Projekt 43 - Das einsame Landhaus
von MarcLelky
1. Tag – Einsames Erwachen
Zehn Sekunden nach dem Aufwachen bemerkte ich, dass mir die Umgebung fremd war. Ich lag auf einem weichen Teppich auf dem Boden, zumindest fühlte er sich halbwegs bequem an, aber wie ich dort hingekommen bin, wusste ich nicht. Getrunken hatte ich nichts, oder glaubte ich zumindest. Ich schaute auf die Zimmerdecke, die Regale an den Wänden und eine Tür, und es war weder bei mir zuhause, noch in irgendeiner Wohnung, die ich kannte. Fast fühlte es sich an wie … nach einer wilden Nacht, oder zumindest einem anregenden Abend, nur war meine Erinnerung einfach ausgelöscht, wie ein verblasster Traum.
Von einem Fenster drang helles Licht herein, und ich stand langsam auf und schaute mich genauer um. Sah wie ein unaufgeräumtes Wohnzimmer aus, mit ein paar gestapelten Büchern, Zeitschriften, zerknüllter Wäsche und dünnen, vergilbten Gardinen, welche das Fenster verhüllten. Zuerst kam es mir eine Spur zu kühl vor, obwohl ich eine lange Hose trug, war aber gerade richtig, weder eiskalt noch heiß und schwül, wie es sich im Mai ungefähr anfühlen sollte. Leichte Magenkrämpfe und ein erhöhter Puls kamen bei mir auf, ich versuchte, einige Male tief durchzuatmen und ganz ruhig zu bleiben, und ein bisschen schien es zu funktionieren.
Als ich zum Fenster ging, das aus einer einzigen dünnen Glasscheibe und einem einfachen Rahmen bestand, und den Vorhang zur Seite schob, blickte ich in einen Garten. Das Gras war saftig grün und ziemlich hoch, eine Hecke versperrte den weiteren Blick nach vorne. Ich glaubte Vogelgezwitscher und leichtes Blätterrauschen zu hören, ansonsten war es still.
Der Raum hinter der Tür schien eine Art Küche zu sein. Wie beim anderen Zimmer bestanden die Wände aus beschichteten Holzplatten oder einem ähnlichen Material, und auf den ersten Blick sah alles zwar nicht sehr groß aus, aber es war umso mehr Ausstattung da. In diesem Raum führte eine schmale Treppe nach oben, die aussah, als ob sie erst vor kurzem jemand aus Balken und Holzbrettern gebaut und zwar streichen wollte, das aber bald aufgegeben hatte.
Vor mir war hingegen eine weitere Tür, an der ein altmodischer Schlüsselbund aus drei Schlüsseln steckte. Ich probierte ihn aus – offen. Ein leichter Luftzug wehte mir ins Gesicht, als ich im Freien unter einem kleinen Vordach stand, und ein Weg aus abgenutzten Betonplatten führte weiter geradeaus. Draußen konnte ich eine Landschaft aus Feldern oder Wiesen sehen, durch die hohe Hecke, die nur bei der Gartentür unterbrochen war. Ich drehte mich kurz vor dem Ende des Weges rasch um und sah, dass ich vor einem kleinen, frei stehendem Haus stand. Über dem niedrigerer aussehenden ersten Stock verfügte es über ein relativ flaches Dach, vielleicht auch einen Dachboden, den man gerade noch betreten konnte.
Draußen, außerhalb des Gartens, tat sich eine weite, grüne Hügellandschaft auf. Es gab keine anderen Häuser, keine Straßen, höchstens halb zugewachsene Feldwege, niemand war da, nur eine bis zum Horizont reichende grüne Weite, in der sich hohe Gräser im Wind bewegten, dazwischen kleine Waldstücke. Ein paar Vögel flogen vorbei, ich konnte nicht genau erkennen welche, wahrscheinlich größere. Obwohl das Haus kaum ein luxuriöses Landhaus war, eher etwas zwischen einer Almhütte und einem Kleingartenhaus, einfach und trotzdem wie eine feste Insel mitten im Nichts, kam mir der Garten mit seinen Hecken und Wegen beinahe wie ein kleiner Schlosspark vor, ohne dass ich noch die andere Seite gesehen hatte. Es war sonnig, mit wenigen kleinen Wolken am Himmel.
Ich versuchte alles zusammenzufassen – wo ich war, wie ich hier her gekommen bin und warum, das wusste ich nicht. Wer ich war, schon – 33, männlich, Mitteleuropäer, ahnungslos. Hatte ich doch irgendein schlimmes Zeug getrunken? Niemand bedrohte mich, alles um mich sah friedlich aus – aber was war das hier?
Entschlossen ging ich um das Haus herum und folgte einem Weg aus feinem Sand, der im Gras endete. In einer Ecke des Grundstücks ragte ein mehrere Meter langer Mast mit einer Metallkonstruktion in die Höhe, konnte eine Antenne sein. Ich lief zum Eingang zurück, die Treppe hinauf, schaute kurz in die Räume, die da oben waren. Es gab wirklich auch noch einen Dachboden, wo aber keine Besonderheiten zu sehen waren, und es sah so aus, als ob man im ersten Stock genauso wohnen konnte, nur war dort noch mehr Gerümpel gestapelt.
„Hallo?“, rief ich, wieder unten, um gleich noch lauter „Hallo, ist da jemand?“ zu brüllen. Stille. Ich rannte hinaus, sah kurz in den Himmel mit seinen Wölkchen, schaute in alle Richtungen und schrie ein weiteres Mal, während ich mich im Kreis drehte. „Hallo – jemand da?“. Fast hätte ich das Gleichgewicht verloren, und heiser und außer Atem hörte ich bald damit auf, das hatte hier erst einmal keinen Zweck. Jemand anrufen auch nicht, nachdem sich das Handy vorhin von selbst abgeschaltet hatte, und der Akku komplett leer war.
Die Umgebung erinnerte mich an eines dieser märchenhaften Landschaftsgemälde, nur warum konnte ich auf allen Seiten nichts als endlose hügelige Weiten sehen, wo scheinbar niemand da war? Mir kamen diese Reiseberichte aus Irland in den Sinn, da musste es Gegenden geben, wo kilometerweit um einen herum absolute Leere herrschte, aber wann sollte ich dort hingekommen sein? Traum war es keiner, da war ich mir absolut sicher. Ich würde nicht auf einmal einen Atompilz am Horizont sehen und schweißgebadet aufwachen, oder so etwas in der Art, redete ich mir zumindest ein.
* * *
In der Küche hatte ich Dosen mit verschiedenem Gemüse gefunden, und die Äpfel und Kartoffeln sahen ebenso nicht verdorben aus. Aus der Leitung kam Wasser, und ich war mir zuerst unsicher, ob ich es trinken sollte, aber es war zumindest sehr klar und schmeckte nicht faulig oder salzig. Der Druck auf einen Schalter ließ kurz darauf eine Leuchtstoffröhre den Raum erhellen. Nach ein paar Bohnen mit Zitronensaft und noch etwas Umsehen war es schon sehr dämmrig, trotzdem wollte ich ein Stück weiter vom Haus weggehen und mich umsehen, denn hier erwartete ich so schnell nicht, dass jemand auftauchte. Meine lange Hose ließ ich lieber an, auch wenn ich hier wahrscheinlich eine kurze finden würde, die mir passte. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich sollte, sperrte ich das Haus ab und steckte den Schlüsselbund ein. Die Gartentür hingegen wirkte ohnehin eher symbolisch, und hatte nicht einmal ein Schloss.
Ich spazierte den Weg entlang, der sich schnurgerade durch die Felder aus wilden Gräsern oder Getreide erstreckte. Es war ein Feldweg aus Erde, Sand und Kieselsteinen, und nach einer kleinen Bergkuppe sah ich einen übermäßig großen Löwenzahn mitten auf dem Weg, könnte einen halben Meter hoch gewesen sein.
Was mich zusammenzucken ließ, war das kleine Haus vielleicht hundert Meter vor mir. Bewohnt wirkte es nicht, war auch nicht beleuchtet, eher kleiner und beinahe wie ein Nebengebäude von meinem – trotzdem zögerte ich, weiterzugehen. Aber ich setzte die Erkundung fort, kam näher, und nichts deutete darauf hin, dass hier jemand wohnte. Eher wirkte es leicht verfallen, und weit und breit war nur wenig zu bemerken, das nach Zivilisation aussah. Ich umrundete das Gebäude, schaute mich um, und die Haustür war – verschlossen. „Hallo, ist da jemand?“, brüllte ich, wartete eine Minute lang, und überlegte, ob ich an der Tür rütteln sollte.
Lieber nicht – und ich ging zurück, bevor es zu dunkel wurde. Die Vögel, die ich vorhin gesehen hatte, waren Krähen gewesen, manche kamen näher und setzten neben den Weg. Auf einer Seite saß eine Saatkrähe, schwarz, und begann zu krähen. Die Nebelkrähe auf der anderen Seite, grau und schwarz, schien darauf zu antworten. Ob sich die beiden Arten verstanden? Sie sahen mich an, als ob sie mir noch etwas sagen wollten, bis sie zusammen mit den anderen weiterflogen.
* * *
In etwas, das ich für einen angebauten Geräteschuppen gehalten hatte, war eine Toilette, eine improvisiert wirkende, und dennoch ihren Zweck erfüllende Konstruktion. Am anderen Ende, getrennt durch eine Zwischenwand, befand sich ein an die ein mal zwei Meter großer Raum, nach Druck auf einen Schalter in schummriges Licht gehüllt, in dem oben ein durchlöchertes Rohr montiert war. Nach dem Drehen an einem Rad plätscherte sofort warmes Wasser heraus, und nach kurzem Überlegen, ob hier etwas kaputt oder vom Wasser durchnässt werden könnte, zog ich mich aus und legte meine Sachen draußen hin. Weil die Luft kühl geworden war, erfüllte mich die Dusche sofort mit neuem Leben. Ich dachte an einen irgendwo montierten Wassertank, der bald leer sein würde, doch es floss weiter und der Druck wurde nicht weniger.
Meine Hand wurde unruhig, ich brauchte es, oder sehnte mich zumindest nach der Entspannung, die folgen würde. Sollte ich es mir lieber aufsparen, bis ich wieder drinnen sein und im Bett liegen würde? Aber das war nicht irgendeine Dusche, sondern für mich eine Oase mitten in einer Welt, die ich nicht kannte und die nun in Dunkelheit getaucht war. Die Antwort meines Körpers war ziemlich eindeutig, langsam und dennoch stetig. Eine Szene aus meinen Träumen der letzten Tage wurde zu einem Tagtraum, in dem ich über eine belebte Strand-Promenade in einem Fantasieland ging, die Sonne schien und das Spiel sehen und gesehen werden hieß. Es war ein Mann, der seine Blicke nicht von mir lassen konnte und mit dem ich versuchte, ein paar Worte zu wechseln. Als wir uns auf einmal verstanden, obwohl seine Ausstrahlung schon alles gesagt hatte, war es Abend, und wir beide allein. Langsam legte sich seine Hand auf mich – nein, es war meine eigene und ich setzte den Traum fort.
Mit der linken Hand begann ich mich zu massieren, das Streichen der Finger über meinen Oberkörper fühlte sich fast so an, als ob es jemand anders machen würde. Mit der rechten arbeitete ich mich weiter in Richtung Höhepunkt, und drückte mich gegen die Wand, als meine Knie weich wurden. Ich wollte einfach nur so richtig schön kommen, es bis in die Zehenspitzen spüren, mitten im Nichts. Vielleicht lag es auch am Dampf, der mittlerweile den Raum erfüllte, aber auch ohne ihn hätte ich genauso nach Luft ringen müssen und meinen Herzschlag gespürt.
Knapp vor der Schwelle hörte ich auf, hielt mich noch zurück, Gedanken drängten sich in meinen Kopf, ob in dem anderen Haus nicht doch jemand gewesen sein könnte. Ich versuchte mich nicht davon irritierten zu lassen und tastete mich nochmals knapp an den Punkt heran. Beim dritten Mal war es zu viel, und ich machte mit aller Gewalt weiter, während ich abspritzen musste und sich für einen Moment der Geruch von Sperma mit dem Dampf vermischte. Ein Blitzschlag traf mich, zog sich durch meinen Körper, ich sackte zusammen, setzte mich auf den Boden – und das von oben herabprasselnde Wasser wurde langsam kühler. Ich drehte das Rad zu und blieb sitzen. Es würde noch eine Weile dauern, bis die heißen Wolken durch den schmalen Spalt oben abzogen.
Im Freien fühlte es sich kühl an, und ich huschte zurück in das Haus, weshalb nur gab es keinen direkten Zugang? Ich war froh, als ich die Haustür hinter mir schließen konnte und ein großes Badetuch zum Abtrocknen fand.
Das Bett in einer Ecke des Wohnzimmers wirkte recht gemütlich, wenn man das bisschen Gerümpel zur Seite räumte, und der Staub war bald abgeschüttelt. Kurz legte ich mich zur Probe hin, es war zwar bequem, aber wirklich müde fühlte ich mich noch nicht. Wenn es Strom gab, müsste ich es doch schaffen, meinen Handy-Akku aufzuladen. Noch einmal wühlte ich mich durch die Schubladen, und fand die, in der ein Knäuel mit verschiedenen Kabeln und Netzteilen war. Natürlich hatte der Stecker eine andere Form, so dass ich in der Küche nach einer Schere kramte und ohne langes Überlegen die Enden eines der Kabel abisolierte, an den kleinen Anschluss hielt und den Netzstecker anschloss. Zuerst tat sich nichts, dann folgte ein Knacksen und ein kleiner Funke.
Ich nahm den Akku heraus und versuchte, die Drähte direkt auf die viel einfacher zu erreichenden Kontakte zu halten. In einer Stellung Funken, in der anderen nichts. Notdürftig fuzzelte ich die Kabelenden um die Kontakte, legte den Akku wieder ein – und zehn Sekunden später leuchtete die Anzeige. Das Telefon lud sich auf, doch es wurde kein Netz angezeigt. Ich wählte den Euro-Notruf 112 – Fehlermeldung, bei 911 auch. Egal, ich legte es vorsichtig weg.
Wie oft sollte ich noch versuchen, auf diesem 1980er-Jahre-Radiorecorder mit den abnehmbaren Lautsprechern etwas außer Rauschen zu empfangen? Auch gab es wahrscheinlich noch Länder, in denen analoges Fernsehen gesendet wurde, das der uralte hier stehende Fernseher empfangen konnte, aber entweder war er kaputt, oder es gab hier ausschließlich digitale oder überhaupt keine Signale. Momentan hatte ich keine Lust mehr, wieder das Rauschmuster zu suchen, das fast nach regelmäßigen Streifen aussah.
Ich kroch unter die Decke und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Was in den Stunden vor meinem Aufwachen in diesem Haus passiert war, wusste ich sowieso nicht, und das letzte Ereignis, an das ich mich erinnern konnte, lag ebenfalls im Dunkeln. Es war nicht wie eine Vollnarkose, aus der man aufwacht und sich genau daran erinnern kann, sondern ganz anders, viel mehr durcheinander und verwischter. War ich entführt und hier her gebracht worden? Wäre in dem Fall nicht ein bewaffneter Typ vor der Tür gestanden? Egal, in meinen Gedanken schoben sich die grünen Hügel und kleinen Wolken auf blauem Himmel vor die komplizierten Gedanken, und setzten sich in meinen Träumen fort.
2. Tag – Nähere Erkundungen
Ich wachte auf, die Sonne schien kräftig durchs Fenster, ich überlegte einige Sekunden lang, und ja, ich war immer noch allein in diesem Haus. Noch einige Male drehte ich mich um, wälzte mich hin und her, um dann im Gedanken bereits in der Küche zu sein. Alles da, sogar Müsli, und Fruchtsäfte in Flaschen, die sich anscheinend ewig hielten. Wie lange würde ich damit noch auskommen?
Am Vormittag sah ich mich noch genauer in der näheren Umgebung um. Auf der anderen Seite des Gartens, nicht weit von dieser angebauten Dusche entfernt, bildete hohes Gras und Gebüsch die Grundstücksgrenze. Das leise Plätschern war ein kleiner Bach, eher ein Wassergraben, der dazwischen verborgen war, und sich irgendwo in Richtung der Felder fortsetzte. Die Seitenwand eines kleinen Verschlages aus verwittertem Holz ließ sich leicht zur Seite schieben, und darunter verbarg sich eine Art kleines Mühlrad aus Blech, mit etwas daneben, das ein Generator oder ein zweckentfremdeter Elektromotor sein musste, der nun Strom erzeugte. Wenn der Bach ständig gleichmäßig floss, musste die elektrische Spannung theoretisch ziemlich konstant sein, aber viel Leistung konnte da nicht herauskommen. Ein Rohr, ungefähr mit dem Durchmesser einer Dachrinne, fing einen halben Meter darunter Wasser ein, das in Richtung Haus fließen musste. Der mit Schilf bewachsene Tümpel, am anderen Ende des Gartens, stellte offenbar eine biologische Kläranlage dar. Auch die schwarzen, in vielen Schlangen verlegten Rohre auf dem Dach fielen mir auf, sie sorgten wohl für warmes Wasser, wenn es sonnig genug war, wie auch immer der Druck ausreichte, damit es dort hinaufkam.
Mein Telefon war tatsächlich voll aufgeladen, und ich riss das Kabel heraus, hetzte die Treppe nach oben, tastete nach der Luke, die auf das Dach führte, drehte mich in alle Richtungen – keinerlei Empfang. Das einengende Gefühl zwischen Bauch und Hals wurde weniger, nicht stärker. Von dort oben war die Aussicht noch besser, und ich konnte sogar einen Teil des anderen Hauses hinter dem Hügel sehen.
War dort gerade jemand, für einen kleinen, kurzen Moment? Ein menschliches Wesen, und keine Krähe, oder ein Fasan oder Feldhase? Konnten einen 24 Stunden völlige Einsamkeit schon geistig verwirren? Was wäre, wenn dort wirklich jemand wohnte, womöglich bewaffnet oder gewalttätig, oder der Grund, warum ich hier war? Sollte ich lieber alles zusammenpacken, das ich finden und tragen konnte, und in die andere Richtung gehen, so weit weg wie es ging? Oder sollte ich hier nach der Lösung suchen, die sehr nahe liegen könnte?
Angst kam in meinem Bauch auf, aber die Neugier siegte.
Wieder ging ich zu der Bergkuppe, legte mich an einer Stelle mit hohem Gras und Buschwerk auf den Boden – und wartete und überlegte. Ich wartete, sah wie sich das Gras dem leichten Wind beugte, hörte manchmal die Krähen in der Luft und sonst nicht viel – bis ich sah, wie jemand um die Ecke kam und vor dem Haus auf und ab ging. Ich war nicht allein hier.
Es war ein Mann, der außer einer knappen kurzen Hose nichts an hatte, und recht gut in Form war, soweit ich das von hier sehen konnte. Älter als ich konnte er kaum sein. Obwohl dieses Bauchgefühl von vorhin mit jeder Sekunde nachließ, duckte ich mich wieder, und versuchte durch die Grashalme so viel wie möglich zu erkennen. Bewaffnet war er nicht, eher sah es danach aus, als ob er genau wie ich auf der Suche nach Antworten war. Sollte ich mich besser davonschleichen, oder war der Moment gerade richtig, um zu ihm hinunterzugehen? Lange konnte es sowieso nicht dauern, bis er mein Haus entdecken würde.
Er blieb stehen und starrte in meine Richtung. War das gerade ein „Hallo“ gewesen? Eine halbe Minute später war sein Blick noch immer auf mich gerichtet – und er kam auf mich zu. Mein Herz begann erneut zu rasen. Sollte ich in die andere Richtung rennen? Nein.
Ich stand auf, spätestens in diesem Moment musste er mich sicher gesehen haben, und machte ein paar Schritte den Berghang hinunter. Weniger als 50 Meter mussten es gewesen sein, die uns trennten, und ich glaubte immer noch nicht wirklich an eine Gefahr, dafür zeichnete sich zunehmend deutlicher jemand ab, für den mir nur zwei Worte in den Sinn kamen – sehr süß. Mir fielen seine kräftigen Bauchmuskeln und Oberarme auf, seine glatten, festen Oberschenkel, und bis auf seine tiefschwarzen Kopfhaare war er fast nicht behaart. Aus Europa konnte er kaum sein, eher aus Asien. Seine Haut war eine Spur dunkler als meine, so dass seine weißen Shorts einen deutlichen Kontrast dazu bildeten.
„Hallo, ich …“, sagte ich am Fuß des Hügels, als wir uns zwei Meter entfernt gegenüberstanden, und streckte meine Hand aus. Er zögerte kurz, um dann zu lächeln und den Händedruck wortlos zu erwidern.
„Deutsch, English, oder …?“, fragte ich.
„Keine Angst, ich verstehe dich“, antwortete er mit einem leichten Akzent, „aber was machst du hier?“
„Ich bin gestern in dem Haus dort drüben aufgewacht, und habe keine Ahnung, wo ich bin.“
„Oh!“, sagte er.
Ich hätte es anders angehen sollen und versuchen, seinen Körperbau nicht gar so anzustarren, denn dass er ein leichtes Kichern verbergen wollte, war für mich nicht schwer zu erkennen. Reflexartig wendete ich meinen Blick von ihm ab.
„Du auch, oder wie?“
„Ja“, folgte seine Reaktion nach ein paar Sekunden des Zögerns.
„Und du kannst dich an nichts erinnern?“
„Nein, es ist seltsam, aber …“
„Wo könnten wir hier sein?“
„Keine Ahnung, ich bin ein bisschen herumgewandert, aber da ist nichts.“
„Vielleicht sollten wir … also ich meine … kommst du gut zurecht in dem Haus, ist alles da?“
„Ja“, erwiderte er knapp, und Stille folgte.
„Treffen wir uns morgen am Vormittag wieder, in der Mitte, ich möchte hier noch schauen ob ich was finde – also dein Haus ist da drüben?“, meinte er nach Momenten des Herumstehens und deutete in meine Richtung.
„Könnten wir nicht …? Ja, gut, machen wir das, ich werde dann noch bei mir alles erkunden.“
Fast glaubte ich, er wollte mir auf die Schulter klopfen, aber ich spürte nur den starken Druck seiner Hand, etwas länger als vorhin. Noch einmal lächelte er mich an und zwinkerte mir für einen kurzen Moment zu, bis er sich umdrehte und zurück zu seinem Haus ging.
Ich war nicht allein, und war es doch wieder. Am liebsten hätte ich ihn umarmt und an mich gedrückt, aber nur weil jemand freundlich wirkte und praktisch nackt herumlief, musste er nicht unbedingt auf andere Männer stehen. Der Gedanke kam mir abartig vor, jemand umdrehen zu wollen, was würde ihm jedoch übrigbleiben, wenn wir die einzigen zwei Menschen hier waren? Dass ich ihn ganz hübsch fand, musste er ja mitbekommen haben – egal, ich versuchte an die grüne Hügellandschaft zu denken, und dass alles da war, was ich brauchte, bis auf einen Durchgang von der Dusche ins Wohnzimmer. Vielleicht war alles ein Spiel, jemand beobachtete mich, und ich konnte nicht einmal sicher sagen, ob es nicht er war. Etwas zu essen und einen sicheren Schlafplatz zu besorgen konnte erst einmal keine Aufgabe sein, wenn ich denn eine zu erledigen hatte. Den riesigen Mast mit den Antennen im Garten könnte ich noch in eine andere Richtung drehen, und würde dann sehen, ob diese leicht verschiedenen Muster im Rauschen möglicherweise schwach einfallende Sender waren, oder nur Zufall.
Das Rohr, das in der Erde steckte, Betonsockel konnte ich keinen sehen, musste an die 5 Meter hoch sein. Zwei Kabel führten herunter und verschwanden in der Erde. Ganz unscheinbar neben diesem Blumen- oder Gemüsebeet kamen sie hinaus und führten ins Haus. Auf dem Mast waren drei verschiedene und ziemlich große Antennen, und sie zeigten alle in eine Richtung. Durch eine kleine Lücke in der Hecke konnte ich einen größeren Hügel oder Berg sehen, und wenn es wirklich einen Sender gab, musste er bei dieser Gebirgskette sein, die mindestens 10 Kilometer entfernt lag.
Als ich den wackelig aussehenden und mit dem Fernseher verbundenen Stecker auseinandergeschraubt und soweit ich mich auskannte besser zusammengebaut hatte, zeichneten sich die senkrechten Balken in unterschiedlichen Graustufen zu deutlich vom Rauschen ab, um Zufall sein zu können. Mehrere Sekunden lang starrte ich den Bildschirm an, um dann wieder in den Garten zu rennen. Auch ohne Werkzeug gelang es mir, den Mast mit bloßen Händen zu verdrehen, wenn auch nur irgendwie und ohne dass die Ausrichtung danach merklich anders aussah. Dafür brannten und schmerzten meine Hände und waren rot, also ließ ich es sein.
Es war später Nachmittag geworden und das Sonnenlicht etwas sanfter, als ich mich auf den Boden setzte. Die beinahe schon leicht brennende Luft des Frühsommertages wurde langsam kühler und fühlte sich gut auf meiner Haut an. Ich wusste nicht mehr genau, wie meine Hände unter meine Shorts gekommen waren, aber sie waren es – und ich sah ihn in meinen Gedanken neben mir stehen. Er musste schon anstrengendere Sachen gemacht haben, als ein in der Erde vergrabenes Stahlrohr zu drehen. Ob er nachher mit ein bisschen Schweiß auf der Haut neben mir hier sitzen würde?
Meine Gedanken hatten Folgen, und ich streifte die Hose mit beiden Händen ab und ließ ihnen Luft. Sollte ich, oder nicht? Denken durfte ich wohl, woran ich wollte. Noch einmal sah ich hektisch nach links und rechts, um dann seinen Anblick und sein Lächeln nicht mehr auf dem Kopf zu bekommen, bis mich der Höhepunkt erfasste.
3. Tag – Warmwasser
Erneut begrüßte mich ein sonniger Tag, als ich am nächsten Morgen aufwachte. Zum Glück war es am Abend bei einem Glas Wein geblieben, nach dem Anklemmen meines Telefons an diesen Radiorecorder und dem Durchsuchen meiner Musiksammlung war mir danach gewesen. Sogar Löskaffee-Pulver hatte ich noch entdeckt, das zusammen mit dem Wasser aus der Solaranlage ganz passabel schmeckte. Sollte ich wirklich einen Durchgang von der Dusche ins Wohnzimmer bauen, so dass ein richtiges Badezimmer daraus wurde? Eine elektrische Stichsäge und alles mögliche Baumaterial war ja vorhanden. Nein, ich wollte lieber ihn treffen.
Bei der Bergkuppe begegnete ich niemand, auch nicht vor dem Haus – aber als ich herumging, sah ich ihn auf der anderen Seite, und wie er entnervt aussehend nach etwas zu suchen schien. Diesmal trug er ein T-Shirt mit einem verblassten Aufdruck.
„Hallo!“, begrüßte ich ihn.
„Oh, hallo“, sagte er genauso, wie er aussah.
„Was gibt es denn?“
„Kaltes Wasser.“
„Und gestern war es noch warm? Hast du auch eine Solaranlage auf dem Dach, oder funktioniert das mit Holz, oder sonst was?“
„Ja, war es … keine Ahnung.“
Er setzte sich auf ein großes Brett, das auf zwei Steinblöcken am Rande des Gartens lag und eine Bank bildete. Zumindest war es eine Art Garten, hinter uns stand eine Reihe aus einigen Bäumchen als Hecke.
„Ich könnte mir das einmal ansehen, aber versprechen kann ich nichts“, meinte ich und setzte mich neben ihn.
„Und du hast warmes Wasser?“
„Ja, sogar ein richtiges Bad mit Dusche.“
Ich stützte mich mit beiden Händen ab, und traf die Finger seiner Hand, die den Rand des Holzbrettes umklammerten.
„Oh, tut mir leid!“
„Kein Problem“, erwiderte er, und strich mit seinen Fingern über meine. Kurz hielt er inne, und wir sahen uns knapp gegenüber in die Augen.
„Was ist?“, fragte ich.
„Ach, gar nichts.“
Sein Lächeln war wieder da, und ich spürte, wie seine Finger unruhig wurden, und er sich um meine klammern wollte – bis er die Hand doch wegzog.
Ich stand auf und schaute mich genauer um. Alles sah ähnlich wie bei mir aus, auch hier gab es einen kleinen Bach, der frisches Wasser lieferte und entweder ein anderer war, oder über unergründliche Wege um den Hügel bis zu mir floss. Ebenso waren schwarze Rohre auf dem Dach montiert, doch das Wasser war kalt, und auf die Schnelle fiel mir nichts ein. Vielleicht war der Druck zu gering, oder es gab wo ein Leck.
„Ja, also … “, versuchte ich zu erklären.
„Wie war das noch einmal? Du hast eine Dusche mit warmem Wasser?“
„Äh … ja.“
Sehr langsam stand er auf und drehte er sich um, bis er in die Richtung von meinem Haus blickte.
„Gut, wenn du mich lässt, denke ich drüber nach“, entgegnete er, um sich wieder auf der Bank niederzulassen.
„Und du kannst dich nicht erinnern, was du zuletzt gemacht hast, bevor du hier aufgewacht bist?“, wollte ich wissen.
„Doch, ich war auf einer Party, aber was dann war …“
„Was für eine Party genau?“
„Eine Party halt, ich bin eingeladen worden, das Haus voller Leute, wo ich die meisten nicht gekannt habe, ein großer Privatgarten, sogar jemand, der mit Sektgläsern durchgegangen ist.“
„Oh.“
„Ich trinke sonst nicht, also nicht ständig – aber wann ich dann genau weg war, keine Ahnung. Dabei kann es gar nicht so viel gewesen sein.“
„Und was war das genau für eine Party?“, hakte ich nach.
„Na von meiner Model-Agentur.“
„Oh, natürlich“, sagte ich und musterte ihn ein weiteres Mal von oben bis unten. „Und irgendwelche Anhaltspunkte, wo wir sein könnten?“
„Vielleicht ist es eine Insel“, meinte er, und trommelte mit den Fingern auf dem Holz.
„Gibt es nicht in Frankreich Gegenden, wo kilometerweit nichts ist, oder in Irland?“
Als Antwort stieß er nur etwas Luft aus. Wir standen beide auf, ich prüfte noch einmal, ob ich bei den Rohren etwas finden konnte, aber zaubern konnte ich auch nicht. Sonst schien alles in Ordnung, und zu Essen gab es bei für uns beide genug. Ein paar Wochen musste es mindestens reichen, und danach würden wir eben etwas auftreiben, wenn es nötig war. Es war erst der dritte Tag, den ich hier war, und ich fühlte mich schon zuhause. Ausweg gab es keinen, außer geradeaus loszugehen, bis wird wieder in die Zivilisation kommen würden, trotzdem war es kein Gefängnis. Die Rasenmäher, die frisierten Mopeds und den Grillrauch aus der Nachbarschaft vermisste ich auch nicht.
Er war hinein gegangen und reichte mir zwei Stücke Brot mit einem Aufstrich, der nach Tomaten und Zwiebeln aussah, und es schmeckte anders, als ich mir erwartet hätte – umwerfend, unnatürlich pikant, und es war nicht zu viel Salz drinnen.
„Und, möchtest du?“, setzte ich unsere Unterhaltung fort.
„Was?“
„Zu mir mitkommen.“
„Ach so … ja.“
Er räumte noch einige Sachen weg, und machte sich einen Meter neben mir mit auf den Weg.
„Ach ja, was ich noch fragen wollte … “, sagte ich nach der Bergkuppe, mit Blick auf mein Domizil.
„Was denn?“
„Ich wollte den Antennenmast im Garten verdrehen, aber allein ist das schwierig. Glaubst du, du könntest …?“
Er streifte den ohnehin schon kurzen Ärmel seines T-Shirts auf einer Seite zurück, und strich über den Oberarm, der eben doch deutlich kräftiger als bei mir aussah, die Adern waren leicht hervorgetreten. Er hielt ihn mir noch länger hin, und ich strich mit ein paar Fingern zart darüber.
„Nicht schlecht“, kommentierte ich, und klopfte ihm kurz auf die Schulter. Es juckte mich sehr, die Hand einfach dort liegen zu lassen und so mit ihm weiterzugehen, aber ich ließ es sein.
Sofort machte er sich ans Werk, und es tat sich mehr als bei mir, mühsam war es für ihn jedoch genauso. Es wäre einfacher gewesen, die Antennen selbst zu drehen, aber dort ohne lange Leiter hinaufkommen und in Ruhe arbeiten? Zu zweit hatten wir die Ausrichtung nach mehreren Versuchen um einige Grad verdreht, und die konnten viel ausmachen. Ich ging hinein, er folgte zögernd, ich suchte den Fernsehkanal mit dem Streifenmuster, und es war noch deutlicher geworden. Kurz blitzte sogar Farbe über dem Grau auf.
„Und was bedeutet das?“, fragte er, mit den Händen an den Hüften.
„Das ist ein Falbbalken-Testbild, und wir haben die Antenne in die richtige Richtung gedreht.“
„Das heißt, von dort sendet was, dort ist jemand?“
„Könnte auch automatisch laufen, so lange es Strom gibt, sonst haben wir keinen Anhaltspunkt. So schwach wie das Signal ist, könnte der Sender auch 100 Kilometer weg sein, locker. Oder die Sendeleistung ist so schwach und er ist ganz in der Nähe.“
Ein wenig drehte ich noch an den Einstellungen, doch besser wurde es nicht. Ich schaltete ab, und wir ließen uns auf das Sofa fallen, das in dem Raum stand. Ich fand nichts mehr dabei, meine Hand auf seine zu legen, oder er zumindest auch nicht – und er war ziemlich ins Schwitzen geraten.
„Wo war noch einmal deine Dusche?“
„Draußen, beim Ausgang links und dann die Hauswand entlang … warte, ich zeige es dir.“
Wir sprangen auf, ich suchte schnell noch ein Handtuch für ihn, und ging mit ihm zu der Tür zum Duschraum.
„Ist das nicht unpraktisch, wenn man immer durch den Garten gehen muss?“, meinte er.
„Ja, ich wollte einen Durchgang aussägen und noch eine Tür einbauen, aber schauen wir einmal.“
Kurz blickte er in alle Richtungen, um dann sein verschwitztes T-Shirt auszuziehen und es auf einem vorstehenden Teil aus Holz aufzuhängen. Als er seine Hose abstreifen wollte, die halboffenen Schuhe hatte er bereits ausgezogen, machte ich ihm die Tür auf und ging ein Stück weg.
„Was denn?“, sagte er.
„Nichts, überhaupt nichts.“
„Möchtest du nicht auch?“
„Äh … ich kann später duschen.“
Er sah mich an und zog die Mundwinkel nach oben.
„Bei uns gibt es einen Spruch – spart Wasser, duscht zusammen.“
„Ja, also … bei uns auch, ich meine … es wird nach einer Weile wirklich kalt, geht zwar ziemlich lang, aber …“
Er zuckte mit den Schultern und zog auch noch die Hose aus. Ich sah nicht genau hin, doch sein Blick war auf mich fixiert, als ich meine Sachen auszog und neben seine legte. Als ich bei der Hose war, ging er hinein und drehte das Wasser auf. Die Tür blieb noch offen, und ich zögerte zwar noch, entledigte mich nach ein paar Sekunden aber auch noch der Hose und huschte in den kleinen Raum. Warmer Regen füllte ihn, auf einer Breite, wo zwei bequem nebeneinander Platz hatten. Er stand von mir weggedreht weiter hinten, schloss die Augen und ließ sich das Wasser direkt auf die schon etwas zerzausten Haare prasseln. Zumindest ein Stück Seife hatte ich da, das auf einer kleinen Ablage zwischen uns lag. Ich genoss das warme Wasser – nur er kam mir langsam ein bisschen verkrampft vor. Noch immer stand er seitlich gedreht in der Ecke, eher mit dem Rücken zu mir.
„Ist was nicht in Ordnung?“, fragte ich und tippte ihn leicht an.
Er bewegte sich nicht, dann doch – und ich sah den Grund für seine Verlegenheit von ihm abstehen. Seine Gesichtsmuskeln verkrampften sich.
„Ach, das kann schon einmal sein“, versuchte ich ihn zu beruhigen.
Was auch immer es war, es kam mit einem Mal in mir auf, und was an meinem Körper noch kurz zuvor Zurückhaltung übte, wurde einige Male von einem Zucken, einem Pulsieren erfasst, und nahm festere Formen an. Er drehte sich langsam zur Seite und griff zur Seife. Zuerst fuhr er sich noch durch die Haare – dann kratzte oder massierte er sich zwischen den Beinen, während seine andere Hand verharrte, zögerte.
„Mach es doch wenn du Lust hast, kein Problem“, ermunterte ich ihn und fragte mich im selben Moment, ob das richtig war.
Er blieb still, zappelte noch kurz mit den Fingern – um wieder mit den Schultern zu zucken. Ich bemerkte seine Handbewegung, sah wie er den Kopf zurückwarf und die Augen halb geschlossen hatte, und hörte sein scharfes Einatmen. Sein bestes Stück war nicht riesengroß, aber recht ansehnlich, besonders neben der rhythmischen Bewegung seiner muskulösen Arme. So manche Dinge musste er dafür getan haben, trotzdem sah er für mich noch natürlich aus, und nicht wie diese Gewichtheber, die manchmal im Fernsehen zu sehen waren.
Etwas blickte ich noch zur Seite, und ganz offenbar wollte er es genießen, und nicht nur schnell fertig werden, war nur in sich versunken und streichelte sich langsam mit seiner freien Hand, während er immer wieder leise aufstöhnte. Beinahe war es so, als ob er mich völlig vergessen hätte – bis er sich auf meiner Schulter abstützte und ständig heftiger atmete. Wieder durchfuhr mich ein Zucken und ließ meinen Puls schneller werden. Bis jetzt hatte ich es nicht gewagt, auch einfach loszulegen, doch wenn er sich die Freiheit nahm …
Ich rückte ein wenig näher, als sich bei ihm abzeichnete, dass es bald kein Zurück mehr geben würde. Er klammerte sich an meinen Hals, noch fester als vorhin, seine Faust wurde noch schneller – und ich legte meine Hand auf seinen Rücken. Für einen Sekundenbruchteil sah er mich an, dann spürte ich auch schon das Vibrieren, das durch seinen Körper ging, und hörte seinen erstickten Schrei. Er fuhr sich durchs Haar, lachte kurz, atmete noch einige Male tief durch, um sich dann zu mir zu drehen.
„Mach es ruhig, wenn du willst“, forderte er mich auf.
„Ja, ich wollte sowieso schon.“
Seine Hand rastete nach einem Schulterklopfer immer noch auf mir, und noch viel mehr konnte bei mir nicht stehen. Warum hatte ich vorhin nur verschämt mit einer Hand herumgespielt? Ja, ich wollte, und ich wollte, dass er dabei war. Kurz schloss ich die Augen, machte einfach weiter – und fühlte im nächsten Moment eine Hand an meinem Päckchen, massierend, kraulend. Ich sah ihn an, er wirkte kurz erschrocken, aber ich verriet ihm mit einem Lächeln, dass er gerne weitermachen konnte. Meine linke Hand löste die rechte ab, meine Gedanken waren durcheinander und die Pulsfrequenz raste weiter nach oben. Ich nahm meine Hände weg, starrte ihn an, blickte gleich darauf an mir nach unten, und zuckte mit der linken Schulter.
Kurz sah er noch erstaunt drein, aber dann kam er noch näher und packte bei mir zu. Sein Griff war sehr fest, seine Bewegungen langsam – und ein Gefühl erfasste mich, das ich mir allein nie hätte verschaffen können. Schon beim Gedanken an ihn war mir in den Knien weich geworden, und diesmal war ich wirklich kaum in der Lage, mich auf den Beinen zu halten. Es konnte nicht nur eine Gefälligkeit sein, die er bald hinter sich haben wollte, nein, er wollte, dass ich fühle, was er vorhin bei sich selbst gefühlt hatte. Zweimal stand ich an der Schwelle, mit beiden seiner Hände an mir, aber er musste genau wissen, wann er kurz aufhören sollte und auf diese Weise mein wundervolles Leiden verlängerte. Vor dem dritten Mal ließ ich ihn mit lauterem Stöhnen wissen, dass ich es nicht mehr zurückhalten konnte und in einem Orgasmus versinken wollte, und er alles aus mir herausschütteln sollte, das er konnte. Einige Augenblicke lang wurde es schwarz um mich herum, mit dem nur langsam abklingenden Höhepunkt und dem starken Kribbeln kam alles wieder zurück.
Ich klopfte ihm auf die Schulter, den Rücken – und umarmte ihn, drückte ihn am mich. Das warme Wasser prasselte noch auf uns, ich drehte es ab und reichte ihm sein Handtuch. Er machte ein paar Schritte hinaus ins Freie, trocknete sich etwas ab, und ließ die Sonne den Rest erledigen. Nur eine Unterhose zog er an, als wir zurück ins Haus gingen. Er setzte sich auf die Kante meines Bettes, um sich dann hinzulegen und sich genüsslich zu strecken. Als ich mich fast nackt wie er neben ihn legte, der Platz ging sich gerade schön aus, blieb er liegen. Es kam mir vor, als ob nach dem Duschen ein leicht würziger, pfeffriger Geruch von seiner Haut ausging. Meine Finger tasteten sich zu ihm, fuhren mit leichtem Druck über seinen Oberkörper, zu seinen Schenkeln hinunter, und sein Blick änderte sich nicht.
Die Finger seiner Hand klammerten sich um meine, hielten sie zwischen uns fest, während ich mich streckte, mein Bein auf seinem liegen ließ, und wir beide nach oben starrten. Wie lange war es gewesen? Für eine Viertelstunde musste ich eingeschlafen sein, er vielleicht auch, bis uns das sonnige Wetter wieder hinauslockte. Mir war eingefallen, woran das Problem bei seinem Warmwasser liegen könnte.
„Glaubst du, wir sollten in die Richtung gehen, aus der das Signal kommt, also wo die Antenne hinzeigt?“, fragte er auf dem Weg zu seinem Haus.
„Ich weiß nicht, wir könnten zuerst probieren, ob wir noch mehr herausfinden. Die Vorräte sollten noch locker einen Monat reichen.“
„Und dann?“
„Sollte uns etwas einfallen.“
„Kann man nicht anhand der Sterne auf die Koordinaten kommen?“, frage er eine Minute später.
„Ich glaube, aber da kenne ich mich zu wenig aus. Ich habe GPS am Handy, aber die Position ist nur wirr hin und her gesprungen, bis es gar keine mehr gefunden hat.“
„Vielleicht stört ja etwas?“
„Oder ich habe es ruiniert … na egal.“
Das andere Haus war in Sichtweite, und dort war es tatsächlich nur eine Kleinigkeit am Rohrsystem, auf die ich vorhin nicht gekommen war. Nun füllte sich die Solaranlage wieder und das Wasser begann sich aufzuheizen.
„Ja, also wegen der Aktion vorhin …“, sagte ich nach erledigter Arbeit.
„Danke nochmals dafür.“
„Nein, du weißt was ich meine.“
„Ach so, ja, und?“
„War es dir unangenehm?“, fragte ich ihn direkt ins Gesicht. „Wenn du nicht darauf stehst, dann müssen wir nicht …“
„Das war schon in Ordnung. Ich war mir nur unsicher, ob es dein Geschmack ist.“
„Ja, ist es“, antwortete ich und holte tief Luft, „und ganz besonders mit dir.“
Wir sahen uns an, er kam auf mich zu, legte eine Hand auf mich, zögerte – doch dann kam er noch näher, drehte seinen Kopf leicht und küsste mich.
„Oh!“, hauchte ich, als wir uns 10 Sekunden später wieder trennten.
„Gut, dann … treffen wir uns morgen wieder, bei dir.“
„Wir könnten ja auch einmal zusammen … also ich meine …“
„Wir sollten noch genau schauen, ob wir irgendwas in den Häusern finden, zumindest heute.“
„Na gut“, sagte ich und reichte ihm meine Hand, die er dieses Mal nicht so fest zudrückte.
Die tiefer stehende, aber immer noch kräftige Sonne begleitete mich, als ich mich auf den Weg machte. Ein Stück vor dem höchsten Punkt des Weges drehte ich mich um – und sah ihn auf mich zukommen.
„Was ist los?“, fragte ich noch aus der Entfernung.
„Vielleicht sollten wir doch zusammen übernachten, wer weiß was alles passiert. Privatsphäre haben wir sowieso keine mehr. Dein Name war … Marcel, richtig?“
„Fast richtig“, erwiderte ich, und nahm ihn an der Hand. „Und du warst schnell noch einmal …?“
„Daeng … also eigentlich Arthit.“
„Ja, ich weiß schon wieder, das kann ich sogar aussprechen.“
Er wirkte einige Augenblicke lang böse, um gleich darauf zu lächeln.
4. Tag – Vertrauen
Meine Träume in den letzten Tagen waren irgendwie immer gleich, zumindest die Szenen, an die ich mich erinnern konnte. Es war nicht ungewöhnlich, dass ich fliegen konnte, am besten von einem hohen Punkt aus, doch so weit ich auch flog, es waren ständig die sanften grünen Hügel unter mir, und ich kam nie an ein Ende. Schon nach der ersten Begegnung mit ihm habe ich in meinen Träumen Musik aufgedreht, eine Flasche Wein aufgemacht, wild mit ihm herumgetanzt – aber im Bett war alles verblasst, noch bevor es beginnen konnte. In dieser Nacht war es anders, ich konnte ihn wirklich spüren und etwas fühlen, es war heiß und feucht …
Die dünne Bettdecke war zur Seite geschlagen, und ich merkte, dass ich eine morgendliche Erektion hatte. Es war noch mehr als das, es war immer noch warm und feucht – es waren seine Lippen. Als ich die Augen öffnete, sah ich ihn neben mir liegen, zu mir hinüber gebeugt. Eilig hatte er es nicht, er ging sehr tief, und ließ auch seine Zunge spielen.
„Guten Morgen!“, gähnte ich und streckte mich.
Kurz hörte er auf und antwortete „Dir auch“, um sofort wieder weiterzumachen. Ich streichelte leicht über ihn, durch seine Haare, über seinen Rücken, bis er mich zwei Minuten später aus seinem Mund entließ und sich in den Kopfpolster fallen ließ. Ob er selbst auch schon mit einem Steifen aufgewacht, oder das erst jetzt passiert war? Völlig entspannt lag er da, starrte nur nach oben – und ich beugte mich über ihn und berührte die Spitze seines männlichen Stolzes mit der Zunge. Ein leichtes Zucken ging durch seine Beine, mir war, als ob ich ein leises Kichern vernommen hätte. Meine ein bisschen angefeuchteten Lippen bewegten sich weiter, berührten seine blanke Haut und nahmen ihn noch weiter auf. Der Geschmack kam mir fast vertraut vor, obwohl ich ihm noch nie so nah war. Ein Pumpen füllte kurz meinen Mund aus, und ich konnte ihm bald zu voller Größe verhelfen.
Ich ließ von ihm ab, legte mich neben ihn, rückte näher, wir sahen uns an, und für einen Augenblick pressten sich unsere Lippen aufeinander. Mit einer Hand tastete ich mich zu seiner Körpermitte, griff zu, und wollte es auf diese Weise zu Ende bringen. Im nächsten Moment spürte ich auch schon seine an mir, und wann immer ich schneller wurde, wurde er es ebenfalls.
Wir trennten uns, er legte nun ganz für sich allein los und holte öfters tief Luft. Kleine Schweißperlen entstanden auf seiner Stirn, er kam voll in Fahrt, so wie ich es von ihm noch überhaupt nicht kannte, und ich tat es ihm gleich. Wieder und wieder streiften unsere Füße aneinander, die sich nicht mehr ruhig halten konnten und das Bettzeug durchwühlten, und unsere freien Hände waren fest ineinander gedrückt. Die Unruhe, die durch seinen Körper ging, wurde stärker, wir lösten uns, er stöhnte lauter, seine Bewegung erstarrte – und das meiste landete auf seinem glatten, haarlosen Oberkörper. Der Anblick gab mir einen inneren Schub, brachte mich fast zum Explodieren, bis ich mir mit der rechten Hand so schnell es ging den Rest gab. Seine, mit der er mich ein wenig massiert hatte, ließ er noch auf mir liegen.
„Die Tattoos sind wirklich süß“, bemerkte ich und strich über die kleinen Verzierungen auf seinen Oberarmen.
„Oh, die habe ich irgendwann machen lassen. Jetzt würde ich das nicht mehr, aber damals …“
„Ich möchte auch nicht unbedingt welche haben, aber deine stehen dir sehr gut, nicht so extrem … ach ja, und der Bart auch“, meinte ich, und strich über sein schon recht haariges Kinn.
„Was soll ich machen, bitte?“, reagierte er leicht genervt. „Bei mir ist sogar ein Vorrat an Zahnbürsten, aber sonst nicht viel.“
„Ich habe ein paar Nassrasierer gefunden.“
„Wirklich? Super!“
Zum Glück gab es noch warmes Wasser, als wir nach einer Weile aufstanden. Dieses Mal konnten wir auch einfach zwei Männer sein, die sich gleichzeitig duschten, ohne dabei einander helfen zu müssen, und sich in der Sonne trocknen ließen. Für die Gymnastik-Übungen, die er im Garten machte, zog er dann doch wieder seine Hose an, und mit nichts weiter an verabschiedete er sich auch gleich laufend. Wenn ich es mir recht überlegte, bestand der Feldweg praktisch nur aus weicher Erde und kaum irgendwelchen Steinchen, so dass es auch barfuß noch angenehm sein sollte.
Obwohl ich die richtige Stelle drinnen mit einem Maßband ziemlich genau getroffen haben musste, zögerte ich noch, als ich die Stichsäge ansetzte. Sollte ich wirklich hier herumsägen und womöglich einen tragenden Teil erwischen? Würde das der kleine Generator verkraften? Doch das Sägeblatt trieb sich kreischend durch die dünne Wand, und nach zehn Minuten war ich auf wenige Zentimeter genau vom Wohnzimmer aus in den kleinen Vorraum der Dusche durchgebrochen. Die Kanten wollte ich auch noch abschleifen und die ganze Sache halbwegs schön machen, wobei ich etwas ins Schwitzen kam. Ich betrachtete meinen Körper und dachte an seinen – so schlecht sah ich nicht aus, aber er war ein lebendes Kunstwerk.
Zum ersten Mal sah ich mir die Regale genauer an, und fand eine Zeitung aus dem Jahr 1987 und einen Stapel welliges Papier, das wohl einmal nass geworden war. Sah nach handschriftlichen Notizen von jemand aus, die mir nichts sagten, vielleicht eine Einkaufsliste – doch dann fand ich die mit Kugelschreiber gezeichnete Skizze. Mein Haus war eingezeichnet, seines auch, Wege, viel mehr als ich kannte, Wasserläufe oder kleine Flüsse, und ein paar Symbole. War eines davon der Sender? Jemand musste lange vor mir hier gewesen sein, vor uns, auch erst die Gegend erkundet haben, und dann? Eine blasse Wellenlinie mit Pfeilspitze zeigte zu dem Gebirge, von wo das Signal kommen musste, das dahinter konnte ein Wald sein, oder ein großer See?
Es war angenehm warm, an die 25 Grad, aber die dichter werdenden Wolken, von denen sich manche hoch auftürmten, machten mir leichte Sorgen. Noch verdeckten sie die Sonne kaum, doch das konnte sich bald ändern. Wurde es sogar noch wärmer und immer schwüler, oder täuschte ich mich? Allzu weit wollte ich nicht vom Haus weggehen.
Ein schmaler Pfad, der mir zuvor nicht aufgefallen war, führte mich durch die Felder und vorbei an einzelnen Baumgruppen. Eine wirkte wie eine Insel im weiten Grasland, ein netter, ruhiger Platz für einen Ausflug, aber ungestört war ich ja seit Tagen überall. Im Gebüsch fiel mir so etwas wie ein Fundament aus Beton und Metall auf, auf dem schon etwas blass und von Moos überwuchert „Pro 43“ oder „Proj. 43“ mit Farbe aufgemalt war. Die Bauteile aus Stahl an der Oberseite sahen neuer aus und mussten dazu gedacht sein, etwas zu verschrauben. Für einen Moment glaubte ich das Gehäuse einer Kamera zu sehen, aber es war ein Vogelhäuschen, leer. Der gerade noch erkennbare Weg machte ein paar Biegungen, führte um einige Felsen herum, bis mir der Ausblick wieder bekannt vorkam. War ich im Kreis gegangen?
Einige hundert Meter vor mir lag jener Weg, der unsere Häuser verband,, die pralle Sonne blitzte noch manchmal durch die Wolken – und ich sah jemand dort vorne gehen und in meine Richtung einbiegen. Bei einer Gabelung an einer kleinen Baumgruppe führte ein Pfad nach links zum Hauptweg, der andere geradeaus weiter – und ich ging dort und konnte Daeng erkennen, als er mit schnellen Schritten auf mich zu kam.
„Oh, hallo, auch auf Erkundungstour?“, fragte ich.
„Ja, ich muss schon am ersten Tag 10 Kilometer gegangen sein, und kenne immer noch nicht alle Wege.“
„Wir sollten wirklich einmal zusammen eine längere Tour machen.“
„Können wir, aber es sieht jetzt schon nach Regen aus“, meinte er und zeigte nach oben.
„Na dann komm lieber zu mir“, entgegnete ich und klopfte ihm auf den Rücken.
Wir gingen hintereinander, bis wir wieder auf den breiten Weg kamen. Die Gegend sah tatsächlich ein wenig trocken aus, aber gelegentlich regnete es wohl schon, und es kam mir vor, als ob ich ein paar Regentropfen gespürt hätte. Keine 50 Meter, bevor wir bei der Gartentüre waren, wurde es stärker.
Er machte es sich auf der Sitzgarnitur bequem und drehte noch einmal an diesem Fernseher herum. Das Testbild war noch da, und diesmal sogar die meiste Zeit farbig. Sekunden später war es weg, es gab kein Rauschen, das Bild wurde nur kurz schwarz. Wieder da.
„Hast du das gesehen?“, rief er in meine Richtung. „Spielt sich da jemand herum?“
„Ja, und das Signal ist auch stärker geworden, und mit dem Wetter hat das wahrscheinlich nichts zu tun. Aber wie gesagt, da könnte auch automatisch irgendein Bildgenerator laufen, wenn es niemand bemerkt noch Jahre.“
„Ach ja“, setzte ich fort, ging kurz weg und kam mit dem Stück Papier in der Hand zurück, „das wollte ich dir zeigen, muss ein Plan von der Gegend hier sein.“
Er sah es sich genau an und fuhr mit einem Finger darauf herum. Ich schaltete das Licht ein, weil es mittlerweile ziemlich trüb und dunkel geworden war, und setzte mich neben ihn. An dieser Stelle nach dem Gebirgszug blieb er stehen.
„Da muss etwas sein“, bemerkte ich und rückte näher an ihn.
„Egal“, sagte er, legte das Blatt beiseite, lehnte sich zurück und breitete beide Arme über die Rückenlehne aus. Unsere Hände berührten sich, die Finger versuchten sich ineinander zu verkrallen, während wir uns ansahen und nichts sagten.
„Hast du hier auch …“, durchbrach er die Stille und deutete mit den Fingern ein kleines Quadrat an.
„Was?“
„Du weißt schon was.“
„Nein, was denn?“
„Kondome!“, rief er etwas entnervt.
„Oh, das … ja, also ich bin mir nicht sicher, da waren Zahnbürsten und Rasierer, und Seife, und …“
Die Finger seiner Hand, die sanft über mich strichen, unterbrachen mich. Ich sah ihm direkt in die Augen, streichelte über seine Schultern und seinen Rücken, so weit ich kam.
„Andererseits“, sprach er mit einer leiseren, sanfteren Stimme, „ich habe immer aufgepasst, vor einem Monat sogar einen Test gemacht, nur zur Sicherheit.“
Ein tiefes Rumpeln, gefolgt von einem lauten, schnalzenden Donnergrollen, schreckte uns auf. Auch der Regen war stärker geworden, begann immer mehr an die dünnen Wände zu hämmern.
„Siehst du, da kommt schon die Warnung – also wenn du …“
„Aber du hast sicher auch immer aufgepasst, oder?“
„Ja sicher, mit irgendwelchen Leuten, die ich gerade erst getroffen habe“, stotterte ich, „… das geht einfach nicht. Außer …“
„Ja, was?“
„Wenn ich jemand schon länger kenne und vertrauen kann … oder wie lange kennen wir uns jetzt schon?“
„Drei Tage?“, erwiderte er, etwas überlegend.
„Nein im Ernst, wir sollten wirklich vernünftig bleiben.“
„Was ist hier noch vernünftig?“
Ich zuckte mit einer Schulter, lächelte ihm zu und stand auf. Die eng anliegende Unterhose ließ ich an, als ich mich auf das Bett warf und ausgestreckt liegen blieb. Wie heftig das Gewitter auch sein mochte, in dieser Ecke kam es mir viel geschützter vor, selbst wenn Hagelkörner das Fenster zertrümmern würden. Er folgte mir, behielt nur seine knappen Shorts an und warf sich über mich. Im ersten Moment konnte ich kaum atmen, als er sich an mich presste und ich seine Bauchmuskeln direkt spürte, doch dann gewährte er mir etwas Luft. Unsere Lippen berührten sich, küssten sich, ich spürte seine Zungenspitze, und nach ein paar Minuten immer noch. Dass meine Unterhose nicht mehr für sich behalten konnte, was sich darunter verbarg, musste er längst bemerkt haben. Ich versuchte ihn von mir weg zu stoßen, nicht wirklich ernsthaft, weil es sich gut anfühlte, wenn sich unsere Körper noch mehr aneinander rieben. Doch er wollte mich nicht erdrücken und wälzte sich von mir – nur um sich gleich wieder seitlich an mich zu pressen und durch den Stoff spüren zu lassen, dass in seiner Hose die Lage genauso angespannt war. Ich drehte mich zu ihm, wollte mit ihm kämpfen, auch wenn ich mir gegen seine Muskelkraft keine großen Chancen ausrechnete – bis ich es war, der hinter ihm lag und meine Arme um ihn geschlungen hatte. Als ich mich schnell und fest an seinen kaum verhüllten männlichen Rundungen rieb, bis ich außer Atem war, musste er etwas kichern.
Wir legten uns nebeneinander, streichelten uns, die Massage durch seine Fingerspitzen war in diesem Moment besser, als wenn er mich mit seinem Mund zum Lustgipfel getrieben hätte. Er schloss kurz die Augen, und meine Hände wanderten tiefer, zogen sein beengendes Höschen weg. Kurz strich ich über seinen stolzen Liebespfeil, der leicht zuckte und sich noch ein Stück weiter aufzurichten schien. Die feuchte Spitze meiner Zunge entlockte meinem Gespielen ein langes, leises Stöhnen, während er sich im Polster vergrub.
Das Donnergrollen lag immer noch in der Luft, aber mir kam vor, als ob das Gewitter weiterziehen würde. Das heftige Prasseln des Regens war zu einem stetigen Rauschen geworden, und es konnte noch ein langer Landregen werden. Ich raffte mich auf, streifte auch meine Unterhose ab, schwang mich über ihn und kniete mich über seine Beine. Ich konnte spüren, wie sein nasser Penisschaft meinen streifte, und rückte noch ein Stück weiter nach vorne.
„Das hättest du gerne, oder nicht?“ drückte ich nur mit meinem Blick aus, und beugte mich zu ihm hinunter. Er schüttelte seine Beine etwas hin und her, machte verschiedene Gesichtsausdrücke, sagte nichts. Doch, seine Antwort folgte als noch tieferer Blick und als böses Lächeln. Ein schneller Kuss, ich richtete mich wieder auf, und befeuchtete zwei, drei Finger meiner rechten Hand. Zögernd fuhr ich durch meine Spalte, bis ich meinen Eingang erreichte, mit zwei Fingern massierte, noch reichlich Spucke nahm. Würde es gehen, und sollte ich wirklich?
Seine angeschwollene Lustspitze berührte meine Hoden, und ich führte ihn weiter nach hinten. Einige Male ließ ich ihn über mich streichen, holte tief Luft, bis ich innehielt und er sich in mich presste. Nur ein Zentimeter, noch ein Stück weiter – und ein spitzer Schmerz durchfuhr mich. Auch ohne mein verzerrtes Gesicht zu sehen, musste er verstanden haben, dass er sich, nur für einen kleinen Moment, wieder zurückziehen und mich entspannen lassen sollte. Ob er, seine blanke Haut direkt an mir, so wie ich auch das hämmernde Pochen spürte, als die Schmerzen nachließen?
Wieder fuhr er in mich, und dieses Mal war es viel besser, als er den Widerstand überwand und ganz in mich rutschen konnte. Wir hätten doch noch nach einem Gleitmittel suchen sollen, aber so fühlte ich ihn noch viel besser, direkter, als ich komplett von ihm ausgefüllt wurde. So eng war ich auch wieder nicht, wenn ich mich erst einmal entspannt hatte. Ich kam ihm entgegen, stützte mich mit beiden Händen auf seiner festen Brust ab, während er die Augen öffnete. Immer wieder spannte sich seine Bauchmuskulatur – hatte er mich erobert, oder ich ihn? Der Schmerz war längst verflogen, es war nur noch ein Hochgefühl bei jedem Moment, in dem er ganz mit mir vereint war. Fast wirkte er auf mich unsicher, als ob es ihm unangenehm war, ein großes Geschenk anzunehmen, doch ich wollte, dass er sich mich nahm, nur für eine Weile.
Es fiel mir schwer, meine Gefühle zurückzuhalten, obwohl meine Hände nur ihn massierten, und seine manchmal meine Knie und Oberschenkel berührten. Sein immer schneller pumpender Bauch und das Pulsieren in mir hätten mich beinahe schon erlöst, und ich wollte nicht mehr dagegen ankämpfen. Noch immer konnte ich ihm ansehen, dass er genießen und nicht nur fertig werden wollte, doch sein leises, tiefes Atmen wurde schneller und lauter. Nur kurz berührte er mit seinen Fingern noch einmal meine Erektion, und es gab für mich kein Zurück mehr. Er zappelte unter mir, seine Bewegung erstarrte fast, und als sich sein Samen den Weg in mein Innerstes gebahnt haben musste, erfasste mich ein tiefes Kribbeln, pflanzte sich von ihm zu mir fort, und ließ meinen Körper in Ekstase versinken. Dass ich seine Haut noch nasser machte, als sie vom Schweiß schon war, registrierte ich kaum noch.
Wir waren noch verbunden, als ich mich wieder fassen konnte, er lag noch immer mit offenem Mund unter mir und starrte nach oben. Draußen zogen noch die letzten Ausläufer des Gewitters über uns, und die Nacht hatte sich über das Land gelegt.
5. Tag – Die Wanderung
Im Moment des Erwachens fand ich mich an Daeng gekuschelt wieder. Er schlief noch, sah so glücklich und friedlich aus, und ich wollte ihn nicht wecken. Als er die Augen öffnete, sah er sich kurz um, um sich dann zu strecken, mir einen schnellen Kuss zu geben, und sich noch einmal umzudrehen.
Draußen lag noch der Geruch von feuchter Erde und nassem Gras in der Luft, und vor mir entfaltete sich ein neuer, perfekter Frühlingstag. Er war schon aufgestanden und hatte meinen Kaffee-Vorrat entdeckt, als ich wieder hineinging. Ich suchte etwas für ein Frühstück, und stellte das Tablett auf das Bett.
„Ich kann's immer noch nicht glauben“, sagte ich, „ich lasse mich von jemand vollspritzen, den ich erst ein paar Tage kenne. Aber … wow!“
Ich machte große Augen, ließ meinen Mund offen, wir starrten uns an – bis er zu lächeln begann und mir kräftig die Hand schüttelte. Während er am vorigen Abend unter der Dusche stand, hatte ich Vorräte und nützliche Sachen zusammengepackt, aber ob wir wirklich einfach so losgehen sollten? Früher oder später musste sich so oder so alles aufklären.
„Und, möchtest du heute auf die Tour aufbrechen?“, fragte ich ihn. „Die Antenne müsste ja jetzt ziemlich genau in die richtige Richtung zeigen.“
Er aß noch ein Stück von diesem dunklen Brot, das sich scheinbar ewig hielt. „Also wir haben kein Navigationssystem, das funktioniert, nur eine ungenaue Landkarte, wenn es wieder regnet wahrscheinlich keinen Unterstand – beste Voraussetzungen!“
Der Rucksack war schwerer, als ich gedacht hatte, aber es ging ganz gut. Dabei trug auch er ein paar Sachen. Draußen vor der Hecke, wo der Feldweg begann, blickten wir gemeinsam auf das Gebirge, das mindestens zehn Kilometer entfernt war. Wenn es 10 waren, konnten wir theoretisch locker an einem Tag hin und wieder zurück gehen, wenn es 15 oder 20 waren, müssten wir schon ziemliche Ausdauer haben.
* * *
Nach zwei Stunden Wanderung über sanfte, grüne Hügel und vorbei an einzelnen, beieinander stehenden Bäumen waren wir dem Gebirgszug deutlich näher gekommen, aber wir hatten höchstens erst die halbe Strecke dort hin geschafft. An sich wollte ich mich lieber vor der prallen Sonne schützen, doch weil er nach einer Weile wieder fast nackt herumlief, zog ich auch mein T-Shirt aus und verstaute es. Noch immer bestaunte ich seinen Körper, obwohl ich schon jedes Detail davon kannte. Er musste unzählige Male fotografiert worden sein, und die Bilder noch viel nachzubearbeiten war wohl kaum nötig. Beim Gehen hatte sich meine Hand einige Male auf seinen Rücken gelegt, war auch schon einmal tiefer gegangen, eine Weile auf seinen festen Backen geblieben – und jedes Mal sah ich sein angedeutetes Kopfschütteln und das verzogene Gesicht.
Wir machten eine Pause im Schatten eines größeren Baumes, und ich trank einen halben Liter Wasser auf einmal. Vor uns gabelte sich der zu erahnende Weg, es ging geradeaus weiter, ein anderer zweigte leicht schräg ab, und wenn wir dort weitergingen, würde wir dem Plan und meinem Gefühl nach richtig sein. Das Obst sah für mich nach Äpfeln aus, ich pflückte einen – und verspeiste ihn gleich gierig zur Gänze. Die Frucht hatte kein Kerngehäuse, dafür schmeckte sie wie ein perfekter Obstsalat, nein, wie eine Geschmacks-Explosion.
„Das schmeckt gut!“, rief ich und reichte ihm auch einen der Äpfel. „Kommt dir das nicht alles total komisch vor?“
„Ja, werden die Äpfel …“, erwiderte er und biss hinein, „… nicht erst im September reif? Wow, was ist das?“
„Das auch, und dass wir einfach so in einer einsamen Gegend auftauchen, und niemand sagt, was das soll. Es muss uns ja jemand hergebracht haben, aber ich habe sogar genau geschaut, ob es wo Reifenspuren gibt – nichts.“
„Vielleicht war's mit einem Hubschrauber?“
„Ja, aber warum?“
„Völlig klar“, meinte er, „die haben zwei Männern, die nicht unhübsch sind …“
Er sah mich von oben bis unten an.
„… etwas in ihre Getränke geschüttet“, setzte er fort, „sie in ein abgesperrtes Gebiet gebracht, überall sind Kameras, und morgen können wir uns im Internet sehen.“
„Ich glaube schon heute. Na gut, das ist deine Theorie.“
„Und was ist deine?“, fragte er.
„Wir können einfach warten, spekulieren, oder wir können weitergehen und nachforschen, ob dort was ist. Vielleicht bekomme ich vom Berggipfel aus Empfang.“
Es war noch lange nicht dunkel, doch die Sonne stand deutlich tiefer, als wir den Fuß des Gebirges erreichten. Ein Pfad schlängelte sich nach oben und verlor sich bald zwischen den Bäumen, die den Hang bedeckten. Wir waren schon den ganzen Tag unterwegs, dennoch zögerten wir nicht, den Weg in Angriff zu nehmen. Er nahm mich an der Hand, und nach zehn Minuten bot sich uns an einer kleinen Lichtung ein guter Ausblick. So weit das Auge reichte, lag die menschenleere Landschaft unter uns, und verlor sich am Horizont im leichten Dunst. Seine schwitzende Hand rastete noch eine Weile auf meiner Schulter, bis wir weiter nach oben wanderten.
Wir blieben hintereinander, schön langsam schleppte er sich nur noch nach oben, und meine Füße schmerzten schon etwas. Es war nicht das erste Mal, dass wir uns beinahe am Gipfel zu sein glaubten, um dann zu sehen, dass es noch weiter nach oben ging. Aber ragte dort vorne etwas zwischen den Bäumen hervor?
Vor uns tauchte ein kleines Gebäude auf, ein Container aus dickem Stahlblech, und die Konstruktion auf dem Dach, ein paar Meter hoch, sah wie ein Mast mit Sendeantennen aus. Wir blieben stehen, ich sah mich in alle Richtungen um, wir gingen vorsichtig weiter. Keine Aufschriften, nichts, doch die Tür ließ sich öffnen, als ich es probierte.
Wir standen links und rechts davon, sahen uns an, und ich riss sie ganz auf. Die Nervosität ließ sofort nach, als ich niemand drinnen sah – nur ein Regal mit mehreren Geräten, von dem ein leichtes Surren ausging, und einen Tisch mit einem uralten Bildschirm. Ich suchte nach einem Schalter, es erschien ein Farbbalken-Testbild, und die Zahl, die der eingestellte Kanal sein konnte, passte zumindest mit der zusammen, an die ich mich von diesem Fernseher erinnern konnte.
„Also von hier kommt es?“, fragte er, während auch er sich umsah.
„Höchstwahrscheinlich, von wo auch immer der Strom kommt.“
„Was ist das?“, schreckte er auf, und zeigte mir eine kleine Mappe, auf der „Projekt 43“ stand.
Ich blätterte sie durch, während auch er gespannt auf die einzelnen Seiten blickte. Es sah wie eine Art Programmcode aus, dazwischen lange Zahlenreihen in Spalten und Blöcken, von denen manche angezeichnet waren, eingekreist oder unterstrichen. Er blätterte weiter und wurde auch nicht schlau daraus. Wer auch immer es verfasst hatte, wollte nicht, dass man es sofort verstand.
„Welches Projekt überhaupt?“, wollte er von mir eine Erklärung.
„Uns zu entführen? Oder ein technischer Test, und es ist reiner Zufall, dass wir hier sind.“
„Denkst du auch, dass wir doch nicht allein sind?“
„Oder es war einmal jemand hier, und jetzt nicht mehr. Könnte auch schon länger her sein“, entgegnete ich, und strich mit einem Finger durch den Staub.
„Aber warum läuft dann diese Anlage immer noch?“
„Keine Ahnung, die Leistung muss ziemlich schwach sein, wenn der Empfang nach 20 Kilometern über freies Feld schon so schlecht ist.“
An diesem späten Nachmittag oder frühen Abend drang das Licht sanfter durch die Baumwipfel als eine halbe Stunde zuvor, und wir sahen uns in der näheren Umgebung um. Wir entdeckten einen schmalen Bach mit klarem Wasser, der noch weiter oben entspringen musste, ein zweiter vereinigte sich mit ihm, so dass er eine ansehnliche Breite erreichte. Ich fühlte mit einer Hand die Temperatur, nicht so kalt wie erwartet, während er seine Sachen ablegte, auch seine Hose, und sich auf den steinigen Grund in das seichte Wasser setzte. Sein Blick war bemüht neutral, einerseits musste er es genießen, die Anstrengungen des Tages von sich zu waschen, andererseits war es doch etwas kühl. Ich wagte mich zumindest mit den Füßen hinein.
Er ließ sich an der Luft trocknen, trug sein Höschen in der Hand, während wir ein Stück weitergingen und an eine Geländekante kamen, an der sich das Gewässer als kleiner Wasserfall in die Tiefe stürzte. Wir blickten über eine weite, in goldenes Licht getauchte Landschaft, eine freie Fläche mit einzelnen Bäumen und dem einen oder anderen Felsbrocken dazwischen, die in einen endlosen Wald überging. Der Abgrund war nicht unüberwindbar, ich bemerkte eine Stelle, an der man durchaus hinunterklettern konnte.
„Heute gehe ich da nicht mehr weiter“, sagte ich und legte meine Hand auf ihn.
„Müssen wir auch nicht.“
Wir standen dicht aneinander und ließen unsere Blicke eine Weile über das Waldgebiet schweifen, bis wir uns in die Augen sahen und umarmten. Zum ersten Mal spürte ich bei unserem Kuss etwas mehr als nur ein Kribbeln, und vielleicht auch mehr als Vertrauen und Freundschaft. Meine Hände wanderten herum, strichen über seinen Rücken, der beinahe getrocknet war, und ich fühlte das Massieren seiner Finger, während wir eng aneinander gedrückt waren. Wir bewegten uns vom Abhang weg und taumelten durch die Gegend, bis wir uns an einem dicken Baumstamm festhielten und ich hinter ihm stand.
Seine Hände waren nicht mehr mit mir beschäftigt, nein, sie waren fest an den Baum gedrückt, und er stand mit leicht gespreizten Beinen vor mir. Als ich mich an ihn presste und ihn massierte, mich an ihm rieb und durch seine Haare streichelte, tastete er sich zu mir und zerrte die kurze Hose nach unten, die ich nach wie vor trug. Ich zog sie aus und warf sie mit einem Fuß ein Stück von mir weg, so dass ich ihn nun direkt spüren konnte. Wenn er es wollte, dann wollte ich ihn, so wie in diesem Augenblick nichts anderes auf dieser Welt. Mein Begehren war rasch fester geworden und presste sich immer wieder an seinen Rücken und an seinen straffen Hintern, während er sich hektisch zu mir umdrehte und sich unsere Zungen ineinander verhakten.
Wir standen im niedrigen Gras, sahen beide eine Sekunde lang nach unten, und ich legte mich bequem auf den Rücken. Er kniete sich vor mich, ließ seine Zunge um seine Lippen kreisen und kam näher. Ich musste aufstöhnen und wand mich unter ihm, doch er drückte meine Beine auf den Boden und ließ sich nicht aufhalten. Erst nach einer Weile trafen sich unsere Blicke wieder, und er bemerkte, wie ich zwei Finger hochhielt und sie im Kreis drehte.
Er hielt inne, stützte sich auf mir ab, und als ich die Bewegung nochmals andeutete, entkam ihm ein „Oh!“, und er lächelte mich an. Ich drehte mich zur Seite, während er sich in umgekehrter Richtung neben mir niederließ und weitermachte, wo er aufgehört hatte. Es war nicht das erste Mal, dass ich seine Erregung in meinem Mund weiter zum Wachsen brachte, aber nun wusste ich sicher, dass er es nicht nur duldete, sondern liebte. Je weiter ich ging und je mehr ich meine Zungenspitze spielen ließ, desto mehr wurde auch ich von ihm verschlungen. Meine Hand streichelte seinen Rücken entlang, ging noch weiter nach unten und blieb dort, knetete ihn durch.
Als wir auseinander rutschten, massierte ich ihn immer noch und fuhr durch seine Spalte. Er nahm selbst zwei Finger, machte sie feucht, und probierte mit gleichgültigem Blick, wie gut er sich geschmeidig machen konnte. Ich merkte, wie er einen Finger ein paar Zentimetern weit in sich versenkte, und sein Gesicht nicht schmerzverzerrt war, sondern er mir ein Lächeln zuwarf, blickte nach oben den Stamm entlang, er drehte sich um, und ohne Worte stand er auf und hielt sich fest.
Noch einmal strich ich zart über ihn, von oben bis unten, um dann umso fester seine Hüften zu packen und mein Geschlecht durch seine Furche gleiten zu lassen. Er streckte sich mir weiter entgegen und der erste große Schauer durchfuhr mich, seine Nässe auf mir war genug, um ihm noch viel näher als vorhin zu sein.
Wir tauschten einen flüchtigen Kuss aus, und ich nahm noch mehr Speichel, um mich mit zwei Fingern an seinem Einlass zu versuchen. Sein Stöhnen war mir vertraut, und doch war es anders, noch tiefer, verlangender. Seine Beine wurden unruhig, aber er blieb vor mir stehen. Mit einer Hand tastete ich mich zu ihm nach vorne und fühlte, dass sein Männerspielzeug nichts von seiner Größe verloren hatte. Meines war endgültig zu voller Größe angeschwollen, und ich zwängte mich in ihn. Ich wollte es, ich wollte ihn, es musste sein, hier und jetzt. Nur ein Stück drang ich vor, nur wenige Zentimeter, und ich wusste nicht genau, ob das starke Pulsieren von mir, von ihm oder von uns beiden kam. Doch es war fast so, als ob mich sein Schließmuskel fest packte, sich nur für mich öffnete und weiter in seinen männlichen Liebeskanal vordringen ließ. Ich glitt durch die feuchte, heiße Enge, bis wir vollends vereinigt waren, für einen Moment gaben wir unserem Verlangen nach einem tiefen Kuss nach.
Langsam kam er ins Schwitzen, als er sich mir hingab, und der Geruch des Waldes, von feuchter Erde und einem frischen Windhauch, vermischte sich mit seinem, mit unserem. Meine Hände massierten ihn stetig weiter, ich glaubte Feuchtigkeit zu spüren, die nicht mehr nur sein Schweiß war und spürte die Flutwelle, die sich bei mir anbahnte. Ich fasste wieder um seine Hüften, ein Stöhnen entfloh mir, und unser wilder Ritt wurde schneller, geriet außer Kontrolle. Kurz wischte ich den Schweiß von meiner Stirn, griff nochmals bei ihm zu, fühlte das kräftige Pumpen, das nicht mehr aufzuhalten war, und der Damm brach. Ich musste mich mit einer Hand an ihn klammern, um nicht von der Welle der Lust fortgerissen zu werden und zu Boden zu sinken, um ihm geben zu können was ich hatte, und trieb meine Säfte tief in seine Darmwindungen. Gerade als ich mich wieder fassen konnte und ihn noch fest im Griff hatte, erstarrte sein Zittern, er zuckte nur noch einige Male und wäre zusammengebrochen, wenn ich ihn nicht auf den Beinen gehalten hätte.
Gemeinsam sanken wird auf den Waldboden, und unsere Lippen vereinten sich zu einem Kuss, beinahe für Minuten. Ein zarter Luftzug wehte über uns, während ich mit den Fingern ganz leicht über seine Haut strich.
„Also bist du auch … flexibel?“, hauchte ich.
„Manchmal, und besonders mit dir. Gestern hätte ich's mir noch nicht vorstellen können.“
„Wie flexibel genau? Was wäre wenn … hat dich schon einmal eine Frau angequatscht? Ach, ich bin naiv, sicher ständig.“
„Ständig nicht, aber es wollten schon einige was von mir.“
„Und was hast du gesagt?“
Er sah mich an, überlegte, und verzog das Gesicht.
„Du meinst, wenn eine wirklich unbedingt möchte und du Mitleid hast?“
„So in etwa, ja – wenn sie überhaupt was zum Stehen bringen kann.“
* * *
Es war längst dunkel geworden, als ich die dünne Schaumstoffmatte auf dem Boden dieser Stahlblech-Hütte ausbreitete. Die surrenden Geräte schaltete ich nach kurzem Zögern einfach aus, sie würden ja doch nur meinen und seinen Schlaf stören. In dem Landhaus hatten wir letzte Nacht gut nebeneinander geschlafen, in dieser würden wir mit weniger Platz auskommen müssen.
Doch wir wollten noch lange nicht schlafen, und bei unserer Unterkunft, die mit ihrem eingeschalteten Licht eine Insel inmitten der Dunkelheit bildete, wäre es zwar gemütlich gewesen, aber wir wollten einfach so noch einmal zu diesem Wasserfall gehen. Ob es hier Dachse und Füchse gab, oder womöglich Luchse und Wölfe? Die Taschenlampen-Funktion von meinem Telefon war recht nützlich, obwohl wir den kurzen Weg wahrscheinlich auch ohne geschafft hätten. Als sich der freie Himmel über uns auftat, schweifte sein Blick langsam nach oben, und blieb an den unzähligen Sternen hängen.
„Ich glaube, wenn es keine Straßenbeleuchtung oder sonst ein Licht gibt, dann sieht man viel mehr Sterne“, bemerkte ich und sah ebenfalls für eine Weile staunend nach oben.
„Manche Sternbilder kommen mir bekannt vor“, meinte er, „wenn ich mich damit auskennen würde, sollte man daraus wirklich unsere Position schätzen können.“
Für einen kurzen Moment, weniger als eine Sekunde lang, kam es mir vor, als hätte ich im dunklen Wald etwas leuchten oder kurz aufblitzen gesehen. Ich schloss die Augen, blinzelte ein bisschen, doch es war nichts mehr zu sehen.
„Hast du das auch gesehen?“, sagte ich und hielt mich an ihm an.
„Was gesehen? Dort vorne?“
„Also hast du es gesehen.“
„Ja, aber ich bin mir nicht sicher.“
„Egal.“
* * *
Ich hatte keine Ahnung, wie spät es genau war, wusste nicht einmal mehr sicher den Wochentag, doch es war mitten in der Nacht, als wir ziemlich gleichzeitig aufwachten. Er tastete sich nach draußen, musste wohl austreten, und ich wollte ihn nicht erschrecken und wartete, bis er wieder da war. Kaum draußen, dachte ich mir, dass ich gerne gemeinsam mit ihm dort gestanden wäre, und ich fragte mich, wie das in der Nacht davor gewesen war. Aber egal, ich stand auf, als er sich wieder neben mich legte, musste mir Mühe geben, den Druck loszuwerden, und fühlte noch kurz das Zugreifen seiner Finger, als ich mich wieder an ihn schmiegte. Bald setzte ich meinen tiefen Schlaf fort.
6. Tag – Blut
Die Tür stand halb offen und das erste Tageslicht drang herein, als ich früher als sonst erwachte. Die Realität, zumindest war sie realer als mein Traum der letzten Nacht, blendete sich rasch wieder ein. Ich bin mit Daeng durch den Wald gegangen, er hat gemeint, ich soll warten und ist um eine Ecke gegangen – im nächsten Moment hat er und ein Haufen anderer Leute „Überraschung!“ geschrien, und ich bin auf dieser Gartenparty seiner Agentur gestanden. „Das ist ja kein Ende!“, habe ich gesagt, er „na gut, war nur Spaß“, und alles hat sich aufgelöst.
Er lag nicht neben mir, und draußen konnte ich ihn auch nicht sehen. Vielleicht ist er bei dieser Stelle, wo sich die beiden Bäche treffen und breiter werden, war mein erster Gedanke, und ich freute mich, dass wir zumindest noch Müsliriegel und eine Art Eiskaffee hatten. Während ich um mich herum nichts als das Rauschen der Blätter im Wind hörte, und ein paar Vögel zwitscherten, dachte ich wieder an den letzten Abend. In einer kurzen Hose war es noch recht kühl, aber es sollte rasch wärmer werden. Ich ging zu diesem Bach, weiter zum Wasserfall, schaute mich nochmals um – keine Spur von ihm, und das war der Zeitpunkt, wo ich zum ersten Mal dieses Gefühl gespürt habe. Es war nicht nur ein Drücken im Magen, oder das, wenn einem auf einer Reise einfiel, etwas vergessen zu haben, nein, es steckte genauso in meinem Hals und ging durch meinen ganzen Körper.
Er konnte nicht weg sein, es musste einen wichtigen Grund geben, warum er nicht da war. In unserer Unterkunft ließ ich mich auf die Matte fallen, starrte nach oben und hämmerte mit meiner Faust auf den dünnen Schaumstoff, sogar mit beiden, bis meine Hände von einem brennenden Schmerz erfüllt waren. Eine Träne löste sich, ich spürte, wie sie über mein Gesicht floss, und obwohl mein Hals immer noch wie abgeschnürt war, konnte ich tief durchatmen. Im Gedanken sah ich ihn vor mir, sein Lächeln, seine kräftigen Arme, bei denen sich die Adern abzeichneten, und die mich gehalten hatten. Ich lag dort und wartete, brüllte herum, drosch wieder sinnlos auf die Matte ein, um dann aufzuspringen und mit schnellen Schritten nochmals die Gegend um uns herum abzusuchen, noch genauer, noch weiter weg. Das Gefühl verschwand nicht und trieb mich dazu an, auch bei diesem Abgrund ganz genau nachzuschauen, aber dort war niemand – oder doch? Diese Stelle, an der ich vielleicht hinabsteigen könnte, und wo einige Wurzeln aus der Erde ragten, war ziemlich verwachsen, und unten nur Büsche und Bäume.
Ich setzte einen Fuß auf den steilen Pfad, hielt mich an einem Bäumchen fest, an einer Wurzel – und wenn ich genau darauf achtete, wohin ich trat, dann ging es. Ein Stein rollte weg, ich konnte mich fangen. Meine Haut kratze sich an etwas auf, aber ich ging einfach weiter, drängte die Äste zur Seite, einer war abgebrochen – und dort lag er, drei Meter vor mir auf dem Waldboden. Ein Bein war blutig und schmutzig – aber er atmete und seine Augen waren offen.
„Was ist passiert? Wann …?“, rief ich, beugte mich über ihn und wischte die Erde von seiner Stirn.
„Ich weiß nicht … gerade erst … vor einer Weile“, antwortete er leise.
Ich strich über das Bein und putzte es mit einer Hand ab. Es war zerkratzt und das Blut noch mehr frisch als eingetrocknet. Er versuchte es abzuknicken, doch sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerzen.
„Ich bin kein Arzt“, versuchte ich zu beruhigen und tastete herum, „aber ich glaube, es ist nicht gebrochen. Zumindest fühlt sich nichts komisch an.“
Ich setzte mich neben ihn, streichelte über seine Hand, und seine Finger klammerten sich kräftiger um meine, als ich erwartet hätte. Noch eine kleine Träne begann über meine Wange zu laufen, und ich wollte sie nicht verbergen.
„Und was machen wir jetzt? Willst du probieren, ob du mit mir aufstehen kannst?“
„Nein, lass mich einfach nur hier liegen. Aber …“
„Aber was?“
„Verlass mich nicht.“
Wieder beugte ich mich über ihn, strich mit einem Finger über sein Kinn, seine Stirn – und küsste ihn. Nur sehr langsam bemerkte ich seine Zunge, wie sie sich an meine schmiegte, und schloss die Augen. Ich spürte etwas auf dem Rücken, es war die Berührung seiner Hand.
„Warte“, sagte ich, fuhr noch einmal durch seine Haare und sprang auf. Mein Blick löste sich von ihm und schweifte in Richtung des Hanges. Er war stellenweise fast senkrecht, doch ich kämpfte mich zurück nach oben. Hastig packte ich unsere Ausrüstung zusammen und hetzte mit zwei leeren Flaschen zu diesem Bach, um etwas fast frisches Quellwasser abzufüllen. Ein herabrollender Stein traf auf dem Rückweg zu ihm meinen Fuß.
„Leg dich einmal auf die Matte“, bat ich ihn, konnte ihn ein wenig heben, und ließ ihn aus einer der Flaschen trinken, mit einer anderen wusch ich sein aufgeschürftes Bein ab. Als ich die Stelle bemerkte, die nach einer tieferen Wunde aussah und noch etwas zu bluten schien, wich ich zurück. Ich begann im Rucksack zu kramen, bis ich ein Stück Stoff fand, das ich herumwickeln und zubinden konnte.
„Also du warst neugierig, wolltest nach unten gehen, und dann bist du abgerutscht, oder wie?“
„Ja, ja – und vorne im Wald ist jemand, es muss jemand dort sein.“
„War da doch ein Licht?“
Er nickte, während er sich noch vollständig auf die Matte wälzte, um dann in die Baumkronen über uns zu starren. So schlimm sah er nicht aus, aber er wand sich immer noch vor Schmerzen, als ich sein Bein hochheben wollte. Ich ließ mich neben ihm nieder, schmiegte mich an seinen geschundenen Körper, streichelte ihn – und fühlte, wie er es erwiderte. Sein knappes Höschen sah fast unversehrt aus, was darunter war auch? Meine Hand tastete sich vor, er atmete tief durch und sagte nichts, als ich es ihm auszog. Sein Stolz war ganz und gar nicht geknickt, und viel Blut konnte er nicht verloren haben, denn durch die Berührung von zwei Fingern begann es wieder zu fließen.
Er lag ausgestreckt und fast reglos unter mir, nur seine Bauchdecke bewegte sich langsam auf und ab. Das anderes Bein zuckte etwas, als ich über seine Haut strich, und ich kniete mich über ihn. Enger Körperkontakt war nicht unbedingt, was er in diesem Moment am nötigsten brauchte, aber ich wollte ihm helfen, wie ich konnte. Selbst hatte ich auch einmal geglaubt, über eine gespannte Kette springen zu können, nur um dann auf dem Asphalt zu landen. Das Aufstehen war nicht so sehr das Problem, aber gespürt habe ich es noch drei Wochen lang. Bei ihm waren ein paar Kratzer, aber nur von einer Schürfwunde sollte er doch keine großen Schmerzen haben, wenn er das Bein abknicken wollte? Was immer es war, ich wollte sein Schmerzmittel sein, es aus ihm herausholen, heraussaugen …
Meine Lippen berührten seine blanke Eichel, sehr langsam, küssten sie. Als ich sie ganz in meinen Mund aufgenommen hatte, war sie zu voller Größe angeschwollen. Der Geschmack kam mir schon so vertraut vor, als ob wir uns seit Wochen oder Monaten jeden Tag näherkommen würden. Ich bewegte mich weiter, und seine Beine wurden unruhig, auch das andere. Sein „Au!“ und „Oh!“ klang noch wie vorhin, aber waren es Schmerzensschreie?
„Bitte hör nicht auf!“
Dieses Mal wollte ich auch nicht aufhören, auch nicht als ich nicht nur seine Haut schmeckte, sondern auch immer mehr dieses salzig-cremige Aroma. Bei irgendeinem Abenteuer hätte längst die Vernunft gesiegt, doch darüber waren wir weit hinaus. Ich wollte nicht, dass er sich anstrengen musste, alles von ihm spüren, ohne etwas zu verlangen, machte einfach weiter. Seine Beine waren weggerutscht, scharrten im Erdboden, waren noch stärker angewinkelt, und sein Stöhnen wurde schneller und lauter. Meine Kiefer schmerzten schon, doch ich hörte nicht auf, massierte ihn weiter, legte meine Hand auf sein zerkratztes Bein – und er streckte es durch, zappelte leicht, und sein Geschrei zog sich in die Länge und erstarrte. Eine cremige, beinahe würzige Note füllte mit einem Mal meinen Mund aus, und ohne lang zu überlegen, schluckte ich alles, das er mir noch gab. Erst als seine Versteifung wieder zusammengefallen war, ließ ich von ihm ab und legte mich wieder neben ihn.
Noch immer lag er mit aufgerissenem Mund auf dem Boden, wir sahen uns an, sein Gesicht verzerrte sich für einen Augenblick, als ich ihn küssen wollte – doch unsere Lippen trafen sich, und ich ließ ihn zuerst erstaunt und dann lächelnd zurück. Sekunden später zog er mich wieder zu sich.
„Das war … das hat sich komplett durchgezogen …“, sprach er nun lauter, und ich merkte ihm kaum Beschwerden an, als er sein Kniegelenk bewegte.
„So schlimm war es auch wieder nicht.“
„Komm her“, forderte er, und ich spürte seine Hand.
„Ich muss nicht kommen, kein Problem, lass es lieber.“
„Oh, und was spüre ich da?“
„Ja, aber ich glaube, es ist besser …“
„Na komm schon!“
„Hmm …“
Ich stand auf, streifte meine Hose ab und kniete mich wieder über ihn. Diesmal lagen seine Handflächen auf meinen Oberschenkeln, während meine Hand an mir loslegte. Lange würde es sowieso nicht dauern, die Erlösung war zum Greifen nah, als unsere Blicke tief ineinander versunken waren. Kurz hielt ich still, machte weiter, wollte es nicht aufhalten, schloss die Augen, und ein Orgasmus erfasste mich.
„Alles für dich! Ja! Alles für dich!“, brüllte ich, und verspritzte meinen Samen über seinen Oberkörper. Kurz wischte ich mir den Schweiß von der Stirn, um mich dann an ihn zu kuscheln.
„Ist es wirklich besser?“
„Ja, viel besser als vorhin.“
„Glaubst du, du kannst aufstehen?“
„Ja, aber jetzt nicht“, erwiderte er und lächelte mich an.
Ich dachte an die zweite, noch zusammengerollte Matte, mit der es auf dem harten Untergrund bequemer gewesen wäre, aber seine Hand lag auf mir, und ich wollte nichts als hier neben ihm bleiben.
„Wegen dieser Party …“, sagte ich nach einer Weile.
„Ja?“
„Ich bin mir nicht sicher, aber es könnte sein, dass ich auch hingehen wollte … oder dort war.“
„Was?“
„Jetzt kommt alles wieder – ja, ich glaube, ich habe dich dort gesehen. Jemand hat mich eingeladen, mit dem ich einmal geschäftlich zu tun gehabt habe, aber dann?“
Sein Blick war wieder so wie vorhin und sein Mund stand offen. Wir sagten überhaupt nichts mehr, bis ich mich aufraffte und ihm meine Hand reichte. Er klammerte sich zwar fest an mir an und humpelte, aber keine 50 Meter weiter gingen wir einfach Hand in Hand, und er trat wieder stärker mit dem anderen Fuß auf. Erst jetzt fiel mir das Rauschen und blaue Schimmern nicht weit von uns auf, und ich blickte noch einmal an ihm hinunter und dann in Richtung Wasserfall.
Das Blätterdach lichtete sich, ein kleiner Vogel mit rötlichem Gefieder flog gerade davon, und feiner Sprühregen füllte die Luft. Mein Gefährte trat in den kleinen Fluss, der sich weiter durch den Wald schlängelte, streckte eine Hand in den Wasserschwall und die andere mir entgegen. Ich zögerte – hätte es mir aber schlimmer vorgestellt, und es fühlte sich für mich wärmer als oben an. Mir fiel sein Verband ein, aber professionell war er sowieso nicht, und was sollte es machen, wenn er von klarem Wasser durchtränkt wurde? Ich legte meine Arme um ihn, drückte mich an seinen Rücken, und er drehte sich um und zog mich noch fester an sich als ich vorher ihn.
Wir ließen uns in der Sonne trocknen, die immer stärker in die kleine Lichtung strahlte, und sahen den Fluss entlang. Die Zweige der Bäume bildeten so etwas wie ein schützendes Dach für den zwei Meter breiten Streifen entlang des Ufers, der sich bald im tiefen Wald verlor.
„Müsste ungefähr in die Richtung gehen, wo das Licht hergekommen ist“, meinte ich.
„Und was wird uns dort erwarten?“
„Was bleibt uns schon über?“, erwiderte ich und sprang auf.
7. Tag – Das Lager
Ich genoss die wärmende Morgensonne, und sofort nach dem Aufwachen überkam mich große Erleichterung, als ich Daeng neben mir schlafen sah. In der letzten Nacht war es doch noch kühl geworden und wir hatten sie, nur notdürftig zugedeckt, eng aneinander gekuschelt verbracht. Den ganzen Tag waren wir entlang des Flusses gewandert, und weil er nach einer halben Stunde und einer kurzen Pause überhaupt keine Probleme mit dem Bein mehr gehabt hat, war es wie ein Spaziergang im Park, einem endlosen Landschaftsgarten. Trotzdem wurde es irgendwann Abend und auch ich immer müder, ohne dass wir außer einer Folge von Wald und ein paar Lichtungen etwas entdeckt hätten. Immerhin hatten wir eine gute Stelle zum Übernachten gefunden, einige Meter über dem Fluss, der an dieser Stelle schon ansehnlich breit war, mit der in die Äste über uns gebundenen Plane war es ein durchaus nettes Nachtlager. Wir hätten auch rechtzeitig wieder umkehren können, aber darüber brauchten wir nicht einmal zu diskutieren. Was das Projekt 43 und ob es überhaupt die Antwort war, wussten wir schließlich immer noch nicht.
Er drehte sich zu mir, öffnete langsam die Augen und seine Blicke huschten hin und her, um dann an mir hängenzubleiben. Eine Minute über seine nackte, glatte Haut zu streicheln war genug, damit sich mein Glied wieder aufrichtete. Am vorigen Abend wollten wir nur noch schlafen, doch jetzt beugte er sich über mich und ließ meine Erektion in seinem Mund weiter wachsen. Sofort wurde ich viel munterer, aber trotzdem hatte er noch viel Arbeit vor sich – oder doch nicht? Er stand auf, kniete sich über meine Beine, und wieder spürte ich das Spiel seiner Lippen und Zunge. Ein gewaltiges, bebendes Gefühl stand vor dem Ausbruch, und es fühlte sich für mich an, als ob es von einer dicken Schicht Felsbrocken verschüttet war. Er versuchte es aus mir herauszuholen, ließ nicht locker, nahm nicht einmal seine Hand – und eine Lage Gestein rüttelte sich los.
„Ich komme bald!“, presste ich heraus, er hörte auf – zuckte kurz mit den Schultern und machte umso schneller weiter. Er war gewarnt, wollte nicht auf mich hören – und dann explodierte auch schon die Sprengladung und alles brach weg. Seine Lippen umschlossen mich fest und seine Hände drückten mich zu Boden, als ich in seiner Mundhöhle ejakulierte und sich meine Anspannung nach ein paar Schüben langsam auflöste und ein leichtes Prickeln zurückließ.
Als ich wieder zu mir kam, bemerkte ich seinen Steifen und seinen angestrengten Gesichtsausdruck, während er noch über mir kniete. Sein Verband, den ich gestern schon abnehmen wollte, hatte sich halb gelöst und würde kaum noch lange halten. Meine rechte Hand übernahm für ihn, und er atmete immer schneller. Beim Gehen hatte er gestern keine Schwierigkeiten, aber warum waren seine Beine schon wieder ganz abgeknickt? Es war kein Schmerz, den er in diesem Moment fühlte, so gut kannte ich ihn schon lange.
Ich sprang auf, drückte ihn zu Boden, er ließ es geschehen – und ich musste nicht mehr viel tun, um wieder seinen Saft zu schmecken, der in meinen Mund spritzte, dreimal, viermal …
Er öffnete die Augen, sträubte sich noch kurz – und unsere Lippen berührten sich für einen Moment. Ich nahm das zerfetzte Stück Stoff an seinem Bein ganz herunter – und erschrak, als darunter nur noch ein kleiner Kratzer, und kein verkrustetes Blut mehr zu sehen war.
„Wie kann das so schnell …?“, rief ich, und er schreckte zwar auf, sagte aber nichts.
* * *
Der Fluss war längst ein richtiger Fluss geworden, durch den man schwimmen musste und nicht mehr so einfach gehen konnte. An manchen Stellen bildete er kleine Wasserfälle, machte Biegungen und musste einem unbekannten, großen Ziel zustreben. Das Wasser sah immer noch sehr klar aus, schlecht war uns davon noch nicht geworden, und als Badewasser wurde die Temperatur ständig angenehmer. Wir hielten uns an den Händen, ich strich mit der anderen über seinen in den letzten beiden Tagen gewachsenen Bart, und er sah mich kurz böse an.
„Wir können noch fünf Tage gehen, wenn es was zu essen gibt, aber wie lange willst du noch?“, fragte er, wieder lächelnd.
„So wie's aussieht, können wir gemeinsam ans Ende der Welt gehen.“
Ruckartig blieben wir stehen, um uns zu umarmen. Mein Kinn rastet auf seiner Schulter, wir drehten uns langsam, und nur das Rauschen des Wassers verdrängte die Stille.
„Was ist das?“, schreckte er wieder auf, als er zu einem Kuss ansetzen wollte.
„Was?“, erwiderte ich und stellte mich neben ihn.
Kaum über 100 Meter von uns schien der Wald aufzuhören, oder sich zumindest eine größere Fläche aus niedrigem Gras, Erde und Gestein auszubreiten – und zwischen den Bäumen sah ich etwas, das jemand gebaut haben musste. Wir schlichen wortlos nebeneinander weiter, kamen an den Waldrand, ich rückte näher, hielt mich an ihm fest – und wir sahen auf die paar Hütten und Häuser, ungefähr so wie das einsame Landhaus, in dem ich erwacht war. Sie standen im Kreis um einen großen Platz in der Mitte herum, es gab ein paar Obstbäume, Gemüsebeete – und jemand ging dort herum. Ein Mann, eine Frau, noch jemand, und noch konnten sie uns nicht gesehen haben. Wir blieben hinter einigen Bäumchen stehen und duckten uns.
„Ist es das?“, fragte ich, und er sagte nichts.
„Und was machen wir?“, setzte ich fort und klammerte mich um seinen Rücken.
„Gehen wir weiter!“, meinte er uns sprang auf.
Ich zögerte kurz, war noch in meinen Gedanken versunken, ob wir nicht lieber noch die Umgebung erkunden und uns etwas überlegen sollten, doch er ging weiter. So oft hatte ich ihm vertraut, und nun auch seinem Gefühl, so dass ich ihm folgte. Wir folgten dem Weg und durchschritten etwas, das wie ein Stadttor wirkte – und die beiden von vorhin wurden auf uns aufmerksam und blieben stehen.
„Ihr seid das Projekt 43, oder wie?“, rief ich.
„Könnte sein, aber das wissen wir nicht genau“, antwortete die Frau 10 Sekunden später.
Sie wirkte ein wenig blass und wie aus Skandinavien oder Russland, und sah wie etwas zwischen einer Sportlerin und einem Model aus. Am Ende eine Kollegin von Daeng? Dieser andere Typ wollte auch alles, außer mich bedrohen. Er sah auch kaum danach aus, war kleiner und wirkte etwas jünger als ich und noch eine Spur schlanker, und sein offenes, buntes Hemd gab den Blick auf einen Körper frei, der nicht schlecht in Form war, ohne dabei übertriebene Muskelansätze zu zeigen. Er musste ebenfalls aus Asien stammen, und seine Haare waren nicht schwarz und glatt gekämmt, so gut das ging, sondern heller und zerzaust.
„Wo sind wir hier? Malaysia, Thailand oder Australien?“, warf ich in die Runde, nachdem auch ein paar andere auf uns zugekommen und stehengeblieben waren.
„Wenn wir das wüssten“, erwiderte sie, „ich bin jetzt schon zwei Wochen da. Und ihr beide seid …?“
Sie richtete ihren Blick nur noch auf meinen Begleiter, und musste sich fühlen wie ich, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Ob sich hier niemand für Frauen interessierte, und gerade ihr neuer Traummann vor ihr stand? Zögerlich machte ich einen Schritt seitwärts, legte meinen Arm um ihn, und ihr Gesichtsausdruck änderte sich sofort von freudig auf neutral, auch wenn er sie kurz anlächelte.
„Wollt ihr etwas essen?“, fragte sie und legte den Kopf zur Seite.
„Ja“, antwortete ich, „eingetrocknetes Brot mit einer tomatenähnlichen Substanz.“
„Wie wäre es mit Pizza mit Champignons? Ganz frisch.“
„Oh!“
Wir saßen zu viert an einem Tisch aus Brettern, die schon seit Jahren hier im Freien montiert sein mussten, während die anderen in ihre Häuser zurückgegangen waren. Ganz in der Nähe verlief der Fluss, sogar mit einem schönen Badestrand und durch einen bewaldeten Damm von diesem Dorf getrennt, aber ich machte mir doch wieder Hoffnungen auf eine richtige Dusche und ein Bett.
„Hat mich schon gewundert, dass der Sender auf einmal ausgefallen ist“, murmelte sie halblaut.
Ich ließ mein Stück Pizza los und blickte auf. „Also das war so …“
„Er hat ihn abgedreht.“
„Egal, das Programm war sowieso langweilig. Aber es muss doch etwas bedeuten.“
„Das Projekt 43, steht zumindest dort“, sagte ich.
„Ja, das haben wir auch gelesen, aber von uns ist das nicht.“
Am Nachmittag zeigte sie uns alles und führte uns auf die Anhöhe, nur wenige Minuten von hier, und es war deutlich zu sehen, wie sich der Fluss weiter schlängelte, an einem weiteren, niedrigen Gebirge vorbei. Der andere Asiate war auch dabei, redete aber nicht viel – ob er uns verstand? Mit einem kräftigen Augenzwinkern zeigte sie uns ein leeres Haus, in dem ich mit Daeng wohnen konnten. Das Gerümpel musste sich über lange Zeit angesammelt haben, aber die Dusche funktionierte und das Wasser war warm.
„Ich lasse euch dann einmal allein“, verabschiedete sie sich, blieb aber noch in der Tür stehen, als sich auch er neben mich auf das Doppelbett fallen ließ. Wir nahmen uns an den Händen, und ihr flehender Blick entging mir nicht – und ihm auch nicht. Wir sahen uns an, kamen uns näher, sahen sie an, warteten – und dann strich ich zart durch seine Haare, und unsere Lippen trafen aufeinander. Sie kam wieder einen Schritt näher, als ich meine Hand auf seine Hose legte, doch sein strenger Blick stoppte sie. Halb zufrieden lächelnd schloss sie die Eingangstüre hinter sich.
„Jetzt sind wir wieder da, wo wir angefangen haben“, stellte ich fest, während unsere Finger immer noch umeinander geklammert waren.
„Ja, fast, wenn wir am Anfang nicht so schüchtern gewesen wären.“
„Was, ich war schüchtern? Eher du.“
„Was?“, protestierte er. „Egal … und möchtest du wirklich hier bleiben?“
„Ist doch recht gemütlich. Aber glaubst du, wir finden in nächster Zeit zurück?“
„Ist das wirklich wichtig? Ist irgendwas noch wichtig?“
„Hauptsache, du bist da.“
* * *
Ich kam mir vor wie in einer dieser Urlaubs-Gegenden, wo tagsüber alle herumlagen oder sich die örtlichen Sehenswürdigkeiten ansahen, und man sich am Abend frisch machte und ins volle Leben stürzte. Der Raum mit der Dusche war ungefähr wie der, zu dem ich mühsam einen Durchgang gebaut hatte, und bot ebenfalls genug Platz für uns zwei. Ich kratzte ihm den Rücken, während er mit einem Nassrasierer in der Hand an seinen Barthaaren hantierte, und ich das auch noch machen sollte.
Der Platz in der Mitte war hell erleuchtet, als wir hinaustraten. Von wo sonst außer diesem Ort mitten in der Wildnis hätte das Licht herkommen sollen? Der Scheinwerfer pumpte im Takt der Musik, die jemand aufgedreht hatte, keine professionelle Stromversorgung also, aber sie funktionierte. Fast alle, die ich schon kannte, standen herum, tanzten ein bisschen oder tranken etwas.
„Bier oder Apfelsaft?“, fragte die schlanke Frau, als sie auf uns zu kam.
„Hmm, was nehmen wir?“, überlegte er und lachte.
„Habt ihr auch Wodka?“, wollte ich wissen, und er starrte mich an.
„Haben wir Wodka?“, schrie sie hinüber zu den anderen.
Sie hatten welchen, auch Limettensaft und überhaupt so ziemlich alles. Ob es vor einer Woche genauso angefangen hat, fragte ich mich, und was aus meinem bisherigen Leben geworden war, aber andere Dinge drängten sich in meine Gedanken. Wir tanzten, grölten den Refrain mit, und ließen uns irgendwann in das niedrige Gras vor unserem Haus sinken. Ich legte meine Hand auf ihn, und wir starrten in den Nachthimmel.
„Eine schöne Nacht, nicht?“, sagte sie und kam auf uns zu, mehr auf ihn. Er stützte sich auf und sah nach oben.
„Aber die Sterne stimmen nicht, die Sternbilder, etwas ist komisch“, ergänzte sie.
„Was? Wirklich? Bist du sicher?“, schreckte ich auf.
„Oh, na ja“, antwortete er, und ich war mir nicht sicher, ob er doch zu viel erwischt hatte, „wie auch immer, wenn du willst, kannst du ja noch mitkommen.“
Ich hielt ihn am Arm fest, als er sich aufraffte, doch er schüttelte mich ab. Wankte er schon leicht oder doch nicht? Das Gefühl in meinem Magen, das seit Tagen praktisch verschwunden war, kam wieder hoch, als er ins Haus ging und sie ihm folgte. Ihr Blick traf auch mich, als sie wieder in der Tür stand. Es war lange her, sicher länger als bei ihm, wie ich mit einer Frau im Bett war, aber geklappt hatte es – irgendwie.
Er fetzte sein T-Shirt in eine Ecke und ließ sich auf dem Bett nieder, das im Halbdunkel vor uns stand. Ich setzte mich auf die Bettkante, und sie sich auf dieses zerfledderte Sofa neben dem Eingang. Sie verschränkte die Beine, lehnte sich zurück und sah in unsere Richtung. Dieses Gefühl war immer noch in mir, als er an meinem Shirt zerrte und ich ihn nicht zurückhielt, es auch in eine Ecke zu werfen. Nun waren wir eine angezogene Frau und zwei fast nackte Männer, und ich ihm schon sehr nah. War wirklich ich die Ursache für die Beule, die ich in seiner Hose spürte, oder am Ende doch sie?
Der dumpfe Bass und ein Lichtschein drangen herein, und ich hielt mich an ihm fest. Sie saß immer noch dort und hatte es sich bequem gemacht. Wieder tastete ich mich an sein Höschen, und wieder spürte ich deutlich die Ausbuchtung. Er drehte sich zu mir, ich ließ ihn los, und er seine Fingernägel mir sanftem Druck über meine Haut streichen, küsste meinen Hals, um sich dann weiter nach oben zu arbeiten. Ich spürte seinen heißen Atem, und seine Zunge war viel fordernder als sonst, drang in mich ein – und er drehte mich zur Seite und weiter auf den Bauch.
Er lag über mir, ich spürte die Umklammerung seiner kräftigen Arme, und wie seine Versteifung an mir rieb. Ich vergrub mich im Polster, spreizte meine Beine, er fuhr durch mein Haar, und das leichte Kratzen und Massieren auf meinem Rücken ließ mich immer wieder aufschreien. Mit beiden Händen zerrte er an meiner kurzen Hose und zog sie mir aus. Auch seine musste er längst abgestreift haben, weil ich nur noch nackte Haut auf mir spürte. Wieder massierte er mich, meinen ganzen Rücken, strich über meine Beine – bis ich etwas kühles und feuchtes an mir spürte und er mit einem glitschigen Finger leicht in mich eindrang. Meistens brauchte ich einige Zeit, um locker zu werden, auch beim letzten Mal mit ihm, aber diesmal war ich auch dann nicht verspannt, als er auch einen zweiten Finger dazu nahm und tiefer ging. Wo kam nur das Gleitgel her?
Sein Körper war an mich gepresst, um mich geklammert, und ich spürte immer mehr Schweiß auf meiner Haut. Ein Luftzug ging durch den Raum, und ich war mir nicht sicher, ob die Tür noch offen stand, aber es war sowieso gleichgültig. Wenn hier etwas passierte, wussten es ohnehin bald alle. Hektisch berührten sich die Spitzen unserer Zungen, und genauso rutschte er auf mir hin und her. Ich hielt still, wollte dass er in mich eindringen konnte, spürte den Druck – und wir wurden eins, als er weiter in mich glitt. Es gab kein unangenehmes Gefühl, das erst nachlassen musste, nur seine zarte Haut an meiner und seinen Duft, der sich mit meinem Schweiß vermischte und diesen jahrelang leeren Raum wieder mit neuem Leben füllte. War das Trommeln und Rauschen Regen, der gerade einsetzte?
Unsere Füße berührten einander immer wieder, seine Bewegungen wurden schneller, und sein Atmen. Seine Hände hielten mich fest, und bei mir war alles angespannt, zur Entladung bereit. Er nahm sich was er wollte, füllte mich sofort wieder aus, als er aus mir rutschte. Ob sie uns immer noch zusah? Ich schloss die Augen, wollte nur ihn spüren – und wusste, dass er mir bald seine Samenzellen geben würde. Noch bevor sein Pulsieren stärker wurde, und während seine blanke Eichel noch meine Prostata massierte, überkam mich der Höhepunkt. Ich begann zu zittern, krampfte meine Finger zusammen, pumpte meinen Saft in das Betttuch unter mir – und riss ihn mit. Rücksichtslos stieß er zu, keuchte und schrie etwas, das ich nicht verstand, sein Schweiß verteilte sich noch mehr über meinen Rücken – bis er ruhig auf mir liegen blieb und seitlich über mich streichelte.
Er zog sich zurück, legte sich neben mich, und ich drehte mich wieder zu ihm. Als er bemerkte, dass er mir nicht mehr zu helfen brauchte, ließ er sich wieder in den Polster fallen, und ich fühlte mit einer Hand seinen Herzschlag. „Wir sollten vielleicht ein neues Tuch suchen“, flüsterte ich, und er sah mich zufrieden an und drückte seine Hand für einen Moment fester zu.
Es war noch dunkler geworden, aber sie saß immer noch dort und ließ ihre Blicke über uns schweifen. Sie hielt noch ihren Daumen nach oben und warf uns ein Lächeln zu, bis sie uns nach einem „Gute Nacht!“ verließ und die Tür hinter sich schloss. Unsere Handflächen klatschten ineinander, und wir ließen uns wieder zurückfallen. Draußen prasselte der Regen, und hatte die Freiluft-Party wohl auch für die anderen beendet. Wir wussten nicht, wo wir waren, aber wir wussten, dass wir erst einmal hier bleiben wollten.
8. Tag – Versuchungen
An diesem Tag erwachte ich allein, und mein Bauchgefühl sagte mir, dass Daeng nicht weit sein konnte. Über das Wetter hatte ich auch schon gelernt, dass es spätestens am nächsten Morgen wieder sonnig war, wenn es einmal regnete, und bald wärmer wurde, wenn es sich noch kühl anfühlte. Ich ging in das angebaute oder eher dazugebastelte Badezimmer, suchte nach etwas zum Anziehen – und sah ihn draußen vor der Tür stehen, mit einem Kaffee und einem Stück frisch duftendem Gebäck in der Hand, wo immer er das her hatte.
Er tratschte mit ihr, die so etwas wie die Anführerin sein musste, Katja, oder wie war ihr Name gewesen? Dass sie in irgendeiner Weise auf uns beide stand, war recht offensichtlich, zumindest auf die Vorstellung, die wir ihr geboten hatten. Ich klopfte ihm auf die Schulter, stand eine Weile neben den beiden, aber viel mehr als er konnte ich ihr auch nicht erzählen, und kam mir leicht überflüssig vor. Mit einer Handbewegung deutete ich an, dass ich mich etwas umsehen wollte, woraufhin er nur schnell „natürlich, ja“ sagte.
Vor einem der Häuser bastelte jemand an etwas herum, ein anderer lag in der Sonne – und auf der anderen Seite des Platzes, wo es durch das Stadttor hinaus in die Wildnis ging, bemerkte ich wieder diesen anderen asiatischen Mann, wie er auch langsam auf und ab ging. „Sunny“ hatte er sich genannt, und von seiner an Zimt erinnernden Haut her könnte er aus Indien sein, aber ich war mir nicht so sicher. Er blieb stehen, und unsere Blicke trafen sich. Es kam mir vor, als ob er mich nur mit seinem geheimnisvollen Blick zu sich zog, um dann langsam neben mir dahinzuschlendern.
„Bist du schon einmal dort draußen gewesen?“, fragte ich, als wir gemeinsam ein paar Meter in Richtung Wald gegangen waren.
„Oh yes … ja, war ich.“
Wir schlenderten wortlos ein Stück weiter.
„About this … wegen diesem Projekt – ich kann es dir ja sagen.“
„Ja?“, horchte ich auf.
„Ich weiß nur, dass hier schon früher jemand war, und dass sie immer wieder etwas probiert haben. Nicht oft, aber …“
„Moment … was ist hier, wer sind die, und was haben sie probiert?“
„Dein Freund, ist es doch, oder?“
„Also, hmm … ja, was ist mit ihm?“
„He nearly broke his … er hat sich fast das Bein gebrochen, so wie du das erzählt hast, und am nächsten Tag hat man kaum mehr was bemerkt.“
„Ja, das ist schon seltsam.“
„So wie andere Sachen auch hier.“
„Zum Beispiel?“
Er antwortete zwar nicht, aber zum ersten Mal sah ich ihn lächeln, während wir in Richtung Fluss weitergingen und an einem Bauwerk stehenblieben, das ins Wasser ragte. Er hantierte daran herum.
„Ist das ein Pumpwerk oder so?“
„So in der Art, hier kommt das Wasser her, es geht durch einen Filter … warte einmal … hold it please …“
Er reichte mir einen kleinen Bauteil, beugte sich weiter über die Konstruktion, und ich wartete. Trotz der Spuren der Zivilisation war wenige Meter weiter kaum noch etwas von ihr zu bemerken. Kurz nachdem er den Teil von mir zurückbekommen hatte, hörte ich ein Surren, und er sprang wieder von der einen Stufe auf den Boden.
„Wir haben ein Problem gehabt, aber jetzt sollte es wieder funktionieren.“
„Dort wo ich aufgewacht bin, war auch ein Problem mit den Rohrleitungen, aber ich habe es hinbekommen.“
„Kann schon passieren, wenn sich lange niemand darum kümmert.“
Ich stand direkt vor ihm im groben Sand und Schotter am Flussufer und legte meine Hände auf seine Schultern. „Wenn du wirklich weißt, was hier gespielt wird, dann sag es mir – bitte“, sagte ich ihm direkt ins Gesicht.
Er starrte mich intensiv an, mehrere Sekunden lang, um dann meine Hände ganz langsam von sich zu heben und sich auf den Boden zu setzen.
„Ich habe ständig Kopfschmerzen gehabt, und mir war schlecht, aber seit ich hier bin – alles weg. Er ist verletzt, und nach einer Stunde ist es weg. Also muss es an dem Ort hier liegen“, erklärte er.
„Ist es das Wasser? Oder weil ich auch nachgeholfen habe?“
„Wie hast du denn nachgeholfen?“
Ich unterdrückte ein Lachen, und er legte sich in das weiche Gras hinter uns.
„Du warst auf dieser Party von der Agentur, nicht?“
„Ja … wahrscheinlich“, antwortete ich.
„Der Garten ist ziemlich groß, weiter hinten in dieser dunklen Ecke ist doch so ein Pavillon, du bist mit einem Glas in der Hand hingegangen, dass dir vorhin jemand gegeben hat …“
„Woher weißt du das?“, schreckte ich auf, gerade als ich mich auch zurücklehnen wollte.
„Bei mir haben sie noch gefragt, ob ich an einem interessanten Außeneinsatz interessiert bin, ich würde dann weitere Informationen bekommen wenn es so weit ist, haben mir einen Drink in die Hand gedrückt – ja und dann …“
„Was?“
„… bin ich ungefähr hier aufgewacht, vor einer Woche.“
„Moment, also du meinst, in dem Gartenpavillon ist eine Geheimtür und ein Tunnel, der … ins Wunderland führt, und man braucht … einen Zaubertrank? Und … es gibt mehrere Ausgänge, weil ich in dem einsamen Landhaus aufgewacht bin, und du hier?“
Ohne etwas zu sagen, nahm er meine Hand weg, die auf meinem Oberschenkel ruhte, berührte mich dafür mit seiner, und deutete an, dass ich mich ruhig so wie er zurücklehnen könnte. War das alles, das er wusste, und sollte ich irgendetwas davon glauben? Ich legte mich hin, starrte auf die vorüberziehenden Wölkchen und dachte mir nichts dabei, als ich das Massieren seiner Finger spürte, zwischen meiner kurzen Hose und Kniescheibe. Schon diese zaghafte Berührung war einfach nur – angenehm. Er nahm die zweite Hand dazu, knetete meine Haut eine Spur fester, und kam dabei öfters an meinen Shorts an. Einerseits fühlte es sich sehr entspannend an, aber andererseits war ich mir in diesem Moment nicht sicher, was er genau plante. Als ich ihn nur noch über den Stoff massieren fühlte, überlegte ich noch kurz – und raffte mich auf.
„Ich muss dann wieder weiter“, sagte ich, während er noch auf dem Boden saß und mich verwundert ansah.
„Ok“, sagte er knapp, während ich schon am Gehen war. Ich blieb stehen, beugte mich nach unten, gab ihm kurz und fest die Hand, und ging wieder zurück.
Ich sah Daeng immer noch mit Katja tratschen, und vielleicht war es nicht volle Absicht, aber ich bemerkte, wie nah die beiden nebeneinander standen, und wie ihre Hände auf ihm lagen. Auch wenn sie seine Neigungen respektieren wollte – er war nun einmal eine Sexbombe, und sie eine Frau, die auf Männer stand, egal auf wen die wiederum standen. Auch ihm dürfte nicht entgangen sein, dass Sunny vorhin ein Auge auf mich geworfen hatte, nicht das erste Mal. Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf, aber am Ende nur ein gleichgültiges „Na gut!“.
* * *
Schon beim Öffnen der Flasche lag ein Duft nach Lavendel in der Luft. Draußen war das abendliche gesellige Essen im Freien immer noch im Gang, doch das beiläufige Zwinkern von Sunny hatte genügt, dass ich mich mit ihm in sein Haus zurückzog. Dabei war ich mir nicht sicher, ob ich den Blick von Daeng als Zustimmung, Besorgnis oder einfach „Geh ruhig, erzähl es mir dann, aber pass auf“ deuten sollte. Es war mehr eine kleine Hütte, die drinnen um sehr viel größer und gemütlicher wirkte. „Entspann dich“, hatte er gesagt, als ich ausgestreckt auf seinem Bett lag, und mich dann auf den Bauch gedreht.
Mein Oberkörper war nackt, nur dieser, und ich spürte einige Tropfen Öl auf meinem Rücken. Sehr sanft, beinahe schüchtern, berührten mich seine Hände und massierten es bis über meine Schultern ein. Auch als seine Bewegungen zu einem stärkeren Kneten wurden, fühlte es sich nicht unangenehm an – ob er sich mit professionellen Massagen auskannte? Er nahm mehr Öl, massierte sich weiter nach unten und strich über meine Wirbelsäule. Sein Griff war zart, dann wieder grober, aber es war nie zu fest, und als das leichte Brennen und Kribbeln nachließ, war das besser, als wenn mir nur jemand den Rücken gekratzt hätte.
Er musste sich über mich gekniet haben und stieß immer wieder an meine Hose. Der Gedanke kam wieder, ob das alles hier richtig war, aber die wohlige Wärme seiner Hände ließ ihn wieder verblassen. Es würde nicht so weit gehen wie am Abend davor, es konnte nicht – aber sogar wenn, was sollte passieren? Wenn ich mir eine blutige Schnittwunde holen sollte, dann wäre am nächsten Tag wahrscheinlich nichts mehr davon zu bemerken, und konnten dann nicht auch Dinge von selbst verschwinden, die sonst unheilbar waren?
Mit einem „Ja, du kannst sie ausziehen“ erlaubte ich es ihm, und Sekunden später vernahm ich ein kurzes, leises Lachen, und zwei Hände zogen meine Hose nach unten. Wieder strich er entlang meiner Wirbelsäule und ging diesmal weiter, nahm noch mehr Öl, massierte es mit trommelnden Fingern ein und ließ keine Stelle aus, ohne aber in mich einzudringen. Er schlug zu, aber es war kein brutales Schlagen, mehr ein seitliches Tätscheln mit seinen Händen, bis er mich durchknetete und sich zu meinen Beinen vorarbeitete. Der Duft lang noch intensiver als zuvor in der Luft, und als das Öl einzuziehen schien, nahm er noch mehr davon. Ich hatte mich vorher nicht wirklich verspannt gefühlt, doch jegliche Anspannung war verflogen – dafür baute sich eine andere Art von Spannung auf und drückte gegen sein Bett.
Meine Augen waren geschlossen, und ich spürte, wie er meine Arme umklammerte und sich über mich legte. Sein ganzer Körper massierte mich nun, und was seine Hände nur nacheinander konnten, glaubte ich alles gleichzeitig zu spüren. Aber er würde doch nicht …? Ich spürte zwischen meinen Beinen, dass er doch kein seriöser Masseur war, und selbst wenn er ein Kondom angelegt hatte, würde es doch durch das Öl aufgelöst? Aber er war weit davon entfernt, in mich zu gleiten, probierte es erst gar nicht – noch nicht? Immer wieder bewegte er sich meinen Rücken hinunter, seine Verhärtung strich über mich, manchmal langsamer, fast hätte er inne gehalten. Er hätte nur ansetzen und etwas Druck ausüben müssen, und ich konnte mich leicht losreißen, wenn er es machen würde.
Er legte sich neben mich, versuchte mich umzudrehen, und ich rollte mich selbst auf den Rücken. Dass wir beide eine ansehnliche Erektion hatten, quittierte er nur mit einem kurzen Lächeln, um mit ernstem Blick wieder zu dem Fläschchen Massageöl zu greifen. Ich legte mich noch bequemer zurück, rückte mich zurecht, und er begann meine Schultern von der anderen Seite zu massieren.
„You know, I … gotta tell you something … ich muss …“, stotterte er, während er nicht aufhörte, mich zu bearbeiten.
„Was willst du mir sagen?“
„Da war jemand, er hat gesagt, schütte ihnen das in die Getränke. Ist nicht schlimm, aber es wirkt.“
„Und … du … hast es gemacht?“
Er sagte nichts mehr, als ich seine Hände festhielt und mich aufsetzte. Ich versuchte einen strengen Blick aufzusetzen, doch es war fast mehr Angst, so wie bei ihm.
„Und das war alles? Du weißt doch noch etwas, oder?“, wurde ich lauter und ließ ihn nicht los.
„Nein, das war alles, nur dass sie uns alle brauchen, dass es ein großes Projekt ist …“
„Was haben sie dir versprochen? Millionen? Ruhm und Ehre?“
Sein Gesicht wurde noch ängstlicher, und ich ließ ihn los.
„Ach, was soll das alles?“, redete ich immer noch laut. „Du bist in was hineingeraten, ich auch, er, alle, und jetzt müssen wir damit leben. Ja, komm, fick mich ruhig, wird schon nichts passieren.“
Ich ließ mich in den Polster fallen und atmete scharf aus. „Was habe ich gemacht? Du hast dich so bemüht, und ich mache alles kaputt“, sprach ich leiser. Wieder setzte ich mich auf, sah tief in seine Augen und strich über seine Schultern. Sah ich wieder ein Lächeln?
Erneut sank ich zurück und fühlte Sekunden später seine Hände auf mir. Er machte weiter, als ob nichts passiert wäre, sparte meinen Intimbereich aus, auch als er sich wieder von meinen Füßen nach oben knetete. Dieses bei seiner Offenbarung aufgekommene Gefühl war immer noch da, so ähnlich wie das, als ich vor ein paar Tagen allein aufgewacht bin, und es ging nur wenig zurück, während ich langsam und tief ein und aus atmete.
„Nein, weißt du was“, fuhr ich ihn an und richtete den Kopf auf, „ich sollte dich schlagen und dann gehörst du durchgefickt!“
Er nahm seine Hände von mir und machte große Augen. „Komm schon, beruhig dich“, hauchte er und betastete mich wieder sanft.
„Ich bin ganz ruhig!“
Ich war mir nicht sicher, ob ich mich aufregen sollte, aber sogar als wirkliches Entführungsopfer war es mir seit über einer Woche alles andere als schlecht ergangen. Eine Nachricht, dass es mir gut geht, hätte ich gerne noch irgendwie hinübergebracht, ob das der letzte Rest Nervosität war, der manchmal aufkam? Wusste am Ende niemand mehr genau, wer das ganze Projekt 43 begonnen hatte, und niemand zur Gänze, worum es genau ging? Ich beschloss, mich einfach wieder bequem hinzulegen und mich von ihm massieren zu lassen, doch er raffte sich auf, kniete sich hin, beugte sich nach vorne und streckte mir den Hintern entgegen.
„Was ist?“
„Schlag mich, ich finde, du solltest.“
„Nein, das mache ich nicht.“
„Aber du könntest …“, sagte er, und in diesem Moment bemerkte ich die Kondome auf dem Tischchen neben dem Bett, und etwas, das nach einer Tube Gleitgel aussah.
Er hielt vor mir still, wäre bereit gewesen, ein Zucken ging durch mich – und ich überlegte. Dieses Massageöl könnte den Gummi angreifen, aber es war überall auf mir außer dort, wo es das hätte, und auch nicht auf meinen Fingern. Meine beiden Hände packten ihn und ich presste mich an ihn, ungefähr so wie er vorhin bei mir. Nur ganz leicht klatschte meine Handfläche auf ihn.
„Morgen … vielleicht“, erwiderte ich.
„Es ist bald Mitternacht.“
„Bist du sicher? Oder vielleicht ist … die Zeit stehengeblieben, ja, das ist es.“
Sehen konnte ich noch genug, aber es war immer dunkler geworden und er hatte kein Licht eingeschaltet. War es nur die Massage, die mich so sehr beruhigt hatte, oder wurde ich wirklich müde? Ich ließ ihn los und legte mich wieder neben ihn, auf den Bauch.
„Was ist los?“, fragte er.
„Mach weiter – bitte.“
„Was, von jemand, der so böse war? Nein, das geht nicht.“
„Komm schon, das war wirklich angenehm.“
„Ich weiß nicht …“
„Bitte!“
Nach gefühlten zehn Minuten Schweigen spürte ich wieder, wie er das Öl in meinen Rücken massierte und mich der Duft einhüllte. Langsam bekam ich wieder einen Ständer, aber das kümmerte mich nicht mehr. Sollte ich nicht langsam wieder nach Daeng sehen? Die Müdigkeit, oder völlige Entspannung, die mich endlich erfasste, überkam mich immer mehr, aber ich wollte noch eine Weile liegen bleiben. Nur noch ein bisschen …
9. Tag – Aufbruch
An diesem Morgen wusste ich zuerst nicht, wo ich war, es kam mir wie bei meinem ersten Erwachen im Landhaus vor – bis ich realisierte, dass ich neben Sunny lag. Ich war nackt, er unter der dünnen Decke wahrscheinlich auch, und schlief noch. Ein plötzliches Angstgefühl durchfuhr mich, alle Kondome lagen noch genau dort, wo sie am letzten Abend gelegen waren, aber auch das Gleitgel war noch mit einem Etikett zugeklebt. Es war doch nichts passiert, oder doch? War es wirklich so entspannend mit ihm, dass ich die ganze Nacht durchgeschlafen habe?
Vorsichtig nahm ich die Decke weg, die auch auf mir lag und schlich mich in das Badezimmer. Sollte ich mich einfach davonmachen? Hätte ich das nicht schon vor Stunden tun sollen? Bei meiner Rückkehr musste er gerade erwacht sein, und sah mich für einen Moment erschrocken an.
„Guten … Morgen?“
„Guten Morgen – also wegen gestern, danke für die Massage! Und ich meine Massage, oder …“
„Natürlich.“
„Also ich meine, ich bin irgendwann eingeschlafen, und wir haben miteinander geschlafen … ich meine geschlafen.“
„Ja.“
„Gut. Also dann“, verabschiedete ich mich und gab ihm die Hand, „bis … später!“
Ich zog hastig meine Hose an, trug den Rest in der Hand und schritt zur Tür. Hatte ich ihn bei etwas unter der Bettdecke überrascht? Egal, ich ging hinaus und über den Platz, auf dem noch niemand war zu meinem – unserem – Haus. Die Tür ließ sich öffnen, ich legte meine Sachen im Halbdunkel ab – und sah Daeng und Katja zusammen im Bett.
„Oh!“, rief ich, beide bemerkten mich, und setzte halblaut „ich sollte vielleicht wieder …“ fort.
„Nein, warte!“, schrie er.
„Ich sollte aber …“, sagte sie leise, bedeckte ihre Blöße mit einem großen Badetuch, das neben ihr lag, nahm ihre Sachen und verabschiedete sich nach draußen.
Ich setzte mich auf das Bett und legte meine Hand über seine, auf der Decke.
„Gut geschlafen?“
„Es ist nicht so wie … ach egal. Ja, und … was hast du überhaupt so erlebt?“
„Reden wir später drüber, gut? Und … kommst du mit ins Bad?“
„Gern“, antwortete er nach Momenten des Schweigens, lächelte wieder, setzte einen Fuß auf den Boden und ich erkannte, dass er komplett nackt war.
* * *
Die Wolken waren dichter als sonst, doch das trübte kaum den Sonnenschein, als ich mit Daeng über den Weg durch die hügelige Umgebung wanderte, diesmal noch weiter weg. Es war wieder so still wie in den Tagen bevor wir hier hergekommen sind, nur die Krähen waren zu hören. Ob sie den Weg zurück wussten?
„Du kennst die Geschichte von diesem Sunny und den Getränken?“, fragte ich.
„Ja, so ungefähr hat sie das angedeutet. Aber ob ich es glauben soll?“
„Denkst du, alle wollten mit uns einfach nur etwas ausprobieren?“
„Probieren vielleicht, aber dann hat es bei uns beiden nicht so ganz funktioniert … oder doch.“
„Oder sie wollten noch ganz andere Dinge versuchen, und haben es sein gelassen?“
„Ja, und … er hat dich massiert und das war alles?“, wurde er ernster und blieb an einer Stelle mit weiter Aussicht über den Fluss stehen. „Wäre kein Problem wenn du aufgepasst hast, aber …“
„Ja, das war alles, genau so“, bekräftigte ich, stellte mich hinter ihn und knetete seinen Rücken ein wenig durch. „Ich hätte fast … aber ich wollte nicht.“
„Warum nicht?“
„Weil ich … mit dir möchte“, war meine Antwort, und ich trat ihm gegenüber.
Wir hielten uns fest und küssten einander, viermal, und jedes Mal länger.
„Ich sollte mich auch von ihm massieren lassen, wir beide.“
„Wenn du meinst … gut, und wie war das jetzt genau mit dir und ihr?“
Völlige Stille umgab uns, höchstens das leise Rauschen der Blätter im Wind war zu hören, und er trat im Stand hin und her.
„Ja, ich höre?“
„Nichts war. Ja, sie hat es probiert, lange probiert, aber …“
„Und wie lange?“
„Ich habe schon geglaubt, ihr Kiefer renkt sich aus, aber egal was …“, sagte er und machte eine nach unten zeigende Bewegung mit der Hand.
„Oh – na, verlangt auch niemand. Aber keine Angst, das kann ich ja besser.“
Ich sah hektisch in alle Richtungen, wir waren allein, die Sonne wärmte uns, und ich zupfte an seinem Hosenbund. Meine Hand wanderte hinein, ich kam ihm noch näher, wir blieben so stehen – aber ich zog sie wieder zurück und drehte mich mit ihm in Richtung unserer Siedlung, die von hier aus nicht zu sehen war. Überhaupt waren wir an diesem Vormittag doch schon eine Weile unterwegs und sollten langsam wieder zurückgehen.
* * *
Auch in der Nähe der Häuser begegneten wir niemand, der zentrale Platz war leer, und weder im Haus von Sunny noch von Katja war jemand, die anderen durchsuchten wir nicht mehr. Wir standen beide in der Mitte und drehten uns herum, bis er noch einmal in ihre Unterkunft ging und den dortigen Bildschirm einschaltete. Das Metallgerüst in der Nähe, das anscheinend eine zu diesem Sender zeigende Antenne war, war mir bisher nicht wirklich aufgefallen, aber wir empfingen wieder etwas, nachdem ich ihn ja abgeschaltet hatte. „Phase 2“ und Kombinationen aus Buchstaben und Zahlen waren über einem Testbild zu lesen, dazu eine immer gleiche Folge von schnellen, elektronischen Tönen. Ich glaubte etwas zu hören, in der Luft liegen zu fühlen, schaltete ab und ging mit ihm hinaus. Auch er hörte genau hin.
„Ich bin mir nicht sicher“, meinte er, „aber ich glaube … sie sind schon unterwegs.“
„Was? Wer ist unterwegs?“
„Das muss es sein, von dem sie geredet hat … und wir sollten von hier aufbrechen.“
Wieder klammerte ich mich an ihn, und dieses Mal glaubte ich wirklich ein dumpfes Geräusch in der Ferne zu hören. Ich drehte mich um, nahm ihn an der Hand, und wir eilten zu unserem Haus. Zuerst zögerte er noch, doch dann stopfte auch er seine paar Sachen und noch einige Vorräte in den Rucksack. War es nur das Sonnenfenster zwischen den Wolken gewesen, das uns in Richtung Fluss lockte? Wir kamen zur Wasserpumpe, hetzten das Ufer entlang – und nach einer Biegung lag dort dieses Floß, an die fünf Meter lang und mit einigen Aufbauten, das entweder seit heute halb auf dem Kiesstrand lag, oder mir noch nie aufgefallen war. Das Wasser schien tief genug zu sein, die Strömung stark und der Fluss trotzdem ruhig – also warfen wir unsere Sachen darauf, schoben es zu zweit hinein und setzten uns in Bewegung, ließen die vergangenen Tage hinter uns. Es gab eine Art Ruder, aber wir trieben fast von selbst flussabwärts, ohne dass ich viel korrigieren musste.
* * *
Der Fluss war noch viel breiter geworden, und wir trieben gemächlich in der Mitte, durch ein weites Flusstal mit grünen Hängen und seit einer Stunde fast geradlinig. Er lag ausgestreckt auf dem Boden, mit nichts mehr an außer einer knappen Unterhose, und ich sah mich gelegentlich um. Hinter uns war nichts und auch nichts mehr zu hören, aber schwamm vor uns etwas oder nicht?
Ich schaute mich noch einmal um, zog mein T-Shirt aus und legte mich neben ihn, halb auf ihn. Seine Hände begannen mich zu streicheln und ich hielt ihn nicht auf, zog mich noch weiter über ihn. Sanft streichelte ich seine Wange, wir schenkten uns ein Küsschen, ich blickte auf, ob wir nicht zu sehr in Richtung Ufer abtrieben, und nach und nach bemerkte ich, wie seine Unterhose fülliger wurde. Ich malte mir aus, wie lange sie noch viel mehr bei ihm gearbeitet und doch nichts erreicht hatte, und dass es für ihn eine andere Art von Befriedigung gewesen sein könnte, etwas zu dulden, um jemand eine große Freude zu machen. Wir rieben uns aneinander, lachten, und ich knetete sein Höschen durch.
„Sollten wir nicht doch anlegen?“, sagte ich und blickte zum geschätzte 50 Meter entfernten Ufer.
„Ja, vielleicht besser … sonst passiert noch was.“
„Warte einmal“, rief ich, und er blickte auf, „ist dort vorne jetzt wirklich etwas?“
Es war ein leises, aber beständiges Rauschen, lag vor uns – und kam deutlich näher, als wir noch ein, zwei Minuten weiterfuhren. Außerdem konzentrierte auch er seinen Blick auf einen Punkt, der einen halben Kilometer vor uns liegen musste. Ich fuchtelte mit dem Ruder herum, merkte einen viel größeren Widerstand als vorhin, und wir bewegten uns in einem flachen Winkel an den Rand. War das vor uns ein Floß oder zwei, ähnlich wie unseres? Die aufgewühlte Querlinie konnte nur ein Wasserfall sein, und kein kleiner. Daeng klammerte sich an mich, riss gemeinsam mit mir das Ruder an sich, und als sich die am Ufer liegenden beiden Floße deutlicher abzeichneten, waren wir im seichteren Wasser mit weniger starker Strömung.
Wir schrammten an die groben Steine im Flussbett, schnappten unsere Rucksäcke und sprangen ab, während unser Wasserfahrzeug einige Meter weiter trieb und sich an den anderen dort liegenden verhakte.
„Und jetzt?“, fragte ich.
„Ich muss mal, gut?“
Ich folgte ihm, als er ein Stück in den dichten Wald ging und sich breitbeinig hinstellte. Fast gleichzeitig löste sich auch bei mir der angesammelte Druck. „Oh, hallo“, hörte ich eine Stimme, und noch während des Schreckens erkannte ich Sunny.
„Ich finde, wir sollten ihn beide schlagen“, meinte Daeng, während er es zu Ende laufen ließ und die Unterhose wieder hochzog.
„Nein, komm schon – aber vielleicht steht er ja drauf?“
„Was machst du überhaupt hier?“, wendete ich mich zu Sunny.
„Die anderen sind schon weg, und ich wollte noch warten, war mir nicht sicher ob ihr noch nachkommt.“
„Was ist mit denen jetzt? Gehören die zum Projekt?“
„Kann sein – aber ich glaube, die wollten nur Abenteuerurlaub machen.“
„Wo sind sie überhaupt hingegangen?“
„Over there … dort vorne irgendwo ist ein … Ausgang“, erklärte er und zeigte zu einem Pfad, der weiter durch das dichte Gebüsch führte.
„Moment, Ausgang? Und ein Eingang war bei meinem Haus?“
„Ganz ruhig, entspann dich … und am besten noch hier, dort draußen ist es gefährlich.“
Er kam näher, sein Blick veränderte sich, und mit einem Schlag dämmerte mir, was er meinte. Vertrauen war gut, aber besser war die Sicherheit, dass einem wirklich keine Gefahr drohte, weder von Prellungen und Verstauchungen noch irgendwelchen Virusinfektionen. Ob es Daeng früher als ich erkannt hatte, was an diesem Ort anders war, in dieser Realität?
Sunny ging voraus, und obwohl das Geräusch doch mehr ein Plätschern als ein tosendes Rauschen war, blickten wir auf einen Wasserfall, der an die hundert Meter breit war, nur von ein paar Felsen unterbrochen, und sich ebenso weit in die Tiefe stürzen musste. Vor uns lag ein Meer, zumindest erstreckte sich das Wasser bis zum Horizont. Noch während ich staunte, drückte er mich vorsichtig zu Boden, und ich legte mich auf die Decke, die in sicherer Entfernung am Waldrand ausgebreitet war.
Ich ließ es zu, dass er mir alles auszog, und auch seine massierenden Hände waren mir nicht mehr fremd. Sogar das Öl hatte er mitgenommen und verteilte es auf meinem Rücken. Daeng, der sich neben uns gesetzt hatte, warf ich noch ein Lächeln zu, um dann die Augen zu schließen. Zuerst waren es nur die Finger von Sunny, die mir schon vertraut waren, bald sein kompletter entblößter Körper, der mich massierte. Sein anwachsender Luststab strich immer wieder über mich, verweilte für einige Sekunden vor meiner Eintrittspforte, um dann doch von mir abzulassen. Als sich seine Hände fest um mich schlossen, war ich mir nicht mehr sicher, ob er in mir war oder nicht, fühlte nur leichten Druck, das Massageöl auf meiner Haut und den Duft aus Lavendel und feinen Wassertropfen in der Luft.
Ich öffnete die Augen, sah zur Seite, bemerkte den staunenden Blick von Daeng, und dass er nun nackt war. Obwohl Sunny doch ein eher zierlicher Mann war, so spürte ich doch was er konnte, als er immer stärker auf mir wippte und mich auch von innen massierte, nichts mehr ausließ. Seine Zunge kam auf mich zu, wir küssten uns schnell und tief, während Daeng mit einer Hand begann, sich selbst zu helfen. Ich hatte völlig losgelassen, gab mich den immer noch fest knetenden Händen und dem Ein- und Ausgleiten tief in mir hin – aber was machte Daeng?
Er war näher gekommen, berührte meinen öligen Körper, strich über Sunny – und drängte sich zwischen uns, so dass sich die Verbindung löste.
„Ich habe lange genug zugeschaut … wenn du es mit meinem Freund treibst, dann hat das Konsequenzen!“, sagte er, und zwinkerte mir zu.
Sunny ließ sich widerstandslos auf dem Rücken drehen, während Daeng auf der Decke kniete und seine Erektion noch weiter bearbeitete. Kurz half ich ihm noch, verteilte etwas von dem Gleitgel, das ich schnell hervorgekramt hatte, er sah Sunny in die Augen, hob ihn an – und ich konnte die Enge, die er gerade überwand, an seinem Gesicht ablesen. Das Gefühl, das ich einfach nur zuschauen und alles genau sehen wollte, war mir bisher fremd gewesen, doch die Lust daran war stärker, als mich als Dritter einzumischen. Ich stand zwei Meter daneben, und allein der Anblick der beiden verschlungenen asiatischen Männer und der Gedanke daran, dass einer der beiden noch kurz zuvor mit mir den engstmöglichen Körperkontakt hatte, trieb mich auf einen Höhepunkt zu. Wieder glaubte ich dieses dumpfe Geräusch von vorhin zu hören, aber das war doch nur das Rauschen des Wassers?
Daeng begann schneller zu pumpen, während die Beine von Sunny weit von ihm gestreckt waren, und ich dachte an den anfänglichen Schmerz, als er es zum ersten Mal mit mir gemacht hatte. Er keuchte, atmete schneller – und es passierte. Auch durch mich ging ein Pumpen, ein Zucken – und bei Sunny stand noch alles. Daeng raffte sich auf und blickte zu einer Stelle zwischen den angelegten Floßen und einigen Felsen im Wasser, die vor der Strömung des Wasserfalls geschützt war.
Ich war am Explodieren, als ich Sunny vor mir liegen sah, wollte nichts verschwenden – und setzte mein bestes Stück, das nicht noch fester werden konnte, an der Stelle meines Vorgängers an. Ohne Gleitmittel oder Öl drang ich weiter, war mit einem Ruck drin, holte noch einmal bis zum Anschlag aus, und ein starkes Ziehen erfasste mich. Ich ließ los, mich davontragen und auch meinen Samen in seinen Darm spritzen, bis ich nicht mehr konnte. Mit letzter Kraft rollte ich mich neben ihn – und bemerkte seine Hand auf meinem Hintern, und besonders seinen Finger. Daeng war wieder zu uns gekommen, hatte sich nach unten gebeugt, ihm mit beiden Händen weitergeholfen, doch das genügte ihm nicht. Noch immer spürte ich den Finger an mir, in mir.
„Ja, du darfst“, signalisierte ich, spreizte die Beine weg, und Sunny sprang auf und drückte sie noch weiter auseinander. Kurz spürte ich noch zwei ölige Finger, dann füllte mich wieder sein Zauberstab aus. Er wurde schneller, atmete tiefer, zwinkerte mir zu, ich lächelte – und er gab mir zurück, was ich vorhin hinterlassen hatte. Ein bisschen hielt ich ihn noch fest, als er sich von mir trennen wollte, aber dann legte er sich neben mich. Daeng kuschelte sich von der anderen Seite heran, und wir küssten uns, während Sunny noch meine Hand hielt. Wieder fiel mir das Geräusch auf, und es kam nicht vom Wasserfall. Die beiden blickten auch auf, sahen sich um, aber dort war nichts außer uns.
Das Wasser war warm, noch wärmer als bei diesem Dorf, als wir darin plantschten – und diesmal hörte ich es deutlich. Waren es – Hubschrauber? Der Ausblick reichte einige Kilometer den Fluss entlang in die Richtung, aus der wir gekommen waren, aber es gab nur dieses Geräusch und zu sehen war nichts.
„Es kann sein“, meinte Sunny, „dass die nur neue Vorräte bringen, aber ich bin mir nicht sicher.“
„Natürlich“, erwiderte ich, „und dort vorne geht es weiter?“
„Ja.“
Daeng blickte in die Richtung, zögerte noch, stieg hinaus und trocknete sich ab. Ich hatte meine Sachen schon wieder angezogen, den Rest zusammengepackt, und er war dabei. Es hörte sich an wie ein Hubschrauber, oder mehrere, kam auf uns zu, und ich wollte schnell von hier verschwinden, mit ihm.
„Later … ich komme dann nach“, sagte Sunny, als ich Daeng an der Hand gepackt hatte und wir am Beginn des Pfades durch den Wald standen.
„Wie du meinst“, war meine Antwort, und ich wurde an der Hand weitergezogen. Es war ein schmaler Weg durch das dichte Buschwerk, kaum zu erkennen, doch wir kamen weiter – bis zu dieser Stelle, an der mir etwas komisch vorkam. War es nur das Licht, das sich veränderte, der Sonnenstand, die Farbe? Zum ersten Mal seit drei Tagen schaltete ich mein Smartphone ein, beobachtete die Anzeige – und sah, wie die Striche der Empfangsstärke-Anzeige nach oben sprangen und mein Netzbetreiber gefunden wurde. Wir bahnten uns weiter unseren Weg, noch ein paar Meter, der Wald öffnete sich – und vor uns lag ein breiter Kiesweg, auf dem jemand vorbei joggte.
„Warte, ist das nicht …?“, sagte ich und blieb stehen. Auch er musste die Gegend erkannt haben.
„Ja, ich weiß schon was du meinst … am anderen Ende der Stadt, von hier sind es fünf Kilometer …“
Er ging weiter, doch etwas wie ein Drahtzaun, der ein Stück nachgab, hielt ihn knapp vor dem Weg auf – nur war dort nichts. Auch ich konnte nicht weiter, es war wie tiefer Schlamm auf einer starken Steigung, der einen nicht weitergehen ließ. Ich blickte zu dem schwarzen Hubschrauber, der über uns hinwegdröhnte und zwischen den Baumwipfeln verschwand, wieder nach vorne, zweifelte an meiner Sehkraft, als ich alles nur mehr verschwommen sah, rieb mir die Augen – und dann waren dort nur noch Blätter, Äste und Stille.
„Er ist weg …sie sind weg … es hat sich geschlossen … der Ausgang“, stotterte er, und ich schaute noch einmal in alle Richtungen, um dann tief durchzuatmen und mich an ihn zu lehnen. Ich versuchte mich ein paar Sekunden lang zu fassen, kämpfte mich mit ihm in Richtung des grellen Sonnenlichts, das durch die Bäume schien, der Wald lichtete sich – und wir standen an einem sanft abfallenden Hang und blickten auf das Meer.
„Andererseits …“, antwortete ich nach einem Blick auf die verschwundenen Signalstärke-Balken, „wolltest du wirklich schon zurück? Oder sollten wir wieder zu dem Landhaus gehen?“
Er reagierte mit einem Schulterzucken, warf mir ein Küsschen zu, legte seinen Arm um mich, und wir genossen noch eine Weile die Aussicht.
Kommentare
(AutorIn)
Kommentare: 76
(und ich habe den Text unzählige Male überarbeitet und immer noch ein paar unnötige Wortwiederholungen und Füllwörter übersehen ;-)
Eine Fortsetzung existiert in etwa noch einmal dieser Länge schon in meinen Gedanken und folgt kurz- bis mittelfristig, wer es nicht erwarten kann, kann sich aber hinsichtlich des Inhalts gern direkt an mich wenden.«
Kommentare: 208
Kommentare: 129
Stimmungsvolle Ortsbeschreibungen, guter Spannungsaufbau, schöner Sex (selten z.B. so einfühlsame Beschreibungen von Analverkehr gelesen!), und das alles in der für meinen Geschmack genau richtigen Balance. Vor allem aber: 10 Punkte für die Fantasie! Wo nimmst Du nur solche Ideen her?«
Kommentare: 281
Kommentare: 140
Kommentare: 28
Kommentare: 183
Kommentare: 163
Gruß,
Jorgegarcia3089«
Kommentare: 475