Ella - Finale, das weiße Kleid
von EviAngel
Wir würden heute auf die hochfavorisierten Titelverteidigerinnen treffen. Die Wetten standen zwanzig zu eins gegen uns, für unseren Sieg würden sie das zwanzigfache Geld zahlen. Isa, Ingeborg und ich legten im Kraftraum, beim Aufwärmtraining, unsere Taktik fest. Ingeborg berichtete:
„Die gehen auch nicht gern nach hinten, sie verlassen sich auf ihre Technik, auf die Übersicht, ihre Reflexe und die Routine. Sie sind schon lange als Mannschaft im Geschäft und sind aufeinander eingespielt. Das seid ihr auch, nicht in dem Maße wie die beiden, aber weil ihr so gut harmoniert und zusammen passt, haben wir euch ausgesucht, ihr erinnert euch.
Sie spielen blindlings zusammen, brauchen sich noch nicht einmal zu sehen, trotzdem passt jedes Zuspiel, sie wissen immer, wo die andere ist und was sie plant. Dafür sind sie individuell nicht so stark wie ihr beide, die Einzelleistungen genommen, seid ihr stärker. Meiner Meinung nach wurden sie in letzter Zeit so wenig gefordert, dass sie höchst wahrscheinlich konditionell nicht auf der Höhe sind. Zusätzlich dazu habt ihr einen weiteren Vorteil auf eurer Seite. Wenn ich sie richtig einschätze, dann nehmen sie euch nicht ganz ernst. Sie haben gejubelt, als ihr gewonnen habt und nicht die Vizemeisterinnen. Sie denken, dass ihr das leichtere Los seid. Sie gehen davon aus, dass sie euch leicht besiegen können. Eigentlich wissen sie genau, dass sie gewinnen und den Titel verteidigen werden, das gibt natürlich Selbstvertrauen.“
Sie schaute von Isa zu mir und wieder zu Isa.
„Mädchen, das werden wir denen versalzen, stimmt das?“
„Ja!“, riefen wir, Isa und ich.
„Mädchen, wenn wir im Finale sind, dann wollen wir es auch gewinnen. Sind wir uns da einig?“
Klar waren wir uns einig.
„Ja!“, riefen wir im Chor.
Damit war es besiegelt, wir würden gewinnen.
Daniel gab nicht auf, er rief häufig an, aber für mich war für eine Beziehung mit ihm echt die Luft raus. Er war zwar ein hübscher Kerl und ein guter Liebhaber. Für mich ist allerdings der Charakter ein überaus wichtiger Parameter, um einen Partner zu akzeptieren. Es war zwar nur ein einziger Fehltritt, der sein Konto belastete, aber der lastete schwer, denn er lässt deutliche Rückschlüsse auf den Charakter zu. Zu einem Mann, der so schamlos die intimsten Geheimnisse einer Beziehung ausplaudert, habe ich kein Vertrauen, dürfte logisch sein.
Jetzt rief er an, um uns Glück zu wünschen. Glück kann man immer brauchen, ich bedankte mich und fokussierte mich wieder auf das, was da auf uns zu kam.
Als wir den Platz betraten, jubelte mehr als die Hälfte der Zuschauer, sogar viel mehr als die Hälfte. Das ließ sich gut an, ohja, es hörte sich geil an.
Wir standen am Rand des Spielfeldes, Isa und ich, schauten uns verblüfft die Zuschauer an und ließen uns bejubeln. Dies war unsere Heim-Arena, da stand uns der Applaus des heimischen Publikums zu. War trotzdem einmalig, echt. Wir brachten die Taschen an unsere Bank und bereiteten uns auf das Spiel vor. Die Betreuerbox war von uns aus gut zu sehen, Mama thronte da ganz selbstverständlich wie die Königin von Persien neben Ingeborg, dem Presi und noch zwei wichtig erscheinenden Hanseln aus der Administration der Schule und/oder der Universität.
Die Leute waren uns egal.
Die Gegnerinnen wurden angekündigt, sie waren die Favoriten und die Titelverteidigerinnen, dementsprechend traten sie auf, so, als wenn ihnen der Platz gehörte. Wir wollten die Eigentumsverhältnisse schon zurecht rücken, das sah Isa genau wie ich, wir nickten uns zu, das Finale zu verlieren war keine Option.
Das Spiel begann, wir stellten uns ihnen gegenüber, sie hatten den ersten Aufschlag. Bevor es los ging, erneuerten Isa und ich den Pakt zu Las Vegas. Wir stießen die vier Fäuste zusammen. „Keinen Ball verloren geben, keinen Punkt verschenken, keinen Satz her geben!“
Ingeborg war eine kluge Trainerin, auf die konnten wir uns verlassen. Sie gab uns mit, dass wir uns vom ersten Ball an vollständig ausgeben könnten, unsere Kondition würde auch für fünf Sätze reichen, nicht nur für drei. Wir sollten konzentriert bleiben und uns nicht ins Bockshorn jagen lassen. Sie benutzte echt das deutsche Wort, Bockshorn, vielleicht, damit ich es besser verstehe. Aber egal jetzt, Isa und ich standen bereit, um den ersten Aufschlag zum Finale anzunehmen.
Die Dunkelhaarige war kleiner, die servierte uns den ersten Ball. Wenn ich es richtig beobachtete, dann versuchte sie sich an der Banane. Es wirkte auf den ersten Blick, als würde der Ball ausgehen, dabei war der Effet deutlich an der Drehung des Balles zu erkennen. Isa sah das ähnlich, wollte es nicht darauf ankommen lassen. Weit bevor sich diese Banane entwickeln konnte, sprang sie bereits im Halbfeld hoch und knallte der Aufschlagspielerin den Ball umgehend vor die Füße. Die wurde überrascht von dem aggressiven Rückspiel oder war noch nicht richtig im Spiel, jedenfalls retournierte sie ganz schwach, der Ball segelte in hohem Bogen über das Netz. Nicht hoch genug für Isa, sie schwebte wieder hundert Meter über dem Boden und knallte der Dunkelhaarigen den Ball erneut vor die Füße. Die hatte keine Chance den Ball zu erreichen, Punkt für uns, Aufschlagwechsel. Wie die Leute den Punkt für uns feierten kann man sich nicht vorstellen. Es war echt geil, die Schwingung vom Publikum so intensiv mit zu bekommen.
Irre, echt.
Jetzt servierte ich ihnen eine original Bella-Banane. Die Dunkelhaarige sollte annehmen, nahm sie aber nicht, sie dachte echt, der Ball ginge aus. Er landete aber genau auf dem Kreuz. Keine Diskussion, keine Reklamation, diesen zweiten Punkt nahmen sie ebenfalls mit Anstand.
Kann uns recht sein.
Die Banane auf die andere Seite nahm die große Blonde an, die kleine Dunkelhaarige stand am Netz und wartete darauf, eine Vorlage zu bekommen. Die kriegte sie auch, sie schmetterte den Ball in unser Feld, wollte schmettern, Isa stand jedoch genau richtig und blockte den Ball. Der war aber so hart geschlagen, dass er ihr durch die hochgereckten Arme brannte. So wie die Dunkelhaarige schaute, war das auch Absicht. Irgendwie konnte ich das vorher riechen, sie sah schon so entschlossen aus.
Im Hechtsprung kriegte ich gerade noch eine Faust unter den Ball, bevor er den Sand berührte, er sprang unkontrolliert hoch in die Luft, Isa hastete zu der Stelle, sprang mit aller Kraft hoch, schwebte wieder so hoch in der Luft und schmetterte ihn hinter die Dunkelhaarige ins freie Feld, die war schon wieder auf dem Weg ans Netz und nicht einmal in der Nähe des Balles.
Man muss das mal sehen, um es glauben zu können. Isa war keine einssiebzig und wog nicht mal fünfzig Kilo. Trotzdem hatte ihr Schmetterball eine Wucht, die man ihr nicht zutraute, wenn man sie im Ruhezustand sah. Wenn sie aber so hochsprang und den Schlag ausführte, dann mit irrer Dynamik und dem ganzen Körper. Selbst den Schwung der Beine und die Kraft aus Hüfte und Schulter, alles das legte sie in den einen Schlag. Wie schon erwähnt, ihre Schmettertechnik ist gewaltig und kaum zu toppen.
Was sie aus dem Ball machte, war geil, war krass geil. Riesenapplaus für den sensationellen Ballwechsel, der Rückenwind vom Publikum war mega. Nach jedem gewonnenen Punkt stießen wir alle vier Fäuste zusammen, um uns an den Pakt zu erinnern.
Wir machten echt noch vier Punkte in Folge, führten zu dem Zeitpunkt bereits mit sieben zu Null Punkten. Muss man sich vorstellen, wir waren die Außenseiterinnen gegen die Titelverteidigerinnen, spielten das Finale, und die klaren Favoritinnen lagen sieben Punkte hinten.
Die Gegnerinnen hatten mittlerweile ihre Auszeit genommen. Coaching war nicht erlaubt, so saßen sie allein auf der Bank und diskutierten. Nur kurz, dann waren sie einig. OK, wir waren gewappnet. Es war klar, einen Vorsprung von sieben Punkten würden wir uns nicht nehmen lassen.
Wir betraten den Platz wieder nach der Auszeit, stießen die vier Fäuste aneinander.
„Keinen Ball, keinen Punkt, keinen Satz!“
Sie änderten die Taktik, sie versuchten, Isa aus dem Spiel zu nehmen, entweder hatten sie Angst vor ihrer Schmettertechnik oder sie hielten mich für die schwächere Spielerin. Mir egal! Wir reagierten, indem wir uns hintereinander orientierten. Sollte ich mal einen Ball nicht bekommen, dann war Isa da. Unsere Kondition war so gut, dass wir es uns zutrauten, einzeln die gesamte Breite des Spielfeldes abzudecken. Dachten wir, aber das ging erst einmal in die Hose, ich kriegte einen Ball nicht, der Aufschlag wechselte zu denen, darauf spielten sie ein As, zwei Punkte für die. Einen Aufschlag später retournierte Isa deren Ball bereits am Netz, sie sprang wieder so hoch und knallte den Ball seitlich an beiden Spielerinnen vorbei ganz nach hinten aufs Kreuz. Ein absolut geiler Ball, den ihr keiner nachmacht, garantiert nicht, keiner auf der ganzen Welt. Die guckten blöd aus der Wäsche und dem Ball hinterher, das Publikum rastete fast aus, echt.
Isa servierte, der Ball kam umgehend zurück, ich blockte ihn am Netz, traf ihn nicht richtig, er fiel total schlaff am Netz hinunter, auf deren Seite, Punkt für uns. Isa servierte nochmal, sie trieb den Ball zwischen den beiden Gegnerinnen hindurch, sie waren sich nicht einig, wer ihn annehmen sollte, es war unser nächstes As. Super.
Die wurden echt wütend, mittlerweile führten wir elf zu zwei. Ingeborg gab uns Zeichen, wir sollten weiterhin konzentriert bleiben. Isa sollte servieren, kam aber zu mir gerannt, wir stießen die Fäuste zusammen, der Pakt zu Las Vegas stand.
Sie servierte longline, sie kriegte ihn longline zurück. Sie spielte ihn zu mir ans Netz, ich knallte ihn auf der anderen Seite longline auf deren Seite. Die Spielerin auf der Seite befand sich bereits auf dem Weg in Richtung Netz, Ingeborg hatte recht, die wollten nicht hinten spielen. Mein Ball landete weit hinten auf der Seitenlinie, flog scharf gespielt an ihr vorbei. So, wie sie sich in dem Augenblick in Gegenrichtung bewegte, besaß sie keine Chance, den Ball zu bekommen.
Die wurden echt sauer, konnte uns nur recht sein. Was soll ich weiter erzählen, den ersten Satz gewannen wir mit zwölf Punkten Vorsprung. Das Gesicht von Ingeborg war sehenswert, und ihre Gestik erst. Sie wollte uns weiter motiviert halten, wir sollten nicht nachlassen. Die Ermahnung brauchten wir nicht, denn wir hatten den Pakt von Las Vegas.
Im zweiten Satz ging es eine Zeitlang hin und her, sie einen Punkt und wir einen, der Aufschlag wechselte dauernd. Die Banane nahmen sie immer an, auch wenn ich so tat, als wenn ich sie aus spielen würde, sie nahmen sie immer an. Die waren wirklich stark, kann man nicht anders sagen. Anscheinend hatten sie ins Spiel gefunden oder wir hatten sie ins Spiel kommen lassen. Von Konditionsmängeln war bei denen keine Spur zu entdecken, bei uns natürlich auch nicht.
Wir nahmen eine Auszeit bei sechzehn beide, ich beriet mich mit Isa. Sie sagte, wir müssten uns wieder auf unsere Stärken besinnen, ihre Stärke ist am Netz, ihre Sprungkraft, ihre Entschlossenheit und ihre Schlagtechnik. Meine Stärke sei es, so fand sie, dass ich reaktionsschnell wäre, mich nicht bluffen lasse und eine große Reichweite hätte. Und, wir sollten die alte Technik anwenden, immer so breit wie möglich longline zu spielen, keine Cross-Bälle oder nur in der Ausnahme, wenn das Feld frei sei.
OK, sie hatte die längere Erfahrung und die größere Spielpraxis. Wir orientierten uns, nachdem wir den Pakt zu Las Vegas erneuert hatten, wieder mehr hintereinander. Ich spielte immer aus dem Halbfeld heraus longline. Teilweise spielte ich gar nicht erst zu Isa, sondern retournierte einen auf mich gespielten Ball gleich volley longline. Damit hatten wir sie dann am Schlafittchen. Mit den Longlinebällen machten wir drei Punkte hintereinander, es stand neunzehn zu sechzehn. Wir hatten noch einen Ball zum ersten Matchball. Das Geschrei der Zuschauer war atemraubend. Als ich zum Aufschlag den Ball hoch in die Luft hielt, wurde es in der Arena auf einen Schlag mucksmäuschenstill. Nur Margret schrie in die Stille:
„Bella!“
Die Gegnerinnen waren sich des Ernstes der Lage bewusst, sie lagen einen Satz und drei Punkte hinten, wir brauchten noch zwei fürs gesamte Match.
Tatsache, der Aufschlag ging aus, echt. Die erste Banane in diesem Match, die nicht funktionierte, Punkt und Aufschlag für die. Dass mich ein solcher Fehler nicht fröhlich stimmt, kann man sich vorstellen. Sie servierten, voller Brass nahm ich den Ball im Halbfeld im Sprung und spielte ihn als longline-Schmetterball hinten aufs Kreuz. Den Schlag kannten sie noch nicht, sie dachten, dass bei mir das große Flattern eingesetzt hätte und gingen davon aus, dass der Ball aus ginge. Ging er aber nicht, wenn auch knapp, so touchierte er doch die Linie, die Linienrichterin gab ihn sofort gut, Punkt für uns. Geil. Den Beifall hättest du hören sollen, irre. Sie applaudierten, aber noch lauter waren die Rufe, mit denen sie uns unterstützten.
Matchball. Isa servierte und zwar auf Isa-Art. Sie hämmerte mit ihrer sagenhaften Schmettertechnik den Aufschlag zwischen den beiden Gegnerinnen hindurch, volles Risiko, volle Kraft. Knapp vor der Auslinie knallte der Ball auf den Sand, geil, gewonnen!
Das Gejohle, Geschrei, Applaus, war irre, echt. Isa und ich lagen uns in den Armen, hüpften herum. Der Applaus wurde durch diverse Hip-Hop – Takte aus der Musikanlage verstärkt. Ingeborg winkte, wir sollten der Etikette genügen, die Gegnerinnen standen am Netz um uns zu gratulieren.
„Dass ihr so stark seid, haben wir nicht gewusst“, rief die Dunkelhaarige in den lärmenden Applaus. „Wir sehen uns zur Nevada-Meisterschaft, da gibt es eine Revanche, ihr werdet sehen!“
Wir klatschten uns mit denen ab, alles war super Wölkchen, echt wahr. Wie man sich in den Augenblicken unten auf dem Court nach dem Sieg fühlt, kann man sich nicht vorstellen.
Wir schwebten vor Glück über dem Boden, grinsten wie blöde, winkten und grinsten in die Menge. Es wurden uns Blumen zugeworfen, auch zwei, drei Stofftiere, echt. Isa und ich drehten eine Ehrenrunde, zeigten ‚love you‘ mit den Fingern und bedankten uns beim Publikum für die Unterstützung.
Der Moderator kam runter mit dem Mikro in der Hand, er wollte von uns ein paar Worte hören. Wir bedankten uns bei der Trainerin, ich bedankte mich bei der Schule für die Freistellung, bei unserem Sponsor für die Unterstützung. Das musste sein, Mama zuliebe.
Es gab einen Pokal für jede und einen Blumenstrauß, der Direktor der Schule gratulierte uns, er fand es bemerkenswert, dass eine Heimmannschaft den Titel gewonnen hat und dass ich als Schülerin so über mich hinaus gewachsen wäre. Die wichtigsten und interessantesten Szenen des Spiels wurden auf den großen Bildschirmen rings um den Court wiederholt, war geil uns in Action zu sehen. Mein Gesicht, als die eine Banane aus ging, war auf jeden Fall sehenswert. Isa und ich saßen auf der Bank am Spielfeld, tranken Wasser, grinsten uns an und nickten die ganze Zeit. Kerl, so ein Glück! Kann man nicht so erzählen, wie es sich für uns anfühlte, aber es war mega.
Naja, wie es im Restaurant des Centers nach der Dusche zuging, davon macht man sich kein Bild. Das laute Hallo, als wir aus der Umkleide kamen, war so geil, es wurde mir ganz schwummrig im Magen.
„Ist das geil?“, fragte Isa mich. „Das will ich immer haben. Der Pakt zu Las Vegas gilt auch für die Nevada-Meisterschaft, OK?“
Wir stießen die Fäuste zusammen, der Pakt war besiegelt. Wir wurden gefeiert wie die Superstars, Daniel kam an und winkte mit einem Packen aus Geldscheinen.
„Sechstausendachthundertundfünfzig Dollar! Bella, du bist Gold wert!“
Naja, da hatte auch er seinen Spaß. Er lud mich wieder zum Essen ein, ich lehnte ab, er lud Isa und mich ein, ich lehnte wieder ab. Isa war nicht abgeneigt, ich ermunterte sie dazu, die Einladung anzunehmen, sie war und blieb unschlüssig. Mir war es egal, echt, die Angelegenheit Daniel war für mich abgehakt.
Mama berichtete mir durch den Lärm hindurch:
„Ich habe jeweils tausend Dollar gesetzt, Schätzchen, der Tipp war wirklich gut. Hast du jemanden, dem wir das Geld zukommen lassen können?“
„Echt, Tausend Dollar? Dann hast du ja fast zweihunderttausend gewonnen!“
„Ich runde auf glatte zweihundert auf, wem sollen wir es spenden?“
„Der Volleyballjugend“, mischte sich Isa ein. „Die haben nicht genug Geld für die Nachwuchsförderung, alles was sie haben, geht in die Liga-Mannschaften, in Damen und Herren. Die Jugend hätte es nötig.“
So wurde es gemacht, Mama legte die Abwicklung in meine Hände. Zu meiner Verwunderung verabschiedete sie sich dann, ihr Flieger ginge in einer Stunde. Es bedeutete, dass sie bis nach unserem Spiel mit der Abreise gewartet hat, es hat sie doch interessiert, wie ich mich schlage, hätte ich nicht gedacht.
„Du bist wirklich beeindruckend, Schätzchen. Auch deine Leistungen und dein Engagement in der Schule sind großartig, wie ich erfahren durfte. Du entwickelst dich so gut, wie sich eine Mutter das nur wünschen kann.“
Nun, ein Lob von meiner Ma war wirklich selten, umso süßer schmeckte es jetzt. Naja, ein Dämpfer kam gleich hinterher.
„In zwei Wochen wird Peter fünfundsechzig. Ich erwarte dich zur Geburtstagsfeier zuhause.“
Das war eine Anweisung, keine Bitte.
Ja, Scheibenkleister, das fehlte mir noch, ein gesellschaftlich wichtiger Auftrieb von Klugscheißern und Wichtigtuern und ich dazwischen, toll! Zehn Stunden Flug, Jetlag, der nach einer Reise Richtung Westen erheblich schwieriger zu überwinden ist als nach einem Flug in Richtung Osten. Nee, echt, wunderbar, darauf muss man sich ja freuen.
Von der Schule bekam ich nach dem Erfolg beim Volleyball so lange für die Geburtstagsfeier frei, wie ich wollte, die guten Zensuren entstanden trotzdem, nicht durch meine Geistesleistungen, sondern auf den Rechnern der einzelnen Fachlehrer.-
Vier Tage vor dem Geburtstag öffnete ich die Umkleidekabine der Sporthalle, in der mein alter Club trainierte. Nadine sah mich als erste, die wusste zwar, dass ich heute kommen würde, aber dass ich gleich nach der Landung zur alten Wirkungsstätte fahre, damit konnte sie nicht rechnen.
„Fitzi!“, rief sie begeistert. Alle kamen an und wir umarmten uns und es quasselten alle durcheinander.
„Wann bist du angekommen? Wie war der Flug? Wann bist du losgeflogen? Mann bist du braun! Trainierst du mit uns? Auja, wir haben ein Freundschaftsspiel, da brauchen wir dich.“
Die sprachen alle deutsch, hörte sich im ersten Moment echt komisch an.
Die Trainerin kam an, sie freute sich ehrlich, mich zu sehen, ich freute mich auch, kann man sich ja vorstellen. Echt, mir kamen die Tränen, als ich sie alle so sah, Nadine, Tanja, Katie und die anderen Mädchen, wir kannten uns ja schon tausend Jahre. Nee, was tat das gut, die vertrauten Gesichter zu sehen.
„Du bist dünn geworden“, stellte die Trainerin fest.
„Das sieht nur so aus“, erklärte ich. „Liegt am harten Training.“ Sie guckte, weil sie wissen wollte, was ich meine.
„Ich spiele Beachvolleyball, wir sind Stadtmeister geworden, letzte Woche. Um das Turnier zu gewinnen, war sehr viel Kondition nötig.“
Sie fragte nach und ich erklärte ihr die Wüstenläufe und die anschließenden Matches.
„Die Trainerin ist aber hart drauf. Ist sie bekannt?“
Ingeborgs Namen kannte sie tatsächlich, sie sind bei schwedisch-deutschen Länderspielen mehrfach aufeinander getroffen, als aktive Spielerinnen.
„Ja, ehrgeizig war die schon immer. Und gut in Form. Kann mir vorstellen, dass die euch auch entsprechend fordert.“
Sie schaute mich forschend an, ich trug, wie gewohnt, Shorts mit Oberteil. Für die Jahreszeit und das Wetter in Deutschland war das Outfit nicht geeignet, die Winterklamotten musste ich mir erst noch aus der Schwachmaten-Villa holen oder von Nadine leihen.
„Willst du mitspielen? Es ist nur ein Freundschaftsspiel, eine Bundesligamannschaft will ihre Stärke an uns ausprobieren. Aber dich als Verstärkung könnten wir gut gebrauchen.“
Von mir aus, aber ging das überhaupt? Sie sah dem Blick an, was ich sie fragen wollte.
„Du bist nach wie vor spielberechtigt und immer noch Mitglied im Verein, außerdem ist es ein Freundschaftsspiel. Wenn du willst, dann bist du dabei.“
Bei dem Spiel stellte ich fest, dass auch in der Bundesliga nur mit Wasser gekocht wird. Als ich denen erstmals die Banane servierte, machten wir drei Punkte hintereinander. Nach dem Spiel wollte der Bundesligaverein mich tatsächlich verpflichten. Aber ging ja nicht, ich lebe in Las Vegas.
Die Mitspielerinnen schauten nach dem Spiel echt zu mir auf, als wäre ich ein Star. Das ist natürlich Quatsch, ich will kein Star sein, im Gegenteil, ich fühlte mich so wohl bei denen, dass mir heute noch die Tränen kommen, wenn ich an den Abend denke. Klar dass wir danach in unserer Stammkneipe saßen und den Abend mit uns genossen. Die Trainerin war natürlich dabei, logisch.
„Wenn ihr auch so fit sein wollt wie Fitzi, dann müsstet ihr sehr viel härter und öfter trainieren. Ein solch hochwertiges Training will ich gerne mit euch durchführen, aber ….“
Sie schwieg und grübelte ein wenig. Mehr Trainingszeit würde längere Arbeitszeit für sie bedeuten, dadurch hätte sie weniger Zeit für ihren Broterwerb oder ihre Familie. In mir schaltete etwas, ein Plan entstand blitzschnell, was mir auf der Zunge lag, sprach ich sofort aus, ohne die Konsequenzen lange zu bedenken.
„Wenn ihr wirklich fitter werden und eventuell eine Klasse höher spielen wollt, so will ich gerne einen Beitrag dazu leisten. Ich kann einen Sponsor besorgen, der den finanziellen Mehraufwand stemmen wird. Außerdem lade ich euch ein, für eine oder zwei Wochen zu mir nach Vegas zu kommen, so lange ihr wollt. Den Flug besorge ich, ihr könnt bei mir wohnen und mit mir trainieren. Da bekommt ihr eine Vorstellung von dem, was von euch verlangt wird.“
Die Mannschaft umfasste bis zu zehn Spielerinnen, je nachdem, wer alles mit wollte. Die Trainerin noch dazu, die paar Leute konnte ich leicht mit einem der Frachtjumbos nach Vegas bringen lassen. Bei mir zu wohnen würde nichts kosten. So dachte ich mir das. Außerdem, das Sponsorgeld von Meyer’s stand mir zu, das könnte ich denen hier überlassen, davon wären die Mehraufwendungen für die Trainerin und eventuell Trainingsgeräte oder Platzmieten oder mehr Trikots oder was auch immer, leicht zu bezahlen. Eventuell konnte ich den Schwachmaten dazu überreden, die Mannschaft zu sponsern, dann wäre es überhaupt kein Problem.
Sie schnebbelten gleich durcheinander, von dem Angebot waren sie natürlich überrascht. Ich würde eine Woche hier sein, so lange konnten sie sich bedenken, außerdem standen wir alle über WhatsApp in Verbindung, da waren Absprachen jederzeit möglich.
„Angebot steht!“, bekräftigte ich, als wir uns trennten. Das wäre echt was, die ganze Bande bei mir in Vegas, das wäre Spaß hoch zehn.
Vier Tage wohnte ich bei Nadine, ohne dass Mama oder gar der Schwachmat es wussten. Damit gewann ich die Zeit, um den Jetlag weg zu arbeiten. Wenn ich dem Schwachmaten begegne, wollte ich in Form sein, vielleicht würde ich meine Kraft brauchen, um mich gegen ihn zu wehren. Außerdem wollte ich ihm und seinem Ableger gegenüber keine Schwäche zeigen.
Nadine und ich trainierten jeden Tag, ich zeigte ihr das mit der Ausdauer, zehn Kilometer joggen und so. Sie brauchte ich nicht zu überreden, mich in Vegas zu besuchen, sie wäre am liebsten gleich mitgekommen, wenn ich nächste Woche wieder zurückkehre. Ich bot ihr an, bei mir zu leben, sie traute sich nicht, weil ihr das Risiko zu groß war. Sie befürchtete, in einem Leben in einer fremden Kultur und in einer fremden Sprachregion nicht glücklich werden zu können. Sie konnte so lange bei mir leben wie sie wollte, das bot ich ihr an. Sie könnte ein Jahr oderläger oder kürzer bei mir in Vegas leben und dann wieder zurückkehren, sie wollte es sich überlegen.
An dem besagten Geburtstag machte ich mich dann mit widerstrebenden Gefühlen auf den Weg, Lust auf das Treffen mit all den Leuten, dem Schwachmaten und seinen Ableger verspürte ich keine.
Der Schwachmat tat so, als wenn er religiös wäre, kam wohl in der Belegschaft oder bei seinen Verwandten oder bei der Politik oder beim Papst oder sonstwo gut an. Mich brächten ja keine zehn Pferde dazu, so einem Verein von Pädophilen und Päderasten meine Aufmerksamkeit zu schenken, aber bitte, ist ein freies Land mit freier Religionsausübung, es kann jeder dem Gott huldigen, den er verehrt. Nur ob eine Vereinigung mit menschenverachtenden, kriminellen Führern etwas mit Religionsausübung zu tun haben kann, daran darf man getrost Zweifel hegen.
Wenn ich es richtig wusste, dann würden wir bei der Feier auch die Ehre haben, den Bischof persönlich zu treffen. Der Schwachmat begrüßte den immer, indem er ihm den Ring küsste. Muss man sich mal vorstellen, das ist die reinste Götzenverehrung. Aber, wie gesagt, kann jeder machen was er will. Nur ich nicht, mich ließen sie nicht das machen, was ich wollte, stattdessen wurde ich ins Ausland verbannt. Ist klar oder? Ganz im Reinen war ich mit der Vertreibung aus meinem Paradies immer noch nicht.
Zu dem ganz besonderen Anlass habe ich mir von Pierre ein Kleid anfertigen lassen. Es ist klar, wen ich meine, oder? Der Schneider ist gemeint, der für die unanständigen Kleider zuständig ist, den meine ich. Ich hatte eine ganz konkrete Vorstellung von dem, wie mein Kleid aussehen sollte, aus dem Grund wollte ich es nicht von der Stange kaufen. Er war der einzige Maßschneider den ich kenne, deswegen wendete ich mich an ihn. Er sagte zu, er meinte, dass er die Voraussetzungen, die für dieses Kleid maßgeblich war, beschaffen könnte. Seine Verbindungen waren gefragt, denn er musste den besonderen Stoff besorgen. Gerade davon hatte ich ganz klare Vorstellungen.
Es wurde ein Kleid aus elastischem Stoff, weiß, eng anliegend, die Figur betonend, hinunter bis zum halben Schenkel, hoch geschlossen mit schmalem U-Boot-Ausschnitt und langen Ärmeln. So weit so normal. Allerdings sollte der weiße Stoff glitzern. Nicht das Glitzern, das durch kleine Spiegel hervorgerufen wird, wie so eine Art Paillettenkleid, oder durch aufgesetzte, spiegelnde Plastikteilchen. Es sollte kein Party-Kleid werden, sondern ein elegantes, der Stoff sollte weich und elastisch sein und in sich glitzern. Es schwebte mir vor, dass er glitzerte wie Pulverschnee in der Sonne. Den Stoff besorgte er tatsächlich, ich war begeistert.
Dazu, damit niemand auf die Idee kam, ich wollte irgendjemanden verführen, fertigte er mir eine Shorts aus gleichem Stoff an, die genau so lang war wie das Kleid. Die Shorts schaute ab und zu unter dem Kleid hervor, je nachdem, wie ich mich bewegte. Es gab sie zu dem Zweck, dass ich mich immer schicklich benahm, denn ein Kleid zu tragen ist mir ganz fremd. Trägt man eine Shorts, so ist es nicht so wichtig, die Knie stets zusammen zu halten, bei einem Kleid schon. Die Shorts entband mich der Notwendigkeit, immer und überall darauf zu achten, dass niemand einen Blick unters Kleid werfen kann.
Im Gegensatz zu mir hat Mama es wirklich drauf, ein Kleid in Perfektion zu tragen. Ihre Knie entfernen sich niemals mehr als zwei Millimeter aus der Parallele. Sie kommt auch niemals auf die Idee, die Beine übereinander zu schlagen. Ihre liegen immer parallel zueinander, es gab davon niemals eine Ausnahme. Das würde ich nie im ganzen Leben so hinbekommen wie sie, auch ein so elegantes Auftreten wie sie, das würde ich vielleicht in ihrem Alter geregelt bekommen, ich schaffe das jedenfalls heute nicht.
Zu seinem Geburtstag hatte der Schwachmat die gesamte Gesellschaft in die Kirche geordert. Wichtige Leute aus der Firma waren eingeladen, Leute aus der lokalen Wirtschaft, Politiker und andere Klugscheißer. Als sie heraus kamen, erwartete ich sie mit etlichen Leuten der Presse draußen. Mein Gepäck hatte ich ins leere Haus gebracht, den roten Wintermantel übergestreift, mir ein Auto aus der Garage genommen. Nun stand ich hier in der herbstlichen Kühle und sah dem Aufgalopp der Schicki-Mickis zu.
Der Schwachmat wurde hofiert von seinen Vasallen und den Leuten, die etwas von ihm wollten. Mama stand daneben und grinste krampfhaft. Ich wettete mit mir, dass ihr dieses Getue genau so widerwärtig war wie mir. Nur, im Gegensatz zu mir hatte sie es sich ausgesucht, ich wurde nicht gefragt, ich musste es ergeben erdulden. Als sie mich entdeckte, winkte sie mich mit beiden Armen total enthusiastisch zu sich. Sie wirkte tatsächlich so, als wäre sie aus dem Häuschen vor Freude mich zu sehen. Während ich näher trat, verfiel sie gleich wieder in die Rolle der eleganten, immer beherrschten Fabrikantengattin, jedoch, als wir uns dann umarmten, da drückte sie mich ganz fest und wollte mich nicht mehr loslassen.
„Ich habe dich so vermisst, mein Schatz!“, raunte sie mir ins Ohr. „Es tut so gut, dich zu sehen und im Arm zu halten.“
Sie fühlte sich an, wie nur Mama sich anfühlt. Sie roch nach dem altmodischen Parfum, nach dem sie immer riecht. Heimat war sofort da, als wir uns so hielten. Eine Mutter zu haben ist etwas ganz besonders Feines.
Gut, wir fuhren in einer langen Kolonne von Autos in das vornehme Hotel, in dessen Restaurant die Feier stattfinden sollte. Der rote Mantel blieb in der Garderobe, ich schlenderte in den großen und feierlich geschmückten Festsaal hinein.
Dann sah ich Tommy. Er stand an der Tafel vor Kopf des großen U der Tische und sortierte irgendetwas. Er sah aus, wie nur Tommy aussieht, er sah mich nicht. Ich stand ganz still da und konnte nicht anders, als ihn zu beobachten. Seine Bewegungen waren elegant und geschmeidig wie eh und je. Er sah traurig und mitgenommen aus.
Nach einiger Zeit erst bemerkte er mich. Er hob den Kopf, unsere Blicke begegneten sich. Er erkannte mich sofort, die Blicke verhakten sich ineinander, seine Augen sogen meine Augen an. Es fühlte sich so an, als wenn sich zwei Laserschwerter aus Starwars berühren, das Gefühl war irre, echt. Wir konnten nicht weggucken, keine Chance, er nicht und ich nicht. Wie auf einer Autobahn rasten Gefühle und Empfindungen über diese Blick-Verbindung von ihm zu mir und von mir zu ihm. Wir waren sofort vertraut miteinander und sofort ganz intim, zwei Seelen, ein Gedanke.
Er handelte, wie nur ein Mann handeln kann. Er fasste einen Entschluss, kam auf mich zu, um den Entschluss umzusetzen, schnappte mich an der Hand, führte mich hinaus, in sein Auto, wir fuhren los. Es war klar, was passieren würde. Bei ihm zu sein, machte mich so richtig glücklich, ich lachte. Wir schauten uns an, wir fuhren und lachten uns an. An einer Ampel küssten wir uns. So eine Hitze kam nur von meinem Tommy, das konnte nur er. Er brachte etwas in mir in Schwingung, das ich lange vermisst hatte, etwas, was nur wir beide hatten.
Wir fuhren nach Hause, rannten Hand in Hand hinauf in mein Zimmer, zogen uns gegenseitig aus, legten uns nackt aufs Bett und schauten uns an. Er war wunderschön, die leuchtend blauen Augen, der blonde Haarschopf, der dunkle Dreitagebart, die breite Brust mit den rötlichen Haaren darauf, der schlanke Leib mit dem rötlichen Busch unten, darin der vielversprechende Pimmel, die langen Beine. Wunderschön.
„Du bist wunderschön!“, nahm er mir die Worte aus dem Mund. Wir streichelten uns unentwegt, es dauerte lange, bis wir an die körperliche Seite der Liebe, bis wir an Sex dachten. Dann wurde es allerdings sehr schnell sehr heiß. Den ganzen Körper sanft und zärtlich gestreichelt zu bekommen war eine Sache, wunderbar und heimelig und intim, vertraut und die reine Liebe. Ihn zum Sex bearbeitet zu bekommen, ist dagegen ein himmelweiter Unterschied. Mir brachte dieser Unterschied sofort Hitze in den Leib. Die Küsse wurden heiß und heißer, sein wunderschönes Glied erstarkte, ich streichelte es und befühlte es und wollte es nicht loslassen.
Er bearbeitete den gesamten Körper, den ich ihm gern zur Verfügung stellte. Es handelte sich bei dem, was er da bearbeitete, um eine einzige, zusammenhängende erogene Zone. Jede Berührung brachte mir Gänsehaut und wachsendes Verlangen, es brachte mir Hitze und intensive Nähe. Es würde geschehen, ja, wir würden uns das größte Glück der Erde schenken. Er kam zu mir auf die ganz normale Art und Weise. Er begab sich über mich, voller Zärtlichkeit und Zuwendung. Sein wunderbarer Penis berührte mich, während wir uns küssten und uns so nahe waren, wie noch nie ein Mensch einem anderen nah war. Wir liebten uns so intensiv, dass wir nicht anders konnten, als uns alle Nähe zu schenken, über die wir verfügten. Es gab nichts, was wir einander vorenthielten, wir gaben uns alles, alle Nähe, alle Wärme, alle Leidenschaft und alle Liebe.
Ich lenkte das Glied meiner Sehnsucht an die Mumu, die es so sehr nach ihm verlangte. Die erste, zielgerichtete Berührung von ihm, Penis an Scheide, ließ mich aufschluchzen in dem Wissen, nun alles das zu bekommen, zu dem mich die Sehnsucht trieb. Bei all den Abenteuern war es doch immer das hier, dieser Leib und vor allem dieser Mensch, für den ich Stellvertreter suchte. Hier, das war das Original, das war das Richtige, das wirkliche Leben.
Die Erfüllung nahte, als dieses wundervolle Teil in die Mumu eindrang, es entrang sich meiner Brust ein tiefer Seufzer, der in wohliges Stöhnen über ging.
Ich hielt ihn fest, die Blicke wieder ineinander verschmolzen. Wundervoll, mein Tommy! Mein Tommy und ich, wundervoll.
Mich durchströmte eine Wärme, wohlig, es war nicht allein diese Hitze, die vom Sex ausging, sondern es umfing mich diese Wärme, die er aussandte, die sich mit meiner Wärme paarte und zu wahrer Liebe vereinte.
Der Sex jetzt, den zelebrierten wir, widmeten alle Gefühle nur dem anderen, wir waren eins in der Liebe.
Wir waren uns so nah, unser Kontakt wurde so intensiv, dass ich nicht mehr sagen konnte, wo Tommy begann und wo ich aufhörte, wir waren eins, ein Körper, eine Seele.
In diesem intensiven Zusammensein wurde uns klar, dass es für ihn nur mich und für mich nur ihn gab, geben konnte. Andere Menschen waren oft sehr wichtig, andere Kontakte ebenfalls, aber wirklich bedeutsam und maßgeblich war nur er für mich und ich für ihn. Unsere Seelen vereinigten sich ebenso wie unsere Körper. Es war kein Höhepunkt, kein Orgasmus, den wir uns gegenseitig bescherten, sondern wir verschmolzen uns in der Hitze der Leidenschaft zu einer einzigen Person, wir vereinten uns in Liebe.
Die Erregung nahm zu, es wurde erotischer von Sekunde zu Sekunde. Diese saubere, reine Erotik schenkten wir uns, denn sie war Ausdruck unserer Zuneigung und Verbundenheit, außerdem war dieses Gefühl, diese langsam zunehmende Erregung ein unglaublich glücklich machendes Gefühl. Wir steuerten auf einen Gipfelpunkt hin, zielgerichtet und von uns in aller Gelassenheit als Höhepunkt aller Bemühungen sehnlichst erwartet. Es wollte nicht kommen, bei ihm nicht und bei mir nicht, wir wollten dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit so lange wie möglich auskosten. Wir wollten uns spüren, sehen, riechen, schmecken.
Mit dem wundervollen Penis brachte er das zum Ausdruck, was er empfand, ich schenkte ihm die Mumu, umgab ihn mit Hitze, umklammerte ihn, um ihm meine Empfindungen mitzuteilen. Er bewegte sich in der glücklichen Scheide, liebkoste und streichelte sie, bescherte ihr und damit mir größtes Vergnügen, als Ausdruck unserer Zusammengehörigkeit. Was wir jetzt erlebten war so intensiv, dass sich unser gesamtes, zukünftiges Leben danach ausrichtete. Wie eine Kompassnadel legte sich mein Lebensziel auf ihn fest und seines auf mich. Das kam in diesem Akt, der nicht enden sollte und nicht enden wollte, zum Ausdruck.
Wir bewegten uns voller Liebe und Leidenschaft auf dieser nicht enden wollenden, ansteigenden Lustebene, sie stieg leicht, aber stetig. Ich liebte ihn aus vollem Herzen und er schüttete all seine Liebe über mich aus. So glücklich, wie in diesen unendlich erscheinenden Momenten war ich noch nie. Die Erregung stieg und stieg. Das, was mir bei anderen Gelegenheiten wie eine Welle erschien, die auf mich zuraste und verschlang, fast wie eine Bedrohung für mein Leben wirkte, stellte sich mir nun als vollendetes Glück dar, als Erfüllung aller Sehnsüchte, als Endpunkt einer beschwerlichen Suche, als Ergebnis intensiver, lust- und auch leidvoller Erfahrung.
Wir endeten nicht in fulminantem Lustrausch, sondern in so tief empfundener Liebe, dass ich weinen musste. Mein Tommy lag, noch in mir, nur halb auf mir, schaute mich mit liebevollem Blick an, streichelte mir die Haare aus dem Gesicht, küsste mich, küsste die Tränen weg.
„Ich dich auch, Schatz, ich dich auch!“, raunte er und küsste mich und war immer noch so nah, dass wir eins waren, ein Mensch, eine Seele, ein Gedanke, ein Glück.
Wir lagen auf der Seite, uns zugewandt, schauten uns an, streichelten uns, berührten uns und waren glücklich.
Mein Handy gab den Ton ab, den es abgab, wenn Mama anrief.
„Schatz, wo seid ihr?“
„Wir sind unterwegs, wir kommen gleich.“
„In zehn Minuten wird das Menu serviert, ich erwarte dich hier.“
„Fangt ruhig schon ohne mich an, ich komme.“
Sie gab das Geräusch von sich, das ohne Worte ausdrückte, was sie von mir hielt. Kann ich auch nichts daran ändern, es gibt Dinge, die wichtiger sind als Konventionen. Noch bevor ich das Gespräch beendete, stand Tommy angekleidet vor mir und verlangte, ich solle mich beeilen. So sindse, die Männer, keinen Sinn für Romantik.
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