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Kommentar: 1 | Lesungen: 1202 | Bewertung: 5.95 | Kategorie: Sonstiges | veröffentlicht: 08.05.2014

One Day At Willi's Wasserspaßland

von

AKT I: Kuvertüre

Tief in den tiefsten Einöden des Erzgebirges, dort wo der gemeine Rotfuchs noch bejagt und nach altem Rezept über der offenen Flamme gegart wird, eröffnete der findige Geschäftsmann Wilhelm Kuschkowski in den frühen 90'er Jahren ein Familienbad, dem er den wohlklingenden Namen "Willi's Wasserspaßland" gab.

In Anlehnung an die moderne Popkultur gab es dort zahlreiche Themenbereiche, wie beispielsweise den einladend blutroten "Shining-Pool", die "Nichtschwimmer-Urinoase", deren Abkühlung spendendes Nass in der Spargelsaison einen wunderbar würzigen Duft annahm oder auch das berühmt-berüchtigte "Brian-Jones-Gedächtnisbecken", in dem von diversen Schauspielschülern der nahen Eisenstein-Filmakademie in wechselnden Schichten "Toter Mann" gemacht wurde, sowie "Willi's Wasserrutsche" samt "Dödeslübing" und "Boind öf nö-rüdörn", welcher einer 53-Jährigen Frührentnerin aus Bad Schlema 2001 fast das Leben gekostet hatte, als sie in der Röhre stecken geblieben war und ein 38-Jähriger Dachdeckermeister aus Lößnitz trotzdem einen Geschwindigkeitsrekord aufstellen wollte.

Auch Emily Manning schätzte die variablen Öffnungszeiten und die moderaten Preise des Wasserspaßlandes. Emily war 19 Jahre alt, 175 Zentimeter groß und sah mit ihren dunkelblonden Locken, den grünleuchtenden Augen und dichten Augenbrauen gleichsam neckisch wie hübsch aus. Die leidenschaftliche Tanzsportlerin und Sammlerin tschetschenischer Tschechenwitze tatarischen Ursprungs war in bester Stimmung. Gerade hatte sie ihr Abitur bestanden und war im Begriff zum Herbstsemester ein Studium der Kommunikationswissenschaften in Dresden aufzunehmen. Bis zu dieser gewichtigen Zäsur in ihrem noch jungen Leben blieben jedoch nur noch wenige Wochen, in denen sie mit ihren Freundinnen noch einmal so richtig auf die Pauke hauen wollte.

Doch zuerst hieß es drei Stunden voller Genuß und Entspannung in den mollig warmen Fluten von Willi's Wasserspaßland zu verleben.

Schon am Eingang verströmte die kaputte Klimaanlage den zarten Duft einer verwesenden Bisamratte, kombiniert mit einer feinen Note Sagrotan. Einladende Bontempi-Orgel-Töne schepperten durch die Lautsprecher und hinterm Tresen zog die untersetzte Kassiererin gerade ihren Lidstrich nach.


Plötzlich grölte eine Männerstimme "Tätätärätätätä!" und führte des weiteren aus, dass so die Trompete, hier, auf unserer Fete klänge. Die Kassenfrau griff in die Tasche ihrer Bluse, zog ein Mobiltelefon aus selbiger und schrie mit sonorer Stimme in den Hörer: "Birgit Kulinsky, wat kann isch für sie tun? Ah, Rainer, du bisst es. Wat'n los ... nö du, isch hab Zeit!"

"Ein Erwachsener bitte!, flötete Emily fröhlich und voll der desperaten Hoffnung trotz laufendem Ferngespräch bedient zu werden.


"Moment!", krächzte die Kassiererin, hustete, um dann weiter in den Hörer zu brüllen.


Emily musterte derweil den Titel der ausliegenden Boulevardzeitung. Dort war von Uli Hoeneß die Rede, und dass der Druck jetzt wohl immer größer werde, was sie unweigerlich an ihre volle Blase erinnerte. Sie beschloss noch vor dem Umkleiden auf die Toilette zu gehen. Als sie bemerkte, dass die Kassiererin immer noch telefonierte, machte sie auf dem Absatz kehrt und schlug den Weg zur Damentoilette ein.

Währenddessen kamen ein paar Badegäste die Treppe von den Umkleiden herauf. In ihren Gesichtern spiegelten sich Trauer und Schmerz. Es war die Senioren-Wasserballmannschaft. Gerade hatten sie die Meisterschaft verspielt. Horsti, ihr Kapitän, dessen spätes Anschlusstor wirkungslos geblieben war, schreckte erstaunt hoch, als er die verschwommen Schemen eines blutjungen Mädchens wahrnahm.


"Ei verbibbsch!", dachte er sich, "Wer hätte gedacht, dass heutzutage noch solche Granaten rumschwirren, sechzig Jahre nach Stalingrad!"


Eifrig fummelte er nach seiner Brille, um jedes Detail der ihm unbekannten Schönheit aufzusaugen.


Doch es war zu spät. Ein schwindender Schatten signalisierte ihm, dass das junge Mädel geradewegs an ihm vorbei, aus seinem Blickfeld glitt.


"Schade!, seufzte der 80-Jährige pensionierte Gymnasiallehrer und steuerte auf den Ausgang zu.

Auf dem WC herrschte angespannte Stille. Zwei Fliegen summten brummig mit dem klappernden Deckenventilator um die Wette. Emily schloss sich hastig in eine der Kabinen ein und zog ihre Hose nach unten. Dem Denim folgte ihr Spitzenschlübber nach, und mehr und mehr entspannend ließ Emily den Dingen ihren Lauf.

Plötzlich ertönte eine feierliche Fanfare. Dem Hall nach zu urteilen wohl durch die Lautsprecheranlage. Vielleicht hatte der Keyboarder der Endlosschleife ja auf Blechbläser umgeschult? Doch es kam anders. Eine süffisante Stimme mit sächsischem Akzent führte leicht nuschelnd ihren Bass spazieren: "Sehr verehrte Damen und Herren, kommen auch sie nach Willi's Wasserspaßland, den Guten-Laune-Treff für Jung und Alt im Erzgebirge! Spaß und Freude für Jedermann! Probieren sie doch mal Willi's Wasserrutsche, den Dreimeterbrett oder die Nichtschwimmer-Urinoase! Jetzt jeden Montag und Mittwoch mit fröhlicher Blasmusik im Planschebecken! Heidewitzka, macht das einen Spaß! Kommen sie doch mal vorbei und parken sie ruhig auch ihr Auto hier auf dem Parkplatz von Willi's-Wasserspaßland! Wir freuen uns auf ihnen...äh...auf ihren Besuch!"


"Ooch, nö, nicht der ausgelutschte Radiospot schon wieder!", dachte sich Emily während so auf der S

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Kommentare


swal
dabei seit: Mai '04
Kommentare: 76
MarcLelky
schrieb am 12.05.2014:
»Leicht bizarre Komödie, wo alles gut zusammen(s)passt - hätte aber ruhig noch in einem anderen Teil des Bades weitergehen können.«



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