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Kommentar: 1 | Lesungen: 1353 | Bewertung: 8.20 | Kategorie: Teen | veröffentlicht: 03.11.2019

Hanna X - Der Krimi

von

Kurz nach sieben Uhr am Abend rief das Studio an, ich konnte sehen wer anruft, mir schwante nichts Gutes. Der Fotograf höchstpersönlich war am Apparat, ich erkannte ihn bereits an seiner geräuschvollen Art Atem zu holen. Er meldete sich nicht mit Namen sondern fragte:


„Weißt du, mit wem du redest?“


Er meinte immer noch, dass ich mit meinem IQ den von einem Blumentopf mit verwelktem Basilikum nicht erreichen könnte. Von mir aus! Für je beschränkter er mich einschätzte, desto besser für mich. Es ist deutlich vorteilhafter für unheimlich blöd gehalten zu werden und trotzdem schlau zu sein als umgekehrt. Hat mein Opa schon immer gesagt.


Anstatt auf die Frage zu antworten fragte ich:


„Was wollen Sie?“


Ich hab ja schon erzählt, dass er mich auf seinem Schreibtisch durchgezogen hat, sogar zwei Mal. Deswegen stünde es mir zu, dass ich ihn ebenfalls duze. Aber so nah waren wir uns nie gekommen und würden wir auch nicht, da spielte das hektische Nümmerchen auf seinem Schreibtisch keine Rolle. Ich hielt ihn für einen Arsch und solche Menschen duzt man nicht. Du kannst dich bestimmt daran erinnern dass ich erzählt habe, wie er Karins und meine Ideen vor dem Produzenten als seine Ideen ausgegeben hat, weißt du noch? Mit solchen Menschen würde ich nie auf du-und-du gehen. Im Leben nicht. Der kann mich doch mal.


Hat absolut nichts mit den künstlerischen Filmen zu tun, das machen wir weiterhin, rein geschäftlich. Aber privat? Stinkefinger, sag ich da nur, Stinkefinger!


Na, jedenfalls meinte er:


„Hast du jetzt Zeit? Hast du schon etwas gegessen?“


Ich mein, jetzt mal ehrlich, was sollte ich davon halten? Was soll man auf so eine blöde Ansprache antworten? So konnte der mir nicht kommen, so nicht. Ich hab ihn prompt zurück gefragt:


„Wieso?“


„Ich hol dich in zehn Minuten ab!“, meinte er kurz und bestimmt und ‚Zack‘ eingehängt.


Mein Süßer war nicht zu Hause und würde auch heute nicht mehr kommen, er war mit seiner workgroup bei einem Studienkollegen und hatte sich dazu ordnungsgemäß abgemeldet.


Jetzt musste es schnell gehen.


Ich hab mich aus meinem Hausanzug gepellt, schnell komplettes Unterzeug angezogen, Jeans und Pulli und Lederblouson drüber, Sneakers an und bin hastig runter gefahren. Ich wollte nicht, dass der wusste wo und wie ich neuerdings wohnte. Ich rannte zur Straßenkreuzung, von der aus es zu meiner alten und der neuen Wohnung ging und auf ihn gewartet. Er kam mit seiner Angeberkarre angeheizt, ich mich so hingestellt dass er mich sehen musste. Wär er trotzdem noch fast vorbei gefahren, der Döspaddel. Und dabei meinte er echt, er wär so super schlau. Er hielt mit quietschenden Reifen, ich hin zu ihm.


„Was ist?“, fragte ich als er das Fenster runter gefahren hatte.


„Steig ein!“, meinte er.


„Warum?“


„Mach schon!“


Ich rein in die Karre.


„Wo geht’s hin?“, fragte ich.


„Erfährst du gleich!“, machte er einen auf einsilbig und geheimnisvoll. Kann ich ja leiden wie Spinnweben wenn mich einer so dumm hält.


„Halt an!“, meinte ich. Da hab ich ihn doch geduzt. Er rührte sich nicht sondern fuhr stur weiter. Ich rief lauter:


„Halt an!“


„Was schreist du so?“, fragte er aggressiv, wurde aber tatsächlich langsamer.


„Was wollen Sie von mir?“, fragte ich, natürlich immer noch laut. Der schien irgendwie schlecht zu hören.


„Schrei mich nicht so an!“, beschwerte er sich, „Wir treffen den Produzenten, wir haben etwas vor. Darüber wollen wir mit dir reden.“


Ich hab ihn angegiftet, aber voll. Konnte der das nicht sofort sagen? Muss ich mich immer erst aufregen oder was?


Ich schaute nach vorn und sagte nichts mehr, er fuhr weiter.


Wir parkten vor einem bekannten Hotel mit einem noch viel besser bekannten Restaurant unten drin. Der Produzent saß da schon und was meinst du was der machte? Natürlich, er fraß. Der nahm die komplette Seite eines Vierertisches ein, die Seite war vollständig besetzt von diesem einen dicken Schwabbel. Bah, was für ein fieser Kerl! Die konnten mir hundert Millionen bieten, mit dem würde ich es nicht machen, auf gar keinen Fall!


Er beschmierte son kleines Pizzabrötchen einen Finger dick mit Kräuterbutter und schmatzte sich das mit zwei Bissen in den Mund bevor er es mit Genuss durchkaute und gierig runter schlang. Bah wie ekelig!


Ich sollte mich neben den Fotografen und dem Fettwanst gegenüber setzen. Das würde ich aber nicht aushalten, ihm gegenüber zu sitzen und ihm beim Essen zuschauen zu müssen. Deswegen nahm ich einen Stuhl vom Nebentisch und stellte ihn vor Kopf des Tisches. So konnte ich an dem ekeligen Schwabbel immer vorbei gucken.


Rate wo er hinsah? Genau. Ich trug einen Pulli mit ganz kleinem V-Ausschnitt. Mein Goldkettchen war gerade zu sehen, mehr Haut zeigte ich nicht. Trotzdem glotzte er mir nur auf die Brust. Ich wette, dass der nicht wusste welche Farbe meine Augen haben, jede Wette. Mir war das Gehabe von dem Typen total unangenehm. Wenn ich jetzt mit dem Fahrrad gewesen wäre, dann wäre ich wieder abgehauen, kannst du glauben, voll.


Der Kellner kam an, gegen meine eigenmächtige Änderung des Einrichtungsstils hatte er nichts einzuwenden. Der Fette meinte so, als wenn er der Graf von Monte Christo wäre und schon stundenlang auf einen Diener warten musste:


„Na endlich!“, dann bestellte er. Erst mal einen Wildkräutersalat, den mit Steakstreifen, dann eine Hummercremesuppe mit doppelter Portion Baguettes („Aber frisch und knusprig!!“), ein sehr großes Filetsteak mit Sauce Bearnaise und einer doppelten Portion Farmerkartoffeln mit Sour-Creme, dann eine Portion Kaiserschmarren, eine doppelte Portion Karamellpudding, einen Kräuterschnaps, einen Cappuccino und einen Kognak.


Ich erzähl das nur mal so, als Anschauungsmaterial was so ein Gierhals alles fressen muss um seine zwei Tonnen Übergewicht zu erhalten.


Allein von seinem Gesabber bei der Bestellung kriegte ich schon das Kotzen. Dem lief das Wasser im Mund zusammen nur von der Vorstellung, dass er sich das Zeug gleich reinziehen würde was er sich da so bestellte.


Weil ich aber wirklich noch nichts gegessen hatte und es schließlich nicht auf meine Kosten ging, hab ich einen Wildkräutersalat mit Gambas bestellt. Ich weiß was du jetzt denkst, die sind ja immer mit Knoblauch. Aber mein Süßer würde heute nicht mehr nach Hause kommen und ich hatte drei Tage drehfrei, da konnte ich mir etwas Knobi schon leisten. Wenn ich in der Kasse sitze merkt das eh keiner.


Der Fotograf nahm ein kleines Filet mit Pommes Frites.


Du kannst dir vorstellen dass ich nicht hingucken konnte, wie das fette Schwein aß. Eigentlich fraß er mehr als er aß, da kannst du nicht hingucken. Ich erspare mir hier auch die Details, aber es sah unappetitlich aus und es hörte sich unappetitlich an.


Dann kamen sie endlich zur Sache. Sie wollten mit mir einen Pilotfilm zu einer geplanten Serie drehen, die im Vorabendprogramm laufen sollte.


Bei mir ging gleich der Zweifel los. Hä? Ich bin Porno-Model, ich werde dafür bezahlt dass ich mich beim Ficken filmen lasse und der ganzen Welt meine Titten und meine Möse zeige. Und das soll im Vorabendprogramm laufen? Ich guckte entsprechend. Der Produzent kaute mit beiden Backen und sah mich an, eigentlich sah er meine Titten an, und schmatzte:


„Verstehst du was gemeint ist?“


Der hielt mich für so blöd wie die Steakstreifen auf seinem Salat, die er ratzfatz schnell verputzt hatte.


Erst wollte ich sauer antworten, dann dachte ich an Frau Müller und was die wohl gesagt hätte. Ich fing an zu grinsen und sagte:


„Ihr wollt mit mir eine Aufklärungs-Serie drehen, schon klar. Die Leute sollen sehen wie große Titten beim Poppen rüberkommen und lernen wie man geile Liebe am Nachmittag macht!“


Der Fotograf war versucht zu grinsen, aber schaute vorher aus den Augenwinkeln zum Produzenten. Der kriegte gerade seine Hummercremesuppe serviert. Er verschlang sie erst mit den Augen, dann machte der sich darüber her. Inklusive der doppelten Portion Baguette erledigte er das Süppchen innerhalb der nächsten paar Sätze.


„Nein!“, erwiderte er ganz ernsthaft. Der war zu doof für einen kleinen Scherz und weil der Produzent nicht lachte, lachte der Fotograf auch nicht.


„Die Serie soll heißen: Das Luder und der Kommissar“, fuhr der Schwabbel fort. Er sprach mit vollem Mund und schob sich nach jedem Satz eine Portion Essen in die Futterluke. Er schmatzte wie ein Schwein und meinte:


„Du sollst das Luder spielen und dem Kommissar die richtigen Lösungen seiner Kriminalfälle eingeben. Ihr habt ein Verhältnis, von dem aber niemand wissen darf. Verstehst du den Konflikt? Erkennst du die möglichen Spannungsmomente?“


Bei 'Erkennst du' beobachtete er gierig, wie der Kellner ihm den Teller mit dem Steak und die Schüssel mit dem Riesenhaufen Farmerkartoffeln vor die Nase stellte. Ich war noch mit der dritten Gamba beschäftigt und dabei sie aus der Schale zu puhlen.


Er kriegte keine Antwort. Für so blöde hielt der mich, musst du dir mal vorstellen.


Er erzählte meinen Titten:


„Wir haben einen erstklassigen Autor, der wunderbare Ideen hat. Sollte der Pilotfilm ankommen, und davon gehe ich aus, dann nehmen wir gleich die erste Staffel in Angriff. Wir wollen immer sechs Folgen in einem Rutsch runterdrehen, geplant sind erst einmal drei Staffeln. Kommt auf den Erfolg an.“


„Ist das der Autor, dem ich die Dialoge schreiben musste?“, fragte ich so ganz bescheiden. Der Produzent kriegte darauf einen Hustenanfall, der Fotograf wollte ihm über den Tisch hinweg auf den Rücken klopfen. Ging natürlich nicht, dafür war der Rücken zu weit weg.


Um dir ein Bild zu machen wie das aussah, muss ich was beschreiben. Der Tisch war breit, so breit ungefähr, wie mein Esstisch zuhause. Da musste der Fotograf rüber langen um den Rücken des Produzenten zu erreichen, das wäre natürlich gegangen. Zu der Breite des Tisches hinzu kam aber noch die Armlänge von dem fetten Schwein. Der war ja nicht gerade klein und seine Arme waren lang. Er saß da mit voll ausgestreckten Armen vor seinem Teller und trotzdem so nah am Tisch wie möglich, denn zwischen der Tischkante und seiner Stuhllehne war alles voll mit seinem Schwabbelkörper, so fett war der. Der kam mit seinen Schwabbelhänden gerade mal an den Teller, das musst du dir mal vorstellen, dabei lehnte er mit der dicken Plautze so fest am Tisch, dass sich im Bauch eine Furche bildete.


Nicht für hundert Millionen würde ich es mit dem treiben, nie im ganzen Leben!


Weißte, durch das fette Schwein wurde ich so sehr abgelenkt, dass mir nicht klar wurde, was die eigentlich von mir wollten. Erst als ich satt war und den Teller weg schob, da ging es mir auf.


„Essen Sie das nicht mehr?“, fragte das fette Schwein. Ich hatte noch ein paar Salatblätter und den größten Teil meines Baguettes dort liegen lassen. Schließlich lebe ich davon dass man meinen Körper geil findet, da kann ich nicht so viel essen wie rein geht, sondern muss gut aufpassen dass ich nicht mehr esse als ich verbrauche, wenn du verstehst was ich meine.


Der fraß auch noch mein Baguette und die Salatblätter. Furchtbar der Fresssack.


Dann kam es zu mir rüber: Pilotfilm, ich, Hanna Sibkowski. Die kleine Kassiererin im Supermarkt Hanna Sibkowski ne Hauptrolle in einem Pilotfilm der im Fernsehen ausgestrahlt werden würde.


War das geil oder war das obergeil? Ich sah mich schon wieder Autogramme schreiben.


Bisher war nicht die Rede von meinem Honorar. Ich brauchte das auch nicht ins Spiel zu bringen, denn unausgesprochen galt die alte Vereinbarung von fünf Mille pro Stunde. Mein Preis stand fest, das war ganz klar.


Ich bin diejenige, die die Hauptrolle haben würde und Hauptdarsteller verdienen immer gut, geht ja nicht anders. Außerdem kam noch dazu, dass ich ja jede Menge Steuern zahlen musste, da blieb für mich nicht viel übrig.


„Für den Pilotfilm sind dreißig Drehtage veranschlagt“, meinte der Produzent. Du weißt doch noch dass der sonen komplizierten Doppelnamen mit Bindestrich hat, oder? Den will und kann ich mir nicht merken, deswegen nenne ich den nur den Produzenten, ist klar oder?


„OK, und wann?“, interessierte mich natürlich.


„Die Finanzierung steht, der Schauspieler, der den Kommissar spielen soll, der muss noch seine schriftliche Zusage geben, mündlich habe ich sie schon. Von mir aus können wir in einer Woche anfangen.“


Der Produzent hatte alles Bestellte in sich hinein gespachtelt und schaute sich auf dem Tisch um ob noch etwas zu essen liegen geblieben wäre. Weil er nichts fand, seufzte er enttäuscht und flößte sich erstmal den Kräuterschnaps ein, machte sich dann zufrieden grunzend an den Cappuccino und schnupperte an dem Kognak.


„Ich will das Drehbuch sehen“, meinte ich.


„Ach“, erzählte der Produzent meinen Titten, „darum brauchen Sie sich nicht zu kümmern. Das ist zu viel Text für Sie. Der Regisseur sagt Ihnen immer was zu tun ist und er gibt Ihnen jeweils einen Tag vorher den Text für den nächsten Drehtag. Nicht dass Sie Ihr hübsches Köpfchen überanstrengen.“


Ich glaube, der traute mir nicht einmal den IQ von einem halben Salatblatt zu.


„Ich habe einen Schulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung, ich kann lesen. Und sogar schreiben!“, meinte ich. Ich kann doch wesentlich besser so blöd sein wie ich bin als wenn ich so ein Arschloch wäre wie der oder? Äußerlich blieb ich ganz ruhig.


Er verschluckte sich bei meinen Worten an dem Kognak und hustete erst mal wieder. Dabei schwabbelte sein ganzer Körper und sogar der Tisch bebte, weil er mit seinem Fettwanst dagegen drückte.


„Morgen Mittag kannst du es dir im Studio abholen“, meinte der Fotograf hastig. Man konnte merken, dass er Frieden stiften wollte. Der dachte wohl ich raste gleich aus und verderbe ihm den Deal.


Das brachte mich auf einen ganz anderen Gedanken. Was für einen Deal wird er mit dem Produzenten haben? Eine Fernsehproduktion ist garantiert zu groß für sein kleines Studio. Was sollte dessen Aufgabe sein? Es musste irgendetwas mit Geld zu tun haben, denn ohne Geld würde der nichts machen, gar nichts. Hatte der mich verkauft oder vermietet oder wie?


„Wo soll denn gedreht werden?“, fragte ich so harmlos wie möglich. Der Produzent hielt die Hände auf der Plautze verschränkt und vermittelte den Eindruck, als wenn er gerne ein Nickerchen halten würde. Und er schien sich auch nicht zu schämen, hier vor uns und mitten im Lokal diesem Bedürfnis nachzukommen. Fand ich echt unverschämt


Ich haute mit der flachen Hand auf den Tisch und fragte lautstark:


„Was sagten Sie? Ich habe Sie nicht verstanden?“


Er zuckte zusammen dass es nur so schwabbelte, riss seine fetten Schweinsäuglein auf, schaute erschreckt in die Runde und sagte hektisch:


„Wie? Was? Auf keinen Fall!“


Er kam zu sich, sammelte sich und fragte:


„Äh, öh, was war los?“


„Wir waren bei der Frage stehen geblieben, wo gedreht wird?“


„Na, bei mir in der Halle, in meinem Studio natürlich, was dachten Sie?“


Er war immer noch im Halbschlaf. Er war seiner Fresssucht ohne Hemmungen nachgegangen und wollte jetzt seinem Schlafbedürfnis nachkommen. Auch ohne Hemmungen und hier vor uns, praktisch in aller Öffentlichkeit. Mit so einem Typen zusammen zu sein machte echt keinen Spaß. Ekelig war der, echt ekelig.


„Aha, in der Halle. Was ist denn dann Ihre Aufgabe?“, fragte ich den Fotografen. Ich war ein bisschen aggressiv nach all dem, kannst du raus hören oder?


Der druckste son bisschen rum. Hatte ich doch richtig vermutet, der hängte sich einfach an mich ran. Er schaute zum Produzenten, aber der war mit sich beschäftigt und hörte nicht zu. Ziemlich frech behauptete er:


„Ich habe einen Exklusivvertrag mit dir, schon vergessen?“


„Nee, natürlich nicht. Aber der bezieht sich ausschließlich auf Erotik-Filme und das wird ja kein Erotik-Film.“


Er wand sich, sah komisch aus. Der große Künstler-Fotograf und war verlegen weil er der kleinen Supermarkt-Kassiererin Hanna Sibkowski Rede und Antwort stehen musste.


„Na, im weitesten Sinne aber schon, doch, sicher. Sie kriegen deine nackten Titten und die stehen bei mir unter Vertrag, also werde ich am Film beteiligt, ist doch klar. Außerdem habe ich dich entdeckt!“


„Für mich ist das nicht klar. Sie können doch nicht bei jedem Millimeter Haut das ich zeige oder bei jedem Handgriff den ich mache beteiligt sein. Ich bin doch nicht Ihr Eigentum.“


Der fing an mich richtig sauer zu machen, merkst du auch oder? Ich mein, das geht doch nicht, dass der meint er müsste an jedem Quatsch an mir verdienen. Es fehlt noch, dass er zum Supermarkt geht und von denen einen Anteil für mich verlangt.


Ich regte mich ab und überlegte. Es ging nicht um mein Geld, mein Honorar stand fest. Wenn sie mich haben wollten, dann galten fünf Mille pro Stunde Anwesenheit am Set als vereinbart. Was ging es mich an, wenn der Fotograf auch was abkriegte? War schließlich nicht mein Geld sondern das von dem Schwabbel. Ich hielt mich bedeckt und sagte nichts mehr. Der Fotograf wartete auf eine Reaktion vom Produzenten, dessen Äuglein hingen schon wieder auf Halbmast.


Der Fotograf schaute mich an, ich guckte zurück und hielt mich geschlossen. Er zwinkerte mir zu und so waren wir uns einig. Dann konnte er mein Betreuer sein, war mir recht. Jeder Star hat einen Manager, wenn er nichts von meinem Geld haben wollte, dann konnte er das von mir aus auch sein.


„Ich will die Karin als Garderobiere und Maskenbildnerin, OK?“


„Geht klar, Schätzchen, geht klar!“, meinte er halblaut um den Produzenten nicht zu wecken. Der war ganz weggetreten, Augen ganz zu. Zum Glück schnarchte er nicht, er atmete etwas langsamer und etwas lauter.


„Aber mein Honorar steht fest!“, darauf bestand ich, sonst machte das Ganze für mich ja keinen Sinn.


„Na, sicher, Schätzchen!“, raunte der linke Vogel mir zu, „Du musst ihm nur öfter mal deine Titten zeigen. Da steht er drauf.“


Na, was für ein Schnellmerker. Er hielt mich wieder für blöd. Als wenn ich das nicht wüsste worauf der Schwabbel steht! Aber in dem Moment wurde mir klar, dass ich das provozieren musste, was dem Fettsack so gefiel, weil der das Geld hatte. Also, wenn ich zum Set ging, immer wenn der vollgefressene Schwabbel mich sehen konnte, musste ich ihm viel Brust zeigen. Bedeutete größeren Ausschnitt und figurbetonte Oberteile. Konnte er kriegen, für mich kein Problem.


Am nächsten Tag habe ich mir das Drehbuch geholt. Hab ich doch gewusst, wieder der Speichellecker von Autor. Keine Fantasie, keine Ahnung aber dickes Geld kassieren. Die Story war so schwach, nee, Leute, das geht so nicht!


Der Hauptbestandteil des Films waren meine Titten, sonst fand praktisch nichts statt. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gelesen hätte, dann würde ich es nicht glauben, echt jetzt.


Die Story, die er sich aus den Fingern oder sonst wo raus gesogen hatte, ging folgendermaßen:


Nach einem Einbruch wird der Hausherr tot aufgefunden. Der Kommissar tappt im Dunkel, meine Figur latscht durch die Stadt, Titten hängen aus dem Oberteil fast raus, sieht im Schaufenster den gestohlenen Schmuck. Sie sagt es dem Kommissar bei einem Schäferstündchen, (meine Titten dabei in Großaufnahme, klar) der fragt den Juwelier, der sagt ihm den Namen des Verkäufers und zack, haben sie den Einbrecher und Mörder. Der Film sollte über neunzig Minuten laufen. Jetzt sag mal selbst, ist das eine Handlung die du über neunzig Minuten lang ausgedehnt sehen willst?


Wenn man jetzt die Grundidee aufnimmt und dann aber sagt, dass der Einbrecher nicht der Mörder ist, sondern nur ein Einbrecher und der Mörder ist ganz jemand anders, die Ehefrau zum Beispiel, die des Toten meine ich. Oder der Teilhaber der Firma, in der der Tote der Mehrheitseigentümer ist, aber es einen Gesellschaftsvertrag gibt, aus dem hervorgeht, dass der überlebende Gesellschafter die Firmenanteile des anderen erbt? Und die Figur, die ich zu spielen habe, die pennt mit dem Bürovorsteher des Notars bei dem der Gesellschaftervertrag abgeschlossen wurde? Und alles das überhaupt nicht klar ist und erst als das Luder mit zweien der Mordverdächtigen, äh, intim wird, erst da wird klar, wer der Mörder ist. Und die Schlampe gerät in Gefahr und der Kommissar rettet sie in allerletzter Sekunde.


Ich mich gleich an meinen kleinen Läppi geklemmt und hab aufskizziert was ich meinte, ausgedruckt und nochmal durchgelesen. Waren ein paar Fehler drin, aber war ja nur die Skizze. Ich noch am Nachmittag aufs Fahrrad und zu der Halle hin gefahren. Da angekommen, hab ich das Oberteil so weit aufgeknöpft, dass man den Rand vom BH und ne große Menge Haut sehen konnte. Ich wollte alles richtig machen, ist klar oder?


Der Schwabbel war tatsächlich da, wie er mir am Telefon zugesagt hatte. Kennt man ja, die Wichtigen sagen: „Ist klar, ich bin da und warte auf dich!“ und sind dann doch nicht da, weil sie was Wichtigeres zu tun haben. Er hat sich erstmal ausführlich meine Titten angeguckt und dabei ein riesiges Stück Sahnetorte verputzt. Ich mit dem Papier auf dem die Idee stand vor seiner Nase rumgefuchtelt. Er las es durch und sagte:


„Super! Genial! Die Idee ist von dir?“


Er fragte meine Titten, nicht mich.


„Und das andere Drehbuch hältst du für zu schlicht, äh, einfach?“


Der hält mich echt für blöd, verdorri, ich weiß doch was schlicht bedeutet! Mann, eh! Aber bevor ich mich aufregte, bestätigte ich das und warf mich noch ein wenig in die Brust. Mach ich ja sonst nicht so oft, weil, dann gucken mir alle immer nur noch auf die Titten.


Ihm fielen bald die Augen aus dem Kopf, aber okay, Ziel erreicht, denn er sagte:


„Das hier gefällt mir, ist stimmig und konsequent aufs Luder abgestimmt, doch, das hat was! Idee ist von dir, die soll der Autor umsetzen. Das nehme ich in die Hand, mal sehen, dass er das schnell hinkriegt. Der Drehtermin nächste Woche steht fest, daran gibts nichts zu rütteln. Wir müssen noch mehr Kulissen haben, aber das kriegen wir hin.“


„Ich werd ihm auch bei den Dialogen wieder unter die Arme greifen müssen“, erwähnte ich mal so nebenbei.


„Dann bist du aber Co-Autorin, die Idee und die Dialoge von dir? Eigentlich ist er dann nicht der Autor sondern nur der Drehbuchschreiber, Story und Dialoge von dir.


Da müssen wir uns über die rechtliche Sache nochmal schlau machen.“


„Ja gut!“, sprach er abschließend zu meinen Titten, „Vielen Dank für deine Mitarbeit. Mit Leuten wie dir kann man arbeiten, sehen gut aus und machen sich Gedanken.“


Ich war entlassen und machte mich wieder auf dem Fahrrad davon.


Am nächsten Tag musste ich um neun im Studio antreten.


„Wir gehen neue Wege“, meinte der Fotograf, du weißt schon, der Chef vom Studio.


„Wir müssen umdenken, noch authentischer, noch näher ran, wir müssen wahrer werden als das wahre Leben.“


Er guckte mich an, als wollte er mich in alle Geheimnisse dieser Welt einweihen, dann kam aber bloß noch ein weiterer Spruch:


„Dafür ist die heiße Hanna die richtige. Wir kennen uns jetzt lange genug, dass ich das so sagen kann. Wir müssen unsere Ressourcen ausschöpfen und das auswerten, was die Umstände uns erbringen.“


‚Was die Umstände uns erbringen‘ hörte sich cool an, aber wenn ich den Laden hier richtig kannte, dann bedeutete das, dass sie mich noch mehr rannehmen. Wenn es mehr Sex geben sollte, dann hatte er meinen Segen, kann ich gut haben. Was Ressourcen heißt weiß ich nicht, aber ich werde schon heraus kriegen, was er sich so vorgestellt hat.


Dann war es viel einfacher als gedacht und gleichzeitig so viel schwerer, wie ich mir das vorher nicht vorstellen konnte.


Sie wollten mich filmen, wie ich mit Olli über die Fußgängerzone ging. Das war jetzt nichts Besonderes. Den Olli kennst du oder? Mit dem habe ich ja schon zweimal gedreht, das ist son Kawenzmann, weißte, ich hab ihn gefragt, der ist über zwei Meter groß und hat Muskeln wie Schwarzenegger früher. Damals, als er Terminator eins und zwei war. Solche Muskeln hat der Olli. Der ist viermal so breit wie ich, dabei ein ganz lieber, gerade über zwanzig und einfach ein netter Kerl. Der arbeitete irgendwo in einer Versandabteilung von sonem großen Werk, keine Ahnung, künstlerische Erotik machte er nur nebenbei.


Na, der und ich, wir sollten wie ein Liebespaar durch die Fußgängerzone latschen. Der Fotograf machte echt ernst, wir trieben uns mehr als drei Stunden zwischen den Leuten herum, dabei waren wir ganz normal gekleidet. Ganz normales Sommerkleid mit netter aber sehr ordentlicher Unterwäsche. So laufe ich selbst auch schonmal mit meinem Kai hierher, nur so hohe Absätze, die trage ich privat nicht auf der Fußgängerzone, aber das war es auch schon. Der Olli hatte auch ganz normale Sachen an.


Wir gingen herum wie ein Liebespaar, wir schlenderten neben den Schaufenstern her, aßen ein Eis, setzten uns in ein Café. Wir machten all das, was man als Pärchen eben so macht, wie in einem Liebesfilm. Die Kameras waren beinahe unsichtbar, sie nahmen uns aus großer Entfernung auf oder von oben, von der Drohne aus. Sie zeigten wie wir miteinander lachten, wie wir schäkerten, wie wir Hand in Hand daher schlenderten. Sie zeigten, wie wir uns näher kamen, wie wir küssten, wie wir miteinander schmusten, wie wir uns gegenseitig immer mehr erregten.


War alles so vorher abgesprochen und der Regisseur achtete darauf, gab immer wieder kleinere Änderungswünsche an mein Headset weiter, den ich unsichtbar unter den Haaren trug. Der Olli, das ist so ein netter und so ein lieber und auch witziger Mann, mir fiel das total leicht, mich in den zu verlieben. Darf ich ja, muss ich ja, die Gefühle müssen ja echt sein, ist klar.


Wir kamen uns immer näher und wir beide wurden heißer und heißer aufeinander. Mir ist da schon aufgefallen, wie eng wir zusammen arbeiteten. Der Olli hatte immer die richtigen Einfälle und er packte mich immer auf die richtige Art an. Er meinte das gleiche von mir, ich würde genau so reagieren, wie er sich das bei ner Frau so im Idealfall vorstellt.


Super oder?


Wir turtelten uns dann bis ins Studio rein. Sie hatten eine Tapetenwand in den Raum gestellt, sodass es wirkte, als wenn wir in einem Wohnungsflur angekommen wären. Wir schmusten immer intensiver und streichelten uns und ließen uns immer mehr gehen. Wir zogen uns gegenseitig aus. Bis wir im ‚Schlafzimmer‘ angekommen waren, trugen wir nur noch Unterwäsche und ich seltsamerweise immer noch die Schuhe mit den sehr hohen Absätzen. Mittlerweile war ich darin sehr sicher, es fühlt sich einfach supergeil an, solch hohen Absätze zu tragen. Wenn die Schuhe nur nicht so scheißteuer wären, würde ich mir auch für alltags welche zulegen.


Na, jedenfalls brannte ich mittlerweile für meinen Olli, genauer gesagt, ich stand in hellen Flammen. Der war so süß und so lieb und so nett und so attraktiv und so souverän, voll supergeil, echt. Ich hab seinen Riesen ausgepackt und erst mal verwöhnt. Der hat einen sehr schönen Schwanz, gerade, ziemlich lang und nicht zu dick. Sehr schöne Dimension, insgesamt, der ganze Körper ist geil. Weißte, wenn du die Muskeln auf seiner Brust anfasst und dazu seinen lieben Blick mitkriegst, dann musst du ihn lieben. Nur meinem Gefühl gehorchend wollte ich ihn verwöhnen und ganz-ganz lieb zu ihm sein.


Die echten Gefühle wurden von mir selbstverständlich nicht nur zugelassen, sondern gefördert, wurde so von mir verlangt, wie immer. Trotzdem war das hier anders als sonst. Sonst musste ich immer einfach geil sein, echtes Gefühl zeigen bedeutete, ich musste unmissverständlich klar machen, dass ich geil war auf Sex, geil auf Schwänze, geil auf ficken. Jetzt hier musste ich mich verlieben, das war ganz anders. Aber auch ganz leicht, schon weil der Olli so ein lieber und so ein süßer Mann war. Wirklich süß und attraktiv und souverän und alles. Der war einfach geil war der, was soll man da noch sagen?


Und dann haben wir uns geliebt. Auf dem Studiobett und alle waren dabei, aber wir haben uns geliebt, so für uns, echt geliebt. Es war so zart und so erfüllend, es war so scharf und so heiß und so lieb und alles, ich war einfach hin und weg. Mein Herz lief über für meinen lieben Olli, den Riesen, den souveränen, ganz-ganz wunderbaren Mann. Ich war so weg von ihm, ich war mir selbst total egal, ich wollte nur dass er glücklich ist, ich wollte, dass es ihm gut ging und er zufrieden war.


Dann ist es trotzdem mit mir abgegangen. Ich nehme an weil ich so selbstlos war hab ich auf nix geachtet und es deswegen nicht ran kommen sehen. Auf einmal war es da, das Warme, das Große, das Schöne, das uns beide umgab, das uns beide im Glück vereinte. Das, was uns stärker aneinander band als alles was es auf der Welt gibt. Wir waren eins, wir waren nicht zwei, nicht Mann und Frau, sondern wir waren eins, eine einzige Person oder Persönlichkeit oder was weiß ich, jedenfalls waren wir keine separaten Lebewesen mehr, sondern Teil eines gemeinsamen Wesens.


Und dann küssten sich unsere Seelen.


Hört sich blöd an, aber das kannst du nicht anders ausdrücken, unsere Seelen küssten sich und umfingen sich und verschmolzen zu einer.


Kann man nicht anders sagen.


Und dann kam er an, ungefragt und unbeachtet. Unser Höhepunkt war ein gemeinsamer, nicht seiner, nicht meiner, sondern unser Höhepunkt, ein Höhepunkt, der so intim war, dass es niemals im ganzen Menschenleben etwas Ähnliches gegeben haben könnte. Das war so, so, ich weiß nicht, das war absolut unbeschreiblich. Nicht son riesiger Ganzkörperorgasmus, sondern etwas ganz spezielles, ganz speziell zwischen Hanna und Olli. Nicht mit anderen Personen ähnlich nachzuempfinden, sondern nur für uns, nur wir beide, niemand sonst. Keine Kamera, kein Studio, nichts, nur wir zwei.


Olli richtete sich auf. Ich konnte ihn nicht loslassen, aber der Regisseur hatte das Kommando und wurde laut und energisch. Unsere Blicke blieben ineinander, ich hielt sein Gesicht in den Händen. Als er sich dann richtig von mir entfernte, hatte ich mit einem Mal den Eindruck, als würde man einen Teil von mir amputieren, einen Teil, der mich am Leben erhielt. Wenn der weg war, dann musste ich aufhören zu existieren.


Mir kamen die Tränen und die waren nicht zu stoppen.


Ich musste liegen bleiben, die Kamera zeigte meine Möse in Großaufnahme um zu filmen, wie sein Sperma aus mir raus sickerte. Ich war gelähmt, ich konnte nichts machen, mein Gesicht zeigten sie nicht mehr, denn die Tränen liefen ohne Unterlass.


Die Scheinwerfer wurden ausgeschaltet, ich rappelte mich auf und schlich in die Garderobe. Mir liefen die Tränen das Gesicht hinunter, ich hatte keinen Antrieb mehr, nichts mehr. Meine Gefühlsgefäße waren völlig leer, ich war nur noch eine leblose Hülle ohne was drin, mit mir war nichts mehr los. Ich würde absterben, einfach vertrocknen, nie mehr leben, so ein Gefühl war das.


Karin schob mich unter die Dusche. Da stand ich und heulte. Etliche Minuten später kam sie an und drehte das Wasser auf. Sie ließ mich heulen. Ich konnte mich nicht bewegen, ich konnte nichts machen.


Nach einer Viertelstunde kam Karin und weil ich mich nicht gerührt hatte die ganze Zeit, hat sie mich gewaschen, die Haare und alles, hat mich raus geholt aus der Dusche, mich abgetrocknet, mir die Haare geföhnt, mich angezogen und auf die Straße geschickt. Geschminkt hat sie mich nicht, denn die Tränen liefen immer weiter.


Ich stand auf einmal mitten zwischen den Leuten und wusste nichts mehr. Die liefen an mir vorbei und beachteten mich nicht. Erst nach langer Zeit hab ich mein Fahrrad nach Hause geschoben, habs im Fahrradkeller abgeschlossen und bin rauf. Oben hab ich mir den Strickanzug angezogen und mich auf die Couch gelegt. Ich konnte nichts machen, ich war komplett fertig.


Das Schlimme war, dass ich den Kai und unsere Liebe verraten hatte. Das was ich für den Olli empfunden hatte, damit meinte ich den Kai, meinen Liebsten. Weil ich die echten Gefühle zugelassen hatte, kamen die Gefühle raus, die meine ganz privaten waren, die, die ich für meinen Kai empfand. Die habe ich immer noch für ihn, na klar, aber jetzt habe ich sie auch für den Olli, für den Großen, den Souveränen, den Starken. Wie sollte das gehen?


Als mein Kai von der Uni kam, da war mir nicht nach Sex, nee, mir war nach Schmusen und Lieben und nach seiner Nähe. Er wollte trotzdem Sex, geht klar, dafür bin ich da.


Danach dann habe ich es ihm erzählt.


„Ich habe dich betrogen. Ich habe unsere Liebe betrogen. Ich bin fremd gegangen.“, hab ich ihm eröffnet.


„Echt? Hast du heute gedreht?“, meinte er und blätterte in seinem Smartphone.


„Ja, mit Olli.“


„Olli? Ist das nicht der mit dem großen Riemen auf den du so abfährst?“


Es war seit langem das erste Mal, dass wir von meiner Arbeit sprachen.


„Nein, der Olli ist der Zweimetermann, der mit den vielen Muskeln.“


„Ach der. Der sieht doch ganz nett aus und der hat auch einen ordentlichen Riemen. Was war denn los?“


Er chattete mit irgendwem.


Weißte, der hat das nicht mitbekommen, dass es mir echt Scheiße ging. Der konnte sich auch nicht vorstellen, dass es mir etwas ausmachte, mit irgendwem vor der Kamera zu poppen. Hat es aber, hat mir was ausgemacht. Und wie. Mit Kai konnte ich nicht darüber reden. Für den war das längst abgehakt, er freute sich höchstens auf den Film in dem er mir beim Ficken zusehen konnte.


Der studierte ja irgendwas Schlaues, der Kai, der machte sich Gedanken über eine Katze, eine Katze von Schröder. Die war in einer Box, und niemand wusste, ob sie lebte, tot war oder irgendwas dazwischen. Für meinen Geschmack total bescheuert, darüber braucht man doch nicht nachzudenken, man brauchte nur reinzugucken, dann wusste man, ob das Viech noch lebte oder tot war oder im Sterben lag oder was auch immer.


Nee, die mussten drüber reden und labern und reden und alles.


Von mir aus, für sowas bin ich nicht schlau genug.


„Schrödinger, hieß der, Schatz, Schrödinger!“, meinte mein Liebster und schaute nicht einmal von seinem Chat auf.


Von mir aus Schrödinger, blöd bleibts trotzdem.


Nee, ich wollte ja weiter erzählen. Also:


Ich am nächsten Tag zur Arbeit, Frühschicht. Mir war ganz elend, ich wusste erst nicht warum, bis es mir dann wieder einfiel. Ich liebe jetzt zwei Männer. Wie sollte das gehen verdorri? Kann man nicht, man kann nicht zwei Männer lieben. Eine Frau kann mit zwei Männern ficken, auch mit zehn, aber eine Frau kann nicht zwei Männer lieben. Das geht nicht.


Es kam jetzt ein Megalanges WE, Freitag Frühschicht, Samstag und Montag frei und Dienstbeginn Dienstag Spätschicht. Geil!


Der Kai hat ja immer wieder Workshops, oft über zwei-drei Tage, da ist er dann längere Zeit weg. Wir sprechen uns da immer ab, also alles in Ordnung. Er wollte seine Themengruppe, mit der er einen Teil der Workshops erlebte, zu uns auf die Terrasse einladen, jetzt, morgen, am Samstag.


Ich alles besorgt und mit dem Fahrrad rangekarrt. Die kamen an, drei Mädchen und fünf Jungs. Nette, pickelige Jungs, ganz wichtige Leute, die sich auch mit der komischen Katze auskannten. Die Mädels war eine vom Bauernhof, bissel untersetzt mit einer ultralauten Lache, eine pfiffige, aschblonde, die alle fünf Jungs mit ihrem Verstand locker in die Tasche packte und son esoterisches Girl, sone durchscheinende Prinzessin. Mager wien Hering, vom Typ her eine die dauernd friert, der dauernd langweilig ist und die immerzu was zum quengeln findet und darauf besteht dass man sich um sie kümmert.


Die haben mich geschickt, der eine wollte Kaffee, der zweite Tee, Cola, Sprudel ohne, Sprudel mit, Sprudel medium, Saftschorle, Maracuja, echt? Kein Maracuja?


Naja, dann hab ich mich dazu gesetzt.


Sie haben sich darüber unterhalten, ob meine Rattan-Möbel grau wären, oder ob sie mit einer Substanz bestrichen wären, die sie grau erscheinen lässt.


Ich wollte ja nicht blöd aussehen, aber das war mir echt zu hoch.


Naja, ich ließ sie schwadronieren. Der Kai war nicht bei mir, der war bei denen. Ist OK, wäre bei einer Versammlung meiner Arbeitskollegen wahrscheinlich nicht anders.


Ich bin runter, hab Brötchen geholt und einen kleinen Imbiss bereitet. Als ich mit den Tellern wieder auf die Terrasse kam, sah ich, wie der Kai und das kraftlose Mädchen sich angeschaut haben. Ich wollte das nicht glauben. Ich so getan als wenn nix wär.


Die haben gemeckert über den Schinken, weil Massentierhaltung wäre voll daneben, aber die Schinkenbrötchen waren als erste weg. Ich erst überlegt, ob ich noch Schinken holen sollte, aber hab gedacht, wenn Massentierhaltung so daneben wäre, dann wollte ich sie auch nicht mit deren Produkten belästigen und zu unrechten Taten verführen.


Ja gut. Wir dann Wein getrunken. Erste Frage: „Hast du auch Bier?“


Die hatten an allem was zu meckern, aber liegt wahrscheinlich daran weil sie so schlau sind. Die wurden ziemlich lustig, später dann saßen Kai und die zarte Blondine nebeneinander. Ich bin nicht schlau, aber die Blicke, die waren eindeutig. Ich wurde so langsam verrückt, aber echt.


Ich war froh als die alle weg waren, echt eh!


Kai tat so als wenn nichts wär.


Ich ihn gefragt:


„Was läuft da mit der Blonden?“


Er auf blöd gemacht:


„Hä? Mit welcher Blonden?“


„Wieviel Blonde waren denn da?“


„Ach! Du meinst Amelie?“


Ich ihn bloß angeguckt.


„Ja, nee, nicht wirklich was!“, er wurde rot, also log er.


Ich weiter geguckt, er:


„Glaub mir, ist nichts Ernstes. Du fickst im Studio und Amelie und ich machen ein bisschen Spaß unter Kommilitonen. Sonst ist nichts.“


Er wollte tatsächlich mit mir schlafen. Das muss man sich mal reinziehen! Hättest du das gedacht, jetzt mal echt? Also ich nicht.


Mir fiel das mit Ollie ein, das war das einzige Mal, dass ich etwas so Intimes empfunden habe, dass ich Kai davon erzählen musste. Hat er mir was erzählt? Von dem Spaß mit Amelie? Na? Nee, hat er nicht. Ich musste ihm drauf kommen. Also, ich war sauer, kannst du dir ja vorstellen.


Sonntag Morgen wollte ich auch nicht mit ihm schlafen, hat er aber trotzdem gemacht.


Für mich war damit irgendwie der Dampf raus. Mit so einem wollte ich nicht länger was zu tun haben. Er hatte jetzt keinen Fernseher angeschleppt, den ich von der Terrasse schubsen konnte, aber ich war sehr sauer, sehr, sehr sauer.


Und traurig, kannst du dir ja vorstellen. Hab den ganzen blöden Sonntag geheult als er weg war. War echt Kacke. War aber besser so. Ne offene Beziehung, wo jeder rumvögelt wie es ihm gerade passt, war nicht das was ich mir vorgestellt habe. Ich mein, mein Job, ich mein den im Studio, der steht gegen eine monogame Beziehung, das stimmt schon, aber dann bleib ich doch lieber Solo, als wenn mein Freund mit irgendjemand Wildfremdem Spaß macht und ich muss selbst darauf kommen.

Kommentare


kater074
dabei seit: Feb '08
Kommentare: 305
schrieb am 05.11.2019:
»Wieder eine wunderschöne, gefühlvolle und höchst erotische Fortsetzung. Du bleibst Deinem Stil treu. Dass es mit Kai aus ist, finde ich aber schade. Hanna hat gut mit ihm zusammengepasst, er hat ihre Tätigkeit nicht nur akzeptiert, sondern sogar unterstützt, und es schien echte Liebe zu sein. Schade, dass er sich jetzt als emotional doch etwas lasch entpuppt. Dafür bahnt sich mit Olli etwas an. Bin gespannt, wie sich das entwickelt.«


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