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Kommentare: 4 | Lesungen: 3311 | Bewertung: 8.54 | Kategorie: Spanner | veröffentlicht: 17.03.2016

Dress Order - Nackt im Schloss

von

Seit mehr als vier Wochen war es ausgesprochen ruhig um das Thema geworden. Hatte Markus das Interesse daran verloren? Das konnte sie sich bei all seinem Enthusiasmus um das Video, das er in stundenlanger Arbeit zusammen geschnitten hatte, nicht vorstellen. Immer öfter zwang sie sich, das Thema nicht ständig anzusprechen. Dabei hätte sie doch so gerne ein paar Antworten auf die Fragen, die in ihr nagten. Hatte Markus das Video inzwischen an den Kellner verschickt? Plante er neue Aufgaben für sie? Würde es ein zweites Video geben? Sie wusste es nicht. Immer wenn sie danach fragte, hatte sie das Gefühl, dass er ausweichend reagierte: »Nein, ich muss noch die Sex-Szene aus dem Container rausschneiden«, hatte er schon mehrmals gesagt. Einmal hatte sie sich nur ganz knapp zurück halten können, um ihn nicht anzublaffen: »Dann mach es doch endlich.«

Warum war sie so versessen darauf, das Video zu verschicken, hatte sie sich daraufhin gefragt.


Inzwischen stellte sie sich diese Frage beinahe täglich. Warum war sie darauf so fixiert?


Was spielte es für eine Rolle, ob ein unbekannter Kellner ein Video von ihr erhielt, in dem sie halbnackt durch einen Gewitterregen lief, oder sich in einem der größten Karlsruher Einkaufstempel, offenherzig bekleidet zur Schau stellte? Wollte sie Anerkennung? Wie sollte sie die dadurch bekommen?

Sie stand am Fenster und blickte nach draußen, während ihr die Fragen wieder einmal durch den Kopf gingen. Es regnete in Strömen, die Tropfen rannen in dichten Bahnen über die Scheibe. Der Wind peitschte sie gegen das Glas. Das Platschen des Regens gegen das Fenster, war das einzige Geräusch im Raum. »Bald ist Herbst, dann ist nichts mehr mit kurzen Kleidchen«, murmelte sie in die Stille und fragte sich ein ums andere Mal, warum das Thema sie so in Besitz nahm. Hunderte Mal hatte sie Phrasen wie »Frivoles Ausgehen« und »Zeigefreudig in der Öffentlichkeit« gehört und gelesen - nie hatte sie sich darüber auch nur ansatzweise Gedanken gemacht. Doch seit jenem Sommerabend im REWE war alles anders. Sie wusste was als nächstes passieren würde. Sie würde ins Büro gehen und den Computer einschalten. Die Videos, die Markus aus dem Internet heruntergeladen hatte aufrufen. Alle zu diesem Thema. Eine Frau erhält eine Nachricht, sich in einem bestimmten Outfit an einen bestimmten Ort zu begeben und dort eine bestimmte Handlung auszuführen, wobei sie gefilmt wurde. Und die Frau tat es. Jedes Mal. Ohne Rücksicht auf die Reaktion der Passanten, die mitgefilmt wurden, wie sie die Frau beobachteten. Genau wie sie es bei ihr getan hatten. Der Kiwi-Mann. Der Geländer-Mann. Der Spaziergänger. Der Kellner.


Das Video das Markus davon gemacht hatte, wollte der Kellner unbedingt haben. Er hatte Markus einen Zettel mit seiner E-Mail Adresse zugesteckt. Hatte Markus es bereits verschickt und ihr nur nichts davon erzählt?

Sie würde das dritte der vier Videos starten. Nicht ihr eigenes. Da war sie selbst dabei gewesen, das hatte nicht den Reiz wie die anderen. Sie würde das Video mit der Frau wählen, die mit einer Mappe voll Papieren unter dem Arm, durch die Flure eines Museums schlenderte, als wäre sie auf einem gemütlichen Spaziergang. Das Video mit der Frau, die mit großen, wunderbar schwingenden Brüsten durch die Gänge lief. Die praktisch durchsichtige weiße Bluse weit aufgeknöpft, der Busen ohne BH deutlich sichtbar und frei schwingend. Die Brustwarzen unter dem dünnen Stoff erregt. In einem dunklen Rock und eleganten High-Heels immer auf die Kamera zulaufend. Dabei unzählige Menschen passierend, die sich fast ausnahmslos nach ihr umdrehten und denen in den Gesichtern abzulesen war, dass sie nicht glauben konnten, was sie gerade gesehen hatten. Während die Frau das Gebäude verlassen und die lange Eingangstreppe herunter gehen würde, würde sie auf Zeitlupe umstellen und sich die Bewegung der Brüste unter der Bluse, in langsamer Geschwindigkeit anschauen. Wenn sie ihren Orgasmus nach dieser Szene noch hinauszögern konnte, würde sie ein paar Minuten vorspulen. Bis zu der Szene, die die Frau an einer Fußgängerbrücke stehend, mit dem Hintern an das Geländer gelehnt, einen der schwarzen High-Heels in die Stange des Geländers eingehakt zeigte. Spätestens wenn der Fußgänger, mit dem kleinen schwarzen Labrador zum zweiten Mal an der Frau vorbeilaufen und sie ihm das freundlichste und harmloseste Lächeln zuwerfen würde, würde sie sich nicht mehr halten können und tief mit den Fingern in sich selbst vergraben, einen Orgasmus haben. Wie jedes Mal.

Während sie mit der Maus zu eben diesem Video navigierte, hielt sie inne. Die Videos waren in einen Unterordner verschoben worden. Dort wo sie vorher lagen, stand nur noch eine einzelne Datei. Und diese Datei trug ihren Namen: Sonja.docx


Einen Augenblick hielt sie inne, während der Mauszeiger über dem Dokument schwebte. Der Tooltip, das kleine Pop-up-Fenster über dem Mauszeiger, zeigte Markus als Autor des Dokuments. Das war keine Überraschung. Erstellt wurde es vorgestern um 20:13 Uhr. Sie spürte wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. Obwohl es nur irgendein harmloses Dokument sein könnte, wusste sie genau um was es sich handelte. Sie öffnete es.


Zuerst war sie ein klein wenig enttäuscht, denn es war keine Aufforderung, ähnlich der SMS. Dafür war der Text zu lang. Oder war es doch eine? Hektisch überflog sie den Text, pickte zusammenhanglos einige Wörter heraus und versuchte den Text in aller Eile zu verstehen, ohne sich die Zeit zu nehmen ihn zu lesen. Doch das funktionierte nicht. Sie war viel zu aufgeregt. Es war doch eine neue Aufgabe, aber sie musste sich zusammen reißen, um sie von Anfang bis Ende zu lesen. Um zu verstehen was sie tun sollte.

Nachdem sie den Text bestimmt fünf Mal gelesen hatte, lehnte sie sich zurück. Ihre Mundwinkel umspielten ein Lächeln, das sich zunehmend zu einem Grinsen ausdehnte. »Du Arsch«, sprach sie halblaut zum Monitor und schüttelte dann lachend den Kopf. »Du bist doch total bekloppt!«


Aber das war sie auch, oder? Oder was war das für eine Feuchtigkeit, die sich längst zwischen ihren Beinen ausbreitete und ihr Höschen mit jedem neuen Lesen der Aufgabe, mehr und mehr durchnässt hatte? Sie schaute aus dem Fenster. Auf der windabgewandten Seite peitschte der Wind den Regen nicht so heftig ans Fenster wie im Wohnzimmer, aber dass es draußen noch immer in Strömen regnete, war nicht zu übersehen. Das was sie tun sollte, war im Regen unmöglich. Sie würde warten müssen. Aber wie lange? Und was hätte Markus gemacht, wenn sie heute nicht auf das Dokument geachtet hätte? Sie musste wieder grinsen bei dem Gedanken, dass er ganz richtig vermutet hatte, dass sie heute an ihrem freien Tag, bestimmt irgendwann bei den Videos vorbeischauen würde.

Dass er zwei Abende mit ihr zusammen auf der Couch, beim Lesen, beim Fernsehen, danach im Bett und morgens beim Frühstück mit keiner Silbe erwähnt hatte, dass das Dokument auf sie wartete, war natürlich frech. Ihr Grinsen wurde wieder breiter.


Sie blickte auf die Uhr. 12:20 Uhr. Sie lehnte sich nach vorne, stützte die Ellbogen auf den Tisch und las das Dokument ein sechstes Mal durch:

Hallo Schatz.


Du kennst die Videos ja inzwischen auswendig. Ich weiß, wie oft du sie in letzter Zeit angeschaut hast.


Ich wollte dir nicht nachspionieren. Dass ich nachgeprüft habe, wie oft du dir welches Video angeschaut hast, war nur zu deinem Besten :-) Jetzt weiß ich genau, was ich als nächstes für dich tun kann :-)


Also, wenn du Lust hast, es mit deinen eigenen Gefühlen zu erleben, dann tu folgendes:


Geh am Freitag ab 14 Uhr ins Schloss. Schicke eine SMS an 555-1234 wenn du am Eingang bist. Das ist wichtig. Du musst sie auf jeden Fall noch draußen senden und dann wartest du 10 Minuten. Du kannst ja in der Zwischenzeit ein wenig durch den Park schlendern. Es gibt dort auch eine Fußgängerbrücke :-) Wenn du ins Schloss gehst, meldest du dich am Eingang, wo normalerweise der Eintritt kassiert wird. Freitags ist der Eintritt kostenlos. Tu was man dir dort sagt!


Und jetzt zum wichtigen Teil. Deinem Outfit. Du ziehst an: Nichts! ;-)


OK, das war ein Scherz. Also du ziehst an, was in der Kiste in der Vorratskammer liegt. Nur was in der Kiste liegt ist erlaubt, vorausgesetzt es passt. Wenn nicht, musst du improvisieren. Aber du darfst natürlich nichts hinzufügen. Nur Ersetzen.


Viel Spaß. Dir und mir und...:-)


Liebe Dich. Markus.

Bevor sie zum siebten Mal lesen würde, ging sie zur Vorratskammer. Dort lag tatsächlich ein Karton, der ihr gestern Abend nicht aufgefallen war. Oder hatte er den heute Morgen erst platziert? Als würde sie etwas Verbotenes tun, blickte sie über die Schultern um zu sehen, ob sie noch immer alleine war. Mit klopfendem Herzen hob sie den Deckel an. Geräuschvoll saugte sie die Luft ein, als sie den Inhalt erkannte. Sie setzte sich auf die Fersen und brachte die Teile ins Licht der langsam heller werdenden Energiesparlampe. Da waren ihre teuren schwarzen High-Heels mit den roten Sohlen, die sie eigentlich nur zu besonderen Anlässen trug. Sie standen am Rande. Daneben, fein säuberlich zusammengelegt, war eine schneeweiße Bluse mit einem kleinen Stehkragen und kurzen Ärmeln. Sie wirkte schon im zusammengelegten Zustand unglaublich dünn. Etwas Schwarzes schimmerte hindurch. Sie hob die Bluse aus dem Karton und hielt sie vor sich hin. Sie konnte hindurchschauen wie durch einen Fliegenvorhang. Die Lebensmittel in den Regalen hinter der Bluse, schimmerten diffus durch den Stoff. Sie war zugegeben schockiert. Was sie da in Händen hielt, überstieg ihre kühnsten Erwartungen. Erst auf den zweiten Blick, entdeckte sie ein weiteres Detail, das ihr zunächst verborgen geblieben war. Vom Kragen beginnend, fehlten die oberen Knöpfe. Die Knopflöcher waren da, aber die Knöpfe waren abgeschnitten. Mit Schrecken stellte sie fest, dass tatsächlich nur zwei Stück vorhanden waren. Und die waren weit unten. Sehr weit unten. Sie faltete die Bluse in der Luft und legte sie über die High-Heels. Das schwarze, das unter der Bluse hindurch gescheint hatte, entpuppte sich als klassischer, fast schon altmodisch anmutender Bleistiftrock. Er wirkte ungewöhnlich lang. Verglichen mit der Bluse, machte er einen beinahe langweilig biederen Eindruck.

Sie brauchte nicht genauer in den Karton zu schauen um zu wissen, dass er leer war. Zählte man die Schuhe mit, lagen die drei Kleidungsstücke die sie tragen sollte neben ihr. Strümpfe, Slip und BH fehlten. Natürlich. Wieder musste sie grinsen, während sie den Deckel auf den Karton stülpte und ihre drei Errungenschaften, von denen die Schuhe alte Bekannte waren, ins Wohnzimmer trug.

Draußen schien der Regen tatsächlich nachzulassen. Hoffnung, aber auch eine elektrisierende Unruhe keimte in ihr auf. Wenn der Regen aufhörte, würde sie zum Schloss fahren und sich der Aufgabe stellen.


Oder nicht? Ihr Blick wanderte zu den Kleidern, die sie tragen würde. »Du bist total bekloppt«, wiederholte sie den Ausruf von vorhin. Diesmal meinte sie sich selbst. Und schlüpfte aus Jeans, Shirt, BH und Slip.


Schon als sie den Rock über ihre Hüften zog, revidierte sie ihre Meinung, was den langweiligen Eindruck anbelangte. Das Material wirkte unglaublich fein und war so dehnbar, dass sich der Rock geradezu unverschämt eng um ihren Hintern schmiegte. Er reichte ihr bis auf die Mitte der Kniescheiben. Dort war er so eng, dass es nicht aussah, als würde man darin überhaupt laufen können, doch der Stoff dehnte sich so leicht, dass auch weite Schritte problemlos möglich waren. Der musste ein Vermögen gekostet haben.

Als nächstes schlüpfte sie in die Bluse. Hier gab es nichts zu revidieren. Die Bluse war am Körper so transparent wie im Licht der Vorratskammer. Ihre Brüste wackelten und schlenkerten darin herum, als würden sie heraus springen wollen. Die fehlenden Knöpfe gaben ihr den Rest. Bis etwa zum Brustbein klaffte die Bluse offen und schaffte es nicht, auch nur ansatzweise etwas zusammen zu halten, oder gar zu verdecken. Ihre Brustwarzen ließen sich gerade noch von der Knopfleiste überdecken. Die war jedoch so dünn wie der Rest des Stoffes und konnte ein durchscheinen nicht verhindern. Der Nippel rechts, bohrte sich tatsächlich durch ein Knopfloch.

Sie schnappte die High-Heels und ging barfuß ins Schlafzimmer. Bei den Schuhen würde sie die »Ersetzen«-Karte ziehen. Niemals würde sie die 800 Euro Designer Schuhe über die Kieswege des Karlsruher Schlossgartens schleifen. Auch nicht die etwas günstigeren Originale, die sie ins Büro anzog. Hier mussten die Plagiate vom Vietnamesen Markt in der Tschechei ausreichen. Den Unterschied würde niemand merken. Nur sie selbst. In den Plagiaten bekam sie Blasen. Aber besser Blasen an den Füßen, als zerkratzte Louboutins.

Sie betrachtete sich im Ganzkörperspiegel vor dem Schlafzimmerschrank. Bei dem Gedanken so nach draußen zu gehen, zitterten ihr vor Erregung die Knie. Ein Ziehen machte sich in ihrem Unterleib breit und am liebsten hätte sie den Rock hochgezogen, und sich den Kitzler gerieben. Die Vorstellung, andere – wildfremde – Personen würden sie so herumlaufen sehen, trieb ihr den Schweiß aus allen Poren. Vergessen war der Regen, die Nachricht, die Uhrzeit. Sie hockte sich auf die Kommode, spreizte geradezu vulgär die Beine und fuhr sich an den Innenseiten ihrer Schenkel über die zarte, glatte Haut. Sie wurde nicht nur dort zunehmend schwitziger. Ihre Finger glitten stockend. Fast schien es, als würde die Haut versuchen, sie von ihrem Ziel abzuhalten. Sie strich über ihre Schamlippen und berührte ihren Kitzler mit einem Fingernagel, was ein heftiges Zucken ihrer Schenkel auslöste.


Während sie mit den Fingerspitzen darüber glitt, spürte sie wie hart und erregt er war. Sie bereitete sich einen der schnellsten Orgasmen ihrer Masturbationsgeschichte. Nur ein paar zarte, kreisende Bewegungen hatten ausgereicht, um ihren Unterleib durchzuschütteln. Die Wellen, die ihren Ursprung direkt am Kitzler hatten, jagten durch ihren Körper, um an den Haarspitzen wieder auszutreten.


Es dauerte einige Sekunden, bis sie wieder zur Ruhe kam. Sie tauschte die teuren Schuhe gegen die Plagiate und stöckelte darin zurück ins Büro. Über den dicken Läufer im Flur ging sie auf den Zehenspitzen, um nicht in Rücklage zu geraten.

Am Computer war es 13:05 Uhr. Das Dokument war noch offen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass die Nummer unter der sie sich melden sollte, eine ihr unbekannte Nummer und nicht Markus‘ Handynummer war.


Sonst hätte er ja auch »schicke eine SMS an mich«, anstatt der Nummer schreiben können. Wer steckte hinter der Nummer und wie würde Markus darüber informiert werden, ob und wann sie kommen würde?


Sie vertraute darauf, dass das alles irgendwie zusammen hing. Markus würde irgendwo sein und sie beobachten. Dessen war sie absolut sicher. Deshalb machten sie das hier. Und nur deshalb spielte sie das Spiel so vollkommen ungeniert und zunehmend begeistert mit.


Sie notierte die Nummer und prägte sich noch einmal den genauen Wortlaut der Nachricht ein. Fast hätte sie sie ausgedruckt, aber das erschien ihr dann doch übertrieben. Soviel musste sie nicht beachten.

Nur halbnackt ans Schloss kommen und warten was passiert. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Die nervöse Unruhe, die nach dem Orgasmus kurz abgeklungen war, legte sich wieder über ihre Nerven.


Sie glaubte ihre Wangen würden glühen und fühlte sich bis unter die Haarspitzen erregt. Das zeigten nicht nur ihre Nippel, wie sie beim Blick an sich herab feststellen durfte. Wieder war der eine im Knopfloch verhakt und hielt als einziger die Bluse davon ab, sich selbständig zu machen. Aber würde das reichen?


Sie schüttelte erneut den Kopf während sie sich selbst im Spiegelbild des Monitors angrinste. Vermutlich nicht.

Um 13:40 Uhr stand sie am Eingang zum Schlossgarten. Der unsägliche Ausnahmezustand, den die Riesenbaustelle der neu entstehenden Straßenbahn tagtäglich in Karlsruhe auslöste, hatte sie heute nur wenig aufgehalten. Oder die Gedanken was passieren würde, hatten sie mit stoischer Ruhe einen Parkplatz suchen lassen. Sie dachte daran, dass sie an eine Regel der Aufgabe verstoßen musste, aber ihre Handtasche war nun mal zwingend notwendig und deshalb dachte sie nicht weiter darüber nach. Sie schnappte sie vom Beifahrersitz und verließ das Auto. Welcher Mann rechnete schon die Handtasche einer Frau zu den Kleidungsstücken. Die gehörte nun mal dazu. Außerdem gab es an ihrer Kleidung nicht eine einzige Möglichkeit den Autoschlüssel und das Handy zu verstauen.

Keine zwanzig Schritte zwischen ihr und dem Auto reichten aus, um ihr einen ersten Eindruck zu vermitteln, was sie erwarten würde. Sie fühlte sich nackt und schutzlos. Wie auf einem Präsentierteller. Mit Punktstrahlern angestrahlt. Die alle auf ihre Titten gerichtet waren. Schon der erste Parkende, der neben ihr am Automaten einen Parkschein zog, starrte ihr so unverhohlen auf den Ausschnitt, dass ihr schon wieder die Wangen zu glühen begannen. Einen Augenblick war sie versucht sich von ihm weg zu drehen, doch dann erinnerte sie sich an ihr Idol aus dem Video. Sie schluckte, nahm die Schultern zurück und streckte sich zu voller Größe. Blickte dem wildfremden Mann in die Augen und lächelte ihn mit ihrem unschuldigsten Lächeln an.

Das Ergebnis war dasselbe, der Mann blickte noch immer in ihren Ausschnitt. Hatte sie etwas anderes erwartet? Immerhin fühlte es sich gut an. Der Regen hatte aufgehört, die Straßen dampften ganz leicht. Es war noch immer sommerlich war, ohne die drückende Hitze der vergangenen Wochen. Der Regen hatte die Luft zusätzlich gereinigt. Während sie in die grüne Parklandschaft des Schlossgartens eintauchte, nahm sie einen tiefen Zug davon. Was sie tat fühlte sich gut an. Wenn sie nur wüsste ob Markus sie gerade beobachtete. Aber wie sollte er? Frühestens am Eingang würde sie mit ihm rechnen. Eher nach der SMS. Oder vielleicht würde derjenige, bei dem sie sich melden sollte, Markus informieren. War Markus sogar derjenige, der sie dort in Empfang nahm? Ihre Gedanken kreisten und machten sie schwindlig. Sie vertraute Markus. Er würde sie so nicht durch die Stadt laufen lassen, ohne in der Nähe zu sein. Oder war das Teil eines neuen Spiels?

Sie schüttelte die Gedanken ab und konzentrierte sich auf die Gegenwart. Die war aufregend genug. Das bestätigte garantiert auch der Spaziergänger, der ihr auf dem schmalen Kiesweg entgegen kam. Er führte zu dem Seitenausgang, durch den sie gerade getreten war. Tiefe, vom Regen übrig gebliebene Pfützen, engten den Weg an den Rändern ein und sorgten dafür, dass der Mann ihr, den tiefsten Wasserlöchern ausweichend, in Schlangenlinien entgegen kam. Sie würden sich an genau der Stelle treffen, an der es nur einen knapp zwei Meter langen und etwa dreißig Zentimeter breiten trockenen Streifen gab, der es unmöglich machte, mit trockenen Füßen aneinander vorbei zu laufen. Seine Augen flackerten nur einen kurzen Augenblick in ihr Gesicht, dann schien sich seine ganze Aufmerksamkeit wieder auf ihre schwingenden Brüste zu konzentrieren. Einen kurzen Moment war sie versucht, einen Arm vor ihre Brüste zu halten, doch es schien als hätte ihr Vorbild aus dem Video plötzlich eine Stimme, die ihr zuflüsterte: »Nein, du bist aus einem anderen Grund hier und du willst, dass er dich anschaut. Gib es zu. Du willst, dass er dort hin starrt und du willst dir vorstellen, wie sein Schwanz dabei hart wird und er sich vorstellt, mit den Händen danach zu greifen, deine Brüste zu berühren, obwohl es gegen jede moralische Regel verstoßen würde. Du würdest ihm auf die Finger schlagen und ihm in die Weichteile treten, wenn er es versuchen würde, aber du willst, dass er sich vorstellt, es zu tun.« Sie spürte schon wieder das Ziehen im Unterleib und wurde sich da erst bewusst, dass sie dort klatschnass war.

Sie blieb stehen, um dem Mann den Vortritt zu lassen, doch der gab mit einer höflichen, ausladenden Geste mit dem Arm zu verstehen, dass er seinerseits auf sie warten würde. In einer schier endlos dauernden Sekunde, in der keiner den ersten Schritt machte, standen sie beide still. Sie gab als erste nach und da war die Stimme wieder: »Lächeln, Sonja. Du läufst mit einer Bluse die total durchsichtig ist durch den Park. Deine Brüste sind zu sehen. Na und? Zeig ihm, dass du weißt, wohin er starrt. Lade ihn ein. Lade ihn ein, den Moment zu genießen. Gleich bist du an ihm vorbei und der Augenblick ist vorüber. Gib ihm das, weshalb du hier bist.« Und so schenkte Sonja auch dem Spaziergänger ihr unschuldigstes Lächeln und schritt mit zurück genommenen Schultern, aufrecht und stolz an ihm vorbei. Bereits das zweite und sie war noch nicht mal am Start der Aufgabe.

Am Eingang ins Schloss, in dem sich auch das Badische Landesmuseum befand, blieb sie stehen. Wie Markus ihr aufgetragen hatte, kramte sie den Zettel mit der Nummer aus der Handtasche und tippte eine SMS. Sie wusste nicht so recht, was sie schreiben sollte, ob sie erwähnen sollte, wo sie war und wer sie war, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass das alles nicht notwendig wäre. Markus musste das alles irgendwie arrangiert haben. Der Wortlaut in seiner Nachricht lautete: Schicke eine SMS wenn du am Eingang bist. Das klang, als würde der Empfänger wissen, von wem die SMS war und was sie bedeuten würde. Und so schrieb sie einfach nur drei Wörter: Bin da. Sonja.

Du musst es auf jeden Fall von draußen senden und dann wartest du zehn Minuten, hatte er geschrieben.


Unruhig blickte sie sich um. Würde in den nächsten zehn Minuten hier draußen etwas passieren, oder hatte die SMS nur die Maschinerie in Gang gesetzt? Wo war Markus? Sah er sie hier stehen, am Fuß der Treppe? Nervös strich sie den Rock glatt. Ihr Herz raste. Sie wünschte er wäre hier. Das würde sie beruhigen. Plötzlich fühlte sie sich alleine und verloren. Sie dachte daran ihn anzurufen. Zu fragen, wo er war. Warum er nicht hier bei ihr war. Was für einen Zweck die SMS an die unbekannte Nummer hatte und was passieren würde. Viel Spaß hatte er geschrieben. Dir und mir und... war da gestanden. Er war hier irgendwo. Es musste einfach so sein. Er würde auch seinen Spaß daran haben wollen. Sie hatte Angst ein Anruf oder eine Nachricht an ihn, würde seinen Plan durchkreuzen. Was auch immer er sich ausgedacht hatte. Und so stand sie einfach nur da und wartete auf ein Zeichen. Doch es meldete sich niemand. Sie starrte auf das Display ihres Handys.


Vor zwölf Minuten hatte sie die Nachricht geschickt und nichts war passiert.

Moment, wie war der genaue Wortlaut? Schicke eine SMS wenn du am Eingang bist. Das ist wichtig. Du musst es auf jeden Fall noch draußen senden und dann wartest du 10 Minuten. Du kannst ja in der Zwischenzeit ein wenig durch den Park schlendern. Wenn du ins Schloss gehst, meldest du dich am Eingang, wo normalerweise der Eintritt kassiert wird.

Hektisch, als hätte sie sich um Stunden verspätet, hetzte sie die Eingangstreppen hinauf. Hier draußen würde sie keine Nachricht erhalten. Sie sollte nur warten und danach zum Eingang gehen. Ich hätte mir das doch ausdrucken sollen, dachte sie genervt.

Die großen, dickwandigen Eingangstüren standen offen. Drinnen war es hell und angenehm kühl.


Am Eingang traf sie auf einen verwaisten Ticketschalter. Natürlich. Freitags war der Eintritt frei. Sie schaute sich in der Halle um. Links und rechts davon führten breite, schier endlos lange Treppen in die Belletage. Oben auf der Galerie von der aus man die Eingangshalle überblicken konnte, glaubte sie einen kurzen Augenblick jemanden hinter einer breiten Säule erkannt zu haben, der dahinter hervor gelugt hatte und sich sofort wieder versteckt hatte. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals. War der Markus gewesen?

Von der Seite näherte sich ein Mann in dunkelblauer Uniform. Er stellte sich nicht vor, sondern trat nur nahe an sie heran. Reichte ihr wortlos einen Flyer, der so aufgeschlagen war, dass der Übersichtsplan mit den Gängen, den Sälen und den Zimmern zu erkennen war. Wie auf einer Schatzkarte war an einer Stelle ein X eingezeichnet. Die Stelle befand sich irgendwo im ersten Stockwerk, auf den ersten Blick ziemlich am anderen Ende ihres jetzigen Standorts. Der Mann grinste sie vielsagend an. Wie jemand der eingeweiht war und eine Aufgabe zu erfüllen hatte. »Sie sollen ins kleine Dienstzimmer im Ostflügel kommen«, waren seine einzigen Worte. Dann drehte er sich um und verschwand hinter einer unscheinbaren Tür, auf der Security stand.

Ihr Blick wanderte wieder durch den Saal. Vereinzelt liefen Personen über die Treppen. Die meisten nach oben. Nur ein einziger nach unten. Oben auf der Galerie, war niemand mehr hinter der Säule zu erkennen.


Sie studierte den Plan und versuchte sich den Weg dorthin einzuprägen. Sie entschied sich die Seite der Treppe zu nehmen, auf der nur der einzelne Mann nach unten kam. Auf der anderen Seite war deutlich mehr Betrieb. Schon nach den ersten Stufen, war sie sich ob der Klugheit der Entscheidung nicht mehr so sicher, denn die nach oben gehenden Personen, hätten ihre wild in der Bluse hüpfenden Brüste nicht bemerkt. Der nach unten laufende Mann, hatte von oben herab jedoch eine grandiose Aussicht. Auf seinem Gesicht war deutlich abzulesen, dass er diese Aussicht – nach anfänglicher Überraschung – in vollen Zügen genoss. Dafür würde er mit dem dritten, unschuldigen Lächeln in weniger als 20 Minuten belohnt.

Oben angekommen wandte sie sich nach links. Ging ein paar Schritte und drehte sich dann ruckartig um die eigene Achse. Hinter der Säule war niemand. Entweder sie hatte sich getäuscht, oder derjenige war verschwunden. Ihr Weg führte nach links in eine lange, schier endlos wirkende Galerie, die sich an der Außenmauer entlang, über den kompletten Flügel strecken musste. Er schien mindestens einhundert Meter lang und war Teil einer Ausstellung des Landesmuseums. Überall waren Menschen. Sie standen an den Seiten und betrachteten Gemälde, die in unterschiedlichen Größen, in regelmäßigen Abständen der Wand entlang aufgebaut waren. In Glasvitrinen ausgestellt. Andere standen vor den Fenstern, blickten nach draußen, oder liefen von einem Bild zum nächsten. Eine kleine Gruppe kam ihr unmittelbar entgegen. Sie postierten sich vor einer großen Infotafel. Aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, dass der Flügel die Ausstellung eines holländischen Expressionisten zeigte, dessen Namen sie noch nie zuvor gehört hatte und den sie nicht hätte aussprechen können, ohne ihre Zunge zu verknoten.

Schon nach wenigen Schritten fühlte sie sich wie der Mittelpunkt der Galerie. Ihre Schuhe knallten bei jedem Schritt auf den Parkettboden und jeder einzelne davon schien eine weitere Person zu veranlassen, sich nach ihr umzudrehen. Nach einer Handvoll dieser unfassbar lauten Schritte, hatte sie das Gefühl, jeder starre sie an. Unwillkürlich verlangsamte sie ihre Schritte, versuchte das Gewicht beim Laufen mehr auf die Fußzehen zu verlagern denn auf die Absätze, doch das schien nicht zu helfen. Außerdem wirkte ihr Gang dadurch so hölzern und unbeholfen, als hätte sie zum ersten Mal in ihrem Leben hohe Schuhe an.


Es war als wäre sie die einzige Person im ganzen Raum, die Geräusche verursachte. Als wären es nur ihre High-Heels die auf den Parkettboden klackerten, nur ihr Rock der auf der Haut raschelte, nur ihre Atmung die alle im Raum hören konnten. Das Gefühl war so befremdlich, dass sie einen Augenblick stehen blieb, sich nicht bewegte und sogar die Luft anhielt. Gott sei Dank – da waren auch andere Geräusche. Irgendwo hustete jemand lautstark. Irgendwo hinter ihr gängelte ein kleiner Junge, der wohl viel lieber gegen einen Ball treten würde, als sich impressionistische Bilder eines holländischen Malers ansehen zu müssen.


Weiter vorne gab der Gehstock einer älteren Dame, quietschende Geräusche auf den Holzplatten ab.

Da waren Menschen die die Bilder betrachteten, oder in Broschüren blätterten. Sie schätzte, dass sich in dem langen Gang etwa 30 Personen aufhielten. Nicht alle davon starrten sie an, wie sie mit wohltuender Erleichterung feststellte. An ein paar davon würde sie unbemerkt vorbeikommen. Sie ging weiter. Schritt für Schritt. Und obwohl sie sich das Ende des Flurs entgegen sehnte, erfüllte sie gleichzeitig wieder diese elektrisierende Erregung, etwas total Verrücktes zu tun. Etwas das ihr trotz aller Skrupel doch ungeheuren Spaß bereitete. Es war als wären die ersten Schritte ein kleiner Dämpfer gewesen, doch am Ende siegte wieder ihre Lust auf das was sie hier tat. Sie genoss die Blicke und das Tuscheln. Die vielen diskreten Rempler mit denen Nachbarn angestoßen wurden, ihre Aufmerksamkeit auf sie zu lenken. Hier ein »guck mal die an«, dort ein »die spinnt doch, so rumzulaufen.« Aber auch viele offene Münder, viele starrende Augen und viele Blicke von Männern (und Frauen) denen gefiel, was sie sahen.

Am Ende hatte sie die Schultern wieder zurück genommen, den Rücken durchgestreckt und war in voller Größe mit nach vorne gerichtetem Blick auf den Durchgang zum Ostflügel zu geschritten. Wohlwissend, dass der ein oder andere Blick ihr auf dem Rücken brannte.


Sie hatte aufgehört zu zählen, wie viele unschuldige Lächler sie alleine auf diesem Flur zu ihrem Konto hinzufügen konnte.

Mit einem solchen Lächeln auf den Lippen, schritt sie geradewegs auf einen weiteren Mann, in derselben Uniform wie der aus der Eingangshalle zu. Dessen Miene war allerdings weniger freundlich als bei seinem Kollegen.


»Dürfte ich Sie einen Augenblick sprechen?«, bat er höflich, aber in einer Tonlage, die keine Widerrede duldete. Sonja folgte ihm zwar irritiert, aber ohne Zögern. Sie hielt ihn für Teil des Plans, genau wie den Kollegen. Dass sie keinen blassen Schimmer von diesem Plan hatte, nagte allerdings langsam an ihren Nerven. Wenn Markus in den nächsten Minuten nicht irgendwo auftauchen würde, würde sie sich in eine Ecke verziehen und ihn anrufen und sich keinen Meter weiter bewegen, bis er vor ihr stand.


Der uniformierte Mann, der sie in eine Nische hinter einer der vielen Säulen zog, hatte allerdings andere Pläne. »Ich muss sie bitten das Gebäude auf der Stelle zu verlassen«, sagte er in herablassendem Ton.


Dabei schaute er ihr ins Gesicht. Konzentriert und Wachsam. Sonja beschlich ein ungutes Gefühl.


»Warum das?«, fragte sie leise. Ihre Stimme klang seltsam belegt. Sie räusperte sich verlegen.


Der Uniformierte sah sie mit einer Mischung aus Mitleid und Abneigung an. Dabei würdigte er ihrer Bluse und ihren Brüsten keinen Blick. »Ihre Aufmachung entspricht nicht unseren Richtlinien.« Dabei sprach er Aufmachung aus, als wäre es ein Stück Dreck. »Bitte folgen Sie mir und machen Sie mir keine Probleme.«


»Sonst was?«, schoss Sonja reflexartig zurück und fühlte sich sofort in die Enge gedrängt. Der Uniformierte ging nicht darauf ein, sondern warf ihr nur wieder diesen mitleidigen, leicht genervten Blick zu und deutete mit einer Handbewegung an, ihm zu folgen.

Das lief alles irgendwie nicht wie geplant, dachte Sonja. Wo zum Teufel war Markus und was dachte er sich dabei sich sowas auszudenken. Nein, was dachte sie sich dabei, bei sowas mitzumachen. Sie spürte wie Ärger und Wut in ihr aufkeimten und war sich nicht sicher, auf wen sie wütender wurde. Auf diesen aufgeblasenen Wichtigtuer in Amateuruniform, auf Markus, oder sich selbst?


Sie folgte ihm widerstrebend. Eine Szene zu machen lohnte sich nicht, wie sie sofort entschied. Sie würde ihm einfach folgen und darauf hoffen, dass die Sache sich damit erledigen würde. Dann würde sie ins Auto steigen und nach Hause fahren. Und dann irgendwo dazwischen würde sie endlich ihren verschollenen Ehemann aufspüren und ihm gehörig die Meinung sagen.

Er führte sie leicht am Ellbogen, als warte er nur darauf, dass sie wegrennen würde. Sie entzog sich ihm trotzig. »Ich kann schon selbst gehen.« Er antwortete nicht, sondern ging nur einfach weiter stumm neben ihr her. Sie gingen nicht denselben Weg zurück. Vermutlich zu einem Seitenausgang, dachte Sonja. Damit ich schneller aus dem Gebäude befördert werden kann, sinnierte sie bitter. Was würde dort wohl passieren? Würde er ihr einen Tritt in den Hintern verpassen und ihr ein lebenslanges Hausverbot nachrufen? Würde dort ein Vorgesetzter warten? Oder gar schlimmeres? Eine Anzeige? Polizei?

Sie bogen in einen schmaleren Gang ein, über dem ein Notausgang Schild hing. Es wirkte inmitten der barocken Anmut des Schlosses völlig deplatziert. Nach nur wenigen Schritten blieben sie an einer weiteren Abzweigung stehen. Zum Notausgang ging es weiter geradeaus, aber der Mann deutete auf eine Tür, stellte sich davor um sie aufzuschließen und deutete in einen schmalen Gang, an dessen Ende eine weitere Tür war. Sie war nur angelehnt. Sonja konnte einen altmodischen Tisch und einen Stuhl darin erkennen. »Hier entlang bitte.« Er deutete auf die Tür. Sie sah ihn einen Augenblick irritiert an, überlegte ob sie betteln sollte. Etwas sagen, was in Filmen an dieser Stelle gesagt werden würde.


Etwas wie »Bitte, wir können das doch auch irgendwie anders regeln«, oder »Ich tue alles was sie sagen, aber bitte ersparen sie mir eine Anzeige.« Doch sie verkniff sich jeden Kommentar, und versuchte in Würde von dem Mann loszukommen. Sie betrat den Raum, indem sie die Tür aufstieß. Sie quietschte leicht in den antiquierten Angeln. Ratlos blieb sie in der Tür stehen. Dies war kein Büro, kein Sicherheitsraum, nichts Offizielles einer Behörde. Der Raum war nicht mal möbliert. Von dem barocken Tisch und den beiden Stühlen abgesehen, war es einfach nur eine größere Kammer ohne Fenster. Sie war eher karg als pompös. Nur die hohe, stuckverzierte Decke erinnerte daran, in welcher Umgebung sich die Kammer befand. Von diesen mochte es in dem vom Krieg fast völlig zerstörten, und nicht wieder originalgetreu aufgebauten Schloss, unzählige geben.

Sie blickte über die Schulter, doch der Mann der sie hier her geführt hatte war verschwunden. Was ging hier vor? Ein Rascheln von Stoff lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder in den Raum und erst jetzt bemerkte sie in ihrer Aufregung, dass in dem dick gepolsterten Sessel mit der hohen Lehne und den dicken Armauflagen eine Person saß, die sich soeben aufgerichtet hatte. Sie konnte gerade eben noch den Haarschopf hinter der Rückenlehne erkennen. Er kam ihr seltsam bekannt vor. Aber erst als die Person aufstand und sie den Hinterkopf, den Nacken und den oberen Rücken sah erkannte sie ihn. Markus.

Er drehte sich um und grinste wie ein Junge, dessen Lausbubenstreich gerade so perfekt geklappt hatte, wie er ihn sich seit Wochen in seiner Phantasie ausgemalt hatte. Sein Grinsen gefror, als er Sonjas Gesichtsausdruck erkannte. Sofort hob er abwehrend beide Hände und rief beschwichtigend aus:


»Keine Angst, Schatz. Alles ist in Ordnung. Das war alles genau so geplant.« Er ging um den Stuhl herum und trat auf sie zu. Ihre Miene änderte sich nicht. Seine dafür umso deutlicher. Aus dem breiten Grinsen wurde ein demütiges, verlegenes Lachen. »Tut mir Leid, habe ich dich erschreckt? Das Ganze war nur Spaß.« Er trat um sie herum, als fürchte er sie zu berühren und schloss leise die Tür.


»Bis zu dem Typen eben stimme ich dir zu«, sagte sie betont ruhig. »Bis dahin war es ein Spaß.« Sie drehte sich zu ihm um. »Du warst nicht da, ich wusste nicht was du vor hast und was passiert, aber ja – bis hier hin hat es Spaß gemacht.« Sie sah ihm tief in die Augen. »Aber der Typ eben, hat mir Angst gemacht.«

Erst jetzt atmete sie hörbar aus und ihre Haltung entspannte sich ein wenig.


»Tut mir leid«, sagte Markus und seine Stimme klang ehrlich besorgt. »Das war ein kleiner Extra Spaß, der nicht nötig gewesen wäre. Ich wollte dich nicht erschrecken. Nur hier her bringen lassen.«


»Du hättest doch einfach das X hier in diesen Raum malen können.« Sie wedelte mit dem Plan, worauf Markus geheimnisvoll mit dem Kopf schüttelte. Sonja dämmerte der Grund. Sie erinnerte sich an die verschlossene Tür, die der Uniformierte zuvor aufgeschlossen hatte.


Ohne fremde Hilfe wäre sie vermutlich nicht hier rein gelangt.

Erst jetzt realisierte sie, dass der Mann der sie abgeführt hatte, zum Spiel gehört hatte und hier keine Bedrohung lauerte. Hier stand ihr Ehemann, den sie sich schon seit dem Schlossgarten herbeigesehnt hatte und den sie jetzt in die Arme schloss. »Du bist total bekloppt«, warf sie ihm vor, aber ihre Augen sagten etwas anderes. Markus küsste sie innig und minutenlang. Die Spannung fiel vollends von ihr ab und sie ließ sich an seinen Körper sinken.

»Warum das alles?« fragte sie nach einer Weile. »Du hattest doch nichts davon, oder hast du mich beobachtet?« Sie befreite sich aus seinen Armen. »Warst du hinter der Säule über dem Eingang?«


Markus schüttelte den Kopf. Seine Mundwinkel umspielte ein wissendes Lächeln.


»Ich war nicht hinter dir«, erklärte er und begann amüsiert zu grinsen. »Ich war über dir. Die ganze Zeit.«


Sonja sah in fragend an. Sie verstand überhaupt nichts. Markus trat um sie herum, rutschte auf den Sessel und zog sie hinter sich her auf seinen Schoß. Ihre Beine hingen über die hohe Armlehne, ihre Kniekehlen auf dem Polster. Die schwarzen High-Heels baumelten in der Luft.

»Erinnerst du dich an Kloppo, aus meiner Firma? Der im Januar gekündigt hat?«


Sie nickte. »Peter Klopp. Wie der Fußballtrainer.« Markus lachte. »Ja, fast. Der heißt Jürgen. Also Kloppo hat in einer Sicherheitsfirma angefangen, das habe ich dir glaube ich erzählt.« Sie nickte. »Und Kloppos Firma ist für die Videoüberwachung hier zuständig.« Markus unterstrich die Information mit einer Handbewegung die nicht nur den Raum umschloss.


Sonja war sich nicht sicher, ob sie das richtig verstand. »Ihr habt die Videoüberwachung hier angezapft?«


Markus musste wieder lachen. »Nein, Schatz. Wir haben sie nicht angezapft. Wir haben sie gemacht.«


Er grinste breit und amüsierte sich an ihrem ratlosen Gesicht.


»Deine SMS vor dem Eingang«, erklärte er endlich auch für sie verständlich »war für Kloppo, damit er die Videoaufzeichnung der schwenkbaren Kameras aktivieren konnte. Es gibt zwei Arten Kameras hier. Feste und schwenkbare. Die festen laufen immer und durften auch nicht angefasst werden. Die schwenkbaren aber, sind in der Lage eine Person durch das ganze Schloss zu verfolgen. Falls sich hier jemand daneben benimmt, oder etwas klaut und damit wegrennt und so. Wir haben dich aufgezeichnet, als du den Eingangssaal betreten hast. Und zwar so lange, bis du draußen durch diese Tür hier rein gekommen bist.« Er grinste wieder wie ein Lausbube. »Ich war live dabei auf der Treppe und durch die Ausstellung.«


Sonja bemerkte wie er sich unbewusst die Lippen leckte.


»Und wir haben dich auch im Schlossgarten, aber da konnten wir die Kameras nicht schwenken. Da gibt es nur feste.« Er hielt einen Augenblick inne. »Kloppo meinte in zwei oder drei Tagen, haben wir einen Zusammenschnitt. Live und in Farbe und in HD.«

Er beugte sich ein wenig nach vorne und strich über den Kragen ihrer durchsichtigen Bluse. »Ich war die ganze Zeit dabei und ich kann mich jetzt kaum noch beherrschen.« Seine Stimme klang belegt. Seine Fingerspitzen glitten über den dünnen Stoff und umspielten eine Brustwarze. Es fühlte sich unglaublich gut an, ihn zu spüren. »Steh auf«, forderte er sie auf. »Bitte.« Sie rutschte von der Lehne und stellte sich mit dem Rücken zum Tisch vor ihn hin. Seine Hände packten ihren Hintern und kniffen ihr in die Pobacken.

»Hier?« fragte sie nur, zog aber gleichzeitig sein T-Shirt aus seiner Hose. Unbewusst blickte sie auf die geschlossene Tür. Markus nickte nur und schob sie ein wenig von sich weg, bis ihr Hintern den Tisch berührte. Er lehnte sich zurück und streifte das Shirt über den Kopf. »Steht dir gut«, meinte er und ließ seine Blicke ungeniert und lüstern über ihren Körper gleiten.


Sonja nickte zur Bestätigung. »Wo hast du die Sachen gekauft?«


Markus zuckte nur die Schultern auf die Frage.


»Die hat Anke gekauft, stimmt’s?«


Er grinste verlegen, als wolle er die Lorbeeren für die gut getroffene Auswahl nicht selbst einstecken.


»Das habe ich mir gedacht.« Sie begann ihre Bluse zu öffnen. »Du hast es nur modifiziert«, fügte sie hinzu und meinte damit die abgetrennten Knöpfe. Wieder zuckte Markus nur mit den Schultern. Er stand auf und streifte ihr die Bluse ab. Sie fiel achtlos auf den Schreibtisch. Mit beiden Händen umfasste er ihre vollen Brüste und drückte sie zuerst kräftig, um dann mit den Fingerspitzen die Konturen nachzufahren. Ihre Nippel standen erregt und hart. Was bei ihr nichts Alltägliches war.

Sonjas Blicke huschten immer wieder zur Tür. Vor ihrem geistigen Auge tummelte sich ein Rudel Besucher draußen in den Gängen. Ein Bus voll Kaffeefahrtler, die von einer Angestellten in blauer Uniform, durch den langen Gang geführt wurde, die von Barock und Fresken, vom Markgraf von Baden und vom Wiederaufbau des Schlosses nach dem Krieg erzählte und die schwungvoll die Tür zu der Kammer aufstieß, in der sie gerade nackt vor dem Schreibtisch zugange waren. Denn Markus hatte seine Jeans aufgeknöpft und sie samt Shorts auf die Knöchel geschoben. Ihr Rock folgte Augenblicke später in dieselbe Richtung. Er hob sie hoch, setzte sie auf den Schreibtisch und drang fast unmittelbar darauf in sie ein. Sein Schwanz war hart wie Stein. Sie stöhnte erregt auf, als er tief in sie hinein stieß. Der Rock hatte sich in einem ihrer Schuhe verfangen. Während sie die Beine um Markus‘ Hüfte schlang, baumelte der Stoff an seinem Hintern und wedelte bei jedem Stoß wie eine Fahne im Wind.

Sie zog ihn zu sich herunter um ihn zu küssen. Einerseits wollte sie schnell und hart von ihm genommen werden, andererseits löste dieses elegante und trotz der spartanischen Ausstattung auf seine eigene Art unglaublich romantische Zimmer das Verlangen nach zärtlichem, liebevollem Sex und einem langen, leidenschaftlichen Akt in ihr aus. Sie spürte, dass Markus das nicht so sah. Angesichts des Umstandes, dass hier augenblicklich jemand herein platzen konnte, vielleicht nicht die schlechteste Einstellung. Sie erinnerte sich wieder daran, dass der Security Mensch, der sie hier her geleitet hatte, die Tür in diesen Gang erst aufschließen musste und entspannte sich wieder ein wenig. Vielleicht würde die Busladung voll Rentner auf Kaffeefahrt doch nicht hier auftauchen.

Sie spürte dass Markus kommen würde und half mit dem Finger an ihrem Kitzler bei sich selbst nach. Sein Tag musste ähnlich aufregend gewesen sein wie ihrer. Seine Erregung ob der vielen offenen Fragen und Unklarheiten genauso aufgestaut sein wie ihre. Würde sie das Dokument rechtzeitig lesen? Würde sie seine Kleiderwahl akzeptieren? Würde sie hier erscheinen? Würde all das klappen, was er hier drinnen mit der Hilfe seines ehemaligen Kollegen vorbereitet hatte? All das musste an seinen Nerven gezerrt haben. Und so wunderte sie sich nicht, dass er schneller – viel schneller – als sonst üblich mit langgezogenem Stöhnen und erleichtertem Seufzen in ihr kam. Keine Sekunde zu früh, denn seine letzten in ihr auszuckenden Bewegungen und ihr heftiges Rubbeln über ihren Kitzler reichten aus, um sie ebenfalls über die Kante zu stoßen und so ließ sie sich in einem ähnlich klingenden Stöhnen in ihren Orgasmus fallen.

Erst als die letzten Wellen ihres Orgasmus abgeklungen waren, Körper und Geist wieder aufnahmebereit waren für äußere Eindrücke, wurde ihr bewusst, wie unbequem und hart ihre derzeitige Position war. Auf dem harten Tisch und der kalten, glatt polierten Edelholzplatte. Sie rutschte vom Tisch und glitt in den weich gepolsterten, viel bequemeren Sessel. Den Rock noch immer an den Knöcheln ihres linken Beins verheddert, zog sie unbeholfen nach. Ihre Bluse war vom Tisch gerutscht und lag auf dem Boden neben Markus‘ T-Shirt.

Mit leicht angewidertem Gesicht zog der grad die Shorts und Jeans nach oben. Sein Schwanz glänzte spermaverschmiert. Dankend nahm er das Feuchttuch an, das sie aus ihrer Handtasche zauberte, die sie zuvor achtlos auf den Boden hatte fallen lassen. Sie zog den Rock über die Hüften und wollte gerade zur Bluse greifen, doch Markus schnappte sie sich einen Lidschlag früher. Zuerst dachte sie sich nichts dabei und glaubte nur, er wolle ihr in die Bluse helfen, doch Markus ging damit zur Tür und spähte nach draußen. Sie strich den Rock glatt und legte ihre Handtasche auf den Schreibtisch. Wartete, was passieren würde. Markus hatte die Tür aufgestoßen und war nach draußen in den schmalen Gang getreten, der nach wenigen Metern an der Tür endete, die der Security Mensch für sie aufgeschlossen hatte. Von links drang helles Sonnenlicht durch das Fenster und erhellte den kurzen Gang. Sie sah, dass Markus nicht zur Tür ging, sondern sich in einen nach rechts abzweigenden Gang, unmittelbar neben der Tür wandte. Der war ihr als sie hereinkam gar nicht aufgefallen. Klar, dachte sie während sie darüber nachdachte. Das Türblatt der riesigen, sich nach innen öffnenden Tür, hatte den Gang verdeckt.

Markus verschwand und ließ sie irritiert alleine zurück. Er hatte kein Wort gesagt wohin er gehen wollte. Sie hörte, wie eine Tür geöffnet wurde. Unwillkürlich suchte sie nach Deckung in dem Raum, doch da war natürlich keine. Sich hinter den Schreibtisch zu ducken, wäre eine ebenso kurze und sinnlose Methode wie hinter einen der Stühle. Jeder der den Raum betreten und nicht gerade in der Tür stehen blieb, würde sie dort sehen.

Einen Augenblick später hörte sie, wie die Tür leise geschlossen wurde und Markus tauchte wieder im Gang auf. Er winkte ihr zu. »Komm!« Die Bluse trug er in der anderen Hand. Sie baumelte aus seiner Faust.


Sonja schnappte die Handtasche und stöckelte nach draußen. Markus war schon wieder um die Ecke und wartete am Ende des genauso kurzen, aber unbeleuchteten Korridors. Nur das Sonnenlicht um die Ecke erhellte dieses kurze Stück. Er streckte gerade wieder den Kopf durch die Tür und blickte nach draußen.


Plötzlich zog er die Tür auf und ging nach draußen. Hielt die Tür mit ausgestrecktem Arm für sie offen. Er stand in einer lichtdurchfluteten Galerie, die der aus der Ausstellung identisch war. Nur dass sie in eine andere Himmelsrichtung zu verlaufen schien, da keine direkte Sonne herein strahlte und es keine Ausstellungsstücke und keine Vitrinen gab. Wieder winkte er sie zu sich. »Komm!«.

Sie trat nach vorne, blieb aber an der Tür stehen. Sie hielt sie fest und Markus trat einen Schritt in die Galerie. Er grinste verschlagen und blickte nach links und rechts. Er winkte mit der freien Hand.


»Hallo?« fragte sie fassungslos. »Gibst du mir vielleicht vorher die Bluse?«


Er grinste und schüttelte den Kopf. Trat einen weiteren Schritt zurück und stand jetzt mitten in der Galerie.


»Komm schon, jetzt werd‘ nicht verrückt. Ich gehe doch nicht nackt durch das Schloss.«


Er sah sie an und schmunzelte. Seine einzige Reaktion war ein Schulterzucken.


»Macht das so einen Unterschied?« Seine Augen ruhten auf ihren Brüsten.


»Natürlich macht es das, jetzt spinn hier nicht rum. Gib mir die Bluse.« Markus schüttelte den Kopf. Sein schmunzeln nahm wieder diesen verschlagenen Ausdruck an.

»Markus!« sagte sie drohend. »Übertreibe es nicht.«


Einen Augenblick verschwand das verschlagene Grinsen und der Mann den sie kannte, kehrte zurück.


»Sonja«, sagte er. Seine Stimme klang enttäuscht. »Jetzt vertrau mir doch einfach. Ich bin doch nicht bescheuert.« Wie er das sagte, kehrte ihre alte Zuversicht zurück. Was immer hier ablief, es musste genauso geplant sein, wie alles andere. Markus würde sie doch nicht nackt durch eine Menge von Besuchern laufen lassen. Oder doch? Die Zweifel nagten an ihr. Sie suchte Markus‘ Blick und sah in seine Augen. Seine Miene mochte schelmisch und zeitweise verschlagen sein, doch seine Augen drückten das aus was sie sehen wollte. Zuversicht. Vertrauen. Liebe.

Als sie einen unsicheren Schritt nach vorne trat, änderte sich der enttäuschte Ausdruck in ein Lächeln voller ehrlicher Freude und Zuneigung. Ich würde nie etwas tun das dir schadet, las sie aus diesem Ausdruck und fast wünschte sie sich, er würde es sagen.


»Ich bringe dich doch nicht in Schwierigkeiten«, sagte er und in diesem Moment, halbnackt in einem Schloss, umgeben von unzähligen fremden Personen die sie anstarren könnten, wusste sie warum sie ihn liebte. Sie griff nach seiner ausgestreckten Hand und trat in die Galerie. Schnelle hektische Blicke nach rechts und links, offenbarten ihr tatsächlich eine identische Galerie wie die aus der Ausstellung. Mit nur einem entscheidenden Unterschied. Weit und breit war niemand zu sehen. Sie waren vollkommen alleine.

Erst jetzt spürte sie, dass sie vergessen hatte zu atmen und nahm einen tiefen Zug. Die Luft roch leicht abgestanden und staubig, nach dem schweren Stoff der Vorhänge und ein wenig nach Mörtel oder Zement, der sie in der Nase kitzelte.

»Gibt es hier Kameras?« fragte sie und schaute den endlos langen Flur entlang. Am Ende war eine kurze Treppe, die über sechs oder sieben Stufen hinauf zu einer geschlossenen Doppeltür führte, die geschlossen war. Am anderen Ende knickte der Flur nach links ab. Er musste in die Richtung zurückführen aus der sie ursprünglich gekommen war. Nur dass sie mit dem Security Menschen eine Abkürzung durch einen abgeschlossenen Bereich genommen hatte. Die Tür durch die sie getreten waren fiel hinter ihnen ins Schloss und Sonja zuckte zusammen, während das Geräusch in den Weiten des Flurs verhallte.

»Hier gibt es überall Kameras«, antwortete Markus geheimnisvoll. Er ging voraus, drehte sich nach wenigen Metern wieder um und wartete. Sein Blick ruhte auf ihr. Als sie die ersten Schritte in seine Richtung machte, begannen seine Augen zu leuchten. Sie hatte das Gefühl über ihre Haut lief ein Ameisenvolk. Es kribbelte und juckte am ganzen Körper. In ihrem Hinterkopf war das elektrisierende Kribbeln am stärksten. Ein völlig unbekanntes Gefühl, als würde sie alle Farben intensiver sehen als bislang, alle Gerüche deutlicher warnehmen als sonst und alle Geräusche lauter hören als üblich, hatte sie erfasst. All ihre Sensoren schienen unter Hochdruck zu arbeiten. Sie fühlte sich hochgradig erregt. Die Härchen an ihren Unterarmen hatten sich aufgestellt. Gänsehaut überzog ihre Oberarme, während sie sich gleichzeitig fiebrig aufgeheizt fühlte. Wie zur Bestätigung rann ein Schauer über ihren Nacken und den Rücken und schüttelte ihre Schultern. Wie an einem unsichtbaren Gummiband gezogen, lief sie Schritt für Schritt laut klackernd hinter Markus her, der sich rückwärtsgehend im selben Tempo zur Treppe und zur Tür hin bewegte. Immer wieder blickte sie sich um, drehte den Oberkörper um zu sehen, was in ihrem Rücken passierte und jedes Mal brachte diese Bewegung ihre Brüste zum Hüpfen und Markus einen Augenblick außer Tritt. Seine Augen schienen heiß glühende Löcher in ihren Busen zu brennen. Er verzehrte sie geradezu mit Blicken. Unwillkürlich nahm sie die Schultern zurück und wackelte ein wenig mehr mit dem nackten Oberkörper als nötig gewesen wäre.


Immer öfter blickte sich auch Markus über seine Schulter um, als wolle er sich davon überzeugen, dass sie das Ende des Flurs nicht schneller erreichten als nötig.

Sonjas Augen flogen von links nach rechts. Für jeden Schritt den sie machte, hatte sie einen Notfallplan, wohin sie fliehen würde, wenn jemand auftauchte. In Gedanken hangelte sie sich von einer Nische zur nächsten. Von einem dicken, schweren Vorhang zum anderen. Von einer Büste zur nächsten Statue. Dann eine dicke Säule die ihr Basislager wurde, bis sie sie passiert hatte und als eine weitere nutzlose Deckung in ihrem Rücken zurück blieb. Noch eine Säule in etwa fünfzehn Metern Entfernung, dann noch eine Nische, eine kleine an der Fensterseite stehende hölzerne Bank aus dunklem Holz mit schweren Beinen, dann würden sie die Treppe erreichen. Würde dann die Tür aufgehen, würde sie völlig ungeschützt mitten im Raum stehen. Ihr Herz raste und klopfte ihr am Hals. Das Blut rauschte in ihren Ohren. Sie schwitzte jetzt wie verrückt und spürte die ersten Schweißperlen ihren Rücken hinab laufen.

Markus hatte die Treppe erreicht, stieß mit der Ferse dagegen und wäre beinahe auf die Stufen gefallen. Er konnte sich gerade noch am Geländer festhalten. Er zog sich nach oben bis zur Tür und wartete dort auf sie. Noch einmal versuchte er jede ihrer Bewegungen die wenigen Stufen hinauf, wie ein ausgetrockneter Schwamm in sein Gedächtnis aufzusaugen. Als sie neben ihm stand reichte er ihr wortlos die Bluse. Sie spürte wie sie vor Anspannung zitterte. Wortlos streifte sie die Bluse über, schaffte es aber nicht die Knöpfe zu schließen. Ihre Finger zitterten wie verrückt. Markus übernahm die Knöpfe, drückte sich eng an ihren Körper und küsste sie.


»Ich liebe dich«, hauchte er in ihr Ohr. »Du bist der Hammer.« Er trat einen Schritt zurück und wartete, bis sie die Bluse in den Rock gestopft hatte. »Dass du das wirklich durchziehst, von Anfang bis Ende...« Er ließ den Satz offen, aber es war auch nicht nötig ihn zu beenden. Sie konnte in seinen Augen lesen, was er sagen wollte.

Er langte zum Türgriff und hielt mit der Hand auf der Schlinge inne. Beide blickten sie den endlos langen Flur zurück den sie gekommen waren. Dass sie immer noch alleine waren, grenzte an ein Wunder und jetzt, wo sie die Bluse wieder an hatte, löste sich ihre Anspannung ein klein wenig. Mit der Bluse fühlte sie sich plötzlich wieder halbwegs angezogen, obwohl sie diese Meinung, wenn sie sich denn in einem Spiegel sehen würde, sicher sofort wieder verwerfen würde. Aber zwischen nichts und einem Stück durchsichtiger Gaze lag eben doch ein Unterschied.

»Bereit?«


Sie nickte. Auf Markus Gesicht trat wieder dieser Lausbubenausdruck. Was kommt jetzt, fragte sie sich schon wieder alarmiert, aber da hatte Markus schon die Tür aufgezogen. Sie musste einen Schritt zur Seite gehen, die Tür öffnete nach innen. Dahinter lag ein weiterer heller Gang. Eine Frau und ein Mann schlenderten gerade daran vorbei und blickten irritiert in ihre Richtung. Die Frau schüttelte den Kopf, obwohl sie Sonja gar nicht sehen konnte. Doch Sonja hatte erkannt woran die Frau sich störte. Direkt vor der Tür versperrte eine Kette, an der ein Schild baumelte den Zugang. Sie konnte es nicht lesen, es zeigte in Richtung des Pärchens. Markus stieg gerade darüber und wollte ihr helfen. Sie stieg über die Kette und drehte sich um.


»Durchgang Streng Verboten. Restaurationsarbeiten.« stand in roten Lettern auf dem Schild.

Es dauerte eine Sekunde bis Sonja kapiert hatte. Das Lausbubengesicht blickte sie herausfordernd an.


Den ganzen endlos langen Flur, den sie nackt passiert hatte und das Zimmer in dem sie Sex hatten. Dort hätte gar niemand auftauchen können. Der Flügel war für Besucher gar nicht geöffnet. Markus musste das mit Kloppo alles arrangiert haben.

»Du durchgeknallter Blödmann«, rief sie aus und trat mit der Spitze ihrer Pumps gegen sein Schienbein. Das Pärchen drehte sich echauffiert nach ihnen um, aber das war Sonja vollkommen egal. Sie musste jetzt erstmal tief durchatmen. Sie lehnte sich an die Wand direkt vor einem der großen Fenster, ließ sich die Sonne auf den Rücken scheinen und betrachtete einen Augenblick das Schild vor der abgesperrten Tür, während sie darauf wartete, dass das Adrenalin das durch ihren Körper geschossen war, wieder abgebaut wurde. Zumindest zum größten Teil. Mit dem Hintern an der Wand stützte sie die Handflächen auf den zum Fenster hin schräg verlaufenden Mauervorsprung. Das drückte ihren Busen zusammen. Die an ihr vorbei laufenden Besucher hatte sie für einen Moment völlig ausgeblendet. Vor ihrem geistigen Auge durchlebte sie noch einmal die letzten Minuten. Die Aufregung und die Erregung. Was wäre passiert, wenn auf dem Flügel jemand aufgetaucht wäre? Wie hatte sie soweit gehen können in einem öffentlichen Raum wie diesem, mit nacktem Oberkörper herum zu laufen? Im Gegensatz zu Markus, hatte sie die Gewissheit, dass niemand kommen würde nicht gehabt. Und trotzdem war sie so durch den Flügel gelaufen. Was stimmte nicht mit ihr? Wo waren ihre moralischen Regeln? Ihre Grenzen? Wo würde das noch hinführen? Würde sie als nächstes den Rock ausziehen?


Ihr wurde schwindlig bei all den Gedanken und den vielen was-wäre-wenn Szenarien.

»Woran denkst du?« fragte Markus und riss sie aus ihrer Gedankenspirale. Sie sah zu ihm auf. Er war direkt vor sie getreten und sie hatte es nicht mal wirklich bemerkt.


»Ob ich verrückt geworden bin«, antwortete sie tonlos.


Markus zog sie an den Schultern von der Wand weg und hielt sie fest. Ihr Blick verfing sich irgendwo an seinem Hals. »Hey«, sagte er leise, damit sie in seine Augen blickte.


»Du bist nicht verrückt. Du bist die tollste Frau auf der Welt, dass du das mitgemacht hast.« Er sah ihr tief in die Augen. »Aber ich weiß was du meinst. Ich geb’s zu es war heftig. Und du hast es trotzdem gemacht. Weil es dir Spaß gemacht hat, stimmt’s?«


Sie merkte wie sie nickte.


»Aber dabei belassen wir es, ok?« Er hob ihr Kinn an, nachdem ihr Blick wieder nach unten abgedriftet war.


»Das war der Höhepunkt. Von nun an wieder zwei Schritte zurück, bevor wirklich noch was passiert.«


Sonjas Blick verklärte sich, während sie einen Augenblick in ihren Körper hörte und ihre Gefühle zu sortieren versuchte.


»Meine Knie zittern wie verrückt, mein Herz springt mir gleich aus der Brust und ich glaube ich laufe aus.« Sie versuchte sich an einem zaghaften Lächeln. »Ich liebe dich!«.


Markus nickte fast unmerklich. »Ich weiß«, sagte er leise und mit einer Miene die offen ließ, ob er sich auf das ‚Ich liebe dich‘, oder das ‚Ich laufe aus‘, bezog.

»Komm lass uns nach Hause gehen.« Er streckte ihr den Arm entgegen, damit sie sich unterhaken konnte.


Bevor sie das tat, richtete sie den Blick nach links oben, wo eine der beiden Kameras in einem seltsamen Winkel in der Halterung hing. Während die eine den Gang entlang zeigte, schien die andere direkt auf sie gerichtet. Markus folgte ihren Augen.


»Ist das eine der schwenkbaren?« fragte sie.


»Vermutlich«, gab Markus zurück. »Der Winkel passt. Bestimmt hat Kloppo dich gerade voll im Visier. So war jedenfalls seine Aufgabe.« In seiner Stimme schwang ein Lächeln mit.


»Ist er alleine in der...«, sie stockte einen Augenblick »Videoüberwachungsdingsbums.«


»Ja, natürlich. Er ist dort immer alleine. Das reicht völlig.«


»Und er nimmt uns jetzt auf?«


»Wie gesagt, so war seine Aufgabe. So lange eine Kamera dich erfasst, sollte er dich aufnehmen und daraus ein Video für uns machen.«


»Und was passiert danach mit seiner Aufnahme?«


»Die auf den stationären Kameras werden archiviert. Das müssen sie aus Sicherheitsgründen. Aber sie werden nach einigen Tagen überspielt, wenn keine Vorkommnisse waren. Die auf den schwenkbaren laufen manuell. Er wird sie löschen sobald wir eine Kopie haben. So hat er mir versprochen.«

Sonja blickte über die Schulter. Hinter ihr war das Pärchen längst verschwunden. Eine einzelne Dame stand etwa dreißig Meter entfernt am Fenster. Etwas weiter weg, der Wand zugedreht, blätterte ein Mann in etwas, das aussah wie der Plan, den sie am Eingang erhalten hatte. Weit am Ende des Flügels, kam eine Gruppe aus mehreren Personen lachend und diskutierend um die Ecke, aber die waren noch mindestens einhundert Meter entfernt.


Vor ihr, in Richtung der Kamera war niemand zu sehen. Der Flügel endete dort nach etwa zwanzig Metern, wo genau wie hinter der abgesperrten Tür, einige Stufen nach unten führten, nur dass dort keine Tür war, sondern der Gang hinter der Treppe nach rechts abknickte.

»Dir geht doch jetzt gerade irgendwas durch den Kopf, oder?« Sonja war ein paar Schritte über den Parkettboden gegangen, hatte sich umgedreht und war wieder neben Markus an die Wand getreten.


»Du hast die Videos ausgewertet. Welches ich am häufigsten angeschaut habe«, sagte sie, worauf er verlegen nickte. »Ich musste keine Auswertung starten, um dir sagen zu können, welches du am häufigsten angeschaut hast.« Sie grinste ihn herausfordernd an. Ohne seine Antwort abzuwarten meinte sie:


»Dasselbe wie ich, stimmt’s?«


»Ja, stimmt«, bestätigte er wenig überrascht.


»Warum?« fragte sie, obwohl sie die Antwort kannte.


»Weil es mich total anmacht, wie sie läuft. So ohne BH und in der dünnen Bluse.«


»Wegen dem durchsichtigen? Habe ich deshalb einen besseren Fliegenvorhang an?« Sie sah lächelnd an sich herunter.


»Nein wegen dem Schaukeln. Weil man ohne dass die Bluse besonders durchsichtig ist, genau daran erkennt, dass sie nichts mehr an hat. Und ich dachte dir gefällt die Bluse.«


»Tut sie«, bestätigte Sonja. »Aber sie ist trotzdem nicht mehr als ein Alibi und kein Vergleich zu der aus dem Video.«


Markus zuckte darauf nur mit der Schulter. »Hat Anke gekauft«. Als würde ihn das frei sprechen.


Sonja bohrte einen Finger durch eines der knopflosen Löcher und zog die Bluse daran ein wenig vom Körper weg. Wortlos hielt sie mit der Geste inne. Markus lachte und zuckte wiederum nur die Schultern.


»Vielleicht brauchte sie die für was anderes.« Sonja stimmte in das Lachen ein, worauf sie aus dem Augenwinkel erkannte, dass die Dame einige Meter weiter, sich nach ihnen umdrehte.

»Kannst du Kloppo von hier erreichen?«


»Klar.« Zur Bestätigung klopfte Markus auf seine Hüfttasche in der sich das Smartphone abzeichnete.


»Ruf ihn an.« Sie sah Markus‘ fragenden Blick, nickte ihm aber nur aufmunternd zu, ohne den Grund zu erklären. Die Verbindung stand nur Sekunden später. Nachdem Markus sich gemeldet hatte, nahm sie ihm das Handy aus der Hand.


»Peter?«


»Ja, hallo.«


»Sonja hier.«


»Sehe ich«, gab er kurz angebunden zurück. In seiner Stimme schwang ein Lächeln. Sie zwinkerte in die Kamera.


»War in dem Flügel...«, sie nickte in Richtung der abgesperrten Tür, »auch eine schwenkbare Kamera?«


»Oh ja«, antwortete Peter und dehnte jedes Wort so lange, dass es Sonja ein weiteres Lachen entlockte, während Markus amüsiert daneben stand.


»Läuft die jetzt immer noch?« fragte Sonja leise, nachdem sie einen Schritt von Markus weg und in die Mitte der Galerie gemacht hatte. Dabei hatte sie den Kopf abgewandt, damit er die Frage nicht verstehen konnte.


»Wenn du mit läufst meinst, ob ich darauf etwas sehe, dann ja. Aber sie zeichnet jetzt nichts mehr auf. Warum auch.«


»Und man kommt in diesen Flügel nur durch diese Tür?« Sie nickte wieder in Richtung der abgesperrten Tür, aus der sie gerade gekommen waren. Gedankenverloren lief sie langsam weiter über das Parkett.


»Ja«, bestätigte Peter. »Von der anderen Seite ist abgeschlossen. Dort wird wirklich gearbeitet. Zwar erst ab Montag, aber der Flügel wäre übers Wochenende auch ohne euch schon geschlossen gewesen.« Wieder schwang dieses süffisante Grinsen in seiner Stimme mit, die Sonja bestätigte, dass er absolut alles mitbekommen hatte, was sich hinter der Tür abgespielt hatte.


»Da bist du absolut sicher?« Sie hielt einen Moment inne und präzisierte dann: »Dass niemand dort auftauchen kann?«


»Naja, nur wenn er durch die Tür geht, vor der ihr gerade steht. Also wenn er die Absperrung ignoriert. Wir mussten die Tür ja offen lassen, damit ihr irgendwo wieder raus kommt. Normalerweise wäre die Tür abgeschlossen und in ein paar Minuten, wenn ihr weg seid, werde ich das auch tun. Warum fragst du das alles?«


»Wirst du gleich sehen. Kannst du die Aufnahme wieder starten?«


»Sicher.«


»Danke.«


»Hey, ich danke.« Sonja hörte ihn Lachen. Sie wandte den Blick wieder zur Kamera und musste ebenfalls Lachen. Provokativ wackelte sie mit dem Oberkörper und brachte ihren Busen zum Schlenkern. Sie machte einige Schritte auf die Kamera zu, während sie wie eine Salsa Tänzerin mit den Hüften und den Schultern wackelte. Im selben Augenblick hörte sie die Stimmen und drehte sich ruckartig um. Sie stand mitten in der Gruppe von Besuchern. Sie waren in irgendeine Diskussion vertieft und sprachen eine Sprache, die Sonja nicht verstand. Es klang irgendwie nordisch. Das Telefonat mit Peter hatte sie so abgelenkt, dass sie die immer näher kommenden Besucher nicht beachtet hatte. Und wie sie Markus‘ amüsiertem Grinsen entnehmen konnte, der sich darüber freute, wie sie plötzlich mitten in der Gruppe der Besucher angestarrt wurde, war mit einer Warnung von seiner Seite nicht zu rechnen gewesen. Ein etwa vierzig Jahre alter Mann, mit dichtem blondem Haar, in einem eleganten langen Mantel, schenkte ihr besondere Aufmerksamkeit. Er blickte sich noch mehrmals über die Schulter und verpasste den Anschluss an seine Gruppe, von denen die ersten gerade die Treppen nach unten erreichten.

Sie gab Markus das Handy zurück und zog ihn zur Tür. Ohne auf seine stumme Frage einzugehen, drückte sie die Tür auf und schwang ein Bein über die Absperrkette. Noch ein kurzer Blick über die Schulter, der Blonde mit dem Mantel hatte die Treppe erreicht und blickte nach vorne, schlüpften sie durch die Tür. Vor ihnen lag der verlassene, endlos lange Flügel. Die Luft war kühler als draußen und das Licht ein wenig dunkler. Hier drinnen erhellte nur das Sonnenlicht die Galerie. Sonja schritt die Stufen nach unten und drehte sich zu Markus um, der immer noch stumm und gespannt hinter der Tür stand. Seine Mundwinkel umspielten ein Lächeln. Sie sah ihm an, dass er nicht damit rechnete, dass sie den Flügel einfach als Abkürzung zum Ausgang nehmen wollte. Ihre Handtasche plumpste mit einem dumpfen Ton auf den Boden.

Ohne weitere Worte, drehte sie sich um und schritt mit energischem Schritt die Galerie entlang. Ihre Schuhe knallten auf den Boden. Laut und hart. Die Geräusche der Absätze wurden von der Wand reflektiert und vermischten sich zu einem Stakkato, das den ganzen Flur einzunehmen schien. Anders als zuvor, wo sie langsam und zögerlich gegangen war, lief sie aufrecht und elegant. Sie spürte wie sich ihre Brüste an den dünnen Stoff rieben und sah aus den Augenwinkeln wie die offen stehende Knopfleiste hin und her geschlenkert wurde. Ihre Brustwarzen blitzten immer wieder ins Freie. Sie schätzte sie war bestimmt fünfzig Meter weit gegangen, bis sie direkt unter der mittleren der drei Kameras anhielt und sich umdrehte. Markus stand am Fuß der Treppe und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Obwohl er nur die Rückansicht gehabt hatte. Das andere konnte er ja später nachholen.

Sie marschierte wieder auf ihn zu und ergötzte sich an seinem Blick. Ihre Hüften schwangen hin und her, ihre Schultern unterstützen die Bewegung ihres Busens.


»Langsamer«, rief Markus, worauf sie den Schritt von energisch auf lasziv verlangsamte. Jetzt schwangen ihre Hüften noch mehr, ihre Brüste weniger, dafür wirkte ihr Schritt erotischer. Eleganter. Anziehender.


Bei Markus angekommen, drehte sie sich wortlos, aber breit grinsend um und ging denselben Weg zurück.


Kurz bevor sie an ihrem imaginären Wendepunkt angelangt war, rief Markus von hinten durch den langen Flur:


»Lauf zurück.« Sie wusste dass Laufen in diesem Falle joggen hieß und wappnete sich für einen fünfzig Meter Dauerlauf in High-Heels. Über einen glatten Parkettboden und in nichts als einem dünnen Fliegenvorhang um die Brüste. Wo normalerweise ein Sport-BH und ein Extra Top dafür sorgten, dass sie überhaupt joggen konnte, ohne von ihren Titten erschlagen zu werden.


Das Ergebnis war überwältigend. Atemlos kam sie nach dem kurzen Spurt bei ihm an. Ihre Füße brannten in den tschechisch vietnamesischen Plagiaten, ihre Bronchien kitzelten in der staubigen Luft und ihr Busen fühlte sich an, als würde er jeden Augenblick an den Brustmuskeln abreißen. Schon jetzt war sie auf das optische Ergebnis der Videoaufnahme gespannt.

Markus glotzte nur mit offenen Augen und brachte sie zum Lachen. Einen Augenblick wirkte seine Miene so dümmlich verklärt, dass sie sich beim Atmen verschluckte.


»Nochmal?«, fragte sie und wusste die Antwort. Sie hatte sich längst umgedreht. Schritt zurück zur Wende und drehte sich um. Hielt inne, um auf einen Wunsch zu warten und wusste doch genau was kommen würde.


»Lauf!«


Sie rannte los. Fast wäre sie gestürzt, weil die Sohlen auf dem glatten Boden rutschten, doch sie konnte sich fangen, absolvierte einen Extra Hüpfer, um nicht zu fallen und fand danach schnell wieder ihren Rhythmus. Atemlos kam sie bei ihm an und klatschte ihn ab. Dann ging sie die wenigen Schritte zurück, bis zu der Holzbank, hinter der sie sich vor wenigen Minuten noch hätte verstecken wollen und ließ sich schwer auf die Sitzfläche fallen. Alles andere als Ladylike, streckte sie die Beine weit gespreizt von sich. Die Schuhe standen auf der Kante der Absätze. Ihre Sohlen brannten wie verrückt und sie spürte, dass sie wieder mal mindestens eine Blase in den billigen Imitaten bekommen würde.

Mit dem Zeigefinger winkte sie Markus zu sich heran. Ihre Atmung beruhigte sich schnell wieder.


Sie fackelte nicht lange, sondern griff an den Reißverschluss seiner Jeans, kaum dass er in die Reichweite ihres ausgestreckten Armes gelangte. Den Knopf fummelte er schon selbst auf und so fiel seine Hose auf seine Knöchel, kaum dass er zwischen ihre Beine getreten war. Er kniete dazwischen. Sie hob kurz den Hintern, um den Rock hochzuschieben und saß noch nicht wieder richtig, als sein Schwanz schon in ihre steckte. Trotz der harten Unterlage des Parkettbodens gab sich Markus alle Mühe, doch nach wenigen Stößen musste er der Position Tribut zollen und mit schmerzverzerrtem Gesicht aufstehen. Er rutschte aus ihr heraus, ließ sich neben ihr auf die harte Bank fallen, damit sie sich auf ihn setzen konnte. Schnell raffte sie den Rock bis zum Bauchnabel und bugsierte seine Schwanzspitze zwischen ihre Schamlippen. Dann ließ sie sich fallen und plumpste schwer auf seine Hüfte. Sie konnte ihrerseits nur kurz auf der Bank knien, dann stellte sie die Füße auf die Sitzfläche, umklammerte seinen Hals und endlich hatten sie eine Position die beiden ohne Prellungen zusagte gefunden. Markus hielt sie an den Knöcheln, damit sie nicht mit den Sohlen von der Bank rutschte.

Sonja spürte wie unglaublich nass sie war und wie wenig Widerstand sie ihm bieten konnte. In der Position in der sie sich befanden, hatte sie das Gefühl, sein harter Schwanz würde kaum die Scheidewände berühren. Doch Markus stöhnte erregt und atemlos bei jedem ihrer Stöße. Sie hüpfte auf seinem Schoß, als würde sie ihn durch die solide alte Bank nageln wollen. Das Klatschen ihrer Körper hallte durch den weiten schallharten Raum. Die trockene Luft kitzelte in ihrer Nase. Trotz kaum vorhandener Luftfeuchtigkeit spürte sie, wie ihr der Schweiß am Rücken ausbrach. Die Rennerei hatte bestimmt auch ihren Teil dazu beigetragen. Sie spürte dass sie kam. Die aufgestaute Erregung stand kurz vor dem Durchbruch. Sie stöhnte ihm zwischen zwei Atemzügen zu, nicht aufzuhören und konnte an seinem Gesichtsausdruck ablesen, dass er sich, ganz Gentleman alle Mühe gab.

Es war mehr ein Gefühl als ein echter Anlass, der sie nach rechts zur abgesperrten Tür blicken ließ. Vielleicht ein Lufthauch, der ihr kühl über den Rücken strich, ein Blitzen von Sonnenlicht aus den Augenwinkeln, ein leises Knarzen einer alten, schweren Tür. Sie sah den Blondschopf in der Tür, die gerade so weit aufgezogen war, dass sein Kopf hindurch passte. Wie lange er sie schon beobachtete, vermochte sie nicht zu beurteilen. Er war zwar hinter der Kette geblieben, aber er hatte freie Sicht. Auf seinem Gesicht lag ein amüsierter Ausdruck. Nicht überrascht, oder schockiert. Wie jemand, der beim Zusehen in Erinnerungen schwelgt und seine eigenen Bilder vor Augen hat.

Markus schien den Mann nicht bemerkt zu haben. Sonja versperrte ihm auch die Sicht. Während sie spürte wie Markus sein Sperma in sie pumpte und seinen zuckenden Schwanz in ihrer Muschi fühlte, hörte wie er ihr ins Ohr stöhnte und sich seinem Orgasmus hin gab, blickte sie dem fremden Mann in die Augen. Später glaubte sie sich zu erinnern, dass genau dieser Blick dafür sorgte, dass sie trotz der ungemütlichen Haltung einen der stärksten und schönsten Orgasmen ihres Lebens hatte. Er schüttelte ihren Körper bis zu den Haarspitzen, trieb ihr den Schweiß innerhalb von wenigen Augenblicken aus allen Poren und sorgte für eine Gänsehaut, die sie zittern ließ. Sie krallte sich so in Markus‘ Hals, dass dort später blutige Abdrücke ihrer Fingernägel sichtbar sein würden.

Es schien als wolle der Blondschopf sie in ihrem intimsten Moment alleine lassen, denn plötzlich zog er sich zurück und schloss behutsam die Tür. Das leise Knarzen klang trotzdem bis zu ihnen herüber, jetzt wo sie darauf geachtet hatte. Auch Markus hatte es gehört, er reckte seinen Kopf um Sonja herum und fragte:


»Kommt da jemand?«


»Nein«, sagte Sonja bestimmt. Einen Sekundenbruchteil überlegte sie, ob sie ihm vom Blondschopf erzählen sollte, behielt es dann aber doch für sich. Sie rutschte von Markus herunter, dessen schon wieder Sperma verschmierter Schwanz auf seinen Bauch klatschte. Schwer atmend hingen sie nebeneinander auf der harten Bank. Die dünne Bluse legte sich an ihre Haut. Wie oft nach einem Orgasmus, fröstelte sie.

»Hast du noch was davon?« fragte Markus und deutete auf seinen erschlaffenden Schwanz.


»In der Handtasche«, sagte sie knapp und deutete zur Treppe, wo die Tasche achtlos auf dem Boden lag.


Mit schlenkerndem Schwanz und wackelnden Brüsten gingen sie nebeneinander zur Tür. Sonja versuchte so gut es ging ihre Haare und die Kleider zu richten, während Markus sich aus dem schwindenden Feuchttücher Vorrat bediente.


Danach schlüpften sie durch die Tür. Eine junge Frau, höchstens zwanzig, bemerkte sie als einzige in die Galerie treten, schien sich daran aber nicht weiter zu stören.

Über das Klackern ihrer Schuhe hinweg meldete sich Markus‘ Smartphone mit dem Eingang einer SMS, während sie die Eingangshalle ansteuerten. Markus las die Nachricht und verstaute das Handy danach wieder in seiner Jeans. Er grinste breit, während er es wegsteckte.


»Das war Kloppo. Ich soll dir seinen Dank ausrichten und er behält eine Kopie.«


»Mein zweiter Fan«, sagte Sonja lachend und hakte sich bei Markus unter.


»Wie viele sollen es werden?«, fragte Markus in das Lachen einstimmend.

Sonja ließ die Antwort offen. Sie zuckte nur die Schultern.

Kommentare


strict
dabei seit: Feb '02
Kommentare: 69
schrieb am 18.03.2016:
»Exhibitionismus vom Feinsten. Wäre gerne an diesem Tag im Schloss gewesen ...«

Frankyboy2002
dabei seit: Jan '03
Kommentare: 21
schrieb am 18.03.2016:
»Exhibitionismus vom Feinsten. Wäre gerne an diesem Tag im Schloss gewesen. Tolle Geschichte Bitte weiter so. Warte jrtz schon auf die Fortsetzung.«

kerl
dabei seit: Nov '00
Kommentare: 53
schrieb am 18.03.2016:
»Super Story, weiter so!
Ich hoffe Sonja will noch viele Fans und auch ohne Rock sich in der Öffentlichkeit zeigen...«

Sodi51
dabei seit: Mai '03
Kommentare: 29
schrieb am 17.07.2016:
»Super geschichte, mehr davon.Sonja kann gerne noch mehr von
Sich zeigen.«


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