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Lesungen: 1304 | Bewertung: 7.37 | Kategorie: Soft Stories | veröffentlicht: 05.02.2008

The Road To The Championship -10-

von

Eine neue Woche, aber dieselben Gedanken. Jeanne, Angelina und E-Hockey. Allmählich erkannte ich die wirkliche Bedeutung des Turniers bei den Middleland Wheelers. Vielleicht war es die letzte reelle Chance um auf den Natizug aufzuspringen.


Mal dachte ich einen ganzen Vormittag über an E-Hockey, dann den Nachmittag an Jeanne. Jedoch war es mitten in der Nacht, als sie mir schrieb. Gerade wollte ich in die Traumwelt hinübergleiten, als das Natel läutete.


*Hey Philip, bist du noch wach? Lust mich diese Woche zu sehen?*


Erst wollte ich mich umdrehen und weiterschlafen, doch dann kam mir der Gedanke, dass es taktisch wohl besser sei, ihr zu antworten. So gab ich ihr das Gefühl, an erster Stelle zu stehen.


Aus demselben Grund stimmte ich einem Treffen zu. Übers Wochenende war das Zosswies geschlossen, Jeanne bot mir aber an, bis am Freitagabend dort zu bleiben und anschliessend mit mir essen zu gehen. Natürlich sagte ich es ihr nicht, aber ich hoffte, sie würde nicht schon wieder über Angelina reden wollen.


Markus grinste breit, als ich ihm von Freitag erzählte. Er klopfte mir auf die Schulter und sagte: „Es ist wirklich unglaublich, du hast jemanden wie Jeanne und kannst sie versauern lassen, weil du jemand anderes hast. Selten wünsche ich mich ins Zosswies zurück, doch jetzt tu’ ich es, wenn auch nur um zu beobachten, wie die Jungs um Jeanne herumflattern.“


„Du meinst sie ist das Licht und die Jungs die Motten. Ein schöner Vergleich. Bastian ist aber ein fettes Ding. Ob der überhaupt fliegen kann?“ Wir fielen beide in schallendes Gelächter. „Man sollte zwar niemanden auslachen wegen etwas, für das er nicht unbedingt viel dafür kann, aber die Vorstellung, Bastian mit Flügeln, ist einfach zu lustig“, meinte ich und lachte von Neuem los.


Das Training am Mittwoch nahm ich sehr ernst. Zeit zu verlieren hatte ich keine mehr, die Reaktion musste jetzt erfolgen. Ich konzentrierte mich voll und war am Schluss zufrieden mit meiner Leistung.


Während Irene mir nach dem Training den Schläger entfernte, sagte sie zu mir: „Du hast gut gearbeitet, Kompliment. Wenn du so weiter machst, mache ich mir keine Sorgen.“


Schon beinahe euphorisch steuerte ich nach draussen. Jeanne warf mir zum Abschied ein Lächeln und eine Kusshand zu.

Angelina hatte ich schon am Dienstag erzählt, was mir am Freitag bevorstand. Sie sagte, in diesem Fall müsse sie mich besonders hübsch machen. Auch meine Freundin war so schlau und begriff, dass es die Chance zu nutzen galt. Je mehr Mühe wir uns mit Jeanne gaben, desto weniger Probleme würde sie mit unserer Beziehung haben.


So berechnend es auch klang, meinten wir es nie und nimmer böse. Angelina und mir tat das Mädchen leid und wir wollten nur das Beste, sowohl für sie, wie auch für unsere Beziehung.


Als ich am Freitag vor dem Date in der Badewanne lag, fragte mich Angelina: „Gibt es jemanden, mit dem wir Jeanne verkuppeln könnten?“


Ich glaubte meinen Ohren erst, als sie es wiederholte. Das war ein Lösungsansatz, der mir noch nicht gekommen war. Vielleicht weil er unrealistisch war. „Ich glaube kaum, dass das funktionieren würde. Nicht nur wüsste ich keinen geeigneten Kandidaten, das andere Problem ist Jeanne selber. Würdest du dich in ihrer Situation verkuppeln lassen?“


Angelina musste nicht nachdenken. „Nein, wohl nicht, du hast Recht. War eine dumme Idee.“ Schmunzeln mussten wir dennoch. Unweigerlich musste ich an Bastian denken. Was für ein Bild: Er ist nicht der dünnste, während sie das pure Gegenteil ist. „Ich hoffe du gibst dir Mühe mit ihr. Kein Wort über mich, verstanden?“


„Verstanden, Mutter“, grinste ich.


Angelina verdrehte die Augen, dachte aber nicht daran, mir weiter Tipps zu geben. „Rede über sie, gib ihr das Gefühl, sie sei dein Mittelpunkt. Was sie hoffentlich heute Abend ist, bis du nach Hause kommst.“


„Wartest du auf mich?“


Ein Kuss, der Antwort genug war. „Du versprichst aber, nicht abzukürzen. Bleib bei ihr so lang sie möchte.“ Ihr warnender Blick sagte mir, dass mich Prügel erwarteten, war ich früh zu Hause. „Schreib mir eine SMS, wenn du ins Tram steigst. Ich warte dann hier.“ Angelina ging übergründlich ans Werk, als ich nackt auf dem Bett lag holte sie eine Schere und stutzte meine Schamhaare. „Sieht doch gleich besser aus.“ Ich sah meine verdutzt an. Als ob Jeanne und ich … „Rasieren musst du dich auch noch.“


Die Kleidung wählte sie auch gleich selber aus. Na gut, sie als Frau konnte am besten beurteilen, was Jeanne gefallen würde.


Nach dem Rasieren zog mir Angelina ein Hemd über. „Das sieht doch richtig toll aus. Da läuft mir beinahe das Wasser im Mund zusammen.“


„Nur beinahe?“


Angelina grinste und wollte etwas erwidern, schloss den Mund aber wieder und beugte sich vor um mich zu küssen. „Jeanne wird es bestimmt gefallen. Warte jedoch einen Augenblick, etwas fehlt noch.“ Sie nahm meine Parfumfläschchen und roch an jedem. „Bestimmt mag Jeanne einen süssen Duft, also das hier.“ Sie sprühte an den Hals und die Handgelenke, zu guter Letzt auch unters Hemd.


Die Haare nahm sie mir nicht mit einem Haargummi zusammen, sondern mit einer schwarzen Seidenschleife. „Sieht gut aus“, meinte sie, nachdem sie meinen kritischen Blick gesehen hatte. „Kein Vergleich mit den Italos in ihren rosaroten Leibchen.“


Markus machte grosse Augen, als ich aus dem Badzimmer kam. „An dir ist ein Model verlorengegangen.“


„Ein Behindertenmodel. Warum gibt es das nicht?“, fragte Angelina. „So könnte man der Öffentlichkeit zeigen, dass behinderte Menschen auch das können.“


„Das wäre nicht massenkonform“, antwortete Markus mit einem sarkastischen Unterton. „Alles, was nicht normal ist, wird schräg angeschaut.“


Angelina schien einen Moment lang nachzudenken. „Du scheinst leider Recht zu haben.“ Sie machte einen traurigen Eindruck. Kurz verschwand sie im Zimmer und kam mit meinem weissen Jackett zurück. „Jetzt bist du bereit um Jeanne eine Freude zu machen.“ Zum Abschied küsste sie mich und hob den Zeigfinger. „Nicht zu früh nach Hause kommen.“

In meinem Magen bildete sich ein Geschwür. Schon wieder alleine mit Jeanne, wann war endlich genug? Sogleich taten mir die Gedanken leid, das Mädchen konnte nichts dafür, hatte es sich in mich verliebt. An ihrer Stelle wäre ich auch froh, würde sich jemand um mich kümmern. Es fröstelte mich.


Draussen war es dunkel, als ich aus dem Tram stieg. Kalte Luft schlug mir entgegen. Hatte es auf der viertelstündigen Fahrt derart abgekühlt? Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, umschlang mich auch schon jemand. Ich hatte Jeanne gar nicht kommen sehen.


„Hallo mein Grosser.“ Ich verzog das Gesicht wegen dieser eigenartigen Begrüssung. „Ist Captain besser?“ Ich kam zum Schluss, dass Jeanne selbst nicht wusste wie mich anzusprechen.


„Hallo“, sagte ich etwas hilflos. „Weißt du bereits, wo wir essen?“


„Ja, ich habe mich erkundigt.“ Es folgte eine Wegbeschreibung zu einem Lokal, von dem ich nie etwas gehört hatte. Und ich lebte schon länger hier als sie. „Ich habe mich erkundigt.“


„Bei Bastian?“


Sie schüttelte den Kopf. „Der wusste nur die Adresse eines Puffs. Nein, ihn habe ich nicht gefragt. Komm, gehen wir.“ Schon raste sie davon. Im Licht der Strassenlaternen schimmerte ihr Haar golden. Ein Engel im Rollstuhl. Leider hatte ich meinen bereits gefunden.


Nebeneinander fuhren wir durch die abendliche Stadt, vorbei an der Kathedrale, die Altstadt hinunter. Sogar die Pflastersteine nahmen wir für ihr Restaurant in Kauf.


„Ist es denn rollstuhlgängig?“


„Für was hältst du mich? Ich möchte dich nicht hineintragen.“


Wie sich herausstellte hatte Jeanne richtig gepokert, wir gelangten ohne Probleme ins Restaurant. Zwei Angestellte nahmen uns die Jacken ab und führten uns zum reservierten Tisch, der abseits in einer Nische stand. Eine Kerze brannte bereits und drei grosse, rote Rosen standen in einer Vase.


Jeanne sah wundervoll aus in ihrem schwarzen Einteiler mit den Spaghettiträgern. Ihre Lippen glänzten verführerisch und unter den Lidern blitzten die Augen geheimnisvoll. Sie hatte sich herausgeputzt. Ein Gefühl von Trauer überkam mich, denn ich vermutete, dass sie sich noch Hoffnungen machte.


„Gefalle ich dir?“, fragte sie mit leiser Stimme. Es war deutlich zu hören, dass ich mit der Antwort vieles falsch machen könnte.


„Du siehst wunderbar aus und für jemanden, der keine Freundin hat, bist du ein Traum.“ Ich glaubte die richtigen Worte gefunden zu haben, denn Jeanne rollten keine Tränen über die Wangen. Sie nahm die Speisekarte und blätterte fasziniert darin. Etwas zu fasziniert, wie mir schien. Sie entschied sich für einen Fitness-Teller mit Pouletstücken.


Während wir assen, blickten wir uns immer wieder an. Keiner wusste so recht ein Gespräch zu beginnen. Einige Sätze über das letzte Training, sie erzählte, wie es in der Schule lief. Zurzeit langweilte sie sich beinahe, die ersten Monate waren blosse Auffrischung von altem Stoff, bis es richtig ernst galt.


Die ganze Zeit über wurde ich das Gefühl nicht los, dass mir das Beste noch bevorstand. Vorläufig blieb es allerdings noch beim Small Talk.


„Mein Vater holt mich um Mitternacht ab. Wir haben also den ganzen Abend Zeit“, sagte Jeanne und lächelte unsicher. „Er hat grosse Augen gemacht, als ich ihn gefragt habe, ob er mich um diese Zeit noch holen könne. Als ich ihm dann gesagt habe, es sei wegen dir, war er einverstanden.“


„Du hast deinen Eltern von mir erzählt?“


„Klar. Hätte ich das nicht sollen?“


„Nein, kein Problem, ich war bloss interessiert.“ Ich widmete mich wieder dem Teller vor. Die Kerze brannte langsam hinunter und erlosch schliesslich.


„Ich lade dich ein“, sagte Jeanne, als die Rechnung kam.


„Aber das habe…“


„Ich wollte mit dir ausgehen, also möchte ich auch bezahlen. Bitte, es bedeutet mir etwas, dich einladen zu dürfen.“ Ihrem Hündchenblick konnte ich unmöglich widerstehen.


Der Kellner half mir in die Jacke und schon bald standen wir draussen. Das Haus gegenüber hatte eine Uhr über dem schweren Holzportal: halb elf.


„Gehen wir in die Parkanlage der Kathedrale?“, fragte Jeanne. Sie nahm Handschuhe hervor. Atemwölkchen bildeten sich vor unseren Gesichtern. „Brrrr, es ist kalt.“ Sie blicke zu mir hinüber und plötzlich griff sie nach meiner Jacke und schob sie besser unter mein Gesäss. „Dein Rücken war nicht ganz gedeckt. So etwas ist gefährlich.“ Ich glaubte ihr, auch wenn es eine gute Gelegenheit gewesen war, mich zu berühren.


Wir folgten Jeannes Wunsch in die Parkanlagen zu gehen. Vor uns, auf der anderen Seite des Flusses, sahen wir die Lichter der Stadt, über die grosse Brücke fuhr gerade ein Bus. Wir waren alleine. Jeanne schwang sich auf eine Bank, nicht ohne vorher das Kissen ihres Rollstuhls drauf zu legen um nicht auf dem kalten Holz zu sitzen. Sie klopfte auf den Platz neben sich. Ich sollte mich neben sie setzen und tat dies dann auch nach kurzem Zögern.


„Ich frage mich oft, warum du dich für Angelina entschieden hast. Habe ich dir nicht genug gegeben? Hast du dir etwas gewünscht? All das schwirrt in meinem Kopf herum.“


Dass dies eine Frage war und sie an mich gerichtet war, begriff ich sofort und wünschte mir, auch so schnell eine Antwort zu haben. Würde es überhaupt eine geben, mit der ich Jeanne zufrieden stellen konnte?


War Liebe nicht eine Herzenssache? Jeanne wollte einen Grund, warum ich mich gegen sie entschieden hatte. Würden nicht alle an ihrer Stelle genauso reagieren?


„Was hat Angelina, was ich nicht habe? Den schöneren Körper oder ist es etwas anderes?“


„Du kennst mich doch, schätzt du mich tatsächlich so ein, dass mir der Körper wichtiger als der Charakter? Du fragst nach Gründen, aber eine Herzensentscheidung kann ich nicht begründen. Ich habe nichts gegeneinander abgewogen, es war einfach … Liebe.“


„Einfach Liebe“, wiederholte Jeanne. Sie zog die Beine an den Körper. „Das war es bei mir also nicht. Warum nur nicht?“


Es war eine Weile ruhig. Ja, warum hatte ich mich in Angelina verliebt? Plötzlich plagten diese Fragen auch mich.


„Wenn ich es dir beantworten könnte, würde ich es tun. Ich möchte nicht, dass jemand leiden muss, ich … es ist nie gegen dich gemeint gewesen. Sei mir nicht böse.“ Wieder Stille, nur die entfernten Geräusche der Stadt waren zu hören. Ich blickte hinüber ans andere Ufer des Flusses, wo hinter Bäumen die teuren Häuser der Stadt standen.


Jeanne war so ruhig. Keine Fragen mehr, keine … „Jeanne?“ Sie verbarg ihr Gesicht in ihren Händen, die auf den Knien lagen. „Jeanne, nicht weinen, es wird alles gut.“


Sie lehnte zu mir hinüber und schluchzte. „Philip … Philip. Du k-kannst dir nicht vor…stellen, was ich für Hoffnungen h-hatte. Von Angel… habe ich gar n-nichts gew…“ Sie nahm meine Hand in ihre und drückte sie. Mir selber kamen nun auch die Tränen. „I-Ich h-habe von dir geträumt und für einen Moment, einen klitzekleinen Moment hatte ich das Gefühl, der Traum könnte Wirklichkeit werden.“ Sie schlug sich ins Gesicht. „Dumme Jeanne, wie konntest du nur glauben, die Sache würde ein gutes Ende nehmen?“


„Jeanne.“ Ich konnte kaum sprechen, so dick war der Kloss. „Sieh mich an. Bitte.“ Dicke Tränen kullerten ihr über die Wangen.


„Einen Kuss“, flüsterte sie so leise, dass ich kaum glauben konnte, was sie sagte. Innerlich wehrte ich mich gegen den Gedanken, ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Ich war treu, nie würde ich Angelina fremd gehen. Jedoch könnte ich Jeanne einen Wunsch erfüllen. Was hat Angelina gesagt? Gib ihr das Gefühl, alles drehe sich um sie.


Sie richtete sich auf, Zentimeter für Zentimeter. Unsere Gesichter kamen sich näher und damit auch unsere Lippen. Ich wich zurück, doch da spürte ich Jeannes Hand an meiner Seite. Ich hätte mich wehren können, meinen Prinzipien zufolge sogar müssen.


Wie so oft kam es anders. Unsere Lippen berührten sich. Wie ein Blitz durchfuhr es mich, als ich ihre feine, jugendliche Haut auf meiner spürte. Unsere Münder öffneten sich und die Zungenspitzen stiessen gegeneinander. Erst sanft, dann fordernder.


Ich bekam mit, wie Jeanne ihre Jacke öffnete. Sie nahm meine Hand und legte sie auf ihren Bauch, von wo wir gemeinsam weiter hoch fuhren. Über den Ansatz der Brüste hinauf zu den Hügeln. Und dazu küssten wir uns. Die Situation war eskaliert, ich hatte es soweit kommen lassen.


Jeanne setzte sich rittlings auf meine Beine. Ihre Hände strichen über mein Gesicht, als sei es aus Porzellan. Noch immer rollten Tränen über ihre Wangen. „All das hätte ich haben können. Ich war nur einen Herzschlag davon entfernt.“


Während wir uns weiter küssten, hob Jeanne den Rock und nahm meine Hand drunter. Wir strichen über die Strumpfhosen hoch zu ihrem Heiligtum. Das Mädchen lächelte. Das hätte alles dir gehören können. Aber du hast dich anders entschieden.“ Wir küssten uns noch intensiver, als wollte sie beweisen, dass ich mich falsch entschieden hatte.


Jeannes Natel klingelte. Sie stöhnte auf und kramte es hervor. Es war ihr Vater. War es bereit so spät? Hatten wir tatsächlich über eine Stunde lang geknutscht? Das schlechte Gewissen, hart wie Stein, schlug mich, dass ich kaum mehr atmen konnte.


„Ich muss gehen.“ Sie versuchte zu lächeln und als das nicht recht klappte, fiel sie mir um den Hals und weite. Auch mir liefen die Tränen. Als sie sich wieder aufrichtete und bemerkte, dass ich auch weinte, küsste sie mir die Tränen weg. „Pass auf dich auf, mein Schatz“, hauchte sie.“

Das Herz war mir schwer wie noch nie zuvor. Es war klar, dass ich Angelina sagen würde, was vorgefallen war, auch, dass ich mit Jeanne geküsst hatte und auch, wo ich sie berührt hatte. Ich schrieb Angelina ein SMS und informierte sie, sie soll sich auf etwas gefasst machen.


Ganz sorglos war ich nicht. Ich hatte nicht aus Lust mit Jeanne rumgemacht, es war ihretwegen passiert, es gab eigentlich nichts zu befürchten, Angelina würde es mir nicht übel nehmen. Doch irgendwo nagte doch der Zweifel. Wie würde meine Freundin reagieren, denn egal aus welchem Grund, Tatsache war, dass ich mit jemand anderem geknutscht hatte.


Angelina wartete im Wohnzimmer am Esstisch auf mich. Sie strahlte und umarmte mich sofort. „Wir sind alleine, Markus ist ins Zosswies gegangen. Morgen Abend kommt Anna dann zu uns. Wie ist es dir mit Jeanne ergangen?“ Ich erzählte ihr kurz, was im Restaurant geschehen war. „Das war alles?“


„Nein, jetzt fängt es erst an.“ Jetzt vor meiner Freundin bereute ich die Tat umso mehr. Wie hatte ich nur so dumm sein können, Jeanne so nahe herankommen zu lassen.“


„Möchtest du noch lange warten? Die Nacht ist noch lang aber ich würde sie gerne auch noch anders nutzen.“ Ein verschmitztes Lächeln umspielte Angelinas Lippen.


„Es ist etwas passiert.“ Ich hoffte, sie würde selber bemerken, was und mir ersparen, es selber zu sagen.


Ihr Lächeln erstarb und der Körper erstarrte. Ein erschrockener Gesichtsausdruck erschien auf ihren Zügen. „Du bist fremd gegangen“, sagte sie einsilbig.


Ich nickte. Wieder dieser Kloss. „D-Du hast gesagt, ich … ich soll Jeanne das Gefühl geben, sie sei mein Mittelpunkt.“ Angelina kam zu mir und umarmte mich. „Bitte glaub mir, ich bin nicht aus Lust fremd gegangen. Es hat sich so ergeben, ich wollte Jeanne eine Freude machen. Sie hat geweint und …“


„Ich glaube dir“, sagte Angelina. „Du wolltest ihr einen Gefallen tun. So wird ihre Liebe nicht kleiner, aber ich mache dir keinen Vorwurf. Aber komm, wir wollen nicht zu viel darüber nachdenken. Zeig mir lieber, dass du deine Zunge auch an mir einzusetzen weisst.


So gingen wir in mein Zimmer und versanken in der Liebe. Ich verwöhnte Angelinas Honigtöpfchen, bis es vor Lust überquoll und meine Freundin in andere Sphären katapultiert wurde.

Dieses Wochenende kam der Vorfall vom Freitag noch einige Male zur Sprache, auch als Markus und Anna dabei waren. Alle meinten, in Bezug auf Jeanne habe ich nicht das Richtige gemacht, jetzt würde sie sich wohl nur noch mehr nach mir sehnen. Vorwürfe wegen Angelina müsse ich mir aber keine machen, da ich es ihr sofort gesagt habe und es ja nicht aus Lust getan habe.


Hatte ich es wirklich nur wegen Jeanne getan? Stand nicht auch ein wenig Eigeninteresse dahinter? Sie war ein überaus hübsches Persönchen, mancher Mann hätte sich nach einer Berührung von ihr die Finger geleckt. Vielleicht wollte ich die Küsse tatsächlich, gut möglich, hatte ich mich, obwohl ich sehr glücklich mit Angelina bin, doch nach Jeanne gesehnt. Sie küsst gut, ja, und wusste einem durchaus zu verführen.


Alleine, dass mir solche Gedanken kamen, beunruhigte mich. Ich liebte Angelina doch aufrichtig, was suchten dann solche Überlegungen? Sie brachten nur Unsicherheit und … Ich wagte nicht weiter denken. Ich wollte nicht daran denken, was wäre, würde Angelina Schluss machen. Es wäre das Ende.


So ging es bis Mittwoch. Egal, was ich tat, die Gedanken verfolgten mich auf Schritt und Tritt. Am Mittwoch reichte es mir, zu Hause zu hocken, ich ging zwei Stunden früher ins Zosswies. Die Halle war leer und das wollte ich nutzen um einige Bälle zu schlagen. Als ich jedoch im Heim ankam, vernahm ich, dass Jeanne krank war. Natürlich änderte ich nun meinen Plan. Statt zu spielen ging ich nun zu ihr. Bevor ich an die Tür klopfte, sah ich zwei Betreuerinnen auf dem Balkon miteinander tuscheln. Die dachten wohl, Jeanne und ich seien ein Paar. Wie ich diese Gerüchte hasste, vier Jahre musste ich sie ertragen. Zum Glück hatten Markus und ich uns entschieden auszuziehen.


Ich klopfte und schon hörte ich: „herein.“ Jeanne sah aus, als habe sie gehofft, ich käme sie besuchen. Sie trug ein Schlabber-T-Shirt und einen Slip, die Decke war zur Seite geschlagen. Mir kam der Verdacht, dass sie noch vor einigen Sekunden über den Beinen gelegen hatte.


Ich sah sie an. Ein wahrhaft hübsches Mädchen. Sie musste sich vor niemanden verstecken. Beinahe spürte ich den Wunsch sie zu küssen. Die Haare rahmten ihr süsses Gesicht ein, fielen ihr über die Schulten.


„Stimmt mit dir etwas nicht, Philip? Du blickst drein, als sähest du Gespenster.“


Ich wachte auf aus meinem Tagtraum. „Nein, alles okay. Ich … ach, nichts.“


„Komm etwas näher, du bist so weit weg.“ Sie machte ein beleidigtes Gesicht, dem ich nicht widerstehen konnte. Ich fuhr die beiden Meter zum Bett und als ich den Joystick losgelassen hatte, nahm sie meine Hand. „Und jetzt erzähl mir bitte, was mit dir los ist. Ich sehe es dir an, dass etwas nicht stimmt.“


Ausweichen war sinnlos, Jeannes blaue Augen hatten mich im Griff. Um ehrlich zu sein, wollte ich das Mädchen auch gar nicht belügen. „Es ist wegen Freitag. Er geht mir nicht aus dem Kopf.“


Sie lachte. „Geht mir auch so. Es war speziell, nicht?“ Sie seufzte und fügte hinzu: „Fast so, als gehörten wir zusammen.“ So hätte ich es nicht formuliert, aber auf eine gewisse Weise stimmte es. Es war tatsächlich Vertrautheit zwischen uns, vielleicht mehr als gut war. Ich hatte das Gefühl, ich müsste weg von hier, gleichzeitig wollte ich den Augenblick nicht zerstören. „Treffen wir uns wieder einmal im Park der Kathedrale?“


„Nur treffen und reden?“


„Ja. Alles Weitere wird sich ergeben.“ Sie schien völlig zu vergessen, dass ich nicht zu haben war. Den letzten Freitag überschätzte sie total. Wir haben geknutscht, aber mehr war da nicht. Mehr durfte nicht sein, verdammt, ich hatte eine Freundin! Dabei hatte ich das Gefühl, Jeanne sei das durchaus bewusst, nur sei sie überzeugt, mich ausspannen zu können.


Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als mir klar wurde, welche Absichten Jeanne hatte. Jetzt musste ich weg. Beinahe grob zog ich meine Hand zurück.


„Was …“ Jeanne verstummte, als sie meinen Blick sah, der wohl ziemlich vernichtend war. Ich fuhr zur Tür. „Philip. Philip!“ Unwillig hielt ich inne und wendete den Rollstuhl. „Bitte, komm nach dem Training noch mal vorbei.“ Ich hielt mir die Entscheidung offen, indem ich keine Antwort gab.

Die vielen Fragen rund um Jeanne konnten mich nicht daran hindern, konzentriert zu trainieren. Neben all den Schwierigkeiten mit dem unglücklich verliebten Mädchen, war das Thema Nationalmannschaft immer noch brandaktuell. Ablenkung durfte nicht sein. So verblasste Jeanne für die nächsten beiden Stunden.


Während die anderen sich einspielten, rief Irene Mathias und mich, die Captains der Mannschaften, zu sich.


„Es geht darum: Einige Spieler sind zu undiszipliniert, ich denke, jeder weiss, wen ich meine. Ich denke, es ist das beste, wenn ich euch dieses Problem übertrage, ihr habt viel privaten Kontakt mit ihnen. Wichtig ist, dass ihr euch nicht runterziehen lässt.“


Wir beide nickten. Allerdings fragte ich mich, ob Mathias der Richtige war, denn er hatte seine Nerven nicht immer im Griff und zudem befanden sich mit Bastian und Robin die Hitzköpfe bei ihm im Team.


Wie letztes Mal lief es gut. Sowohl die Übungen, als auch das obligate Spiel am Schluss. Jerina, die auf meiner Seite spielte, hatte ich im Griff, obwohl sie mir körperlich überlegen war. Ich nutzte mein Stellungsspiel um sie nicht auf Touren kommen zu lassen. Wir gewannen 3:1.


Zufrieden verliessen Sylvain und ich in ein Gespräch vertieft die Halle. Da ich sowieso noch hinauf auf die Wohngruppe musste um den Rollstuhl zu wechseln, würde ich auch gleich noch bei Jeanne vorbeischauen.


Wieder war ich kaum mit Klopfen fertig, rief sie mich rein. Sie hatte sich umgezogen und da ihre Haare nass waren, nahm ich an, dass sie gerade duschen war. Der Föhn lag auf dem Bett, sie reckte gerade danach.


Die Kleidung hatte siebestimmt wegen mir angezogen: ein weisses, hautenges Nackentop und einen lila String. Süss, sie versuchte alles um mich zu kriegen.


Ich erzählte, wie es im Training gelaufen war und wollte mich schliesslich verabschieden, ohne das heikle Thema anzuschneiden. Sie hielt mich jedoch zurück.


„Kriege ich einen Abschiedskuss?“


Vater im Himmel? Gott, hast du das gehört? Könntest du bitte etwas tun? „Heute nicht.“


„Ach nöööö, habe ich dich am Freitag enttäuscht?“


„Nein. Aber ich habe eine Freundin. Sosehr ich deine Situation bedaure, damit musst du leben.“

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