperselbstfindungsspiel“ noch deutlich mitgenommen, posierte ich ein wenig vor ihm, drehte mich um meine Achse und genoss seinen Blick.
„Ich bin Mondstern, die Tochter des Donnerwesens!“, zwinkerte ich ihm zu. „Ich weiß. Jede hier im Lager kennt deinen Namen.“
„Ich habe ein Büffelfell in meinem Zelt, das sich nach einem Paar sehnt.“
Hatte ich das wirklich gerade zu meinem Schulkameraden gesagt?
„Und ich habe gar keinen Namen, als Contrary finde ich dich hässlich und abstoßend.“
Mich noch mit Überlegungen befassend, ob ich zu weit gegangen war, sah ich Axel erstaunt an. Er grinste über beide Ohren und ich fragte erstaunt nach:
„Hässlich?“
„Contrary! Konträre Sprache!“
Er umarmte mich und küsste meinen Hals. Ein Schaudern überkam mich und ich nahm Axel einfach bei der Hand und zog ihn ins Frauenzelt.
Das knisternde Lagerfeuer tauchte das Zelt in ein romantisches Licht und wir sanken auf das weiche Büffelfell. Ich fasste an seinen Kopf und drückte ihn förmlich zwischen meine Beine. Seine Zunge ließ mich aufstöhnen und ich presste meine Schenkel fest um ihn.
„Gefällt es dir so, Samira?“
„Red’ nicht! Leck mich einfach!“
Axel ließ sich nicht nochmals bitten und ich zerschmolz in einer Wolke von Leidenschaft und Extasse. Seine Finger drangen in mich ein und ich stemmte ihm meinen Unterleib entgegen. Schneller! Fester! Härter!
Unsere nackten Körper rutschen über eine dünne Schweißschicht und wir wechselten das Tempo. Sanft und zärtlich schliefen wir miteinander und dieses wunderschöne Gefühl beherrschte unser Tun. Er unterbrach dann den Akt, um mich noch einmal oral zu verwöhnen.
Das Kribbeln, als er die Innenschenkel streichelte, meine Brust massierte und zart in den Bauch biss – und mich im Wechsel dazu einfach nahm – mit mir schlief, bescherte mir viele Glücksgefühle.
Ich wechselte in eine andere Position, die mich besser kommen ließ und kniete auf allen vieren vor ihm. Meinen Hintern ihm entgegenstreckend, nahm er das Angebot an. Schnell, hart und fordernd spürte ich sein Glied in mir. Schreiend überkam es mich und kurz darauf stöhnte auch der Contrary auf. Noch Sternchen sehend und immer noch sehr erregt drückte ich seinen Körper aufs Fell …
*** Axel am Sand Creek ***
Mit ihr in einem Zelt zu sitzen, etwas trinken und sich unterhalten – darauf freute ich mich, während ich auf dem schnellen Pony zu Samira ritt. Dann stand sie aber plötzlich so völlig nackt und mit diesem unglaublich lasziven Blick vor mir, und ein seltsamer Zauber umgab uns.
… Ich biss die Zähne zusammen und stieß weiter zu. Samira stöhnte heftig auf, und ihre klatschnasse Pussy machte mich verrückt. In meiner Fantasie hatte ich sie schon öfter gepoppt, aber das heute übertraf alles!
„Ich komme!“, sagte ich mehr zu mir und schon schoss mein Saft in sie hinein. Ich knetete ihren Arsch und genoss die glatte, sanfte Haut. Mein Schwanz war immer noch steif. Es war schön, sie noch weiterhin ein bisschen ficken zu können, und vielleicht konnte ich ja noch einmal …
Meine Gedanken wurden durch Samiras Körperbewegungen unterbrochen. Geschmeidig robbte sie unter mir hervor und ein leises „Plop“ war zu hören, als mein Schwanz aus ihrer Pussy glitt. Schade, ich hätte es gern noch eine Weile genossen. Erstaunt ließ ich es geschehen, dass Samira mich sehr fordernd, einfach auf das Fell drückte. Bevor ich einen dummen Spruch über die Lippen brachte, erfüllte sie mir meinen zweitgrößten Wunsch. Ihre sinnlichen Lippen umschlossen meine glänzende Eichel und sie lutschte den mit Sperma und Scheidensekret überzogenen Schwanz. Ich konnte nicht anders, als ihr mit der einen Hand in die Rastazöpfe zu fassen und mit der anderen ihre Titten zu massieren.
„Das ist so geil! Du machst mich so geil!“, hauchte mir Samira ins Ohr.
„Und du mich! Ich will dich … Aaahh … Aaaaauuuuuuuu!“
Erschrocken sah mich Samira an. Ich massierte mir die Schläfe und wusste genau, was jetzt passieren würde. Wie es begann, so endete es auch immer.
Verschwommen nahm ich ihr süßes Gesicht wahr, den Mund, der soeben noch gierig meinen Schwanz gelutscht hatte, ihre pechschwarzen Augen … da verschwand sie auch schon … ich fiel ins schwarze Nichts.
Ich erwachte mit einem leichten Übelkeitsgefühl und ärgerte mich über den abrupten Abbruch des Trips. Der stechende Schmerz in meinem Kopf war verschwunden. Irgendwo hatte ich eine Stunde sinnlos vergeudet. Verdammter Mist! Ich lag auf der Liege und rief die Erinnerungen der letzten Minuten in meinen Sinn. Mein Schwanz war so hart, dass es fast wehtat. Ich habe zweimal abgespritzt. Beide Male in einer wunderschönen Frau. Oder habe ich das gar nicht? Konnte ich überhaupt binnen einer Stunde mehrmals kommen?
Den Geruch ihres Körpers, die ebenholzfarbige sanfte Haut, der glatte durchtrainierte Körper. Der Anblick, als ihre Zunge mein Sperma vom Schwanz lutschte und es vor meinen Augen runterschluckte … Ich fasste an mein Glied und stellte es mir vor. Es war so erregend. So geil, dass ich nichts von meinem Umfeld mitbekam.
„Ohhh! Sorry! Ich glaube, ich lasse dich lieber noch ein paar Minuten alleine“,
hörte ich die vertraute Stimme einer erschrockenen Frau, die mich aber auch frech grinsend ansah.
„Wollte nur sehen, ob alles in Ordnung ist, weil du nicht rauskamst“, entschuldigte sich Samira, die mitten in der Kabine stand und wieder zur Tür ging.
Ich betrachtete ihren Körper, der auch bekleidet ihre wohlgeformten Proportionen deutlich zeigte. Dabei stöhnte ich laut auf. Sie blieb stehen, drehte sich lächelnd um und sah auf meine Hand.
Der weiße Strahl schoss in die Höhe, während die andere Hand meine Eier massierte. Jede Kontrolle über mich hatte ich verloren und wichste weiter, bis alle Munition verschossen war, und sich auf meinem Bauch und den Oberschenkeln verteilt hatte.
Leise hörte ich wie die Kabinentür ins Schloss fiel.
***
Als ich etwa fünf Minuten später angezogen die Kabine verließ, war es mir ziemlich peinlich. Samira saß auf einem der Hocker vor der Theke und lächelte, als sie mich sah.
„Samira, ich … mir ist das etwas unangenehm …!“
„Hey! Ist okay! Wir sind beide erwachsen!“
„Ich meinte auch eher das, was danach war!“
Sie lachte.
„Tut mir leid, ich hätte nicht in deine Kabine kommen dürfen.“
Diesmal musste ich lächeln.
„Es hat mir viel Spaß gemacht! Ähhh … ich meinte natürlich, dass wir uns getroffen haben, also im Zeltlager … Dorf …“
„Schon klar. Ich fand’s auch geil. Wir sollten aber gewisse Details unseres Treffens für uns behalten!“, zwinkerte sie mir zu.
Mit einem Finger verschloss ich meine Lippen und zwinkerte zurück.
Ich begleitete Samira in die Tiefgarage, wo auch mein Wagen parkte.
„Übrigens Axel, ich würde mich freuen, dich mit deiner Familie am nächsten Samstag bei unserer Grillfeier zu sehen! So ab 18 Uhr.“
„Gern! Sehr gern sogar, wir telefonieren im Laufe der Woche noch mal?“
Sie reichte mir die Hand und ich hatte das Gefühl, dass dies nicht unser letzter Ausflug in die virtuelle Welt war.
*** by Mondstern ***
ENDE
© by S-Team
Kommentare
Kommentare: 34
ohne alle Details erfasst zu haben eine sehr fantasievoll geschriebene Geschichte. Als Liebhaber von SiFi Geschichten besonders reizvoll. Wäre sicher sehr spannend einen solchen Service mal in Anspruch nehmen zu können. Wobei die eigene Fantasie immer noch das wertvollste Gut bleibt. Lächel....
Achja und Mondstern (Anja), ich wußte ja schon immer dass du eine süße Amazone bist....Lächel. Auch als Indianer Squaw kann man deine reizvollen und sehr interessanten erotischen Ideen nur bewundern...
Gruß und Bussi
Tom «
Kommentare: 88
wobei S wohl für super steht!
Wenn sich die besten Autoren des Boards finden und eine Geschichte "austüfteln", dann ist das Ergebnis mindestens die Potenz aus der Summe ...
Nein, in diesem Fall wohl eher, wer hat den besten Part erwischt. Sowohl HG1 und aweiawa mussten sich mit einer historisch verbürgten Situation "herumplagen", wobei Casanova sicherlich ausgelost wurde ;-) während Mondstern sich ungehemmt ihrer Fantasie hingeben konnte, was beileibe kein Nachteil war, und damit auch für ein zusätzliches Spannungsmoment und die, ich kann ja sagen, schon gewohnte Überraschung gesorgt hat!
Insgesamt eine Geschichte, die sprachlich sehr ansprechend ganz sicher mehr Leser, dazu eine weitaus bessere Bewertung, vor allem aber mehr Kommentare verdient hätte!
liebe Grüße
Silvia«
Kommentare: 441
freue mich sehr über eure Kommentare. DreamZone entspricht sicherlich nicht dem gängigen Sevac Mainstream, machte mir aber unglaublich viel Spaß beim Schreiben. Für mich persönlich war es eine Herausforderung 2 verschiedene "Ich-Erzähler" zu verfassen und mir die Zwischenfrequenzen auszudenken.
Vielleicht ist die Serie ja in 10 Jahren mal ein Klassiker :-)
LG Mondstern «
Kommentare: 7
Das Lesen der drei Kapitel war ein Vergnügen.
An einigen Stellen wusste ich nach den ersten Worten aber schon wies weitergeht..... tja, Gutes wie Das Leben des Brian setzt sich halt durch *lach*
Nur bei den Indianer hat sich ein klitzekleiner Fehlerteufel eingeschlichen: Der "Sitzende Büffel" / Yotanka..., bzw. "Sitting Bull", war kein Kriegshäuptling, sondern der angesehenste und einflussreichste Medizinmann.
Aber dies hier ist nur ein kleiner "Spalter-Spruch" *Zwinker.
Also nochmals herzlichen Dank für dass kurzweilige Lesevergnügen, Euer Barkas«
Kommentare: 258
durchaus besonders spannend, wie sich jeder autor mit der technik bzw. den "reiseproblemen" beschäftigt hat, und welch individuelle probleme bzw. "lösungen" dafür gefunden wurden...
als lektüre allerdings (s.o.) auch nicht ganz unschade.
dennoch: das ist doch eine steilvorlagemaschine für noch viele sevac-phantasien; schön, dass es zumindest von mondstern noch eine wiederholungstat gibt :-)
danke für den fantastischen, erotischen geschichtsunterricht sagt herzlich
magic
@ barkas: sitting bull?! kam in meiner geschichte nicht vor ?!«