Gefesselt!
von phoenix-faenger
Ich sitze auf einen Holzstuhl. Den Rücken zwanghaft durchgedrückt. Ich bin nackt. Meine Beine stehen akkurat neben den Stuhlbeinen. Meine Arme liegen seitlich an meinem Körper, laufen gerade an der Lehne herunter. Ob ich das bequem genug finde? "Nein," sage ich und unterdrücke ein Lachen, "nein, bequem ist das nicht!" Ich bin
gefesselt!
Ich habe die Augen geschlossen. Kein Licht dringt an meine Netzhaut. Ich könnte die Augen öffnen. Aber was sollte das bringen? Das schwarze Tuch über meinen Augen verhindert ohnehin jeden Blick. Ich höre ihren Atem, kann ihn aber noch nicht orten. Langsam gewöhnen sich die anderen Sinne an die Abwesenheit des Augenlichtes, beginnen, den Verlust auszugleichen. Ich habe das Gefühl, meine Haut könnte jede Luftveränderung im Raum wahrnehmen, jede Bewegung erspüren. Ich höre jedes Geräusch, höre das Rauschen der Heizung, höre
Stimmengewirr aus den Nachbarwohnungen. Ich sauge all das in mich auf, um zu verstehen, um den Raum um mich herum zu begreifen. Es gelingt mir noch nicht. Ich warte!
Ich habe etwas verloren! Mein Zeitgefühl! Normalerweise kann ich mich darauf verlassen. Aber es ist fort und lässt mich zurück, ohne eine Spur von Ahnung, wie lang ich hier schon sitze. Wo bin ich hergekommen? Seit wann bin ich hier? Sie hatte mich gebeten, Getränke zu holen. Absurd, wie banal das jetzt klingt. "Fährst du uns noch was zu trinken holen?" Ich fuhr. Als ich wieder heim kam, stand die Tür offen. Ich ging hinein, schaute nach ihr. Ich fand sie nicht! Keine Spur von ihr! Aber im Abstellzimmer am Ende des Flurs stand einsam und
verlassen ein alter, robust wirkender Holzstuhl. Er sah aus nach jahrelanger intensiver Nutzung, zerfurcht und zerkratzt. Auf ihm lagen ein Zettel und ein schwarzes Tuch.
Ich erkannte deine Handschrift. "Spielen wir ein Spiel, ein Spiel, wie wir es noch nie gespielt haben! Zieh dich aus, verbinde deine Augen und warte ab, was passiert!" Ich stand in einem Fahrstuhl, dessen Zugdrähte sich plötzlich etwas lockerten. Das plötzliche Durchsacken für mir in den Magen! So fühlte es sich an. Mir schoss Adrenalin ins die Blutbahn, Aufregung, Erregung, packten mich. Mein Herz schlug so laut, dass ich es kurzfristig für ein Klopfen an der Haustür hielt.
Mit zitternden Händen entledigte ich mich meiner Kleidung!
Wieder höre ich ihren Atem. Sie steht hinter mir, ihre Fingerkuppen gleiten über meinen empfindlichen Nacken und sofort bekomme ich eine Gänsehaut. Ich ziehe scharf die Luft ein. Nicht zu wissen, wo sie steht, im Grunde nicht mal zu wissen, wer mich im Nacken berührt - verstörend!
Verunsichernd! Erregend! Immer wieder ist sie da, ist sie wieder weg. Ich rieche sie, ihr Duft verfliegt. Ich spüre sie überall, sie ist um mich herum, an jedem Platz, an dem man in diesem Zimer sein kann. Ich will sie greifen, an mich ziehen, aber sie ist für mich in der Dunkelheit nicht fassbar.
Sie steht jetzt vor mir. Sie sagt es mir! Ohne Vorwarnung, ohne Ankündigung spüre ihre Hände, unmittelbar danach ihre Lippen an meinem Schwanz. Sie weiß, wie wahnsinnig mich das macht. Ich kann mich kaum zurückhalten, sie presst die Lust fast aus mir heraus. Die Erregung schnürt mir die Luft ab, nur noch stoßweise erhalten meine Lungen Nahrung. Ich bin verwirrt, wie intensiv ihre Berührungen geworden sind. Oder ist es nur meine Haut, die sehnsüchtig auf jede Luftbewegung um mich herum reagiert? Etwas in mir explodiert, als sie mich auf mich setzt. Sie bewegt sich nicht, sie ist nur da, nimmt mich auf. Ich flehe sie an, sich nicht zu bewegen, wohl wissend, dass ich dann unmittelbar komme. Ich kann ihr Lächeln spüren. Ich höre sie leise aufstöhnen, als sie langsam beginnt sich zu bewegen...
...es können nur Sekunden gewesen sein. Oder waren es Minuten? Nein! Es ist immer noch weg. Das Zeitgefühl. Ich spüre, wie jemand an dem schwarzen Tuch nestelt, es mir langsam von den Augen zieht. Ich brauche einen Moment, bis ich mich an die Helligkeit gewöhnt habe. Zuerst erkenn ich in der Mitte meines Blickfeldes einen Stern, der schwächer und schwächer wird. Ich blicke mich um. Vor mir steht ein Sessel. Du lächelst mich an. Als dann links von mir schwarze Haare in meinem Blickfeld auftauchen, beginne ich zu verstehen, warum sie ihre Kleidung noch trägt!
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