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Lesungen: 322 | Bewertung: 6.87 | Kategorie: SciFi, Fantasy, History | veröffentlicht: 30.04.2022

Herrscher der Fantasy-Welt (Kapitel 10 bis 19)

von

Kapitel 10 – Die Kleinstadt

Hinter der kleinen Bergkuppe konnte ich etwas erahnen. Meine Schritte beschleunigten sich – und vor mir tat sich ein Bauwerk aus glatten Steinblöcken und Säulen auf. Es war nicht so groß wie die Burg und stand etwas abseits des zu erkennenden Weges. Hohe, üppig grüne Gräser und mehrere Bäumchen umgaben es. Ob es bereits zu dieser nicht so großen Stadt gehörte? Ich hätte es gespürt, wenn sich hier jemand aufhielt. Die Fronten aus dicken Säulen und kleinen Dächern sahen nicht eingeknickt aus, auch keines der Türmchen.

Was, wenn … das alles war, das noch von dieser Welt existierte? Wieder spürte ich diesen Schauer über meinen Rücken – doch meine Hände ballten sich zusammen. Ich würde … sehen, was hinter diesem Hügel vor mir lag. Wenn nichts, dann würde ich hier ein Quartier aufschlagen. Warten, ob eine dieser Visionen zurückkehrte. Der Regen war wieder aufgekommen, und ein Windstoß peitschte ihn mir ins Gesicht. Oh, schön, frisches Wasser.

Meine Finger wurden unruhig und meine Schritte wieder schneller. Der Weg verlor sich ein wenig auf der Steigung – und ich blieb stehen und schloss die Augen. Vor mir erstreckte sich eine Stadtmauer – und eine Stadt, die ich in einer halben Stunde zu Fuß durchqueren konnte. Wenn ich dabei auch zum höher gelegenen Teil wollte, dauerte es vielleicht länger. Dort war nicht wirklich eine Burg, aber ein größeres, mächtiges Bauwerk.

Wie die Stadt tatsächlich aussehen würde? Was, wenn diese Leute auch bereits hier waren? Mein Puls beschleunigte sich, als ich mich der höchsten Stelle näherte. Dort unten war … ein leuchtend roter Fluss. Und ein Bauwerk aus Steinblöcken drüben im Wald. Die Steinplatten verbanden eine Reihe von massiven Säulen, die sich nach links und rechts erstreckte und zwischen den Bäumen verlor. Direkt vor mir schienen sie jedoch einen Eingang zu markieren.

Als ich wieder genauer hinsah, bemerkte ich nochmals eine Bewegung! Da war … eine Frau mit schwarzem Umhang, Brustpanzer und links und rechts etwas in der Hand? Rote Strähnen in den Haaren erkannte ich bei ihr nicht. Aber Traian hatte doch auch keine! Wäre das nicht schwerer bewacht, wenn sie zu diesem anderen Volk gehörte? Ich sollte … sagen, dass ich mich verirrt hatte. Das hatte ich doch, oder?

Je mehr ich mich über den flachen Hang näherte, desto mehr … spürte ich wieder dieses Gefühl an meinen Fingerspitzen. Vielleicht noch eher an meinen Handflächen. Ich erreichte eine schmale Brücke wohl aus verwittertem Holz, die den zwischen gelben und roten Farbtönen leuchtenden Fluss überquerte. Hätte ich mir breiter vorgestellt – und heißer. Zumindest wirkte die Brücke auf mich stabil, obwohl sie über kein Geländer verfügte. Verdammt, ich würde diese Frau fragen, ob sie was über Traian oder dieses Biest wusste! Ganz einfach! Sie erstarrte in ihrer Bewegung – und richtete ihre … Schwerter auf mich? Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich rasch, und sie senkte diese langen, matt glänzenden Gegenstände ab.

„Seid Ihr es tatsächlich? Der neue Herrscher? Die Kunde eilte voraus, doch …“


„Guten Tag …“, unterbrach ich sie, als ich direkt vor der großen Stufe aus Stein war. „Ist hier vielleicht was … über einen gewissen Traian bekannt?“


„Dieser ist mir leider nicht bekannt, doch ich ersuche Euch, näherzutreten. Ist es mir erlaubt, Euch nur kurz einmal zu berühren? Welch aufdringliche Bitte, es ist mir bekannt, doch ich kann kaum glauben …“


„Äh, ja … warum nicht?“

Sie legte diese Gegenstände aus Metall auf den Steinboden und näherte sich. Ich erklomm die zwei Stufen und stand direkt vor ihr. Ob ich sie fragen sollte, ob … ich ihren Brustpanzer berühren durfte? Wirkte auf mich sehr stabil. Die Frau sah mir kurz direkt in die Augen, ließ ihren Blick schweifen und streifte mit zwei Fingern über meine Schulter. Über die eine, die gerade nicht von Stoff bedeckt war.

„Ja, und … wer seid Ihr? Traian hat was von einer kleinen Stadt erwähnt, er ist mein … Assistent, und …“

Etwas zuckte durch mich und alles krampfte sich zusammen, als die Bilder von dem Angriff wieder vor meinen Augen auftauchten. Warum nur hatte ich ihm nicht helfen können? Doch die Bilder passten nicht zum Gefühl tief in mir.

„Ich bin lediglich die Wächterin der Stadt“, riss sie mich aus meinen Gedanken.


„Aber das ist doch eine wichtige Aufgabe.“


„Dies mag sein, doch sicherlich nicht so wichtig wie Eure. Sicherlich wollt Ihr nun Rast halten.“


„Ja, das … wäre gut.“


„Erzählt, verlief die Vertreibung der Ungeheuer tatsächlich stets so von Erfolg gekrönt? Ich sollte nicht daran zweifeln, doch die Neugier plagt mich! Außerdem …“


„Ja, also das letzte … hat sich selbst vertrieben. Von der Burg dort draußen.“


„Oh, wir mussten diese bereits vor längerer Zeit der Angriffe wegen aufgeben. Könnte nun bereits das neue Zeitalter angebrochen sein?“


„Das … würde ich lieber noch nicht sagen.“

Verdammt, ich musste ihn finden! Hier musste doch jemand etwas wissen! Oder ich konnte wenigstens Kontakt mit jemand aufnehmen. Wo war nun überhaupt die Stadt? Die Wächterin drehte sich um, und ich folgte ihr. Die Reihe aus dicken Säulen endete, und die Steinplatten auf dem Boden verliefen sich im Waldboden. Um mich waren nur Bäume mit üppig grünen Kronen, und auf einer Seite wirkte der Untergrund sumpfig. Zumindest lag ein feuchter, erdiger Geruch in der Luft, der bald von einem warmen Luftzug abgelöst wurde. Einzelne helle Sonnenstrahlen schafften es nach unten.

Ich glaubte kleine, gemauerte Häuser zwischen dem üppigen Grünzeug zu erkennen. Eine Frau mit blauen Haaren spazierte uns auf dem breiter werdenden Weg entgegen. Und ein Tier mit weißem Kopf … und Flügeln? Wenigstens hatte es vier Beine. Ganz langsam ließ ich meinen Blick umherschweifen. Wir gelangten zu einer Art Gartenpavillon, wie ich ihn in einem alten Kurpark erwartet hätte. Vor uns schimmerte ein violetter Farbton durch die Bäume.

Noch ein paar Leute gingen vorbei, von denen sich einige nach mir umdrehten. Jemand war zur Hälfte in eine Art Ritterrüstung und zur Hälfte in Stoff gehüllt. Die Wächterin blieb stehen und zeigte zu etwas.

„Natürlich“, begann sie zu reden, „haben wir für Euch die beste Unterkunft in der Stadt bereitgehalten. Gleich dort drüben findet Ihr sie, und bitte lasst es mich wissen, falls etwas noch nicht bereit sein sollte.“


„Danke, ich werde es mir ansehen. Und … ich habe da von gewissen … Vergnügungen gehört. Gibt es die nur in der Hauptstadt oder auch hier?“


„Es war uns möglich, einige davon hier zu bewahren. Natürlich erwarten wir noch sehnsüchtig Eure Hilfe. Ist Euer Plan denn schon weit gediehen? Doch wagt vorerst gerne den Weg in die inneren Stadtteile, um Euch an Bier und unseren Speisen zu erfreuen. Falls Euch das beliebt.“


„Ja, ich … werde mir das auch ansehen. Und … gleich dort drüben ist die Unterkunft?“


„So ist es, mein Herr, und bitte mäßigt Euch auf keinen Fall, alles in Anspruch zu nehmen.“


„Oh, danke, also … ich gehe dann einmal!“

Langsam drehte ich mich die Richtung, die sie angedeutet hatte. Ich stand nur im Wald, konnte hinter den Bäumen größere Häuser erahnen – und vor mir Stufen. Sie verliefen neben einer von Grünzeug bewachsenen Mauer, führten um eine Ecke und weiter nach oben. Alles schien in einen Hang gebaut zu sein – und vor mir erstreckte sich nun die Stadt aus meiner Vision. Wenn das nur die Kleinstadt war, wie sah dann die Hauptstadt aus?

Die Säulen an den Fassaden wirkten feiner als die an der Stadtmauer. Das war jedoch bei jedem der Häuser etwas unterschiedlich. Viele erstreckten sich über mehrere Stockwerke entlang des gegenüber lang und flach ansteigenden Hanges. Das mit dem runden Turm auf der Anhöhe sah einer Burg oder einem sehr wichtigen Gebäude ähnlich. Neben mir bemerkte ich Fenster in der Wand – und eine Tür. Offen.

Der Raum war groß und dunkel, und ein frischer Luftzug empfing mich. Ob ich mich besser nach einer Ritterrüstung erkundigen oder die Stoffbahnen als neue Kleidung verwenden sollte? Einige hingen auch neben dem hohen Bett, das sich über eine ansehnliche Breite entlang der Wand erstreckte. Ein silbriges Glänzen schien vom Betttuch auszugehen.

Ein Blick in die angrenzenden Räume machte dieses Gasthaus mit der Wirtin, oder was ich bisher in dieser Welt gesehen hatte, zu einer billigen Absteige. Das fließende Wasser war entweder kühl und klar – oder warm. Oder prickelnd mit einem Geschmack zwischen bitter, sauer und süß. Das war doch trinkbar, oder? Ich bemerkte noch ganz anderes Obst als das vom Innenhof der Burg. Aber was machte ich hier so lange? Ich musste ihn finden! In die Stadt hinein und versuchen, etwas zu erfahren! Oder …

Ich hörte ein leises Klopfen, etwas wie ein Räuspern, und drehte mich um. Die Eingangstür stand noch offen – und dort … Talassia? Sie blickte mir in die Augen und vollführte nur einen kleinen Schritt in meine Richtung. Sah nicht anders aus als zuletzt in diesem Zwischenlager.

„Ist … die Dame wieder hier, um mir Vergnügen zu bereiten?“


„Falls Euch das möglich erscheint, mein Herr, ersuche ich den Begriff ‚Die Dame‘ zu vermeiden.“


„Ja, kann ich gern … sofern Sie ‚Mein Herr‘ unterlässt. Und das muss jetzt natürlich nicht sein mit …“


„Doch es hätte Euch beliebt … Marcellus?“


„An sich ja, aber das ist bei mir … eine leicht komplizierte Geschichte.“

Sie lächelte kurz und fast intensiv, um noch einige Schritte in meine Richtung zu gehen. Sofort änderte sich ihr Blick.

„Entspricht das Geschehen mit Traian der Wahrheit? Wurde er tatsächlich von dem Biest fortgerissen? Ist er …?“


„Ja“, unterbrach ich sie und stand nun direkt vor ihr, mit gesenktem Blick. „Aber ich habe dieses Gefühl … tief in mir, dass … es ihm gut geht.“


„Dann wird uns Euer Gefühl sicherlich baldigst zu ihm führen!“


„Ja, hoffentlich. Und … wie ist Sie … seid Ihr … überhaupt so schnell hier in die Stadt gekommen?“


„Es gelang, eine Verbindung zu öffnen. Direkt hier in die Stadt.“


„Also so ein … Portal innerhalb dieser Welt?“


„Das entspricht den Tatsachen, und … bitte begleitet mich, M…arcellus.“


„Äh, ja, gern. Aber … ich ziehe mir noch einen anderen Umhang an, ja?“


„Dieser hier würde Euch gut stehen“, erwähnte sie und reichte mir eine Stoffbahn fast im Farbton ihrer roten Haarsträhnen.

Sie warf mir ein knappes Lächeln zu, bevor sie sich langsam wieder zur Tür zu begab. Also gut, ein bisschen frisches Wasser, das hier umbinden – sah doch gleich besser aus. Ich warf noch einen Blick aus dem Fenster auf die Stadt unter mir, um mich dann zu Talassia zu begeben. Wortlos schritt sie die Stufen hinab, und ich folgte ihr.

* * *

„Der Abgesandte ist also jetzt allein in diesem Zwischenlager?“, erwähnte ich nach einer Weile des Gehens neben ihr. „Am anderen Ende der Welt?“


„Dies sollte so sein. Sowie mit einem Teil unseres Volkes und dem Mann mit den Heilkräutern.“


„Na dann ist er ja bestens versorgt.“


„Es wurde gesprochen über … Euch und den Abgesandten.“


„Ja … das ist auch eine leicht komplizierte Geschichte.“

Sie hetzte nicht gerade entlang der Häuser aus massiven Steinblöcken und Holzteilen. Dafür setzte sie ihre Schritte so, dass sie dem Rinnsal aus schmutzigem Wasser auswich. Schuhe trug auch hier anscheinend fast niemand. Aus den engen Seitengassen drangen immer wieder Geräusche oder Unterhaltungen, während die breite Straße wohl einem anderen Teil der Stadt zustrebte.

Nun tauchten diese glatten Fassaden und Säulen auf, die von meiner Unterkunft aus zu erahnen gewesen waren. Der Duft von Gewürzen oder doch von frischem Gebäck lag in der Luft, und die Straße weitete sich. Eine Art Brunnen oder irgendwie erhöhte Stelle nahm die Mitte des Platzes ein. Rundherum Geschäfte mit Vordächern aus grobem Stoff, bei denen ein stetiges ein und aus gehen zu beobachten war. Bei dem großen Gebäude auf dieser Seite war es stiller.

Manche Leute traten zur Seite, sahen mich an und drehten sich nochmals um, als Talassia mit mir auf den großen Eingang zustrebte. Klar, wahrscheinlich musste ich später noch auf der Bühne in der Mitte eine Ansprache halten. Doch nun durchschritten wir die große, rechteckige Öffnung in der Mauer und traten in das Halbdunkel. Der Boden unter meinen Füßen fühlte sich ein wenig kühler als draußen an. Das riesige Feuer vor uns, das kein Feuer war, änderte nichts daran.

Seine Farben schienen hier etwas anders zu sein, und es schwebte ungefähr einen Meter über dem fast glatten Steinboden. Niemand außer uns war hier – und ich glaubte ein sehr tiefes Summen zu spüren. Meine Begleiterin umrundete das Licht nicht einmal zur Hälfte. Sie blieb stehen, schloss die Augen und verschränkte ihre Finger ein wenig. Knapp neben ihr verstärkte sich dieses Geräusch, mehr ein Gefühl. Es war, als … baute sich zwischen meinen Händen und dem Licht eine Verbindung auf. Ein Nebelschleier war es nicht, der vor meinen Augen erschien. Ich konnte sogar klarer sehen, und ich sah … Traian?

Er lag im Freien, zwischen niedrigen, bröckeligen Mauern. Seine Hose war noch mehr zerrissen. Bewegte sich da etwas im Hintergrund? Ich konnte alles spüren, auch die kühlere Temperatur. Nur in dieser Ecke, in die er sich gekauert hatte, war es einen Hauch wärmer. Wenn ich ihm nur mein Stück Stoff umhängen könnte. Doch ich konnte ihn nicht erreichen.

„Traian?“, hörte ich die Stimme von Talassia neben mir. „Was geschah mit dir?“


„Talassia?“, reagierte er nach einigen Sekunden und flüsterte beinahe. Oder war seine Stimme heiser?„Das Biest … war zu mächtig. Ist zu mächtig. Lass Vorsicht walten.“


„Bist du … im Gebirge? Ich glaube zu erkennen …“


„Es sieht so aus. Und … ist Marcellus wohlbehalten?“


„Ja, dieser … ist neben mir. Bekommst du keine Verbindung?“


„Nein, und … es kehrt zurück!“

Alles verblasste, und unter meinen Füßen fühlte es sich wieder ein wenig wärmer an. Ich tastete mich herum und streifte Talassia. Sie zuckte zusammen, öffnete die Augen und drehte sich langsam zu mir. Bevor sie etwas sagen konnte, glaubte ich eine sehr tiefe Stimme zu hören. Nur verstand ich die Worte nicht. Meine Begleiterin konzentrierte sich, hielt den Mund leicht offen und drehte sich zu mir. Hatte sie gerade ihre Hände auf meine Schultern legen wollen?

„Lasst uns in Ruhe, und er wird zurückkehren. Ansonsten war dies erst der Anfang“, zitierte sie das Gehörte. Sie hatte es doch verstanden, oder?


„Das war … die Antwort … von denen?“


„Es scheint so. Doch … wir vertrauen auf Euch, M…arcellus, unsere Welt zu befreien.“


„Wie kann ich das machen?“, wurde ich lauter und hätte mich fast auf ihrer Schulter abgestützt. „Ich kann überhaupt nichts! Ich … bin viel zu schwach gegen die, und …“

Mein Kopf senkte sich, und es wurde beinahe still. Vernahm ich nun doch ein Knistern, obwohl das vor mir eine Lichterscheinung und kein Feuer war? Sehr zart strich Talassia mit einem Finger über meine Wange.

„Verzeiht, doch … vielleicht benötigt Ihr lediglich eine Stärkung.“


„Klar, vielleicht … sollte ich einmal das Bier hier probieren. Das vertrage ich doch sicher, wenn ich immer noch gegen alles immun bin.“


„Wenn Ihr das wünscht, so kann ich Euch gern begleiten.“

Warum machte sie statt mir nicht alles? Wahrscheinlich war sie hier dem magischen Licht entstiegen und hatte das Portal genau an der richtigen Stelle öffnen können. Nun bemerkte ich nur noch ein Lächeln bei ihr, das so zart wie ihre Berührung vorhin war. Ich konnte sie doch nicht an der Hand nehmen, auch wenn alles in ihr danach schrie. Sollte das an mir nun ein schottischer Rock ohne Muster oder ein großzügiges Lendentuch sein? Interessant, dass es nie verrutschte.

Sie trat ins Freie, lenkte ihre Schritte wieder in diesen anderen Teil der Stadt, und ich folgte ihr.

Kapitel 11 – Die Stärkung

Niemand nahm Notiz von uns, als sie die Tür dieses Ladens öffnete. Waren die letzten Minuten meines Ruhms nun vorüber? Sah ungefähr wie das Gasthaus irgendwo bei der Ersatzstadt aus, nur größer. Ein ständiges Stimmengewirr lag in der Luft, ohne mir jedoch in den Ohren zu dröhnen. Talassia blieb stehen und ließ ihren Blick umherschweifen. Sie war dabei ein wenig näher an mich getreten. Die hölzernen Tische sahen aus, als brächen sie jeden Moment zusammen. Sie ächzten aber höchstens ein bisschen unter der Last der riesigen Metallkrüge, die manchmal auf sie geknallt wurden.

Auch vor dem Nähertreten meiner Begleiterin war es mir hier ein wenig wärmer als draußen vorgekommen. Eine Mischung aus vielen Gewürzen schien in der Luft zu liegen, vielleicht mit etwas Bierschaum vermengt. Weiter hinten wurde gelacht, und ich bemerkte, wie zwei Leute in einen dunklen Gang verschwanden.

Sie steuerte auf einen freien Tisch zu, der knapp an der Wand aus groben Steinen stand. Nach einem hektischeren Umsehen und einer Geste mit ihren Fingern eilte jemand heran. Der Wirt oder ein Angestellter?

„Einen Wunsch?“


„Ja … bringe Er bitte von diesem vorzüglichen, schäumenden Bier. Zweifach. Oh, und vielleicht …“

Er vollführte nur eine kurze, zustimmende Kopfbewegung, von einem knappen Lächeln begleitetet. Talassia, die mir direkt gegenübersaß, wandte sich wieder mir zu. Hoffentlich musste ich sie nicht auf mein Zimmer tragen. Ganz langsam spielte sie mit ihrer Zungenspitze an ihren Lippen herum, während mich ihr tiefer Blick traf.

„Ach ja“, meldete ich mich, „dieser Fluss vor der Stadt in der leuchtenden Farbe … hat das was zu bedeuten?“


„Oh, dies wird von der Bevölkerung hier als Schutz gegen die … Drachen gesehen.“


„Ich habe geglaubt“, lachte ich, „das ist glühende Lava. Aber vielleicht funktioniert es ja.“


„Nur Ihr könnt uns am Ende schützen“, erhob sie ihre Stimme leicht.

Sie blickte in Richtung dessen, das wohl einen Schanktisch darstellte. Der Mann schien keine Probleme zu haben, zwei der riesigen Krüge und auch noch eine Metallplatte zu tragen. Mit einem kurzen Blick in ihre und meine Richtung stellte er alles ab und verschwand.

„Oh, und wer bezahlt das alles?“, meldete ich mich zu Wort und erhob meinen Metallkrug. Fühlte sich leichter an, als er aussah. „Ich habe ja nicht einmal Geld.“


„Darüber macht Euch bitte keine Sorgen.“

Mit einem weiteren Lächeln prostete sie mir zu und nahm zuerst einen kräftigen Schluck. Ich ertappte mich selbst beim Anstarren ihrer knappen Rüstung, die vielleicht doch eher silberner, dicker Stoff war. Das Bier schmeckte … kühl, wenig bitter, ziemlich süß und prickelnd und sehr schaumig.

„Es wurde einst geredet“, setzte sie fort, „ich sei die Herrscherin. Doch ich konnte die Prüfungen nicht bestehen, und das Universum führte uns zu Euch.“

Ich verschluckte mich beinahe, als ich gerade noch einen Schluck nahm. Die dunklen Brotstücke schmeckten fast wie dieses Gebäck, nur … würziger. Sehr würzig. Sie sollte die Herrscherin sein? Immerhin schien sie hier mehr zu erreichen als ich. Aber dieses Knistern ging nun entweder wieder von mir aus – oder von ihr. Es lag zwischen unseren Fingerspitzen, als wir uns ansahen. Ich verdrängte dieses Kribbeln nicht mehr und mir war, als fiele mir das Atmen schwerer.

Nur durch ihren Blick schien mir immer heißer zu werden. Sie überließ mir das letzte Stück Brot, oder was immer es war, und trank aus. Hatte sie gerade für uns beide bezahlt, oder was war das gewesen? Vielleicht war ich doch nicht so sehr immun gegen die Auswirkungen mancher Getränke hier. Aber Kopfschmerzen oder ein trockener Mund fehlten völlig, auch wenn sich ein neuer Nebelschleier über mich gelegt hatte. Ich sollte nicht mehr verdrängen, was sich unter meiner Stoffbahn abspielte. Wenn das nun der Lohn für die Strapazen des Tages werden sollte, auch schön.

„Oh, und … begleitet Ihr mich noch, meine D…Talassia?“, erwähnte ich und stand zur Hälfte auf.


„Aber gerne gedenke ich Eure Stärkung zum Abschluss zu bringen, wenn Ihr das wünscht.“


„Ja … wäre schön.“

Noch langsamer als ich erhob sie sich und warf mir dabei diesen Blick zu. Als wollte sie ein Lachen unterdrücken und mir gleichzeitig zeigen, wo alles hinführen würde. Erneut strich ihre Zungenspitze über ihre Lippen, und ich sah mich schon im zarten, unendlichen Stoff dieses Bettes versinken. Sie würde über mich klettern, ihre Hände an mich legen …

Es war fast ganz dunkel, als sie direkt neben mir ins Freie trat. Vielleicht erhellte nur noch der riesige Mond die Nacht, aber ich sah ihn nicht. Je näher wir meiner Unterkunft kamen, desto schneller schlug mein Herz. Sie erklomm die Stufen – und für einen Moment warf ich einen Blick auf die beleuchtete Stadt dort unten. Am Horizont lag ein farbiger Schimmer, der sich bis zu mir in den Innenraum fortzusetzen schien.

Als ich die Tür schloss, löste sich drinnen im Halbdunkel bereits ihr knapper Brustpanzer. Ganz zufällig rutschte die Verhüllung immer mehr in Richtung Boden. Nicht, dass sich ihre kurvige Fülle übermäßig aufdrängte, als sie sich sehr langsam herumdrehte. Es legte sich ohnehin zunehmend Dunkelheit über sie, je mehr sich davon zeigte. Hätte ich lieber Traian im grellen Sonnenlicht so gesehen? Was machte ich immer noch hier?

Aber dieses Gefühl in meinem Magen, wenn ich mitten in einer noch nicht abgeschlossenen Sache war, verblasste weiter. Und Talassia zog mich an. Es war gerade hell genug, um ihre Schritte in Richtung meines Bettes verfolgen zu können. Dieses Knistern zwischen uns war wieder voll da – und meine Anspannung.

Ich konnte mich nicht bewegen, als sie sich an den hohen Bettpfosten festhielt und sich langsam zurücksinken ließ. Nur das Geräusch meines Atems schien in der Luft zu liegen. Ich machte nur zwei Schritte auf sie zu, während sie dort auf dem Rücken lag und ihre Beine herumräkelte.

„Kommt doch näher, mein Herr“, hauchte sie.


„Wir … in meiner Welt … verwenden wir eher nicht mehr die höfliche Anrede, wenn … wir miteinander ins Bett gehen. Auch keine historischen Formen.“


„Aber … es erregt mich!“, wurde sie nur wenig lauter.

Lockte sie mich da mit ihrem Finger? Das Tuch, das gerade noch über beiden meiner Schultern gelegen war, rutschte einfach weg. Ich atmete schwerer und wurde immer mehr von diesem Prickeln erfasst, als ich das Tuch um meine Gürtellinie nur ein wenig lockerte. Um meiner großen Anspannung mehr Raum zu geben. Sehr viel mehr als meine Konturen konnte sie wohl auch nicht sehen, als ich direkt vor ihr stand. Aber …

„Habt keine Angst vor … Konsequenzen“, hauchte sie mir wieder leiser entgegen. „Nur wenn beide dies wollen, könnten diese … eintreten. Ich … erwarte Euch!“

Auch mein Lendentuch rutschte endgültig zu Boden, und mein Herz raste. Die Haare an meinen Armen und Beinen stellten sich auf. Noch einmal atmete ich sehr tief durch, als ich mich an den Bettpfosten festhielt und mich auf die Matratze kniete. Ein Schauer lief über mich, als ihre Zehen an meinen Beinen streiften. Ihr leises Stöhnen lag in meinen Ohren, vielleicht mit einem sehr zarten Lachen. Ich kam näher, meine Hände wurden von ihren gepackt. Nur um mich sofort wieder die Lage erkunden zu lassen. Wann war dieser Teil ihrer Kleidung auch verschwunden?

Talassia versank beinahe in der Bettwäsche. Jede kleine Berührung meiner Finger entlockte ihr ein zartes, langgezogenes Stöhnen. Ihre weibliche Erregung hatte sich hart und feucht manifestiert – und ich begann in ihr zu versinken. Es geschah einfach, begann nur mit der Spitze meiner harten Tatsachen. Mit offenem Mund war ich über ihr, hielt inne, brachte kaum einen Laut hervor.

Ihre Hände umfassten meinen Rücken, reizten jeden Nerv, den ich dort hatte. Zogen mich näher zu ihr – und in sie. Meine Hände zitterten, als ich nur noch ein zerhacktes Stöhnen ausstoßen konnte. Die Lösung meiner Verspannung schien schnell heranzurasen – bis alles nur noch wie in Zeitlupe verlief. Mein Gleiten durch ihr Inneres, die Berührung ihrer zweifach verhärteten Weiblichkeit. Alles jagte immer wieder einen Schauer über meinen Rücken. Bis in meine Zehenspitzen, wo das Gefühl zurück zu ihr wanderte.

Ihr tiefes Atmen wurde von etwas begleitet, das vielleicht nur ich hören konnte. Mein Mund näherte sich ihren Lippen – doch sie stöhnte auf und war viel zu sehr in Bewegung. Noch tiefer konnte ich mit ihr nicht vereint sein – und dieses Ziehen und Kribbeln tief in mir wurde stärker. Ein Gefühl an der Innenseite meiner Unterarme begann, das sich bis zu meinen Fingerspitzen fortsetzte. Talassia kreischte viel zu schrill, als ich mich noch enger an sie klammern wollte.

Auch mein Herz raste viel zu schnell, und ich konnte das Brodeln noch tiefer in mir nicht mehr aufhalten. Für einen Moment konnte ich ihr direkt in die Augen sehen, alles sehen. Mein Blick musste ihr alles gesagt haben. Meine Hände waren ohnehin längst zu verschwitzt, um mich an sie zu klammern. Nur ihre hielten mich noch fest, pressten sich warm und weich auf meinen Rücken. Ich spürte, wie das mächtige, warme Prickeln ganz nah war. Musste einfach schneller werden – und es geschah.

Alles durchflutete mich, setzte sich zu ihr fort. Ich stieß einen fast unhörbaren Laut aus, konnte den Mund nicht mehr schließen, musste irgendwie Halt finden. Etwas legte sich über mich, als mich die erste Welle erfasste. Ein plötzliches Zucken fuhr auch durch sie, ließ ihren Beinen keine Ruhe. Sie verschlangen sich weiter mit meinen, während mein Pulsieren nicht endete. Noch immer war ich tief mit ihr verbunden, und die feuchte Wärme hüllte mich endgültig ein.

Ich fand mich neben Talassia, strich mit einem Finger über ihre zarte, warme Haut. Als ich ihn nur knapp über ihr schweben ließ, hörten ihre Zuckungen beinahe auf. Sie atmete langsam und tief, schien die Augen irgendwie geschlossen zu haben und trotzdem nach oben zu starren. Dieser violette Schimmer, der in den Raum drang, kam mir nun stärker vor. An meinen Fingerspitzen tanzten grelle, fast weiße Funken, wenn ich genau hinsah. Doch dieser Schauer über meinen Rücken hatte sich längst beruhigt. Ich sollte aufstehen, ich sollte …

Kapitel 12 – Aufbruch ins Gebirge

Ich schreckte auf und sah mich sofort um. Neben mir lag … eine nackte Frau – Talassia. Sie atmete immer noch langsam und tief, ohne sonst eine Regung zu zeigen. Dieser violette Schimmer drang herein – und die leisen Geräusche aus der Stadt schienen endgültig verstummt zu sein. Wie spät es war, wusste ich nicht. Aber ich wusste, dass ich zu diesem Gebirge musste. Sofort!

Das Wasser auf meiner Haut war eher kühl wie Pfefferminze und nicht so, dass ich zitterte. Ich schnappte mir die beiden Tücher, die zuletzt meine Kleidung gewesen waren. Sah durch das Fenster hinaus auf die Stadt. Da und dort war noch ein Lichtschein zu vernehmen – und über allem schwebte der riesige Mond.

Wieder lief ein Schauer über mich, als ich mich zur Tür drehte – und doch noch einmal zu Talassia. Was passieren würde, wenn ich mit meinen Fingern über sie strich, wusste ich. Sollte ich ihr eine Nachricht hinterlassen? Konnten die das hier überhaupt lesen? Ich musste ihn endlich befreien. Konnte dieses Knistern und Sprühen von Funken an mir irgendwie hören.

„Bis später“, hauchte ich und öffnete langsam die Tür. Es war ein wenig kühl draußen, fühlte sich auf meiner Haut ungefähr wie das Wasser an. Ich hörte etwas, blickte zurück – aber sie hatte sich nur umgedreht und ihre Beine in die dünne Decke verwickelt. Ein Gefühl lag mir im Magen, nur ein leichtes, als ich die Stufen hinabschritt. Sie lagen nie ganz im Dunkeln, führten mich sicher nach unten – und nun?

Der schwache Lichtschein aus der Stadt drang durch die Blätter der mächtigen Bäume und ließ mich gerade so genug erkennen. Genau, sollte doch diese Wächterin Talassia alles erklären. Ob sie wieder bei den Säulen beim Lavastrom stand, der keiner war? Die Richtung musste stimmen, und außer mir war niemand hier. Obwohl …

Ich zuckte zusammen, als ich die Frau mit den zwei langen Gegenständen aus Metall erkannte. Hoffentlich war das diese Wächterin und nicht sonst jemand. Sie erstarrte in ihrer Bewegung, als sie mich wohl erkannt hatte, und senkte diese Dinger auf den Boden ab.

„Mein Herr“, sprach sie mich an, „wohin führt Euch denn Euer Weg?“


„Ich muss meinen … Assistenten befreien“, entgegnete ich sofort und sah sie nur zur Hälfte an. „Ich weiß jetzt, wo er ist!“


„Ist … Traian … wirklich Euer Assistent? Bitte verzeiht mir, wenn ich zweifle, aber …“


„Ich weiß es selber noch nicht ganz genau“, sprach ich sie nun direkt an und senkte sofort wieder den Kopf. „Ich weiß nicht einmal, ob ich wirklich die Welt beherrschen sollte oder … Talassia.“

Hatte ich da gerade ein kurzes Lächeln bei dieser Frau bemerkt? Es verging ihr sofort, als sie sich für meine Hände zu interessieren begann und zwei Schritte zurücktrat.

„Ich spüre große Stärke bei Euch, und Ihr solltet sie zum Einsatz bringen.“

Zog ich gerade die Blätter neben mir mit elektrostatischer Aufladung an? Verschwand die leichte Kühle der Nacht? Und hieß das, dass sie mich einfach gehen ließ?

„Ja, das sollte ich. Und bitte sagt der Frau in meiner Unterkunft … Talassia … dass ich unterwegs bin. Ihn retten.“

Diesmal lächelte sie mich noch intensiver an und schwenkte ihren Blick langsam in Richtung der Stadt. Doch ihr Gesichtsausdruck wurde wieder ernst, als sie mich neuerlich ansah. Hob sie gerade ihre Schwerter an? Ich machte sehr langsam einige Schritte von ihr weg und drehte mich dabei zu ihr um.

„Möge Euch das Universum schützen!“, kam es noch von der Wächterin.

Ich drehte mich um und spürte, wie ein Gefühl durch meine Arme lief und verschwand. Oder dieses Knistern an meinen Fingerspitzen weiter verstärkte. Vor mir tauchte die Konstruktion mit den Säulen auf, und ich setzte meine Schritte noch schneller. Vom Fluss ging ein orangefarbener Schimmer aus. Etwas schien in meinen Ohren zu liegen, als ich den ersten Schritt auf die kleine Brücke setzte. Fast war mir, als zöge mich etwas nach unten. Mein Blick blieb starr geradeaus gerichtet, und ich ging einfach weiter.

Schemenhaft lagen die Umrisse der Hügel um mich, von denen her ich mich der Stadt genähert hatte. Ich folgte dem leuchtenden Fluss in jene Richtung, wo die fernen Umrisse höher zu werden schienen. Nur ein paar Meter weit wurde die Umgebung erhellt, dann verlief alles in fast völliger Dunkelheit. Ich hätte was zu essen einpacken oder die Wächterin nach einem Frühstück fragen sollen. Aber sofort schüttelte ich diesen Gedanken von mir. Verdammt, ich musste ihn endlich finden! Ob er dann …? Ach, nichts.

* * *

Sie legte ihre Schwerter ab und machte sich an das Erklimmen der Stufen. Dort oben wollte sie die Dinger erst recht nicht einsetzen. Der schwache Schimmer über der Stadt war bereits heller geworden. Einige Lichter waren noch in den Häusern zu erkennen. Sie spürte irgendetwas im Hals, als sie ihre Hand auf die Tür legte.

Ohne ein Geräusch öffnete sich diese langsam nach innen. Der Raum lag in fahlem Licht – und in dem ziemlich großen Bett eine schlafende Frau. Wenn es tatsächlich diese Talassia war. Offenbar befand sich hier nichts, das im Besitz des Herrschers sein sollte. Sonst wäre sie ihm natürlich damit nachgelaufen.

Dieses Gefühl im Hals kehrte zurück und verstärkte sich sogar, als sie sich dem Bett zwei weitere Schritte näherte. Es schien sogar noch eines dazuzukommen. War es ungefähr wie die Stärke des Herrschers oder doch anders? Sie sollte draußen warten, bis diese Frau erwachte, und wandte sich wieder dem Ausgang zu. Doch sie vernahm hinter sich ein Gähnen und sah das zugehörige Strecken bereits vor sich, bevor sie sich umdrehte.

„Marcellus?“, fragte die Stimme, und sie drehte sich um. Die Frau raffte sich auf und schlug schnell das Betttuch halb über sich. Ihre Anspannung schien sich jedoch sofort wieder zu lockern. So nannte sich doch der Herrscher, oder?


„Dieser ist bereits unterwegs, um … Traian zu befreien. Ich … wurde von ihm beauftragt, Euch dies mitzuteilen.“


„Ich war augenscheinlich zu schnell mit ihm. Doch wenn es den Tatsachen entspricht …“


„Womit wart Ihr denn zu schnell?“

Sie musste sich Mühe geben, diesen Ausdruck in ihrem Gesicht zu unterdrücken. Sollte besser wieder nach dem Stadttor sehen oder doch das Licht befragen. Der Blick von Talassia lastete weiterhin auf ihr.

* * *

Ich schreckte aus meinen Gedanken und merkte erst jetzt, dass es viel heller um mich war. Die ganze Zeit war ich dem Fluss gefolgt, und die Umrisse der Stadt lagen weit hinter mir. Das Bild gerade war wieder völlig klar gewesen, und nicht weit vor mir erstreckte sich ein hohes, schroffes Gebirge. Zumindest schien es zum Greifen nah zu sein. Der violette Farbton am Horizont war verschwunden. Doch jener der niedrigen Gewächse hier, die da und dort aus dem hohen Gras ragten, sah ähnlich aus.

Graublaue, zerrissene Wolken hingen am Himmel. Verdammt, ich hätte mit Talassia losziehen sollen. Aber hatte sie nicht gesagt, dass ich es allein schaffen musste? Traian war auf einmal so weit weg. Ich dachte daran, wie ich mit ihm allein auf der Burg gewesen war. Oder daran, wie er sich auf dem Boden gewunden hatte. Ein feines Kribbeln kam in mir auf – und ich wünschte mir, dass es stärker wurde.

Welche Zeit hätte eine Uhr angezeigt? Meine Beine fühlten sich an, als konnten sie mich bis auf den Gipfel vor mir tragen. Wo musste ich genau hin? Der ansteigende Pfad wirkte beinahe wie jener bei der Ersatzstadt. Nur dass er schmäler war und durch ein Grasland führte, das nicht weit vor mir endete. Dieses Wort „Falle“ schrie mich an, als ich meine Schritte weiter entlang der flachen Steine setzte. Würde dieser Drache auch bei hellem Tageslicht auftauchen?

Die Umgebung änderte sich in eine, die eher nur noch aus schroffen Felsen bestand. Vor mir und hinter mir. Auch war der Weg nicht mehr so gut erkennbar. Trotzdem fühlte sich der Boden aus kleinen Steinen unter meinen nackten Füßen ungefähr wie vorhin an. Etwas dämpfte den spitzen Schmerz, bevor er aufkommen konnte.

Ich blieb stehen und hielt mich am Gestein fest. Nicht sehr rau – und warm. In Sekunden wurde es heißer – und ich zog die Hänge weg. Die hatten es aufgewärmt! Dieses Gefühl in meinen Fingerspitzen kehrte wieder, konzentrierte sich dort. Ein weißer Blitz schoss gegen den Felsen und sprengte einige Kieselsteine ab.

Ich sprang zurück, atmete scharf ein. Meine Hände ballten sich zusammen. Einfach weiter, irgendwo da oben – und dann ging es gleich in die Hauptstadt! Die Richtung würde ich schon von Traian erfahren. Etwas, das ein Weg sein konnte, wandelte sich … zu Stufen? Sie schienen in den Felsen gehauen zu sein. Mein Atem wurde schneller, doch dieses Gefühl in meinem Magen verschwand sofort. Weil ich nicht zuließ, dass es mich aufhielt!

Die Umgebung … sah nach blühenden Kirschbäumen aus. In einem Farbton, der in dieses saftige Violett überging. Nur einer, was immer das war, erschien in sattem Grün. Eine Enge wollte in meinem Hals aufkommen, als ich das Ende der Treppe erreichte. Es war mehr wie ein zurückhaltend scharfer und ein bisschen süßer Geschmack in meinem Mund. Auf einem der Bäume wuchs womöglich dieses komische Obst. Ein leises Plätschern schien in der Luft zu liegen, wenn es nicht vom Geräusch des Windes überdeckt wurde.

Langsam setzte ich meine Schritte weiter über diese Fläche. Es war fast, als schwebte sie mitten im Hochgebirge, der Abgrund nur mit etwas Buschwerk begrenzt. Mir fiel eine weitere Treppe auf, die aber nur … kaum mehr als einen Meter hinauf auf eine Plattform führte. Wenn dort jemand ein Feuer machte, musste es ziemlich weit zu sehen sein. Falls jemand in dieser Gegend wäre. Bewegte sich hier etwas, außer den Ästen im Wind?

Eine Stelle neben der Plattform sah für mich nach einem guten Lagerplatz aus. Von Grünzeug umgeben, nicht direkt beim Abgrund, und es gab irgendwo frisches Wasser und was zu essen. Etwas zog mich zu dieser kleinen Treppe – und ich schloss die Augen und atmete tief ein. Die Luft war hier irgendwie anders. Verbrannt? Nein, vielleicht erdig und feucht. Ich musste … sehen, was an dieser Stelle war.

Mir fiel eine niedrige Mauer auf, aus der sich Steine gelöst hatten und die im Gebüsch verschwand. Vielleicht war dort einmal ein Gebäude gewesen. Ein Bild kehrte vor meine Augen zurück, und ich zuckte zusammen. Ein kühlerer Windstoß traf mich ins Gesicht. Was dort raschelte, klang nicht nach Blättern im Wind. Da war jemand … Traian? Ich konnte nicht mehr atmen, während dieser Schauer über meinen Rücken lief.

Außer dieser zerrissenen Hose hatte er nichts an und blickte zur Seite. Hatte sich vielleicht gerade aus seinem Schlaf aufgerafft. Kurz sah er fast in meine Richtung, wieder zurück – und länger zu mir.

„Oh!“, kam es halblaut von ihm.

Ich lief auf ihn zu und blieb fast an einem Stein hängen. Doch ich fing mich, auch wenn diesmal für vielleicht zwei Sekunden ein Schmerz zu spüren war. Ob Sandalen viel geholfen hätten? Er drehte sich langsam zu mir, hatte den Mund offen. Toll, und vielleicht hätte ich ihn fast mitgerissen, als ich meine Arme um ihn schloss. Seine Berührung auf meinem Rücken war etwas zarter. Bevor er versuchte, sich unter den Stoff zu graben, löste er sich von mir.

„Du gelangtest … zu diesem Ort?“, fand er Worte, während meine Atmung gerade so wieder einsetzte. Meine Hände zitterten.


„Ja, ich … ich erkläre es dir dann. Wir müssen hier weg, am besten wieder diesen Weg hinunter, und dann …“


„Doch …“, unterbrach er mich und trat zwei Schritte zurück, „… du gestattest meinen Austritt?“

Ich lächelte ihm zu, legte eine Hand auf seine Schulter und sah mich wieder in Richtung dieser kleinen Treppe um. Auf der anderen Seite der Plattform entdeckte ich nun sogar die Quelle, deren Wasser sich in das enge Tal vor mir ergoss. Es war links und rechts von schroffen, kaum bewachsenen Berghängen begrenzt und schien sich zwischen dichten Wolken zu verlieren.

Traian trat neben mich, und ich blickte in Richtung der Stelle, von der ich gekommen war. Ich sollte mit ihm in diese Stadt zurück. Vielleicht war Talassia noch dort, und … oh toll. Er und sie. Die Hose musste einmal jemand auswaschen, vielleicht ein paar Stellen flicken. Ich sollte das machen, auch wenn er das wohl zuerst ablehnen würde. Ach, wir mussten hier weg. Dieses Zittern in seinen Händen, die er nun an mich legte, war stärker als bei mir vorhin. So, ich würde jetzt einfach mit ihm dort hinuntergehen und …

„Doch lasse ein bisschen Vorsicht walten, denn …“, meldete er sich leise zu Wort.


„Weiß du was? Ich hole dich jetzt hier heraus und dann finden wir einen Weg in diese Hauptstadt! Ich habe dich nicht beschützen können, aber jetzt … und …“


„Oh … ja?“


„Du gestattest … auch meinen Austritt?“

Er sah nach oben und blieb am Beginn dieser Treppe stehen. Kurz sah er mich mit offenem Mund an, als ich mich nicht ganz an die Kante dieser Plattform stellte. Ich schob mein Lendentuch zur Seite … ging doch. Oh, das war gut! Still lag das Tal unter mir – bis ich etwas zu hören glaubte. Es war wie … ein tiefes Grollen, das sehr leise begann. Ich dachte an mächtige Felsbrocken, die sich gerade lösten. Oder die geballte Energie, die ich mitgenommen hatte. Klar, vielleicht verätzte ich gerade die steile Felswand.

„Deswegen“, hörte ich Traian etwas lauter hinter mir.

Ich erstarrte, als ich die langsame Bewegung dort vorne bemerkte. Es tauchte einfach auf, schien fast die ganze Breite des Tals aufzufüllen. Nur ein bisschen begann ich zu zittern. Atmete scharf ein – und die Luft war verbrannt. Wirkte die Farbe wie ein dunkles Grün und weniger wie ein Schwarz? Die Augen traten hervor – und sahen mich an. Das stetige Grollen wandelte sich mehr zu einem Fauchen.

„Du … wagst … es?“, glaubte ich zu vernehmen. Ich ballte meine Hände zusammen und trat einen Schritt näher zum Abgrund. Ein schneller Blick zurück bestätigte mir, dass Traian noch zitternd hinter mir stand und sich kaum von der Stelle bewegte. Wie hatte er nur hier schlafen können?

„Lass uns in Ruhe!“, fauchte ich leise und spürte dieses Zittern in mir immer mehr. Es wurde mehr zu einem … Beben. Ich spürte etwas in meinen Fingern. Aber nichts geschah, als ich sie wegstreckte. Weil alles tief in mir war. Der Blick des Biestes mit seinen zerfledderten Schwingen konnte mich nicht umwerfen. Obwohl ich eine Druckwelle zu spüren glaubte, als es mir die spitzen Zähne zeigte. Im gleichen Ausmaß schien sich das Beben in mir zu verstärken – und ich konzentrierte meinen Blick auf den Drachenkopf.

„Und die Hauptstadt auch!“, schrie ich – und drehte mich zu Traian um. Ich … streckte ihm eine Hand entgegen und lockte ihn zu mir. Er machte eher einen Schritt zurück, verzerrte das Gesicht und wandte es ab. Langsam fühlte es sich an, als würde eine riesige Gewalt meine Beine zum Einknicken bringen.

„Das ist ein Wunsch von deinem Herrscher“, versuchte ich weniger laut zu sein und bewegte die Finger der zu ihm gestreckten Hand. Erneut verzerrte sich sein Gesicht. Er blickte kurz zu Boden – und machte einen Schritt in meine Richtung. Noch einen. Der Druck vor mir nahm zu, begann in meinen Ohren zu dröhnen. Viel weiter als auf dieser Brücke bei der Stadt versuchte mich etwas zu Boden zu ziehen. Abwechselnd drehte ich mich nach vorne und zu Traian – bis ich endlich seine Finger umklammern konnte.

Das Biest stürzte ab! Gab einen Laut von sich und kam wieder hoch. Doch ich stand wieder völlig gerade. Je mehr sich Traian an mich klammerte, desto mehr baute sich dieses Gefühl in meiner freien Hand wieder auf. Als schaukelte sich mein Zittern zu etwas auf – und seines. Ich sah der Kreatur tief in die Augen – und scheuchte sie mit einer Handbewegung weg. Eine Kraft verließ meine Hand und wanderte in das Tal hinaus – und das Biest brüllte nochmals und sackte ab.

Die Schwingen streiften an den Felsen, es zog sich noch einmal hoch. Das Glühen in den großen Augen verlosch – und es stürzte ab! Raffte sich in die Höhe – und zog ab, als ich zu einer weiteren Handbewegung ansetzen wollte. Oder hatte das er gerade gemacht?

Meine verschwitzten Finger lösten sich von ihm, und wir sahen den Drachen irgendwo dort vorne zwischen den Wolken verschwinden. Erst jetzt realisierte ich, wie schwer ich atmete und wie sehr mein Herz raste. Mein Blick wanderte zu ihm, und sein Mund und seine Augen waren immer noch aufgerissen.

„Tut mir leid vorhin“, wandte ich mich an ihn. „Aber wenigstens habe ich ‚Wunsch‘ und nicht ‚Befehl‘ gesagt.“


„Aber … dies steht dir zu.“


„Ja, und … darf ich?“

Meine Handfläche schwebte knapp über seinem Oberkörper und ich merkte, wie sein Lächeln zurückkehrte. Sein Herz schlug ungefähr so schnell wie meines nach ein paar Längen in einem Schwimmbecken. Ich schloss meine Arme um ihn, wollte warten, bis sich alles halbwegs beruhigte. Wieder spürte ich auch seine Hand an mir, nicht sofort. Dafür griff er diesmal unter mein umgehängtes Tuch und ließ mich zittern, als er langsam über meinen Rücken strich.

„Der Weg ist versperrt“, klang seine Stimme immer noch leise.


„Das mache ich schon. Wie hast du hier ruhig schlafen können? Und wie …?“

Wahrscheinlich hatten sich durch die Erschütterungen doch ein paar Felsbrocken gelöst. Wenn wir es auf diesen Burghügel geschafft hatten, dann sicher auch den Weg zurück. Ich hielt ihn noch etwas fest, löste mich von ihm und drehte mich um. Oh … toll!

„Das Biest warf mich einfach ab! Kehrte immer zurück und ließ mich nicht fort. Und mein Schlaf …“


„Ja?“

Sein Blick wandte sich ein bisschen von mir ab, und er spielte mit den Lippen herum.

„Ich …“, begann er und legte eine Hand auf mir ab, „… dachte dabei an … eine Begegnung mit dir.“


„An welche denn?“

Der Schauer über meinem Rücken war diesmal anders. Der Blick auf den riesigen Steinhaufen, der den Weg zurück blockierte, änderte nichts daran. Ich sog ein wenig von der nun ganz klaren Luft ein, die von den ersten grellen Sonnenstrahlen weiter gewärmt wurde. Er behielt irgendwie diesen Blick bei und wandte sich der Quelle zu. Beugte sich zu einem Schluck hinab, spülte kräftig den Mund aus und nahm noch einen. Sein Interesse sprang zu diesem Baum, wo er zwei der Früchte pflückte.

Ich betrachtete die kantigen Felsbrocken, die nun eine mehrere Meter hohe, senkrechte Wand bildeten. Wie hielt sich das, ohne umzukippen? Es musste doch … erst einmal ein Frühstück geben. Der erste Bissen ließ meine Zunge sprachlos zurück, während er bereits den nächsten nahm.

„Wie … vermochtest … du …?“, meldete er sich dazwischen zu Wort.


„Oh, das … möchtest du vielleicht nicht genau wissen.“

Er schluckte, stand still, und hielt das halb angebissene Stück Obst in der Hand.

„Ich war dann in dieser Stadt …“, setzte ich fort, „… und Talassia ist dort aufgetaucht. Sie hat doch eine Verbindung mit dir gehabt, oder? Ich war direkt daneben … aber es war blockiert.“


„Was machte sie denn, damit dem nicht mehr so war?“


„Na was denkst du?“

Traian sah mich von oben bis unten an, verzerrte das Gesicht – und lachte kurz. Sogar länger. Bis er mir einen ernsten Blick zuwarf.

„Besser ich als du“, meinte ich. „Vielleicht lässt sie dich dann eine Weile in Ruhe.“


„Und … vermagst du nun eine Verbindung aufzubauen?“


„Wie soll ich das machen? Wohin? Ich glaube, meine ganze Energie ist erst einmal … abgebaut.“

Warum hatte ich gerade „eine Weile“ sagen müssen? Wenn ihre Stärkung geklappt hatte, sollte ich mir dann für sie wünschen, dass sie ihre Wünsche ebenfalls erfüllen konnte? Es war seine Sache, und sein Blick schien sich sogar zu entspannen. Ob er die Geschichte genau kannte, dass sie womöglich die Herrscherin sein konnte? Sollte er der Herrscher sein? Ich hatte gerade zusammen mit ihm die Kräfte bündeln können. Doch nun …

„Wir sollten …“, begannen wir fast gleichzeitig.


„Ja, was sollten wir?“, redete nur ich nach einer kurzen Pause weiter.


„Diesen Ort hier bekam ich nie zuvor zu Gesicht“, holte er aus und drehte sich in einem Halbkreis. „Doch es heißt, am Ende des Tales führt der Weg zur Hauptstadt weiter.“


„Die halten dich nicht mehr auf, mich auch nicht – aber fliegen kann ich noch nicht.“


„Doch du vermochtest einen … Drachen zu besiegen!“


„Wir haben ihn gemeinsam besiegt … aber warte.“

Gleich neben der Quelle, hinter einem Bäumchen mit tiefroten Blättern, führte offenbar ein Weg hinab. Steil, felsig – aber ich trat zögernd dorthin. Er sah sich noch einmal um, verzerrte das Gesicht diesmal weniger und reichte mir seine Hand. Ich drückte ein weiteres Bäumchen zur Seite – und sah den ganzen Weg vor mir. Das alles ohne Schuhe, klar. Aber ich spürte nur den Erdboden, obwohl die Steine dazwischen spitz waren.

Kapitel 13 – Das Tal

Ich wollte ihn nicht mehr fragen, wie weit es bis zur Hauptstadt sein konnte. Gehen konnte ich noch lange, und die Aussicht auf seinen straffen, leicht verschwitzten Oberkörper raubte mir mehr den Atem als vielleicht ein bisschen Anstrengung. Trotzdem ließ ich meinen Blick wieder nach etwas umherschweifen, das als Lagerplatz dienen könnte. Zumindest für eine Weile. Es war wohl wieder Zeit für einen Schluck Wasser.

Traian beugte sich hinab und formte mit den Händen ein Trinkgefäß. Ich sollte immun gegen alles sein, aber er? Das plätschernde Wasser in dem schmalen, flachen Bach würde schon gut genug sein. Sehr klar sah es aus und war kühl, obwohl sich die Luft aufgeheizt hatte. Dabei schafften es die grellen Sonnenstrahlen nur an manchen Stellen in das Tal. Genau dort gedeihten auch die Obstbäume. Oder die Blüten in leuchtenden Farben, zu welchen Pflanzen sie auch gehörten.

„Ist es mir erlaubt …“, meldete er sich zu Wort, „… dich … zu Talassia zu befragen?“


„Äh … ja.“


„Wäre ich … mit einer Frau … wie würde ich mich mit ihr … ja …?“

Irgendwie rollte er mit den Augen und spielte wieder dieses Spiel mit seinen Lippen. Ich musste lächeln und legte meinen Arm um seine Schultern. Grelles Sonnenlicht traf uns.

„Du meinst, du weißt nicht, wie …?“

Er schien ein Lächeln zu versuchen und es doch zu unterdrücken.

„Überhaupt nicht?“, legte ich nach.

Sein Blick wanderte eher in Richtung des leicht feuchten Bodens.

„Ich schätze, das würde sie dir dann schon zeigen. Vielleicht“, musste ich ein bisschen lachen, „fängt sie mündlich an, und dann … ja.“


„Doch ich bin nun … mit dir“, änderte sich seine Stimme, „und …“

Meine Finger strichen über seinen nackten Rücken, und ich beugte mich zu ihm. Kurz sah er weg, als ich mich mit meinem Mund näherte. Doch als meine Lippen Kontakt mit seinen aufnahmen, begann er mein umgehängtes Tuch wegzuziehen. War das seine Zungenspitze, ganz zart? Nur ein bisschen drängte ich meine in seine Richtung – und begann meine Erektion zu spüren. Ich merkte, wie er den Kuss lösen wollte.

Etwas hätte mir gesagt, wenn das enge Tal eine Falle gewesen wäre. Aber wie lange zog es sich noch dahin, ohne Abzweigungen oder flachere Hänge? Wäre es besser, wenn wir …?

„Es stünde dir außerdem zu …“, holte er nach einem Atemzug wieder aus, „… überhaupt nach deinem Einschreiten …“

Sofort sah ich ihn vor mir, wie er sich an einer Felswand abstützte. Seinen nackten, straffen Hintern, meine Hände an seinen Schultern … und ein Zucken fuhr durch meine männliche Ausstattung. Zweimal.

„Aber das musst du nicht. Bitte sag das nicht! Ich meine, ich könnte sehr zart sein, aber … was hast du da einmal über die Heilkräuter gesagt?“


„Diese vermögen das Brennen zu lindern, wenn sie einmal zu finden sind.“


„Vielleicht finden wir sie ja.“

Meine Hand lag auf seinem Rücken und wanderte ein wenig tiefer. Ich merkte dieses leichte Zittern in ihm. Oder eher ein Beben, das sich auf meine Finger fortpflanzte. Diesmal war mir, als hätte er zuerst zu einem Kuss angesetzt. Was mein Lendentuch verbarg, drückte sich kurz gegen ihn. Sein Mund blieb geöffnet, als ich mich von ihm löste.

War das nun wieder sein lächelndes Gesicht, als er weiterging? Nur ein bisschen bemerkte ich ein Spiel seiner Lippen.

* * *

Das Tal weitete sich ein wenig. Zumindest wich das Buschwerk und Geröll am Rand nun einer Art kleinem Platz. Ein etwas größeres Rinnsal vereinigte sich mit dem Bach – und das Rauschen stellte sich tatsächlich als Wasserfall heraus. Nicht sehr breit, doch er stürzte sich umso länger über eine Reihe von Felsvorsprüngen zu Boden. Irgendwie waren die Hänge bis zu dieser Stelle flacher geworden. Bei jenem auf der anderen Seite bildete das dichte Blätterdach einiger kleinerer Bäume eine Stelle … bei der wir übernachten konnten?

Dieses Lächeln bei Traian schien stärker zu werden, als ich mich genauer umsah. Hoffentlich sagte er mir, dass die Beeren hier essbar waren. Obwohl mich ihr tiefes, leuchtendes Rot anzog, hätte ich sie allein wahrscheinlich nicht gepflückt. Vielleicht würden sie mir auch dann im Magen liegen, wenn ich gegen irgendein Gift ebenfalls immun war.

„Oh, die sind überaus gut!“, kommentierte er und stellte sich neben mich. Fast war mir, als wollte er seinen Arm um mich legen. Vielleicht glaubte er immer noch, er müsste mich zuerst fragen, weil ich der Herrscher war. Ich griff bei diesem Strauch zu – und meine Zunge erlebte einen Höhepunkt. Es zog sich bis in meine Fingerspitzen, als es zuerst sehr süß – und prickelnd – nach Himbeeren schmeckte. Dann nach etwas, das ich nicht kannte.

Obwohl das Tal ziemlich geradlinig verlief, verhinderte irgendetwas meistens eine größere Sichtweite. Fast schien es vor uns wieder schmäler zu werden. Die Farbe des Sonnenlichtes hatte sich verändert, mehr zu diesem tiefen Violett. Mein Blick war in Richtung des Wasserfalls gerichtet, und ich legte mein umgehängtes Tuch über einen Ast. Meine Hand fühlte sich unter dem Wasser wärmer als erwartet an. Passte gut zu den Ansätzen von Schwüle, die nach wie vor in der Luft hingen.

Nur leicht vollführte ich mit meinen Fingern eine lockende Bewegung in Richtung von Traian. Vielleicht war er gedanklich anderswo gewesen, denn er zuckte zusammen. Doch er warf mir ein Lächeln zu. Es erstarrte, als ich mein Lendentuch ablegte und in das Wasser trat. Im ersten Moment fühlte es sich zu kühl an. Innerhalb von Sekunden kam diese Wärme in mir auf, und ich stellte mich weiter darunter. Nur er stand noch in seiner Hose vor mir und sah mich nicht ganz direkt an. Eher den Wasserfall nach oben.

„Lass sie halt an“, drehte ich mich zu ihm, „dann wringe sie aus und lass sie in der Sonne trocknen, so lange sie noch da ist. Sollte ich dann mit diesen Tüchern auch einmal. Na?“

Er blickte immer noch nach oben, hielt einen Fuß in das Wasser. Eine Hand – und trat zurück. Schnell streifte er die Hose ab, legte sie neben sich auf den Boden und stellte sich neben mich. Die Breite des Wasserschwalls erfasste gerade so uns beide. Zufällig berührte ich seinen Rücken, drehte mich eher weg. Doch als sein Fuß ein weiteres Mal an meinem streifte, konnte es kein Zufall mehr sein.

Ich drehte mich zu ihm, stand hinter ihm, strich über seinen Rücken. Gelangte mehr nach vorne zu seinen straffen Bauchmuskeln – und fand mich eng an ihn gedrängt wieder. Meine Härte legte sich an seinen Rücken, wanderte etwas tiefer. Sein Atmen hatte sich verändert, und dieses Zucken in mir hatte er gerade deutlich spüren müssen. Mir war, als wurde das Wasser wärmer. Aber die Hitze konnte nur von uns kommen.

Er trat ein bisschen herum, als ich mich weiter an ihm hinabtastete. Als ich seine ganze Härte zu spüren begann, erfasste mich selbst auch ein Pulsieren. Zur Hälfte verließ er den Wasserschwall, als ich mich mit der anderen Hand noch enger zu ihm zog. Als er sich zu mir wandte, verband uns ein Kuss, und meine Hand setzte sich langsam in Bewegung.

Ich ging ein wenig in die Knie, rutschte tiefer – und fand mich zwischen seinen Rundungen gefangen. Immer wieder hörte ich sein zartes Stöhnen, und ich bewegte mich weiterhin langsam auf und ab. Bis ich bei ihm … hängenblieb. Er schien kurz zu erstarren. Ein bisschen rückte ich mich zurecht, erhöhte den Druck – und sein Stöhnen klang, als hätte er etwas mit mehr als vier Beinen gesehen. Sofort löste ich mich von ihm.

Erneut wandte er sich mir zu, und ich wollte schon etwas sagen. Doch seine Hand tastete sich zu mir – und zog mich wieder ein Stück zu ihm. Ich glaubte die Andeutung eines Nickens zu erkennen. Auch wenn sich sein Gesicht leicht verzerrte, bevor er wieder nach vorne blickte. Wieder erfasste mich dieses Pulsieren, als ich mich an ihn drängte. Einfach so, nur mit klarem Wasser, konnte ich wahrscheinlich sowieso nicht. Aber … meine pochende Lust verband sich ein Stückchen mit ihm! Er schrie auf, ich hielt sofort inne – und blieb so.

Mit beiden Händen streichelte ich über seinen Oberkörper, erkundete mit den Fingern jede Linie auf seiner glatten Haut. Ich würde nicht zulassen, dass er Schmerzen verspürte. Nein! Saugten es meine Finger gerade aus ihm heraus? Ich merkte ein Beben in ihm, wahrscheinlich auch in mir – und drang weiter in ihn vor. Sein zartes Stöhnen war zu einem tiefen Atmen geworden. Obwohl mich bis zu diesem Punkt kaum etwas aufgehalten hatte, konnte ich mich nicht vollständig mit ihm vereinen. Dieses Pochen und Spannen spürte ich bei ihm fast mehr als bei mir.

Nein, ich ließ nicht zu, dass uns etwas aufhielt! Wieder erhöhte ich den Druck – und wurde eins mit ihm. Er stöhnte auf – aber etwas wie ein Lachen mischte sich dazu. Das würde ihm schon vergehen! Was hatte ich gerade gedacht? Ich setzte mich schneller in Bewegung, klammerte mich wieder fest an ihn. Die andere Hand umschloss seine zuckende Härte.

Es trieb mich weiter dem Gipfel entgegen, als ich mich entlang seines muskulösen Oberarms tastete. Meine Finger schlossen sich um seine – und er drückte ein wenig fester zu. Manchmal ließ er locker, um sich dann wieder an mich zu klammern. Ich hätte auch so gespürt, wie es in jedem Moment um ihn stand. Ganz tief war ich mit ihm verbunden, sog immer wieder die mit feinen Wassertropfen getränkte Luft ein. Sie perlten auch an seinen Schultern ab und glänzten im Sonnenlicht, das es zu dieser Stelle schaffte. Irgendwie lag ein Schimmer über ihm.

Ich spürte die Reibung, die Hitze in mir. Seine pochende, heiße Enge, die mich umschloss. Sein schnelles Atmen klang zerhackter, und ich musste wieder aufstöhnen. Vielleicht war es durch das halbe Tal zu hören, sogar neben dem Rauschen des Wassers. Als ich mich wieder an seine straffen Bauchmuskeln tastete, schoss mein Höhepunkt heran. Ein Beben, durch meinen ganzen Körper und bis in meine Füße, erfasste mich. Er begann stärker zu zittern – und dieses warme Kribbeln überrollte mich.

Irgendwo an ihm versuchte ich Halt zu finden, während es losbrach. Die Flutwelle wurde heißer, riss ihn mit – und wollte mich zu Boden ziehen. Noch eine folgte, während sich meine Finger um seine krampften. Mit meiner anderen Hand spürte ich ein schnelles Zucken, gleichzeitig mit meinem. Seine Beine wurden weich.

Ich trennte mich von ihm, und nur langsam gab mich dieses Prickeln frei. Ein kleiner Regenbogen hatte sich im feinen Nebel gebildet, der sich nun lichtete. Traian hielt sich nur noch mit einer Hand am Gestein fest. Mit der anderen griff er an seinen Hintern und verzerrte das Gesicht.

„Das … brennt ganz schön!“

Etwas zuckte durch mich und ich stellte mich vor ihn.

„Tut mir leid, das wollte ich nicht … aber es war einfach …“


„Doch es war … auch mein Wunsch.“


„Warte, ich … finde diese Heilkräuter! Das habe ich schon einmal für dich, und …“


„Doch so schlimm … beliebt es nicht zu sein.“


„Ach, sag das nicht. Warte …“

Hatte ich da bei ihm noch ein verzerrtes Lächeln gemerkt? Ungefähr kannte ich das Gefühl, aber es verschwand meist so nach einer Minute. Klar, vielleicht war mein Liebesnektar hier für manche Leute zu potent. Warum hatte ich nicht vorher nach dem Zeug suchen können? Weil er mich so heiß gemacht hatte! Meine Beine waren immer noch weich, und dieses Kribbeln steckte dort und in meinen Armen. Es hatte sich angefühlt, als hätte sich ein riesiger Felsbrocken gelöst. Das Tageslicht schien ein wenig anders zu wirken, obwohl es noch nicht wirklich dunkler geworden war.

Wenn nur dieser Apotheker hier wäre und mir sagen könnte, welches Kraut es war. Oder doch eine der tiefroten Blüten? Noch ganz genau klangen seine wenigen Worte in meinen Ohren. Ich war der Herrscher und konnte alles finden, das ich wollte. Also würde ich das nun! Ich hetzte ein Stück weiter, in Richtung des unbekannten Endes des Tals. Irgendwie wurde der steinige Untergrund hier zusehends überwuchert. Bevor sich der zu erahnende Pfad zu sehr im üppigen Grün zwischen immer höheren Bäumen verlor, sah ich mich an dieser Stelle genauer um.

Die Blätter hatten unterschiedliche Schattierungen von Grün – oder Rot oder Violett. War dieses hier welk, oder sah die Farbe eben so aus? Es fiel mir beinahe entgegen, als ich es pflücken wollte. Also war es das richtige Kraut! Ich hetzte zurück, stolperte, kratzte mich wahrscheinlich an einem Ast auf und sah Traian noch beim Wasserfall stehen. Er stand auf einem Bein, und sein Gesichtsausdruck hatte sich nicht wirklich verändert.

„Da, äh … verwende das.“


„Das ist jedoch …“


„Probiere es.“

Ich reichte ihm das Blatt und sah nur zur Hälfte hin. Sein leises Fauchen hörte sich für einen Moment anders an, und ich wollte schon meine Arme um ihn schließen. Aber es klang wieder, als wäre ihm ein Stein auf den Fuß gefallen.

„Dieses Kraut … beliebt nicht … zu funktionieren“, brachte er hervor.


„Warte, gib … mir deine Hand.“

Er zögerte etwas, bis sich seine Finger mit meinen verschränkten. Ich drückte ein wenig fester zu und er schloss die Augen. Auch so spürte ich das Pochen seines Herzens. Etwas zuckte durch mich – und ich konnte meine Hand nicht mehr wegziehen. Sie war völlig mit seiner verbunden, und er riss die Augen auf. Etwas floss durch meinen Unterarm, kribbelte in meinen Fingern. Der Krampf löste sich – und er gab ein zartes, langgezogenes Stöhnen von sich.

„Dies ist noch besser als die korrekten Kräuter“, kommentierte er. „Sowie, ist das nicht …?“


„Was?“

Auch ich drehte mich um und bemerkte das kleine, über dem Boden schwebende Licht in unserer Nähe. Als hätte ich bei unserer Begegnung die völlige Überflutung der Reize abgeleitet und es erschaffen. Sein Mund blieb noch etwas offen, bis er mir ein Lächeln zuwarf. Ich schloss meine Arme um ihn – und spürte seine an meinem Rücken. Erneut erfasste mich ein Kribbeln, als ich mit ihm unter das rauschende Wasser tänzelte.

* * *

Traian hantierte mit einem Holzstückchen und einem langen Faden. Musste von einem länglichen Blatt stammen. Die eingerissenen Stellen an seiner Hose sahen damit fast wieder wie neu aus. Sie war längst wieder trocken, so wie meine beiden Tücher. Ich trat unter dem Blätterdach hervor und blickte in die Richtung, in die wir wohl am nächsten Tag weitergehen würden. Längst war das Abend-Violett in Schwärze übergegangen, nur noch ein schwacher Schimmer lag über der Landschaft. Doch das kleine, schwebende Licht erhellte unser Lager.

Er schien zu überlegen, ob er die Hose wieder anziehen sollte. Mein Lendentuch hielt ich ebenfalls nur so in der Hand, während mein Umhang gefaltet war und meinem Kopf als Unterlage dienen sollte. Wenn im Hof der Burg keine Insekten über uns geklettert waren, dann hier ebenfalls nicht? Der Boden fühlte sich an dieser Stelle sogar weicher an, irgendwie.

Ich ließ zwei Finger über seinen Oberarm streifen und zitterte, als ich wieder die weiche und glatte Oberfläche spürte. Und ein bisschen das leichte Zucken in seinen Muskeln, die doch etwas mehr als bei mir ausgeprägt waren. Trotzdem fühlte ich mich gerade, als könnte ich die Felswand hinaufklettern. Wahrscheinlich würde der Ausblick immer noch nicht reichen, um bis zur Hauptstadt zu sehen.

Er legte seine Hose nur so über sich, als er sich hinlegte. Als Decke etwas wenig, doch kühl fühlte sich die Luft immer noch nicht an.

„Ist es zu hell?“, flüsterte ich beinahe, als ich das kleine, schwebende Licht mit zwei Händen ein Stück versetzte und eine darüberhielt. Die Helligkeit blieb auch dann geringer, als ich sie wegnahm.


„So lasse es doch so.“

Ich ließ meine Finger seitlich über ihn streichen, so wie er dort lag, und kuschelte mich von hinten an ihn. Mein Lendentuch war irgendwie zur Hälfte um uns gewickelt, und ein Gedanke tauchte in mir auf. Dass ich seine Hand vielleicht noch gerne anderswo spüren würde, als zart an meine gelegt. Würde er antworten, dass mir das natürlich zustünde? Aber ich konnte die Wärme seines Rückens spüren, ohne dass bei mir wirklich etwas spannte.

Kapitel 14 – Der Kampf und der Wunsch

Noch bevor ich die Augen öffnen wollte, mischte sich ein Duft in meinen Halbschlaf. Nach gerösteten Nüssen? Über mir war das grüne Blätterdach – und neben mir niemand. Das Bild erschien sofort klar und nicht verschwommen – und ich wusste, dass Traian ganz in der Nähe war. Was hatte ich da geträumt? Irgendwas vom alten Herrscher, der ebenfalls nicht so genannt werden wollte. Von einem alten Gemäuer, von Staub und feuchter Erde – aber es war zu verblasst.

Dort drüben, an der Stelle mit dem Wasserfall, sah es strahlend hell aus. Ich bemerkte Traian, wie er mit irgendetwas herumhantierte. Er trug wieder diese Hose, und ich … sollte mit meinem Lendentuch herumlaufen. Ich wickelte es von meinen Beinen, raffte mich auf, schüttelte es aus und band es mir um. Der Stoff ließ sich auch einfach so umschlagen, doch an diesem Tag sah der Knoten für mich besser aus.

„Guten Morgen!“, begrüßte ich ihn, und er lächelte mir nicht ganz direkt zu. Die sich an seinem Oberkörper abzeichnenden Muskeln glänzten im goldenen Licht. Was er in der Hand hielt, sah nach einer halbierten Kokosnuss aus. Als er sich zu mir beugte und es mir reichte, breitete sich dieser Duft zwischen heißem Kaffee und Nüssen direkt vor mir aus. Er blieb in dieser Haltung und sah sich um, als ob er etwas suchte.

„Darf ich …?“, setzte ich fort und stellte die Schale an einer Stelle ab, wo sie nicht umkippen konnte. Meine Hand schwebte über seinen Bauchmuskeln, und er schien es nun zu bemerken. Nach einem intensiveren Lächeln direkt in meine Richtung legte sich meine Handfläche auf ihn. Ein Schauer fuhr durch mich, als ich die Hand langsam nach unten bewegte. Ich zog sie weg, und er ließ sich neben mir auf dem Boden nieder. Nach einem Schluck setzte sich der Schauer fort, und seine Handfläche auf meinem Oberschenkel überraschte mich.

„Ich hoffe“, meldete er sich zu Wort, „du bist mit meinem bescheidenen Gebräu zufrieden. Ich fand allerlei Zeug, und dein Licht erwies sich auch als nützlich.“


„Ja! Ich bin begeistert! Wie machst du das?“


„Stets wurde ich vom Abgesandten getrieben, Lager einzurichten und solche Sachen zu machen.“


„Ja, da bist du gut darin. Und … was macht er wahrscheinlich gerade?“


„Die Verbindung besteht von diesem Ort aus nur schwach. Doch die nähern sich sicherlich von der anderen Seite her der Hauptstadt.“


„Ja, wenn wir am anderen Ende der Welt sind … und wir sollten dann langsam zusammenpacken, schätze ich.“

Ich nahm einen weiteren Schluck – und er sprang mit einem Mal auf.

* * *

Das Tal war längst breiter geworden und die Hänge von dichtem Wald bedeckt. Auch ganz in unserer Nähe bahnte sich ein schmaler Wasserfall seinen Weg nach unten. Feine Wassertropfen lagen in der Luft und legten sich auf meine Haut. Stets schien das Ende des Tals in einem Nebel verhüllt zu sein, der mehr eine helle, luftige Wolke war. Aber diese Erhebung in der Mitte zeichnete sich nun genauer ab. Ich blieb stehen und stützte mich an der nackten Schulter von Traian ab. Wortlos legten sich seine Finger an meinen Rücken und bewegten sich ein wenig hin und her. Wo immer unser Nachtquartier sein würde – ich würde ihn bitten, mich genau so zu massieren. Sehr lange.

Ich glaubte manchmal das Kreischen von Vögeln zu hören, ohne welche sehen zu können. Er schien sich nicht nach etwas umzusehen, sondern setzte nur seine Schritte neben meinen. Immer deutlicher ragte die Formation vor uns auf. Beinahe wie dieser Hügel mit der Burg, aber nicht so groß. Womöglich fast rund – und die Wände ragten senkrecht in die Höhe. Wie hatte jemand die Häuser dort oben bauen können?

Ein paar kleinere Gebäude zeichneten sich ab. Eher deren Verstärkungen auf den schrägen Dächern. Die Spitzen glänzten, obwohl ein dünner Schleier das Tageslicht dämpfte.

„Hast du eine Ahnung, was das sein könnte?“, wandte ich mich an ihn und blieb neuerlich stehen.


„Es liegt im Möglichen, dass das eine Abspaltung des andern Volkes ist. Die sind in der ganzen Welt verstreut.“


„Oh, und die wissen, wie sie sich vor den Drachen schützen können?“


„Es erweckt den Anschein.“

Auch als wir uns weiter näherten, konnte ich an den Steilwänden keine Treppe oder sonst einen Aufstieg entdecken. Dafür spürte ich etwas tief in mir. Als würde ich mir Gedanken über eine große Sache machen. Aber diese Gedanken und Kräfte waren umgedreht. Andere würden vielleicht abgestoßen werden – ich fühlte mich angezogen.

Traian lenkte seine Schritte ein wenig zur Seite. Am Fuß der Erhebung gab es an manchen Stellen dichtes Gebüsch, aber auch dort schien kein Weg nach oben zu führen. Trotzdem zog mich das Glitzern auf den Dächern immer noch an. Ich musste da hinauf! Was wäre, wenn …?

Ein Traum kam mir in den Sinn, der vielleicht schon ein paar Jahre zurücklag. Ich hatte die Beine angespannt, mich konzentriert – und war durch die Luft geschwebt. Zuerst nur knapp über dem Boden, dann ganz leicht und auch höher. Warum sollte nur ein kleines, flackerndes Licht ein bisschen über dem Boden schweben können? Traian hatte es für mich eingepackt. Langsam drehte ich mich zu ihm und sah im tief in die Augen.

Mein Blick war nach oben gerichtet, wieder zu ihm – und ich öffnete meine Arme.

„Hab keine Angst“, sprach ich aus und atmete tief ein und aus.

Ich spürte, wie sich mein Puls erhöhte. Als würde sich alles in mir auf das vorbereiten, das nicht möglich sein sollte. Einzelne Schweißtropfen kamen dazu – und er trat Schritt für Schritt näher. Sein Blick wirkte auf mich beinahe eiskalt und seine Haut blass. Aber meine Hände erfassten die Wärme seines Rückens. Nochmals blickte ich nach oben und spannte die Muskeln in meinen Armen und Beinen an. Schloss die Augen – und das Gefühl unter meinen nackten Füßen änderte sich. Ich wollte nur nach oben sehen und nicht, ob ich bereits so hoch schwebte wie sonst das Licht. Aber … sonst geschah nichts.

Dieses Kreischen lag wieder in der Luft, auch dieser leichte und beinahe heiße Wind manchmal. Traian klammerte sich enger an mich, fester – und mein Puls raste weiter in die Höhe. Unter meinen Füßen wurde es leicht. Ein Schauer raste über meinen Rücken, als sich die ein bisschen überhängende Kante dort oben näherte. Schneller näherte, als ich meine Beine anwinkelte. Ich klammerte mich enger an ihn, was er in diesem Moment ebenso machte. Da war eine freie Stelle neben uns, festes Land – und ich wollte dorthin. Wollte ihn in Sicherheit bringen! Was machte ich hier? Meine Hände wollten von ihm abrutschen, waren viel zu verschwitzt. Aber ich bog meine Beine zurück – und setzte auf.

Schweiß floss von mir, mein Herz raste – und er taumelte umher. Fast direkt an der Kante! Mit beiden Händen schnappte ich nach ihm, zog ihn zu mir – und er lag über mir auf dem Boden. Stützte sich ab und lächelte mir zu. Als sich meine Starre löste, zog ich ihn eng an mich. Seine Lippen schmiegten sich an meine, und wir wälzten uns zur Seite. Doch ich musste wieder nach Luft schnappen.

„Herrscher ist hier? Sehr gut!“, hörte ich eine Stimme mit einem bestimmten Akzent sagen. Der Apotheker? Nein, klang für mich anders. Ich wollte mich zur Seite drehen und Traian verstand, dass er mir Luft lassen sollte. Nicht weit von uns stand … ein Asiate? Konnte von irgendwo sein, aber er sah für mich so aus.

Er stand ziemlich nah an der Kante, fast reglos. Ließ seinen Blick über die Landschaft und nicht zu uns schweifen. Sein Lendentuch hatte eine lange Schleife, eine andere hing über seiner Schulter. Und … er hielt eine Waffe in der Hand! Oder eher … einen Stab, mit dem er trainierte? Ich rollte mich von Traian, von dem ich keine Antwort auf meinen Blick erhielt. Ich raffte mich auf und rückte meine Kleidung zurecht. Oh, toll, ich war fast nackt.

Langsam wandte mir dieser Mann seinen Blick zu. Er hielt den Stab mit beiden Händen quer – und fixierte meine Augen! Mit einem zarten Lächeln legte er ihn zu Boden und näherte sich.

„Äh, hallo, guten Tag!“, begann ich, während Traian knapp hinter mir stand. „Ja, ich … bin der neue Herrscher … aber wo sind wir hier?“


„Kann mitkommen.“

Er winkte mich zu sich und setzte sich in Bewegung. Bis er nach zwei Schritten stehenblieb und sich wieder umdrehte. Zu Traian? Das kleine Licht schwebte gerade knapp über seinen Handflächen – und dieser Mann schien sich dafür zu interessieren. Er nahm es selbst in seine Hände – und lächelte intensiver, bis er es zurücklegte. Traian sah mich an, sagte nichts, und wir folgten diesem Mann.

Die Ansammlung von Gebäuden sah wie ein kleines Dorf aus. Viel Raum bis zum Abgrund ließen sie nicht, nur für etwas Gras und Grünzeug. Dieser Mann stellte sich neben eine Tür aus verwittertem Holz und schwenkte seinen Kopf zu ihr. Seine umgebundene Schleife wehte ein wenig im Wind.

„Kann hier bleiben“, kommentierte er, bevor er zu diesem abgelegten Stab eilte und sich zu einem anderen der dicht gedrängten Häuser aufmachte. Traian öffnete die Tür – und ein Raum mit Wänden aus Stroh mit Verstärkungen tat sich vor uns auf. Durch eine Fensteröffnung fiel ein wenig Licht auf den kahlen Boden. In einer Ecke erkannte ich eine leicht erhöhte Fläche, die womöglich als Bett gedacht war. Ich blickte hinaus auf die dicht bewaldeten Hänge des Tals – und ließ meinen Blick zu Traian schweifen. Er stellte das kleine Licht unter das Fenster, wo es schwach das Halbdunkel verdrängte.

„Und, bleiben wir hier?“, fragte ich.


„Oh, ich … habe kein Wissen über diesen Ort, tatsächlich. Doch es ist so, dass ich keine Bedrohung spüre.“


„Ja, außer, er will mit mir kämpfen – oder mir was zeigen.“

Er sah sich um, nach oben und unten, und entdeckte die weitere kleine Tür ebenfalls. Tastete sich heran, als wollte er für mich sicherstellen, dass es ungefährlich war. Meine Finger lagen halb auf seiner Schulter, als er sie mit einem Ruck öffnete. Wir standen in einem winzigen Innenhof. Die Dächer ragten ein wenig über die äußeren Wände, und über uns erstreckte sich sattblauer Himmel. War das in der Ecke, in die es ein paar Sonnenstrahlen schafften, ein Kräutergarten?

„Wegen gestern …“, begann ich halblaut und strich mit den Fingern seitlich über ihn, „… tut mir wirklich leid, dass das so plötzlich war. Ich weiß, dass du das nicht wirklich magst, und …“


„Doch ich …“


„Und sag nicht, dass mir das zusteht.“


„Du warst jedoch … zart.“


„Oh, wer war denn bis jetzt nicht so zart?“

Für einen Moment setzte er wieder diesen Blick auf, als hätte ich gerade vom Abgesandten geredet. Der konnte es eher nicht gewesen sein. Aber er schwenkte zu einem vorsichtigen Lächeln und einem leichten Spiel seiner Lippen über. Ich sah mich um, ob ich noch was entdeckte. Hier schien etwas gelagert zu sein, aber ich wollte nicht zu sehr herumkramen. Wohnte dieser Mann allein hier? Vielleicht besaß er ebenfalls ein magisches Licht, mit dem sich eine Verbindung herstellen ließ.

„Was ich sagen wollte …“, setzte ich fort, „… wenn du willst, kannst du auch …“

Ich stellte mich näher zu ihm, nahm seine Hand und führte sie zu meinem Hintern. Über dem Stoff. Er machte große Augen, öffnete den Mund langsam und ließ ihn so.

„Bitte verzeihe“, kam es langsam von ihm, „doch das kann ich dir schon gar nicht abverlangen.“


„Doch, das kannst du. Wenn du möchtest, dann …“

Sein Blick richtete sich zu diesem Kräutergarten, und er betrachtete diesen etwas näher.

„Wenn jedoch, dann solltest du … oder …“, kommentierte er sein Umsehen dort in einer leichten Hocke.

Irgendwie rollten seine Augen nur noch umher, und er trat auf der Stelle. Eine Vorbeugung gegen unangenehmes Brennen, als ob ich das hier nötig hätte. Ich trat wieder in diesen Raum, und Traian schloss die Tür hinter mir. Eine rechteckige Metallplatte stand nun auf dem kleinen Tisch, den es hier ebenfalls gab. Musste uns unser Gastgeber gerade gebracht haben. Natürlich, der wusste schließlich, was mir und meinem Begleiter zustand. Sah aus wie Obst, das ich nicht kannte.

„Diese hier sind äußerst gut!“, kommentierte er das Schweben meiner Hand über den Sachen dort. „Zumindest hörte ich davon.“

Hoffentlich konnte ich da einfach so abbeißen. Vielleicht noch einen Schluck Wasser aus diesem Metallbecher dazu. Schmeckte mehr … nach Himbeeren oder doch wie Tonic. Irgendwas dazwischen. Der Biss in die Frucht war zuerst etwas hart – dann breitete sich ein auch etwas bitterer Geschmack aus, bis es auf meiner Zunge süß prickelte.

„Ja, sind sie“, kommentierte ich und reichte ihm ein Stück davon.

War da nicht sogar irgendwo fließendes Wasser gewesen? Ich leerte den Becher und trat hinaus ins Freie. Sonnenstrahlen, die im ersten Moment ein wenig grell waren, wärmten meine Haut. Das Kreischen fiel mir wieder auf. Es musste von den Vögeln stammen, die hier in der Nähe am Himmel kreisten. Dort, wo das Tal vielleicht in eine flachere Landschaft überging. Doch das Bild erschien zu weichgezeichnet. Wie ein … Bereich in einem Spiel, der noch nicht freigeschaltet war. Weil hier meine letzte Prüfung anstand?

„Bereits viel Energie gesammelt“, hörte ich die Stimme unseres Gastgebers hinter mir und zuckte kurz zusammen. Wir drehten uns zu ihm und ich bemerkte wieder diesen langen Stock in seiner Hand.


„Habt Dank für das Essen und so, aber …“, entgegnete ich und stellte mich näher zu Traian. Ob der wusste, dass ich die Energie bei ihm gesammelt hatte? Eine Demonstration hatten wir hier schließlich geliefert. Ob es Gegenden oder Völker gab, wo das auf Frauen beschränkt war? Vielleicht in der besetzten Hauptstadt? Als ich eine Hand an meinem Rücken spürte, bemerkte ich von diesem Mann zumindest einen Ansatz eines Lächelns. Auch wenn er wieder mehr nach oben blickte.


„Doch noch nicht genug!“

Er nahm den Stab mit beiden Händen und hielt ihn quer. Drehte ihn ein wenig und schnellte damit auf mich zu. Traian trat vor, stellte sich vor mich – und ich bemerkte den Blick unseres Gastgebers in eine bestimmte Richtung. Auf dem Boden bei der Wand lag noch ein Stab. Wenn er mit mir spielen wollte, auch gut.

Ich nahm ihn auf und tat es dem Angreifer gleich. Unsere Stäbe krachten in einem flachen Winkel aufeinander, dann in einem größeren. Jedes Mal klang das Geräusch satt und voll. Ob ich seinen zerbrechen und dadurch gewinnen konnte? Traian war zurückgetreten, aber sein Gesichtsausdruck von einem Lächeln weit entfernt. Das Blau des Himmels schien sich verändert zu haben. Mit voller Wucht traf mich ein Schlag, dessen Herannahen ich zu spät bemerkt hatte. Wenn ich mich eben zu wenig konzentrierte. Ich spürte es in meinen Gelenken – bis sich dieses Kribbeln zu meinen Fingern fortpflanzte.

Mir war, als schlossen sie sich von selbst um den Stab. Es war ein Stück Holz, wie es oft irgendwo auf dem Boden lag. Aber er fühlte sich wie Metall an – nur wärmer. Mein Gegenüber wich zurück, drehte sich um – und musste erkennen, direkt vor der Wand zu stehen. Ein weiteres Mal drosch ich mit meinem Stab in seine Richtung – und seiner fiel zu Boden.

„Für Anfang nicht schlecht“, wurde ich mit einem Kommentar bedacht, bei dem er in den Himmel blickte. Verdunkelten sich gerade die Wolken? Ein Windstoß traf mich, der sich kühler als zuvor auf meiner nackten Haut anfühlte. Als wollte unser Gastgeber eine Übung vollführen, ging er in eine Hocke, griff mit einer Hand nach seinem Stab und schnellte nach oben. Meinen hatte ich gerade vorhin an die Wand gelehnt.

„Besser hinein“, kommentierte er seine Beobachtung. „Heute noch essen?“


„Ja“, sagte ich, „später dann. Vielleicht würzig … und scharf … aber ohne schreckliche Sachen drin.“

Bevor er uns verließ, warf er uns wieder dieses vorsichtige Lächeln zu. Diesmal etwas länger. Vielleicht sollte ich mein Tuch so binden wie seines. Oder Traian konnte mir das zeigen. Er blickte in die Landschaft. Egal, welche Frage ich ihn über diese stellte – ich erkannte, dass nur ein „Ich weiß das nicht“ zurückkommen würde. Und ich spürte – einen Regentropfen. Noch einen – und ein kalter Windstoß traf mich mitten im Gesicht. Schnell wurde der Regen stärker – und zu Schnee?

Er hielt mir die Tür auf, und die drinnen stehende Wärme vermischte sich mit dem kalten Kribbeln in meinen Beinen. Ich hatte so einen Gedanken, was beim echten Kampf mit den Stöcken geschehen würde. Dass ich dann ein Anrecht auf etwas hatte, das jemand nicht so sehr wollte. So wie bei Traian. Wäre ich erst recht der stolze Gewinner, wenn ich großzügig darauf verzichtete?

Dunkelheit war in den Raum gekrochen, und ich sollte einmal probieren, wie bequem diese Liegefläche war. Im ersten Moment vielleicht ein wenig kratzig. Aber das letzte Gefühl der Kälte in meinen Beinen war gerade verschwunden, und innere Wärme begann sich auszubreiten. Ich legte meinen Umhang ab und schob das andere Tuch so zurecht, dass es nicht mehr sehr viel bedeckte. Drehte mich in Bauchlage und suchte mir eine gute Lage für meinen Kopf in einer dunklen Ecke. Bilder begannen vor meinen Augen aufzutauchen – aber sie waren noch nicht sehr klar. Sie vermischten sich mit dem pfeifenden Wind draußen. Hörte sich an wie … ein Schneesturm?

„Ist es nun dein Wunsch …?“, hörte ich halblaut die Stimme von Traian.


„Nein“, lachte ich, „jetzt glaube ich nicht. Aber du könntest mich massieren. Das hast du heute schon … und das war wirklich gut.“

Ich glaubte von ihm etwas wie ein leises Lachen zu hören, als ich meine Beine zurechtrückte und ein wenig spreizte. Toll, ich hätte mich wegen eines Massageöls umsehen sollen. Aber bereits der Gedanke an seine Hände und Fingerspitzen an meinem Rücken ließ mich in dieses Bett versinken. Ließ weitere Bilder vor mir auftauchen, auch wenn sie noch zu dunkel waren. Ich bekam mit, wie er sich über meine Beine kniete. Bei der ersten Berührung seiner Finger jagte ein Schauer über meinen Rücken, der tief in mein Inneres drang. Wie wäre es erst …?

Aufhalten würde ich ihn nicht, ganz sicher nicht. Doch besser wäre es … nun gut. Seine Hände waren warm, strichen langsam und fast ohne Berührung über mich. Als er mit seinen Fingerspitzen an meinen Schultern begann, war es … sofort wie ein Höhepunkt. Der nicht so schnell endete. Das Gefühl zog sich bis in meine Fingerspitzen, und ich begann zu zittern.

„Ah, bitte …“, musste ich stöhnen, und seine Finger hörten nicht auf, langsam über mich zu streichen. Es drang kaum Licht zu meinen geöffneten Augen. Doch dessen Farbe veränderte sich – immer wieder. Auch zu allen möglichen Tönen zwischen Blau und Rot – und einem giftigen Grün? Machte er das absichtlich – oder zitterten seine Hände? Ein Donnergrollen rollte an, und ein Windstoß schlug gegen das Fenster. Woraus bestand es?

„Schön, dass wir hier und nicht da draußen sind“, meinte ich. „Obwohl, du hättest es sicher geschafft, auch bei einem schweren Gewitter ein Lager einzurichten.“


„Ich bin mir unsicher, ob auch bei einer Farbveränderung.“


„Eine Farbveränderung?“

Ein anderer Schauer als bei der Berührung seiner Finger lief bei meiner Rückfrage augenblicklich über mein Gesicht und bis in meine Fingerspitzen. Es war ein Traum gewesen, vor sehr langer Zeit. Regen gab es, Hagel, einen Gewittersturm – und es gab eine Farbveränderung. Vielleicht sah eine solche nur wie ein großes Flackern am Himmel aus. Aber es war ein Unwetter, bei dem alle nur noch Schutz suchen und hoffen konnten. Die ganze Zeit hatte ich davon gewusst. Meine Hand tastete sich nach seiner – und hielt sie fest.

„Ich habe Angst“, brachte ich hervor.


„Das ist auch bei mir so.“


„Dann halt mich bitte ganz fest.“

Seine Bewegungen wurden langsamer – und er legte seine Handflächen flach auf mich. Hielt sich an meinen Schultern fest, schmiegte seine Beine an meine. Zur Gänze lag er über mir, und ich hörte sein langsames Atmen. Ich umfasste auch seine andere Hand. Nur ein bisschen wollte ich die Augen schließen, das Licht von draußen nicht mehr sehen. Unser Atem verließ synchron – und er folgte meinem Wunsch immer mehr. Zumindest drückte er seine Finger manchmal etwas fester in meine.

Ein wenig bewegte er sich auf mir, als würde er schon einmal … üben. Mir war klar, dass er wahrscheinlich überhaupt noch nie jemand auf diese Weise nähergekommen war. Jedes Detail seiner Haut glaubte ich zu spüren, nahm seine Wärme in mich auf. Doch seine männliche Ausstattung übte Zurückhaltung, während meine mehr als nur ein bisschen spannte. Alles außer Müdigkeit legte sich über mich – und vielleicht sollte ich die Augen wieder öffnen.

Das Licht im Raum war heller – und hatte keine besondere Farbe mehr. Und langsam …

„Könntest du bitte …?“, erhob ich zögernd meine Stimme und rückte unter ihm herum. „Ich meine, es ist sehr angenehm, aber langsam bist du ein bisschen zu schwer.“

Er zuckte zusammen, als wären seine Gedanken gerade ganz woanders gewesen, um sich dann sofort neben mich zu rollen. Auf dieser Liegefläche blieb immer noch genug Platz für uns beide. Eine Hand ließ er über die Kante hängen, die andere legte sich lose in meine. Ich konnte nicht anders, als über seinen kräftigen Oberarm zu streichen.


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