Small Talk 2 Am Baggersee
von Mondstern
Fußball, Autos und Frauen sind wohl Bestandteil jeder Männerrunde im Biergarten. Was aber reden Frauen, wenn sie unter sich sind? Es ist schon schwer genug für Männer, nur einer einzelnen Frau zuzuhören. Mehrere bei einem Gespräch zu belauschen? Nahezu unmöglich.
Das inspirierte mich zu dieser Serie. Nimm deine Decke, lege dich einfach neben uns hin und höre zu.
*** *** ***
Am Wochenende war das Bundesliga Derby zwischen dem VFB Stuttgart und seinem badischen Erzrivalen. Im Vorfeld hatte ich meinen Arbeitskollegen - denjenigen, die es interessierte und ebenso den Kollegen, denen es am Hintern vorbeiging - großspurig erklärt, dass der VFB sich auf etwas gefasst machen könne, wenn er beim Zweitligameister antritt. Wenn wir verlieren würden, dann könnte ich leicht behaupten, dass man den budgetschwachen Karlsruher Aufsteiger, ja unmöglich mit dem amtierenden Deutschen Meister vergleichen könne, und ihnen somit jeden Wind aus den Segeln nehmen.
Da mir der badische Sieg aber nicht soooo wichtig war … okay – gelogen - da ich das natürlich völlig genoss, kam ich am Montag mit dem blauen KSC Aufstiegs T-Shirt ins Büro. Natürlich schmeckte das meinen schwäbischen Kollegen nicht wirklich, aber – was soll’s.
Am meisten freute mich, dass bei dem Spiel die befürchteten Krawalle und die vulgären Hasslieder ausblieben, für beides hatte ich noch nie Verständnis.
***
Im Großraumbüro war relativ wenig los und ich fand wirklich nichts dabei, bei 30 Grad Außentemperatur meine Schuhe auszuziehen, die Hose bis an die Knie hochzukrempeln, und meine Füße in eine Wanne mit kaltem Wasser zu stellen.
So lümmelte ich mich im Bürostuhl, betrachtete abwechselnd den Monitor mit den Datentransfers und den anderen Bildschirm mit den geöffneten Kalkulationsprogrammen. Nebenbei bearbeitete ich eines der Formulare mit der Maus, die ich mühevoll auf dem Oberschenkel steuerte. Aber irgendwie war ich nicht wirklich fit.
Der berühmte Fünf-Minuten-Büroschlaf soll doch angeblich neue Lebensgeister wecken und den Elan zurückbringen. Unter diesem Beweggrund ruhte meine Stirn auf der Schreibtischplatte und meine Arme baumelten locker nach unten, als eine Stimme an ein Ohr drang.
„Ist das die Frau Müller?“
„Bin nicht da!“, murmelte ich, den Kopf immer noch auf der Schreibtischpatte liegend. Doch dann schwante mir Böses. Mist! Die Stimme kannte ich doch irgendwoher … nee, oder?
Ich hob langsam den Kopf und schaute meinen Abteilungsleiter verlegen lächelnd an.
„Bin leicht urlaubsreif.“
Er schmunzelte: „Das bin ich auch, Frau Müller. Noch zwei Wochen und ich fliege mit meiner Frau nach Griechenland. Wann haben Sie Urlaub, Frau Müller?“
„Ab Übermorgen – endlich.“
„Dann schlafen Sie mal schön weiter“, meinte der Vorgesetzte augenzwinkernd. „Ach so, Frau Müller. Ihr T-Shirt ist – furchtbar!“
„Das sagt mein Mann auch!“
„Er interessiert sich für Fußball?“
„Hardcore-VFB-Fan!“
Er lachte.
„Dann hatten Sie bestimmt einen angenehmen Sonntagnachmittag!“
Wieder etwas fit spulte ich die Routinearbeiten ab, bis eine Kollegin plötzlich neben mir stand. Ein kurzer Blick in ihre Plastiktüte, eine Info, mein Rechner gesichert und kurze Zeit später stand ich im KiK, kämpfte mich an den Wühltisch und schnappte mir alles, was ich noch bekommen konnte. Von 4,95 auf einen Euro heruntergesetzt, da kann man nicht viel falsch machen - oder doch?
Ich wartete brav in der Schlange vor der Kasse, und betrachtete die etwa zehn Stringtangas, die ich mir erkämpft hatte. Nicht wirklich bequem, eher die Marke „kleine Schlampe“. Oder anders gesagt, genau das, was Jürgen an den Rand des Wahnsinns bringt, wenn ich so nach dem Duschen vor ihm herumwackle.
„Finde ich auch!“
Eine Männerstimme riss mich aus meinen Gedanken, und mit offenem Mund sah ich den neuen Arbeitskollegen an.
„Die stehen Ihnen bestimmt ausgezeichnet, Frau Müller!“
Er zwinkerte mir frech zu und diese unpassende blöde, rote Substanz veränderte den Farbton meiner Wangen. Da stand ich nun wie ein kleines Mädchen, den Hauch aus Nichts wie der Greifer eines Baggers umklammert, und überlegte, wie dieser Zauberspruch lautete, der einen verschwinden ließ. Dann fiel mir aber dieser andere Spruch ein: Angriff ist die beste Verteidigung!
„Anja! Nenn mich Anja, wenn du mich schon mit meiner Unterwäsche gesehen hast!“
Er lachte: „Gern Anja, freut mich. Ich bin David!“
Er reichte mir die Hand, was allerdings im Anbetracht der Umstände schwer zu erwidern war. Wir mussten beide lachen. Er reagierte sogleich, lief an die Kasse und kam mit einem Einkaufskorb zurück. Ich legte die winzigen Wäschestücke hinein und wir konnten uns dann endlich „offiziell“ bekannt machen.
Er versprach zu schweigen, aber bestimmt verplappere ich mich mal in trauter Kollegenrunde.
Die letzten beiden Stunden vermied ich es, noch etwas Produktives zu leisten und hielt meine Kollegen von ihrer Arbeit ab, lästerte fleißig weiter über die VFB Schlappe und irgendwie ließ mich das Gefühl nicht los, das einige sich dann doch freuten, als ich Feierabend hatte und winkend das Büro verließ.
Aus dem Büro raus und sofort den Hebel umlegen, hatte ich mir mal zu Neujahr als Vorsatz vorgenommen. Ich brauchte zwar einige Zeit, um das zu lernen, aber mittlerweile klappt es ganz gut. Schon relativ entspannt fuhr ich direkt auf den Parkplatz am Waldsee.
Für 13 Uhr hatte ich mich mit meinen beiden Schwestern am See verabredet und freute mich auf ein paar unterhaltsame Stunden. Ich stellte mein Auto in den Schatten eines Baumes und stieg aus.
Bis auf ein Pärchen, das gerade Richtung Sonnenwiese schlenderte, war niemand zu sehen. Schnell zog ich die Leinenhose aus, den Slip herunter und schlüpfte in den zitronengelben Stringtanga. Wieder ein kurzer Rundumblick: immer noch keiner zu sehen. Umständlich öffnete ich den Verschluss des BHs, fasste mit der Hand unter das T-Shirt und zog den Träger erst über die Schulter, dann über den angewinkelten Ellenbogen und schließlich über meine Hand. Dasselbe auf der anderen Seite und ich zog ihn durch die Öffnung eines Ärmels. Den BH warf ich zu den anderen Klamotten auf die Rückbank. Das Bikinioberteil stopfte ich in meinen Korb, in dem auch die weiteren lebenswichtigen Sachen waren: Mineralwasser, Obst, Sonnencreme, zwei Handtücher, Haarbürste, Feuchtigkeitscreme, Zigaretten, Kaugummi - und noch eine Haarbürste …
Ich holte die Decke aus dem Kofferraum, zog die Birkenstock an und trottete los. Schlagartig blieb ich stehen, verdrehte die Augen und ging wieder zurück zum Auto. Das dunkle T-Shirt wollte ich doch gegen ein luftiges Top auswechseln. Ich streifte es über den Kopf und warf es zu den anderen Sachen. Natürlich passierte jetzt das, was immer passierte. Wo zum Henker war mein Top? Ich scannte den Innenraum ab, ging zum Kofferraum, aber es war nirgendwo zu finden. Ein Pfiff erinnerte mich plötzlich daran, dass ich hier ‚oben ohne’ neben der Straße stand. Eine Gruppe Radfahrer düste vorbei, und wie Männer im Rudel nun mal sind, pfiffen sie albern, und als ob sie noch nie einen nackten Frauenoberkörper gesehen hätten, verdrehten sie ihre Hälse, dass es fast zu einer Massenkarambolage kam. Ich verschränkte noch schnell meine Arme vor der Brust und grinste zurück. Augenblicklich fiel mir auch wieder ein, dass ich das Top ja vorhin schon in meinen Korb gesteckt hatte.
Was soll’s! Es gab Schlimmeres. Ich streifte mir das Top über, packte meine Decke wieder unter den Arm, zog die dunkle Sonnenbrille von der Stirn und lief mit dem Korb in der Linken zu unserem ausgemachten Treffpunkt.
Meine Haut hatte fast ihre dunkelste Pigmentierung erreicht und der Kontrast zum gelben String gefiel mir gut. Das kleine Etwas musste ich einige Male möglichst unauffällig „justieren“, bis es nicht mehr kniff.
Es war über 30 Grad heiß und es wehte nur ein lauer Wind. Viele Leute tummelten sich auf der Wiese in der Nähe des Parkplatzes. Cool stolzierte ich an den vielen Grüppchen vorbei, wackelte etwas mehr als erforderlich mit dem Hintern, wenn mir einer der Jungs gefiel, und genoss das Gefühl, zu wissen, dass er mir hinterher sah.
Mein Ziel war der sandige Bereich auf der Südseite, wo es erfahrungsgemäß immer etwas weniger überlaufen war, weil viele nicht so weit laufen wollten. Schon von Weitem sah ich meine Schwestern und winkte ihnen zu. Die beiden entdeckten mich und winkten zurück. Andrea in ihrem Bikini und Claudia oben ohne. Ein Blick in ihren Aschenbecher verriet mir, dass sie schon eine Weile hier waren.
„Hi, ihr beiden!“
„Hallo! Schön, dass du da bist“, begrüßte mich Andrea, meine ältere Schwester.
„Hallo Anja!“
„Hey! Sieht geil aus!“ sagte ich zu Claudia. Meine ein Jahr jüngere Schwester hatte sich die Haare schwarz gefärbt und trug sie zur Abwechslung mal nicht zusammengebunden.
„Mit offenen Haaren gefällst du mir viel besser!“, sagte ich und gab ihr einen Kuss. Bei Claudia machte ich das automatisch zur Begrüßung, bei Andrea eher selten.
Ich legte meine Decke neben die meiner Schwestern, zog das Top über den Kopf und sprang ins kühle Wasser. Einige Minuten schwamm ich und war wie neu geboren, als ich aus dem Wasser kam. Den Oberkörper nach vorne gebeugt wrang ich die langen Haare aus, schüttelte zwei-dreimal den Kopf und genoss die leichte Brise, die meinen Körper kühlte. Ich zog den Stringtanga aus und warf ihn auf meine Decke. Dann setzte ich mich nackt im Schneidersitz neben meine Geschwister und steckte mir eine Zigarette an, während Andrea mir eine Blechtasse mit Kaffee reichte.
„Ist das hier erlaubt?“, fragte sie.
„Kaffee zu trinken?“, fragte ich scheinheilig.
„Quatsch, ich meine doch, FKK zu machen!“
„Wer soll es denn verbieten? Hier ist offiziell ja nicht einmal Baden gestattet.“
„Nicht? Das wusste ich gar nicht!“
„Oh je, Andrea. Du machst etwas Illegales! Tz tz tz“, lästerte Claudia.
Ich cremte mich inzwischen mit meinem „Tiroler Nussöl“ ein und genoss die Sonnenstrahlen auf meiner nackten Haut.
„Pass auf, dass du dir nicht einen Sonnenbrand auf den Lippen einhandelst!“, sagte Claudia.
Mich weiterhin eincremend, griff ich in meinen Korb und zeigte ihr den Labello.
„Ich meinte die anderen Lippen!“, sagte sie grinsend.
Ich verdrehte die Augen.
„Was ist das denn?“, fragte Claudia erstaunt.
„Was?“
„Na das!“, meinte sie und zeigte zwischen meine Beine.
„Das nennt man Vulva. Wird fälschlicherweise auch oft als Vagina bezeichnet!“
„Ha ha ha! Ich meine die Härchen!“
„Mit Beginn der Pubertät entwickelt sich an manchen Stellen ein Haarwuchs …“
„ANJA!“
Ich grinste und meinte zu Andrea: „Weißt du, welches Wort Claudia in einem Kreuzworträtsel für weibliches Geschlechtsteil mit fünf Buchstaben und ‚V’ am Anfang schreiben würde?“
„Ha ha ha! Du weißt doch genau, was ich meine!“
„Es fing damit an, dass mir mal wieder die Rasierklingen ausgegangen waren … Nee, stimmt nicht. Das ist eine kleine Racheaktion!“
„Wegen Jürgens neuer Kurzhaarfrisur?“
„Also abgesehen davon, dass ich es nicht als Frisur bezeichne – Ja! Genau!“
„Ich dachte, du hast ihm angedroht, dir dein Lockenköpfchen kurz zu schneiden, wenn er seine noch mal auf drei Millimeter runterraspelt.“
„Ich habe geblufft! Das Problem ist nur, er wusste das natürlich. Deshalb auch der Irokesenschnitt!“
„Mit Schamhaaren finde ich es schöner. Lässt du das jetzt so?“, fragte Andrea.
„Glaub nicht! Außerdem pfinzt Jürgen dauernd rum. Er meint, ich bin verpflichtet, ihm zu gefallen und er will es nun mal ‚glatt’.“
„Aber auf dem Kopf können sie ihm nicht lang genug sein!“, stellte Claudia fest.
Ich nickte.
„Ihr hättet erleben sollen, was der für einen Aufstand gemacht hat, als ich meine Haare letzte Woche zehn Zentimeter kürzer schneiden lassen wollte.“
„Und dann hat Anja es natürlich nicht gemacht!“
„Genau! Die kleine unterwürfige Anja macht stets, was ihr Gatte erwartet.“
„Du hast schon Recht, Anja. Lange Haare muss man halt regelmäßig nachschneiden lassen, sonst gehen sie kaputt“, wusste Andrea.
Ich fuhr mit den Fingern durch meine Haare, schüttelte kurz den Kopf und die nassen, herabhängenden Haarspitzen verdeckten meinen Busen.
„Ich finde sie so, wie sie jetzt sind gerade lang genug. So will ich sie - und fertig! Übrigens Andrea, deine sind zurzeit viel empfindlicher!“
„Wieso?“
„Weil du sie halblang trägst. Deine Haarspitzen liegen auf der Schulter auf und das ist das Problem. Wenn sie länger werden und über die Schulter fallen, wird’s besser. Dann fransen sie nicht mehr so schnell aus.“
„Ja stimmt. Die spalten sich, und wenn man sie dann nicht schneiden lässt, passiert es dir wie mir damals. Haare am Arsch!“
„Du hast Haare am Arsch, Claudia? Das ist ja … irgendwie ekelig!“, meinte ich lästernd und gleich an Andrea gewandt: „Übrigens! Geht mich ja im Grunde nichts an, aber bist du freigesprochen worden?“
„Wer? Ich? Wieso?“
Claudia schmunzelte: „Als du deinen Frisör erschossen hast, meint Anja.“
Unsere große Schwester schnappte nach Luft, wollte gerade loslegen, als ihr auffiel, dass wir beide grinsten.
„Mir gefällt der Schnitt und die Farbe ist auch schön.“
„Schnitt ist cool. Wie nennt sich der? Catweazle nach durchzechter Nacht?“
„Lästere nicht, Anja, das ist halt modern!“, meinte Andrea selbstbewusst, gab dann aber doch zu: „Ich bin richtig erschrocken, als ich mich zum ersten Mal im Spiegel sah. Zum Glück wachsen meine Haare aber relativ schnell nach.“
„Was ist das für ein Farbton?“, fragte ich.
„Aubergine.“
„Ich hatte mal eine ähnliche Farbe, nur etwas dunkler. Aber schwarz finde ich am besten – bei mir!“ meinte Claudia und dann an mich gewandt: „Deine sind auch gefärbt, oder?“
„Blond färbt man nicht, das bleicht man! Und nein – alles Natur! Sofern die Sonne kommt, werden meine Haare von alleine heller. Aber ich stehe auch dazu, dass ich sie den Winter über mit Strähnchen aufhellen lasse.“
„Ich finde trotzdem, dass deine Haare total verschnitten sind, Andrea! Aber egal, notfalls kannst du ja eine Kappe aufsetzen.“
„Jürgen kaschiert seine neuerdings mit einem Basecup. Er ist der Meinung, es zieht ihm am Kopf.“
Während wir uns unterhielten, stimmte Claudia plötzlich eine Melodie an und sang: „Ich hab die Haare schön … ich hab die Haare schön … und die Möpse auch.“
„Hans ärgert sich über seine Geheimratsecken … und … ich denke er würde … hätte gern …“, stammelte Andrea zusammen und schaute fassungslos auf unsere jüngste Schwester, die mit beiden Händen ihren Busen hoch drückte.
„Das ist doch kein Weltuntergang. Sieht man halt mehr vom Gesicht! Aber man sollte dazu stehen und nicht versuchen, mit aberwitzigen, lächerlichen ‚Seitenlanges-Haar-über-die-Stirn-gescheitelt’-Frisur rumzulaufen.“
„Ein bisschen schummeln ist erlaubt.“
„Klar ist ja auch in Ordnung. Mach ich selbst ja auch“, gab ich zu.
„Mit deinen Tittchen?“, lästerte Claudia.
„Ja, mit meinen Tittchen! Na und? Hat ja nicht jede so Oschies wie du!“
Und wieder wurden wir mit ihrem Gesang bestraft: „Ich hab die Haare schön … ich hab die Haare schön … und die Möpse auch.“
„Habt ihr etwa keine Push-ups im Schrank?“
„Brauch ich nicht!“, meinte Claudia und reckte demonstrativ ihre Brust heraus.
„Aber du trägst auch BHs, die dein Dekolletee hervorheben“, sagte Andrea.
„Klar, war doch nur ein Witz. Natürlich habe ich auch Push-ups. Ist doch geil, wenn’s die Titten richtig rausdrückt.“
„Ich mag das nicht. Das wirkt so billig“, sagte ich.
„Zu tiefe Ausschnitte wirken auch billig. Geschenke sind noch schöner, wenn sie nett verpackt sind“, meinte Andrea.
„Genau das meinte ich!“
„Frau muss ihre Titten zeigen! Aber, dass ihr beiden Hühner das nicht versteht, weiß ich schon lange.“
„Ich würde mir voll blöd vorkommen, so aufgepumpt im hautengen Top rumzulaufen“, erklärte ich den beiden.
„Aber das machst du ja nie!“, sagte Andrea.
„Eben! Ich will mir ja nicht blöd vorkommen!“
„Ich fühle mich so als richtige Frau. Mir schauen auf jeden Fall mehr Männer hinterher als dir, Anja!“
„Ich gönn’s dir ja, Claudia!“, antworte ich lächelnd.
„Ich habe mir so selbstklebende Haftschalen besorgt, die befestigst du einfach unter dem Busen und brauchst keinen BH“, sagte Andrea.
„Du meinst so Dinger, die man unterm schulterfreien Kleid anziehen kann?“
„Ja genau.“
„Und taugt das was?“ fragte Claudia und imitierte die Haftschalen mit ihren Händen.
„Ich glaub das hält nicht lange, oder?“, fragte ich skeptisch nach.
„Zu Hause habe ich es getestet, da war es gut. Aber wahrscheinlich ziehe ich wieder meinen BH mit den transparenten Trägern an.
„Iiiih, das kann ich gar nicht leiden. Das klebt immer so.“
„Einen Tod muss man sterben! Diese trägerlosen BHs sind ja auch alle Schrott!“
„Ohne!“, sagte ich in die Runde.
„Ohne BH? Nee, das mach ich nicht!“, meinte Andrea und Claudia nickte zustimmend.
„Würdest du so auf eine Gala gehen?“
„Ich würde so nicht auf ein Betriebsfest gehen. Auch nicht zu Tante Ernas 75. Geburtstag. Aber auf eine Party? Wieso nicht? Muss natürlich ladylike rüberkommen und keine Tittenshow sein!“
„Und was ist jetzt so schlimm, wenn ich Dekolletee zeige?“
„Gar nichts, Claudia! Das habe ich ja nicht gesagt. Zeig du den Männern deine Titts, und lass sie bei mir vermuten, ob ich Unterwäsche unterm Kleid trage.“
„Unterwäsche? Du hättest aber wohl hoffentlich einen Schlüpfer an?“, fragte Andrea überrascht nach.
„Mann, Andrea! Schlüpfer trägt Tante Erna oder unsere Mutter.“
„Oder Andrea, in Form von Baumwollliebestötern!“, lachte Claudia.
„Ihr beiden könnt ganz schön nerven. Aber mal eine Frage: Was würdet ihr denn unter das Abendkleid anziehen!“
„Was wohl – Stringtanga! Was denn sonst?“
„Eine andere Antwort habe ich von dir ja nicht erwartet, Claudia. Du weißt doch, dass ich die Dinger echt nicht gern anziehe!“
„Kommen aber gut unterm Kleid!
„Apropos Stringtangas. Heute ist mir da was echt Unglaubliches passiert. Ich war schnell im KiK gegenüber, und …“, berichtete ich über den peinlichen Moment vom Morgen.
„Ich wäre vor Scham im Boden versunken“, meinte Andrea, als ich mit meiner Erzählung fertig war.
„Du wieder! Es ist ein völlig normaler Vorgang, wenn sich eine Frau Unterwäsche kauft!“
„Genau! Aber um auf dein Problem zurückzukommen, Andrea. Bei s.Oliver habe ich welche gesehen. So Mikrofasermaterial. Trägt nicht auf und kostet um ’nen Fünfer“, sagte ich.
„Oder geh doch unten ohne, wie Anja!“
„Ähhh … habe ich das etwa behauptet?“
„Brauchst du nicht. Ich setz es einfach mal voraus.“
„Cool Claudia! Und weil ich gern nackt in der Sonne liege, poppe ich auch mit jedem, oder wie?“
„Ich vögel gern mit jedem, und liege nie ganz nackt am See!“
„Und ich habe selten Lust mit Hans zu schlafen und ziehe wohl lieber meinen Hosenanzug an!“
Sofort verstummte unsere Stupfelei und fast gleichzeitig kam ein. „Bitte nicht!“ über unsere Lippen.
„Wieso? Sieht das nicht gut aus!“
Claudia und ich schüttelten mit gerümpfter Nase den Kopf.
„Dann muss ich noch unbedingt drei, vier Kilo abspecken, sonst komme ich nicht in mein Abendkleid“, meinte Andrea.
„Die Woche beginnt ein neuer Aerobic-Kurs“, informierte ich sie.
„Das ist nichts für mich.“
„Klar, da müssten sie dich auch nach zehn Minuten raustragen und unters Sauerstoffzelt legen.“
„Mach ich lieber eine Diät.“
„Höre doch auf, das ist doch Mist. Nach der Geburt von Sarah war es recht einfach, wieder auf mein altes Gewicht zu kommen, aber bei Svenja eine Katastrophe. Monatelang machte ich rum und versuchte allen möglichen Schrott.“
„Also ich erinnere mich, dass du recht schnell wieder schlank warst.“
„Das vielleicht, aber so ne Wampe blieb trotzdem.“
„Und wie hast du dann deine – so mordsmäßige - Wampe weg bekommen?“
„Als Erstes – keine Diät mehr!“
„Wie bitte?“
„Ernährungsumstellung heißt das Zauberwort. Iss, was dir schmeckt. Lieber mehrmals ’ne kleine Portion und, vor allem - lerne Kochen.“
„Das hast du von Jürgen, stimmt’s?“
„Ja, der ist total schleckig. Aber ich lernte das Kochen von der Pike auf von meiner Schwiegermutter.“
„Und das funktionierte?“
„Nein, nicht ganz. Ich bin ins Fitnessstudio zu einer Expertin und habe ganz gezielt für meine Problemzone trainiert!“
„Für einen flachen Bauch?“, fragte Andrea noch mal nach.
„Genau! Ausdauersport, aber auch gezielte Bauchübungen!“
„Bauchaufzüge?“
„Ja, sit-ups.“
„Habe ich auch mal vorm Fernseher versucht. Drei Mal zehn Stück, dann war ich kaputt“, meinte Andrea.
Ich musste lachen: „Wow! Du bist ja eine Rakete!“
„Wie viel machst du denn?“
„Kommt drauf an, wie ich Bock habe. Aber wenn, dann so – tausend!“
„Eintausend?“
„Ja. Das hört sich vielleicht jetzt viel an. Aber es dauert kaum zwanzig Minuten.“
„Zwanzig Minuten können sehr lange sein!“
„Versteif dich doch nicht auf Zahlen. Mach, soviel du kannst. Wenn es nicht mehr geht, beiß die Zähne zusammen und mach weiter, bis wirklich nichts mehr geht. Das ist entscheidend für den Muskelaufbau. Und noch was – immer den unteren Rücken am Boden lassen!“
„Das ist mir alles zu anstrengend. Außerdem habe ich dazu echt keine Lust.“
„Jede, wie sie will! Wird ja niemand gezwungen.“
„Dann steh doch zu deinen Fehlerchen und betone deine Schokoladenseite“, meinte Claudia.
„Tue ich doch! Aber das, was ich ändern kann, ändere ich halt, sofern es mich stört und mir der Aufwand es wert ist.“
„Heul nicht gleich, Anja! Im Übrigen meinte ich auch Andrea. Ich finde ja nur, dass an einer Frau schon was dran sein kann!“
„Jürgen steht auch nicht auf Gerippe. Oder willst du sagen ich sei mager?“
„Nee, das nicht.“
„Frauen müssen ihre Rundungen schon behalten.“
„Viele Männer mögen Frauen mit Po und Hüften, man muss nicht mager sein, um geliebt zu werden.“
„Das finde ich auch, aber ich habe gern einen durchtrainierten Körper. Verwechsle mager nicht mit schlank! Was denkst du, weshalb ich über den Winter mindestens eine Ergometer-Trainingseinheit einlege? Ich brauche meine Muskeln, und ohne Training verkümmern sie.“
„Ja genauso wie dein Hirn!“
Ich nahm einen erbsengroßen Kieselstein und warf ihn Claudia an den Kopf.
„Au! Spinnst du?“
„Manchmal! Müsstest du doch mittlerweile wissen.“
„Typisch für diese Hungerharken ist doch, dass sie so gut wie keine Muskeln haben. Würden sie, wie sie oft behaupten, Sport treiben, wäre das anders“, meinte Andrea, die uns gerade fassungslos zugesehen hatte.
„Ich sollte dich mal wieder verschlagen!“, meinte Claudia und rieb sich immer noch an der Stirn.
„Definiere: wieder!“
„Na so wie früher halt, als wir Kinder waren!“
„Claudia! Das war nicht die Frage. Ich will wissen, wann du mich jemals verschlagen hast. Du hast doch immer mit der Hand am Boden abgeklatscht, wenn ich dich im Schwitzkasten hatte.“
„Weil du total unfair warst. Ich habe dich nie gebissen oder gekratzt!“
„Hättest du aber können!“
„Das war aber nicht …“
„HALLO!“
Wir sahen unsere ältere Schwester erstaunt an. Die schüttelte nur den Kopf.
„Tut mir leid, Claudia. Das Steinchen sollte dir nicht wehmachen.“
„Schon gut, ich werd`s überleben.“
„Hier steht was Interessantes. So ein Ernährungsguru schreibt: Essen Sie nur das, was man jagen, fischen, pflücken oder sammeln kann!“, las Andrea aus ihrer Illustrierten vor.
Claudia sah sie nur an und meinte: „Regenwürmer kann man auch jagen!“
„Oder sammeln! Oder nach einem Regenschauer im Gartenbeet pflücken.“
„Und nach einem heftigen Wolkenbruch sogar fischen!“
„Das ist aber ein sehr bekannter Ernährungswissenschaftler …“ verteidigte Andrea den Autor.
„… der auch nur sein eigenes Buch, als der Weisheit letzter Schluss verkaufen will“, meinte ich leicht genervt. „Das Hauptproblem ist der Jojo-Effekt. Das wisst ihr doch! Der Körper lässt sich nun mal nicht austricksen, zumindest nicht längerfristig.“
„Ich habe so eine Tabelle zu Hause, da kann man ablesen, wie viele Kalorien die einzelnen Lebensmittel haben …“, meinte Andrea.
„Kalorienzählen finde ich albern. Erstens hängt es von der Zusammensetzung der Nahrungsmittel ab und zweitens ist der Stoffwechsel bei jedem Menschen anders.“
„Schade, dass man nicht einfach so beim Schlafen abnehmen kann“, sagte Claudia.
„Kannst du! Erhöhe deine Muskelmasse, die verbrennt beim Schlafen mehr Kalorien als das Fettgewebe!“
„Dazu muss ich aber erst welche antrainieren!“
„Du siehst, Claudia. Letztendlich reduziert es sich immer wieder auf – Sport!“
„Kann man sich bei dem Aerobic-Kurs noch anmelden?“
„Ich würde auch mitmachen. Wann ist das denn genau?“
„Ich schau mal zu Hause nach und gebe euch die Zeiten durch!“
„Machst du da auch mit, Anja?“
„Nein, sind doch Anfängerkurse! Aber ich kann ja ab und zu mal mitmachen und dann trinken wir noch gemütlich was an der Bar oder gehen in die Sauna.“
„Das mit der Bar finde ich okay!“, meinte Claudia schmunzelnd.
„Und in die Sauna geht ja Claudia nicht, weil sie sich schämt“, stupfelte Andrea. Ich wunderte mich ein wenig, weil dafür normalerweise ich zuständig war.
„Ich schäm mich nicht. Aber es geht mir, im Gegensatz zu euch beiden, halt keiner ab, wenn ich angegafft werde!“
„Ladys only, meine Liebe!“, sagte ich. „Die Ausrede zieht schon mal nicht!“
„Mir ist das zu heiß und unangenehm!“
„Das ist okay, aber dann schwätz nicht immer dumm raus und schieb’s auf die Männer!“
„Männer sind doch alle gleich, Dummschwätzer und blöde Wichser!“
„Dann mach eben Schluss mit ihm. Mann! Claudia, deine Frustration geht mir zunehmend auf den Sack!“
„Leck mich doch, Anja!“
Ich schaute sie böse an, vermied es aber, weiteren Zündstoff nachzulegen. Claudias teilweise sehr aggressive Haltung gegen Männer nervte mich schon eine ganze Weile. Allerdings versuchte ich auch weiterhin, für ihre Situation Verständnis aufzubringen.

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Kommentare
(AutorIn)
Kommentare: 441
Weitere Teile sind zwar geplant bzw. schon angefangen, die Motivation sie fertig zu stellen aber bei der allgemeinen Desinteresse hier eher gering.
LG Mondstern, die selbstverständlich auch Männer mit kurzen Haaren süß findet, Konfetti mag und mit Anhängern der verschiedensten Klubs befreundet ist :-)
Nachtrag: Dialoge und eine unterschwengliche Erotik - das wollte ich schreiben ... und freue mich riesig, dass einige "gelauscht" haben.«
Kommentare: 2
Auf jeden Fall hoffe ich, dass das nicht die letzte Episode dieser Art war, an der du uns teilhaben lässt! Ich freue mich schon auf die Nächste.«
Kommentare: 102
Hallo Anja,
mittlerweile weiß ich, dass du als allererstet den Handlungsstrang zu Konfetti verarbeitest und ihn dann um deinen Alltrag herum drappierst.
Mit diesem Wissensvorsprung konnte ich die Geschichte sehr genießen. Vor allem der Anfang im Büro ist sehr gut vorstellbar und nachvollziehbar beschrieben - hat mich echt amüsiert. ;-)
lg
F«
Kommentare: 105
ich saß neben euch und habe gelauscht ... war schön! :-)
Liebe Grüße
cat«
Kommentare: 18
Super geschrieben!
Bernd
«
Kommentare: 152
Gruß
astweg«
Kommentare: 136
Kommentare: 40
Skipp«
Kommentare: 34
dich würde ich auch gerne mal massieren....Smile
Du hast eine besondere Gabe uns einen Blick ins Innere des weiblichen Gefühlslebens zu gewähren.
Manches davon ist erwartet, vieles aber erstaunlich überraschend.
Frauen sind eben auch sehr unterschiedlich...
...sie haben aber letztlich die gleichen Bedürfnisse wie wir Männer.
Ich finde das unglaublich spannend....
...und erotisch.
LG
Tom
«
Kommentare: 6
Kommentare: 214
Kommentare: 88
Eine Frage musst du mir aber beantworten:
Wer oder was ist der KSC? ;-)
liebe Grüße
Silvia«
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Kommentare: 17
Kommentare: 57
es war mal wieder ein Genuss eine deiner erotischen Geschichte zu lesen.
Gruß stef«
Kommentare: 279
Kommentare: 11
oder hätte ich erst den 1. teil lesen sollen :-D«
Kommentare: 19
Kommentare: 31
wieder eine sehr schöne und fassende geschichte, freu mich wie immer auf die nächste, lg Jürgen«
Kommentare: 21
Auch dieses Mal alles mit Genuss gelesen... - interessante Dialoge und Themen, aufgelockert durch die beiden Herren, machte wie immer Spaß, ich mag auch Deinen Humor und das abschließende Nacktbad von euch drei Schwestern hatte was... - bei dieser Erzählung hatte ich die Bewertung vergessen, jetzt müssten eigentlich alle gelesenen Erzählungen auch eine Bewertung und einen Kommentar haben...
VLG Thorsten«