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Kommentare: 4 | Lesungen: 1024 | Bewertung: 7.98 | Kategorie: Soft Stories | veröffentlicht: 05.05.2015

Harmony (Prolog)

von

1994 - Brasilien wird Fußball-Weltmeister, in der Formel 1 Weltmeisterschaft kommt es zu zwei tragischen Unglücksfällen, eine revolutionäre Spielkonsole kommt auf den Markt, der Eurotunnel zwischen Frankreich und England wird eröffnet, Kurt Cobain begeht Selbstmord. Aber es war auch das Jahr, in dem ich – Todd Priskin - das Licht der Welt erblickte.

Ich verbrachte eine wirklich glückliche Kindheit. Meine Eltern arbeiteten beide als Lehrer. Das hatte den Vorteil, dass wir sehr viel reisen konnten. Vor allem im Sommer. Und da ich ein Sprössling eines Australischen Vaters und einer Deutschen Mutter war, hatten wir meistens ein Ziel. Jeden Sommer verbrachten wir gemeinsam mehrere Wochen in Australien (natürlich war dann dort gerade Winter) bei den Großeltern. Auf der Farm, auf der mein Vater aufgewachsen war.

Ich würde jetzt nicht sagen, dass die Farm direkt im Outback lag. Bei weitem nicht. Nur etwas abgelegen. Irgendwo in Queensland, etwa 20 Autominuten von der nächsten kleineren Stadt entfernt, an der Capricorn Küste. Das Meer lag der Farm näher als jeder Mensch. Fast. Denn zumindest ein wirklich interessanter Mensch lebte dort ebenfalls. Lisa. Sie und ihre Mutter lebten auf der Farm, so lange ich zurückdenken kann. Lisa´s Mutter war so etwas wie die gute Seele der Farm. Sie war Köchin, versorgte die Tiere, kümmerte sich um die wenigen Bed & Breakfast Gäste die sich pro Jahr auf die Farm verliefen, war Buchhalterin. Sie machte dort fast alles. Und Lisa war ihre Tochter. Die nur zwei Monate jünger war, als ich.

Jeden Sommer, wenn wir in Australien waren, wurde Lisa für mich der wichtigste Mensch überhaupt. Wir teilten uns oft das Kinderzimmer, stellten sehr viele Dinge an, lachten und weinten zusammen, verstanden uns einfach auf einer Ebene, die ich niemals für möglich gehalten hätte.

Sie war immer da. Wir lagen zusammen unter der Decke, lasen, schauten gemeinsam fern, stundenlang, meistens so lange, bis Lisa einschlief. Ich war nie der erste der die Augen schloss.

Seitdem ich sie kannte, war das so. Ich kannte sie so gut, dass ich meistens schon fünf Minuten früher wusste, wann sie einschlafen würde. Ihre Sprache wurde immer etwas langsamer, ihre Atmung regelmäßiger, sie schloss ihre Augen und war in ihrer Traumwelt. Und ich deckte sie jeden Abend zu, kuschelte mich danach an sie, und träumte bald darauf mit ihr.

Sie war wie eine kleine Schwester für mich, die ich selber nie hatte. Nein, schlechtes Thema. Ganz schlechtes Thema. Denn streng genommen – hatte ich eine kleine Schwester. Linda. Sie war vier Jahre jünger als ich. Und ich wusste überhaupt nichts mit ihr anzufangen. Und sie noch viel weniger mit mir.

Unsere Mutter monierte diesen Zustand immer wieder.

„Macht nichts, ich bin gerne Einzelkind“ antwortete Linda immer darauf, und nicht selten sprang sie kurz danach lachend und pfeifend im Zimmer umher. Sagen wir einmal: Meine Schwester und ich hatten keine Beziehung im üblichen Sinn. Wir tolerierten unsere Existenz. Und damit war es gut.

Jedes Jahr verbrachten wir zwei Monate in Australien. Danach flogen wir zurück nach Deutschland. Natürlich war Lisa für mich damit nicht aus der Welt. Wir schrieben uns wöchentlich elendig lange Briefe, in denen wir uns teilweise die Seelen offen legten. Das war mein Leben. Die ersten 14 Jahre.

Denn kurz nach meinem 14. Geburtstag wurde mein Vater immer unruhiger. Er wusste, dass es unseren Großeltern immer schlechter ging. „Sie planen die Farm zu verkaufen und in ein Altenheim zu gehen“ erklärte er kopfschüttelnd. „Sie schaffen die Arbeit nicht mehr. Sie brauchen Hilfe auf der Farm und bei der Bewirtschaftung des Betriebes“ sagte mein Vater immer. „Lisa´s Mutter hilft wo sie nur kann, aber um weitere Leute einzustellen, dafür wirft die Farm einfach viel zu wenig ab“. Nächtelang ging er in unserer Wohnung auf und ab, schien verzweifelt. Hilflos. Es ging so weit, dass er sich während des Semesters sogar einmal vier Wochen vom Unterricht freistellen ließ, um nach Australien zu fliegen, um seinen Eltern zu helfen. Und dann kam er zurück. „Sie... sie haben mir angeboten, mir die Farm zu überschreiben“ erzählte er, als wir im Familienrat zusammen saßen. Ich war Feuer und Flamme. „Wir ziehen nach Australien?“ „Das müssen wir diskutieren“ erklärte mein Vater. „Und jeder in der Familie hat dafür eine Stimme. Wir können nach Australien gehen und die Farm übernehmen. Oder sie verkaufen die Farm. Das sind die einzigen Optionen“ sagte er. Ich war begeistert. Meine Mutter schwankte.

„Wir müssten unser Leben hier komplett aufgeben“ meinte sie. „Natürlich, dort hätten wir ein großes Haus mit riesigem Grundstück, und nicht eine überteuerte Mietwohnung wie hier“ meinte sie. Wir diskutierten drei Monate lang, bis wir uns wirklich dazu entschlossen, mit dem Beginn der Sommerferien unsere Zelte in Deutschland abzubrechen und nach Australien zu ziehen. Zu unseren Großeltern. Zu Lisa. Zu meiner besten Freundin auf der Welt. Aber um gewisse Gerüchte zu entkräften. Nein, wir wussten keine Verurteilungen im Strafregister vorweisen können, damit sie uns in Australien Einlass gewährten. Der Verwandtschaftsgrad reichte völlig aus, um eine „Residence Card“ zu erhalten.

Wir kamen im Juli 2008 in Australien an. Wir bezogen das kleine Häuschen, das meine Großeltern schon vor zwanzig Jahren erbaut hatten, präventiv, falls eines der Kinder es einmal benötigte. So wie jetzt. Und dieses Häuschen hatten sie in den letzten Monaten gehörig renoviert. So hatten sie in der Dachkammer extra ein eigenes Zimmer geschaffen, das ich natürlich sofort mein Eigen nannte. Ein großes Zimmer, rundum vertäfelt mit Holz, ein großer Kasten, Fernseher und – ein eigenes Badezimmer. „Dürfen Lisa und ich hier einziehen?“ fragte ich etwas naiv, in dem Glauben, dass unsere Eltern dies zulassen würden.

„Ihr seid doch schon viel zu alt dafür, um euch ein Zimmer zu teilen“. Ich für meinen Teil, war darüber sehr enttäuscht. Ich hatte mir vorgestellt, nach Australien zu kommen, und hier einen ewigen Sommer zu verleben. Mit Lisa. Aber dem schoben meine Eltern einen Riegel vor. Warum, wusste ich damals noch nicht.

Dennoch fanden wir Mittel und Wege, um unsere Köpfe durchzusetzen. Lisa kam jeden Abend zu mir. Wir zogen uns zurück, schauten unsere Lieblingsserien auf DVD – eine Folge nach der anderen – sahen Filme zusammen, redeten viel. Es war einfach herrlich. Und eigentlich jede Nacht schlief Lisa irgendwann ein. Und ich kuschelte mich an sie.

Dennoch merkte ich, dass mit Lisa etwas nicht stimmte. Dass sie sich veränderte. Ich verstand damals nicht, warum sie beim gemeinsamen Rugby-Spielen, nicht mehr den Ball fangen wollte. Oder warum sie an gewissen Tagen total gereizt reagierte, wenn ich sie fragte, ob sie mit zum Schwimmen gehen wollte.

Oder warum sie sich plötzlich so oft mit Mädchen herumtrieb, sich mehr für einkaufen und Make-Up interessierte, als für Rugby, Fußball, Computerspiele und Filme.

Und dann passierte das, was unsere Beziehung zu einander nachhaltig veränderte

An einem Abend kam ich gerade, Schweißnass, von einem Rugby-Training nach Hause. Ich hatte mich absichtlich nicht geduscht, da ich die gut 10 Meilen vom Trainingszentrum zu uns nach Hause ohnehin mit dem Fahrrad fahren musste.

Völlig verschwitzt wollte ich mich rasch zu Hause im Bad abduschen. Und da ich mich alleine zu Hause wähnte, zog ich mich im Zimmer komplett aus und marschierte in eben diesem Zustand in mein Badezimmer.

Ohne mir etwas dabei zu denken, riss ich die Türe auf. Und hätte niemals damit gerechnet, dass Lisa genau die gleiche Idee gehabt haben könnte.

Denn sie stand plötzlich splitternackt vor mir. Und ich splitternackt vor ihr. Ich hatte Lisa, in dieser Entwicklungsstufe, noch nie zuvor nackt gesehen. Eigentlich hatte ich noch nie zuvor überhaupt ein Mädchen in diesem Alter nackt gesehen.

Ihre Brüste waren klein, aber schon sehr gut entwickelt, ihre Brustwarzen glichen kleinen Knospen, die kurz vor dem Erblühen waren. Ich stand da mit großen Augen und offenem Mund. Wir waren erstarrt. Beide. Nur ein Teil von mir, war es bedauerlicherweise nicht.

Denn eben dieser, mein kleiner Freund, freute sich dermaßen über diesen Anblick, dass er sofort eine Stehparade vollzog und kerzengerade empor stand.

Wie von der Tarantel gestochen fing Lisa plötzlich an zu kreischen und sich die Arme vor die Brust zu schlagen.

Und wie aus einem Reflex hinaus, fiel mir natürlich nichts besseres ein, als in diesem Moment ihre unbedeckte Vagina zu fixieren, die leicht behaart, mit kleinen versteckten Schamlippchen, zu sehen war.

Das sorgte gerade bei meinem kleinen Freund nicht gerade für Entspannung. Ich hatte so wenig Blut im Rest meines Körpers, dass ich nicht einmal Rot im Gesicht werden konnte. Obwohl mir die Situation äußerst peinlich war.

Lisa merkte dies sofort und zog eine Hand über ihr Geschlechtsteil.

„Verschwinde, raus da Du Perverser“ schrie sie mich an. Und bevor ich es realisierte, schmiss sie mit allen möglichen Gegenständen nach mir.

„Aber ich.. ich...“ versuchte ich zu stottern.

„Raus habe ich gesagt!!!“.

Und zwar so laut, dass man diesen Schrei bis in die Nachbarortschaft hätte hören müssen. Vorausgesetzt natürlich, wir hätten Nachbarn gehabt. Ich machte kehrt, und so schnell mich meine Beine trugen, verkroch ich mich in meinem Bett unter der Decke. Es war mir so peinlich und unangenehm. Obwohl, es mir eigentlich gar nicht unangenehm war. Das war das schlimmste an der ganzen Situation. Es war mir eher eine angenehme Erscheinung, und ich hoffte in diesem Moment sogar, dass ich dieses Bild nie wieder vergessen würde.

Lisa schlief in dieser Nacht nicht in unserem Zimmer. Erst am nächsten Abend kam sie kurz vorbei:

„Meine Mama findet es nicht gut, dass wir weiterhin ein Zimmer teilen. Sie sagt, wir sind zu alt. Ich soll wieder in meinem eigenen Zimmer schlafen, sie sagt, das ist besser“ erklärte sie mir.

Packte ihre Sachen und war fort. Lisa distanzierte sich noch mehr. Sie sprach kaum noch mit mir, wenn, dann eher über belanglose Dinge, und immer relativ kurz angebunden.

Jedes Mal, wenn sie mich in ihrer Nähe sah, ging sie sofort weg. In der Schule. Zu Hause. Und ich konnte nichts machen. Aber zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie Mädchen denken, und was ihr Verhalten bedeutet. Gut, ich weiß es heute auch noch nicht. Das Mystherium der Frauen könnte vermutlich nicht einmal ein Wissenschaftler erklären. Mir war es aber eigentlich auch egal. Ich war verletzt und hilflos. Und Lisa fehlte mir.

Auf der anderen Seite, machte ich auch einige Veränderungen durch. Und ich muss sagen – in diesem Alter, und nach einigen Wochen, genoss ich es so richtig, ein eigenes Zimmer zu haben.

Denn ich hatte etwas ganz nettes gelernt, und diesem Hobby konnte ich – dank eigenem Zimmers – uneingeschränkt nachgehen. Und ich muss wirklich sagen. Zwei Jahre lang betrieb ich dieses Hobby als Hochleistungssport. Ohne von jemanden dabei gestört zu werden.

Zudem hatte ich mich in Kirsten verliebt, mit der ich meine ersten, kleinen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht machen konnte. Wir knutschten viel, hielten uns, berührten uns. Dennoch stellte Kirsten von Anfang an klar, dass sie mit den „drei großen Buchstaben und was so dazu gehört“ warten wollte, bis sie 18 war.

Kirsten war es wert zu warten. Dachte ich damals zumindest. Auf der anderen Seite fanden wir es auch überaus belustigend, dass jedes Mal – wenn Kirsten mich besuchen war – eines meiner Elternteile im Stundentakt mit einem Vorwand in mein Zimmer kam, um zu überprüfen, ob wir nicht zu weit gingen. Kirsten und ich lachten uns halb tot.

„Warte Kirsten, warte. In fünf, vier, drei, zwei, ein“ sagte ich, und wir vernahmen ein Klopfen. Und dann stand mein Vater im Raum, weil er den tropfenden Wasserhahn kontrollieren wollte.

„Ich verstehe das nicht, deine Mutter hat gerade zu mir gesagt, er sei kaputt. Naja, werde ich sie fragen, was sie da schon wieder gemeint hat“.

Nur damit eine gute Stunde später meine Mutter zur Tür herein kam.

„Hat Dein Vater den Wasserhahn schon repariert, oder tropft er noch? Er tropft gar nicht? Komisch, was der immer erzählt“.

Oder mein Vater wollte die Glühbirnen kontrollieren, das Fenster schmieren, wollte plötzlich wissen, was im Internet ein Cookie sei, oder meine Mutter brachte die gebügelte Wäsche nach oben oder fragte einfach, ob wir Hunger oder Durst hätten.

Die Ideen, die meine Eltern in dieser Sache hatten, schienen ihnen nie auszugehen. Und kaum waren sie draußen, wussten Kirsten und ich, dass wir wieder eine Stunde für uns hatten, um uns zu küssen, zu streicheln und nett zu einander zu sein.

Drei Jahre waren seit dem „Vorfall“ zwischen Lisa und mir vergangen. Und unser Verhältnis hatte sich in dieser Zeit nicht normalisiert. Wir behandelten uns wie Fremde. Selbst zu meiner kleinen, improvisierten Geburtstagsfeier in der Schule, kam Lisa nicht.

Mein 18. Geburtstag. Unsere Schule war zum zweiten Mal hintereinander Fußballmeister von Queensland geworden. Und ich, als deren Kapitän, hatte meinen Teil dazu beigetragen.

Kirsten hatte mir einen Geburtstagskuchen gebacken und schenkte mir ein hübsch eingerahmtes Bild von uns beiden, auf dem „Ich liebe Dich“ stand. Dies hing ich sofort in meinem Zimmer auf.

Als wir Abends im Familienkreis zusammen saßen, bei meinem Lieblingsessen, ich meine Geschenke auspackte und wir uns alle auf die Geburtstagstorte stürzten, nahm das Leben aber wieder eine Wendung, mit der ich gar nicht mehr gerechnet hatte.

Wie aus heiterem Himmel kam Lisa auf mich zu. Etwas schüchtern und ohne mir wirklich in die Augen zu sehen, überreichte sie mir ein kleines Päckchen. „Es, es ist nichts besonderes, nur eine Kleinigkeit“ sagte sie und schaute an mir vorbei. „Danke Lisa“ stammelte ich mit halb heiserer Stimme hervor. Ich machte das Geschenk vorsichtig auf, legte das Geschenkpapier auf die Seite. Es war eine DVD. Ich lachte. Es war der Film, den ich mir letztes Jahr unbeindgt im Kino ansehen wollte. Ich weiß noch ganz genau, wie ich Lisa damals wochenlang versucht hatte zu überreden, sich den Film gemeinsam mit mir anzusehen. Denn wir hatten auch schon den Vorgängerfilm gemeinsam gesehen und waren begeistert davon gewesen. Nur Lisa lehnte damals ab. Sie lehnte damals ab, obwohl wir beiden wussten, dass der Film ihr gefallen würde. Und Kirsten war für diese Art von Film nicht zu begeistern. Und heute hatte mir Lisa diesen Film geschenkt. Auf DVD. Sie hatten ihn mir überreicht. Eingepackt in Geschenkpapier. Sie hatte ihn mir nicht um die Ohren geschmissen. Sie hatten ihn mir nicht nachgeworfen. Sie hatten ihn mir freundlich und verpackt übergeben. Alleine dies, war das schönste Geschenk für mich.

„Du.. Du hast mich damals tausend Mal gefragt, ob ich mir den Film mit Dir im Kino anschauen möchte“ sagte sie etwas verlegen und grub mit ihrem Fuß ein imaginäres Loch im Fußboden.

„Weiß ich noch, ja“ sagte ich etwas abweisend.

„Naja, ich habe mir gedacht... willst Du Dir den Film mit mir gemeinsam ansehen?“ fragte sie mich.

Ich war überrascht. Erstaunt. Ich machte große Augen. Drei Jahre lang hatte sie kaum mit mir geredet und jetzt wollte sie plötzlich wieder mit mir eine DVD sehen? Ich zuckte nur mit den Schultern.

„Willst Du oder nicht?“ fragte sie genervt.

„Gut, gehen wir ins Wohnzimmer, vielleicht will Papa den Film auch sehen?“ kam es von mir nur kurz. „Nein, ich... ich dachte... wir könnten vielleicht rauf in Dein Zimmer gehen und uns den Film zu zweit ansehen. Also... wie früher...“.

Ich musste schmunzeln. Trotzdem willigte ich ein.

„Gehen wir“ sagte ich. Und wie früher, verkrochen wir uns gemeinsam unter meiner Decke, lagen zusammen im Bett – anfangs etwas distanzierte, dann doch wieder enger - und ließen den Film laufen.

„Ich finde es schön, dass wir das machen“ flüsterte Lisa plötzlich zu mir. Ich nickte. Sie lachte mich an. Und ich lächelte zurück. Ich fuhr ihr mit der Hand durch ihre langen, brauen Haare.

„Das mag ich“ sagte sie leise und in eben dieser Tonart kam plötzlich ein... „Todd“... aber ich wollte nicht, dass sie etwas sagte. Ich wollte nicht, dass dieser Moment zerstört wurde. Ich wusste, was sie sagen wollte, und das war mir genug.

„Mach mal auf stopp“ meinte sie dann. Ich tat es. Ich blickte sie an. Sie sah mich an.

„Ich... ich wünsche Dir alles Gute zum Geburtstag Todd“ stotterte sie plötzlich heraus. Ich lachte verlegen.

„Du hast mir gefehlt Todd“ sagte sie schließlich. Und dann passierte etwas, womit ich niemals gerechnet hätte. Was unerwartet kam. Und mich wie ein Blitz traf

Lisa kam plötzlich viel näher, fasste mir mit einem Finger an das Kinn und küsste mich. Sofort fuhr ein Kribbeln durch meinen gesamten Körper, bis hinunter zur kleinen Zehe, mit seinem Epizentrum direkt in meinem Magen. Ich weiß nicht, wie lange wir uns küssten.

Es war vielleicht nur ein Augenblick. Vielleicht war es auch eine Minute. Ich verlor während des Kusses sämtliches Zeitgefühl. Es war das schönste Gefühl, das ich in den letzten Monaten, fast sogar Jahren, eigentlich, in meinem gesamten Leben, erlebt hatte.

Und ich war traurig, als sich unsere Lippen wieder von einander lösten. Wir atmeten beide schwer. Keiner sagte ein Wort. Wir waren beide überwältigt von diesem Gefühl.

Wir hatten beide Tränen in den Augen. Wir wollten uns beide noch einmal küssen, doch hatten wir auch Angst, dass ein zweiter Kuss diese Magie nicht mehr hätte wiedergeben können. Als ich endlich einen Versuch unternahm, hielt sie mir ihre Hand vor den Mund und gab nur leise ein „Nein“ von sich.

„Später, jetzt will ich nur kuscheln“. So wie früher nahm ich Lisa in den Arm und sie schmiegte sich fest an mich. Wir ließen den Film in dieser Position weiterlaufen. Bis Lisa eingeschlafen war. So wie früher.

Kommentare


bobesch1958
dabei seit: Okt '11
Kommentare: 2
schrieb am 07.05.2015:
»Das schreit nach baldiger vortsetzung«

isi05
dabei seit: Nov '02
Kommentare: 36
schrieb am 07.05.2015:
»Ein wirklich gelungener Anfang, hoffentlich geht's bald weiter.«

Koulouras
dabei seit: Jul '15
Kommentare: 4
schrieb am 10.07.2015:
»Ehrlich gut erzählt und flüssig geschrieben. Schade für jeden der so einen Moment nie kennenlernte, die Geschichte bietet Trost dafür.«

Ossi2001
dabei seit: Aug '01
Kommentare: 134
schrieb am 20.05.2016:
»Wunderschön geschrieben. Nur leider wird es wohl nichts mit einer Fortsetzung, oder? Dieser Teil ist jetzt schon 1 Jahr online - und kein zweiter Teil in Sicht? Schade. Oder habe ich den nur nicht gefunden?«


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