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Kommentar: 1 | Lesungen: 469 | Bewertung: 7.22 | Kategorie: SciFi, Fantasy, History | veröffentlicht: 11.04.2022

Herrscher der Fantasy-Welt (Kapitel 1 bis 9)

von

Kapitel 1 – Das Treffen

Immerhin hatte er überhaupt geantwortet. Vom westlichen Stadtrand aus war es zu diesem Treffpunkt nicht sehr weit gewesen. Doch ich erwartete mir nichts. Nur dieses gewisse Gefühl in meiner Magengegend sagte mir, dass ich mir Großes erwarten sollte. Auch schwitzten meine Hände wahrscheinlich nicht nur wegen des schwülen Wetters.

Eine Straße zweigte ab, die wohl dort vorne am Waldrand endete. Dieses Gefühl wurde für einen Moment stärker, als ich den Straßennamen las. Hier und ein Stück weiter, hatte er gemeint. Es waren noch mehr als zehn Minuten bis zur vereinbarten Zeit, und ich sah mich um. Die Wohnhäuser verfügten alle über einen großen Garten. Was, wenn er mich von einem Fenster aus beobachtete? Ich hätte ebenfalls niemand meine genaue Hausnummer verraten.

An einer schattigen Stelle sah ich nochmals nach der Zeit, und es waren noch drei Minuten. Es wurde immer klarer, dass er nicht auftauchte. Sollte unser Treffpunkt doch das Ende der Straße direkt am Waldrand sein? Sollte ich ihm noch eine Nachricht schreiben und fragen? Dieses Bauchgefühl wandelte sich in eine andere Richtung und sagte mir, dass ich das nicht machen sollte. Höchstens der Form halber einige weitere Minuten warten. Niemand war hier, schon gar niemand, auf den die Beschreibung passte. Eine, bei der mir recht heiß geworden und wo das kribbelige Gefühl geblieben war.

Was hatte ich mir wirklich erwartet? Dass mich jemand mit einem süßen Lächeln begrüßte und sich wenig später um meine männliche Anspannung kümmerte? Das auch gern öfters machen wollte, während wir an einem lauen Sommerabend herumlagen? Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und spürte, wie sich dieses Drücken oder Kribbeln von Sekunde zu Sekunde löste. Der leichte Wind ließ die Blätter der Bäume dort vorne rascheln. Ein anderes Gefühl erfasste mich. Eines, das mich in Richtung Wald zog. Konnte er tatsächlich diese Stelle gemeint haben? Egal. Ich hatte mir nichts erwartet und war nicht enttäuscht worden.

Ein schmaler Wanderweg führte vom Ende der Straße aus in den Wald hinein. Was auf dem Wegweiser stand, konnte ich nicht lesen. Er schien uralt zu sein, und ich fühlte die raue, verwitterte Oberfläche. Bereits nach einigen Metern ließ die Schwüle des Tages deutlich nach, oder es kam mir so vor. An manchen Stellen schaffte es grelles Sonnenlicht auf den Waldboden, und ich ging weiter. Schließlich hatte ich den ganzen Tag Zeit.

Irgendwie veränderte sich das Licht. Je nachdem, wie ich die Hände vor das Gesicht hielt, um mich vor der direkten Sonnenstrahlung zu schützen. Dieses Gefühl, ungefähr wie bei meiner Anreise, kam wieder auf. Ein Schauer lief über meinen Rücken. Wenn ich mich ein wenig konzentrierte, schien sich wirklich alles zu verändern. Klar, und die richtigen Lottozahlen würden mir auch gleich einfallen.

Der Wald lichtete sich, und alles endete erst einmal an einem Abhang. Sollten von hier aus nicht Häuser zu sehen sein? Oder eine Straße? Stattdessen tat sich vor mir ein weites Tal auf, das von bewaldeten Hügeln umgeben war. Ich hatte keine Lust, auf dem Plan nachzusehen. Absolut niemand war hier – und diese Stelle dort drüben, von dichtem Grünzeug umgeben, war sicher kaum einsehbar.

Einige Male hatte ich bereits allein mitten im Wald getan, was mir nun vorschwebte. Wäre dieser Typ aufgetaucht, hätte ich das in diesem Moment vielleicht mit ihm gemacht. Schnell sah ich nach links und rechts und fühlte durch den Stoff meiner kurzen Hose, was sich dort gerade tat. Ach, wenn schon, dann gab es sicher noch bessere Stellen. Noch besser, ich ging zurück und sah mich zuhause ganz gemütlich nach Alternativen um. Nach Leuten, die sich vernünftig anhörten und wo ich das Gefühl verspürte, dass sie tatsächlich beim Treffpunkt auftauchten. Nicht nach solchen, die spannend klangen und mit einem schlichten „Nein“ auf die Frage nach ihrem Interesse an mir antworteten.

War es nicht hier gewesen? Ein leicht kühler Luftzug traf mich, und nur in diesem T-Shirt fühlte es sich in diesem Moment fast zu kalt an. Aber nur fast. Ich bog in eine Abzweigung, die anscheinend in die richtige Richtung führte. Nach einigen Metern begannen grobe, abgerundete Steine den Boden zu bedecken. Noch deutlich größere waren mit Moos bewachsen und begrenzten den Weg auf beiden Seiten. Ich hatte im Moment wirklich keine Ahnung, wo ich war. Da meldete es sich wieder, dieses Bauchgefühl.

Nach einem leichten Anstieg tauchte auf einer Seite eine Mauer aus kleineren Steinen auf, mit der eine steile Böschung verbaut war. Sah zumindest nicht so aus, als wäre das natürlich entstanden. Obwohl es noch nicht so spät sein sollte, kam es mir dämmrig vor. Ich wollte nach der Zeit sehen – aber mein Smartphone hatte sich abgeschaltet. Der Akkupack in meinem Rucksack sollte voll sein, aber mit diesem tat sich ebenfalls nichts. Somit fiel auch die Möglichkeit flach, auf dem Plan nachzusehen. Das Gefühl in meinem Magen verstärkte sich weiter.

Ich ging schneller, rannte fast, kam erneut zu dieser Stelle mit der Aussicht. Hier müsste es doch zurück auf diese Straße gehen – ging es aber nicht. Was zum …? Meine Atmung beschleunigte sich, ich schloss kurz die Augen, blickte nach oben in die Baumkronen. Ganz ruhig, noch einmal überlegen. Bilder bauten sich in mir auf, wie manchmal im Halbschlaf. Der Weg aus groben Steinen setzte sich darin fort, nur war er nun von hohem Gras und irgendwelchen Blumen umgeben. Im Hintergrund ragten schroffe, felsige Berge hunderte Meter in die Höhe. Ich schreckte auf, weil ein Geräusch die fast völlige Stille störte.

Nichts war da, nicht vor mir, hinter mir und auch kein Vogel oder sonst etwas über mir. Ein enges Gefühl im Hals sollte mir die Luft abschnüren, ein Kribbeln sich durch meine Arme und Beine ziehen. Aber das geschah nicht. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich war einen halben Kilometer gegangen und hatte mich verlaufen? Sollte ich hier übernachten oder was? Die kleine Mulde mit dem Moos und den Farnen fiel mir auf. Klar. Ganz ruhig, ganz ruhig – und da waren die Geräusche wieder.

Diesmal hörte ich Schritte und zuckte zusammen. Aber vielleicht konnte ich fragen, wie ich zurückkam. Jemand drückte einige Zweige zur Seite und trat hervor. Es war … ein eher großer Mann mit langen und trotz seines jüngeren Alters eher schwarzgrauen Haaren. Und ein paar roten Strähnen? Bei seiner Kleidung blieb mir kurz der Mund offen. War das ein Trachtenanzug? Nein, sah ziemlich … alt aus. An seinem Gürtel suchte ich … ein Schwert, aber da war keines.

Augenblicklich erstarrte auch er, nachdem er mich bemerkt hatte. Nur ganz leicht schienen seine Finger zu zittern, sein ganzer Körper, während das bei mir irgendwas verhinderte. Ja, etwas lag auf einmal in der Luft. Vielleicht schon die ganze Zeit, und nun spürte ich es deutlicher. Er sah mich ganz genau an, ganz langsam von oben bis unten, und sagte nichts.

„Äh, hallo, guten Tag“, sprach ich ihn an. „Wissen Sie vielleicht, wo hier …“


„Ihr seid es tatsächlich“, unterbrach er meine halblaute Frage, und dieses leichte Zittern schwang in seiner Stimme mit. „Wir hatten nach all der langen Zeit Erfolg.“


„Ja, aber, Moment … wer bitte?“


„Entschuldigt mein unvermitteltes Auftreten, mein Herr, aber … es … ist so eine Ehre, nach all der Zeit …“

Ich nutzte das Schweigen, um ihn näher zu betrachten. Er wirkte eher schlank und war unter der Kleidung wahrscheinlich trotzdem von kräftigem Körperbau. Sagte mir das nur sein Gesicht? Seine Hose hatte eine dunkle, moosgrüne Farbe, das Hemd oder was das war eine hellere. Beinahe musste ich beim Gedanken daran lachen, dass das dieser Typ sein könnte. Aber die Beschreibung passte nicht wirklich. Und warum redete er so, wie er redete? Was war an mir so besonders? Noch immer war es fast still. Eine Mischung aus diesem leichten, nun wieder wärmeren Luftzug und dem Duft des Waldes erfüllte die Umgebung.

Jetzt gab es zwei Möglichkeiten: Ich war in ein Zeitportal geraten – klar. Oder jemand trieb einen sehr großen Aufwand, ein Spiel mit mir zu spielen. Das Gesicht dieses Mannes verzerrte sich immer noch nicht, schien nicht etwa ein Lachen unterdrücken zu wollen. So ein Kostüm ließ sich wohl wo ausborgen, aber dann musste er auch ein guter Schauspieler sein. Doch wahrscheinlich war er keiner. Vielleicht … sollte ich mich einfach am Deutsch früherer Jahrhunderte versuchen.

„Äh“, begann ich, „so sprecht, wer seid Ihr und was ist mit der langen Zeit?“


„Ich“, antwortete er und schnappte schnell nach Luft, „bin der Abgesandte. Bitte entschuldigt die Eile, doch ich ersuche Euch, mich zügig zu begleiten.“


„Wohin begleiten?“


„Ihr wisst es also noch nicht?“


„Was soll ich wissen?“


„Auch wir hätten bei Euch … ein etwas anderes … Auftreten erwartet. Doch bitte habt nun die Güte, mir zu folgen.“


„Ja, also …“

Dieser Abgesandte drehte sich halb zur Seite und wandte sich wieder dem verwachsenen Weg zu, von wo er erschienen war. Wer waren die? Die hatten ihn ausgeschickt, um nach mir zu suchen? Warum war es wichtig und so eilig? Seine Gesichtszüge veränderten sich ein wenig. So, als … würde er mir jeden Wunsch erfüllen, wenn ich nur mitkommen würde. Klar – und meine Gedanken meldeten sich zurück. Er sah für mich aber nicht wie jemand aus, der schnell und einfach so im Gebüsch jemand befriedigen wollte. Das war wahrscheinlich auch gut so. Etwas länger als notwendig sah ich ihm direkt in die Augen, zuckte mit den Schultern und machte einen Schritt auf ihn zu. Ich merkte bei ihm ein starkes Ausatmen, und er hielt für mich die Zweige zur Seite.

Kapitel 2 – Die Ersatzstadt

Der Duft des Waldes hatte sich weiter verändert. Vielleicht lag es daran, dass die Eichen und Buchen zunehmend von anderen Bäumen abgelöst wurden. Sie sahen knorriger aus, und da und dort bemerkte ich Pilze in unterschiedlichen Farben. Jene der Blüten am Rande des Weges erschienen mehr leuchtend. Er war breiter geworden, und einzelne Stellen mit diesen Steinen erinnerten mich an eine antike römische Straße.

Vielleicht beruhigte mich der Anblick dieses Mannes zwei Meter vor mir. Immer wieder drehte er sich um und wollte sich offenbar vergewissern, dass ich noch hinter ihm ging. Konnte es doch der sein, den ich hatte treffen wollen? Dann zog er hier aber sehr viel ab, und seine Selbstbeschreibung war sehr fantasievoll gewesen. Ich bemerkte, dass sich während meiner Gedanken eine Art Schleier über mich legte. Ungefähr wie jener, wenn ich zu schnell aufstand und es für einige Sekunden beinahe schwarz wurde.

Ich blieb kurz stehen, hielt mich an einem Baumstamm fest. Die Rinde war nicht einfach nur rau, sondern fühlte sich … feiner strukturiert an. So, also konnte ich beeinflussen, was ich genau mit meinen Fingern spürte. Das Gefühl ging in jenes über, völlig klar und scharf sehen zu können. Das Gegenteil von angestrengten Augen. Dabei schien das Tageslicht rasch zu verschwinden.

Mein Beschützer, wenn er es war, war ebenfalls stehengeblieben. Wahrscheinlich wollte er gerade fragen, ob es mir gut ging. Ich versuchte diesen Gedanken zu verdrängen, meinen Handrücken auf seine Haut zu legen. Ob sie so weich war, wie sie aussah? Lieber bemühte ich mich, ihm ein verhaltenes Lächeln zuzuwerfen, und setzte mich wieder in Bewegung.

„Wo gehen wir hin?“, fragte ich.


„In die Ersatzstadt. Es ist nicht mehr weit.“

Sofort wollte ich fragen, was er meinte. Doch ich beschloss, mich überraschen zu lassen. Fragen konnte ich am Ziel immer noch stellen. Der Weg vollführte eine leichte Biegung entlang eines sanften, besonders dicht bewaldeten Berghanges. Auch hier gab es eine Mauer aus kleinen Steinen – und jemand war damit beschäftigt, etwas daran herumzubauen. Der Abgesandte warf ihm einen grüßenden Blick zu, oder eher umgekehrt, und ich sagte ebenfalls nichts.

Vor uns tat sich eine etwas größere Lichtung auf. Das hohe, saftig grüne Gras bewegte sich dann und wann im Wind. Er ging weiter – und ich bemerkte ein größeres Zelt. Dunkelrote und schwarze Flächen wechselten sich ab, und es schien fest wie eine Mauer und vom leichten Luftzug unbeeindruckt dort zu stehen. Dieser Mann setzte seinen Weg fort, und noch viel mehr Zelte waren dort aufgebaut. Einige in einem tiefen Schwarz, andere schienen aus hellgrauem, dunklem Stoff zu sein. Sie standen so, dass sich kleine Gassen und Plätze bildeten. Die Ersatzstadt? Ersatz wofür?

Einige Leute gingen auf und ab oder irgendwelchen Tätigkeiten nach. Manche davon waren ähnlich wie der Abgesandte angezogen. Andere trugen so etwas wie ein weites T-Shirt und ein großes Umbindetuch, das von einem breiten Gürtel gehalten wurde. Auch diese bunten Blumen fielen mir wieder auf, und ihre Farben schienen noch mehr zu leuchten. Als hätte jemand den Kontrast hinaufgedreht.

Nach und nach kamen immer mehr von den Leuten näher. Der Abgesandte stand mir gegenüber, atmete tief und ruhig und sah sich um. Er nahm mit jemand Blickkontakt auf, der ebenfalls gerade in unsere Richtung lief. Sein Gesichtsausdruck, der die ganze Zeit recht gefestigt gewirkt hatte, verzog sich nun ein wenig.

„Die Vorbereitung wird noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen“, erhob er seine Stimme. „Doch habt die Güte, mein Herr, in der Zwischenzeit unser höchst geschätzter Gast zu sein.“


„Ja, aber …“

Er blickte auf ein großes, eckiges Zelt, das mehr am Rand dieser Ersatzstadt aufgebaut war. Vielleicht bestand die Plane aus grobem Stoff, aber sie sah so aus, als würde sie auch einem größeren Regenschauer oder Sturm standhalten. Die Anwesenden wichen zurück, als ich einen Schritt darauf zu machte. Der Abgesandte ging voraus, und ich folgte ihm. Er hielt die schwere Zeltplane für mich auf – und drinnen schien es heller als draußen zu sein.

Das hier sah mehr wie ein großes Bett als eine Campingmatte aus, nur dass es ebenfalls direkt auf dem Boden lag. Stoffbahnen in unterschiedlichen, leuchtenden Farben hingen von oben herab und unterteilten den Raum. Leuchteten sie so sehr, dass es hier ausreichend hell war? Irgendwelche Lampen fielen mir nicht auf. Mein Mund sollte offen stehen und meine Augen weit aufgerissen sein – aber ich sah mich erst einmal hier um.

Der Abgesandte stand immer noch am Eingang und es sah so aus, als wartete er auf etwas. Klar, vielleicht auf ein Trinkgeld wie ein Angestellter eines Hotels. Aber die wollten doch etwas von mir – und außerdem waren sie bis jetzt sehr freundlich und nicht bewaffnet gewesen. Was war wahrscheinlicher – intensiv zu träumen oder in ein Spiel geraten zu sein? Ich schloss für einen Moment die Augen und nahm mir vor, meine Fragen auf später zu verschieben. Zuhause erwartete mich niemand und wichtige Termine hatte ich ebenfalls keine.

„Bitte lasst es mich umgehend wissen, falls wir Eure Wünsche nur unzureichend erfüllen.“


„Ja, das kann ich gern machen, aber …“

Fast wollte ich ihn fragen, was hier nun tatsächlich gespielt wurde. Doch ich bemerkte nur noch seinen direkten Blick, bevor er sich umdrehte und sich zurückzog. Als wäre er mehr von mir beeindruckt als ich von ihm und dieser Sache hier. Was wollten die nur von mir? Ich stellte meinen Rucksack ab und sah mich genauer um. Auf der anderen Seite schien ebenfalls ein Ausgang zu sein.

Ich schob die Zeltplane zur Seite und blickte auf eine Fläche zwischen dem Zelt und dem Waldrand. Niemand war hier, es war dunkel, und nur von der anderen Seite her drangen einige gedämpfte Geräusche zu mir. Eine Art Überdachung führte zu einem kleineren Aufbau dort drüben. Klar, vielleicht auch noch ein eigenes, privates Bad.

Jemand schien am vorderen Eingang zu sein, sich vorsichtig zu räuspern, um sich bemerkbar zu machen. Vielleicht würde er mir nun doch sagen, was hier los war. Was das alles hier sollte. Ich schritt hinüber – und sah eine Frau dort stehen. Wie sah die bitte aus? Sie hielt etwas in der Hand – was zu essen für mich?

„Ist es mir erlaubt?“, fragte sie und machte nur einen halben Schritt in meine Richtung.


„Äh, ja.“

Sie trat ein und stellte einige Sachen auf eine kleine, erhöhte Fläche ab. Einen Becher und einen Teller, wohl ebenfalls aus Metall. Zuerst warf sie mir einen Blick so wie der Abgesandte zu – dann lächelte sie kurz und wurde sofort wieder ernst. Sie trug eine Art dunklen Rock – der vorne offen war. Was trotzdem ihren privaten Bereich verhüllte, war entweder aus glattem, grauem Stoff oder aus Metall. So sah es auch an ihrem Oberkörper aus.

Sie blieb in der Nähe des Eingangs und spazierte langsam auf und ab. Als ich einen näheren Blick auf die Sachen warf, blieb sie stehen. Sah wie etwas aus, das ich essen würde. Gegrilltes Gemüse oder so, Fladenbrot und eine leuchtend rot wirkende Sauce?

„Für mich?“, fragte ich. „Oh, danke!“

Außer mit einem neuerlichen kurzen Lächeln reagierte sie nicht darauf, und ich probierte von dem Abendessen. Diese Sauce war nicht scharf, sie war würzig. Irgendwie hatte es mir der Duft schon angekündigt. Heiß wurde mir dennoch, und ein starkes Kribbeln zog sich durch meinen Mund. Diese Frau plante offenbar nicht, zu gehen. Noch einen Schritt machte sie auf mich zu und beugte sich zu mir hinab. Meine Atmung wurde irgendwie schneller.

Schnell probierte ich von dem Getränk, das nach klarem Wasser aussah. Trotzdem bemerkte ich ein starkes Prickeln, fast wie das auf meiner Haut. Zuerst schmeckte es ein bisschen nach Weißwein, dann … nach Tonic? Ich nahm einen weiteren Bissen, und sie kam noch näher.

„Ich bin hier, um Euch Vergnügen zu bereiten“, hauchte sie beinahe.

Sofort verschluckte ich mich, hustete und bekam wieder Luft. Trotzdem atmete ich schneller – und warf wieder einen Blick auf sie. Auch ihre Haarfarbe war ungefähr wie die des Abgesandten, inklusive der roten Strähnen. Vielleicht war das hier in Mode – und die Vorstellungen von Gastfreundschaft ziemlich umfassend. Wenigstens hatte sie nicht „Mein Herr“ gesagt.

Sie saß nun direkt neben mir auf den gefalteten Stoffbahnen auf dem Boden. War sie angespannt oder ich? Wollte sie gerade ihre Hand auf meine Schulter legen, oder wartete sie einfach auf eine Reaktion von mir? Ich wusste, dass ich auch mit Frauen konnte, und manchmal konnte mich eine ein wenig kribbelig machen. Aber …

„Ja, das ist alles nett und so“, sprach ich sie an und legte eine Hand auf ihre, „aber ich glaube, das … ist jetzt nicht … so passend.“

Fast augenblicklich sprang sie auf, stellte sich wieder zum Ausgang und sah mich an.

„Es herrschte leichte Unklarheit bezüglich Eurer Präferenzen“, sprach sie nun ein wenig lauter, „aber … ich kann für eine Behebung dieses Missgeschicks sorgen. Bitte entschuldigt vielmals, mein Herr!“

Kurz warf sie mir noch dieses Lächeln entgegen, um dann die schwere Zeltplane zur Seite zu schieben und zu verschwinden.

„Aber warte einen Moment!“, rief ich ihr fast nach. „Wartet, meine Dame … wie auch immer.“

Meine Stimme wurde immer leiser, und ich sprach es kaum noch aus. Wenigstens konnte ich nun wieder ruhiger atmen und machte mich an den Rest des Abendessens. Dafür blieb ein leichtes Drücken in meinem Magen, und es lag nicht am Essen.

Das fließende Wasser dort draußen war wärmer als gedacht. Ich kehrte nur in ein großes, weiches Tuch gewickelt zurück. Klar, ich war mir bis heute vielleicht nicht ganz sicher, wie meine Vorlieben genau aussahen. Aber das ging doch nicht, mich einfach so mit einer Frau zu vergnügen, die jemand dafür zu mir geschickt hatte. Vielleicht, wenn ich sie ein bisschen gekannt hätte, sich die richtige Stimmung dafür ergeben und …

Erneut hörte ich ein lautes Räuspern beim vorderen Eingang, und diesmal klang es anders.

„Darf ich bitte?“, fragte eine männliche Stimme. „Ich bin hier, um …“

Ich kontrollierte nochmals, ob dieses umgebundene Tuch wirklich saß, bevor ich zum Eingang hetzte. Beinahe stolperte ich, bevor ich nachsah, wer da war.

„Oh, danke, mein Herr“, sprach er mich an und ließ seinen Blick schnell von oben bis unten über mich schweifen. „Unglaublich, Ihr seid es tatsächlich, Marcellus? Oder wie lautet nun Euer Name?“


„Äh, ja, an sich ja.“

Es war zumindest der Künstlername, den ich zuletzt und auch für dieses geplante Treffen verwendet hatte. Ein starkes Kribbeln erfasste mich, vielleicht deshalb, weil sein Oberkörper komplett nackt war. Nun ja, bei mir genauso. Wahrscheinlich war er vor ein paar Jahren erwachsen geworden. Bei einem genaueren Blick auf seine Bauchmuskeln blieb mir kurz die Luft weg. Seine Haare waren tiefschwarz, und er lächelte mich nun direkt an.

„Oh, und wenn ich das sagen darf“, setzte er fort, „ich finde diesen Kult nicht so gut. Ich finde, wir sollten …“


„Ja?“


„… ein wenig lockerer sein, privater.“


„Oh, das ist gut, kein Problem … setz dich ruhig dort hin.“

Toll, ich hatte zu diesem Bett geblickt – und er bewegte sich darauf zu. Mit einer Hand stützte er sich dort ab und setzte sich an die Kante. Mein Puls hatte sich deutlich erhöht, und ich blieb erst einmal dort stehen, wo ich war.

„Haben die dich auch geschickt …“, begann ich langsam, „um … mir Vergnügen zu bereiten?“


„Exakt so ist es.“


„Ja, gut, aber ich kann doch nicht …“


„Jetzt wird es aber schwierig“, änderte sich seine Stimme, und er blickte auf. „Also was … deine … Präferenzen angeht.“


„Oh, das ist schon in Ordnung“, entgegnete ich sofort. „Ich hätte auch mit … deiner Kollegin, aber …“

Erneut lächelte er, strahlte, und diesmal hatte er eine Hand an seine Brust gelegt. Auch ich versuchte so wie er zu lächeln und trat näher. Langsam beugte ich mich nach unten, und er machte mir sofort Platz. Nur ein bisschen streifte ich an seinen Händen.

„Kannst du mir bitte erklären“, fragte ich ihn, „was die alle von mir wollen? Was ist so toll an mir? Ich meine, ich schaffe es nicht einmal, dass sich Leute mit mir treffen wollen, und …“


„Wir haben so lange versucht, dich zu finden. Du hast wirklich nie etwas gespürt?“


„Was soll ich gespürt haben? Und warum … heißt es überhaupt Ersatzstadt?“


„Weil unsere Hauptstadt besetzt ist.“


„Oh, aber … darf ich etwas sagen?“


„Aber natürlich steht dir das frei.“


„Genau jetzt spüre ich schon etwas.“

Sein Mund stand offen, und er drehte den Kopf langsam zu mir. Genauso langsam wanderten seine Hände auf meine Oberschenkel, oder eher auf das Tuch, das sie halbwegs verhüllte. Wenn es so weiterging, konnte es bald nicht mehr viel verbergen.

„Was ich sagen wollte“, setzte ich fort, „ich kann doch nicht … also die schicken dich einfach so zu mir und …“


„Aber es wäre mir eine sehr große Ehre!“, unterbrach er mich und zog die Hände nicht wirklich weg.

Meine Atmung war immer noch schnell und mein Puls sowieso. Ein Zucken fuhr nicht nur durch meine männliche Ausstattung, sondern durch meinen ganzen Körper. Die Beschreibung von dem, der sich mit mir treffen hatte wollen und nicht aufgetaucht war, passte auf ihn! Wie er ungefähr aussah, sogar die Haarfarbe. Auch dieses Gefühl, das mich an diesem Vormittag erfasst hatte, war ziemlich gleich.

„Darf ich nur ein bisschen?“, fragte ich ihn und ließ meine Hände über seinen Schultern schweben.


„Aber natürlich …“


„Ja, ich weiß“, unterbrach ich ihn.

Seine Haut fühlte sich weich und völlig glatt an. Schmierte der etwas drauf? Fühlte sich aber nicht ölig an. Ich konnte auf einmal nicht anders, als auch seinen Rücken zu erkunden. Waren da von Natur aus überhaupt keine Haare? Langsam strich ich die Wirbelsäule entlang und glaubte ein leises Stöhnen zu hören. Oh, toll, nun hatte ich ihm Vergnügen bereitet. Dabei war noch überhaupt nichts passiert, oder? Bis auf die heftige Erektion, die nun endgültig an mir aufragte.

Sicherlich tat er so, als hätte er nichts bemerkt. Was wäre, wenn ich mich einfach bequem hinlegen würde? Schließlich hatte ich dieses Bett noch überhaupt nicht ausprobiert. Ich ließ mich zurückfallen, rückte mich zurecht und dachte erst nachher an das Tuch. Hatte es noch einen Sinn, darin eingewickelt zu bleiben? Nicht immer stand so sehr etwas wie in diesem Moment – und ich versuchte, das unter dem Stoff zu verbergen. Hatte ich das jetzt gerade wirklich getan?

Ich sah kurz nach oben, bevor ich tief durchatmete und die Augen schloss. Genau, vielleicht war er ein Masseur. Warum musste ich immer gleich an andere Dinge denken? Wenn die ahnten, was mir gefiel, sollte er tatsächlich talentiert sein und vielleicht auch ein Massageöl mithaben. Diese Liegefläche fühlte sich anders als mein Bett zuhause an. Nicht noch weicher, und trotzdem wie … das Liegen in flachem Wasser an einem Sommertag.

Nur ganz leicht musste ich stöhnen, als ich seine Handflächen an meinen Oberschenkeln spürte, unter dem Tuch. Durch seine Ankündigung und mein Hinlegen war alles gesagt. Ich beschloss, ihm einfach freie Hand zu lassen – wenn es dabei blieb. Ob er diese abgerissene Hose noch trug? Ich wollte nicht hinsehen und nicht zu viel in die leisen Geräusche um mich interpretieren.

Mein Stöhnen und Atmen wurde etwas lauter und kam zerhackter, als er seine Reise fortsetzte. Nach und nach versuchte ich, dieses Tuch um mich zu lockern. Immer noch besser, als würde er mich danach fragen. Zweimal hintereinander fuhr ein starkes Zucken durch meine Männlichkeit, obwohl er nicht einmal in der Nähe war. Aber fast.

Ein feines Prickeln legte sich auf meine Haut und blieb dort. War ich schon komplett nackt? Was machte er da? Ich riss die Augen auf und bekam mit, wie er nun etwas schwerer atmete. Meine zuckende Verhärtung ragte steil auf, und seine Zunge war leicht herausgestreckt. Ohne mich anzusehen, kam er noch näher – und ich spürte seine Zungenspitze an der Spitze meiner Lust. Völlig weich und zart und dennoch schwer damit beschäftigt, mir ein Stöhnen zu entlocken.

Kurz blickte er zu mir auf, und ich glaubte ein Lächeln zu erkennen. Dann stülpten sich seine Lippen über mich. Vielleicht hörte sich mein Stöhnen zart an, und vielleicht ging das alles viel zu weit. So hektisch er mich in sich aufgenommen hatte, so langsam ließ er mich weiter in seinen Mund gleiten. Ich versuchte das Zittern in meinen Beinen zu beherrschen – aber warum sollte ich hier irgendwas unter Kontrolle halten? Außer vielleicht, er würde …

Dieses feine Prickeln war zu einem Gefühl tief in mir geworden. Wie etwas, das mich fest packte. Dabei hielt er sich überhaupt nicht an mir fest, höchstens ein bisschen. Ich wollte mich an ihn klammern, ihn ein wenig streicheln, aber er war viel zu beschäftigt dafür. Viel zu schnell machte er das nun und hielt sich auch mit seiner Zunge nicht zurück. Ich musste tiefer atmen, und er sollte merken, dass ich …

Als ich fast etwas wie „Ich komme bald“ hervorstöhnen wollte, hörte er für einen Moment auf und vollführte eine Geste. Als wollte er etwas sagen wie „Ganz ruhig, lass mich das nur machen“. Ein weiteres Mal atmete ich tief durch und ließ mich in den Stoffballen hinter mir fallen. Etwas lag in der Luft, nicht nur auf meiner Haut oder tief in mir. War es nur der Duft von ungezähmter Lust? Noch immer fühlte sich alles bei mir völlig hart an. Lag das nur an ihm?

Dieser Mann beugte sich nach unten, und sanfter als zuvor legten sich seine Lippen an meine Lustspitze. Doch nun hielt ihn nichts mehr auf. Rasant machte er weiter, und trotzdem war mir, als konnte ich jedes Detail von ihm spüren. Meine Beine konnte ich wirklich nicht mehr ruhig halten. Hatte ich vorhin noch Geräusche von draußen gehört, so wurde es nun völlig still. Ich lag nicht mehr auf dieser Matte, ich schwebte leicht darüber.

Dieser Schleier legte sich wieder über mich, aber es war anders. Mehr dieses Gefühl, alles völlig klar sehen zu können. Die Kontraste wurden noch stärker – und es geschah! Ich riss den Mund auf, doch kein Laut entkam mir. Dafür hatte sich diese Empfindung gerade völlig befreit und durchflutete mich. Augenblicklich bahnten sich meine Säfte ihren Weg – direkt in seinen Mund. Meine Finger krampften sich in die Unterlage, und da kam noch mehr. Er machte einfach weiter, ließ nicht von mir ab. Nur langsam kehrte dieses leichte Prickeln zurück – und lief ganz langsam aus.

Ich hörte sein Ausatmen und bekam wieder mit, wie er locker über meinen Beinen saß. Das Badetuch lag irgendwo neben mir. Noch immer trug er diese Hose. War er mehr als ich ins Schwitzen geraten? Erneut warf mir dieser Mann ein kurzes Lächeln zu. Aber es war, als … hätte ich mir gerade die Haare schneiden lassen. Ja, vielleicht war er in dieser Ersatzstadt ein Profi – aber wollte er nicht auch …?

Er kletterte von mir und stand auf. Seine Hose schien trocken geblieben zu sein. Wenn sich da was aufgerichtet hatte, dann gut von ihm verborgen.

„Möchtest … du nicht auch?“, fragte ich ihn.


„Oh, das kann ich dir doch nicht abverlangen! Aber ich hoffe, du warst zufrieden – und willkommen in unserer Ersatzstadt!“


„Ja, das war der absolute Wahnsinn! Ja, und … wer hat jetzt überhaupt die andere Stadt besetzt?“


„Vielen Dank, dass du meine bescheidenen Bemühungen so ehrst! Oh, und … die ganze Sache zeigt sich ein wenig kompliziert.“


„Ja, aber …“

Nur dort drüben beim Ausgang, wo er hingegangen war, wirkte sein Lächeln nun vielleicht etwas gespielt auf mich. Er deutete mit den Fingern etwas wie ein Winken an und verschwand. Seine Aufgabe war wohl erfüllt, und vielleicht hatte er gleich eine weitere zu erledigen. Oder war es ihm einfach nicht erlaubt, sich von mir ein wenig helfen zu lassen? Was waren das überhaupt für Sitten hier? Ich hatte mir irgendwann vorgenommen, noch besser aufzupassen und hätte schon gar niemand in meinen Mund kommen lassen. Aber so wie er das gemacht hatte, hatte es wahrscheinlich noch niemand bei mir gemacht.

Sollte ich versuchen, bei anderen Leuten hier mehr zu erfahren? Wahnsinn, der Typ hatte gerade alles aus mir herausgesaugt – und ich musste einfach noch eine Weile hier liegen bleiben. Draußen schien es längst dunkel zu sein, soweit ich das vorhin beim Öffnen der Zeltplane gesehen hatte.

Ich raffte mich auf, sah mich nach meiner kurzen Hose um und zog auch mein T-Shirt wieder an. Ein wenig konnte ich mich ja draußen umsehen, oder? Fast kam mir die Luft ein bisschen kühl vor, als ich einen Schritt hinaustrat. Doch es war nur ein Lufthauch, der die Schwüle gerade richtig auflockerte. Niemand war draußen, und ich sah nach links und rechts. Völlig dunkel wirkte es nicht, und es schien ein bläulicher Schimmer am Horizont zu liegen.

Die Gasse hatte einige schmälere Abzweigungen, im Hintergrund waren mächtige Bäume – und vor mir tat sich nun eine größere Fläche auf. Noch über hunderte Meter, wenn nicht viel weiter, verteilten sich viele kleinere Zelte. Aus manchen drang ein Lichtschein, andere waren dunkel. Ja, alles zusammen konnte eine Stadt darstellen. Nur, wo befand ich mich überhaupt?

Dieses Kribbeln wollte bei meinen Gedanken wieder aufkommen, wurde aber von etwas aufgehalten. War ich in der Zeit zurückgereist – oder überhaupt nicht mehr in meiner Welt? Warum sonst hatte ich auf einmal keinen Ausgang aus dem Wald mehr gefunden? War ich tatsächlich etwas Besonderes, jemand, der hier eine wichtige Aufgabe erledigen sollte? Den sie nach langer Zeit endlich gefunden hatten – außerhalb ihrer Welt?

Bei einem der größeren Zelte in einer breiteren Seitengasse bemerkte ich ebenfalls einen Lichtschein. Sogar Gelächter dann und wann und etwas, das wie das Klirren von Gläsern oder Metall klang. Jemand trat gerade hinaus und hielt etwas in der Hand. Am besten, ich ging zurück und versuchte zu schlafen. Sonst würden mich alle wieder ansehen und womöglich Fragen stellen. Vielleicht ließ sich sogar das Smartphone wieder einschalten, und ich bekam irgendwelchen Empfang.

Vor langer Zeit hatte ich manchmal diese Gedanken gehabt, anders als alle anderen zu sein. Ja, das war ich, wenn ich es mir recht überlegte. Ich interessierte mich für Männer, wenn sie die richtige Ausstrahlung hatten und mich in ihren Bann zogen. Wie viele Männer wie mich gab es, die dann auch noch Frauen genauso süß finden konnten, wenn auch nicht so oft? Es hatte mir auch nie behagt, ein Bittsteller sein und mich nach anderen richten zu müssen. Also hatte ich mich irgendwann entschlossen, selbstständig für ein Einkommen zu sorgen. Das halt nur bescheiden ausfiel und reichen musste.

Aber auch all das zusammen gab es sicher unzählige Male. Ja, vielleicht war da wirklich einst dieses tiefe Gefühl gewesen, etwas Besonderes zu sein. Hatte es sich nun bewahrheitet? Ich erkannte mein Zelt wieder und trat ein. Die Liegefläche fühlte sich auf einmal wieder wie eine durchschnittliche Campingmatte an, auch wenn sie sehr groß war. Sollte das nicht eher Stroh sein? Das Licht hier drin war blasser geworden, nur noch ein schwacher Schein wie draußen. Ich sah nach oben – und diese Müdigkeit legte sich über mich.

Kapitel 3 – Der Herrscher

Ich schreckte auf. Hatte ich das gerade geträumt, oder war das eine starke Erschütterung gewesen? Die Stoffbahnen und alles in diesem großen Zelt waren noch da und das Licht nun heller. Es musste bereits das Tageslicht sein. Wieder auf meinem Telefon nach der Zeit sehen hatte wohl keinen Sinn. Irgendwie hatte sich der letzte Tag immer wieder in Variationen in meinen Träumen wiederholt. Besonders die Sache mit diesem Typen. Ob er noch hier war? Erst einmal musste ich austreten.

Ein Duft empfing mich, als ich in das Zelt zurückkehrte. Irgendwie süß und würzig zugleich. Ein neuer Metallbecher stand auf dem kleinen Tisch, und das daneben sah wie knuspriges Gebäck aus. Ein starkes Prickeln zog sich durch meinen Mund, als ich davon abbiss. Wie ein kleiner Höhepunkt, den ich mit diesem Getränk löschte. Schmeckte nach gerösteten Nüssen, warm, ganz leicht bitter und ein bisschen süß zusammen. Aus irgendwas zusammengebraut, das es hier gab? Ich blinzelte einige Male mit den Augen, und alles war immer noch da. Mir war sogar, als erschienen die Farben und Kontraste dadurch satter.

Jemand stand vor dem Eingang, das spürte ich. Einfach so sagte ich laut „Bitte!“ – und dieser Mann von gestern trat ein. Der Abgesandte.

„Oh, guten Morgen!“; begrüßte ich ihn, und sein leicht nach oben gerichteter Blick veränderte sich kaum.


„Ich hoffe“, erhob er seine Stimme, „Ihr hattet eine gute Nachtruhe und seid wohlbehalten.“


„Ja, das bin ich. Aber war das ein Erdbeben vorhin?“


„Der Vorstoß nimmt in der Tat zu. Bald können wir auch die Ersatzstadt nicht mehr halten, auch wenn Eure Ankunft bereits Verbesserungen erbracht hat.“


„Moment, welcher Vorstoß? Feindliche Truppen … und die haben auch die Hauptstadt besetzt?“


„Wir haben nun klarere Visionen – und bitte habt die Güte, Euch anschließend zum Versammlungsplatz zu bemühen. Ihr werdet dringlichst erwartet.“


„Kann ich gern machen. Und …“, fragte ich, als der Abgesandte bereits am Gehen war.


„Habt Ihr noch einen Wunsch?“


„Ja … ist dieser, ähm …“


„Ja?“


„… dieser … talentierte junge Mann von gestern noch hier?“


„Ach, Traian … er dürfte in der Umgebung beschäftigt sein. Hat er Euch zu Eurer Zufriedenheit … Unterhaltung bereitet?“


„Ja, das hat er … sehr gut!“

Beinahe glaubte ich ein vorsichtiges Lächeln zu erkennen, nur einen kleinen Ansatz. Vielleicht war es mehr ein Rollen mit den Augen und ein Blick noch mehr nach oben als sonst. Wortlos ging er, und ich sollte mich wohl beeilen.

* * *

Irgendwie war es an diesem Tag einfach nur angenehm warm auf meiner Haut. Es herrschte nicht unbedingt eine leichte Schwüle, die von einem leisen Luftzug aufgelockert wurde. Vielleicht lag es an den dichten Wolken, die sich am Himmel zusammengeballt hatten und kaum grelles Sonnenlicht durchließen. Besonders in Richtung des Teils, der wohl die Vorstadt sein sollte, wirkte alles dunkler.

Es war, als hatte sich gerade ein Traum verfestigt. Alle Zelte standen noch so da wie in der Nacht, schienen da und dort sogar mit festem Baumaterial verstärkt zu sein. Einige Leute gingen herum, eher in Tücher gewickelt, und drehten sich nach mir um. Vielleicht sollte ich mir auch eine Stoffbahn umbinden und eine andere umhängen, statt in T-Shirt und kurzer Hose herumzulaufen. Wenn es ein Erdbeben oder die Waffe einer feindlichen Macht gewesen war, dann schien sie hier zumindest keine Auswirkungen gehabt zu haben. Wegen meiner Anwesenheit, oder wie?

Das Gebäck und Getränke in Bechern gab es anscheinend in diesem großen Zelt, das in der Nacht beleuchtet gewesen war. Vielleicht die Stadttaverne, und ich sollte mir das später ansehen. Erst einmal musste ich diesen Versammlungsplatz finden. Ich hätte den Abgesandten genau fragen sollen. Noch eine Art Bauwerk fiel mir auf, das vorne offen war. Vielleicht ein Lagerraum für Vorräte?

Ein Platz tat sich vor mir auf, um den einige größere Zelte oder Hütten herum aufgebaut waren. Manche der Aufbauten bestanden sogar aus groben Steinen, die jemand bearbeitet haben musste. Eine größere Menge hatte sich hier versammelt, und es gab so etwas wie ein Podest. War das der Abgesandte dort oben? Ich bewegte mich schneller auf ihn zu, und die Anwesenden machten mir sofort Platz. Er warf mir einen Blick zu, der etwas wie „Bin ich froh, dass er endlich da ist“ sagte. Neben ihm entdeckte ich eine noch höhere Plattform, die wohl für mich reserviert war.

„Wir haben ihn nach all der Zeit nun gefunden“, verkündete der Abgesandte laut und wollte anscheinend fast seinen Arm um mich legen. Er unterbrach sein Tun und zog ihn langsam wieder zurück. Ein Raunen und zum Glück kein Klatschen ging durch die Menge. Alle Blicke waren auf mich gerichtet.


„Ja, schön, freut mich“, meldete ich mich zu Wort. „Aber ich … weiß ehrlich gesagt nicht, was ich machen soll.“


„Auch uns sind viele Dinge noch verborgen“, wandte er sich nun mehr mir zu. „Doch Eure Anwesenheit bei uns wird …“

Diesmal spürte ich die tiefe Erschütterung deutlich. Ich konnte nichts hören, aber es war wie ein mächtiges Brummen, das das ganze Land erfasste. Wackelten die hohen Bäume gerade, oder war das nur der Wind gewesen? Die Wolken schienen noch dunkler geworden zu sein. Als würden sie alle von dort drüben nachgeschoben werden. Lag in dieser Richtung die besetzte Hauptstadt?

„Wir sollten nun die letzten Vorbereitungen treffen“, wandte sich der Abgesandte wieder an die Menge und trat von dem Podest auf den Boden.


„Moment“, fragte ich ihn, „und was soll ich jetzt genau machen? Allein in die Hauptstadt gehen?“


„Dies wäre der Plan“, klang er auf einmal leiser, aber für mich immer noch verständlich. „Doch natürlich werdet Ihr dabei Begleitung erhalten.“


„Oh, da bin ich beruhigt“, entgegnete ich.

Die Menge war in ein Murmeln verfallen, hatte da und dort kleinere Gruppen gebildet und sich sonst zur Hälfte zerstreut. Jemand näherte sich uns, der mir bekannt vorkam. Der hatte dem Abgesandten gleich bei meiner Ankunft hier einen Blick zugeworfen – und nun wieder. Er blieb wortlos neben uns stehen.

„Und was soll ich in der Hauptstadt?“


„Nur mit Eurer wertvollen Hilfe wird es möglich sein, den Herrscher zu befreien. Auch wenn …“


„Ja?“


„Ihm missfällt diese Auszeichnung, und außerdem …“


„Ja?“


„Seid Ihr doch nun unser Herrscher.“


„Oh, das ist …“

Ein Zucken erfasste mich, oder mehr ein Prickeln über den Rücken. War es das, die ganze Zeit gewesen? Ich hatte das Schicksal einer ganzen Welt in der Hand?

„Ja, aber …“, setzte ich fort und ignorierte dieses Prickeln einfach, „… dann müssen alle etwas … lockerer werden. Ich möchte von niemand etwas verlangen, wenn es geht, das möchte ich selbst nicht.“


„Doch das ist Euer Recht!“


„Gut, dann … bringe Er mir noch von diesem vorzüglichen Gebäck, ja?“


„Natürlich … sofort!“

Sollte ich ausprobieren, was ich mir hier leisten konnte und wann es zu weit ging? Ich hätte mich wohl selbst in dieser Taverne erkundigen können, wohin er sicher gerade abzischte.

* * *

Dieses Gefühl in meinem Magen verschwand nicht. Sicher lag es nicht am Essen, es lag an diesem Traian. Ob das auch ein Künstlername war? Er war ein Künstler, und ich würde ihn so höflich fragen, wie ich konnte. Wenn die wollten, dass ich loszog, dann konnte er ruhig mitkommen. Allein schon, weil er sich in der Gegend auskennen sollte. Dieser andere Mann, der anscheinend mit dem Abgesandten zusammenarbeitete, redete offenbar nicht viel. War er nicht zu dem Lagerraum gegangen? Ich konnte mich ja umsehen, was es dort so gab.

Ich schlenderte die einsame Gasse entlang und erreichte dieses mit ein paar Materialien befestigte Zelt. Bei Tageslicht sah es wie ein Marktstand aus, mit Gewürzen. Ein Gewirr aus Düften war bereits mehrere Meter davor in der Luft gelegen. Dieser Mann war da und kramte weiter hinten in irgendwelchen Regalen herum. Was er da trug, sah wie ein altgriechischer Umhang aus.

Obwohl ich noch nichts gesagt hatte, hielt er in seiner Bewegung inne und drehte sich langsam um. Seine Augen waren weit geöffnet, als er mich sah.

„Der Herrscher!“, begrüßte er mich, und sein Mund blieb ebenfalls weit geöffnet.


„Bitte nicht, ich möchte mich nur umsehen. Ist das …?“

Hier schien es kein Spezial-Wasser und keinen Wald-Kaffee zu geben. Aber er braute doch gerade etwas zusammen, oder? Konnten auch Heilkräuter sein, und er ein Apotheker.

„Gibt es hier … Heilmittel?“, fragte ich weiter. „Oder vorbeugende Sachen?“


„Gegen alles, das bekannt! Doch …“


„Ja?“


„Herrscher benötigt das nicht.“

Dieses Drücken in meinem Magen musste irgendwann verschwunden sein, dafür erfasste mich erneut dieses Prickeln auf meiner Haut. Augenblicklich sah ich vor mir, was er meinte. Nur wer unverwundbar und immun war, konnte dieses Land beherrschen. Vielleicht war ich das nur in dieser Welt zur Gänze. Vielleicht dauerte die Reaktion manchmal ein bisschen. Aber ich sah wieder alles völlig klar.

Ich warf ihm ein kurzes Lächeln zu und nahm mir vor, nach der Taverne zu suchen. Ob die schon geöffnet hatten – und was dort alles im Angebot war?

Die Anwesenden blickten auf und schienen eher noch beim Frühstück zu sein. Der Schanktisch wirkte auf mich recht massiv, aber die zwei niedrigen Tische so, als sollte sich niemand zu sehr darauf abstützen. Jemand machte einen Schritt zur Seite – und ich sah diesen Traian dort sitzen. Ich näherte mich weiter – und er zuckte zusammen, als ich Blickkontakt mit ihm hatte. Ein kurzes Lächeln folgte, sicher weniger gespielt als bei seiner Verabschiedung. Oder verzerrte er gerade das Gesicht?

„Hallo!“, begrüßte ich ihn, wollte ihm fast die Hand reichen und ließ es lieber. „Können wir einmal … hinausgehen?“


„Bitte … einen Moment.“

Hastig trank er diesen Becher aus und sprang auf. Ich wartete am Eingang, und Sekunden später er eilte zu mir und stolperte fast.

„Verzeihung, aber gibt es Ärger? Ich bedaure es sehr, aber ich wusste es doch.“


„Nein, nein, alles in Ordnung. Es ist nur … ich würde gern mehr über dich erfahren. Über das alles hier.“


„Das soll bei uns nicht so üblich sein, dass ich einfach so mit dem Herrscher …“


„Bitte sag das nicht, und … gehen wir einfach ein Stück, ja?“

Es war, als begrenzte etwas dieses Brodeln in mir, als er direkt neben mir stand. Als konnte ich mich selbst davor schützen, dass alles außer Kontrolle geriet. Lief er immer nur in dieser Hose und sonst nichts herum? Zum ersten Mal fiel mir die Tätowierung zwischen seinen straffen Brustmuskeln und seinem Hals auf. Ein zartes, geschwungenes Muster, das ihm irgendwie nicht passte – oder doch sehr, sehr gut. Vielleicht war es nur aufgemalt?

„Also du bist es?“, fragte ich ihn, als er langsam neben mir schlenderte.


„Wer soll ich denn sein? Oh, du meinst dieses … wie nennst du es, Kontaktprofil? Ja, es wurden für diesen Zweck meine Angaben genommen.“

Ich blieb stehen, und mein Mund blieb offen. Langsam drehte ich mich zu ihm – und ich erkannte bei ihm dieses Lächeln. Entweder besaßen die hier Technik, die über die Grenze zwischen unseren Welten funktionierte – oder die hatten das mit reiner Magie erstellt. Und ich war denen voll in die Falle gegangen.

„Hättest du Lust“, fragte ich ihn, als wirklich niemand in der Nähe war, „mich heute wieder zu … besuchen? Oder hast du schon etwas vor?“


„Nein, doch ich sollte meine Aufgaben mit unserem Abgesandten abklären. Das schickt sich doch nicht, wenn ich …“


„Und wenn ich es dir … anordne? Ich bin doch jetzt der neue Herrscher, oder? Vielleicht kannst du mir auch gleich erklären, wie ich in diese Hauptstadt kommen soll. Ist die weit von hier? Gibt es eine Landkarte?“


„Oh, das entspricht an sich der Wahrheit, dass … du das kannst.“


„Wir müssen auch … ach, überhaupt nichts. Aber was ich noch fragen wollte …“

Traian stöhnte auf und ging in die Knie. Es war, als hätte ihn jemand niedergeboxt. Ich wollte ihn abstützen, doch er fing sich wieder und richtete sich auf.

„Alles in Ordnung mit dir?“


„Oh, es ist nur … das kann nichts gewesen sein.“

Ich setzte mit ihm neben mir meinen Weg fort – und nach ein paar Metern jaulte er wieder auf. Diesmal ging er weiter in die Knie, und seine Gesichtszüge verzerrten sich. Sofort griff ich unter seine Arme und zog ihn nach oben.

„Größtmöglichen Dank, doch es geht schon. Das war doch nichts. Wenn Ihr also … wenn du meinen Besuch ein weiteres Mal wünschst …“

Diesmal musste ich in seine Richtung lächeln und hoffte, dass es niemand mitbekam. Vielleicht hatte er vorhin etwas gegessen oder getrunken, das ihm nicht bekommen war. Jemand kam uns entgegen und ließ den Blick nicht sofort von mir und ihm. Aber das konnte ich doch entscheiden, wen ich hier treffen wollte.

Erneut stolperte er beinahe, als wir gleichzeitig in mein Zelt eintraten. Vielleicht wollte er noch mein … Badezimmer besuchen. Sah jedoch so aus, als würde er sich gleich auf das Bett legen wollen. Dabei wollte ich einfach nur … mich neben ihn legen und vielleicht die Konturen seiner Muskulatur näher erforschen. So lange, bis ich das Gefühl hatte, er duldete das höchstens. Doch es hörte sich für mich wie ein zartes Stöhnen an, als ich ein, zwei Finger vorsichtig auf seinen Oberkörper legte. Wieder lächelte er und schnappte kurz nach Luft.

„Ist es richtig“, fragte ich, „dass ich hier gegen alles immun bin?“


„Das entspricht der Wahrheit. Wusstest du das nicht? Deshalb wirst du gegen die bestehen können.“


„Nein … aber danke, wenn ich das erfahre. Das heißt, ich kann auch so vier, fünf Gin Tonic trinken, ohne dass irgendwas passiert? Gibt es hier auch Bier?“


„Was kannst du? Ja, du kannst alles … soweit uns dies bekannt ist.“

Dieser Mann war … ich musste wiedergutmachen, was ich angerichtet hatte. Einfach so hatte ich mich von ihm bedienen lassen und ihn mit seiner Anspannung zurückgelassen. Regte sich da nun etwas bei ihm? Da war nur ein kleiner Verschluss und nicht einmal ein Gürtel, und wenn ich …

Diesmal stöhnte er wieder auf, krampfte sich zusammen – und sein Gesicht verzerrte sich anders. Sofort ließ ich von ihm ab und sah mich um. Vielleicht brauchte er einen Schluck Wasser. Nein, ich musste in diese Heilkräuter-Apotheke! Der dort musste mir doch sagen können, was ich machen konnte.

„Ich glaube …“, brachte Traian hervor, „… es ist ein neuerlicher Vorstoß. Sie haben mich … mit ihren Kräften getroffen, und …“

Er rollte sich beinahe zusammen, aber wenigstens ließ er gleich wieder locker und konnte noch atmen. Wer waren diese Leute nur? Welche Kräfte besaßen sie? Traf es noch andere in der Ersatzstadt? Wenn ich dagegen immun war, stimmte dann alles über mich?

„Warte“, verkündete ich und sprang auf, „ich bin gleich wieder da!“

Wahrscheinlich wollte er etwas sagen, aber es fiel ihm zu schwer. Diesmal schien ihn nur ein leichtes Zucken erfasst zu haben, aber sein Gesicht verzerrte sich wieder. Noch einmal sah ich zurück und eilte hinaus.

Wo genau war es gewesen? Ich kehrte in einer Gasse um, stürmte in eine andere, merkte die Blicke um mich – und da war es! Ein Prickeln lief über mich und wurde sofort gedämpft. Noch eines, als ich diesen Apotheker dort sah. Er drehte sich zu mir um.

„Schnell“, schrie ich ihn beinahe an, „er hat auf einmal Krämpfe … Traian. Böse Mächte vielleicht, keine Ahnung … gibt es hier was dagegen?“

Er blickte kurz auf, drehte sich aber ohne Hektik wieder um. Trotzdem schien er das Regal vor ihm schnell abzusuchen, noch eines – und wandte sich neuerlich zu mir.

„Verdacht … aber Blüte noch nicht hier. Ganz spezielle“, versuchte er mir offenbar etwas zu erläutern.


„Schnell, er ist in meinem Zelt … kann ich was machen?“


„Herrscher kann Blüte finden.“


„Welche Blüte? Wie sieht sie genau aus? Wo …?“


„Ganz einzigartig.“

Ich atmete tief durch – und trat zurück auf diese Gasse. Klar, wenn ich alles konnte, dann auch eine ganz spezielle, heilkräftige Blüte entdecken. Dort draußen im Wald, oder wie? Ich musste bei ihm bleiben, sehen, wie es ihm ging! Aber mein Blick war in Richtung der hohen Bäume gerichtet, und etwas zog mich in den Wald. So wie am Beginn dieser ganzen Sache.

Noch immer entdeckte ich Teile der Ersatzstadt, die ich nicht kannte. Wie groß war das hier bitte? Außerhalb der Umgebung meines Zeltes sah alles irgendwie gleich aus. Wahrscheinlich war der Umzug aus der Hauptstadt ziemlich eilig gewesen, und die hatten sich nicht mit vielen Details aufhalten können. Ich durchquerte etwas wie einen großen Hinterhof mit kurzem Gras und Schotter – und ein schmaler Pfad führte in den Wald.

Andere Geräusche als in der Ersatzstadt umgaben mich auf einmal. Die Laute von zahllosen Vögeln, die ich von allen Seiten hören, aber nicht sehen konnte. Oder waren es andere Tiere? Das Licht sah so aus, als läge ein leichter Dunstschleier über allem, von einzelnen grellen Sonnenstrahlen durchdrungen. Kurz blieb ich stehen und drehte mich langsam im Kreis. Traian lag immer noch dort, und ich musste dieses Heilmittel finden! Was machte ich da? Genau erforschen konnte ich später alles! Ich war nun der Herrscher, also musste ich es schaffen, diese verdammte Blüte zu finden! Vielleicht war es eher eine Beere oder irgendein Kraut.

Ich atmete schneller, hetzte weiter, streifte an dornigem Gestrüpp an. Nichts war hier! Ich sollte zurück, diesen Apotheker nochmals fragen, vielleicht den Abgesandten. Ich sollte … und der zu erahnende Weg weitete sich. Vielleicht nur von mir zu erahnen? Dieser Schleier war irgendwie weg – und links und rechts neben dem Weg gab es reichlich Blüten. Auf saftig grünen Stängeln wuchsen sie – und leuchteten rot. Vielleicht auch mehr blau. Welche davon sollte nun besonders sein?

Meine Finger zappelten, und ich spürte ein brennendes Gefühl im Hals. Schon die ganze Zeit, nun viel mehr. Ich schloss kurz die Augen und atmete den Duft hier ein. Er war wie … frisches Grünzeug oder doch wie eine seltene Rosensorte. Wie alles zusammen. Verdammt, wie lange hatte ich überhaupt Zeit? Kümmerte sich in der Zwischenzeit jemand um ihn? Der Apotheker? Was machte ich hier? Ich achtete auf Unterschiede in den Farben – und bemerkte auch ein paar saftige Beeren auf einem Strauch. Nein, das konnte es nicht sein. Ein Gedanke zuckte durch mich. Was wäre, wenn …?

Ich griff zu und rannte damit zurück. Diese Geräusche wurden wieder stärker und klangen immer weniger wie ein Zwitschern. Was, wenn ich nicht aus dem Wald fand? Würde der Abgesandte neuerlich auftauchen? Aber dort vorne … stand ich wieder in diesem Hinterhof. Ich stürmte durch die Gassen, bog noch einmal um die Ecke, zurück – und stand vor meinem Zelt. Und der Eingang offen.

Traian lag auf dem Bett – und ich bremste mich vor ihm ein. Er sah nach oben und schließlich zu mir. Als wäre das mit seinen Krämpfen nie passiert.

„Aber was …?“, fragte ich etwas lauter? „Alles in Ordnung?“


„Ja, es ist so. Es war nur …“

Ich bemerkte, wie jemand in das Zelt trat, und drehte mich um. Der Abgesandte! Langsam ging er weiter, warf Traian einen Blick zu und stellte sich vor mich. Er schloss für einige Sekunden die Augen und holte tief Luft.

„Ihr habt Euch als würdig erwiesen“, verkündete er.


„Ja, aber, das heißt …“


„Nun wissen wir, dass Ihr tatsächlich der Herrscher seid, den wir suchten.“


„Moment, aber ich verstehe momentan nichts.“


„Durch Eure Macht wurde die Blüte erst zu der gesuchten. Bitte habt die Güte, sie uns für die Sammlung an Heilmitteln zu übergeben.“


„Ja, gerne, aber …“, entgegnete ich und reichte dem Abgesandten die Blüte.


„Er wird Euch den Sachverhalt sicherlich gerne erläutern.“

War das ein Zwinkern zwischen den beiden gewesen, nur ganz leicht? Dieses vorsichtige Lächeln von Traian, das vielleicht nur ich bemerkt hatte, ließ das Brennen in meinem Hals endgültig verschwinden. Mir war, als breitete sich gleichzeitig ein Geschmack in meinem Mund aus. Nach Himbeeren? Wonach auch immer. Sogar beim Abgesandten glaubte ich ein angedeutetes Lächeln zu erkennen, bevor er das Zelt verließ.

Ich drehte mich zu Traian und legte meine Hände an die Hüften. Nur kurz. Er lächelte wieder und sah für einen Moment weg.

„Es würde wirklich so aussehen, träfe mich der Fluch“, sagte er nun und raffte sich ein wenig auf.


„Das heißt, du hast nur simuliert? Oder er hat das mit dir gemacht?“


„Es tat sehr wohl ein wenig weh, als es mich traf!“


„Ja, und, da draußen im Wald …“, begann ich nun fast zu stottern, „… habe ich so ein Gefühl gehabt. Genau was er vorhin gesagt hat.“


„Oh, das … ist tatsächlich der Wahrheit entsprechend. Beim echten Fluch ist sie wirksam. Niemand sonst hätte die Stelle so schnell entdeckt, und niemand sonst kann der Blüte zu Heilkraft verhelfen.“


„Also nur weil ich da hingegriffen habe … gut, das ist heftig.“

Ich näherte mich dem Bett und unterdrückte ein Fluchen, als ich beinahe stolperte. Klar, wenn ich zu sehr von seiner Erscheinung abgelenkt war, passierte das eben. Lachte er gerade, nur ein bisschen? Sofort änderte sich sein Gesichtsausdruck, als ich mich neben ihn legte und er ein wenig Platz machte. Für einige Sekunden wurde es still, und ich konzentrierte mich auf die Geräusche von draußen. Klang das nach dem Klirren von Metall? War es ein Tier aus dem Wald, das ich nicht kannte? Wieder eine tiefe Erschütterung? Nein.

Ich zuckte zusammen, als ich seine Hand an meiner Hose spürte. Nur an meinem Oberschenkel – doch sie wanderte nach oben. Erneut spürte ich etwas im Hals, aber es war mehr. Als schnürte sich mir die Luft ab. Dieser Geschmack hatte sich mehr in Richtung Zitrone geändert. Einfach so blieb ich liegen und versuchte gleichmäßig zu atmen. Seine Hand wanderte weiter, und nun musste er meine erwachende Erregung längst gespürt haben. In ihrer festen Form.

Als ich mich an seinen Oberarm und mehr in Richtung seiner Brustmuskeln tastete, zog er die Hand langsam weg.

„Äh … magst du das nicht? Ich kann es auch lassen, aber …“


„Es ist meine Aufgabe, dir Vergnügen zu bereiten. Es ist schon erfreulich, dass du als unser neuer Herrscher so einen gemäßigten Umgang damit betreibst. Du musst bei mir nicht …“


„Aber das ist ja … schrecklich“, entgegnete ich. „Ich meine, letztes Mal bist du einfach so gegangen, obwohl …“

Wieder legte ich eine Hand auf ihn, sehr zart und diesmal mehr über seine Bauchmuskeln. Auch als ich sie nach unten wandern ließ, sagte er nichts. Sogar dann nicht, als ich eine mächtige Erhebung und ein Zucken bei ihm spürte. Ich hörte sein tiefes Einatmen – und er lachte kurz.

„Oh, das war …“, sagte er, „… du erlaubst es mir zu erzählen?“


„Ja, bitte mach das.“


„In meiner Unterkunft konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, selbst für die Sache zu sorgen.“


„Ja, also“, entgegnete ich mit einem Lachen, „ich habe deiner Versuchung ja auch nicht widerstehen können. Vorhin habe ich schon geglaubt, er erzählt mir, dass ich bei der Prüfung durchgefallen bin. Deswegen.“


„Oh, keinesfalls. Das wärst du, hättest du strikt abgelehnt. Doch auf die Weise, wie du meine Dienste in Anspruch nahmst …“

Meine Hand lag immer noch auf seiner Verhärtung, und er sagte nichts. Manche Männer wollten eben ausschließlich jemand bedienen und nicht umgekehrt. Bedeutete das auch, dass ich ihn …? Beim Gedanken daran musste meine Erektion endgültig so hart wie seine geworden sein. Aber das war einfach nicht richtig. Er sollte es wollen und nicht höchstens dulden, weil ich es wollte. Oder weil von ihm irgendwas erwartet wurde. War seine Aufgabe hier, meine Privathure zu sein, oder wie? Ich konnte doch bestimmen, dass er das nicht sein musste.

Ich spürte sein Zittern, als ich die Hand ein wenig über dem Stoff seiner Hose bewegte. Wenn das so weiterging, würde er sie auswaschen müssen, und die Sache hätte sich ohnehin erledigt. Was wäre, wenn ich meine Finger an seine Gürtellinie legte und seine Reaktion beobachtete? Die andere Hand, die seine harten Tatsachen gerade spürte, musste ich ja nicht wegnehmen.

Sein Atmen klang schnell und flach, und manchmal entkam ihm etwas zwischen einem Wimmern und einem Stöhnen. Ein Beben lag in der Luft, das nicht von draußen kam. Seine Beine zitterten, alles zitterte. Das Jammern klang fast so wie das bei meiner Prüfung. Ich nahm beide Hände weg, trotzdem ging ein noch stärkeres Zucken durch ihn.

Ein zerhacktes Stöhnen entkam ihm immer öfter, und seine Beine zuckten völlig unkontrolliert. Ich sprang auf, als er sich wieder fast zusammenrollte. Hatte ihn der Fluch nun doch getroffen? War dieses Beben vorhin von der feindlichen Macht gewesen? Nein – es kam ihm wohl gerade so heftig.

Traian streckte sich wieder durch und den Kopf weit nach hinten. Er stöhnte zart und in die Länge gezogen, nochmals, war beinahe zu einem Bogen gespannt. Noch mehr spannte sich an – bis er plötzlich zusammensackte. Sein Mund blieb offen und ich merkte, wie er regelmäßig und schwer atmete.

„Alles in Ordnung?“, fragte ich nach einer Weile und legte meine Handfläche zart auf seinen nur leicht verschwitzten Oberkörper. Sein Herz raste, und langsam drehte er den Kopf zu mir.


„Da siehst du …“, brachte er leise und etwas kratzig hervor, „… deswegen. Niemand sonst kann …“

Er musste wieder nach Luft schnappen, konnte wohl erst einmal nicht sprechen. Erneut legte ich meine Hand auf ihn und diesmal spürte ich, wie seine Herzfrequenz leicht zurückging. Etwas blieb er noch liegen, bis er sich zu mir drehte … und seine Hand auf meine kurze Hose legte.

„Nein“, unterbrach ich ihn, „lass das bitte. Ich glaube, du kannst jetzt nicht.“


„Aber … ich …“


„Ach ja, und du kannst mein … Badezimmer verwenden.“


„Oh, das geht schon, es ist mir auch möglich, mein …“


„Es … wäre mir eine große Ehre.“


„In diesem Fall sollte ich das wohl in Anspruch nehmen“, klang seine Stimme bereits gefasster.

Fast knickten seine Beine ein, als er sich aufraffte, und ich stützte ihn. Er antwortete nur mit einem Lächeln, schob einige der Stoffbahnen zur Seite und verzog sich zum hinteren Ausgang des Zeltes. Ich setzte mich hin und holte tief Luft. Alles juckte mich, das schnell zu Ende zu bringen, während er weg war. Nur, wie würde das aussehen? Auch wenn ich ihm nichts erklären musste.

Was ich gerade erlebt hatte, war nicht von dieser Welt gewesen. Welchen Beweis brauchte ich noch, dass ich nicht mehr in meiner war? Es kam ihm bei mir einfach so heftig, dass es ihn umhaute. Auch wenn ich nur sehr zart war, besaß ich diese Macht. Ich hatte das vorhin gemacht! Ein Schauer lief über meinen Rücken, und ich setzte mich auf das Bett. Hoffentlich nahm er sich richtig lange Zeit und hetzte sich nicht.

Ich starrte nach oben, als ich ein Rascheln bemerkte. Traian war zurück – und nackt. Nur seine Hose, offenbar nass und ausgewrungen, hielt er vor seinen privaten Bereich.

„Darf ich dich um ein Tuch bitten?“, fragte er, und ich begann sofort herumzusuchen.


„Da, nimm es bitte“, entgegnete ich und reichte ihm eine Stoffbahn, die nicht ganz so durchsichtig wirkte.

Er trat näher und schnappte nach dem großen Stück Stoff. Ich sah kaum hin, als er es sich umband. War ihm noch etwas unangenehm, oder warum war sein Gesichtsausdruck gerade so, wie er war? Vielleicht weil er wusste, was ich tun würde, sobald er weg war? Weil er wusste, dass er sich nicht mehr anbieten und sich erholen sollte? Wann würde ich vom Abgesandten erfahren, wie nun die weiteren Pläne aussahen?

Traian winkte noch kurz am Ausgang, bevor er verschwand. Was war das nun gewesen? Er hätte ruhig zusehen können, wie ich … aber irgendwie schien jede Lust verflogen zu sein. Nicht auf ihn, aber auf mich selbst. Als hätte ich ihm alles gegeben, das ich hatte. Na dann … würde ich eben die Ersatzstadt weiter erkunden.

Kapitel 4 – Das Universum

Das Licht wirkte bereits golden, als ich nochmals durch diese Geschäftsstraße schlenderte. Manche der Zelte schienen sogar ein oberes Stockwerk und eine feste Konstruktion im Inneren zu haben. Ob auch die Hauptstadt womöglich nicht hauptsächlich aus Gestein bestand? Hier jedenfalls bearbeitete jemand Metall, und von diesen Stoffbahnen schien es reichlich zu geben. Ich hatte mir dann doch eine als etwas längeres Lendentuch umgebunden und den Rest davon wie eine Schleife um eine Schulter gehängt.

Ein grelles Licht zog mich an, zwischen neongelb und giftgrün, und offenbar … über einem Gefäß schwebend. Jemand hantierte dort damit herum, blickte auf und sah mich mehrere Sekunden lang mit aufgerissenen Augen und offenem Mund an. Klar, nun war ich nicht nur der gesuchte Herrscher, sondern womöglich auch standesgemäß angezogen. Ob diese bereits etwas abgenutzten Sandalen dazu passten?

Das Licht brannte sich nicht in meine Augen ein, obwohl ich den Blick nicht davon lassen konnte. Es schien sogar leicht weiter nach oben zu schweben und ein leises Surren oder Brummen von sich zu geben. Etwas sagte mir, dass ich lieber keine Fragen stellen sollte. Es lockte mich ohnehin zu diesem großen Versammlungsplatz, wo etwas vorzugehen schien.

War diese Gasse hier nun etwas wie die Hauptstraße, oder doch eine andere? Wahrscheinlich gab es einen gezeichneten Plan der Stadt. Aber irgendwie … kam auch so immer alles zu mir, das ich suchte. Dort vorne bemerkte ich ein Leuchten, das nicht etwa die flach einfallende Sonne war. Sondern ein Feuer? Nein, ein Licht wie in diesem Laden, nur so etwa zwei Meter groß.

Einige der Anwesenden traten zur Seite, als ich langsam darauf zu schritt. Die anderen schienen sich eher nicht stören zu lassen. Sie standen oder saßen auf dem Boden, sahen in den dunkler werdenden Himmel oder in das Licht. Es schwebte in vielleicht einem halben Meter Höhe. Was machten die da? Meditieren? Beten? Einige hatten die Handflächen gefaltet und dabei die Finger verschränkt und nach unten gebogen. Andere hielten sich an den Händen.

Dort war doch diese Frau, die sie zuerst zu mir geschickt hatten. Sie schien mich erkannt zu haben und warf mir kurz ein zartes Lächeln zu. Mein Atem stockte für einen Moment, als ich Traian in der Menge entdeckte. Sein Blick war fast so, als … würde er über etwas nachdenken? Das Tuch, das ich ihm gegeben hatte, schien ihm noch immer als Kleidungsstück zu gefallen. Sonst war sein Oberkörper nackt und glänzte ein wenig.

Mit langsamen Schritten näherte ich mich – und er zuckte zusammen. Es war nun mehr ein Lächeln, das er mit zuwarf.

„Oh, das ist ein schöner Abend!“, begrüßte er mich.


„Weil du mich siehst?“

Er kehrte zu dieser beinahe nachdenklichen Ausstrahlung zurück. Für zwei Sekunden oder für zehn? War die Zeit eingefroren? Warum musste ich solchen Blödsinn sagen? Aber warum Blödsinn?

„Was machen die alle hier?“, versuchte ich die Unterhaltung fortzusetzen.


„Das Universum ist die Summe von allem, das ist“, klang er nun wie beim letzten Besuch in meiner Unterkunft. „Somit sind alle ein Teil davon und auch das Unbekannte.“


„Das kann schon sein … und die wenden sich hier an das Unbekannte?“


„Wir spüren etwas, das mächtig ist – und dass sich etwas anbahnt.“

Er drehte sich mehr zu diesem Licht in der Mitte – und meine Hand hatte sich fast von selbst an seine geklammert. Als es mir völlig bewusst wurde, zog er seine zumindest nicht weg. Erst, als ich meine Finger vorsichtig um seine klammern wollte, begann ich seinen Händedruck zu spüren. Ich wollte ihm nicht sagen, dass er ruhig fest zudrücken konnte. Er machte es einfach.

In dieser Welt gab es wohl mindestens noch eine Instanz, die über mir stand. Ob die hier alle schon wussten, dass ich die Prüfung bestanden hatte? Sicherlich war es vom Abgesandten verkündet worden. Nun war er doch von mir abgesandt, oder? Nicht mehr von diesem früheren Herrscher.

Ich merkte wieder, wie Traian ein wenig zittrig wurde. Nicht nur ein wenig – und wie er womöglich am Überlegen war, die Verbindung zu lösen. Alles klar – Händchen halten stellte die mildeste Form von sexuellem Kontakt dar. Zumindest hielt ich es dafür, und es war viel milder als unser letzter. Aber wenn das, was ich hier besaß, viel zu mächtig für ihn war …

„Oh … ich … es ist besser, wenn …“, stotterte er halblaut.


„Doch, du … kannst das. Diesmal wird es viel besser. Ich kann das für dich kontrollieren, das ganze Universum kann es kontrollieren …“


„Oh, doch es ist besser“, entgegnete er fast ohne Stottern und zog die Hand weg, „wenn das nicht hier geschieht.“


„Ja, da hast du vielleicht recht.“

Merkte ich in seinem Gesicht etwas wie „Komm schon, gehen wir zu dir, ich würde jetzt gern“, oder sah es nur so aus? Sollte ich … mit dem Universum in Verbindung treten, so wie die hier? Traian drehte sich um und wollte sich in Bewegung setzen – als alles zu beben begann. Auch das restliche Tageslicht schien sich einfach auszublenden – und alle blickten in die Richtung, in der es dunkler wurde.

Nun hörte ich es. Dieses tiefe Brummen war wieder da. Wie nicht sofort so lauter Donner, der dafür die ganze Zeit anhielt. Es kam etwas dazu. Ein sehr kühler Luftzug und einige Regentropfen? Vielleicht – aber es war dieses Kreischen. Ein lautes Kreischen. Wie … von einem großen Vogel.

Ich zuckte zusammen, und ein Schauer lief über meine Haut. Die Hand von Traian hatte sich an meine geklammert und ich spürte, wie sich eine andere an meine andere Hand tastete. Ich blickte zur Seite und nickte jemand zu. Alle schienen sich an den Händen zu halten und in diese Richtung zu sehen. Das Kreischen ließ mich ein weiteres Mal zusammenzucken und war wirklich laut. Würde sich so ein … Flugsaurier anhören? Es kam näher, und das Brummen wurde mächtiger.

Jeden Moment musste etwas auftauchen. Aber wenn ich es wollte, dann … blieb es hier ruhig und friedlich! Ja, das wollte ich. Dafür war ich hier! Ich dachte an die Sache mit den Positiv-Formulierungen – und dann lieber an „Nein, das lasse ich nicht zu!“. Mir war, als kam eine andere starke Erschütterung nun tief aus mir. Hatte sich vielleicht mit einer Macht verbunden, mit der ich in dieser Welt zusammenarbeiten konnte. Und niemand außer mir hatte die Augen geöffnet. Ich sah einen an die zehn, zwanzig oder noch mehr Meter großen Umriss am Himmel, irgendwie – aber da war nichts.

Die Anspannung in mir war nicht wirklich groß – und löste sich auf einmal. Als hätte ich etwas wie „Verschwinde!“ gesagt. Es fühlte sich an, als wäre gerade ein Gewitter durchgezogen, nach dem der Himmel wieder aufklarte. Der fremde Händedruck hatte sich längst gelockert – und der von Traian machte das nur langsam. Er blickte kurz in den Himmel, zu mir – und drehte sich um. Ein Murmeln ging durch die Menge, und sie zerstreute sich. Ich glaubte öfters etwas wie ein „Danke Euch!“ zu hören und deutete ein „Aber gern geschehen“ an.

„Was war das jetzt?“, fragte ich ihn, als er langsam neben mir ging.


„Sie können sehr schrecklich sein.“


„Wer? Was? Drachen? Flugsaurier?“


„Wie nanntest du es? Oh, aber nun ist es weg.“

Was konnte es gewesen sein? Mir war schon alles nicht geheuer, das mehr als vier Beine hatte. Aber nun war ich hier, Traian war hier, und sein umgebundenes Tuch passte ganz gut zu meinem. Und wir standen vor meinem Zelt. Vielleicht gehörte so ein magisches Licht zur Ausstattung, denn überall, wo ich etwas sehen wollte, konnte ich etwas sehen.

Als sich die Zeltplane schloss, spürte ich seine Hand an dem Stoff um meine Schulter. Er zerrte ein wenig daran, nur zart.

„Mach es bitte“, hauchte ich beinahe.

Mein Puls stieg an, und das noch mehr, als er die Finger an meinen nicht vorhandenen Gürtel legte. Oder eher an der Stelle, wo das Tuch eingeschlagen war. Es fiel zu Boden – und hatte auch eine halbe Minute davor ohnehin nichts mehr verbergen können. Doch ich stand fast im Dunkeln, während ich seine Erregung sehen und nicht nur sein Zittern spüren konnte.

„Oh, also …“, meinte er, als er meinen leicht nach unten gerichteten Blick bemerkte.

Sehr langsam berührte ich sein umgebundenes Tuch – und auch ihn umgab nun fast kein Licht mehr. Ich hatte diesen Reflex, meine Arme um ihn zu legen – aber ich legte meine Finger noch fester an den Stoff und zerrte daran. Sobald er etwas sagte, würde ich die Hände wegziehen und es anders probieren.

Aber er sagte nichts, das Tuch lockerte sich – und rutschte zu Boden. Was bei ihm aufgerichtet war, konnte ich nur grob erahnen. Seinen Blick jedoch besser, der zwischen vorhin und etwas wie „Soll ich das jetzt machen?“ schwankte. Ja, bitte mach es, dachte ich. Es wird dir gefallen.

Meine Hände umfassten ihn seitlich, schoben ihn sanft in Richtung des niedrigen Bettes – und er schritt rückwärts darauf zu. Nur als er an der Kante anstieß, drehte er sich um und stützte sich kurz mit einer Hand ab. Ein nackter Mann in einem fahlen Lichtschein lag nun auf dem Rücken in meinem Bett. Konnte ich genau das sehen, was ich ihm abverlangte – oder was er mir zugestand? Was wäre, wenn ich … mich vor ihn stellte und zwischen seine Beine kniete? Oder darüber?

Das Licht schien weiter zu verschwinden. Dafür war es, als bekäme ich beim Berühren seiner Haut einen elektrischen Schlag. Als läge ein Knistern in der Luft, so leise, dass ich es gerade noch hörte. Das eine oder andere Haar auf seiner sehr glatten und straffen Haut konnte ich nun doch spüren. Immer besser. Ich tastete mich weiter – und spürte seine volle Härte.

Er stöhnte halblaut und zerhackt auf, schnappte nach Luft. Nur mit einem oder zwei Fingern strich ich entlang seiner Ausstattung, schwebte fast darüber. Zwei- oder dreimal fuhr ein schnelles Zucken durch ihn – und dieser Schlag traf mich erneut. Zuerst hatte ich mich nur auf ihn konzentriert – nun merkte ich, dass auch bei mir alles steil aufgerichtet war. Und dieses Gefühl zu wollen, aber noch viel vor mir zu haben. Was wäre, wenn ich mich bei ihm weiter … nach unten tastete?

Nein, ich ließ die linke Hand auf seinem Oberschenkel und glaubte mit der anderen, dieses mächtige Beben in ihm in mich aufnehmen zu können. Ich konnte mich nicht erinnern, in letzter Zeit so eine Erektion gehabt zu haben. Je mehr ich das Zittern seiner Beine kontrollieren konnte, desto kribbeliger wurden meine. Was wäre, wenn ich … mich einfach weiter nach unten beugte?

Der Länge nach und zu ihm zeigend kam meine Verhärtung neben seiner zu liegen. Es war, als würde sich das Zucken und Pulsieren in uns verbinden. Jedes Detail an ihm schien ich spüren zu können, als ich mich fester um ihn klammerte. Zuerst zögerte er, strich nur seitlich über mich. Dann spürte ich seine Arme um meinen Rücken. Jede Linie seiner Fingerkuppen. Ich begann mich zu bewegen und er seine Beine um meine zu schlingen.

Das Beben stand kurz vor dem Ausbruch, und mein Mund näherte sich seinem. Ich atmete schwer, badete im Schweiß – und spürte auf einmal seine warmen Lippen. Nur ein bisschen drückte ich seine Arme auf das Bett, wollte sein Zittern kontrollieren. Erneut begann es fast so wie beim letzten Mal. Doch ich sog alles in mich auf, auch dieses neue, sehr starke Pulsieren seiner Männlichkeit. Nur das Gefühl, und ich spürte dennoch etwas sehr tief und sehr mächtig in mir. War es gerade geschehen?

Kurz musste ich nach Luft schnappen, wohl wir beide – dann wurde ich schneller. Ich konnte nicht anders, als mich an seiner heißen, schwitzenden Haut zu reiben. Seine Härte war eng an mich gedrückt – und sein Stöhnen zuerst zart und dann tief. Es hörte nicht mehr auf – und riss mich mit. Seine Arme rissen sich los – und schlossen sich fest um mich. War das mein Pulsieren, oder seines? Zwischen uns wurde es warm und feucht – und dieses Kribbeln packte mich noch viel stärker als seine Arme. Etwas drückte mich auf die Matte! Noch enger drückte ich mich an ihn, noch fester krampften sich seine Finger an mich – und plötzlich ließ er los. Ich sackte zusammen.

Die leisen Geräusche im Hintergrund kehrten zurück, aber sie wurden fast vom Pochen meines Herzschlags übertönt. Langsam und tief atmete ich ein und aus – und langsam rollte ich mich neben ihn. Ein Zucken fuhr noch immer genau dann durch ihn, als ich mit den Fingern zart über seinen Oberkörper strich. Über seinen sehr feuchten.

War das ein Lachen von ihm gewesen? Ja, er lachte, und dieses Zucken wurde immer schwächer. Ich ließ meine Finger bis zu seinem Gesicht streichen – und beugte mich erneut zu ihm. Diesmal spürte ich auch die Spitze seiner Zunge, als sich meine Lippen auf seine legten. Er schloss den Mund nicht mehr, als ich ihn nach oben starrend zurückließ. Wann war das schwache Licht zurückgekehrt? Traian lächelte – und ich suchte mir einen Platz an seiner Schulter.

Kapitel 5 – Der Aufbruch

Das Licht, das mich umgab, musste natürliches Tageslicht sein. Niemand lag neben mir – auch nicht, als ich alles abgesucht hatte. Ich war mit ihm noch gemeinsam unter der Dusche gestanden. Unter diesem Verbau im Freien, wo jemand lauwarmes Wasser hingeleitet hatte. Aber viel mehr, als dass er kurz meinen Rücken berührt hatte, war nicht passiert. War alles ein Traum gewesen? Dann befand ich mich immer noch in einem.

Der Boden fühlte sich fester an, als ich auftrat. Auch der um meine Beine gewickelte Stoff war im ersten Moment grob und rau, obwohl er weich war. Wo blieb mein Frühstück? Was sollte das hier für ein Service sein? Fühlte es sich ein wenig kühler als gestern an?

Wieder in meine Stoffbahnen gehüllt, wollte ich schließlich hinaus in die Ersatzstadt gehen. Ich bemerkte eine Bewegung bei den Zeltplanen. Mein Puls setzte kurz zu einem Sprint an – dann erkannte ich ihn.

„Komm … So tritt … trete Er doch ein!“, begrüßte ich den Abgesandten.


„Edler Herrsch…“


„Nein!“


„Marcellus.“


„Ja?“


„Ich hoffe, Eure Nachtruhe verlief ungestört.“


„Ja, die war … sehr prickelnd.“


„Es lag mir fern“, holte er aus, „diese bereits gestern zu stören. Denn unser Aufbruch steht nun direkt bevor.“

Er blieb beim Eingang des Zeltes und hielt diesen weiter auf. Ich erkannte, dass dieser Apotheker draußen stand, oder was immer er nun genau machte. Noch einige Leute, die mir bekannt vorkamen. Diese Frau? Nein, die hier sah ihr höchstens ähnlich. Viele hatten diese roten Strähnen im Haar, aber nicht alle. Doch alle hatten einige Sachen umgeschnallt.

„Nur eine Frage“, wurde ich leiser und trat näher an den Abgesandten, die Gruppe draußen gleichzeitig etwas zurück.


„Ja, wie … lautet Euer Wunsch?“


„Wo ist denn Traian?“


„Dieser … ist bereits mit Talassia auf dem Weg, um das Zwischenlager zu sichern.“


„Äh, wer …?“

Mir war, als ginge ein leichtes Murmeln durch die Gruppe draußen. Sie trat weiter zurück und der Abgesandte nun ganz in mein Zelt.

„Wer ist noch einmal diese Talassia?“


„Sie stünde nach wie vor bereit, falls Eure Präferenzen doch ihre Talente einschließen. Sie hat viele Talente und ist in ihren Einsätzen erprobt.“


„Ja, da … bin ich mir selbst manchmal nicht ganz so sicher“, entgegnete ich.

Wie ihre Talente in dieser Welt wohl genau aussahen? Ob sie enttäuscht war, weil bei mir nichts gelaufen war? Manchmal hatte ich diese Phasen, wo ich mich nach einer Frau sehnte. Aber in der Realität … und nun konnte ich haben, wen ich wollte. Ich war der Herrscher der Welt, konnte danach fragen und es haben. Aber sollte ich das? Warum hatten mich die überhaupt zuerst mit einem Profil eines Mannes gelockt? Weil es zu dem passte, was ich bei meinem aus den vorgegebenen Möglichkeiten gewählt hatte?

Ein Bild aus meinem Traum in der letzten Nacht riss mich aus meinen Gedanken. Ich wusste nur, dass da irgendwas gewesen war, aber nun verblasste es gleich wieder. Ob ich noch was zum Frühstück haben konnte?

* * *

Ich blickte noch einmal zu den Leuten am großen Versammlungsplatz zurück. Vor mir hatten sich der Abgesandte, dieser Apotheker und noch ein paar bereits aufgemacht. Ein recht breiter Weg stieg leicht an und führte in den dichten Wald. Nach wie vor war es sonnig, und ich konnte am Himmel nur wenige Wolken sehen. Gerade, dass ich noch diese Kopfschmerzen spürte, auch wenn sie bereits am Abklingen waren. Wirklich stark waren sie ohnehin nicht gewesen. Als wären sie von etwas gedämpft worden – oder ich hätte sie einfach nicht zugelassen.

Nach dem stetigen Anstieg schien der Wald lockerer zu werden. Ein Panorama aus niedrigen, komplett mit Laubbäumen bedeckten Bergen tat sich vor uns auf. War er irgendwo dort drüben? Wie weit war es überhaupt noch?

Mir kam vor, als wollte der Abgesandte etwas sagen, als ich fast direkt neben ihm ging. Weil vor uns eine felsige Geländekante lag, folgten wir einem abbiegenden, schmaleren Pfad. Entweder führte er um den Taleinschnitt herum, oder nicht besonders steil abfallend ganz nach unten. Noch immer wusste ich kaum etwas über diesen Mann. Er war sicher ein paar Jahre älter als Traian und arbeitete wohl schon länger mit ihm zusammen. Was trug er in diesem Beutel an seinem Gürtel? Vielleicht ein wenig Proviant?

Stets war er mit nach vorne gerichtetem Blick fest auf dem Boden gestanden und nie eingeknickt. Doch in diesem Moment spürte ich auch bei ihm dieses Zittern. Als lag etwas in der Luft und vielleicht direkt vor uns. Dabei musste ihm die Gegend hier geläufig sein. Vielleicht waren in dem Beutel ein paar Heilkräuter, die zumindest gegen Abschürfungen bei einem leichten Sturz helfen würden? Was immer sich vor uns befand – mit Schwertern oder Pfeilen wurde es nicht bekämpft, wie es aussah.

„Wie lange … ist es ungefähr noch?“, fragte ich ihn.


„Wünscht Ihr Rast zu halten?“


„Nein, es geht schon noch. Aber müssen wir da drüben auf den Berghang?“


„Ich bin mir unsicher, um es ehrlich zu sagen. Denn es ist bereits wieder eine Störung zu spüren.“

Also doch! Aber er würde schon wissen, wenn uns hier etwas drohte. Außerdem sollte ich in der Lage sein, mit den Mächten dieser Welt umzugehen. Begann sich der Himmel neuerlich zu verdunkeln? Spürte ich ein paar Regentropfen? Vielleicht, aber die Sonne schien noch durch, und der Weg führte weiterhin in sicherer Entfernung von der Geländekante stetig nach unten.

Obwohl es dunkler geworden war, erkannte ich bereits den Bach. Er konnte kaum breiter als einen Meter sein und markierte anscheinend die Talsohle. Alle blieben stehen und sahen sich um. Das Blätterdach hatte sich hier ein wenig gelichtet, so dass ich den Nieselregen nun deutlicher spürte. Wurde er stärker? War das ein Gewitter? Der Abge

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Kommentare


gerdis
dabei seit: Jan '01
Kommentare: 95
schrieb am 16.04.2022:
»Faszinierende Fantasie, sowohl erotisch wie auch von der Handlung gut, mit feiner Balance, erzählt. Mich stören die vielen abgebrochenen Andeutungen als Stilmittel, sie nehmen der Geschichte aber nicht die Qualität.«



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