Kuschelwetter - Teil 3
von MarcLelky
Die Reise
Es waren einfach nur gemischte Gefühle, wie ich mich am nächsten Morgen von Angelina und Alejandro verabschiedete, nach diese Orgie, und nach ihrer Offenbarung, dass ich es vielleicht sein könnte, der diese Welt noch zusammenhalten kann. Ob es mir nichts ausmacht, wenn er heute bei ihr bleiben würde, hatte er noch gesagt. Sie gehörte mir natürlich nicht, aber trotzdem hatte ich etwas Angst, sie zu verlieren, und vielleicht auch etwas, ihn zu verlieren. Vielleicht war es doch einfach nur ein Vorwand, weil sie ihn eine Weile für sich allein haben wollte, doch wenn er so von ihr fasziniert war, das musste ich ihm zugestehen.
Aber die Sonne schien kräftig, der Windhauch war angenehm und von dunklen Wolken keine Spur, als ich mich auf den Weg zum Bahnhof machte. In einer Ecke der kleinen Halle, etwas neben der geschlossenen, verrosteten Tür, welche nach unten zu diesem Zug nach Norden führte, war eine Art Fahrkartenschalter. Ich betrachtete noch einmal eine direkt daneben hängende Landkarte, die gleiche wie beim Eingang, auf der eine Strecke geradlinig nach Westen führte, und etwas vor dieser Westkante endete. Angelina hatte mir ja noch eine Fahrkarte in die Hand gedrückt, aus dünnem Karton und mit einigen Buchstaben und Symbolen drauf. Ich wollte lieber noch nachfragen.
„Entschuldigung, ich muss zu diesem ...“, sagte ich in Richtung der gerade zu mir aufblickenden, schwarzhaarigen Frau mit dunkelrotem, kurzem Höschen. Sah zwar etwas nach Dienstkleidung aus, aber viel kürzer sollte es wirklich nicht sein. Wie sie meinen Finger über dem eingezeichneten Ort am Ende der Bahnstrecke sah, und ich ihr meine Karte hinlegte, suchte sie etwas herum und zog diese dann durch ein ratterndes Lesegerät. Ihr freundlich lächelnder Gesichtsausdruck wurde mit einem Mal ernster.
„Come here please, kommen Sie bitte einen Moment mit“, sagte sie und deutete an, dass ich durch die Tür in ihren Raum gehen sollte. Es war still, sie sah mir in die Augen, dann nach unten, kam mit ihrer Hand wenige Zentimeter vor meine Shorts, und tat so, als ob sie sie nach vor ziehen wollte.
„Entschuldigung?!“, war ich etwas durcheinander.
„Das ist so“, wurde ihre Stimme wieder lockerer, „das ist eine personalisierte Karte, und ich muss nachprüfen, ob sie wirklich zum Inhaber passt – umfassend.“
„Aber – ähm – wir kennen uns ja kaum.“
„Keine Panik“, hauchte sie, kam ganz langsam näher, griff mit einer Hand tatsächlich an meine Hose und riss sie dann umso schneller nach vorne, um einen interessierten Blick hinein zu werfen. Für einen Moment verzog sie erfreut die Mundwinkel, um meine Hose dann zurück schnalzen zu lassen. Zum Glück war das eingezogene Gummiband schon etwas ausgeleiert, aber ich tat kurz so, als ob es wirklich weh tun würde.
„Ja, dürfte passen“, sagte sie, fast so wie man sich eine einsteigerfreundliche Domina vorstellen würde, aber doch korrekt, so wie wenn sie hier eine wichtige Arbeit zu erledigen hatte. „In ein paar Minuten auf Gleis 3 – und vielleicht sehen wir uns ja einmal wieder“, sagte sie noch, als sie mir die Karte wieder in die Hand drückte, um dann gleich eine kurze symbolische Verboten-Bewegung mit dem Zeigefinger zu machen, als ich sie noch etwas genauer ansah.
Ich schritt durch den Durchgang gleich links neben dem Schalter, wo ein paar Bahngleise zu sehen waren, und es zu einigen beschrifteten Bahnsteigen ging. Manche aus Holzbrettern, manche aus alten Bodenfließen, eher gemütlich als schäbig. Ein paar Leute, die meisten so als ob sie auf dem Weg zu einem Badestrand oder einer Wandertour wären, standen herum oder gingen auf und ab, und bei einer Beschilderung „3 W“ konnte ich einen Zug sehen. Bahnsteig 3 in Richtung Westen, oder wie? Der Zug sah einerseits fast museumsreif aus, andererseits aber doch irgendwie modern, vielleicht lag es an der grellen gelben und orangen Farbe. Drei Waggons waren angehängt, und eine Tür stand offen, also stieg ich schon einmal ein. Erinnerte mich innen fast an diese Bahn durch die Eiswüste, sah aber eher nach einem Zug für längere Reisen als nach städtischer U-Bahn aus. Er fuhr womöglich mit altem Speiseöl oder so etwas in der Art, aber offenbar funktionierte es.
Nach und nach füllte sich der Zug doch einigermaßen, auch wenn immer noch genug Platz war, und ein paar Minuten und eine Durchsage in drei Sprachen später später setzten wir uns wirklich in Bewegung. Zwar beschleunigte der Zug einigermaßen rasch, aber ein Schnellzug war es auch nicht gerade. Ich hatte keine Ahnung, wie weit es überhaupt war, und wie lange dieser Zug brauchen würde. Am Ende vielleicht Tage?
Wir fuhren an Ausläufern der Stadt vorbei, ich konnte grüne Hügel erkennen, Obstbäume, ein paar kleine Felder, noch einen letzten Blick aufs Meer – und ein angenehmer Luftzug wehte aus einem Fenster herein. Nach ein paar Minuten war nur noch eine endlose grüne Weite zu sehen, bewaldete Hügel, ein paar Lichtungen mit hohem Gras, und das Geräusch des Zuges zu hören, das etwas zwischen einem leisen Summen und einem Rattern war. Wie ich so meine Blicke schweifen ließ, fiel es mir mit einem Mal etwas schwer, die Augen offen zu halten, wahrscheinlich hatte ich doch etwas zu wenig geschlafen.
Irgendwann riss mich ein lautes Quietschen aus dem Schlaf. Mir war auch so, als ob ich Donner gehört hätte, jedenfalls war der zuvor makellos blaue Himmel nun etwas trüb, auch wenn sich die Wolkenschicht schon wieder aufzulösen schien. Der Zug blieb stehen, mitten auf der Strecke, die Türen öffneten sich, und schon bald konnte ich den Grund für diesen Halt sehen – ein großer, abgebrochener Ast lag quer über den Schienen. Die meisten Passagiere standen nur fassungslos herum, bis jemand versuchte, den Ast anzuheben und bald Hilfe bekam, aber es bewegte sich nichts.
Ich bemerkte eine recht muskulöse, durchtrainierte Frau neben mir, die sich ebenfalls aufmachte, das Hindernis zu beseitigen. Unsere Blicke trafen sich kurz, aber jetzt war nicht unbedingt der beste Zeitpunkt, um zu flirten. Neben der Bahnstrecke war noch genug Platz, um den Ast zur Seite zu bewegen, aber dazu müssten schon einige von uns zusammenarbeiten, und auch kräftig genug sein. Immerhin waren die dunklen Gewitterwolken schon sehr im Abziehen, und die Sonne brannte nun wieder herunter. Eigentlich konnte ich das T-Shirt im Moment ruhig ausziehen, so wie es auch der Mann neben mir machte, nur eine Spur kleiner als ich und mit dunklen Haaren mit hellen Strähnen darin. Seine Oberarme sahen so aus, wie wenn er mit dem riesigen Ast keine Probleme hatte, auch wenn er insgesamt fast eher niedlich als wie ein harter Mann aussah, und eher noch spanischer als dieser Alejandro. Mit einem gemeinsamen, kräftigen Ruck hatten wir es nun doch geschafft, den Ast ein Stück zu bewegen, und sehr energisch und schon mit schmerzenden Händen drückte ich diesen schließlich noch weiter und von den Gleisen weg. Beim letzten Stück war ich abgerutscht, musste mich an dem Mann festhalten, und spürte seine schwitzende Haut. Wir gaben uns kurz, aber sehr kräftig die Hand, er lächelte mich an, und ihr schüttelte ich auch gleich die Hand, bevor ich, immer noch schwer atmend, wieder zum Zug ging. Sie wirkte, vielleicht auch nur wegen ihrem Körperbau, etwas männlich und fast so, wie wenn sie eher an anderen Frauen Gefallen finden würde. Andererseits war sie anscheinend auch umso mehr an mir interessiert, je mehr er möglicherweise ein bisschen mit mir herumflirtete. Wieder im Zug, verloren wir uns aber erst einmal wieder aus den Augen, und ich fand wieder meinen ruhigen, gemütlichen Platz.
Nach einer Weile wurden die sanften, grünen Hügel nun immer mehr zu größeren Bergen, manche mit kaum bewachsenen, felsigen Gipfeln. Auch die vorhin oft gerade Strecke machte nun ein paar Biegungen, bis der Zug langsamer wurde, und an etwas stehenblieb, das wie ein mittelgroßer Landbahnhof aussah. Vielleicht zwei Kilometer vor mir erstreckte sich eine recht eindrucksvolle Bergkette, ging es dort weiter zur Westkante? Ich musste mich wohl durchfragen, und wollte mich einmal in diesem Ort umsehen. Die Straßen waren hier eher aus hellem Sand und Kies als aus Stein, aber sonst sah es eigentlich nicht viel anders als in diesem Ort an der Küste aus. Ich bemerkte den Mann wieder, wie er zu einer Art Bar gleich gegenüber des Bahnhofs ging – zur Hälfte überdacht und sonst zur Straße hin offen.
Das Angebot des Tages waren vier verschiedene Fruchtsäfte, von denen ich noch nie wirklich gehört hatte, alles zusammen mit etwas Sodawasser, wenn man wollte auch noch mit Wodka drin, aber ich wollte heute lieber vernünftig bleiben und einen klaren Kopf bewahren. Zumindest bemerkte ich seine Bestellung mit einem Fingerzeig auf die Karte, und nachdem wir uns wieder erkannt und begrüßt hatten, nur mit einem Händedruck und Lächeln, und diesmal sanfter, bekamen wir dann beide fast gleichzeitig ein großes, ziemlich altmodisch aussehendes Glas, und prosteten uns spontan zu. Nicht übel.
„Tambien desde el otro lado?“, sagte er, und ich verstand leider nicht allzu viel, aber ich wünschte mir ich könnte verstehen, was diese Stimme sagte.
„Entiendo, pero no mucho”, antwortete ich etwas unsicher.
“Hablas … aleman?”
“Si – äh – ja!”
“Ok – auch von der anderen Seite?”, sagte er in ziemlich gutem Deutsch.
“Ja, könnte sein.”
“Nicht so schüchtern, ich habs ja sowieso gleich geahnt. Ich bin schon ein halbes Jahr hier. Der Durchgang war zwei Wochen offen, aber dann – nichts mehr.”
“Der auf dem auf dem Hügel, direkt neben der Stadt, an der Ostküste?”
“Was, da gibt es noch einen?”
“Jetzt nicht mehr”, sagte ich, und er schwieg einige Augenblicke lang.
“Aber in letzter Zeit diese Gewitter, der kalte Wind … früher war das nie. Eigentlich erst seit 3 Monaten manchmal, und es heißt”, setzte er leiser in mein Ohr flüsternd fort, “es hat etwas mit diesem neuen Forschungsprojekt zu tun.”
“Könnte sein, dass ich auch etwas damit zu tun habe.”
Er ahnte vielleicht, dass ich selber nicht so genau wusste, ob und was ich damit zu tun hatte, und schwieg diesmal noch ein paar Augenblicke länger. Doch dann verbesserte sich seine Stimmung auch schon wieder.
„Was bedeuten diese Zeichen? Etwas Besonderes?“, fragte ich ihn und zog meine Fahrkarte aus der Tasche.
„Das ist eine Standard-Karte, glaube ich, die bekommen alle, oft sogar gratis.“
„Aha“, sagte ich nur knapp und dachte mir meinen Teil dabei. Glaubte er, aber es sah so aus, wie wenn ich bei der Rückkehr noch was klären musste – vorausgesetzt, ich würde überhaupt so schnell wieder dort hin zurückkommen.
„Ich – gehe mich etwas frisch machen“, sagte er und stand auf, nachdem er das Getränk heruntergekippt hatte, und strich sich dabei langsam und lässig durch die Haare.
„Oh, ich eigentlich auch“, sagte ich und folgte ihm, er sagte nichts. Wäre aber wirklich schön, wenn ich mich hier etwas waschen könnte.
Eine Schwingtür führte zu einem kurzen Gang, bei dem sich dann auf der linken Seite nach einer Tür mit einem aufgemalten Zeichen für männlich eine Toilette mit glatten Wänden in einem modernen, mittelgrauen Farbton und ein paar Trennwänden in grell leuchtenden Farben auftat. Er wollte sie wohl wirklich nur für das benutzen, wofür sie gedacht war, und sich vielleicht etwas kaltes Wasser ins Gesicht tun, und so stellten wir uns nebeneinander. Was ich bei einem vorsichtigen Blick seitlich nach unten sehen konnte, war recht beachtlich, und er tat so, als ob er nichts bemerkt hätte. Bei einem Waschbecken spritzte er sich noch mit den Fingern etwas Wasser ins Gesicht, und ging ganz langsam wieder in Richtung Ausgang.
Ich stellte mich ihm in den Weg, und wir sahen uns kurz direkt in die Augen. Sekunden später kämpften wir auch schon miteinander, und ich hatte ihn mit dem Rücken an die Wand gedrückt, mich direkt an ihn gepresst, auch wenn er mich beim Festhalten seiner ausgestreckten Arme an der Wand wahrscheinlich hatte gewinnen lassen. Wieder sahen wir uns intensiv an, ich näherte mich ihm mit meiner Zungenspitze, spürte seine scheinbar aufgerichteten feinen Haare und nicht nur die, als ich über ihn strich, unsere Zungenspitzen berührten sich, und gleich darauf unsere Lippen, die sich in einem langen Kuss verloren.
Er sah sich kurz um, ob uns vielleicht jemand folgte, und schleppte mich an der Hand in einen anderen Raum. Es war eine versperrbare Duschkabine, mit einem Vorraum, wo wir hektisch die paar Sachen abstreiften, die wir anhatten. Eine Wand der Dusche war eine Felswand, und das Wasser musste aus den Bergen kommen, aber es war sehr warm, wie eine Thermalquelle und etwas dampfend. Hier konnte man wirklich alle erlebten Strapazen vergessen. Er erforschte meinen Körper, als wir uns im herabprasselnden Wasser gegenüber standen, und ging schon bald tiefer. Wieder spürte ich seine Zunge und seinen Mund an mir, als er vor mir hockte und meine Hüften umfasste. Ich atmete tief durch und schloss für einen Moment die Augen, als mich immer mehr und immer stärkere Gefühle durchflossen. Er stand wieder auf, stellte sich hinter mich, drückte sich nun noch stärker an mich, als ich mich vorher von vorne an ihn, und hatte mich mit seiner kräftigen rechten Hand jetzt fest im Griff, während er mit der linken aber umso sanfter über meinen Oberkörper strich. Heute war ich ganz gut in Form, aber trotzdem machte es mir dieser Typ etwas schwer, mich noch allzu lange zurückhalten zu können.
Er packte mich kurz mit beiden Händen, um dann mit einer über meinen Rücken zu streichen, und dabei immer weiter herunter zu wandern. Ich spürte nur noch ein, zwei seiner Finger und wunderte mich zuerst noch, warum es so angenehm war, bis ich den etwas versteckten Flüssigseife-Spender in einer Ecke bemerkte. Wieder packte er mich mit beiden seiner kräftigen Hände und presste sich fest an mich, sah mich noch einmal an, und ich hatte nicht vor, ihm Widerstand entgegenzusetzen. Wenn das Schlimmste, das einem hier passieren konnte, wirklich nur bald wieder heilende gerötete Haut war, dann war das ein geringer Preis dafür, was folgen sollte. Er zögerte auch nicht lange, und es schmerzte gar nicht so sehr, wie ich es erwartet hätte. Gleichzeitig spürte ich nun wieder seinen festen Handgriff, während ich mich völlig ausgefüllt und ihm ausgeliefert fühlte. Ich konnte ja noch etwas, aber bei seinem heftigen Atmen, mindestens so wie draußen auf der Bahnstrecke, fragte ich mich, wie lange er wohl konnte.
Die Luft war von Dampf erfüllt, und mein Herz raste, wie er immer schneller wurde, und ich spürte, wie sich meine Anspannung bald lösen würde. Er wurde immer schneller, murmelte Worte, die ich nicht verstand, stöhnte lauter – doch plötzlich konnte ich mich absolut nicht mehr halten, und kam ihm zuvor. Ich konnte mich in diesem Moment kaum auf den Beinen halten, mir wurde fast schwarz vor den Augen, er stützte mich, hielt mich fest, nur um dann Sekunden später erbarmungslos wieder mit seinen Bewegungen fortzufahren. Er wurde schneller, wie wenn es ein Sport für ihn wäre – und dann hörte ich nur noch seinen langgezogenen Schrei, während ich in mir ein Gefühl von Wärme zu spüren glaubte. Jetzt war ich es, der ihn etwas festhielt, während er noch zuckte, aber er konnte noch sehr gut stehen, und wir trennten uns und lachten beide kurz. Es war etwas schwierig, die Hände voneinander zu lassen, aber jetzt konnten wir uns beide in der Dusche wirklich noch etwas frisch und sauber machen.
Mir fiel ein, dass ich ja kein Handtuch hatte, und er schon gar nicht, aber kalt war es ja nicht, und wir konnten ja erst einmal nur unsere kurzen Hosen anziehen und uns an der Luft trocknen lassen. Auch die kräftige Frau von der Zugfahrt war unter den anderen Gästen, und machte einen noch viel interessierten Gesichtsausdruck, als sie uns beide wieder nach vorne kommen sah, noch etwas tropfend und mit nacktem Oberkörper. Der Barkeeper und drei, vier Leute daneben applaudierten spontan, eher zurückhaltend, aber doch. Ich versuchte vorsichtig anzudeuten, dass ich mich zu ihr an den Tisch setzen wollte, und er zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.
„I still have last night in my body ...“, sang ich einen Songtext, der mir gerade eingefallen war, nicht ganz so laut wir das letzte Mal, aber es reichte, dass es der Mann an der Bar mitbekam und lauter drehte. Entweder musste hier ständig jemand von drüben ein Handy mit voller Speicherkarte verlieren, oder aber Radio, Fernsehen, Internet oder was auch immer gingen leichter durch als Materie. Meine Eroberung tat für einen Moment erstaunt, und er lachte kurz, aber sie wunderte sich wohl gar nicht darüber, was ich letzte Nacht so erlebt haben musste. Die Frage war für sie wohl nur, mit wem. „Nice performance!“, begrüßte sie uns, nette Vorstellung, und sprach auch ein paar Worte Deutsch und immerhin mehr Spanisch als ich.
Wie wir etwas über die Reise geredet hatten, und private und sehr private Dinge, die zumindest er gleich freizügig und auch über mich ausplauderte, brachte ich das ein, wofür ich eigentlich hier war, Angelo, diese Forschungsstation und den Weg in Richtung Westkante. Wisssen würde sie schon etwas darüber, sagte sie, aber es gäbe da eine Bedingung. Was das wohl sein würde? Sofort nach meinem kurzen „Ja“ packte sie mich an der Hand, er ging mit, und vor dem Gebäude stehend, zeigte sie auf eine ziemlich große Antenne auf einem hohen Mast, sah zumindest so aus, die etwas nach oben gerichtet war und zu den Berggipfeln zeigte. Eine andere wiederum, nicht minder klein, zeigte ungefähr in die Richtung, aus der ich gekommen war. Das konnte eigentlich nur eine Relaisstation sein, um Signale über eine große Entfernung weiterschicken zu können, wie hätte Angelina auch sonst mit der Außenstation kommunizieren können? Womöglich mit irgendwelcher prähistorischen Computertechnik, aber es funktionierte.
Nachdem sie hier wohnte, konnte sie uns ein bisschen den Ort zeigen, und mir auch die richtige Richtung zu diesem Weg durch die Berge. Außer, dass es an der Westkante „sehr weit“ hinunterging, und dass es „doch noch ein schönes Stück“ zu dieser Station war, erfuhr ich aber nicht allzu viel. Dass sie Männer nicht allzu sehr interessierten, die sich ausschließlich mit Frauen herumtrieben, und die anderen umso mehr, war aber recht offensichtlich. Am Abend bei sich zu Hause, in diesem in einen Berghang gebauten Haus in diesem großen Raum mit dem dunkelroten Stoff, tat ich ihr dann gern den Gefallen, als sie mit ihrem muskulösen Körper, aber dennoch weicher und zarter Haut, erwartungsvoll vor mir lag. Als ihre glitschigen Finger noch ein kleines Stück weiter nach unten wanderten, wusste ich was sie wollte. Fast wie wenn sie selbst gerne ein Mann wäre, aber nur fast.
„You asked for it, and now you're gonna get it!“, sagte ich noch – sie wollte es ja so. Direkt nachdem meine wirklich schon schmerzhaft spannende Hose zu Boden gefallen war, tauchte ich in sie ein. Es dauerte eine ganz schöne Weile, bis ich schließlich endgültig über ihr zusammenbrach, und selbst dann konnte er es immer noch nicht lassen, sich von hinten an mich zu schmiegen. Aber es war sie, die noch nicht genug hatte, und er, der noch eine Ladung übrig hatte, und diesmal ließ sie ihre Finger wieder weiter oben spielen, bevor er in höchster Erregung über sie herfiel. Auch wenn die beiden schwitzenden, ineinander verschlungenen muskulösen Körper ein anregender Anblick waren, so ging bei mir momentan nichts mehr, aber ihren Schreien nach musste auch er sie über die Schwelle gebracht haben.
Ich war mir nicht sicher, ob es wirklich so toll sein würde, einmal mit zwei Frauen im Bett zu sein, aber sie hatte sich jedenfalls zwei Männer ins Bett geholt, die sich als wirklich flexibel erwiesen haben, und irgendwie immer noch nicht genug. Doch sie kuschelte sich einfach an mich, also sie so zwischen uns lag, während er sie langsam streichelte. Ich lag dann doch noch in der Mitte zwischen den beiden, als ich meine letzten Reserven für sie mobilisierte, und er gleichzeitig seine für mich, und kurz nach diesem letzten großen Höhepunkt muss ich dann mit einem zufriedenen Gefühl eingeschlafen sein.
Die Westkante
Ein bisschen von letzter Nacht hatte ich wirklich noch in mir, zumindest ließ mich der Gedanke nicht los, als ich mich auf den Weg machte. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es eigentlich war, aber von kaltem Wind, dunklen Wolken, plötzlichen Gewitterstürmen oder noch schlimmeren Dingen war keine Spur mehr. Konnte es sein, dass allein schon meine Anwesenheit eine heilsame Wirkung auf diesen Ort hatte, und ich vielleicht eine besondere Gabe? Unfug und Blödsinn zu sagen war leicht, aber ich war an diesem Morgen in dieser Welt aufgewacht und nicht in meiner vertrauten, auch wenn sich alles immer noch etwas surreal anfühlte.
Der Fußweg, den sie mir gezeigt hatte, führte vorbei an den letzten Häusern stetig nach oben. Auch etwas weiter oben, wo nur noch ein bisschen die Bahnlinie zu sehen, die Stadt aber schon hinter einem Hügel verborgen war, sah es noch eher nach Urwald als nach einem Wanderweg in den Alpen aus, auch wenn die Vegetation langsam weniger wurde. Fast eine Stunde später war ich nur noch inmitten von Felsen auf der einen Seite und einem Ausblick auf die endlose grüne Landschaft auf der anderen Seite. Begegnet war ich bisher niemand, lag es an dem, was einem oben erwartete? Bis jetzt hatte ich gar nicht so sehr daran gedacht, aber mir jetzt wieder meine Fantasien darüber in Erinnerung gerufen, wie diese Westkante wohl aussehen würde. Vielleicht eine senkrechte, glatte Wand, die viele Kilometer in die Tiefe ging, und unten ein Ozean aus glühender Lava? War es das, was diese Welt bedrohte?
Der eine oder andere Busch war noch zu sehen, aber ansonsten ging ich nur noch an Steinbrocken vorbei. Langsam ging der steile Anstieg doch wieder in ein flacheres Gelände über, und nach einer Weile glaubte ich vor mir eine große, tiefblaue Fläche erkennen zu können. Knapp vor dem Abgrund blieb ich stehen und tastete mich vorsichtig weiter. Es mussten locker ein paar 100 Meter sein, die es hier fast senkrecht nach unten ging. Links und rechts war, soweit das Auge reichte, nur diese leicht zerklüftete Felswand zu sehen – das war also die Westkante. Vor mir erstreckte sich eine endlose Wasserfläche mit leichten Wellen, und wenn es da draußen noch eine Landfläche gab, dann musste die sehr weit entfernt sein.
In diesem Moment musste ich an alle denken, die ich in letzter Zeit getroffen hatte. Ob dieser Alejandro vielleicht gerade beim Aufholen jener Dinge war, die er in den Jahren davor versäumt hatte? Oder hatte er sich dann doch entschlossen, mir zu folgen? Wäre interessant, ob sich er und der von der Bahnfahrt verstanden, nicht nur sprachlich. Vielleicht waren ja auch die Frau, die mich mit der Fahrkarte hereingelegt hatte, und Angelina besser befreundet als ich geahnt hätte. Aber sogar Angelo war das, der ja sonst eher nur auf Männer stand. Vielleicht würde ich ihn ja schon bald wieder sehen, soweit hier die richtige Richtung zu erahnen war, aber meine Gedanken hatten jetzt schon Folgen. In sicherer Entfernung vom Abgrund blickte ich einmal um mich, natürlich war immer noch niemand zu sehen, und fühlte einmal, wie es in meiner Hose aussah, erst außen, und dann innen. Wäre schon eine wildromantische Vorstellung, hier meine Spuren zu hinterlassen, aber ich beschloss, es doch lieber sein zu lassen. Wenn ich diese Forschungsstation bis zum Abend nicht finden würde, dann würde ich aber umso entschlossener loslegen, ein bisschen durfte ich doch wohl auch auf mich selbst stehen.
Was noch am ehesten als Weg zu erkennen war, führte einige Meter von der Kante entfernt weiter. Der riesige mit Seilen verspannte Mast mit den Antennen hätte mir schon vorher auffallen können, aber der war wohl in der grauen Felslandschaft etwas untergegangen. Ein großes, niedriges Gebäude erstreckte sich daneben in einer Mulde, noch etwas weiter vom Abgrund zurückversetzt. Es war jetzt fast schon etwas zu kalt und windig, aber nur fast. Doch kein Wunder, dass die nächste größere Siedlung eben unten am Fuß des Gebirges lag, wo es schön kuschelig war. Vorsichtig kam ich näher, ob das wirklich die richtige Station war?
Die Tür ließ sich öffnen, und ich stand erst einmal in einem kurzen, halbdunklen Gang. Geräusche waren zu hören, hörte sich etwas wie eine Fernsehsendung an.
„Hallo? Hello, anyone here?“, rief ich in beide Durchgänge, die links und rechts von mir zu sehen waren.
Adrenalin durchfuhr mit einem Mal meinen Körper, als mir Angelo im nächsten Moment mit „Long time no see!“ um den Hals fiel, was aber gleich wieder durch Endorphine abgelöst wurde, zumindest etwas. Als ob wir uns schon ewig kennen würden, trafen unsere Lippen sofort aufeinander. Wir küssten uns mehrere Male kurz hintereinander, dafür aber fast ohne dass sich unsere Zungen berühren würden.
Er ging mit mir durch einen Raum, in dem mehrere Bildschirme neben- und übereinander standen, es gab auch einige Geräte, die wie alte Videorecorder aussahen, und noch ein paar andere. Zu sehen war nur Flimmern, ein schwarzes Bild oder digitale Blockmuster. Rauschen, das zu hören war, schien immer mehr durch Wort- und Musikfetzen abgelöst zu werden, er drehte etwas hektisch und gespannt an einem Regler, aber es wurde nicht klarer und er ließ es dann erst einmal wieder.
„Kommt das – von drüben, von der anderen Seite?“, fragte ich vorsichtig.
„Ja das ist so“, setzte er zu einer Erklärung an, „wo wir jetzt sind, scheint sich ein neues Portal aufzutun, zumindest öffnet sich die Grenzschicht manchmal, und lässt alle möglichen Signale durch. Ich spiele mich hier mit der Technik herum und beobachte es.“
„Mit diesen Antennen draußen? Und das geht dann weiter bis an die Ostküste?“
„Exakt. Aber da wäre noch diese andere Sache ...“
„Ja?“
„Vielleicht hat sie es dir erzählt, von diesen Wetterproblemen“, sagte er. Angelina und noch ein paar andere glauben, es hat mit dem stabilisierten Portal in der Nördlichen Eisregion zu tun, entzieht der Umgebung zu viel Energie und es wird noch kälter, was auch immer. Aber du – könntest die Lösung sein, zusammen mit dem Portal hier.“
„Sie hat sowas in der Art gesagt“, sagte ich und wusste nicht, ob ich mich freuen oder Angst haben sollte, „aber wie genau darf ich das verstehen?“
„Das müssen wir eben erst herausfinden. Ach ja, und seit du wieder hier bist, hast du da in letzter Zeit auch andere getroffen, vielleicht auch welche, die auch gerade erst durchgegangen sind?“
„Jaaa“, sagte ich langgezogenen, „das kann man so sagen.“
Angelo sah kurz etwas erstaunt, und hielt sein Lachen zurück.
Wir gingen weiter durch einen kleinen Durchgang, nach dem alles in angenehm gedämpftes Licht getaucht war. Die Hälfte des Raumes nahm ein kleines Schwimmbecken ein. Nicht tief genug, um hineinzuspringen, aber die Wassertemperatur, die ich gerade mit der Hand gefühlt hatte, machte echt Lust auf ein langes, entspanntes Bad. Von wo genau auch immer floss ein kleiner Strom warmen Wassers hinein, und auf der anderen Seite wieder ab.
„Hast du Lust?“, fragte er mich, nachdem er meine Handbewegung bemerkt hatte.
„Wäre nicht schlecht – die wissen schon, wie man dich hier bei Laune halten kann.“
Völlig unverklemmt, so wie damals in diesem Umkleidebereich im Freibad, bekann er sich auszuziehen, und ich zögerte auch keine Sekunde. Bei der Unterhose hielt er sich aber kurz zurück, und ich sah dann, eigentlich schon wie er sie noch an hatte, auch gleich, warum. Er wollte schon tun, als ob nichts wäre, und einfach in das Wasser steigen, aber ich machte ein paar Schritte zur Seite, drückte mich von hinten an ihn, fühlte wie sehr sich die Dinge wirklich verhärtet hatten, und merkte mit der anderen Hand, wie sich seine leichte Behaarung auch etwas aufstellte. Diesmal fanden unsere Zungen sehr wohl zueinander, als ich mich zu ihm drehte und wir uns ansahen, und fast wären wir einfach so ins Wasser gefallen. Aber ich streifte auch noch meine Hose komplett ab, und stieg mit ihm rasch ins Wasser, wo wir gerade so mit dem Kopf über Wasser nebeneinander sitzen konnten. Auch er ließ nun seine Hand zu mir hinüberwandern, und setzte fort, was ich vorhin allein begonnen hatte, während wir in einen Kuss versunken waren.
Ich drückte ihn etwas weg und rutschte zur Seite, so dass er dann auf mir saß. Schien ihm auch zu gefallen, so war er oben, und doch quasi drunter. Als er merkte, dass sich meine Finger schon einmal ihren Weg bahnten, auch das Stück Seife am Beckenrand war recht hilfreich, griff er zu einer kleinen Schachtel auf einer Ablage neben dem Becken. Doch ich nahm sie ihm wieder aus der Hand, und unsere Finger krampften sich ineinander, so dass sie ein schwarz-weißes Muster ergaben. Dass ich nun über Safer Sex im Paradies Bescheid wusste, konnte er mir sicher ansehen.
„Also ich habe mir schon einmal was geholt – aber andererseits, ach was“, sagte er.
„Wenn du es sagst“, sagte ich, und dann sagten wir gar nichts mehr, und verstrickten und dafür immer mehr ineinander. Fast machte er dann einen Gesichtsausdruck, als ob er erst einmal etwas vorsichtig probieren würde, doch dann saß ich wieder ruhig auf dem Boden des Schwimmbeckens, als er mich ansah, um dann von oben geradewegs auf mich zu zu schweben. Sehr langsam und zart, so zart wie ich ihn gar nicht kannte, verschmolzen wir zu einem einzigen Wesen, und ich war ihm so nah, wie ich ihm noch nie zuvor gewesen bin. Es war dann fast er, der die Führung übernahm, und so oder so fast lieber ein bisschen dominanter war, als sich etwas gefallen zu lassen. Seine Lustschreie wurden noch lauter, als ich mit der Hand wieder etwas über seinen Körper wandere. Als mir ein schriller Schrei auskam, sah er mich kurz an, und nachdem sich unsere Zungenspitzen hektisch und flüchtig berührt hatten, glaubte ich einen zustimmenden Blick bei ihm zu erkennen. Meine Bewegungen wurden schneller, noch schneller, er hielt fast komplett inne, ich griff nach seinen Hüften, es gab kein Zurück mehr – und es zerriss mich, ich schwebte ein paar Sekunden lang irgendwo, und schenkte ihm einen Teil von mir, ganz tief in ihm drin. Als ich wieder zurück in der wirklichen Welt war, was immer man hier Realität nennen konnte, merkte ich, wie sein Lachen auch schon wieder in immer schnelleres Atmen übergegangen war. Ich bemerkte seine Handbewegungen, half ihm dabei, spürte sein Zittern am ganzen Körper – das Wasser wurde für einen Moment förmlich trüber.
Wir lagen einfach so nebeneinander im Wasser, die Beine übereinander geschlagen und unsere Hände ineinander verschlungen. Wahrscheinlich war es eine kleine Ewigkeit, die wir noch so dort waren, doch ein Geräusch aus dem anderen Raum durchschnitt dann die Stille, zumindest glaubte ich eines gehört zu haben. Er sah mich wortlos an, stieg aus dem Wasser, und ich bewunderte seine nasse, dunkle Haut.
„Ich weiß nicht, was du gemacht hast, aber ...“, sagte Angelo im Technik-Raum, und drehte viel hektischer als vorhin an verschiedenen Einstellungen herum. Auf einem Bildschirm lief ein Musikvideo, und das Rauschen war zu einem Radiosender geworden. Ich lief zu meinen Sachen, suchte nach meinem Handy – und hatte Empfang, Internet, alles. Er schaute neugierig hinüber.
„So stark war es noch nie“, sagte er, „unglaublich.“
„Na siehst du, was man mit etwas Lust und Liebe alles erreichen kann“, sagte ich.
Es kümmerte mich nicht, dass mir das Telefon aus der Hand rutschte, und wir versanken in den tiefsten Kuss, seit wir uns zum ersten Mal getroffen hatte. Aber wir lösten uns voneinander, und er ging mit mir durch eine andere Tür ins Freie. Seine Blicke schweiften umher, ich wusste nicht, wonach er genau suchte – bis ich erstarrte. Über dem Abgrund der Westkante war ein rundes, flimmerndes Etwas aufgetaucht, ein paar Meter im Durchmesser.
„Das ist ein Wurmloch“, war das Einzige, das mir im Moment dazu einfiel. Wenn man wirklich zwanzig Meter neben einem stehen würde, so würde wahrscheinlich alles eingesaugt werden und im Nichts verschwinden, aber ob von diesem, wenn es eines war, eine Bedrohung ausging? Konnten auch Menschen passieren, wenn elektromagnetische Wellen aus einer anderen Welt durchgingen?
Angelo drückte etwas, das wie eine Art Sprechanlage aussah – und ich hörte die Stimme von Angelina.
„Is he with you?“, hörte ich sie recht klar.
„Ja, er ist da, und es scheint so zu sein wie du gesagt hat“, antwortete er ihr.
„Hallo, Marcello?“, rief sie nach mir. Er versuchte noch ein paar Sachen herumzustellen – und zeigte auf einen der Bildschirme mit einer Kamera darüber, wo ich sie dann sehen konnte.
„Angelina! Ja, alles bestens, wir haben hier ein Wurmloch, Portal, was immer es ist, scheint stabil zu sein – ist es das was du wolltest?“
„Ich kann euch beide auch einen Moment allein lassen“, platzte Angelo dazwischen.
„Oh, Cyber …. aber ich glaube“, sagte ich zu ihr und klopfte Angelo etwas auf die Schulter, „jetzt geht erst einmal nichts mehr.“
Sie tat kurz, wie wenn sie entsetzt wäre, um gleich darauf etwas zu lachen. Dass wir beide nur hektisch angezogene kurze Hosen trugen, hätte ihr aber ohnehin auffallen müssen.
„Hör mir zu“, sagte sie etwas ernster zu mir, „so wie ich das sehen kann, ist alles wieder dabei, sich zu stabilisieren, auch das Wetter, alles, aber du musst noch durch das Wurmloch, dich mit ihm ...“
Von einen Moment auf den anderen war sie weg. Ich sah Angelo an.
„Ich habe den Funkkanal verloren, den finde ich so schnell nicht wieder – toll. Könnte auch mit dem Wurmloch zu tun haben.“
Ob ich wirklich eine besondere Gabe mit mir herumtrug? Er ließ die Geräte erst einmal sein, und wir gingen wieder hinaus. Zusammen betrachteten wir das Ding noch einmal, und ich wusste nicht was es war, aber es war so, wie wenn es mir etwas sagen wollte, als ob noch ein letzter Schritt zu tun wäre. Ich machte einen kleinen Schritt von der Terrasse hinunter auf die Steine, ging zum Abgrund hin, er zögerte, aber folgte mir dann doch. Ich war noch vielleicht zehn Meter davon entfernt, und sah, wie es etwa zwei Meter von der Kante entfernt sein musste, und darunter hunderte Meter Abgrund bis zum Meer hinunter.
„Warte hier“, sagte ich zu ihm, gab ihm noch einmal fest die Hand, um dann entschlossen weiter zu gehen. Wollte es mich haben? Was war es überhaupt? Sollte ich genau jetzt hier durchgehen?
So entschlossen wie noch nie zuvor ging ich ein paar Schritte zurück, nahm Anlauf – und sprang.
Fortsetzung folgt
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