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Kommentare: 2 | Lesungen: 1507 | Bewertung: 7.33 | Kategorie: Soft Stories | veröffentlicht: 05.09.2011

Sex, Drugs and Hard Rock Cafe (Part II)

von

Dreieinhalb Jahre waren vergangen.


Sabina war so aufgeregt wie schon lange nicht mehr. Eine Band, mit deren Mitgliedern sie befreundet war, nahm am Finale des jährlichen Newcomer-awards in Wien teil. Die Band hatte extra dafür 2 Partybusse organisiert, die ihre Fans zur Unterstützung aus verschiedenen Städten zum Ort des großen Showdowns bringen sollten.


Sabina beschloss mitzufahren. Sie wurde ein paar hundert Meter entfernt von der Autobahnauffahrt Richtung Wien von einem der fast vollbesetzten Busse abgeholt. Schon von weitem sah sie, wie die teils betrunkenen Fans – es war 11 Uhr Vormittag – ihr aus den Fenstern entgegen winkten und jubelten. Im Fahrpreis waren auch ein paar Dosen Bier inkludiert. Sabina lehnte dankend ab und versuchte sich in ihr Buch, Anna Karenina, zu vertiefen. 2 Absätze schaffte sie während der ersten Stunde Fahrt. „The boys are back in town“ dröhnte im repeat aus dem Busradio und die Fans gröhlten, tanzten, tranken, verschütteten, lachten und motivierten sich für den Auftritt ihrer Freunde. Erheitert von der Stimmung, sah Sabina dem merkwürdigen Treiben zu und konnte nichts anderes fühlen, als pure Lebensfreude und Ausgeglichenheit.

Während eines kurzen Zwischenstopps, verließen die meisten Teilnehmer des Partyvolkes den Bus. Sabina atmete tief durch und wollte gerade weiter lesen, als sie plötzlich etwas hörte, das das Blut in ihren Adern gefrieren ließ. Der zweite Partybus hatte sich vor ein paar Minuten hinter den ersten geparkt und die Fans ebenfalls aussteigen lassen. War es denn tatsächlich die Möglichkeit?, dachte Sabina, während ihr Herz begann immer schneller zu schlagen. Ein merkwürdiges Kitzeln breitete sich von ihrer Mitte aus in ihren ganzen Körper, bis in ihre Finger- und Zehenspitzen und ließ sie erzittern. Es war nur ein kurzer Moment, nur ein Wort, das Sophie gehört hatte, aber sie wusste sofort, dass sie Hannes Stimme vernommen hatte.


Sie schluckte einen scheinbar melonengroßen Kloß hinunter und klappte ihr Buch zusammen. Mit schnellem und unruhigem Atem, erhob sie sich langsam aus ihrem Sitz und versuchte aus dem Fenster zu lugen. Doch die Stimme, die sie vernommen hatte, erklang von direkt neben dem Bus. Sabina musste also aussteigen, wenn sie sich vergewissern wollte, wessen Stimme sie gehört hatte.

Sie stand direkt vor dem Ausgang, in der Mitte des Busses. Ein paar Augenblicke zögerte sie, nagte aufgeregt an der Haut rund um den Nagel ihres linken Daumens, die schon ganz ausgefranst war. Sie musste es einfach wissen. Alles kam ihr vor wie in Zeitlupe. In ihrem Kopf erschienen tausend Bilder. Draußen wartete die verlockende Ungewissheit, die so große Sehnsüchte in ihr wachriefen, die größer zu sein schienen, als ihr Körper war. Als würde diese Sehnsucht alle Wände sprengen und sie schweben lassen. Sabina fühlte sich wie taub, fast ohnmächtig vor Schwindelgefühl, taumelte sie vorsichtig und langsam die hohen Stufen hinunter. Der kühle Frühlingswind blies ihre dunkelblonden Locken aus dem blassen Gesicht. Sabina sah auf ihre Füße um nicht zu stürzen, hob aber dann ihren Blick um IHN zu sehen…ihn endlich wieder zusehen.


Die vielen Menschen, die sich vor den Bussen tummelten, sahen für sie aus, wie graue oder schwarze Gestalten. Gesichtslose, die nur Statisten waren, in IHREM Film. Da stand er. Hannes.

Sabina zog sich hastig zurück in den schützenden Bus. Ihr Herz raste, sie zitterte am ganzen Leib. Sie wusste nicht, ob sie glücklich war, ihm begegnen zu dürfen, oder einen Weg finden sollte, ihm aus dem Weg zu gehen und nichts in sich wachzurufen, das sie doch so erfolgreich – wie sie versuchte sich vorzumachen – verdrängt hatte. Doch er sah so traurig aus, in seinem Rockeroutfit, in einer Hand eine Dose Bier, in der anderen Hand eine Zigarette, fettige, schulterlange, dunkelbraune Locken, einige Pickel, die er erfolglos beseitigt hatte, einen leichten Schnauzbart, der ihm furchtbar gut stand, dachte Sabina.


In ihrem Gedächtnis quollen all die Erinnerungen an die heißen Nächte, die sie mit ihm verlebt hatte, wieder hoch…Wahnsinnsküsse bei Kerzenschein, seine Finger in ihr, die alle Säfte der Lust erwecken konnten, seinen großen, prallen Schwanz tief in ihren Mund gleiten zu lassen und sich mit ihren Fingern in seinen Haaren zu vergraben, während er sie fickte, als gäbe es kein morgen.


„Hannes!“ rief sie kurzerhand sich selbst überwindend und trat erhaben aus ihrem Versteck hervor.


„Hey! Grüß dich! Wie geht’s dir?“


„Gut danke! Und dir?“


Er nickte und zog an seiner Zigarette. Es war ein realistisches Nicken, nicht so ein „ich hab so ein tolles Leben“-Nicken. Sabina sah seine langen, feinen Finger. Sehnig und mitgenommen sahen sie aus, aber sie konnte nur daran denken, was diese Finger alles an und in ihr berührt hatten. Er hatte genau gewusst, wie sie angefasst werden wollte.


„Hast du deine Kleine zuhause abgegeben?“


„Ja!“ nach einer kurzen Pause ergänzte sie: „alle beide!“


„Ah, zwei sind es jetzt schon! Wow!“ Hannes nickte überrascht und starrte dann wieder traurig zu Boden. „Ja, ich meins auch!“


„Ah!“ entgegnete Sabina und verschränkte stolz ihre Arme unter ihren strammen, spitzen Brüsten. Sie wollte begeistert klingen, aber sie war in höchstem Maße überrascht und verwirrt. „Du bist also auch schon Papa?“


„Eh klar! Es geht dahin!“ Nachdem Hannes diesen Satz ausgesprochen hatte, sah er nur für eine Sekunde in Sabinas Augen. Diese Sekunde traf Sabina wie ein Blitz. Diese Augen. Außen blau, innen braun, oder innen blau, außen braun, sie wusste es nicht mehr. Doch sie waren genau die Augen, die sie sich schon als kleines Mädchen bei ihrem Märchenprinzen vorgestellt hatte.


In diesem winzigen Moment sagten sie: „Es geht mir verdammt beschissen und ich habe mich so unendlich nach dir gesehnt. Halt mich fest und lass mich nie mehr los, ich flehe dich an!“ Dann sah Hannes ausweichend in die Ferne.


Der erste Bus startete seinen Motor. Sabina blickte zum rettenden Schiff, lächelte Hannes noch einmal kurz freundlich an und machte mit einer Hand so eine Art Winken, stieg wieder in den Bus. Hannes nickte ihr zu, wagte noch einen kurzen Blick auf ihren wahnsinnig drallen Apfel-Po und marschierte wankend zu seinen Freunden. Sein Herz hüpfte wie verrückt in seiner Brust herum, als wollte es herausspringen. Er vergewisserte sich kurz, ob er auch bei seinen Freunden stehen geblieben war, oder bei irgendwelchen Fremden, er hätte es im ersten Moment nicht gemerkt.

„Wo war diese Frau nur all die Jahre gewesen, was hat sie erlebt, ist sie denn nun schon verheiratet? Sie trug einige Ringe, bestimmt ist sie verheiratet und wenn nicht? 2 Kinder? Wie kann es sein, dass sie so gut aussieht? Gott, wie viele Stunden habe ich damit zugebracht, über sie nachzudenken…die Fantasien mit ihr noch auszuführen. Wie konnte ich sie nur gehen lassen? Ach, könnte ich diese sanften Lippen doch nur noch ein einziges Mal auf meinen spüren und diese perfekten Küsse genießen, die ich mein Leben lang nie mehr vergessen werde. Könnte ich doch noch ein Mal in sie eindringen. Das ist es, wonach ich trachte und süchtig bin.“ ging in seinem Kopf vor.

Sabina presste sich in ihren Sitz und drückte den dicken Wälzer von Lew Tolstoi fest gegen ihre Brust. Sie musste komplett rot geworden sein, oder zumindest musste jemand hören oder sehen, wie ihr Herz ihr bis zum Hals schlug.


„Ich hätte daran denken müssen, dass er hier sein könnte. Er ist auch schon Vater, oh mein Gott! Ist er mit der Mutter des Kindes zusammen? Ist er am Ende gar schon verheiratet? Und was, wenn nicht? Wieso sah er so traurig und fertig aus? Es geht ihm nicht gut! Und warum verdammt noch mal, muss er in dem anderen Bus mitfahren? Ich will JETZT mit ihm reden!“ dachte Sabina. Doch es gab auch einen kleinen Teil in ihr, der sich freute. Nicht freute, dass es ihm anscheinend schlecht ging, nur darüber, dass sie sich so weiterentwickelt hatte und er anscheinend nicht. Er wirkte sogar so, als hätte er sich zurückentwickelt oder eben in eine falsche Richtung entwickelt. Sie war eine andere Kragenweite geworden…eine Nummer zu groß für IHN.

Endlich in Wien angekommen, hatte es auch zu regnen aufgehört. Sofort nach dem Aussteigen, vergewisserte Sabina sich, ob Hannes auch in der Nähe war, wich seinem Blick aber sofort aus. Sie stellte sich dicht an einen ihrer Freunde und drehte Hannes den Rücken zu, um ihn nicht die ganze Zeit anstarren zu können. Die Fans bewegten sich in kleinen Grüppchen langsam auf die Event-Wiese. Eine große Bühne, auf der bereits aufgebaut wurde, einige Ständchen, die Getränke oder schnelles Stehessen anboten, und viele Musikneugierige befanden sich bereits auf dem Platz. Hinter der großen Wiese, befand sich eine lange, mit rotblühenden Kastanien gesäumte Allee

Einige Stunden ging es so dahin, ausweichende, aber auch suchende Blicke, die sich immer wieder trafen, ein paar Bierchen, Lachen, Musikhören, Menschenschauen, einfach Spaß haben, immer im Hinterkopf behaltend, dass der andere noch da war.


Dann endlich war es so weit. Der Auftritt der befreundeten Band wurde angekündigt. Die vielen Fans versammelten sich vor der Bühne, einige hatten sogar ein Banner gebastelt und hielten es hoch. Die Stimmung kochte. Hannes rief den Bandmitgliedern noch motivierende Worte auf die Bühne. Sabina musste schmunzeln. Er war wieder voll in seinem Element. Der Auftritt begann. In den ersten Reihen begannen schon die ersten Poger herumzuhüpfen. Sabina entfernte sich in die hinteren Reihen, wo sie sich halbwegs sicher fühlte. Hannes war natürlich mitten in der Wall of death. Es gab auch einige stagediver, die sich voll und ganz in der oder in die Wahnsinnsatmosphäre fallen ließen. Mitten drinnen befand sich eine kleine Gruppe von Chinesen in Lederhosen, die sich rege an dem lustigen Treiben beteiligten.


Nach den einzelnen Songs schrieen die Fans so laut wie möglich ihren Beifall. Der Sieger wurde allerdings teils durch voting, teils durch eine Fachjurie ermittelt.

Bis zur Kürung des Siegers sollten aber noch viele Stunden vergehen und einige Bands auftreten. Nachdem „Mandatory“ die Bühne verlassen hatte, ließen sich Sabinas Freunde auf einem Plätzchen am Rande der Wiese nieder um abzuwarten. Sabina blieb aber stehen und setzte sich nicht dazu. Sie suchte zwischen all den bunten Menschen, Hannes.


Er saß auf der anderen Seite der Wiese und winkte ihr zu. Sie winkte zurück und drehte ihm abermals den Rücken zu. Vielleicht tat sie es um sich erhaben zu fühlen, vielleicht weil sie ihm damit sagen wollte; „du musst schon kommen, wenn du reden willst“, aber sie ahnte, dass er es nicht wagen würde. Hannes brannte darauf, mit ihr allein zu sein, wollte jedoch ihr die Wahl des richtigen Zeitpunkts überlassen.


Sabina hielt die Spannung nicht mehr aus. Noch beflügelt von der Stimmung während des Auftrittes ihrer Freunde, schritt sie mutig auf ihn zu, forderte ihn auf, mitzukommen und marschierte davon. Ab und zu blickte sie hinter sich, ob er ihr auch folgen würde und schenkte ihm eines ihrer verführerischen Lächeln über die Schulter. Kaum der Menschenmenge entkommen, schnappte Sabina Hannes am Ärmel seiner Jeansjacke und sie schlenderten wortlos nebeneinander durch den anliegenden Park. Sie ließen sich auf einer Bank unter einer großen, weißblühenden Kastanie nieder.


Sabina fühlte sich immer noch stolz und überlegen. Sie spürte wie seine Blicke an ihr abprallten. Vielleicht sog sie diese auch in sich auf, es war ihr egal. Sie genoss dieses Gefühl der Überlegenheit und strahlte dies auch aus, ohne dabei arrogant zu wirken.


„Also wie alt ist denn dein Kind? Es ist ein Junge nicht wahr?“


„Ja, stimmt!“ Hannes lächelte Sabina verwundert an. „4 Monate.“


„Oh! So klein noch! Und wie heißt er?“


„Naja, du kannst dich vielleicht noch an meine Russland-Leidenschaft erinnern?“


„Ja.“


„Er heißt Lewin.“


„Hm, sehr schön!“ Sabina verschwieg ihm, dass es in „Anna Karenina“ um einen Lewin ging.


„Meine Katja ist nun schon fast 3 und meine Kira wird bald 1 Jahr.“


„Klingen auch russisch, diese Namen!“ erkannte Hannes erfreut.


„Ganz genau!“


Sabina kramte in ihrer Tasche nach dem Handy.


„Hier habe ich ein Bild von ihnen.“


Sabina hielt Hannes das Handy vor die Nase, auf dem sie mit den beiden Mädchen fotografiert war.


„Wow! Die sind schon groß! Ich meine, im Gegensatz zu meinem.“


„Und bist du eigentlich noch mit der zusammen, also deiner damaligen Ex?“


„Nein, schon lange nicht mehr! Das hätte vielleicht geklappt, wenn wir 40 oder 50 gewesen wären.“


„Achso, aber mit der Mutter deines Kindes bist du schon zusammen?“


„Natürlich!“


„Seid ihr verheiratet?“


„Nein. Noch nicht.“ Als er diese Antwort gab, sah Hannes verwirrt in Sabinas Gesicht und tarnte seine Verwirrung mit einem leicht angeheiterten Grinsen. Sabina war nüchtern und fand fast alles an ihm abstoßend.


„Und du? Bist du verheiratet?“


„Nein! Wir wollten zwar eigentlich dieses Jahr im Herbst heiraten, aber…nach dem Hausbau, habe ich einfach Simons wahres Gesicht erkannt! Wir haben uns von ein paar Wochen getrennt.“


Natürlich wäre er ein „guter Fang“ gewesen. Er stammt aus einer wohlhabenden Familie, hatte bereits seine eigene Firma, Firmenautos und las Sabina jeden (materiellen) Wunsch von den Augen ab. Doch nach und nach, konnten auch all die schönen Kleider, der Schmuck, die Blumen… Sabina nicht mehr glücklich machen.


Simon selbst erschien Sabina wie ein Kleidungsstück. Zuerst sah sie es im Schaufenster und träumte eine Weile davon, es einmal ihr eigen nennen zu dürfen. Ohne es anprobiert zu haben, kaufte sie es, weil sie es einfach haben musste. Eine Zeit lang hing es in ihrem Umkleideraum, wie etwas Heiliges. Bei der ersten Anprobe kniff es etwas, aber es sah gut aus. Doch als sie es an einem äußerst wichtigen Abend trug, stellte sich heraus, dass es einfach nicht sitzen wollte. Es zwickte und engte ein. Nach dem Abend beschloss Sabina abzunehmen um besser hineinzupassen, doch es half nichts. Sie versuchte es umzunähen, doch sie schaffte es nicht, es passend zu machen. Sabina konnte nichts anderes tun, als es für immer in den Schrank zu hängen oder eben darauf zu warten, dass es vielleicht jemand anderem passen könnte.


Sabina fühlte sich nach dieser Trennung wahnsinnig erleichtert. Sie kam sich vor, als hätte sie Jahre lang im Dunkeln einer Höhle leben müssen und es nun aus eigener Kraft geschafft, den großen Felsen vor dem Eingang, wegzurollen. Endlich wieder Licht und Luft, einfach frei sein.

Hannes war verwundert, erstaunt. Er konnte dieses Glücksgefühl nicht wirklich nachvollziehen, doch er sagte:


„Ja, ich weiß auch nicht, ob es mit ihr für immer ist! Aber ich will meinem Sohn einfach ein guter Vater sein, denn das ist es doch, worauf es im Leben ankommt.“


Hannes trank ein paar Mal von seiner Bierdose. Sabina saß angeekelt daneben und fragte sich, was sie denn jemals an diesem Typen gefunden hatte und warum sie ein paar Stunden zuvor noch so nervös wegen ihm gewesen war.


„Eines muss ich dir schon sagen! Du siehst echt toll aus! Du bist doch keinen Tag gealtert, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben! 2 Kinder und trotzdem bist du heute hier und siehst aus wie das blühende Leben!“


Sabina lächelte und fühlte sich in ihrer Überlegenheit bestätigt.


„Tja, du bist nicht gerade das blühende Leben Hannes!“


„Ja, ich weiß! Die letzten Nächte waren sehr anstrengend. Der Kleine hatte immer wache Phasen und ich durfte ihn herumtragen.“


„Hm, da bist du aber auch ein Braver! Bei uns hat es das nicht gegeben!“


Hannes nippte wieder an seiner Dose.


„Ich habe viel Zeit damit verschwendet an dich zu denken und mich zu fragen, ob es vielleicht doch mit uns geklappt hätte.“


Sabina lächelte. Wieder fühlte sie sich bestätigt.


„Ja, ich auch ab und zu.“


Hannes lächelte und hob seinen Blick vom Boden.


„Aber eines möchte ich noch wissen!“ sagte Hannes und zog Sabina ganz nah an sich heran.


„Bei einem Thema waren wir uns ja mehr als einig!“ Hannes wollte Sabina küssen, doch Sabina stemmte sich an seiner Brust ab und hielt ihn von sich fern.


„Bist du wahnsinnig?“


„Nein! Komm schon! Um der alten Zeiten willen!“


Dass Hannes ein guter Küsser war, wusste Sabina. Sie brauchte keinen Beweis dafür. Aber es gab etwas in ihr, ein kleines Flämmchen, das züngelte und sagte: „Warum nicht? Ist doch egal!“


„Und was würde deine Freundin dazu sagen?“


„Tja, die ist nun mal nicht hier und muss es ja auch nicht erfahren!“


„Aber du hast ein Kind, Hannes.“


„Dafür gilt das selbe!“


Er zog Sabina ganz fest an sich. Er schien seiner Sache wirklich sicher zu sein.


Sabina ließ sich in diesen Moment einfach hinein fallen und erwiderte seinen Kuss.


Ihre weichen, warmen Lippen berührten sich ganz vorsichtig. Die Zungen begegneten sich. Ein sanftes Zusammenstoßen, ein Verstecken, ein Suchen, ein Umarmen, ein totaler Fall in diese tief verwurzelte Sehnsucht wurde von beiden vollzogen.


Danach fühlte Sabina sich genauso frei wie zuvor, auch noch überlegen. Hannes war ihr immer noch egal. Es war nur ein schöner Kuss.


In Hannes keimte die Sucht nach mehr, doch Sabina stand auf und verließ die Parkbank. Sie lächelte ihn noch einmal an und spazierte dann wieder in Richtung ihrer Freunde.


Diese warteten bereits auf sie. Sie gingen gemeinsam zu einem der umliegenden Lokale und wollten dort die Stunden der Entscheidung auf den Sieger abwarten.


Nach circa einer Stunde bekam Sabina ein Sms auf ihr Handy.


„Wo bist du?“


Sabina hatte Hannes Nummer irgendwann gelöscht, um nicht in Versuchung zu kommen, ihm zu schreiben, ihn anzurufen, oder ihm Songs auf seine Mobilbox zu singen. Aber sie wusste genau, dass diese Nachricht von ihm stammte. Sie lächelte. Er wollte also spielen.


„Na gut, Hannes. Spielen kann ich, sehr gut sogar.“ Dachte sie, nach dem sie schon etwas getrunken hatte.


„Bin beim Mexikaner. Komme aber bald zurück.“


„What the fuck? Schwing deinen geilen Arsch sofort hier her zurück!“


„Geduld, mein Guter!“


Sabina genoss es, ihn leidend und gequält zu wissen.


Nach einer weiteren Stunde – draußen war es bereits dunkel geworden - kehrte sie gemeinsam mit ihren Freunden zurück auf die Wiese und sagte, dass sie noch schnell zur Toilette müsse.


Hannes wartete bereits auf sie an der Kastanienallee. Er sehnte sie herbei, wie ein Verdurstender ein Glas kühles, klares Wasser.


Sie verkörperte für ihn, das was er immer „haben“ wollte, aber glaubte nie haben zu können.

„Was ist denn Hannes? Was willst du denn noch?“


„Du weißt, was ich will!“


„Hannes!“ Sabina seufzte. „Du wolltest doch damals die Funkstille! Das hat mich wirklich verletzt!“


„Ich weiß! Ich würde alles dafür tun, um das wieder gut zu machen!“


„Und wozu?“


Hannes schwieg und neigte den Kopf etwas zur Seite. Sabina kehrte ihm den Rücken zu und wollte gerade weggehen, als eine lähmende Leidenschaft sie dazu zwang, sich wieder umzudrehen und ihn zu küssen.


Sie küsste ihn so leidenschaftlich und energisch, als wäre es nun wirklich das allerletzte Mal.


Hannes fühlte, dass sich in seiner Hose etwas regte.


„Also, wie kann ich es wieder gut machen?“


„Du kannst dich ja einmal melden! Meine Nummer und meine E-Mail-Adresse hast du ja!“


„Darauf kannst du wetten! Und jetzt küss mich noch mal!“


Sabina hörte von der Bühne, dass bereits die ersten Sieger verkündet wurden und wollte nichts versäumen.


„Du, ich muss los!“ Mit diesen Worten startete sie einfach los.


„Warum denn?“ rief Hannes ihr noch nach.

Sabina gesellte sich zu ihren Freunden und verfolgte gespannt auf die Kürung der Sieger. Es ging bereits um Platz 6. Die Band ihrer Freunde war also mindestens auf Platz 5. Ihr Herz klopfte wie wild vor Aufregung. Sie war sich nicht sicher, ob es wegen der Band oder wegen Hannes so raste. Eine Viertelstunde später ging es bereits um die ersten 3 Plätze. Das war das Tüpfelchen auf dem i, dachte Sabina. Dass ihre Freunde unter die ersten 3 gekommen waren und sie hatte das Finale mitverfolgt und mitgevotet!


Sie konnte ihr Glück kaum fassen, dass auch der zweite Platz an eine andere Band ging und ihre Freunde sich als Sieger herausstellten. Damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. Es war einfach magisch. Sabina liebäugelte mit dem Gedanken, dass es sich vielleicht um eine Art Zeichen handeln können, dass heute der Tag der Glückstreffer war: Zuerst die Begegnung mit Hannes und dann der Sieg der Band.


Sabina quiekte, tanzte, schrie vor Beigeisterung. Sogar ein paar Freudentränen waren ihr in die Augen getreten. Sie umarmte jeden ihrer Freunde, auch ein paar der tanzenden Chinesen in Lederhosen. Plötzlich stand auch Hannes wieder neben ihr. Voller Euphorie stürzte sie sich mit ausgebreiteten Armen um seinen Hals. Er drückte sie so fest an sich, dass ihr die Luft wegblieb, aber es war ihr egal. Sie schloss die Augen und genoss den Rausch dieses Moments. Es war bereits nach 23 Uhr und sie wussten, dass die Fanbusse, schon auf die Abfahrt warteten.


Sabina verabschiedete sich von ihren Freunden, die großteils die Nacht in Wien verbrachten oder sowieso dort wohnten. Danach ging sie mit Hannes zu den Bussen. Die Motoren liefen bereits und sie mussten sich trennen. Hannes hielt Sabina am Handgelenk fest.


„Komm, das sieht keiner!“ Mit diesen Worten zog er sie noch einmal an seine Lippen heran. Doch Sabina gab ihm nur ein kleines Küsschen, riss sich los und stieg in den Bus. Bevor sie die Treppen hinauf ging, lächelte sie ihm noch einmal über ihre Schulter zu.


Er nickte freundlich zurück und lächelte verlegen.


Auf dem Weg nachhause wurde in den Fanbussen noch gesungen und gefeiert.

Am nächsten Tag kam ihr alles vor wie ein Traum. Sie freute sich darüber, Hannes in so einer friedlichen Art und Weise wieder begegnet zu sein. Sie konnte aber sonst keinerlei Gefühle für ihn in sich entdecken. Die alten Erinnerungen schienen so weit zurück zu liegen…hinter ihr zu liegen und so widmete sie sich wieder ihrem Alltag.

Nach ein paar Tagen, stellte Sabina erstaunt fest, dass Hannes sich tatsächlich schon gemeldet hatte. Gleich am Tag nach dem Newcomer-Finale:


„Hi! Habe mich wirklich sehr gefreut, dich gestern wieder zusehen! Vielleicht können wir ja nun Kontakt halten. Ich bin sehr zuversichtlich! Viele liebe Grüße!“

Sabinas Körper wurde von einem warmen Prickeln durchströmt, während sie seine Zeilen las. Plötzlich keimte der Wunsch in ihr auf, ihn in ihrer Nähe haben zu wollen, eng umschlungen mit ihm zu tanzen, ihn zu küssen, ihn einfach festzuhalten.

Da ihre Mädchen gerade schliefen, kuschelte Sabina sich in ihr Bett und schloss die Augen. Sie begann zu masturbieren. Dabei stellte sie sich vor, wie Hannes seinen mächtigen, harten Schwanz wieder und wieder in ihren nassen, rosigen Spalt bohren würde. Und wie er sich, genau über ihren weit gespreizten Beinen heftig ergießen würde. Immer schneller und fester ließ Sabina ihren stramm angespannten Mittelfinger über den kleinen, sehr empfindlichen Hügel zwischen ihren prallen, öligen Schamlippen hin- und her gleiten. Der Blick auf ihre T-Shirt, durch das sich ihre harten Nippel abdrückten, steigerte ihre Geilheit ins Unermessliche. Von einer Sekunde auf die andere – wie es meistens der Fall ist – schwappte ihr Lustgefühl über. Sie erschrak förmlich darüber, dass sie schon kommen sollte. Ungläubig hielt sie die Luft an, während sich ihr gesamter Unterleib innerlich aufbäumte und ihr einen wahnsinnig intensiven Orgasmus bescherte. Sie biss sich auf die Unterlippe um mit ihrem Stöhnen die Mädchen nicht zuwecken. Starke Wellen ließen Sabinas Körper erzittern. Mit geöffnetem Mund hob sie ihr Becken leicht im Takt zu den regelmäßigen Impulsen, erst schnell, dann immer langsamer werdend.


Erschöpft aber wohlig, rollte Sabina sich zur Seite. Sie wollte nicht einschlafen. Sie musste Hannes schreiben.

“Hi, H.! Habe mich auch gefreut, dich wieder zusehen, obwohl ich doch etwas schockiert war! Vielleicht treffen wir uns ja einmal...Vielleicht komme ich zum diesjährigen Sommerfest ins Studentenheim! Liebe Grüße, S.“

„Na hör mal, was heißt Schock? Bin ich denn so hässlich? Ich habe mich auf jeden Fall total gefreut, dich zu sehen und war von dir gar nicht so schockiert. ^^


Sommerfest klingt gut! Habe mich auch schon als stellvertretender Bar-Chef angemeldet! ;-) Ansonsten bin ich Befürworter eines guten Rotweins. Habe noch 4 Flaschen herumstehen, die seit langer Zeit verstauben. Vielleicht findet sich ja auch dafür einmal Gelegenheit.


Naja, so oder anders. Irgendwie werden wir es schon schaffen uns wieder zusehen.“

„Hannes…von so hässlich kann nicht die Rede sein^^. Ich war einfach nicht darauf vorbereitet dich zu sehen, dann warst du auch noch betrunken und hattest deine Rocker-Kluft an...du hast also einen...äh... "used" Eindruck bei mir hinterlassen...für mich warst du der Hannes von vor 4 Jahren, oder schlimmer *gg*. Da war ich natürlich etwas schockiert.

Naja, egal! Danke jedenfalls für deine Geburtstags-sms! Habe mich wirklich riesig darüber gefreut! Vielleicht klappt es bei mir ja doch mit dem Sommerfest. Anscheinend spielt auch „mandatory“! Da müssen wir unbedingt tanzen…nur um der alten Zeiten Willen ^^! Aber wenn du Bar-Chef bist, wirst du ja ohnehin keine Zeit haben, oder?


So, werde jetzt wieder in den Garten gehen! Liebe Grüße! S.“


Als Sabina die E-Mail fertig getippt und abgesendet hatte, putzte sie sich die Nase. „Wenn ich mit dem Taschentuch von hier aus, genau in den Mistkübel treffe, ist Hannes der Richtige für mich!“, dachte Sabina und warf. „Na gut, einer von drei Versuchen.“ …

Es vergingen 2 Wochen, in denen Sabina nichts von Hannes zu lesen bekam. Sie fragte sich, ob vielleicht wieder seine Freundin eine E-Mail gefunden haben könnte. Sie wusste, dass sie geduldig mit ihm sein musste. Sie wollte ihn auf keinen Fall noch einmal verlieren.


Hannes wiederum befand sich in einer misslichen Zwickmühle. Er hatte sehr starke Gefühle für Sabina. Am liebsten wollte er sie einfach abholen und mit ihr irgendwohin abhauen, aber so ein großer Träumer, war selbst er nicht. Die naive Vorstellung davon, irgendwo mit ihr ein neues Leben anzufangen, erschien ihm kindisch und unrealistisch. Er ging seinen Pflichten als Student und Vater nach, musste er doch nebenbei noch arbeiten, um zu Geld zu kommen.


Oft konnte er sich während der Arbeit nicht konzentrieren, weil er nur an eines denken konnte: sein Gesicht tief in Sabinas Schoß zu vergraben und sie immer wieder seinen Namen schreien hören.

„Hey S.! ;-)


Tut mir leid, dass ich erst jetzt schreibe. Habe gerade eine 'keine-Zeit-für-garnichts-Phase'. Der erste Punkt auf meiner to-do-list ist mittlerweile "to-do-list abarbeiten"...


Du kennst das ja sicher, wenn man nachts nicht viel schläft, dann tagsüber auch nicht wirklich produktiv ist, ein Kind dauernd Aufmerksamkeit fordert und trotzdem haufenweise Dinge zu erledigen sind, die lustigerweise wenn man damit anfängt immer mehr statt weniger werden.


Tja, dann sehen wir uns ja hoffentlich auf dem Studentenfest! VLG, H.“

Tatsächlich trafen sie sich auf dem besagten Studentenfest. Sabina war mit Freunden gekommen, um die Band zu hören, nicht um Hannes wieder zusehen…nicht NUR um ihn wieder zusehen.


Sie saß mit den anderen um einen Tisch, als sie plötzlich entdeckte, dass Hannes mit einem Cowboyhut auf dem Kopf herumlief. Er trug sein Hard-Rock-Café-T-Shirt. Sie konnte sich nicht dagegen wehren, ein großes Lächeln auf ihren Lippen erscheinen zu lassen. Sie fragte sich wie es wohl möglich war, dass dieser junge Mann, sie immer sofort in seinen Bann zog, sobald er auf ihrer Bildfläche erschien.

Ein wenig später, sah sie ihn hinter dem Tresen stehen. Hannes hielt bereits längst Ausschau nach der Frau, auf deren Kommen er so sehr hoffte. Sabina schritt auf ihn zu und begrüßte ihn, herzlich. Hannes Freude stand ihm ins Gesicht geschrieben. Auf diesem Platz bewegten sich etwa tausend Menschen, doch in diesem Augenblick, gab es nur sie beide. Die Luft war wie elektrisiert.


„Hey!“


„Hi!“


„Was ist mit dem Cowboyhut passiert?“


„Ja, den habe ich gerade für 50 Euro verkauft!“


„Kommst du nachher auch in die Kellerbar, wenn Mandatory spielt?“


„Natürlich! Bin ja der Barchef heute! Was darf ich dir denn anbieten?“


Sabina lachte und gab 4 Vodka Lemon in Auftrag.


Kurz nach 22 Uhr war das Konzert bereits in vollem Gange. Die Wände des Kellers vibrierten, die Luft war stickig und heiß. Hannes hatte alle Hände voll zu tun.

„Hannes, Hannes! Komm doch! Sie spielen unser Lied! Komm schon, wir müssen tanzen!“ rief Sabina ihm zu.

Und sie tanzten, rockten, ließen ihre Haare fliegen. An diesen einen Song erinnerte sich Sabina. Hannes war der einzige, der mit ihr in vorderster Front getanzt hatte, damals an jenem Oktoberabend, als sich die beiden unsterblich in einander verliebten.


Als der Song zu Ende war, verloren sich ihre Blicke ineinander. Sabina nahm Hannes bei der Hand und zog ihn mit sich aus dem Gebäude.


Sie schlenderten die neonbeleuchtete Straße entlang, sprachen über die vergangenen Jahre und das Phänomen „Patchworkfamily“, aus dem sie auch beide stammten.


„Wir sollten mit der Tradition nicht brechen!“ scherzte Hannes und lächelte Sabina verlegen an.


Hannes überredete Sabina, mit ihm in die Wohnung hoch zu gehen. Er hatte „sturmfrei“ für diese Nacht. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch willigte sie schließlich ein, nur um zu sehen, wie er denn so lebte.


Die Wohnung war übermäßig im Stil der 80er-Jahre eingerichtet und gestaltet.


Sabina ließ sich erweichen, noch auf ein Glas Wasser zu bleiben.


Als Sabina nach dem besagten Glas aufstand und gehen wollte, hielt Hannes sie am Handgelenk fest und umarmte sie. Sie wehrte sich noch, aber sie war chancenlos ihren Gefühlen ausgeliefert, die wieder sagten: „Warum nicht? Du machst nichts Verbotenes!“


Tränen der Verzweiflung stiegen in ihr auf. Sie wollte keinesfalls, dass Hannes etwas davon merkte. Er sollte keine Schwächen kennenlernen.


„Warum kämpfst du denn so mit dir selbst?“


Sabina antwortete nicht.


„Einerseits fühle ich bei dir so eine wahnsinnige Sehnsucht nach mir und auf der anderen Seite, bist du so kühl und abweisend!“ warf Hannes ihr vor.


„Na du bist gut! Erstens bist du in einer fixen Beziehung und zweitens hast du dich nach meiner letzten E-Mail zwei Wochen lang nicht gemeldet!“


„Ja, tut mir leid!“


„Rede dich nicht auf Stress hinaus!“


„Nein…das war so eine Art Abwehrmechanismus…du weißt schon…“


Hannes setzte sich auf die Couch und zog Sabina zu sich. Sie wollte nicht gehen, obwohl nun alles in ihr schrie: „Jetzt! Hau ab, Mädel!!“

„Weißt du, der Winter nach dem wir beide uns getrennt hatten, war der reinste Albtraum! Ich habe viele Stunden damit verbracht, darüber nachzudenken, wie ich uns eine Brücke bauen kann, aber ich fand keinen Weg. Stattdessen, habe ich oft unsere Lieder gehört. Beim Staubsaugen habe ich sie dann unter Tränen gesungen. Es war die schrecklichste Zeit in meinem Leben überhaupt, wenn auch die intensivste, prägendste,…


Ich kann mich noch erinnern, als ich zu Weihnachten in Simons Bett lag, also bei seinen Eltern zuhause. Wir hatten die Balkontür geöffnet um vor dem Schlafen noch frische Luft herein zulassen. Ich lag unter einer dicken Bettdecke und ich sah, wie die Sterne am Himmel in der flirrenden Kälte glitzerten, wie Diamanten auf schwarzem Samt. Der Wind blies die eiskalte Luft in mein Gesicht. Es fühlte sich für mich an, wie der eisige Hauch der Realität, der mich, also uns eingeholt hatte. Doch ich wollte am liebsten einfach aufspringen und mich auf den Weg machen. Es wäre mir egal gewesen, tagelang nackt in der Kälte durch Wälder schreiten zu müssen, nur um in deinen Armen liegen zu können.“


Sabina unterdrückte ihre Tränen.


Hannes hielt einen Moment inne. Was Sabina ihm gerade erzählt hatte, ließ einen bitteren Schmerz in seinem Herzen pochen.


„Wenn ich das gewusst hätte…Also das hätte mich dann wirklich restlos überzeugt, dass wir beide zusammen gehören.“


Sie umarmten sich und hielten sich ganz fest.


„Hm, ich sollte das wahrscheinlich jetzt nicht sagen…“


„Raus mit der Sprache!“ flüsterte Hannes zärtlich in Sabinas Ohr.


„Ach! Naja, also, als ich da im Bus saß – du weißt schon, auf dem Weg nach Wien zum Newcomer-Award-Finale – und deine Stimme hörte, wusste ich sofort, dass du es warst. Mein Herz raste und ich zitterte am ganzen Leib. Ich glaube einfach, wenn man für jemanden nach so langer Zeit immer noch so starke Gefühle hat, könnte das vielleicht Liebe sein.“


Hannes drückte Sabina ganz fest an sich.


„Das ist sogar ganz bestimmt so!“


„Aber warum hast du dich nie bei mir gemeldet?“


„Keine Ahnung! Ich dachte, du hättest mit der Geschichte abgeschlossen!“


„Pfff!“


Plötzlich entdeckte Sabina an Hannes linkem Ellbogen ein Muttermal. Sie lag ihm gegenüber und hielt ihren rechten Ellbogen zu seinem linken. Sie hatte an exakt der gleichen Stelle ein gleiches Muttermal. Das war zuviel. Sie setzte sich auf.


„Was willst du denn eigentlich von mir? Was siehst du in mir?“


„Hm, das ist aber eine sehr philosophische Frage! Zu einem ziemlich großen Teil, mich selbst.“


Als Hannes das aussprach seufzte Sabina erneut. Es war genau das, was sie dachte. Sie wusste auch, dass er so antworten würde.


Sie schwiegen beide für einige Augenblicke, streichelten sich etwas und sahen sich dann tief in die Augen.


„Sag mal, wenn wir zusammen wären, würdest du dich dann auch im Geheimen mit einer anderen Frau treffen und so mit ihr da liegen?“


„Niemals.“


Hannes strich Sabinas Haare aus ihrem Gesicht, streichelte ihre Wange ganz sanft mit seinem Daumen und berührte dann mit seinem Zeigefinger ihre Lippen.


Sabinas Herz klopfte wie verrückt, alles in ihr schrie: „Jetzt oder nie!“


Mit offenen Augen, gab sie ihm einen sanften Kuss auf seine Stirn, dann auf seine Wangen. Hannes schloss seine Augen und küsste Sabina so zärtlich wie nie zuvor. Der Kuss wurde immer wilder und intensiver. Sie rekelten sich auf der Couch. Die Decke unter ihnen war bereits völlig verrutscht und zerknüllt. Immer wieder zog einer der beiden ein Kleidungsstück aus. Sabina fuhr mit ihrer zierlichen Hand in Hannes’ Shorts um sein mächtiges Glied zu ertasten. Sie massierte zuerst seine Eier, dann seinen großen Schwanz, über dessen extreme Härte sie sich regelrecht freute. Als sie mit ihrer Daumenkuppe vorsichtig über seine Eichel strich, spürte sie einige Freudentropfen. Voller Inbrunst leckte sie diese von ihrem Daumen, als wäre es Erdbeergelee.


Auch Hannes Finger waren in Sabinas Höschen gelandet. Gekonnt, wie schon Jahre zuvor, weckte er wieder die Säfte der Lust in ihrem warmen und weichen Universum der Freuden. Diese immer heftiger werdenden Stöße riefen lustgeschwängerte Laute aus Sabina hervor. Zuerst waren es unterdrückte Seufzer, dann klang es immer mehr wie das Jaulen eines jungen Hundes. Hannes turnte es irrsinnig an.

Sie liebten sich. Es war keine lustvolle Liebe, sondern die melancholische, heilige. Beide fühlten sich wie in einem Film. Jede Bewegung saß und traf, jede Berührung war wie ein kleiner Orgasmus, jede Träne, die sie vergossen, wie ein Meer aus Gefühlen. Doch sie spielten sich nichts vor, es war alles real.


Sie küssten sich und saugten den gegenseitigen Duft voneinander ein. Sie streichelten sich, bissen sich, hielten sich fest, umarmten sich. Sie drangen ineinander, schwitzten, stöhnten, schrieen und weinten. Ihre Körper verkeilten sich ineinander und ihre Zungen umschwammen sich, so wie ihre Geister. Sie ließen die Orgasmen einfach durch ihre Körper pulsieren, ohne ihnen besondere Bedeutung zu schenken oder sie sehr zu genießen. Alles geschah, im permanenten Wissen, dass dies ein einmaliger, nie wiederkehrender Moment war und es das letzte Mal geschehen würde.

Eng umschlungen schliefen sie ein. Doch kurze Zeit später, erwachte Sabina. Sie biss di Zähne zusammen und löste sich aus dieser Umarmung, die für sie der Himmel war, aber einfach nicht sein durfte und konnte. Sie schnappte sich ihre Tasche und stopfte ihre schwarze Weste und ihre Unterwäsche hinein. Dann fuhr sie nachhause, hörte im Autoradio ihre gemeinsamen Songs ganz laut und sang mit, so lange ihre Stimme vor Weinen nicht versagte.

Zuhause angekommen, schlich sie sich ins Haus und räumte ihre Handtasche. Es war ihr, als hielte sie einen riesigen funkelnden Diamanten in ihren Händen. Sie hatte unabsichtlich Hannes’ T-Shirt eingepackt – das Hard-Rock-Café-T-Shirt, das so viele Geschichten über sie beide erzählen konnte.

Am Abend danach, fast zur gleichen Zeit, saßen beide vor ihren PCs, die E-Mail Adresse bereits eingegeben, die Finger auf der Tastatur.


Beide harrten aus. Sie fühlten sich wie gelähmt, gefesselt an ihre getrennten Leben, ohnmächtig etwas daran ändern zu können. Sie ahnten beide, dass sie nicht lange miteinander auskommen würden. Sie war fordernd und ungeduldig. Er war bestimmend, aber selbstunsicher und unzuverlässig. Sie würde ihm nicht vertrauen können und ihm mit Eifersüchteleien auf die Nerven gehen. Und vor allem: Was würde ihnen bleiben, wenn sie auch das zugrunde gerichtet hätten?


Und so wählten sie eine überirdische Liebe im Geiste zu bewahren, bevor sie diese in einer irdischen und somit auch sterblichen Liebe ersticken würden.

Die Menschen brauchen immerhin etwas, das sie bewundern, anhimmeln, anbeten können. So wie ein Drama, das Sehnsüchte in ihnen weckt, jedoch niemals stillt. Wir sind süchtig danach, uns nach jemandem zu sehnen, ohnmächtig zu sein. Was einem heilig ist, will man nicht zerstören.


Es ist ein schöner Schmerz, wenn man sich von einem lieben Menschen verabschiedet. Man weiß, man sieht ihn wieder. Wenn man weiß, dass man einen Menschen niemals wieder sieht, den man liebt, ist es die Geburt des ewig lodernden Feuers der Sehnsucht. Das purste und reinste Gefühl, das in uns allen tief verwurzelt ist, immer wieder kehrend und unauslöschbar.


Wir wollen uns aus dem Fenster hängen, winken und rudern, FAST fallen. Doch bevor wir stürzen und somit dieses Schwindelgefühl für immer verlieren, ziehen wir uns lieber zurück, denn fliegen kann niemand.

Beide lebten ehrenhaft glücklich mit ihrer Sehnsucht. Sie vermieden es, auf Konzerte ihrer Freunde zu gehen und glaubten daran, die große Liebe gefunden zu haben, aber diese niemals leben zu dürfen.


In melancholischen Momenten, hörten sie ihre gemeinsamen Songs, sahen Filme oder Serien, die sie aneinander erinnerten und wovon es mittlerweile unzählige gab.


Sabina hoffte unbewusst, dass sie das Hard Rock Café-T-Shirt, das sie nicht gewaschen, sondern in einem luftdichten Sack unter ihren Kleidern versteckt hatte, irgendwann durch Zufall wieder finden würde und ihr Gesicht darin vergraben könnte. Hannes, der ihr das T-Shirt in die Tasche gepackt hatte, träumte davon, dass Sabina es eines Tages wieder als Nachthemd tragen würde und er neben ihr nach einer Wahnsinnsnacht aufwachen dürfte.

Kommentare


Angelique1960
dabei seit: Dez '11
Kommentare: 19
schrieb am 03.12.2011:
»die geschiche gefällt mir...weiter so«

baukie
dabei seit: Jul '12
Kommentare: 3
schrieb am 02.08.2012:
»Ich habe diese Geschichte zuletzt gelesen, weil mich der Titel am wenigsten erwarten lies. Das war aber ein Irrtum, die Erotik und das Wechselspiel der Gefühle ist bei dieser Geschichte ganz großartig. Mach weiter so :-)«


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