Plaisirklettern
von GhostWriter
München Bogenhausen, Freitagabend, 26.Juli 2019, kurz vor 23 Uhr.
Ein dunkler SUV mit getönten Scheiben rollt langsam die Pienzenauer Straße entlang. Die Straße führt parallel zur Isar, durch einen von Münchens vornehmeren Stadtvierteln. Würden der Baumbestand und die Gebäudelücken es zulassen, würde der Fluss schwarz vor der hellen Sommernacht im Hintergrund glänzen. Perfektes Licht heute. Eine Nacht vor Vollmond. Der Abend schimmert nach, als wäre irgendwo weit weg eine riesige Lampe vergessen worden, die ihr Licht sanft über das Viertel verteilt.
»Fahr da vorne rein, da ist eine Lücke die Platz nach vorne bietet.« Zum Abhauen. Er spricht es nicht laut aus, aber die Fahrerin des SUVs kennt auch so den Grund für seine Wahl. Langsam, beinahe im Standgas vor sich hin rollend, steuert sie den Wagen an den Straßenrand. Die Klimaanlage hat den Innenraum auf 21 Grad herunter gekühlt. Das Außenthermometer zeigt immer noch eine Temperatur von 29 Grad an. Es ist ein heißer Sommertag gewesen, der gerade zu Ende geht. Sie schiebt das Automatikgetriebe von ‚D‘ auf ‚R‘, stößt einen Meter zurück, bevor sie den Hebel auf ‚P‘ stellt. Die Lichter am Armaturenbrett erlöschen, als sie den Motor abstellt. Die automatische Innenraumbeleuchtung, die jetzt normalerweise anspringen würde, ist deaktiviert. Die beiden Insassen bleiben im Dunkeln. Ihre schwarzen Schemen nur vom Mondschein erhellt. Sie stehen mit dem Heck einer offenen Abfallmulde zugewandt. Die mannshohe Rückwand schützt sie vor neugierigen Blicken auf ihr Nummernschild. Nach vorne ist eine Lücke von gut 20 Metern bis zur nächsten Seitenstraße, die links abbiegt und vom Fluss wegführt. Ein schwarzer SUV in einer Gegend, in der schwarze SUVs auffallen wie die Blätter auf den Bäumen. Die Fahrerin zieht den Schlüssel ab, legt ihn in eine kleine Mulde unter der Fußmatte. Der Beifahrer wendet sich zu ihr um. Sie sieht seine Zähne aufblitzen. Sein Gesicht ein dunkler Schemen.
»Bereit?«, fragt er leise. Die Fahrerin des SUV nickt. Sie spürt das Kribbeln in ihren Fingern, den Herzschlag in ihrer Brust. Die Hand des Fahrers greift über die Mittelarmlehne zu ihr herüber. Sie ist warm und trocken, als sie sich auf ihre Wange legt. Sie treffen sich über dem Mitteltunnel zu einem langen Kuss in der intimen Dunkelheit des Wagens. Sein Daumen streift über ihren Wangenknochen. Sie greift nach der Hand, während sie seinen Kuss erwidert. Gänsehaut breitet sich in ihrem Nacken aus. Die Härchen an ihren Armen stellen sich auf.
»Ich will dich«, haucht der Beifahrer in den Kuss hinein.
»Ich will dich auch«, flüstert sie.
Seine Hand rutscht nach unten auf ihre Brust. Sie lehnt sich gegen den Druck, den er auf ihren Busen ausübt. Unter dem schwarzen, hautengen Mikrofaser Pullover mit Stehkragen ist sie nackt. Ihre Nippel sind erregt unter dem Stoff. Sein Daumen streicht mit der Kuppe darüber. Ein leises Stöhnen kommt über ihre Lippen. Er spielt mit der kleinen, festen Brust unter dem Pullover. Drückt und knetet sie sanft. Der Stoff knistert leise. Sie wird feucht unter den schwarzen Leggins, die an den Knien enden. Auch unter ihr trägt sie sonst nichts mehr. Zusammen mit den schwarzen Freerunner Schuhen, bildet sie ihre drei einzigen Kleidungsstücke.
»Lass uns gehen«, stöhnt sie unter dem erneuten Druck seiner Hand. Er streicht über ihre Schulter den Arm entlang. An den Ellbogen endet der Stoff des Pullovers. Er nimmt ihren nackten Unterarm und zieht in sachte zu sich herüber, bis ihre Hand in seinem Schritt liegt. Sie spürt seinen steifen Schwanz unter seinen schwarzen Chinos. Auch er trägt nichts darunter. Genau wie unter dem schwarzen Pullover, der sich wie der ihre, an seine durchtrainierte Brust schmiegt. Sie umschließt seinen Schaft durch den Stoff der Hose. Er stöhnt auf, sein heißer Atem streift ihren Hals, während er sich noch ein Stück mehr zur Seite lehnt, um ihre Halsbeuge zu küssen. Seine Lippen sind warm und trocken. Der Kuss ist wie ein Windhauch. Für einen Moment vergessen sie, wo sie sich befinden. Auch wenn der SUV zur größeren Kategorie gehört, ist der Platz beengt. Der Mitteltunnel ist hoch, die Sitzwangen der Sportsitze tief. Das atemlose Fummeln an seinem Hosenknopf, gestaltet sich nicht minder schwierig als sein Versuch, seine Finger in ihre Leggins zu schieben. Sie rucken hin und her, stoßen sich in ihren Bemühungen immer wieder gegenseitig, drängen einander ab, obwohl beide sowohl sich als auch dem anderen Zugang zu ihren primären Geschlechtsorganen gewähren wollen.
»Ich will dich«, keucht er atemlos.
»Ich will dich auch«, antwortet sie.
Er wirft sich in den Beifahrersitz zurück, lässt lautstark den Atem entweichen. Auch sie sinkt zurück in ihren Sitz, verharrt einen Moment, ehe wie auf ein stummes Signal hin, beide die Türen öffnen. Auch hier ist die Lichtautomatik deaktiviert. Es bleibt dunkel, während sie die Türen aufdrücken, sich nach draußen fallen lassen und die Türen dann leise wieder ins Schloss drücken. Abschließen werden sie den Wagen nicht.
Die Fahrerin schaut sich um. Sie kann die Straße in beide Richtungen gut hundert Meter überblicken. Der Baucontainer bietet genügend Sichtschutz, um sich einen Moment zu orientieren. Der Beifahrer hat einen Rucksack dabei, der zwischen seinen Füßen gelegen hat. Er schiebt die Trageriemen über beide Schultern, bevor er um die Haube des Wagens zu ihr herumkommt. Sie stehen vor einem hohen Gartenzaun mit einem Betonsockel, einem hohen Eisengitter, hinter der eine dichte Ligusterhecke so akkurat geschnitten ist, dass die Kanten selbst in der Dunkelheit messerscharf wirken. Hier ist die Nacht dunkler als auf der anderen Straßenseite. Auf der einen Seite die Hecke, auf der anderen der Container, sind sie von zwei Seiten abgeschirmt. Die Straßenlaternen, im Abstand von höchstens zwanzig Metern aufgestellt wie pflichtbewusste Soldaten, stehen entlang des Bürgersteigs auf der anderen Seite. Der Duft einer warmen Sommernacht mischt sich mit dem Geruch nach trockenem Zement und staubigem Bauschutt, der in dem halbvollen Container liegt.
»Fertig?«, fragt sie. Sie blickt sich nicht nach ihm um. Fühlt ihn in ihrem Rücken. Er antwortet nicht. Stattdessen spürt sie seine Hand an ihrem Bauch. Zuerst auf dem Pullover, dann schiebt er die Hand unter den enganliegenden Saum, bis seine Finger ihre Haut berühren. Ein Grinsen legt sich auf ihre Lippen, das er nicht sehen kann. Seine Hand wandert nach oben an ihre Brust. Wieder drückt er sanft ihren Busen, spielt mit dem Nippel zwischen Daumen und Zeigefinger, während er die Hand bis zum Unterarm unter ihren Pullover schiebt. Sie spürt die warme Sommerluft um ihren nackten Bauch streichen. Die Ösen an den Riemen des Rucksacks drücken an ihre Schultern. Seine andere Hand legt sich um ihre Hüfte, wo sie am Bund ihrer Leggins herumfummelt. Sie hat sie eng geschnürt, damit sie festsitzt, für das was sie die nächsten Minuten vorhaben. Seine Finger gelangen nicht zwischen ihren flachen Bauch und die stabile Kordel. Sie hört ihn dicht an ihrem Ohr ein unmutiges Geräusch machen. Sein Atem streift ihr Ohr, seine raspelkurzen Haare kitzeln an ihrem Hals.
»Du bist unmöglich«, sagt sie mit einem Lächeln auf den Lippen, greift aber trotzdem an ihre Hüfte, um die Kordel zu lösen. Wie drängende Besucher vor der Freibadkasse, huschen seine Finger in ihre Leggins, kaum dass das Tor geöffnet wurde. Sie stöhnt leise auf, als seine Finger ihren Kitzler berühren und tiefer gleiten. Hinein in ihre Nässe, die sich auf ihren Schamlippen breitgemacht hat. Sie gleiten durch ihren Spalt, spielen mit ihren geschwollenen Lippen. Gleichzeitig presst sich eine gewaltige Erektion in ihren Rücken. Dicht drängt er sich an sie. Zu dicht um nach hinten zu greifen und ihrerseits die Hände in seine Chinos zu schieben. Er knabbert an ihrer Halsbeuge, sie spürt seinen heißen, ungeduldigen Atem. Seine Lust auf sie erregt sie. Es fühlt sich gut an so begehrt zu werden. Wenn seine Lust auf sie so deutlich spürbar ist, wie gerade jetzt an ihrem unteren Rücken. Einen Moment lehnt sie den Kopf an seine Schulter, gibt sich den Liebkosungen seiner Finger hin. Sie weiß, dass das alles nur ein verrücktes Vorspiel ist. Die Aussicht auf den eigentlichen Akt lässt sie neuerlich erschauern. Gleich wird sie kommen. Seine Finger sind einfach unglaublich. Sie wissen immer ganz genau was sie tun müssen. Kennen längst all ihre geheimen Knöpfe, all ihre verborgenen Schalter, die zu drücken es lohnt, um sie unter ihm schmelzen zu lassen.
Irgendwo hinter ihnen quietscht ein schmiedeeisernes Tor in seinen Angeln. Ein leises Kläffen, unterbrochen von dem Befehl eines Mannes, ‚Still‘ zu sein. Ein lautes, leises Flüstern in der Nacht. Laut genug damit der Hund den Befehl nicht ignoriert, leise genug, um in Anbetracht der Uhrzeit nicht aufzufallen. Das Tor fällt ins Schloss, die Konstruktion hallt leise nach wie ein Echo. Die Hände zwischen ihren Beinen verschwinden im selben Moment, der Druck in ihrem Rücken ist weg. Sie richtet sich auf, macht einen Schritt nach vorne und schließt während dem nächsten die Kordel.
Für jemanden hinter dem Container muss es aussehen, als würden sie einfach daran vorbeigehen. Nur kurz von der Mulde verdeckt. Der Mann mit dem Hund geht in die andere Richtung. Entfernt sich leise mit seinem Hund flüsternd in die entgegengesetzte Richtung. Würde er sich umdrehen, würde er ein Paar an einem Bauschutt Container vorbeilaufen sehen. Ein Mann und eine Frau. Beide sehr schlank. Beide großgewachsen. Der Mann gut 1.80 Meter groß, mit fast kahlrasiertem Schädel, einen ausgebeulten Rucksack auf dem Rücken tragend. Die Frau ein wenig kleiner, mit schwarzen, glatten Haaren, die hoch am Kopf zu einem festen Pferdeschwanz zusammengebunden sind. Beide tragen schwarz, nur die Frau zeigt etwas Haut an Waden und Unterarmen. Sie gehen langsam aber zielgerichtet die Pienzenauer Straße entlang. Ihr Ziel liegt rund 80 Meter die Straße entlang, auf der anderen Straßenseite.
Die Villa eines reichen, ortsansässigen Bauunternehmers.
Eine Straßenlaterne bevor sie das Grundstück erreichen, drängen sie sich auf der gegenüberliegenden Seite hinter den Mauervorsprung einer abgesenkten Garageneinfahrt. Ein VW Golf parkt rückwärts vor der geschlossenen Garagentür. Seine Motorhaube ist so kalt wie Blech in einer lauen Julinacht sein kann. Er wurde jedenfalls seit Stunden nicht bewegt. Die beiden in schwarz gekleideten Personen verschmelzen mit der Dunkelheit der Einfahrt. Sabine Vogelbacher, die Frau mit dem schwarzen Pullover über den schwarzen Leggins, schaut um den Mauervorsprung herum. Das Haus gegenüber schlummert scheinbar unbewohnt im Mondschein. Die Lichter sind ausgeschaltet, bis auf eine kleine Notlampe im Erdgeschoß. Das Obergeschoß ist durch den dichten Baumwuchs nur schemenhaft zu erkennen. Aber auch von dort dringt kein Licht auf die Straße. Alles ist ruhig, bis auf die unzähligen Grillen in ihren Erdlöchern unter den Bäumen und Sträuchern, die ihr monotones Lied durch das Viertel zirpen. Ein Nachtfalter schwirrt um die nächste Straßenlaterne. Bei jedem missglückten Versuch in das Licht einzudringen, hinterlässt er ein hohles Klopfen.
Sabine spürt ihren Mann im Rücken. Robert Vogelbacher schaut ihr über die Schulter. Er ist zwei Jahre älter als Sabine, die vor ein paar Wochen ihren dreißigsten Geburtstag gefeiert hat. Sein sehniger Oberkörper lehnt sich vorsichtig an ihren Rücken. Sabine spürt die Anspannung in jeder Faser ihres Körpers. Vorbereitungen, Planungen, warten auf den günstigsten Zeitpunkt. All das kommt hier zu seinem Ende. Jetzt wo sie direkt vor dem Haus auf das sie es abgesehen haben stehen, gibt es nur noch einen Weg. Vorwärts. Genauer gesagt, Aufwärts.
»Alles ruhig«, flüstert Robert nahe an ihrem Ohr. »Los!«
Sabine nickt. Sie schaut ein letztes Mal in beide Richtungen die Straße entlang. Niemand zu sehen. Dann steckt sie im Geiste ihre nächsten Schritte ab. Vor ihr liegt eine Straße, ein Gehsteig und am Ende ihrer kurzen Wegstrecke eine Mauer. Etwa so hoch wie sie selbst. 1.70 bis 1.80m hoch. Glatt verputzt, akkurat gerade, strahlend weiß gestrichen. Auf der Mauerkrone sind Schieferplatten, die wie kleine Dachziegel angeordnet, die Spitze der Mauer bilden. Ihre Konzentration gilt dem linken Torpfosten, der das schmiedeeiserne Tor mit den aufgestellten Speerspitzen einfasst. Er ist quadratisch, etwa 30 Zentimeter höher als die Mauer, mit einer Betonbüste auf der Spitze. Ein pilzförmiges Gebilde, das an einen abgetrennten Kopf erinnert, den man auf den Torpfosten gesetzt hat. Zwei Meter weiter auf der rechten Seite des mattschwarzen Tors, wartet das Gegenstück. Die beiden Büsten schauen sich an wie stumme Torwächter. Sabine verinnerlicht die Schritte. Über die Straße, den Gehsteig, abspringen, linker Fuß auf die Mauer, nach oben katapultieren, rechter Fuß an den Torpfosten. Abstützen. Schnell einen sicheren Halt finden, um mit beiden Händen die Büste zu greifen, und mit einem einzigen Schwung, ohne die losen Schieferplatten zur berühren, über die Mauer setzen.
Als Parkourläuferin, die schon Wettbewerbe in ganz Europa bestritten hat, die schon Parkours in Paris und Barcelona gelaufen ist, ein Routine Move. Sie spürt Roberts Hand auf ihrer Schulter. Er drückt aufmunternd zu. »Los!«
Sabine löst sich aus dem Schatten, sie flitzt über die Straße, gewinnt in kürzester Zeit an Tempo und sieht, als sie den Gehsteig erreicht so aus, als würde sie geradewegs in die Mauer rennen wollen. Aber sie berührt den Gehsteig nur an der Bordsteinkante, denn von dort aus springt sie in einem katzenartigen Sprung nach oben, trifft mit dem linken Fuß die Mauer etwa auf halber Höhe, und setzt den rechten wenige Zentimeter über dem Linken an den Torpfosten. Es scheint als wolle sie die Mauer einfach hochrennen. Am höchsten Punkt greift sie die Büste, die fest mit dem Torpfosten vermauert ist. Wie ein Klammeräffchen hängt sie einen Moment scheinbar schwerelos an der Mauer, die Büsten mit beiden Händen umklammert, ehe sie sich mit beiden Beinen nach oben abstößt, als gelten am Mauerputz keine Gesetze von Reibung und Schwerkraft. Mit Hilfe einer gleichzeitigen Schulterrotation, hebelt sie ihren Körper über die Mauer. Sie landet auf der anderen Seite mit beiden Füßen voraus im Gras, auf dem sie sich mit einer eleganten Bewegung über die Schulter abrollt, um die Aufprallenergie zu kompensieren. Auch wenn die aus 1.80 Metern Höhe auf federndem Gras noch kein Problem darstellt. Aber eine gewisse Ästhetik schwingt als begeisterte Traceurin eben in jedem Move mit.
Sie ist kaum zur Seite gerollt, da hört sie Robert auf der anderen Seite der Mauer genau denselben Sprung ausführen. Er hat den Rucksack in der Hofeinfahrt hinter dem VW Golf gelassen. Nur ein paar Dinge daraus sind in die Seitentaschen seiner Chinos umgezogen. Gerade fliegt er über die Mauer, rollt mit demselben Schwung über die Schulter und macht danach noch einen völlig sinnlosen Rückwärtssalto, der Sabine beinahe noch trifft. Sie stupst ihn grinsend an, als er neben ihr in der Hocke ankommt.
»Blödmann«, raunt sie ihm zu. Sie befinden sich im Garten hinter der Gartenmauer. Direkt vor ihnen ragt eine mächtige Eiche empor. Dichte Büsche säumen den Gartenweg. Eine Laube steht links von ihnen. Sie strahlt schneeweiß vor dem Mondlicht, als wäre sie irgendwie indirekt beleuchtet. Vor ihnen, etwa 30 Meter entfernt, liegt die zweieinhalbstöckige Villa. Ihr blassgelber Putz mit den weißen Fenstern zwischen den altmodischen Fensterläden, blitzt durch die dicht belaubten Bäume. Hier hinten, unter dem Baum direkt an der Mauer, ist es dunkler als im restlichen Garten. Sabine orientiert sich nach rechts zur Einfahrt, deren heller Kies wie eine Landebahn anmutet, die vom Tor zur Villa führt. Die fast weißen Steine leuchten ähnlich hell wie die Laube.
Auf dem Grundstück ist es ruhig. Im oberen Stockwerk sind die Fenster geöffnet. Gardinen bauschen sich im lauen Sommerwind. Auf dieser Seite haben die Fenster keinen Balkon. Auf der zum Fluss zugewandten Seite würde das anders sein. Ans Haus angeschlossen, ist eine einstöckige Garage, deren Einfahrt wie ein gewaltiger Torbogen gestaltet ist. Sie hat kein Garagentor. Darüber ist dasselbe schiefergraue Dach, das auch die Villa deckt. Ein umlaufendes Schutzgitter, das im Winter den Schneebruch verhindern soll, ist ihr nächstes Ziel. Von dort aus über das Garagendach auf die Rückseite des Hauses. Über den Balkon im ersten Stock auf den Balkon im zweiten Stock…aber ein Schritt nach dem anderen. Wie zur Bestätigung sieht sie die mit rotem Rundumlicht an der Hausecke platzierte Sirene, die im Falle da die Alarmanlage anspringt, lautstark Signal geben und wild rot blinken würde.
Robert drängt sich an ihren Rücken, um über sie hinweg schauen zu können.
»Alles ruhig«, flüstert sie. Sie spürt wie er nickt. Die Bewegung überträgt sich auf sie. Sie hockt auf einer Ferse, ein Knie auf den Rasen gestützt, die Hände damit sie nicht dreckig werden an ihren Schenkeln. Sie spürt Roberts Hände an ihrer Hüfte. Sie gleiten nach unten über ihre gespannten Pobacken. Er reibt darüber, während er sich an sie lehnt. Sie grinst ohne in anzusehen. Ihre Wangen berühren sich, sie merkt dass auch er lächelt.
»Gleich hier?«, raunt er ihr kehlig ins Ohr. Sabine gluckst.
»Oben«, sagt sie. »Wie geplant. Da scheint der Mond. Außerdem sieht man die Isar.« Robert nickt widerwillig.
»Hältst du solange aus?« Sie dreht den Kopf, um ihm in die Augen zu schauen. Ein kurzer Kuss auf die Lippen begleitet ihre Frage. Er schüttelt den Kopf in den Kuss hinein. Sabine verzieht den Mund zu einem Lachen, während ihre Lippen miteinander verschmelzen. Sie nestelt hektisch an der Kordel ihrer Leggins, bis sie sie endlich umständlich abstreift. Dass sie die Schuhe noch trägt, macht das Vorhaben nicht leichter. Sie küssen sich mit offenen Augen. Als sie die erwartungsvoll hochgezogenen Augenbrauen ihres Mannes sieht, muss sie noch breiter grinsen. Ihre Zähne stoßen ungestüm aneinander. Dann löst sie die Lippen, um sich in einer fließenden Bewegung den schwarzen Pullover abzustreifen.
Nackt, nur mit schwarzen Freerunner Schuhen bekleidet, macht sie einen Schritt rückwärts, als wolle sie sichergehen, dass er auch alles von ihr sieht.
»Du spinnst«, sagt Robert, der längst erkannt hat, was sie vorhat. Ihr Grinsen wird breiter, sie zeigt zwei strahlend weiße Zahnreihen, die im Mondlicht leuchten.
»Beeil dich, ich warte oben.« Sie macht einen weiteren Schritt hin zum Haus, verharrt aber noch einen Moment, damit seine Augen auch alles von ihr aufsaugen können. Robert betrachtet ihre durchtrainierte, sehnige Figur mit den ausgeprägten Schultermuskeln über den mit Adern überzogenen Armen. Sabine klettert seit sie 10 Jahre alt ist. Freeclimbing, Bouldern und Parkour sind die letzten Jahre hinzugekommen. All das zeigt sich in ihrem über 20 Jahre intensiv trainierten Körper. Sie ist drahtig und muskulös, wobei nichts an ihr Show ist. Jeder einzelne Muskel, jede Ader, jede Sehne dient einem Zweck. Sie irgendwo festzuhalten ohne abzustürzen. Sie nach oben zu bringen, nicht nach unten. Ihre Haut ist noch dunkel vom zurückliegenden Urlaub, in dem sie mit dem Kajak die Ardèche durchpaddelt hatten. Dünne, hellere Bikinistreifen zeichnen sich auf der dunklen Haut ab. Sie wirken fast weiß neben der dunklen Haut. Mit einem letzten Zwinkern dreht sie sich um, dann sprintet sie über den Kies auf die Mauerecke zwischen der Villa und der Garageneinfahrt zu. Scheinbar unbeeindruckt von der unmittelbar darüber angebrachten Alarmsirene.
Auch wenn Robert ihr gerne bei ihrem nackten Muskelspiel zugeschaut hätte, während sie das Garagendach erklimmt, startet er unmittelbar nach ihr. Das Timing ist mit das wichtigste bei ihrem Vorhaben, den zweiten Stock von außen zu erreichen.
Sabine erklimmt das Garagendach mit derselben Technik wie die Mauer. Sie sprintet über den Vorplatz, springt vor dem Gebäude scheinbar direkt in die Ecke zwischen Haus und Garage, setzt den linken Fuß an die Fassade, den rechten einen halben Meter höher an die Garage, um sofort mit dem linken Fuß einen weiteren Schritt nach oben zu machen. Wie eine Echse scheint sie am Putz zu kleben. Sie schnellt nach oben, bis sie mit einer Hand das Gitter zu packen bekommt. Einen Wimpernschlag hängt sie mit ihrem ganzen Gewicht an einer Hand. Für den Laien mag es aussehen als würde sie gleich abstürzen. Aber Robert, der direkt hinter ihr ist, macht sich nicht eine Sekunde Sorgen. Ganz im Gegenteil. Er muss sich trotz seiner nackten Frau, die sich mit weit gespreizten Beinen über die Dachrinne des Garagendachs zieht, auf sich selbst konzentrieren, um bei dem Anblick nicht versehentlich selbst abzustürzen. In dem Moment in dem er zum Sprung ansetzt, hat Sabine sich mit einem Heelhook, die Ferse des rechten Beins rechts von sich über dem Gitter eingehakt, mit jenem Bein nach oben gezogen. Während sie den Aufwärtsschwung nutzt, rollt sie elegant über das Gitter. Auf den Zehenspitzen landet sie hinter dem Schneestopper auf dem schrägen Garagendach.
Wie eben hinter der Mauer, macht sie rechtzeitig Platz für ihren Mann, der annähernd auf demselben Quadratzentimeter landet wie sie gerade. Er atmet nicht mal schwer. Wie ein kleiner Junge mitten in einem verbotenen Streich, grinst er sie an. Sie grinst zurück, stemmt sich aber sofort in die Höhe, um das schräge Garagendach direkt an der Hausecke entlang hinauf zu gehen. Am First kann sie den Überhang des Dachs greifen, sich an der Dachrinne festhalten, während sie ein Bein über den Dachfirst setzt. Auf demselben Weg gelangt sie das Garagendach auf der anderen Seite herunter. Hier hat sie nur die halbe Strecke, von hier aus kann sie das Geländer des Balkons im ersten Stock, mit nicht einmal ganz ausgestrecktem Arm erreichen. Sie greift auf die Brüstung, bringt die Fingerspitzen über und hinter das gemauerte Geländer, hakt ein Bein auf die überhängende Kante des Balkons und schwingt sich darüber. Für Robert ein Bild, das sich für alle Zeiten in sein Gehirn brennen wird. Denn während ihre Beine wie zwei Windmühlenflügel über das Geländer fliegen, sieht er ihre Schamlippen, die einen Moment auseinandergezogen werden. Das Mondlicht scheint auf das rosafarbene Fleisch ihrer Muschi.
Er schüttelt den Kopf, während er noch auf dem Garagendach steht. Ihre schwarzen Haare erscheinen hinter der Brüstung, sie beugt sich nach vorne, legt die Unterarme auf das Geländer und imitiert die Gelassenheit in Person. Fast hätte Robert laut aufgelacht. Wo bleibst du, ich warte schon ewig hier oben, lautet die Botschaft hinter der Geste. Keine drei Sekunden später, steht Robert Vogelbacher neben seiner Frau. Sie befinden sich auf einem etwa fünf Meter breiten und zwei Meter tiefen Balkon. Zwei Doppeltüren führen von dort in die Villa. In zwei verschiedene Räume. Im linken, vor dem sie stehen, sind die Türen geschlossen, das Zimmer dahinter liegt im Dunkeln. Die Gardinen sind zugezogen. Aus der rechten Doppeltür dringt leises Schnarchen nach draußen. Im lauen Wind der vom Fluss her weht, bauscht sich eine dünne Gardine, die wie Gaze im Wind flattert. Die Doppeltüren sind nach innen geöffnet. Der Balkon ist leer bis auf ein kleines Bistrotischchen aus lackiertem Metall, neben dem zwei passende, selbst im Dunkeln unbequem aussehende Metallstühle stehen. Ein zusammengeklappter Sonnenschirm lehnt in der Ecke.
Sabine nimmt ihren Mann mit einem schnellen Kuss in Empfang. Er will sich an sie drängen, aber sie löst sich grinsend von ihm, ehe er ihren nackten Körper in Beschlag nehmen kann. Sie geht leise zu der Tür, um einen vorsichtigen Blick in den Raum dahinter zu riskieren. Das Schlafzimmer der Hausbesitzer. Eines von mehreren Schlafzimmern im Haus. Im Halbdunkel liegt eine mächtige Gestalt, ein Bein hängt aus dem Bett. Er ist an der Hüfte mit einem weißen Leintuch zugedeckt. Sein gewaltiger Bauch hebt und senkt sich im Rhythmus seines Schnarchens. Er liegt auf dem Rücken, die Arme wie zum Gebet auf dem Bauch gefaltet. Seine Haare kleben strähnig an seinem Kopf als wäre er nassgeschwitzt. In dem breiten Doppelbett ist keine weitere Person zu sehen, aber Sabine weiß, dass die Frau, eine im Vergleich zu ihrem Mann zierliche, schmächtige Person, neben ihm liegen muss. Verdeckt von seiner massigen Gestalt. An einem stummen Diener auf ihrer Bettseite hängt ein dunkler Kimono, der sich sachte im Wind bewegt. Er würde Sabine nicht mal bis zur Hüfte reichen.
Sabine dreht sich um und lehnt mit dem Rücken an die warme Hausmauer. Sie macht Robert ein Zeichen, indem sie die Handflächen aufeinanderlegt, die Hände an die Wange legt, während sie den Kopf schief hält. ‚Schläft.‘ Robert nickt. Die Geräusche sind unmissverständlich. Er kommt zu ihr heran und drückt sie mit seinem Körper an die Wand. Sie lässt es zu, obwohl der raue Putz ihr am Rücken scheuert. Seine Lippen sind so nah an ihrem Ohr, dass er ihr wie ein Windhauch zuflüstern kann, was ihm gerade durch den Kopf geht.
»Warum nicht gleich hier?« wispert er. Sie grinst an seiner Halsbeuge, während seine Hand langsam ihren Bauch hinauf wandert, bis sie sich auf ihre Brust legt. Sie spürt seine Erektion an ihrer Hüfte, die scheinbar seit ihrer Ankunft im Wagen besteht. Aber ihr geht es nicht anders. Sie will ihn schon seit sie losgefahren sind. Es ist der Reiz an dem was sie tun. Die Aufregung. Die Anspannung. Sie widerspricht ihm nicht, was er als Signal deutet, dass sie einverstanden ist. Er löst sich von ihr. Dabei grinst er wie ein kleiner Junge, was sie gleichfalls zum Schmunzeln bringt. Es ist heller hier oben auf dem Balkon als im Garten. Sie sieht den dunklen Schemen seines Körpers vor dem Mondlicht. Sie kennt jede Faser, jeden Muskel an ihm. Sie muss ihn nicht sehen, um ihn zu fühlen. Ihre Lippen finden sich zu einem Kuss. Zart zuerst. Dann wilder und ungestümer. Ohne Rücksicht auf die Lage in der sie sich befinden. Einzige Einschränkung: keine Geräusche machen. Sie küssen sich leidenschaftlich, aber lautlos.
Lautlos. Schnell. Unsichtbar. Das sind die Voraussetzungen für das was sie tun. Robert gräbt die Hand in ihr Haar und hält sie am Nacken, während er ihre Halsbeuge mit Küssen eindeckt. Ganz langsam arbeitet er sich tiefer. Sie legt beide Hände auf seine kurzrasierten Haare. Dort lässt sie sie liegen, während er ihre Brüste erreicht, mit den Lippen über die Nippel streift, mit den Zähnen an ihnen knabbert und weiter nach unten gleitet. Über ihren Bauchnabel, den vollkommen glattrasierten Venushügel tief hinein in ihre Nässe. Sie drückt seinen Kopf in ihren Schritt, spreizt ein wenig die Beine und muss ein Stöhnen unterdrücken, als seine Zunge über ihren Kitzler flirrt. Ehe sie für einen Moment die Augen schließt, zuckt ihr Blick zu dem Balkongeländer rechts im Eck, über das sie von der Garage heraufgekommen sind. Bei allen süßen Ablenkungen die ihr gerade zuteilwerden, hat sie die Fluchtroute längst gespeichert. Sollte sie sie brauchen, ist sie vorbereitet.
Robert loswerden. Drei Schritte zum Geländer. Mit einem Side Kick über die Brüstung flanken. Nicht von der Tiefe hinter der Dunkelheit abschrecken lassen. Einfach ins Ungewisse springen, denn das Garagendach wartet knapp eineinhalb Meter tiefer auf sie. Die Schieferplatten nach oben, über den First der Garage und auf der anderen Seite bis zum Schneestopper herunterrutschen. Halt, denkt sie. Streiche Rutschen, setze Laufen. Ich bin nackt. Sie muss lächeln. Robert leckt über ihre Schamlippen, während er ihren Kitzler mit der Fingerkuppe seines Zeigefingers stimuliert. Helle Blitze durchzucken sie von dort. Ihr Fluchtplan endet an der Mauer, nachdem sie in Gedanken vom Garagendach gesprungen, sich über den Kies abgerollt hat, was vermutlich schmerzhaft sein würde, aber darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen. Die Mauer würde sie ganz genau so überwinden, wie sie es auf der anderen Seite auch gemacht hat. Nur musste sie auf dem Rückweg, sollten sie den flüchten müssen, nicht mehr auf die Lautstärke achten. Deine Kleider einsammeln, denkt sie noch. Über die Mauer, den Rucksack holen und ab an den Wagen. Das alles würde schneller gehen, als der schwergewichtige Hausbesitzer brauchen würde, um seinen trägen, schwerfälligen Körper aus dem Bett zu wälzen.
Auch Robert wird diesen Plan verinnerlicht haben, auch wenn er aktuell mit gänzlich anderen Gedanken beschäftigt ist. Er hat einen Finger in ihre Muschi gesteckt, der ihr gerade zum Ablecken angeboten wird. Sabine schmeckt ihre eigene Feuchtigkeit, während sie ihm mit der Zunge den Finger leckt, der daraufhin eine feuchte Spur über ihre Brüste zieht, um dahin zurück zu streifen, woher er gekommen war. Sein heißer Atem streift ihre gereizten Schamlippen, während sie wieder die Hände auf seinen Kopf legt, um ihn fest in ihren Schritt zu drücken. Sie will ihn jetzt dringend. Sie muss seinen Schwanz in sich spüren. Hier. Wenigstens für ein paar schnelle Stöße. Also zieht sie ihn hoch, indem sie Zug auf seinen Hinterkopf ausübt. Er gibt der Bewegung schnell nach, kommt hoch, während sie wie ein Pendel ihrerseits in die Hocke geht. Der Reißverschluss seiner Chinos öffnet sich leicht. Seinen steifen Schwanz durch den engen Schlitz zu holen, stellt sich da schon schwieriger heraus. Sie will die Hose nicht aufknöpfen. Wenn sie flüchten müssen, muss es in Bruchteilen von Sekunden passieren. Eine offene Hose die herunterrutscht, kann da wertvolle Zeit kosten. Entweder ganz ausziehen und nackt flüchten, oder so wie jetzt, mit offenem Schlitz und schlimmstenfalls heraushängendem Schwanz. Immer noch besser als geschnappt zu werden. Zum Ausziehen sind sie noch einen Balkon zu tief. Ihr Ziel ist der obere Balkon.
Der Nervenkitzel, es auf dem Balkon direkt vor den Besitzern zu treiben, jagt ihnen Adrenalinschübe durch den Körper, die sie wie Junkies in sich aufsaugen. Ihre Haut ist hitzig, ihr Puls geht schnell aber kontrolliert. Sie sind wachsam und konzentriert, aber trotzdem empfänglich für die Reize des anderen. Robert windet sich in der Hüfte um ihr seinen Schwanz zu geben, den sie mit der Hand am Schaft umklammert hat, der aber so steif ist, dass sie ihn schwer durch den Hosenschlitz bekommt. Es gelingt irgendwann, weil sie doch den Knopf löst, um ihn herauszuholen. Mit ungewöhnlich fahrigen Fingern Robert die Hose aber gleich wieder schließt. Hart ragt sein Schwanz aus den schwarzen Chinos heraus. Hell leuchtet der Schaft im Mondlicht. Sie schließt die Lippen um die Eichel. Nur kurz. Sie vergeht beinahe vor Verlangen. Sie braucht ihn in ihrer Muschi, nicht im Mund. Auch Robert scheint das so zu sehen. Jetzt ist er es, der sie an den Schultern nach oben zieht. Sie lehnt sich mit den Handflächen an die Fassade, spreizt die Beine und streckt ihm ihren Hintern entgegen. Als er endlich in sie eindringt, ist sie versucht laut aufzustöhnen, beißt sich aber auf die Wangentaschen um das Stöhnen zu unterdrücken.
Endlich fickt er sie. Die Chinos dämpfen das Geräusch ihrer aufeinanderprallenden Leiber. Er fickt sie tief, aber nicht hart. Geschmeidige, kraftvolle Bewegungen. Er greift sie an der Hüfte und presst sich tief in sie hinein, während sie sich an der Wand abstützt, um seinen Stößen entgegen zu halten. Wenn sie den Kopf nach links dreht, sieht sie die geschlossenen Balkontüren. Wenn sie ihn nach rechts dreht, sieht sie die offenen. Dahinter die massige Gestalt des schlafenden Mannes, auf dessen Balkon sie es gerade treiben. Sein Kopf ist geradewegs zur Decke gerichtet, der Mund steht offen, er schnarcht vernehmlich. Würde er den Kopf ein wenig nach links drehen und die Augen öffnen, er würde direkt in das Gesicht einer schwarzhaarigen Frau schauen, deren Pferdeschwanz in ihrem Nacken wippt, weil sie von dem Mann der hinter ihr steht, gefickt wird. Ihre nackten Brüste wegen der feuchten Haut im Mondlicht glänzend. Fest und klein, mit erregt abstehenden Nippeln, die er sehen könnte, würde er die Augen öffnen. Aber höchstens eine Sekunde lang. Dann wären sie weg, als hätte er sie nur geträumt.
Robert streift mit den Händen ihre Seiten hinauf, gleitet über die Brüste und die Achseln bis an ihre Oberarme, wo er sich tief über sie gebeugt an ihr festhält, während seine Hüfte einen gleichmäßigen Takt hält. Sie spürt seinen Atem in ihrem Nacken.
»Es ist so schön mit dir hier oben«, haucht er ihr ins Ohr. Sie nickt, während sie seine Stöße aufnimmt. Gleich wird sie kommen. Wiedermal hält er sie kurz davor, als könne er an jeder noch so winzigen Regung ablesen, wo sie sich befindet. Etwas das sie liebt und hasst zugleich. Denn dieses bittersüße Spiel kann er bis zu ihrer nahen Verzweiflung spielen. Bis sie bittet und bettelt und ihm genau das gibt, was er grinsend schon von Anfang an bezweckt hatte.
»Aber oben ist es noch schöner«, flüstert er. Sie kann das Grinsen in seiner Stimme hören. Schon wird sie an der Hüfte hochgehoben und von der Wand weggedreht. Ihre Beine hängen in der Luft. Sein Schwanz rutscht aus ihr heraus. Fast hätte sie protestiert. Spielerisch, als wäre sie federleicht, hebt er sie hoch. Sie streckt die Beine aus. Eine Sekunde später steht sie auf dem Balkongeländer. Blickt direkt in die Tiefe. Hinunter auf den Garten, an dessen Ende ihn nur eine lockere Baumreihe von der Isar trennt. Dunkel fließt der Fluß dahinter vorbei. Sie sieht die Lichter auf der anderen Seite des Ufers. Die Straße, die daran entlang führt. Ein paar wenige Autos, die ihre Lichter über Hauswände streichen lassen. Mit einem Klaps auf den Hintern ist sie entlassen. Sie muss grinsen. Die Brüstung auf der sie steht, ist etwa zwanzig Zentimeter breit. Ein alter, um die Jahrhundertwende des letzten Jahrtausends gemauerter Balkon. Gebaut um hunderte Jahre zu bestehen. Zwei Kriege und viele Unwetter später, steht eine 50 Kilogramm schwere Frau auf ihm. Nichts was ihn herausfordern würde. Nichts was sie beunruhigen würde. Sie balanciert daran entlang, als wäre es links so tief wie rechts, dabei geht es auf der anderen Seite gut 7 oder 8 Meter in die Tiefe, da das Gelände hinter der Villa zum Fluss hin abfällt. Sie läuft an der offenen Tür entlang. Sieht den schlafenden Besitzer aus den Augenwinkeln, aber konzentriert sich auf ihren Weg.
Bis sie an dem Knick des Geländers anlangt, der zur Fassade zurückführt. Unter ihr geht leise ratschend ein Reißverschluss. Robert folgt ihr auf dem Fuß. Er bewegt sich lautlos wie eine Katze, springt auf die Brüstung. Sabine greift nach oben, wo aus dem oberen Balkon ein kurzes Metallrohr durch die Brüstung heraus ragt, um das sich darauf sammelnde Regenwasser nach unten zu leiten. Sie zieht sich daran hoch, als wäre das Rohr eine Klimmzugstange, bis sie sich stabil in die Ellbogen einhängen kann. Das Ende des kurzen Rohrs kitzelt sie direkt an der Kehle. Es ist scharfkantig, sie muss aufpassen ihm nicht zu nahe zu kommen. Aber sie klettert die Fassade heute zum achten Mal, sie kennt die Griffe die sie ansetzen muss, als würde sie in der Boulderhalle trainieren.
Sie bringt ihren Körper in leichte Pendelbewegung, indem sie die Hüfte einknickt, um sich langsam aufzuschaukeln. Bis sie Schwung genug hat, um das rechte Bein nach oben schnellen zu lassen. Mit einem Heelhook hakt sie es auf den Sims einer umlaufenden Bordüre, die auf halber Höhe zwischen den beiden Stockwerken die Fassade ziert. Hier ist das Mauerwerk um wenige Zentimeter nach außen verlängert. Die Bordüre ist etwa 30 Zentimeter hoch, ragt aber höchstens fünf Zentimeter aus der Wand heraus. Sie ist strahlend weiß gestrichen. Wie ein Gürtel, der das Haus einschnürt, läuft sie um das Haus herum, hebt sich hell von dem blassgelb der Fassade ab. Mit dem Heelhook, die Ferse auf die Bordüre gelegt, zieht sie den Körper nach oben. So weit bis sie hoch genug ist, um die Rechte von dem Rohr lösen zu können. Ihre Hand greift um die Kante der Brüstung des Balkons. Die Bewegung ist geschmeidig wie die einer Katze. Sie stellt den linken Fuß auf das Rohr, während sie sich hochstemmt.
Robert steht unter ihr auf der Brüstung. Er sieht nach oben wie seine Frau fast im Spagat, einen guten Meter über ihm den nächsten Balkon erklimmt. Der Anblick bringt ihm eine Gänsehaut ein. Sie landet lautlos. Er geht denselben Weg, hat es wegen der größeren Reichweite einfacher, muss aber wegen seines höheren Gewichts an dem Metallrohr noch besser aufpassen. Er will die mechanische Belastung auf das Rohr nicht überstrapazieren. Auch nicht, obwohl er weiß, dass das Rohr erst einige Jahre alt sein kann. Es ist stabiler V4A Stahl, den es als das Haus gebaut wurde, noch nicht gegeben hat. Er kommt sicher neben ihr auf dem nächsten Balkon an. Das Ganze ging so schnell, dass nicht mal seine Erektion darunter gelitten hat.
Sabine hat sich schon umgeschaut. Sie deutet auf die Tür. Hier oben gibt es nur eine Doppeltür, der Balkon dient hier nur einem Zimmer. Entgegen dem, was sie sonst hier oben erwartet, ist die Tür so weit geöffnet wie unten. Keine Gardine weht hier vor der Tür. Der Blick nach innen auf ein Gästezimmer ist frei. Es liegt im Dunkeln, das Bett ist leer und unbenutzt. Die Tür die tiefer ins Haus führt ist geschlossen. Vorsichtig streckt Sabine den Kopf ins Innere. Das Zimmer ist leer. Eine Alarmanlage, oder irgendeine Einbruchsicherung muss sie nicht fürchten. Niemand sichert das Zimmer im zweiten Stock, das nur über das Garagendach und zwei Balkone von unten zu erreichen ist. Das einzige was sie verraten könnte, sind Geräusche des Fußbodens, die sich nach unten auf das darunterliegende Schlafzimmer übertragen könnten. Aber das ist nicht zu befürchten. Der Boden ist massiver Stein, mit italienischen Terrakotta Fließen ausgelegt.
Sie durchquert das Zimmer und öffnet die Tür ins Haus. Vor ihnen liegt eine Galerie, die umlaufend die Zimmertüren im oberen Stock einfasst. Es sind fünf Stück. Zwei auf ihrer Seite, zwei auf der gegenüberliegenden, eine auf der Stirnseite. Dieser einen Tür gegenüber, führt eine Treppe nach unten. Robert steht hinter ihr. Sie deutet auf sich und nach rechts, auf ihn und nach links. Er nickt. Sie geht nach rechts auf die Galerie, während Robert nach links geht. Leise öffnet sie die Tür an der Stirnseite. Ein Badezimmer. Riesig, mit freistehender Wanne, bodenebener Dusche, scheinbar fast die Stirnseite der Villa einnehmend. Leise schließt sie wieder die Tür. Das Zimmer ihrem gegenüber ist ein Jugendzimmer. Vielleicht das ehemalige Kinderzimmer eines inzwischen erwachsenen Kindes. Es ist unbewohnt. Das Bett hat einem Cross-Trainer weichen müssen, ein Bügelbrett steht direkt vor dem Fenster. Nur die blass leuchtende Superman Tapete, verrät seinen ursprünglichen Zweck. Im nächsten Zimmer dasselbe Bild. Ein verlassenes Kinderzimmer. Weniger für andere Zwecke umfunktioniert, aber genauso offensichtlich unbewohnt. Das Bett hat keine Matratze, der Lattenrost ragt wie ein totes Gerippe aus dem Bettkasten. Sie trifft Robert an der Treppe. Er schüttelt den Kopf. Auch seine beiden Zimmer sind leer. Der Blick nach unten in den ersten Stock, lässt nur Dunkelheit erkennen. Leise dringt das Schnarchen, das sie schon kennen, zu ihnen herauf. Die Tür ins untere Schlafzimmer ist entweder offen, oder nur angelehnt.
Robert stupst Sabine am Arm, ein Zeichen ihm zu folgen. Zurück in das Zimmer in das sie eingestiegen sind. Er schließt die Tür hinter sich. Sie hat einen altmodischen Griff über einem Schließzylinder, in dem ein ebenso alter Schlüssel steckt. Er dreht ihn vorsichtig, das Schloss bewegt sich gut geölt. Die Tür ist abgeschlossen. Sabine hat sich ihm zugewandt. Sie zieht fragend die Augenbraue hoch. Robert zuckt die Schulter.
»Vielleicht erwarten sie Besuch und lüften schon mal das Zimmer«, flüstert er. Sein Blick wandert zum Bett. Ein Lächeln erscheint auf seinen Lippen. »Auf jeden Fall besser als der Steinboden draußen auf dem Balkon, was meinst du?« Sie muss grinsen. Ihr Blick wandert durch das Zimmer. Sie sieht schemenhaft die Möbel. Ein kleiner Tisch, ein Stuhl, ein Kleiderschrank. Einfach aber zweckmäßig. Und das Bett. Frisch bezogen. Der Stoff verströmt den sauberen Duft von Waschpulver das nach Lavendel riecht. Wie eine Einladung. Sanftes Mondlicht liegt auf den hellen Laken. Es könnte romantischer nicht sein. Sie sieht Robert an. Liest die selbe Erkenntnis auch in seinen Augen. Er streift schon die Freerunner ab, hat die Chinos schon aufgeknöpft. Leichtsinnig, aber die Tür ist abgeschlossen, der Schlüssel steckt von innen. Das gibt ihnen im Zweifelsfalle ein paar Sekunden Zeit.
Sie gleitet auf das Bett, stützt sich auf einen Ellbogen, die andere Hand auf der Hüfte. Wie um die Einladung zu bekräftigen. Robert schlüpft aus seinem Pullover. Sein Schwanz steht, als wäre die Unterbrechung gar nicht passiert. Als stecke er ein Stockwerk tiefer, draußen auf dem Balkon, immer noch in ihr drin. Das Klettern, der Rundgang durch die Zimmer. Scheinbar alles mit voller Erektion. Natürlich muss Sabine darauf aufspringen.
»Da ist jemand aber wirklich geil heute«, sagt sie leise. Sie flüstert nicht mehr wie zuvor, aber spricht noch deutlich unter Zimmerlautstärke. Sie sind hier nicht in Sicherheit, aber die geschlossene Tür, die dicken Mauern, sie suggerieren es. Dass dem nicht so ist, hören sie im Sekundentakt. Das Schnarchen von unten dringt zu ihnen herauf. Durch die geöffneten Balkontüren. Trotzdem ist sie nicht mehr ganz so leise. Als wolle sie den Nervenkitzel oben halten.
Robert baut sich neben dem Bett auf. Sie hebt die Hand, die auf ihrer Hüfte liegt und streift mit den Fingerspitzen die Innenseiten seiner Oberschenkel hoch bis zum Damm, den Schaft entlang bis zur Eichel. Sie hebt den Schwanz ein wenig an, als würde sie ihn inspizieren wollen. Robert hat die Augen geschlossen. Sie beugt sich nach vorne, setzt sich auf die Kante der Matratze und nimmt seinen Schwanz in den Mund. Jetzt hat sie Zeit. Obwohl sie immer noch so erregt ist wie unten. Obwohl sie nicht gekommen ist, weil er sie beinahe über den Balkon geworfen hat. Aber hier oben ist das vorläufige Ziel ihres Abenteuers. Hier haben sie Zeit. Bis zum Morgengrauen. Theoretisch. Das wären mindestens noch vier Stunden, wenn man dem Dämmerlicht in den Morgenstunden gänzlich aus dem Weg gehen will.
Unten verschluckt der Hausbesitzer sich lautstark an seinem Schnarchen. Er hustet. Danach herrscht Stille. Selbst das Zirpen der Grillen ist mittlerweile verstummt. Die Vögel sind stumm, der Wind ist so schwach, dass es nicht reicht, um die Blätter auf den Bäumen zum Rauschen zu bringen. Es ist wie die Ruhe vor dem Sturm. Nur das leise Rauschen der Isar dringt durch die Fenster herein. Sie hat Niedrigwasser. Sie plätschert dahin wie ein größerer Bach. Der Dickwanst unten hat sich auf die Seite gedreht. Sein Schnarchen ist verstummt. Oder er ist aufgewacht.
Robert und Sabine hören mit einem Ohr. Das leise Schmatzen von Sabines Lippen an seinem Schwanz, ist das einzige Geräusch das sie machen. Sie bläst ihn langsam und leidenschaftlich. Tief und sehr nass. Es gluckst in ihrem Rachen, wenn er in sie eindringt. Sie kann das bis knapp an die Perfektion. Ausdauernd und geradezu euphorisch engagiert. Wenn er es will bis zum Schluss.
Aber heute will er nicht bis dahin. Er zieht sich zurück, ein Speichelfaden bleibt zwischen ihnen hängen. Sie wertet seinen Abbruch als Signal sich zur Seite zu rollen. Platz zu machen. Sie kommen nebeneinander auf dem überraschend weichen Bett zum Liegen. Hier dürfen sie nur nicht einschlafen.
Während Sabine sanft den Schaft wichst, spielt Robert mit einem Finger an ihrem Kitzler. Sie liegen beide auf der Seite, ihre Nasenspitzen berühren sich. Sabine legt die Stirn gegen seine. Minutenlang massieren sie sich gegenseitig auf diese intime, langsame Art. Bringen sich beide in einen Zustand kurz vor der Explosion. Robert hat eine schmerzend harte Erektion, während Sabines Kitzler die nähere Umgebung in lodernde Flammen zu versetzen scheint. Sie hauchen sich gegenseitig ihren warmen Atem ins Gesicht.
Von unten dringt ein zu der romantischen Situation wenig passendes Geräusch nach oben, das beide Glucksen lässt, bevor sie sich wieder unter Kontrolle haben. Das Bild des schwergewichtigen Mannes, der sich lautstark Luft verschafft, ist einfach zu schnell in ihren Köpfen präsent. Sie wechseln die Positionen. Robert rollt auf den Rücken, während Sabine auf ihn gleitet und ihn sich einführt. Sie lässt das Becken kreisen, bis sie ihn tief in sich aufgenommen hat. Sie sitzt jetzt auf seinen Beinen. Ihre Arme stützt sie neben seinen ab. Der Pferdeschwanz fällt Robert ins Gesicht, als sie sich zu ihm herunterbeugt. Der Lavendelduft der Bettwäsche, vermischt sich mit dem Vanillearoma das ihren Haaren entströmt in Roberts Nase. Er legt die Hände auf ihren Rücken, um sie enger an sich heranzuziehen. Sie reibt ihren Kitzler an ihm, während sie ihn mit geschmeidigen Bewegungen fickt.
Schnell finden sie einen gemeinsamen Rhythmus. Das relativ weiche Bett unterstützt sie dabei. Sabine nutzt die Schaukelbewegung der Matratze, während Robert ihre Stöße aufnimmt. Mit den Händen an ihren Pobacken hilft er mit. Die laue Sommernacht bringt sie ins Schwitzen. Für den nächsten Gast in diesem Bett, werden sie ihren Geruch hinterlassen. Unten klappert etwas. Es ist nicht sehr laut, aber Sabine und Robert sind darauf geeicht, auf jedes noch so kleine Geräusch zu achten, das sich von der normalen Geräuschkulisse unterscheidet. Ein Ächzen folgt dem Klappern. Der schwergewichtige Bauunternehmer wuchtet sich aus dem Bett. Schwere Schritte sind zu vernehmen. Nackte Füße die auf Steinboden patschen. Er schlurft aus dem Zimmer. Sabine und Robert sind im Alarmmodus. Wird man seine Schritte auf der Treppe hören? Vermutlich schon, bei seinem Gewicht. Es ist eine Galerie aus Holz. Auch die Treppe ist Holz. Zwar massiv, aber hundert Jahre alt. Die Stufen ausgetreten. Eine davon wird knarzen. Garantiert. Wahrscheinlich mehrere, wenn nicht gar alle.
Unten herrscht einen Moment absolute Stille. Sabine bewegt sich nur ganz langsam unter Robert, um den Geräuschen zu lauschen. Sie ist sprungbereit, sollte irgendetwas darauf hindeuten, dass sich ihrem Zimmer jemand nähert, oder gar hier herein will. Die Fenster, denkt sie. Etwas stimmt nicht mit den offenen Fenstern. Es macht keinen Sinn, in einem unbenutzten Raum die Fenster offen zu lassen. Aber das Bett ist frisch bezogen. Die Antwort erfährt sie eine halbe Minute später. Unten geht eine Toilettenspülung. Sie hören sie leise durch die dicken Wände hindurch. Wasser rauscht durch irgendwelche Leitungen. Das Geräusch hebt sich vom sachten Plätschern der Isar ab. Die Schritte kommen zurück. Patschen durch das Schlafzimmer.
»Bertram«, hören sie eine leise, dünne Stimme. Sie klingt verschlafen. Die Ehefrau. Vermutlich kaum die Augen offen. Halb im Schlaf, halb wach fällt ihr etwas ein, das sie ihrem Mann sagen muss.
»Oben sind noch die Fenster offen, glaube ich. Kannst du sie schnell zu machen?«
Sabine und Robert hören ein Knurren als Antwort. Die Schritte patschen wieder in die andere Richtung. Aus dem Schlafzimmer hinaus. Sie sind schon auf den Beinen. Sabine ist aus dem Bett gesprungen und an die Tür geflitzt. Auf nackten Sohlen. Sie entriegelt die Tür. Robert ist schon in seinen Schuhen. Seine Kleider legt er sich über die Schulter. Er stellt Sabines Schuhe in Laufrichtung zum Balkon. Sie muss nur noch hineinschlüpfen. Die beiden sind auf dem Balkon, als der schwergewichtige Bertram gerade die Treppe erreicht. Wie vermutet ist er deutlich zu hören, während er die Treppe erklimmt.
Er ist langsam, sein Schnaufen dringt bis zu ihnen herauf. Sabine packt die Brüstung an der linken Balkonseite und lässt sich auf der anderen Seite, sieben oder acht Meter über der Erde herunter. Sie stemmt die Füße gegen die Außenseite des Balkons, hakt die Fußzehen in einen kleinen Absatz zwischen Balkonboden und Brüstung und geht in eine stabile Hocke, mit den Knien am gemauerten Geländer. Die Fußzehen finden auf dem schmalen Absatz einen sicheren Halt. Die Unterarme liegen auf der Brüstung, die Fingerkuppen greifen um den Rand herum. Sie halten ihr Gewicht und entlasten so die Fußzehen. Robert wirft sich auf der gegenüberliegenden Seite des Balkons in die selbe Stellung. So hängen sie an den Seiten des Balkons herab. Von dem Zimmer aus, in dem sie vor einer halben Minute noch im Bett gelegen sind, sind nur die Unterarme auf der Brüstung zu sehen. Aber das Risiko müssen sie eingehen. Es ist kalkulierbar, weil sie beide direkt neben der Fassade hängen, während Bertram drinnen, mittig den Balkon direkt vor sich sehen wird, wenn er die Türen schließt. Um ihre Arme zu sehen, muss er links oder rechts, ganz nahe am Haus auf das Geländer sehen. Das Risiko ist gering. Mitten in der Nacht, schläfrig der Bitte seiner Frau nachkommend, wird er in missmutig in das Zimmer schlurfen, die Tür von innen nach außen schließen, und schon in diesem Moment die Ecken des Balkons aus dem Blick verlieren, weil er zu weit hinten steht, die Türrahmen den Blick zur Seite versperren.
Robert hängt sich in seine Arme, die Kleider auf der Schulter liegend. Sein Schwanz baumelt nach unten, er ist immer noch steif genug. Von unten sieht es aus, als würde er sich erleichtern wollen und dazu über den Balkon hängen. Bertram kommt in das Zimmer. Er schlurft an die Tür, sie fällt zu. Wird von innen verriegelt. Eine Sache von fünf Sekunden. Jetzt ist es still. Sie hören ihn nicht wieder zurückgehen. Geben ihm eine Minute, dann zwei. Vielleicht schließt er noch die Vorhänge, zögert noch wegen dem zerwühlten Bett, bevor er dann langsam die Treppe hinuntergeht. Er hat kein Licht gemacht das wieder erlischt, sobald er den Raum verlässt. Sie hoffen einfach darauf, dass er sich nicht allzu lange in dem Raum aufhält. Dass er schnell wieder zurück in sein Bett will.
Sabine zieht sich als erstes wieder hoch. Sie macht eine Art Klimmzug, zieht sich hoch, bis sie über die Brüstung schauen kann und versucht in das Zimmer zu sehen. Die Vorhänge sind immer noch offen, die Tür zur Galerie ist geschlossen, das Zimmer ist leer. Sie zieht sich hoch, bis sie über die Brüstung steigen kann. Auch Robert kommt wieder nach oben. Er nimmt seine Kleider von der Schulter, aber macht keine Anstalten sie anzuziehen. Unten hören sie Bertram wieder in sein Schlafzimmer schlurfen.
»Waren sie offen?« fragt seine Frau mit derselben schläfrigen Stimme wie eben.
»Ja.« brummt Bertram. »Du hast das Bett nicht gemacht«, murmelt er. Das Bett ächzt, während er sich schnaufend hineinfallen lässt.
»Natürlich«, sagt seine Frau. »Ich habe es frisch überzogen.«
»Kann schon sein«, brummt Bertram. »Aber gemacht hast du es nicht.«
»Quatsch«, sagt seine Frau. Jetzt schon wacher als eben. »Ich überziehe es doch nicht neu und lasse es dann einfach liegen. Ich habe es ordentlich gemacht.«
»Sieh nach, wenn du mir nicht glaubst.« Bertram gähnt lautstark. Sabine und Robert sind schon wieder in Alarmbereitschaft. Die kleine, zierliche Frau ist schneller hier oben als ihr Mann. Aber sie macht keine Anstalten aufzustehen. Vermutlich glaubt sie kein Wort von dem was ihr Mann sagt.
»Ich sehe morgen nach«, murmelt sie. Sie klingt verstimmt. »Markus kommt erst am Abend.«
Ihr Mann brummt eine Antwort. Danach kehrt unten wieder Ruhe ein. Sie geben der Frau fünf Minuten, dann zehn, falls sie es sich doch anders überlegt und direkt nachschauen will, ob ihr Verstand noch richtig funktioniert. Ob sie entgegen der Aussage ihres Mannes das Bett gemacht hat, wie sie sich einredet. Alles bleibt ruhig. Die schnarchenden Geräusche setzen wieder ein. Der dicke Bertram schläft schon wieder.
»Wo waren wir?«, fragt Robert, während er sich von hinten an Sabine drängt.
»Kurz davor«, sagt sie mit einem Grinsen. Sie dreht sich um und schaut über den Balkon in den Garten, nach unten auf die träge vorbeifließende Isar.
»Du wolltest ursprünglich doch sowieso nur hier herauf auf den Balkon«, wispert Robert. Er breitet die Arme aus. »Voila.«
»Alles gut«, flüstert Sabine. »Es ist perfekt hier. Das Bett war nur Bonus.« Sie zwinkert ihm zu und greift nach seinem Schwanz, der sich schon kurze Zeit später zu voller Größe aufrichtet. Sie dreht sich um, streckt ihm ihren Hintern entgegen, während sie sich an das Balkongeländer stützt. Das Mondlicht spiegelt sich auf ihrem Rücken. Die tiefe Kerbe ihrer Wirbelsäule wirft einen Schatten. Ihre breiten Schultern über dem ausgeprägten Latissimus, treten deutlich hervor. Robert streift ihn mit den Fingerspitzen entlang unter ihre Achseln, über die Innenseiten ihrer Oberarme bis zum Ellbogen. Er lehnt seine Hüfte an ihren Hintern. Sein Schwanz reibt an ihren Schamlippen. Sie greift zwischen ihre Beine, wo sie den Schaft an ihren Kitzler drückt. Robert bewegt sich, als wäre er in ihr, reibt seinen Schaft durch ihren nassen Spalt. Auch an Sabine ist die kurze Unterbrechung praktisch spurlos vorübergegangen. Sie ist feucht und bereit wie eh und je.
»Es ist einfach herrlich hier oben«, wispert Sabine. »Der Mond, die Sterne, der Fluss.« Sie drückt seinen Schwanz ein wenig fester, als wolle sie ihn mit einschließen in die Dinge, die ihr gerade gefallen. Dann drückt sie seine Eichel gegen ihren Spalt, damit er in sie eindringen kann. Sie spielt mit ihren Scheidenmuskeln, um es ihm eng zu machen. Sehr eng. Wie immer in der Situation, glaubt Robert sich am Eingang geirrt zu haben. Sabine kann sich wirklich sehr eng machen in dieser stehenden Stellung. Er stöhnt in ihren Rücken. Das Gefühl seine Vorhaut würde sich an ihren Schamlippen abschälen, ist einen Moment schmerzhaft, aber die Reibung ist schnell durch ihre Nässe kompensiert. Kaum ist er ein paar Mal tief in sie eingedrungen, sein Schaft mit ihrem Muschisaft beschmiert, löst sich das Gefühl auf, zwischen Schmirgelpapier gefangen zu sein.
Er nimmt sie an der Hüfte und beschleunigt das Tempo, auch wenn das zwangsläufig bedeutet, dass ihre Leiber die typischen Geräusche machen, die zwei im Stehen miteinander fickende nun mal machen. Leise zwar, und hier draußen mit dem leisen Plätschern der Isar vermischt, aber trotzdem vernehmlich. Von unten dringen gleichbleibend schnarchende Geräusche herauf, was sie vorsichtig optimistisch stimmt, dass alles ruhig bleiben wird. Die einzige Unbekannte bleibt die Ehefrau. Liegt sie gerade wach und grübelt über das ungemachte Bett? Zweifelt sie genug an sich, dass sie am Ende doch noch nachsieht? Nicht morgen, wie sie gesagt hat, sondern gleich? Weil sie sowieso nicht schlafen kann, bevor sie sich überzeugt hat? Robert hat plötzlich das Gefühl sich umdrehen zu müssen. Seine Kopfhaut kribbelt als stehe jemand unmittelbar hinter ihm. Er schaut über die Schulter, einen kurzen Augenblick überzeugt, direkt in das Gesicht der Frau zu schauen, die hinter der Glasscheibe steht. Aber der Raum ist immer noch leer. Die Tür geschlossen, das Bett so zerwühlt wie sie es hinterlassen haben.
»Ich komme gleich«, wispert Sabine. »Hör nicht auf.« Sein plötzliches Gefühl hat ihn abgelenkt, er ist langsamer geworden. Er spürt, dass er auch kurz davor ist. Die Anspannung über das was sie hier tun, sorgt für eine ganz andere Erregung, als wenn sie daheim in ihrem Schlafzimmer wären. Der Nervenkitzel der ihren Fick hier oben begleitet, das zusätzliche Adrenalin das durch ihre Blutbahnen strömt. Lauter Gründe, weshalb sie hier oben nicht zum ersten Mal stehen. Weshalb Robert seine Frau nicht zum ersten Mal an der Brüstung des Balkons fickt, während unten geschlafen wird und die Isar träge vorbeifließt. Plötzlich wird es gleißend hell auf dem Balkon. Sabine erschrickt so sehr, dass sie einen kleinen Hüpfer macht. Der Rhythmus ist unterbrochen, Robert rutscht aus ihr heraus. Beinahe hätte er in die Luft abgespritzt. Er war nur kurz davor zu kommen. Er ruckt herum. Im Zimmer hinter ihnen ist das Licht eingeschaltet, die Frau des Bauunternehmers steht in der Tür. Mit weit geöffneten Augen starrt sie das Bett an. Sein Gefühl hat ihn doch nicht getrübt. Sie war heraufgekommen um nachzusehen.
Sie steht in einem dünnen Babydoll unter der Tür. Ihre Haare hat sie mit einer Spange aus der Stirn geschoben, sie fallen ihr lang und blond auf die Schultern. Sie ist sehr klein, ihre Figur zierlich. Höchstens 1.55 Meter groß, vermutlich keine 45 Kilo schwer. Ihre Augen wandern zum Balkon. Sie schaut die beiden direkt an. Robert steht neben Sabine. Sein Schwanz steht steif an ihm ab. Beide sind nackt bis auf die Freerunner Schuhe. Roberts Kleider liegen neben ihm auf dem Boden. Die Frau sieht scheinbar reglos nach draußen. Keine Überraschung, kein Erkennen, keine Angst liegt in ihrem Blick. Nur Verwirrung.
»Die Scheibe«, wispert Robert. »Sie sieht nur sich selbst.« Drinnen hell, draußen dunkel, denkt Sabine. Sie sieht sich nur selbst wie in einem Spiegel. Jedenfalls solange wir uns nicht bewegen, solange wir mit dem dunklen Hintergrund verschmelzen. Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals, das Blut rauscht in ihren Ohren. Sie spürt wie ihre Handflächen feucht werden, wie ihr der Schweiß am Rücken ausbricht. Endlich löst die Frau sich von ihrem Blick auf sich selbst, geht an das Bett und schüttelt es auf.
Vielleicht kann sie uns riechen, denkt Sabine. Dann wird sie auf jeden Fall genauer nachsehen. Aber die beiden haben Glück. Der Lavendelduft der frischen Bettwäsche, überlagert den Geruch ihrer Leiber, die sich eben noch in dem Bett gewälzt haben. Die Frau schüttelt das Kopfkissen aus und richtet das Laken. Sie bleibt einen Moment neben ihrer getanen Arbeit stehen, als wolle sie das Bild in ihrem Gedächtnis verankern, damit sie später nicht wieder Zweifel haben würde. Ohne nochmal aus dem Fenster schauen zu wollen, geht sie um das Bett herum zur Tür. Das Licht erlischt. Die Helligkeit leuchtet in Sabine und Roberts Augen nach. Erst jetzt merkt sie, dass sie die ganze Zeit über den Atem angehalten hat. Sanft lässt sie ihn entweichen. Mit leiser Genugtuung hört sie, dass es ihrem Mann nicht besser ergangen war. Auch er stößt leise die Luft aus. Sie lauschen den Geräuschen im Haus. Die Frau ist so leicht, sie ist weder auf der Treppe, noch barfuß auf den Steinplatten zu hören. Auch nicht, wenn sie wieder in das Bett kriecht. Die Matratze wird es stoisch hinnehmen, wenn sie ihr Gewicht wieder darauflegt.
Sabine und Robert geben auch ihr fünf, dann zehn Minuten Zeit. Sie hat sie nicht gesehen, das steht fest. Nochmal wird sie nicht nachsehen müssen. Also haben sie den Balkon nun wirklich endgültig für sich.
»Wo waren wir?«, fragt diesmal Sabine. Robert sieht sie grinsen. Er schüttelt den Kopf über ihre Verrücktheit. Aber er sagt dasselbe wie sie vor ein paar Minuten. »Kurz davor.« Sabine lehnt sich mit dem Rücken an die Brüstung, stützt die Arme darauf und spreizt die Beine. Robert stellt sich zwischen sie. Sofort dringt er wieder in sie ein. Diesmal von vorne. Er nimmt sie an den Pobacken und hebt sie vom Boden hoch. Mit durchgedrückten Ellbogen stützt sie sich auf die Brüstung. Ihre Beine hängen in der Luft. Robert beginnt sie zu ficken, während er sie an den Pobacken hält. Sein Bizeps tritt hervor. Sie legt ihre Fersen in seinen unteren Rücken und hilft ihm, indem sie sich soweit abstützt, wie die Reibung seiner Haut an ihren Fersenkappen es zulassen. Freerunner Schuhe eigenen sich nur bedingt zum Klettern, aber wie immer mussten sie einen Kompromiss eingehen. In Kletterschuhen wären sie nicht über die Mauer gekommen, sie sind zu eng um mit ihnen zu rennen. Auch das Garagendach hätten sie mit ihnen nicht geschafft.
Robert hat das drängende Bedürfnis, ohne weitere Unterbrechungen zum Ziel zu kommen. Als fürchte er erneut kurz vor dem Abschluss zurückziehen zu müssen. Er fickt sie schneller als er sollte, mit kräftigen, harten Stößen. Sie hüpft und zittert auf seiner Hüfte. Ihr Atem beschleunigt sich, auch weil die Anstrengung sich bemerkbar macht. Die Adern an ihren überstreckten Unterarmen treten dick wie Seile hervor. Sie kommen beinahe gleichzeitig. Sabine einen Wimpernschlag vor Robert. Sie klammert die Beine so um ihn, dass sie sich mit Hilfe ihrer Bauchmuskeln von der Brüstung hochziehen kann, bis sie wiedereinmal wie ein Klammeräffchen an ihm hängt. Sie wirft die Arme um seinen Nacken und wiegt sich in seinen letzten Bewegungen, während sie kommt. Ihr Kitzler reibt an seinem Bauch. Er sendet rote Wellen durch sie hindurch. Die Sicht verschwimmt einen Moment vor ihren Augen. Sie beißt sich auf die Unterlippe, um nicht unkontrolliert zu stöhnen. Dann kommt auch Robert. Er pumpt sein Sperma tief in sie hinein. Sie spürt jeden einzelnen Spritzer. Er fickt einfach weiter dabei. Seine Augen sind geschlossen, er hat den Kopf in den Nacken gelegt, ein stummer Schrei hängt auf seinen Lippen. Als wolle er laut ‚Aaahh‘, in die Nacht rufen.
Als er zur Ruhe kommt, atmen sie beide schwer. Er hält sie an den Pobacken, sie hat die Arme und die Beine um ihn geschlungen. Ihre feuchten Leiber beginnen aneinander zu kleben. Ihre Lippen finden sich zu einem langen, zärtlichen Kuss. Gespickt mit abklingender Erregung. Leidenschaftlich und lebhaft zwar, aber doch so leise wie möglich. Im Hintergrund schlägt eine Kirchenuhr. Zehn. Elf. Zwölfmal. Mitternacht. Vor etwas mehr als einer Stunde waren sie im Auto angekommen. Etwas mehr als eine Stunde später haben sie ein Grundstück erklommen, sind eine Hausfassade hinaufgeklettert, haben zwei Balkone erreicht, waren in einem der Zimmer gewesen und hatten Sex, sowohl dort, als auch auf den Balkonen.
Ein guter Abend.
Robert breitet seine Chinos auf der Brüstung aus. Sie klettern hinauf, setzen sich auf den etwa 20 Zentimeter breiten Beton mit der glatten Oberfläche, und lassen die Beine nach unten baumeln. Nichts als Luft zwischen sich und dem rückwärtigen Garten. Sabine lehnt sich an ihn, legt den Kopf auf seine Schulter. So sitzen sie, bis die Kirchenuhr 30 Minuten nach Mitternacht schlägt. Erst dann machen sie sich auf den Rückweg. Robert schlüpft in seine Kleider und folgt Sabine nach unten. Sie nehmen denselben Weg, aber wählen die dem Schlafzimmer abgewandte Balkonseite. Landen sicher auf dem Garagendach und auf dem Kies vor der Einfahrt. Sabine nimmt ein paar Schmerzen mit, weil sie sich nackt abrollen muss, aber das wusste sie vorher. Auf dem Weg zur Mauer sammeln sie ihre Kleider ein.
Bevor sie die Mauer überwinden, geht Robert an den Torpfosten, der das schmiedeeiserne Tor hält, das sie gleich überwinden wollen. Unmittelbar davor geht er in die Hocke. Knapp über der Rasenkante zieht sich ein Riss durch das Mauerwerk, der aussieht, als breche dort der Beton auf. Er zieht daran, bis sich ein Brocken, etwa so groß wie seine Hand von dem Torpfosten löst. Er greift zielsicher in einen Hohlraum. Schnell holt er eine Plastikdose heraus, deren Deckel an vier Seiten mit der Dose verschlossen ist. Er klappt den Deckel auf, holt einen Stift zusammen mit einem Stück Papier daraus hervor, und hält den Zettel in das Mondlicht. Namenreihen stehen auf dem Zettel. Mann und Frau. Immer paarweise. Darunter eine Strichliste. Er findet ihre eigenen Namen in der Liste und macht einen Strich unter ihrer Reihe. Es waren sieben Striche. Jetzt sind es acht. Andere Pärchen haben mehr Striche. Die meisten haben weniger. Auf dem Zettel stehen acht Pärchen. Er legt die Dose zurück, nachdem er sie wieder sorgfältig verschlossen hat. Das Mauerstück schmiegt sich exakt wieder in die Lücke. Zurück bleibt ein winziger Spalt, aus zwei Meter Entfernung nicht zu erkennen.
Sie überwinden die Mauer, nehmen den Rucksack auf und sitzen um 0:42 Uhr in ihrem Wagen. Der Schlüssel liegt in der Mulde unter der Fußmatte.
Der nächste Morgen ist ein Samstag. Sie haben ausgeschlafen, sind gerade beim Frühstück. Robert war beim Bäcker um Brötchen zu kaufen. Er kommt mit der Tageszeitung unter dem Arm zurück. Vor zwei Minuten hat Sabine ihr Smartphone eingeschaltet. Es spielt einen Moment verrückt, als es wieder ins Netz eingebucht wird. Messenger Nachrichten fluten ihren Posteingang. Es sind so viel mehr als üblich, dass sie einen Moment braucht, bis sie versteht was sie liest. Als Robert vom Bäcker kommt, die Tageszeitung unter die Achsel geklemmt, hat sie die Hand vor den Mund geschlagen. Sie wirkt sichtlich erschüttert.
»Mona und Pascal hat es erwischt«, sagt sie. Ihre Stimme zittert ein wenig.
»Ich habe es gelesen«, sagt Robert. Er legt die Brötchen ab und deutet auf einen Artikel in der Zeitung. »Sie berichten schon darüber.«
- Starnberg. Auf frischer Tat ertappt. –
In der Nacht zum Freitag, wurde in Starnberg in einer Villa am See, ein Pärchen auf frischer Tat während eines Wohnungseinbruches ertappt. Der aufmerksame Hausbesitzer fand das Paar auf seinem Balkon im dritten Stockwerk, als sie dort gerade Sex hatten. Die beiden Kletterspezialisten waren nackt, ohne jegliche Hilfsmittel, in die Villa des Industriellen eingedrungen, wo sie Sex an mindestens drei Orten im Haus hatten, während die nichtsahnenden Bewohner geschlafen haben. Nur einem Zufall ist es zu verdanken, dass der Hausbesitzer auf sie aufmerksam wurde. Er verständigte umgehend die Polizei, die die beiden Einbrecher in Gewahrsam genommen hat. Wie die zuständigen Beamten angeben, haben die beiden Beschuldigten mehrfach versichert, nur aus diesem Zweck, dem Sex, in das Haus eingedrungen zu sein. Auch haben sie sich nicht gewaltsam Zugriff verschafft, sondern waren durch offene Balkontüren im zweiten Stock eingedrungen, nachdem sie bis dorthin über die Außenfassade gelangt waren.
Nach ersten Ermittlungen haben die beiden Einbrecher, eine 25-jährige Frau und ihr 28-jähriger Lebensgefährte, bis zu ihrem Auffinden weder etwas gestohlen noch beschädigt.
Offenbar handelt es sich bei den beiden um Mitglieder eines im Internet aktiven Interessenkreises, aus aktiven und ehemaligen Kletterern, Bergsteigern und Freeclimbern. Ihr besonderer Nervenkitzel besteht offenbar darin, dass sie fremde Häuser zuerst erklettern, um - wenn die Möglichkeit des ungehinderten Zutritts sich bietet - teils unter einem Dach mit den Bewohnern unbemerkt Sex zu haben. Sie verschwinden wieder ohne Spuren zu hinterlassen, oder etwas entwendet zu haben.
Einem nicht näher genannten Insider zufolge, handelt es sich dabei oft um immer wiederkehrende Adressen, die unter den Mitgliedern ausgetauscht werden. Nach einem erfolgreichen Einstieg, werden die Adressen als sogenannter Hit vor Ort und auf einschlägigen Internetseiten markiert. Meist wird dazu am Gebäude oder auf dem Grundstück, an einer für die Bewohner nicht ersichtlichen Stelle, ähnlich wie das bei Geocaches der Fall ist, ein Hinweis für die nachfolgenden abgelegt.
Ob dies auch bei dem Haus des Starnberger Industriellen der Fall war, müssen die Ermittlungen ergeben. Auch in wie weit hier der Tatbestand des Diebstahls, beziehungsweise Einbruchs gegeben ist. Mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruchs müssen die beiden freizügigen Kletterer auf jeden Fall rechnen.
Starnberg. 27. Juli 2019.
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