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Kommentare: 5 | Lesungen: 3223 | Bewertung: 5.31 | Kategorie: BDSM | veröffentlicht: 17.11.2005

Sonnenparabel

von

(Die Frage, DIE FRAGE, die mir so schwer über die Lippen kommen würde, dass


ich glaubte, sie niemals stellen zu können war ausgesprochen.)

Inzwischen war mir jede Faser des Seils vertraut.

Leise nehme ich ihre Schritte hinter mir wahr. Ein sanfter Hauch streicht


meinen Hals.


Mein Kopf rollt wie ferngesteuert über die Schulter in den Nacken, wo sich


die kristallenen Blicke treffen. Ihr sonst im Alltag oft kontrolliertes


Pokerface wirft mir ihre geöffnete Seele entgegen. Wir sehen uns bis auf den


Grund.


Vier Augen, voneinander gebannt- auch Augen können angespannt horchen,


Neugier... Worte scheinen unmöglich.

Die Bewegung auf sie zu macht sich in meiner Brust als brüllender Schmerz


bemerkbar.

Aber nur einen Moment, dann empfange ich süchtig sein Echo. Als ich bebend


mit einem heiser-tiefen Kehllaut ausatme nutzt sie den Augenblick -ein


flüchtiges Lächeln, ein Kuss... ein Atmen ineinander.


Die Gewissheit, dass sie sich an mir auftankt, erzeugt eine idiotische


Heiterkeit in mir... ihre Lippen lösen sich von mir, das Kichern bricht


sich Bahn, ich beginne zu ahnen, wie wenig Wahnsinn beherrschbar ist, auch


wenn man ihn als solchen erkannt hat..

"Wasser?"

"Ja"

"Aber immer langsam... Schluck für Schluck"

Der schelmische Klang ihrer Stimme verrät ihre gezügelte Genussucht. Sie


wendet sich kurz ab... wieder ein Kuss, ich spüre etwas Wasser in meine


Kehle rinnen. Lockend züngelt sie.


Wieder will ich ihr folgen... aber diesmal fängt sie mich ab, indem sie


einen Finger auf den Mund legt.

"Pssssssss..., du musst dich schonen, weil..."

Sie geht zur Wanduhr, dem guten alten Erbstück, das diesen, unseren Abend


wie ein Metronom mit seinem hypnotischen Klang untermalt.

" ...wäre doch wirklich schade, wenn Sie stehen bliebe, gell? Schau doch..."

Wie zum Beweis ihrer Besorgnis öffnet sie mit einem leisen, fast unhörbar


hohen Ton die kleine Eichentür mit dem Glasfenster. Tatsächlich würde sich


ein Aufziehen lohnen.

"Wenn man nicht alles selbst macht."

Sie greift eines der Gewichte und wiegt und kippt es in der Hand... ich


höre das Bleigranulat.


Die Augenbraue verrät ihre Gedanken.


Mit einem Schmunzeln versucht sie sich an schwedischem Akzent.

"Entdecke die Möglichkeiten!" Das Ticken der Uhr verstummt.

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Kommentare


-r-e-f-l-e-x-x-x-
(AutorIn)
dabei seit: Jan '05
Kommentare: 1
-r-e-f-l-e-x-x-x-
schrieb am 13.06.2011:
»Ein Ritual, eine Prüfung, die nur durch die Macht der Bedeutung bestehbar ist, ein Sonnentanz, das einen Heiratsantrag besiegelt. Ein neues Leben...«

hg1
dabei seit: Dez '04
Kommentare: 66
HG1
schrieb am 24.11.2005:
»Interessant! Steh' auf solchen Stil, vielleicht nicht unbedingt in diesem Genre (Erotik), aber gutes Experiment«

Why-Not
dabei seit: Dez '03
Kommentare: 18
Why-Not
schrieb am 27.11.2005:
»Innenansichten eines Subs im Grenzbereich. Nicht direkt leichte Kost, aber durchaus lesenswert. Man bekommt zwar nur schemenhaft - fast, wie im Fieberwahn - mit, was jener Sub erlebt, erhält dafür aber Einblick in sein Gefühlsleben.

Why-Not«

wolverine
dabei seit: Nov '00
Kommentare: 1
schrieb am 19.06.2011:
»Respekt. Nicht unbedingt das, was ich sonst gern lese, aber gut geschrieben. Das Ende ist extrem hart. Erinnert mich an das, was ich in der Jugend in Indianerbüchern gelesen hab. ;)«

Pitoe
dabei seit: Feb '05
Kommentare: 211
schrieb am 13.08.2012:
»Wow. Dicht. Intim. Ganz nah dran. Tolle Worte gefunden. Und alles doch nur angedeutet. Wie ein Tanz im Mondlicht....«



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