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Kommentare: 25 | Lesungen: 10827 | Bewertung: 9.00 | Kategorie: Sex Stories | veröffentlicht: 17.02.2016

Victorias Körper

von

Erster von drei Teilen

* * *

Samstag

Oxford, endlich! Ich hieve meinen schweren Koffer aus dem Zug und atme einmal tief durch. Mein erster Eindruck: kalt und klamm, ungemütlich. Der Oktober hat gerade erst begonnen, aber die Nachtluft ist frostig und riecht schon nach Winter. Nichts verändert sich jemals in Oxford, sagen sie hier gerne, aber ich bin mir da nicht so sicher. Keine drei Monate war ich weg, trotzdem fühlt sich die Stadt jetzt völlig anders an. Im Juni, in den ausgelassenen Tagen nach dem Ende des Studienjahres, war Oxford Wärme, Freiheit, Lebenslust, war Partys, Champagner und Feuerwerke in scheinbar endlosen Sommernächten. Jetzt kriecht mir ein kalter Lufthauch in die Klamotten und dunkle Wolken drücken auf die Stadt wie eine schwere nachtgraue Decke. Ich stelle den Kragen meines Mantels hoch und breche auf.

Das winzige Dachzimmer im College, in dem ich seit zwei Jahren wohne, empfängt mich mit dem vertrauten Duft von Staub, muffigem Teppich und fünfhundert Jahre altem Mauerwerk. Das kleine Bleiglasfenster zum Hof ist von innen beschlagen, auf dem Fensterbrett haben sich die Tropfen zu kleinen Pfützen zusammengefunden. Ach, wie habe ich ihn vermisst, den ganzen Wohnkomfort des sechzehnten Jahrhunderts.

Fenster auf, dann weit hinauslehnen in die kalte Luft. Ich beginne mein drittes und letztes Studienjahr an der eitlen, alten Universität Oxford, wie ich auch Jahr eins und zwei begonnen habe: mit einem Panorama dieser absurden Stadt. Vor mir, schemenhaft in der Dunkelheit, recken sich die Spitzen und Türmchen der anderen Colleges in den Nachthimmel. Von hier aus sehe ich All Souls, Trinity, Balliol, Exeter und Jesus. Dazwischen liegt die Bodleian Library, Verschlingerin meiner Lebenszeit.

Vier Stockwerke unter mir liegt still und leer der große Innenhof meines eigenen Colleges. Vollständiger Name: the College of Saint Paul the Apostle of the University of Oxford, kurz: St. Paul's, gegründet zwölfhundertdreiundsechzig. Von der ersten College-Anlage ist längst nichts mehr vorhanden, heute ist St. Paul's ein prunkvoller, schwer zu durchschauender Wildwuchs an Gebäuden, Innenhöfen und Grünanlagen aus ganz verschiedenen Epochen. Der Hof unter mir heißt Old Quad und ist heute das Herzstück des Colleges, eine beeindruckende Anlage von vielleicht dreißig auf fünfzig Metern, elegant ausgebreitet unter den reich verzierten Renaissance-Fassaden der College-Gebäude. Den Rand des Hofs formt ein breiter Weg aus glattgetretenem Kopfsteinpflaster. Dominiert wird der Old Quad aber von einer großzügigen Rasenfläche, deren Gras so eben und fein ist, dass man Billard darauf spielen könnte. Betreten verboten, versteht sich.

Man hört nicht viel von Oxford hier oben, nur irgendwo hinter mir in der Dunkelheit läutet die schwere Glocke von Christ Church Schlag um Schlag den Anfang der Nacht ein. Nichts rührt sich im Old Quad, aber vom Eingang der College-Kapelle dringt warmes Kerzenlicht in den Hof. Aus dem Inneren der Kirche tönen gedämpft die alte Orgel und glockenhell und vielstimmig der College-Chor. Ich lausche einen Moment, dann erkenne ich das Stück. Sie singen das Magnificat.

Keine Ahnung, wieso, aber irgendwie mag ich den anglikanischen Gottesdienst mit seinen vom Chor gesungenen Hymnen und Psalmen. Die Musik berührt mich einfach. Entdeckt habe ich das gleich zu Beginn des ersten Studienjahres, als ich regelmäßig im Umfeld der Chapel zu finden war. Mit Religion hatte das nichts zu tun, eher schon mit einer wilden, kleinen Waliserin, deren atemberaubende Stimme und unzähmbare rotbraune Locken es mir angetan hatten. Betty war ihr Name. Oder Becky? Wie auch immer, der ganze Aufwand lohnte sich jedenfalls. Hier auf meinem schmalen Bett ließ sie sich am Ende vögeln, eine ganze Nacht lang in allen Positionen, in die ich sie biegen konnte. Sogar ihre Schreie hatten eine Melodie.

Sie war meine erste Eroberung in Oxford, die erste in einer langen Reihe von One-Night-Stands, erotischen Eskapaden und kurzen Fickbeziehungen. Darum dreht sich hier alles, nicht ums Studieren.


Die Universität Oxford besteht aus knapp dreißig eigenständigen Colleges, erklärte mir Richard, als wir beide hier ganz neu waren. „Wahrscheinlich kann man nicht in allen eine flachlegen“, verkündete er dann lächelnd, „aber man kann es zumindest versuchen.“

Oxford ist ein Paradies für jeden Kerl Anfang zwanzig, eine endlose Parade schöner kleiner Mädchen, die absolut nicht darauf vorbereitet sind, was wir hier mit ihnen machen. St. Paul's ist ein großes College, siebenhundert Studenten oder so. Jedes Jahr gehen knapp fünfundzwanzig Prozent von ihnen mit Abschluss ab und werden ersetzt durch jüngere Ausgaben ihrer selbst. Von den Neuen ist die Hälfte weiblich, macht also Pi mal Daumen neunzig frische Muschis pro Jahr, um die wir uns streiten können. Plus neunundzwanzig andere Colleges voller aufregender Möglichkeiten.

Ich liebe jede Sekunde hier. Morgen beginnt endlich das neue Studienjahr. Ich kann es kaum erwarten.

Sonntag

Los geht's. Heute startet, ganz offiziell, die Freshers' Week: sieben Tage unmittelbar vor Beginn der Vorlesungszeit, vollgestopft mit Einführungen, Veranstaltungen und Rundgängen für tausende neuer Studenten. Man erkennt sie an ihren großen Augen und der rührenden Ernsthaftigkeit, mit der sie durch die mittelalterliche Märchenwelt der Colleges wuseln.

Als ich vormittags mein Fahrrad bei der Bibliothek ankette, steht ein Rudel von ihnen staunend vor der berühmten Radcliffe Camera. „Genau wie bei Harry Potter“, sagt einer ehrfürchtig.


Manche Dinge ändern sich offenbar nie. Ich hasse Harry Potter.

Selbst im Lesesaal begegne ich ein paar ganz Übermütigen, die schon über Bücher gebeugt an den Tischen sitzen. Diese lächerliche Seriosität, mit der sie in ihre Texte starren! Zwischen den nur halbherzig konzentrierten oder vom Dauerstress aufgeriebenen älteren Studenten wirken sie in etwa so exotisch wie Außerirdische. Aber was soll's? Irgendwann war ich vermutlich auch mal so.


Ich setze mich neben das einzige ansehnliche Mädchen und sichte innerlich seufzend die Liste mit Lektüreempfehlungen für das anstehende Jahr. Sie ist einhundert Seiten lang und ziemlich deprimierend.

* * *

Abends treffe ich ein paar meiner Freunde: Richard, Tobias und Jorge, alle St. Paul's. Wir wollen in die College-Bar, wo eine Willkommensparty für die Freshers stattfindet. Schon auf dem Weg durch den Old Quad hämmert uns dumpf der harte Beat irgendeiner Partyhymne entgegen.

Die offiziellen Einführungsveranstaltungen sind schön und gut für die Neuen, aber für uns Ältere besteht die Freshers' Week vor allem aus den Nächten und den unzähligen Partys, die überall in den Colleges, Bars und Clubs stattfinden. Jorge behauptet, er kommt durch die Woche ohne je völlig nüchtern zu werden. Wir tingeln von Party zu Party, immer auf der Suche nach hübschen neuen Mädchen, die uns ohne großen Aufwand in ihre Höschen lassen. Es gibt praktisch immer welche. Und das Beste ist: Meistens ist ihnen ihr Freshers' Week-One-Night-Stand hinterher ein bisschen peinlich und sie meiden uns den Rest des Jahres. Ein sehr angenehmes Arrangement.

Unten in der Bar ist es qualvoll heiß. Die Luft ist praktisch frei von Sauerstoff und stinkt nach Schweiß, Alkohol und Adrenalin. Viel zu viele Menschen auf zu wenig Raum, der Lärm ist ohrenbetäubend. Überall bekannte Gesichter, dazwischen neue Leute. Wir schieben uns vor zum Barkeeper, begrüßen, schütteln Hände, klopfen auf Schultern und mustern dabei immer auch die Neulinge. Irgendwo hier steht sie vielleicht schon, meine erste Eroberung im neuen Jahr, und gibt ihr Debüt im unübersichtlichen sozialen Geflecht von St. Paul's.

Irgendwann haben wir unsere Drinks und stehen an der Bar. Tobias erzählt uns, wie er den Sommer verbracht hat. Jedenfalls versucht er es, ich verstehe kein Wort in diesem Lärm. Er ist Deutscher, genau wie ich, und manchmal ein ziemlicher Trottel, aber irgendwie mag ich ihn trotzdem.


Mein Blick fällt auf eine atemberaubend schöne Blondine, die sich am anderen Ende des Tresens mit ein paar Studentinnen unterhält. Von den anderen kenne ich nur eine, Jezzy, aber sie interessieren mich auch nicht. Die Blonde hat meine volle Aufmerksamkeit. Sie hat ein ziemlich hübsches Gesicht: attraktiv, sympathisch, voller Ausstrahlung. Wirklich spektakulär ist aber ihr Körper, den sie unter einer engen Jeans und einem knappen ärmellosen Shirt versteckt hat. Alles an ihr ist ein Superlativ. Sie ist groß, vielleicht einsfünfundsiebzig, schlank, wo Mädchen schlank sein sollten, und ansonsten voller aufregender Kurven. Ihre Schenkel münden in einen – man kann es wirklich nicht anders sagen – absolut sensationellen Arsch, um den sich ihre enge Jeans spannt wie eine zweite Haut. Über ihre mädchenhaft schmalen Hüften wölbt sich ein Paar aufsehenerregende Brüste, straff, rund und geradezu skandalös erotisch.


Aus irgendeinem Grund muss ich immerzu auf den schmalen Streifen nackter Haut zwischen ihrem Gürtel und dem Saum ihres Shirts schauen, der immer dann kurz zu sehen ist, wenn sie sich bewegt. Meine Fantasie läuft auf Hochtouren. Ich will mit meiner Hand dort hineinfahren und sie in Besitz nehmen: den flachen Bauch, die aufregende Wölbung über ihrem Rippenbogen, die festen, geschmeidigen Brüste und ihre rauen Nippel. Gott, wie gerne würde ich mich zwischen ihre Schenkel schieben und ihren göttlichen Körper mit meinem erobern.

Das Beste ist: Ich habe sie schon kennengelernt. Sie heißt Victoria und ist gestern in das Zimmer direkt neben meinem gezogen. Ein Jahr lang werde ich also Wand an Wand mit einer der schönsten Frauen wohnen, die ich je gesehen habe. Wunderbare Aussichten, in jeder Hinsicht. Sie ist zweifellos dieses Jahr unter den neuen Mädchen der Hauptgewinn.


„Wow!“, ruft Jorge, der meinem Blick gefolgt ist und im Moment wahrscheinlich ganz ähnlichen Gedanken nachgeht.


Gegen das Inferno aus Stimmen und Musik muss man ankämpfen. „Ich weiß“, schreie ich zurück und bringe Richard damit zum Lachen.


„Wer ist das?“, will Tobias wissen.


„Meine neue Nachbarin“, rufe ich. „Heißt Victoria.“


„Die ist echt heiß“, verkündet Tobias. Laut zu sagen, was allen längst klar ist, gehört definitiv zu seinen Talenten.


„Spar dir die Mühe“, ruft Jorge ihm zu und legt einen Arm um seine Schultern. „Bis morgen früh sind dreißig Leute hinter ihr her, und wenn sie sich zum ersten Mal in eine Vorlesung setzt, sind es hundert.“


Ich schaue rüber zu Richard. Der lächelt mich fragend an, eine Augenbraue hochgezogen. Du hast mir gar nichts von ihr erzählt, soll das heißen. Wir brauchen für sowas keine Worte.


Ich schiebe mich dichter an ihn heran und sage: „Ich weiß nichts von ihr. Zwei Minuten mit ihr gesprochen, gestern Abend. Weiß nicht mal, was sie studiert.“


In Wahrheit hat sie es mir schon gesagt, aber ich habe es sofort wieder vergessen, weil es mich kein bisschen interessiert. Vielleicht Literatur, vielleicht Sprachen, ganz egal. Ich will sie vögeln, nicht kennenlernen.

Kurze Zeit später tippt Richard mich an und nickt in Richtung Eingang. Dort stehen drei Typen, die jeder in St. Paul's kennt, und sehen sich neugierig um. Henry, Tom und Rufus.


Schau an, denke ich, der College-Adel gibt sich die Ehre.


Henry, Tom und Rufus kommen aus alten, steinreichen Familien und gehören alle drei zur obersten Sahneschicht der englischen Upperclass. Richard, der die drei viel besser kennt als ich, hat mir einmal Henrys private Visitenkarte gezeigt. Sein voller Titel hat kaum aufs Papier gepasst: Lord Henry William Albert Spencer-Courtenay, Earl of Sunderland. Er ist der älteste Spross und Erbe des zwölften Duke of Marlborough, irgendwann wird er selbst mal der Dreizehnte werden.


Auch die Schönen und Reichen dieser Welt müssen irgendwo studieren, das verstehe ich schon. Am Anfang fand ich es trotzdem ziemlich bizarr, Tür an Tür mit dem alten englischen Hochadel zu leben. Ich selbst komme aus der oberfränkischen Provinz und habe nicht mal einen zweiten Vornamen. Eine private Visitenkarte auch nicht.


Besonders irritierend finde ich ihren Blick, diesen ganz eigenen Ausdruck, mit dem Henry, Tom, Rufus und ihresgleichen in die Welt schauen. Auf der Oberfläche neutral und gelassen, aber direkt dahinter herablassend, besitzergreifend und vor allem absolut und unerschütterlich selbstsicher. Mit diesem Blick, stelle ich mir vor, hat der englische Kolonialadel einst in Indien Kinder bei der Baumwollernte beobachtet, in der einen Hand einen Gin & Tonic, in der anderen einen Rohrstock.


Wahrscheinlich gewöhnt man sich so einen Blick ganz von selbst an, wenn man so wie Henry in einem verdammten Palast aufgewachsen ist. Und wenn man in Eton mit den oberen Zehntausend aufs Internat geht, oder in St. Gallen. Alle Kinder in Henrys Familie landen nach der Schule im St. Paul's College Oxford, jedenfalls die Jungs. Alte Familientradition. Das College drückt wohl schon mal ein Auge zu, wenn der nächste Spross der Familie vielleicht nicht ganz so clever ist, wie es sich für eines der richtig prestigeträchtigen Colleges in Oxford gehört. Im Gegenzug freut sich das College über großzügige finanzielle Zuwendungen. Kein Wunder also, dass Henry sich jetzt hier umschaut, als sei der ganze Zirkus nur zu seinem Privatvergnügen in der Stadt.

Dann fällt Henrys Blick auf uns und er lächelt. Ein paar kurze Worte zu Rufus und Tom, dann schiebt er sich durch die Menge zu uns herüber.


„Gentlemen“, sagte er trocken zur Begrüßung, als er uns endlich erreicht. Und dann: „Richard: Du siehst scheiße aus, schlechten Sommer gehabt?“ Sein Lächeln ist spöttisch und amüsiert.


„Fick dich, Henry“, erwidert Richard voller Zuneigung und die beiden schütteln sich freundschaftlich die Hand. Sie kennen sich aus Eton.


Dann hat Henry plötzlich ein dunkelrotes Armband in der Hand, schmal, aus festem Stoff, wie man es von Festivals kennt. Mit einer zwanglosen Geste hält er es Richard vor die Brust. „Clarendon Club-Party, Dienstag, die übliche Zeit, der übliche Ort.“

Clarendon Club – der Name hat Klang in Oxford. Es gibt hunderte selbstständiger studentischer Gruppen an der Universität. Jedes College hat seine Sportclubs und Interessengemeinschaften zu allen Themen von Lyrik bis Menschenrechte. Daneben existiert eine Reihe vornehmerer, meist geschlossener Vereinigungen, die sich ein bisschen hochtrabend „Dinner Clubs“ oder „Drinking Societies“ nennen. Manche sind jahrhundertealt, manche exklusiv oder geheimniskrämerisch, andere machen einfach nur eine Menge Trara um ihre Aktivitäten. Die meisten sind meiner Meinung nach Schwachsinnsvereine für reiche, gelangweilte Arschlöcher, die sich in ihren teuren Smokings wichtig fühlen möchten.


Der Clarendon Club ist von einem ganz anderen Kaliber. Kein Club in Oxford ist so berühmt, so berüchtigt, so einflussreich, so umrankt von Gerüchten und Geschichte wie Clarendon. Genau fünfzehn Mitglieder, allesamt männlich, reich, weiß, privilegiert. Öffentlich tritt nur die Clubspitze in Erscheinung, traditionell drei Studenten aus St. Paul's. Im Moment: Henry, Rufus und Tom. Niemand kann mit Sicherheit sagen, wer die anderen Mitglieder sind. Gerüchte und Geschichten zu dieser Frage sind immer im Umlauf, denn der Clarendon Club gilt als eines der besten Netzwerke im ganzen Vereinigten Königreich. Wer es zur Mitgliedschaft bringt, dem stehen hinterher alle Türen offen in Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Wie hat Richard mal gesagt? Man wird nicht britischer Premierminister, bloß weil man im Clarendon Club war, aber es hilft wie die Sau.

Richard nimmt Henry das Armband ab und lächelt. Ich weiß, dass er immer eingeladen ist, wenn der Club eine seiner skandalös dekadenten Partys feiert. Ich war noch nie da. Nicht, dass mich das überraschen würde. Aus Henrys Sicht bin ich vermutlich nicht viel mehr als Dekoration in seinem College.


Aber dann dreht er sich plötzlich zu mir und sagt direkt in mein verdutztes Gesicht: „Du ruderst doch auch für das College, oder? Hier, für das ganze Team.“ Er drückt mir einen Schwung der roten Armbänder in die Hand.


Clarendon-Party? Ich? Eingeladen? Ich bin nicht auf den Mund gefallen, aber jetzt weiß ich nicht, was ich sagen soll. Meine Fassungslosigkeit nimmt Henry mit einer amüsierten Genugtuung zur Kenntnis.


„Für die tollkühnen Männer des St. Paul's Boat Club, genauer: erster Herren-Achter. Ihr seid alle eingeladen. Wir wollen doch die offiziell beste College-Ruder-Crew in Oxford auf unserer bescheidenen Feier dabei haben.“ Er erklärt es mit einer Prise Spott in der Stimme, aber nicht unfreundlich.


„Vielen Dank“, bringe ich schließlich heraus und nehme die Bänder. „Wir kommen gerne.“


„Davon gehe ich aus“, bemerkt Henry trocken und nimmt mich schon gar nicht mehr wahr.


Ich schaue zu Richard. Du wusstest das, oder?, frage ich ohne Worte, aber er grinst nur geheimnisvoll.


Tobias und Jorge werfen sich ebenfalls aufgeregte Blicke zu. Auch für die beiden wird die Clarendon-Party eine Premiere.

Plötzlich steht Tom, zweiter der Clarendonians, neben uns. „Einladungen an die üblichen Verdächtigen verteilt“, teilt er Henry mit, klopft Richard zur Begrüßung auf die Schulter und verkündet dann in die Runde: „Jetzt zum vergnüglichen Teil des Abends: Materialschau. Irgendwelche besonders vögelbaren Freshers dabei dieses Jahr?“


Richard nickt stumm in Richtung Victoria.


„Himmel!“, entfährt es Tom, als er sie sieht, und ein zufriedenes Grinsen hält Einzug in sein Gesicht. Liebenswürdig wie eine Raubkatze auf der Jagd.


Alle schauen jetzt rüber zu Victoria, die sich immer noch angeregt mit Jezzy und den anderen Mädchen unterhält.


Da erscheint Rufus neben ihr, der dritte der Clarendon-Jungs. Er gesellt sich zu den Mädchen, schüttelt ein paar Hände, stellt sich vor. Mit der lässigen Unverbindlichkeit eines Chefs, der ein paar neue Angestellte begrüßt. Dann sagt er Victoria etwas ins Ohr, das sie zum Lachen bringt. Bei dem Lärm hier ist selbst über die kurze Distanz kein Wort zu verstehen, aber auch im Stummfilm merkt jeder, dass er sie anbaggert.


Tom ist ganz aufgeregt. „Jetzt gib ihr halt endlich eine Einladung, du Schwachkopf“, ruft er in Richtung Rufus.


Er kann das nicht gehört haben, trotzdem zieht Rufus eines der roten Bänder aus der Tasche und zeigt es Victoria. Sie hört sich seine Erklärung an – zuerst verwirrt, dann interessiert, dann erfreut. Am Ende nimmt sie das Band und bedankt sich.

Damit wäre die Sache eigentlich erledigt, aber aus irgendeinem Grund beginnt Jezzy jetzt auf Rufus und Victoria einzureden. Ich habe keine Ahnung, was sie will, aber sie sieht richtig wütend aus. Gut, das ist jetzt nicht völlig ungewöhnlich: Jezzy ist eigentlich immer wütend.


Rufus hört ihr ein paar Sekunden lang mit gerunzelter Stirn zu, dann winkt er mit einer ziemlich abfälligen Geste ab. Er lächelt Victoria an. Hör nicht auf die, die ist halt verrückt, sagt dieses Lächeln.


„Warum muss die blöde Fotze jedes Mal Stress machen?“, beschwert sich Tom neben mir.


Henry beugt sich zu ihm: „Forsythe hat mir erzählt, dass sie sich offiziell beim College über unsere Party beschwert hat. Sie und ihre kleine Feministentruppe sagen, wir sind asozial und sexistisch und gehören verboten.“


Toms Antwort verstehe ich nicht, aber ich bin ohnehin noch bei dem, was Henry gesagt hat. Forsythe? Warum gibt ein Professor am College solche Interna an Studenten weiter? Ich werfe Richard einen fragenden Blick zu, aber der zuckt nur mit den Schultern, als sei das alles ganz normal.


Als ich wieder zu Victoria hinüberschaue, ist der Konflikt zwischen Jezzy und Rufus zu einem hitzigen Wortgefecht eskaliert. Jezzy brüllt ihn an. Sie ist klein und schmal, hat aber die Wucht einer Dampframme. Ich kann sie nicht leiden.


Rufus antwortet irgendetwas. Er sagt es gelassen, aber freundlich ist es nicht. Man sieht die Verachtung in seinen Augen selbst von hier aus. Rufus kann ich auch nicht leiden. Arrogantes Arschloch. Mit seinen rabenschwarzen Haaren und ebenso dunklen, intensiven Augen könnte er problemlos in jedem Hollywood-Streifen den Psychopathen spielen.


Jezzy ist überhaupt nicht glücklich über das, was Rufus gesagt hat, was es auch immer gewesen sein mag. Sie verpasst ihm mit der flachen Hand eine ziemlich heftige Ohrfeige.


„Woah!“, ruft Tom. „Das war unnötig!“


Henry runzelt nur die Stirn.


„Sie hat ihm eine reingehauen!“, stellt Tobias fest, hilfreich wie immer.


Rufus reagiert nicht gerade wie ein Gentleman. Mit einer Hand drückt er Jezzy von sich weg. Es ist kein Schlag, eher ein Schubser, aber es genügt, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie stolpert in die Leute hinein, die hinter ihr stehen. Drinks werden verschüttet, Gläser fallen, Jezzy landet unsanft auf ihrem dürren Arsch. Rufus verschwindet ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen.

* * *

Zwei Stunden später sitze ich auf dem bequemen blauen Sofa in Richards Zimmer. Die Party geht hier in einem kleineren Kreis weiter. Fünfzehn, zwanzig Leute drängen sich dicht aneinander, im Hintergrund läuft Radiohead. Richards Musik.


Im Vergleich zu meinem Kämmerchen ist seine College-Unterkunft ein Palast: geräumig, neu, hochwertig ausgestattet, mit einem schönen Blick auf die St. Paul's Lane. Sogar ein eigenes Bad hat er. Das gesamte Monatseinkommen aus meinem Stipendium würde wahrscheinlich nicht für die Miete hier reichen. Aber Geld gehört wahrlich nicht zu Richards Problemen.

Neben mir aufs Sofa gequetscht sitzt eine zierliche, süße Brünette mit einem Drink in der Hand und lacht über meinen mittelmäßigen Scherz. In der Enge sitzen wir viel zu dicht aufeinander, irgendein Teil ihres schönen Körpers reibt ständig an mir. Ich bin mit der Entwicklung des Abends bisher sehr zufrieden.


Ich habe sie in der Bar entdeckt und dann angesprochen, weil sie sich alleine an ihren Cocktail klammerte und irgendwie verloren wirkte. Über meine Aufmerksamkeit freute sie sich sichtlich, und weil sie neu war und irgendwie interessant aussah, blieb ich bei ihr. Aber dann bekam ich Zweifel, ob sie die Mühe wert war. Mit ihrer zurückhaltenden, fast schüchternen Art passte sie so gar nicht in mein Beuteschema. Was soll ich mit einer, die rot wird, wenn man ihr ein Kompliment macht?


Mit der Zeit wurde es dann aber besser. Ich kann das ganz gut: Mädchen das Gefühl geben, dass ich sie für etwas ganz Besonderes halte. Ist im Wesentlichen Übungssache. Und dann gibt es ja noch Alkohol, den großen Mutmacher. Mit jedem Drink taute sie ein bisschen weiter auf. Irgendwann erzählte ich ihr eine peinliche Geschichte über Tobias, über die sie so lachen musste, dass ihr die Tränen kamen und sie kaum noch atmen konnte. Spätestens da waren meine Zweifel vergessen. Wir hatten eine Menge Spaß, und als ich sie fragte, ob sie noch zu Richard mitkommen wolle, sagte sie ohne jedes Zögern ja.

Und jetzt sitzt sie da neben mir, eins von tausenden beinahe identischer Mädchen, die jedes Jahr hier an die Uni strömen: Familie ohne Geldsorgen, dafür mit Ambitionen fürs Töchterlein, wohlbehütet zur Schule gegangen auf irgendeinem lächerlich teuren Mädcheninternat irgendwo am Arsch der Welt in England, Abi mit lauter Spitzennoten und dann, gerade volljährig geworden, Aufnahmeprüfungen bestanden und ab nach Oxford, um irgendetwas mit Prestige und Karriereaussichten zu studieren. Im Fall meiner kleinen Brünetten: Jura. Es ist wirklich immer dieselbe Geschichte.


Sie sind alle gleich, diese Mädchen. Kommen hierher, zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich unabhängig und erwachsen, mit völlig übertriebenen Erwartungen an ihr Studium. Beste Zeit ihres Lebens und so. Alle sind sie clever und ehrgeizig, aber eine Ahnung, wie es hier zugeht, haben sie nicht. Begeistert malen sie sich aus, was sie in Oxford alles tun werden: Freunde fürs Leben finden, ihre große Liebe kennenlernen, sich selbst neu erfinden, neue Welten entdecken und brillante Gedanken denken, Foucault und Nietzsche lesen, diskutieren und sich engagieren für eine bessere Welt. Und so weiter und so fort. Alle wollen sie jung sein, frei sein, wild sein.


Im Vergleich dazu sind unsere Absichten ziemlich simpel und sehr konkret: Wir wollen sie bloß vögeln.

Als hätte sie ein Stichwort bekommen, beginnt die Kleine mit leuchtenden Augen zu erzählen, was sie in ihrem ersten Studienjahr alles machen will. Das interessiert mich nicht besonders, gibt mir aber immerhin die Gelegenheit sie einmal ausführlich und ungestört zu betrachten.


Sie hat nicht Victorias unglaublichen Körper, sieht aber auf ihre eigene Art wirklich gut aus. Das nussbraune Haar halblang und ziemlich widerspenstig – sie hat es mit einer Haarklammer am Hinterkopf locker hochgesteckt. Einige Strähnen fallen ihr spielerisch ins Gesicht, sie wischt sie immer wieder abwesend zur Seite. Gefällt mir gut. Ihr Gesicht ist fein geschnitten, wirkt delikat, die Nase schlank und freundlich, unter schwungvollen Augenbrauen zwei große, sympathische Augen, die genauso braun sind wie ihr Haar. Victoria hat makellose Schönheit und rohen Sexappeal, die Kleine hier ist auf dezente Weise irgendwie elegant, anmutig, attraktiv.


Fasziniert beobachte ich ihren Mund. Er formt Worte, die nicht in meinem Gehirn ankommen. Ich sehe nur noch ihre weichen Lippen und den feuchten Glanz darauf. Ab und zu zeigt sich beim Sprechen eine nasse Zungenspitze zwischen weißen Zähnen. Ich will diese aufregenden Lippen zwischen meinen Beinen spüren.

Erwartungsvoll blickt sie mich an.


„Entschuldige, was?“, frage ich, plötzlich aus meinen erotischen Fantasien gerissen.


„Ich wollte wissen, warum du vorhin mit deinen Freunden in der Bar halbnackt getanzt hast.“


Gut, die Frage musste früher oder später kommen.


Etwas peinlich ist mir die Sache ja schon: Vor ein paar Stunden habe ich in Boxershorts – nur in Boxershorts – mit dem Rest der Ruder-Crew auf den Billardtischen in der Bar zu „Eye of the Tiger“ getanzt. Kein Höhepunkt in meinem Leben, aber manchmal hat man eben keine Wahl.


„Boat Club-Tradition“, erkläre ich. „Das Team, das die großen Ruderrennen im Sommer gewinnt, muss tanzen, in Unterhosen.“


„Ist das was Besonderes, da zu gewinnen?“


„Für St. Paul's auf jeden Fall. Das letzte Mal war neunzehnhundertzwölf. Eigentlich gewinnen immer Christ Church oder Oriel.“


„Neunzehnhundertzwölf? Wow!“ Sie zögert. „Aber trotzdem ... warum sich bis auf die Unterhose ausziehen, nur weil man beim Rudern gewonnen hat? Ist das nicht ein bisschen … pubertär?“


Ich muss lachen. Sie hat natürlich recht: Es ist völlig bescheuert. Aber erstens kann ich das nicht sagen und zweitens würde ich es jederzeit wieder tun. Mit Richard und den anderen Jungs in unserem Boot gesessen und dieses letzte Rennen gewonnen zu haben, das war vielleicht der beste Moment in meinem ganzen Leben. So viel Adrenalin, so viel Freude und Stolz, so viel Liebe – das kann auch einmal Strippen auf dem Billardtisch nicht zerstören.

Und ganz abgesehen davon: Ich muss meinen Körper wirklich nicht verstecken. Von dem wabbeligen Bauch, den aufgedunsenen Backen und den schlaffen Ärmchen, die ich nach Oxford mitgebracht habe, ist nach zwei Jahren nichts mehr zu übrig. Semi-professionelles Rudern, ständiges, hartes Krafttraining und viel, viel Ausdauerlauf: Mein Oxford-Ich ist ein zweiundzwanzigjähriger, voll durchtrainierter, sichtbar muskulöser, einsneunzig großer Kerl mit – sagen mir jedenfalls die Frauen, und um die geht es ja auch – attraktiven Augen und allgemeinem Sexappeal.

Aber was antworte ich jetzt meiner kleinen Brünetten auf ihre Frage? Ich entscheide mich für die ungeschminkte Wahrheit: „Hier hast du genau zwei Möglichkeiten, wenn die Leute ein bestimmtes Verhalten von dir erwarten. Option eins: Du machst es einfach, egal wie bescheuert du es findest, dann bist du jemand und gehörst dazu. Option zwei: Du tust, was du für richtig hältst und sagst nein, dann wirst du im besten Fall ziemlich schnell ignoriert. Wenn du Pech hast, bekommst du ganz schön was ab.“


Das irritiert sie, man kann es sehen. Entschuldigend hebe ich die Arme. Tut mir leid, ich hab die Regeln nicht gemacht, soll das heißen. Sie sagt nichts, aber so richtig überzeugt hat sie meine Antwort auch nicht.


Ich habe das Gefühl, ich sollte unser Gespräch wieder auf eine andere Ebene bringen. „Schön, dass du dich mit mir abgibst, obwohl du mich für einen gehirnlosen Trottel ohne eigene Meinung hältst“, sage ich fröhlich.


Das bringt sie zum Lachen, eine fröhliche, spontane, nicht mehr ganz nüchterne Freude. Sie schaut mich ein wenig verschämt aus dem Augenwinkel an: „Ich fand es tatsächlich ziemlich bescheuert ... aber der Anblick war trotzdem ganz nett.“

Ein paar Minuten später lässt sich Richard schwungvoll neben uns auf die Sofalehne fallen und drückt mir ein kleines Tütchen mit einem feinen weißen Pulver in die Hand. „Anschließend weitergeben“, sagt er und ist schon wieder weg.


Die Kleine starrt entgeistert und irgendwie auch fasziniert auf das Tütchen in meiner Hand. „Sind das Drogen?“, fragt sie entsetzt. Damit hat sie ganz offensichtlich nicht gerechnet.


„Nur ein bisschen Kokain“, erwidere ich lächelnd und schütte ein kleines Häufchen auf meinem Handrücken auf. Nichts Wildes, ich will uns ja nicht abschießen. Sie hat offensichtlich keine Erfahrung mit dem Zeug und ich, wenn ich ehrlich bin, auch nicht wirklich. Das ist eher Richards Domäne.


Als ich mit der Menge zufrieden bin, biete ich ihr meinen Handrücken an. „Hier, für dich. Kleiner Muntermacher, da passiert nicht viel“, behaupte ich. Keine Ahnung, ob das stimmt. Woher zum Teufel soll ich wissen, wie sie das Zeug verträgt? Laut sage ich: „Länger feiern, bessere Stimmung, mehr nicht.“ Ich schenke ihr mein freundlichstes Lächeln.


Ihre Reaktion ist sehenswert und ich muss mich beherrschen, um nicht zu lachen. Sie sagt kein Wort, aber in ihrem Gesicht spiegelt sich überdeutlich der Sturm aus verschiedenen Emotionen, der in ihrem Kopf tobt: Konfusion, Unsicherheit, Abenteuerlust, Angst, Neugierde, Zweifel. Soll ich oder soll ich nicht? Wie sich so ein Kokainrausch wohl anfühlt? Kann man eigentlich von einer Dosis abhängig werden? Bin ich vorsichtig oder bin ich experimentierfreudig? Spaßbremse oder Partykönigin? Wer bin ich? Wer will ich sein?


„Komm schon, da ist nichts dabei. Hier ist keiner ein Junkie“, drängle ich. „Ich hab dir ja erzählt, wie es hier läuft. Dabei sein oder nicht dabei sein – ist deine Entscheidung.“


Ich weiß, ich weiß: Ich bin ein Arschloch.


Sie kann sich einfach nicht entscheiden. Wie gelähmt starrt sie auf das weiße Häufchen vor ihrem Gesicht.


„Ok, ist ja kein Problem, wenn dir das zu wild ist“, sage ich nach einer langen Pause. „Sicher eine vernünftige Entscheidung.“ Mein Tonfall ist nicht allzu verständnisvoll.


Das Koks ziehe ich dann eben selbst in die Nase, sie beobachtet mich genau dabei. Es dauert nicht lange und ich spüre das bekannte Kribbeln. Es fühlt sich großartig an, wie ein Feuerwerk in meinem ganzen Körper.


Dann beuge ich mich vor, um die Tüte an Jorge weiterzugeben, der am Fuß des Sofas mit einer etwas pummeligen Blondine rummacht, die ich nicht kenne. Ich will ihm eben auf die Schulter klopfen, da greift die süße Kleine doch noch nach meinem Handgelenk und hält mich zurück. „Warte“, bittet sie und lächelt tapfer. „Machst du mir auch ein bisschen was?“


Na also, geht doch.


Einen Augenblick später sind wir wieder da, wo das alles angefangen hat: Sie sitzt wortlos da und starrt auf ein kleines Häufchen Koks. Der einzige Unterschied ist, dass es dieses Mal auf ihrem Handrücken liegt. Sie ist richtig nervös, es ist geradezu ergreifend.


„Was mache ich hier nur?“, ruft sie, als wären es letzte Worte, dann schnieft sie das Kokain etwas ungeschickt in ihre schöne Nase.


Eine Weile lang blicken wir uns schweigend an, sie angespannt in ihren Körper hineinhorchend, ich mit ganz ehrlicher Neugierde. Auf einmal beginnt ihr ganzes Gesicht zu leuchten und sie sagt begeistert: Oh, krass!“


Darüber lachen wir beide.

Aus einem Impuls heraus nehme ich ihre Hand in meine und schiebe mit dem Zeigefinger die Überreste des weißen Pulvers, die noch an ihrer Haut haften, zu einem winzigen Häufchen zusammen. Ich nehme es auf die Fingerspitze.


„Darf ich?“, frage ich sie und lege ihr meinen Finger auf die Unterlippe ohne auf eine Antwort zu warten. Sie lässt es regungslos geschehen, als mein Finger ihre feuchten Lippen teilt, öffnet ihren Mund dann mit einem ganz leisen Seufzen. Ihr heißer Atem streicht über meinen Finger, während ich das Koks ganz langsam und bedächtig in die feste Haut über ihren Schneidezähnen einmassiere. Aus glänzenden, riesigen Augen schaut sie mich dabei schweigend an. Ihr Atem geht schwer. Es knistert ganz schön in der Luft zwischen unseren Körpern.


Irgendwann bin fertig. Einen Moment länger als nötig lasse ich meinen Finger über ihre Lippen streifen, da umfasst sie plötzlich meine Hand und schließt ihren Mund fest um meine Fingerspitze. Ganz langsam stülpt sie ihre Lippen darüber und leckt auch noch das letzte bisschen Koks von meiner Haut. Dann zieht sie sich zurück und reibt ihre Lippen genüsslich aneinander. Sie strahlt. Es ist nicht das zurückhaltende, harmlose Lächeln, das ich bisher von ihr gesehen habe. Nein, dieses Lächeln ist pure Erregung.


In meiner Hose ist es ziemlich eng geworden. Kleine, du gehörst mir heute Nacht.

* * *

Nur wenig später sitzen wir zu zweit auf dem schmalen Bett in meinem Dachzimmer und küssen uns. Sogar hier oben im vierten Stock spürt man noch den dumpfen Beat der Freshers' Party, mehr Vibration als Geräusch. Dazwischen mischt sich der erregte Klang unserer tanzenden Zungen. Ich bin high und spüre jede Berührung ihrer warmen Lippen und ihrer rauen Zunge wie einen kleinen, geilen Stromschlag. Es ist ganz einfach sensationell.

So schön es ist sie zu küssen, ich will mehr. Also ziehe ich erst mir das T-Shirt, dann ihr das Top über den Kopf. Während ich ihren BH öffne, betrachtet sie meinen nackten Oberkörper und fährt versonnen mit zarten Fingern über meine Brust.


Dann ist auch ihr Oberkörper nackt. Ihre Titten: unerwartet großartig! Nicht besonders üppig, aber makellos schön, fest und rund. Sie hat kleine braune Brustwarzen und harte Nippel, die sich zurzeit weit hervorgestreckt haben. Sehr schön ist das, genau mein Geschmack.

Ich drücke sie sanft nach hinten und sie lässt sich willig in die Kissen fallen. Ich streichle sie, betrachte ihren Körper: den festen, perfekten Bauch, auf dem sich in der kühlen Nachtluft eine Gänsehaut gebildet hat, die tollen Brüste, die sich mit ihrem Atem heben und senken, ihr schönes, erregtes Gesicht, eingerahmt in eine sich auflösende Frisur. Ein Körper, wie man ihn nur mit achtzehn haben kann.


„Wow! Du siehst großartig aus“, sage ich, weil es stimmt.


Sie lächelt zu mir hinauf, dankbar und ein bisschen stolz, ziemlich high.


Und vielleicht auch ein bisschen ängstlich? „Bitte sei sanft mit mir.“ Sie flüstert es fast.


Wie jetzt, sanft? Das ist nicht wirklich, was ich hören will. Aber was soll's. Meine Erfahrung ist: Sobald man einmal in ihnen steckt, kann man ganz nach Belieben sanft oder auch nicht so sanft sein. Sie machen die Beine breit und lassen mich einfach machen. Am Ende sind alle zufrieden. Beschwerden gab es jedenfalls noch keine.


Sagen kann ich das natürlich nicht, also antworte ich stattdessen: „Alles genau so, wie du es willst.“


Dann küsse ich jeden Zentimeter ihres Oberkörpers, unter besonderer Berücksichtigung ihrer famosen Titten. Sie schließt die Augen und genießt es seufzend.

Das war kein schlechter Start, aber irgendwie gibt es danach keinen richtigen Fortschritt mehr. Die Zeit verrinnt, ihre Hose bleibt zu. Leichter Frust meinerseits. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ihr das hier alles auch ein bisschen unheimlich ist. Meine kleine Brünette ist scheinbar kein Mädchen für die erste Nacht.

Nach endlosen, quälend langen Minuten voller vertrauensbildendem leichten Petting lässt sie mich dann endlich doch noch in ihr Höschen. Noch immer in einen intensiven Kuss verschmolzen habe ich erst ab und an ihren jeansbedeckten Arsch gestreichelt, dann unregelmäßige und vorsichtige Exkursionen zu den Innenseiten ihrer Schenkel unternommen. Das schien ihr zu gefallen, und irgendwann habe ich mich dann getraut ihre Beine mit sanftem Druck zu öffnen.


Mit der Hand fahre ich jetzt langsam hinauf bis zu der Stelle, wo sich ihre Schenkel treffen. Sie seufzt und drückt sachte ihre Lenden gegen meine flache Hand.


Na endlich, denke ich.


Jetzt muss ich mich ganz schön bremsen, um ihr nicht sofort die Hose vom Leib zu reißen. Ganz bedächtig öffne ich stattdessen den Knopf an ihrer Jeans, dann den Reißverschluss. Meine Finger schiebe ich vorsichtig in ihren Slip, vorbei an einem kurzgeschorenen Streifen Schamhaar bis hinunter in den heißen, engen Schlitz, um den sich hier alles dreht. Schön langsam und sachte. In meiner Vorstellung ist sie ein scheues Rehkitz: Eine hektische Bewegung und sie flieht ins Unterholz.


Vielleicht mache ich mir aber auch zu viele Gedanken, denn als ich eintauche in ihre feuchte Mitte und langsam eine Fingerspitze in ihr versenke, reagiert sie auch nur so wie alle anderen: Mit Erregung. Sie legt den Kopf in den Nacken, Augen geschlossen, und atmet lustvoll und hörbar einmal aus, bis keine Luft mehr in ihrem Brustkorb ist. Dann öffnet sie die Augen und lächelt mich an, selig und zufrieden.

Jetzt will ich mehr, und zwar zügig. Ich ziehe ihr die Hose aus und werfe sie achtlos auf den Boden. Übrig bleibt ein langweiliges, unschuldig weißes Höschen, über das ich innerlich schmunzeln muss. Passt. Ich fasse es sachte am Saum und ziehe es vorsichtig an ihren Schenkeln hinunter. Als sie ihren Hintern kurz hochdrückt, um es mir leichter zu machen, erhasche ich einen ersten kurzen Blick auf ihre kleine Muschi.


Und dann liegt sie endlich völlig nackt vor mir. Ein schmal gebauter, fast zierlicher Körper, aber wundervoll geformt, erotisch, jung und fest. So richtig zeigen will sie sich aber nicht. Die Beine sind schüchtern zusammengelegt und zur Seite gedreht. Ganz wohl ist ihr immer noch nicht.

Also eben noch ein Umweg, denke ich resigniert. Anstatt wie geplant direkt zwischen ihre Schenkel zu tauchen, lege ich mich neben sie, streichle sie und küsse sie und knabbere an ihrem Ohrläppchen, ganz so als interessiere mich ihr kleines Loch da unten gar nicht.


Erst nach einer ganzen Weile fahre ich mit der Hand langsam zwischen ihre Beine und öffne ihre Schenkel so weit, dass meine Finger Platz haben. Sie lässt sich streicheln. Ich errege sie, berühre ihren kleinen Kitzler, dringe erst oberflächlich in sie ein, dann ein bisschen tiefer, schließlich stoße ich sie ganz sachte und langsam mit einem Finger. Das entlockt ihr ein erstes echtes Stöhnen, so lustvoll als hätte sie unendlich lange darauf warten müssen.


Das, meine Kleine, hättest du wegen mir auch schon vor einer Stunde haben können.

Nach einer Weile entspanne ich mich vollends, denn sie genießt meine Berührungen, genießt sie sogar sehr. Nach und nach – und mit der Geschwindigkeit eines Gletschers – spreizt sie ihre Schenkel für mich, macht Raum für meine Hand. Wir küssen uns wieder, nur stöhnt sie mir dabei jetzt lauter und drängender ins Gesicht, die Fingernägel in meiner Schulter vergraben. Ihr Körper schiebt sich fordernd meiner Hand entgegen. Keine Frage, jetzt ist sie richtig scharf.

Eben denke ich, sie ist soweit, da mache ich einen blöden Fehler. Ihre weit gespreizten Schenkel haben nicht nur ihre Muschi für mich freigelegt, sondern auch den Graben zwischen ihren kleinen Arschbacken. Irgendwie landet mein Finger auf ihrer Rosette und einen winzigen Augenblick lang massiere ich den weichen Muskelkranz, drücke meine Fingerkuppe einen Millimeter tief in die winzige Öffnung hinein. Das ist keine geplante Aktion, es passiert einfach so.


Viele Mädchen macht das tierisch an. Sie offenbar nicht. Als sie nach ein oder zwei Sekunden realisiert, wo ich bin und was ich dort tue, zuckt sie so heftig von mir weg, als hätte sie in die Steckdose gefasst. Bevor ich kapiere, was überhaupt los ist, kniet sie schon mit vor Entsetzen geweiteten Augen vor mir auf dem Bett, eine Hand schützend auf ihre Muschi gelegt, und starrt mich fassungslos an.


Ich glotze zurück, perplex.


Nach einer sehr unangenehmen Stille, die gefühlt zwei Minuten dauert, gibt sie bekannt: „Nicht da.“


Zum ersten Mal an diesem Abend habe ich keine Ahnung, wie ich reagieren soll. „Ok“, meine ich dann einfach nur. „Tut mir leid.“


Sie fixiert mich, als müsse sie nachrechnen, ob sich in der komplexen Gleichung unserer kurzen Bekanntschaft durch dieses unschöne Ereignis größere Verschiebungen ergeben.


„Ist schon ok“, murmelt sie schließlich und zieht mich in ihre Arme. Als sich ihre Zunge in meinen Mund schiebt, fällt die Anspannung von mir ab. Einen Moment lang dachte ich, ich hätte Bambi in die Flucht geschlagen.

Nach einer Weile lässt sie von mir ab und setzt sich mit angewinkelten Beinen vor mich. Ein amüsiertes Lächeln huscht über ihr Gesicht, während sie mich von oben bis unten betrachtet: meinen nackten Oberkörper, die dunkelblauen Jeans mit dem breiten schwarzen Gürtel, meine nackten Füße. Ihr Blick bleibt an der Hose hängen.


Ohne Vorwarnung beginnt sie plötzlich zu singen, laut, mit einer sicheren, schönen Singstimme und einem fröhlichen Lachen in den Augen. Als ich nach ein paar Takten kapiere, dass sie „Eye of the Tiger“ singt, bricht ein Lachen aus mir heraus, ehrlich, unverstellt und von Herzen. Und einen kurzen, glücklichen Augenblick lang freue ich mich aus Gründen, die nicht das Geringste mit ihrer Muschi zu tun haben, über dieses zierliche brünette Mädchen in meinem Bett.

Jetzt muss ich wohl oder übel die Hosen runterlassen. Nicht, dass mich das stören würde. Ich springe auf die Beine und stehe dann in voller Größe direkt vor ihr auf der Matratze, mein Kopf nur Zentimeter unter der Zimmerdecke. Sie singt, ich strippe. Mit großer Geste öffne ich die schwere Gürtelschnalle und reiße den Gürtel mit einer kräftigen Bewegung durch alle Laschen der Jeans. Mit einem lauten metallischen Klacken landet er irgendwo auf dem Boden vor dem Bett. Sekunden später folgt meine Jeans. Jetzt drückt sich ihr direkt vor ihrem Gesicht mein harter Penis entgegen, soweit der Stoff meiner Boxershorts es erlaubt.


„Weiter“, fordert sie mit einem Lächeln.


„Sorry, nur bis zur Unterhose, so ist die Regel.“


„Nein, nein“, gibt sie sanft, aber amüsiert zurück. „Jetzt will ich alles von dir sehen.“ Dann fährt sie langsam mit beiden Händen meine Oberschenkel hinauf und von unten in die Shorts. Ich spüre, wie ihre Finger meine Eier streicheln. Sie erkundet die weiche Haut rund um meinen Penis und dann – endlich, endlich! – streicht sie über meinen Schaft bis hinauf zur Spitze. Irgendwann muss sich meine Vorhaut von selbst zurückgezogen haben, ihre Finger auf meiner Eichel fühlen sich rau an, schmerzhaft und elektrisierend zugleich. Dann zieht sie ihre Hände zurück und mir die Boxershorts bis zu den Knöcheln hinunter. Jetzt sind wir beide nackt.


Langsam und neugierig schiebt sie mit einer Faust meine Vorhaut über die Eichel, dann wieder zurück, vor, zurück und immer wieder vor und zurück. Winzige Bewegungen, aber sie machen mich noch geiler, als ich ohnehin schon bin.


Als meine Eichel wieder einmal freiliegt, beugt sie sich vor und küsst die Spitze. Da sind sie, die feuchten Lippen, die ich schon den ganzen Abend zwischen meinen Beinen spüren will. Ich schließe die Augen und fiebere erwartungsvoll diesem prickelnden, warmen Genuss entgegen, wenn sich Frauenlippen zum ersten Mal über meinen Schwanz schieben.


Ich warte, spüre ihre Hände und … sonst nichts.


Irgendwann öffne ich die Augen und sehe, dass sie sich wieder zurückgelehnt hat. Sie spielt mit ihren Händen ohne große Ambitionen an meinem Ding und strahlt mich mit großen Augen an.


Was soll denn diese Scheiße jetzt?, denke ich.

Jetzt reicht es mir. Die Zeit für Vorspiel ist vorbei. Ich beschließe: Jetzt wird gefickt.


Ich knie mich vor sie aufs Bett und drücke sie bestimmt mit dem Rücken in die Kissen. Sie lässt es zu und zuckt auch nicht, als ich mit beiden Händen ihre Schenkel weit spreize. Da liegt sie vor mir, ihre winzige Möse mit schmalen, mädchenhaften, leicht geöffneten Schamlippen, zwischen denen leuchtend rosa der Eingang zu ihrem Körper lockt. Alles da unten glänzt feucht von ihrer Erregung.


Ich schiebe mich langsam zwischen ihre Schenkel. Mein Ding ragt waagrecht aus meinem Körper und zeigt genau auf ihre Muschi. Es sind nur noch ein paar Zentimeter zum Glück, da meldet sie sich plötzlich: „Warte.“


Ich stoppe, aber innerlich möchte ich schreien. Einen Moment lang habe ich Lust sie zu erwürgen.


„Hast du keine Kondome?“, will sie wissen.


Ich überdenke meine Optionen.


„Nein, tut mir leid“, antworte ich schließlich mit einem angemessenen Maß an Bedauern in meiner Stimme.


In der obersten Schublade meines Schreibtisches liegt eine angebrochene Packung Kondome, die uns für drei Tage Dauerbumsen reichen würde, aber warum mit der zweitbesten Lösung anfangen?


„Nimmst du nicht die Pille?“, spiele ich den Ball an sie zurück.


Lange Pause.


„Doch, schon...“ Es klingt vage.


Fragend blicke ich sie an. Es entsteht eine lange Stille, untermalt nur von den Geräuschen unseres Atems und dem dumpfen Bass aus der Bar. Sie beißt sich angestrengt auf die Lippe, schaut mir prüfend in die Augen. Immer wieder streicht sie sich die Überreste ihrer Frisur aus dem Gesicht.


„Sag mir, dass es sicher für mich ist“, verlangt sie schließlich.


„Es ist völlig sicher“, sage ich ohne eine Millisekunde zu zögern.


Ich bin sauber, völlig klar. Ich will sie bloß ohne Gummi ficken, das ist alles.


Sie kämpft noch einen Augenblick mit sich, dann sagt sie: „Ok. Ich glaube dir.“

Endlich, endlich ist die Bahn frei! Ich schiebe mich die fehlenden Zentimeter nach vorn und platziere meine Schwanzspitze an ihren kleinen Schamlippen. Mit der Linken öffne ich ihre Beine noch etwas weiter, mit der Rechten drücke ich langsam meinen Schwanz an diesem ersten, erregenden Widerstand vorbei. Es gibt nichts Besseres als dieses erste Eindringen!


Als meine Eichel dann fast vollständig zwischen ihren Lippen steckt, halte ich einen Moment inne. Sie hat den Atem angehalten und schaut mich mit großen Augen an. Dann schiebe ich mit einer kräftigen, fließenden Bewegung meinen kompletten Schwanz in ihren Körper, bis meine Eier gegen ihren Arsch stoßen. Ich stöhne, sie japst nach Luft und verkrampft sich. Eine Explosion elektrisierender, süßer Reize tobt durch meinen Bauch. Was wäre das Leben ohne dieses Gefühl?


Als ich meinen Schwanz dann langsam aus ihrem Unterleib ziehe, glänzt er feucht von ihrem Saft. Unter dem kleinen Vordach ihres Kitzlers pressen sich ihre schmalen Schamlippen eng an meinen Schaft. Ich bin da unten ziemlich kräftig gebaut, sie verdammt zierlich.


Ich liebe diesen Anblick: mein Ding, halb versenkt in einem fremden Körper, in dem heißen Kanal zwischen den Schenkeln irgendeines Mädchens. Erneut schiebe mich ganz in sie, wieder stöhnen wir. Dann wiederhole ich dieselbe Bewegung, wieder und wieder und wieder und wieder.


Ich ficke sie. Und während ich sie ficke, existiert sie für mich eigentlich gar nicht. Ist es so schön für sie? Gefällt ihr das Tempo? Sind ihre Augen geschlossen? Stöhnt sie? Keine Ahnung, ich registriere nichts davon. Und es ist mir auch ziemlich egal. Sie ist jetzt einfach nur noch Körper, ein enges, heißes, feuchtes, geiles Loch, das sich nur in einer Hinsicht von tausenden anderer, ähnlicher Löcher in Oxford unterscheidet: Ich kann heute Nacht meinen Schwanz hineinstoßen, bis es mir kommt.

Ich ficke sie unendlich lange, vielleicht eine Stunde, vielleicht zwei. Ist immer schwer zu sagen, wenn ich high bin. Auf Koks kann ich rammeln wie ein Karnickel, endlos lange und beliebig oft. Es ist mindestens so geil wie ohne, vielleicht sogar noch geiler, und es zieht die Sache auf die erregendste Art und Weise in die Länge.

Ich kann nicht so genau sagen, was ich alles mit ihr mache. Irgendwann drehe ich sie flach auf den Bauch, spreize ihre Schenkel mit meinen Knien, presse mit meinen Händen ihre Arschbacken auseinander und ramme ihr mein Ding von hinten in ihre einladend geöffnete Möse. Ich genieße jeden Stoß. So geht das eine ganze Weile, dann ziehe ich sie an der Hüfte hoch auf die Knie und nehme sie doggy-style. Ihre winzige Rosette, die sich im Rhythmus meiner Stöße jedes Mal ein paar Millimeter öffnet und schließt, macht mich unheimlich an.

Als ich schließlich doch irgendwann aufs Finale zusteuere, drehe ich sie wieder auf den Rücken. Ich biege ihre Schenkel hoch in die Luft, so dass sich mir ihre Möse einladend entgegenneigt. Mit dem Oberkörper lehne ich mich zwischen ihre Beine und drücke meinen Penis tief in ihren Körper. Dann nehme ich sie in langsamen, rhythmischen, kräftigen Stößen, wieder und wieder, und mit jedem Stoß spüre ich, wie sich überall in meinem Körper der süße Rausch eines Orgasmus zu regen beginnt, mehr und mehr und mehr, bis es schließlich kein Zurück mehr gibt und eine Flut aus Reizen über mich hinwegrauscht und ich kostbare, lange Momente auf der Schaumkrone dieser Welle reite und stoße und stoße und stoße und mit jedem weiteren Stoß einen Strahl meines Samens in ihren kleinen Körper pumpe, bis der Strom mit jeder weiteren Wiederholung nachlässt und der Rausch ein wenig weiter abklingt. Mein Schwanz ist noch immer steinhart und ich würde sie am liebsten noch ewig weiterficken, aber mit jedem Mal entfernt sich die Lust ein wenig mehr, bald wird sie verdrängt von einem tumben Schmerz an meinem überreizten Schwanz. Ein letztes Mal presse ich mich so fest an sie, wie ich kann, genieße den erregenden Nachhall meines Orgasmus. Dann sacke ich völlig erschöpft über ihr zusammen.

Montag

Das Erste, was ich bemerke, als ich ein paar kurze Stunden später von meinem Wecker rabiat aus dem Tiefschlaf gerissen werde, ist die Kälte in meinem Zimmer. Nackt und aufgedeckt liege ich auf dem Bett und friere. Neben mir liegt sie und dreht mir den Rücken zu, warm eingewickelt in meine Decke, und schläft tief und fest. Es ist wirklich absurd kalt.

Nackt, wie ich bin, quäle ich mich aus dem Bett. Auf der Bettkante sitzend, das Gesicht tief in den Händen vergraben, warte ich darauf, dass mein Kreislauf anspringt. Mir ist schlecht. Es ist zwanzig nach fünf in der Früh und ich habe vielleicht drei Stunden geschlafen. Der Schädel schmerzt vom Saufen, durch meine Adern fließt das Blut zäh wie Blei. Verdammte Drogen! Meine Muskeln schmerzen von den erotischen Überanstrengungen der letzten Stunden und jede Zelle in meinem Körper ist wie tiefgefroren. Kurz: Ich fühle mich ziemlich scheiße.

Ich würde so gerne weiterschlafen, aber es geht nicht. Bevor ich im Sitzen wieder wegdöse, zwinge ich mich aufzustehen. Im schwachen Schein meines Handyschirms ziehe ich mich an und gehe. Die Kleine lasse ich einfach liegen.


Im Treppenhaus fällt mir auf, dass sich auf den Innenseiten der alten Bleiglasfenster eine dünne Schicht Eis gebildet hat.

Ein paar Minuten später schiebe ich in völliger Dunkelheit mein Fahrrad durch das kleine gusseiserne Seitentor des Colleges hinaus auf die St. Paul's Lane. Im schmutziggelben Schein einer funzeligen Straßenlaterne wartet Richard schon auf mich. Müde und angeschlagen sieht er aus, wie er da so steht, die Hände zum Schutz gegen die unmenschlichen Temperaturen tief in den Taschen vergraben. Aber als er mich kommen sieht, grinst er schon wieder.


So ist er halt. Falls es tatsächlich etwas in Richards Leben geben sollte, das er wirklich und nachhaltig ernst nimmt, habe ich es noch nicht entdeckt. Eine Erklärung dafür: Geld, unfassbar viel Geld. Sein Vater leitet einen gewaltigen Investmentfonds in der Londoner City und ist damit zum mehrfachen Milliardär geworden. Richard ist in einer Umgebung aufgewachsen, in der – wie er selbst sagt – Probleme stark dazu tendieren einfach zu verschwinden.


Sein Vater leitet nicht nur den Fonds wie ein Diktator, sondern auch die Familie. Entsprechend sind die Ansprüche, denen Richard von klein auf genügen musste: harte Arbeit, Disziplin, Fokus auf die wichtigen Dinge, Opferbereitschaft, eine Spitzenausbildung und eine steile Karriere in der Londoner Finanzwelt.


Der Richard, den ich kennengelernt habe, ist allerdings das genaue Gegenteil davon. Richard sagt, er sei quasi aus Notwehr so geworden, wie er jetzt ist: der perfekte Hedonist, immer auf der Jagd nach den sinnlichen Dingen des Lebens, dabei völlig desinteressiert an Arbeit, Karriere oder den Erwartungen, die der Rest der Welt an ihn hat. Konsequenzen interessieren ihn nicht, er hat absolut keinen Respekt vor Autorität oder Tradition und eine Weltsicht, die je nach Thema zwischen ironisch und zynisch pendelt. Ganz egal, was er tut, er tut es wie ein Gentleman der alten Schule.


Keine Ahnung, wieso, aber wir haben uns auf Anhieb blendend verstanden.


Als ich in den Schein der Laterne trete, mustert er mich mit einem neugierigen Lächeln und einer hochgezogenen Augenbraue. „Angenehme Nacht gehabt?“


„Sechs von zehn“, berichte ich knapp.


„Nur? Wie kommt's? Die sah doch eigentlich ganz vielversprechend aus.“


„Abzüge in der B-Note, unter anderem für unerlaubtes Zeitspiel.“


Richard schmunzelt. Er will etwas erwidern, schaut dann aber stirnrunzelnd an mir vorbei und ruft stattdessen mit falscher Begeisterung: „Jorge, wie schaffst du das nur immer? Frisch wie der Morgentau!“


Jorge ist aus dem dunklen Torbogen in den Lichtkegel unserer Straßenlaterne gewankt. Er sieht aus wie eine Leiche und wird begleitet von einer ziemlich toxischen Aromawolke aus Kotze und Schweiß.


„Himmel!“, entfährt es mir, dann muss ich lachen.


Jorge glotzt uns zutiefst unzufrieden an. „Ich hasse dieses Land“, grunzt er. „Es ist Oktober, verdammt nochmal! Warum ist es so scheiße kalt?“ Auch nach zwei Jahren klingt sein kantiger Akzent noch mehr spanisch als britisch. Mit größerer Mühe schließt er ein klappriges Fahrrad auf, das an der Außenwand des Colleges lehnt.


„Kein Glück mit der kleinen Blonden?“, frage ich, obwohl die Antwort ziemlich klar sein dürfte.


Dafür hat er nur einen wortlosen Fluch übrig.


„Warten wir noch auf jemanden?“, erkundige ich mich bei Richard. Mir ist saukalt.


„Nein, alle da. James, Lewis und Michael fahren mit Petr im Auto, Seb ist schon da. Tobias hat geschrieben: Er fährt direkt von Balliol hin. Hat die Nacht dort verbracht.“ In den letzten Satz legt er eine Vieldeutigkeit, die mich aufblicken lässt. Er grinst.


„Wer?“, frage ich neugierig.


„Kennst du Allison Moody?“. Genüsslich zieht er die Frage in die Länge.


„Nein!“, rufe ich ungläubig und schlage lachend die Hände über dem Kopf zusammen. „Ist das ein Witz? Mit der? Unfassbar!“


„Unfassbar“, stimmt Richard zu. „Hat einfach keine Standards, der Gute.“

Dann radeln wir los, am College vorbei über den Radcliffe Square und durch die schmalen Gässchen in Richtung Themse, wo sich das Bootshaus von St. Paul's befindet. Erstes Training im neuen Jahr, ein lockeres Warmlaufen für die kommenden Wochen. Hoffe ich jedenfalls, denn für mehr bin ich heute Morgen noch nicht zu gebrauchen.


Rudern in Oxford ist nichts für Weicheier. Drei-, viermal die Woche, wenn vernünftige Menschen noch schlafen, sitzen wir im Boot und reißen uns den Arsch auf. Jeder, der einmal an einem nebligen Novembermorgen durch den eisigen Nieselregen gerudert ist – mit Feuer in völlig überlasteten Muskeln und Blutgeschmack im Rachen – überlegt sich gut, ob Rudern wirklich der richtige Sport für ihn ist. Denn: Kneifen ist nicht, egal wie hart die Nacht war. Im Team muss sich jeder auf jeden verlassen können, zu einhundert Prozent. Also quäle ich mich hin, jedes verdammte Mal, weil ich diesen Sport liebe, weil die Jungs, die da am Wasser auf mich warten, meine besten Freunde sind und weil ich mich nach jeder Einheit auf dem Fluss fühle, als könne nichts in meinem Leben jemals wieder schiefgehen.

Heute ist die Fahrt zum Bootshaus aber wirklich kein Vergnügen. Die arktische Kälte war schon im Stehen schlimm genug, jetzt schneidet der unbarmherzige Fahrtwind durch meine Kleidung wie Rasierklingen. Nach ein paar Minuten spüre ich meine Nase nicht mehr. Schon nüchtern und ausgeschlafen wäre es eine üble Fahrt, so ist es eine unmenschliche Qual.

Wir biegen in den Grove Walk ein, einen schmalen Weg, der an einem Seitenflügel des Corpus Christi College vorbei zum Fluss führt. Auf Höhe der Studentenunterkünfte nimmt Jorge die Hände vom Lenker, steckt sich ein paar Finger in den Mund und pfeift. Ich kenne niemanden, der so unfassbar laut pfeifen kann wie Jorge. Der schrille Ton schlägt in die friedlich schlummernde Gasse ein wie eine Bombe. Es fiept in meinen Ohren.


Schätzungsweise sitzen in diesem Moment ziemlich viele ziemlich verwirrte Corpus-Erstsemester hellwach und mit Herzrasen in ihren Betten. Jorge lacht wie ein Verrückter, als wir das College hinter uns lassen. Corpus Christi und St. Paul's sind sich in einer jahrhundertealten, von beiden Seiten liebevoll gepflegten, herzlichen Feindschaft verbunden. Niemand weiß, warum.

Als wir es fast über die großen Wiesen vor dem Christ Church College geschafft haben, beginnt es zu schneien. Erst treffen mich nur einzelne Flocken, winzig und hart, aber dann kommt immer mehr und mehr herunter, bis wir schließlich im dichten weißen Schneegestöber den Weg nicht mehr erkennen können.


Wir halten an.


„Wow!“, entfährt es mir ungläubig.


„Oh, wie schön...“, kommentiert Richard mit ganz feinem britischen Sarkasmus.


Jorge stöhnt nur: „Gott, wie ich dieses Land hasse!“

* * *

Ein paar Stunden später schiebe ich mein Rad wieder zurück durch die St. Paul's Lane. Ich bin schlapp und durchgefroren, aber von meinem Kater ist nichts mehr übrig und meine Laune könnte besser nicht sein. Gekokst, gefickt, gerudert, eingeladen zur Clarendon-Party – so darf die Freshers' Week weitergehen.

Eine kraftlose Morgensonne wirft erste fahle Strahlen durch das kleine Fenster in mein Zimmer. Davor liegen wie eingepudert unter einer frischen Schneedecke die zeitlosen, verträumten Türmchen Oxfords.


Die Kleine ist weg.


Bevor sie gegangen ist, stelle ich verblüfft fest, hat sie scheinbar das Bedürfnis verspürt mein Bett ordentlich zu machen. Das habe ich jetzt auch noch nie gehabt, aber gut. Auf meinem sorgfältig ausgeschüttelten Kopfkissen liegt eines der linierten hellblauen Karteikärtchen, wie ich sie zum Lernen benutze. Darauf steht in einer spitzen, routinierten Bleistiftschrift: „Heute Abend in der Bar? Alice.“ Darunter ihre Handynummer.


Und dann hat sie noch, ich kann es kaum glauben, ein Herzchen daneben gezeichnet.


Ich starre auf die kleine Kritzelei: Ein Herz, ausschraffiert.


Ist das ihr Ernst? Wir sind doch nicht mehr sechzehn, verdammt nochmal.


Irgendwie macht mich das fertig, dieses Herz.


Ich setze mich aufs Bett und glotze blöde auf das Kärtchen. Was will sie mir denn damit jetzt sagen? Denkt sie etwa, die letzte Nacht sei der Anfang von etwas Ernsterem gewesen? Liebe? So unbedarft kann doch keiner sein. Oder doch? Ich denke an das zarte Rehkitz mit den großen braunen Augen. Ich werde Bambi zum Weinen bringen müssen.


Oh, Mann... Jetzt habe ich beinahe so etwas wie ein schlechtes Gewissen.


An der Sachlage ändert sich dadurch freilich nichts: Bei mir gibt's One-Night-Stands, bei beiderseitigem Interesse gerne mit ein paar Zugaben. Im Beziehungs-Business bin ich aber ganz sicher nicht. Vielen Dank für letzte Nacht, die Nächste bitte...


Ich zerknülle das Kärtchen und werfe es in den Müll. Dann gehe ich duschen.

* * *

Der Rest des Tages gehört dem Studium. Qualvoll langsam verrinnt die Zeit in der Bodleian Library, kurz Bod, mit Vorbereitungen auf den Beginn meiner Seminare in der kommenden Woche. Mein Betreuer am Institut wird wissen wollen, was ich den Sommer über gelesen habe, und irgendwie glaube ich nicht, dass er „nichts“ als Antwort gelten lassen wird. Also quäle ich mich durch ein paar Kapitel über Jeremy Bentham und Adam Smith.


Zwischendurch tausche ich etwa zweihundertfünfzig sehr unterhaltsame Nachrichten mit Richard, Seb, Lewis, Michael und Jorge über Tobias' erotische Eskapade mit Allison Moody im Balliol College aus. Das halbe College lacht schon darüber.

Ich durchquere gerade die Lobby der Bod, um einen schnellen Kaffee trinken zu gehen, als mich plötzlich jemand anspricht.


„Hi“, sagt ein in Mantel, Schal und Mütze dick verpacktes Mädchen und lächelt mich freundlich an. Blondes Haar quillt unter der fusseligen Norwegerwollmütze hervor. Es ist Victoria, und sogar so sieht sie spitze aus.


„Oh, hi“, sage ich, erfreut, dass sie mich schon zu den Leuten zählt, für die man stehen bleibt. „Hätte dich fast nicht erkannt unter deiner Mütze. Steht dir.“


„Danke.“ Sie wischt sich ein bisschen frischen Schnee vom Mantel.


„Schon eingelebt?“


„Na ja“, lacht sie. „Geht so. So richtig blicke ich noch nicht durch. Mein Institut habe ich noch gar nicht gefunden, und wie man hier einen Bibliotheksausweis bekommt? Absolut keine Ahnung.“


„Oh, das geht überraschend einfach, wenn man weiß, wo man hin muss. Kann ich dir zeigen.“ Aus einer spontanen Eingebung heraus mache ich ihr einen Vorschlag: „Ich wollte grade eine kleine Pause machen. Wie wär's? Jetzt holen wir dir erst schnell deinen Ausweis und dann gehen wir einen Kaffee trinken. Es gibt da so einen kleinen Coffee Shop auf der Turl Street, den man kennen muss.“


Sie seufzt und lächelt leicht gequält. Es ist nicht gerade die Reaktion, auf die ich gehofft habe. „Ach, weißt du… du bist heute schon der dritte Kerl, der mich auf einen Kaffee einlädt. Nimm's mir nicht übel, aber ich weiß nicht so genau ... was ich von diesen Angeboten halten soll.“


Ich bin nicht wirklich überrascht. Aber stehen lassen kann ich das so natürlich auch nicht. Frage der Ehre. „Steckst du mich echt mit den Frustrierten und Verzweifelten in eine Schublade, die auf gut Glück alle hübschen Freshers anquatschen? Ich glaube, ich muss an meinem Image arbeiten.“


Sie mustert mich, unsicher, ich das ernst gemeint habe. Am Ende entscheidet sie sich für die sichere Antwort: „Sorry … ich will dir nichts unterstellen.“


Ich finde, es klingt ernst gemeint. „Nein, bitte, kein Problem. Ich dachte halt, wo wir jetzt ein Jahr lang Zimmernachbarn sind, wäre es doch schön sich ein bisschen zu kennen. Also … was sagst du? Schneller Kaffee in der Turl Street? Ich verspreche, du musst ihn selbst bezahlen.“


Keine Ahnung, ob sie das überzeugt, aber immerhin bringt es sie zum Lachen. Dann legt sie den Kopf schief, lächelt mich an und überlegt einen Moment. „Also gut“, sagt sie am Ende. „Überredet.“


„Na dann los“, sage ich und denke an Victorias sensationellen Körper. Jorge hat schon recht: Nächste Woche sind hundert Leute hinter ihr her, meine Chancen stehen also verdammt schlecht. Aber wer nicht spielt, sage ich mir, kann auch nicht gewinnen.

* * *

Als ich gegen neunzehn Uhr mit einigen Büchern unter dem Arm die Bod verlasse und in die eisige Nachtluft trete, schneit es schon wieder.


Für den Abend gibt es verschiedene Optionen: Freshers' Party am Merton College oder eine ganz ähnliche Feier in Balliol. Merton ist größer, Balliol hat mehr Stil, Leute kenne ich hier wie dort. Oder doch in den Pub, wo ein Bekannter aus dem Institut den erfolgreichen Abschluss seiner Doktorarbeit feiert?


Und dann gibt es natürlich noch Alice, die möglicherweise gerade in der St. Paul's College-Bar auf mich wartet. Vermutlich sollte ich ihr irgendetwas sagen, um diese blöde Sache aus der Welt zu schaffen. Wenn ich ihre Nummer nicht weggeworfen hätte, könnte ich ihr jetzt kurz eine Nachricht schreiben, dass sie sich das Warten sparen kann. Aber die Karte ist zusammen mit dem restlichen Müll längst aus meinem Zimmer verschwunden. Also doch hingehen und meine Meinung zu ihrer Willst-du-mit-mir-gehen-Scheiße persönlich vortragen? Nein, nein, entscheide ich. Ich werfe doch wegen der dummen Kuh nicht einen kostbaren Abend in der Freshers' Week weg. Am Ende heult sie noch und macht mir eine Szene. Nein, danke.


Sie kommt sowieso nicht, wenn sie den ganzen Tag nichts von dir gehört hat, argumentiert ein hilfreicher Teil meines Kopfes. Und falls doch?, fragt mein Gewissen, aber es lässt sich ziemlich einfach ignorieren.

Ich entscheide mich für die Party am Balliol College. Die halbe Nacht lang feiere ich ausgelassen und turbulent mit einem ziemlich hübschen Mädchen aus Mexiko. Frida heißt sie und will gar nicht mehr aufhören mit mir zu tanzen. Sie schüttelt ihre wilden schwarzen Locken und schlingt ihre Arme um mich.


Am Ende der Nacht reicht es leider nur für einen leidenschaftlichen Kuss am Tor vor ihrem College. Sie macht mich ganz schön heiß, lässt sich dann aber auf nichts ein. Sie weiß, wie das Spiel läuft, das kann ich respektieren. Am Ende stehe ich da mit einer zu engen Hose, dem süßen Geschmack ihrer Zunge in meinem Mund, ihrer Telefonnummer und der Aussicht auf mehr in der kommenden Woche. Was soll's? Bumse ich sie halt nächstes Mal.

An Alice habe ich den ganzen Abend lang keinen Gedanken verschwendet. Aber als ich dann heimkomme und fröstelnd unter die kalte Bettdecke in meinem Zimmer schlüpfe, ist es plötzlich, als läge sie noch immer hier an meiner Seite. Die Bettdecke, das Laken, das Kissen: Alles riecht nach Alice. Es ist ein fremder Duft, aber ich mag ihn. Wie Honig, Flieder und Geborgenheit, denke ich noch mit einem Lächeln im Gesicht.

Dienstag

Der Vormittag gehört der Frage, wie ein internationales Finanzmarktregime strukturiert sein muss, damit es sowohl gerecht als auch stabil ist. Wahnsinnig spannend.

Nach dem Mittagessen im großen Speisesaal von St. Paul's treffe ich Richard im Old Quad. Die Rasenfläche im Hof ist nach einer Nacht mit Dauerschneefall unter einer dicken weißen Decke verschwunden, aber immerhin sind die Wege freigeräumt.


„Ok“, sagt Richard und nickt in Richtung Hauptausgang, die Hände tief in den Manteltaschen vergraben. „Geht's los?“


Als wir ein paar Schritte gegangen sind, schaut er mich von der Seite an. „Bist du sicher, dass du einen Smoking brauchst?“


„Du hast doch gesagt, dass wir im Smoking zur Clarendon-Party gehen sollen“, halte ich ihm vor.


„Machen wir auch. Aber du hast doch einen, oder?“


„Nicht seit dem Boat Club-Dinner.“


Richard lacht vergnügt. Das war aber auch wirklich eine Party für die Geschichtsbücher, unsere Siegesfeier nach dem gewonnenen Titel im Sommer. Zugegeben, die Nacht war ein klein wenig ausgeufert. Dr. Kendal, der Dekan von St. Paul's, war stinksauer und hat uns bis auf Weiteres alle Veranstaltungen im Adam-Smith-Room, wo der Boat Club sich traditionell trifft, verboten. Irgendwie hatte das zweihundert Jahre alte Portrait des großen Ökonomen so viel Wodka abbekommen, dass es restauriert werden musste. Dagegen war mein Smoking ein vergleichsweise unbedeutender Kollateralschaden des Abends gewesen.


„Und wo willst du den Neuen holen?“, will Richard wissen.


„Ich dachte H&M.“


Richard bleibt abrupt stehen und schaut mich an, als hätte ich vorgeschlagen in der Altkleidersammlung danach zu wühlen.


„H&M?“, fragt er ungläubig und wirkt tatsächlich schockiert. „Bist du sicher, dass du nicht besser in Bradford oder so studieren gehst?“


Ich ziehe die Schultern hoch und grinse. Dass Richard kein Gefühl für die Einkommensverhältnisse anderer Leute hat, bin ich gewohnt. Mein Vater ist kein Milliardär, sondern Steuerfachangestellter in einer winzigen Kanzlei in Bayreuth. Dass ich in Oxford ganz unten auf der Wohlstandsleiter stehe, hat mich in meinem ersten Jahr geärgert, mittlerweile juckt es mich nicht mehr. Man macht halt das Beste daraus. In diesem Fall ist das Beste eben der Billig-Smoking, den sie hier im örtlichen H&M verramschen.


„Mehr ist mit einem Stipendium des altehrwürdigen St. Paul's College nicht drin“, erkläre ich ihm.


„Ach ja, ich vergesse immer, dass du ein Gossenkind bist.“ Er sagt es freundlich, und ich weiß, es ist seine Art Entschuldigung zu sagen.


Ich will gerade antworten, da sehe ich, wie Alice mit einer anderen Studentin den Hof betritt, keine fünfzig Meter Luftlinie von uns entfernt auf der anderen Seite des Rasens. Sie hat mich nicht gesehen und ich möchte, dass es so bleibt, also nehme ich Richards Arm und ziehe ihn weiter in Richtung Ausgang. „Da ist Alice. Lass uns gehen, ich möchte nicht mit ihr reden.“


„Wer ist Alice?“, fragt er verwirrt, aber immerhin kommt er mit.


„Die kleine Brünette von Sonntag.“


„Na und?“, fragt er zurück, immer noch verwirrt.


Richard hat dieses geradezu lächerliche Talent, seine Bettgeschichten in Freundschaften zu verwandeln. Keine Ahnung, wie er das macht. Ich erzähle ihm von der Nachricht, die Alice mir hinterlassen hat. Als ich das Herzchen erwähne, muss er lachen.


Dann ruft jemand meinen Namen über den Hof. Es ist Alice, natürlich. Zum Glück liegt der Ausgang direkt vor uns und ich kann einfach so tun, als hätte ich sie nicht gehört. In meinem Rücken spüre ich ihre Blicke und bin dankbar, als wir ein paar Sekunden später durch die großen Holztore des Colleges auf die Straße treten und Richtung High Street gehen.


„Stilvoll gelöst“, kommentiert Richard mit einer großzügigen Dosis Sarkasmus. „Warum sagst du ihr nicht einfach, dass du kein Interesse an ihr hast? Machst du doch sonst auch.“


Das ist eine berechtigte Frage, auf die ich keine Antwort parat habe. Ich weiß selbst nicht so genau, warum ich es nicht fertig bringe Alice zu sagen, dass sie mir nichts bedeutet. Wenn solche Gespräche doch mal nötig werden, erledige ich sie eigentlich immer kurz und schmerzlos. Hi, tut mir ja leid, aber es ging mir nur um den Sex, ja, ganz sicher, nein, kein Interesse an Kontakt, ok, verstehe, du mich auch. Fertig.


Warum also ist es anders bei Alice?


Es ist dieses blöde Herzchen, entscheide ich, und alles, wofür es steht. Mit so viel Unschuld und Naivität komme ich nicht klar. Alice zu sagen, dass ich nicht das Geringste für sie empfinde, kommt mir vor, als müsse ich einer Vierjährigen erklären, dass Mama und Papa eines Tages sterben und nie wieder zurückkommen werden. Es war ein Fehler mit ihr zu schlafen. Ich wollte nur Sex, mehr nicht. Aber gibt es keinen Ausweg ohne diesem zarten kleinen Wesen das Herz zu brechen? Ab jetzt keine schüchternen Mädchen mehr, nehme ich mir vor.


Richard mustert mich genau. Ich nehme an, er kann vieles von dem erraten, was mir so durch den Kopf geht. Er kennt mich halt zu gut. „Ich bin sicher, du findest eine … freundliche Art es ihr zu sagen.“


Ich lasse das unkommentiert und er versteht, dass ich das Thema nicht weiter verfolgen will.


Die nächsten Meter gehen wir schweigend. „Ok, zurück zum Smoking“, beginnt er dann. „Wie viel wolltest du ausgeben?“


Ich nenne ihm mein Budget.


„Oh“, sagt er ernüchtert. „Doch so viel.“


„Mehr ist nicht.“


Ohne zu zögern erklärt er: „Sorry, keine Chance. Ich gehe nicht mit dir auf diese Party, wenn dein Anzug aussieht, als hätte ihn deine Mama für dich genäht. Du willst doch, dass diese Leute dich ernst nehmen, oder? Ich sage dir jetzt, wie wir das machen: Wir kaufen dir heute einen richtigen Smoking. Ich zahle. Und wenn du in ein paar Jahren steinreich bist, zahlst du es mir wieder zurück.“


Er sagt es in seinem Standardtonfall: leicht daher, flapsig, völlig unverbindlich. Es ist verdammt schwer zu sagen, was von dem, was er sagt, ernst gemeint ist und was nicht. Viele Leute haben die allergrößten Schwierigkeiten damit und halten ihn deshalb für einen arroganten Arsch. Richard hält sie seinerseits für Schwachköpfe.


Das eben, da bin ich mir sicher, hat er völlig ernst gemeint. Geld bedeutet ihm nichts, trotzdem wirft er nicht damit um sich. Jorge oder Tobias hätte er nie im Leben so ein Angebot gemacht. Ich bin ernsthaft gerührt.


„Richard… ich… vielen Dank, aber ich habe keine Ahnung, ob und wann ich dir das jemals zurückzahlen könnte.“


„Ach, Unsinn“, winkt er ab. „Im Gegensatz zu mir lassen sie dich hier studieren, weil du richtig clever bist. Außer wenn es um Frauen geht, muss man vielleicht dazusagen, aber egal. Der Punkt ist: Eines Tages wirst du hinter einem ziemlich großen Schreibtisch sitzen. Und dann zahlst du es mir wieder zurück.“


„Und was, wenn ich nicht kann?“


„Dann...“, entgegnet er mit diebischem Vergnügen in den Augen, „dann lässt du mich einfach deine erstgeborene Tochter flachlegen, wenn sie achtzehn wird.“


Das bringt mich immerhin zum Lachen. Trotzdem: „Ich kann das wirklich nicht annehmen.“


„Schluss mit der falschen Bescheidenheit. Steht dir nicht. Wir machen das jetzt so, Ende.“


Ich gebe auf. Zwei Minuten später stehen wir vor den edel holzverkleideten Schaufenstern eines kleinen Ladens, in die ich schon hunderte Male sehnsüchtig geblickt habe. Auf einem dunkelgrünen Schild über der Tür steht: „Ede & Ravenscroft, est. 1689.“ Mein Budget reicht hier noch nicht einmal für ein Hemd.

* * *

Am Nachmittag habe ich einen Termin bei Dr. Odegaard. Sie ist Professorin für Paläobotanik, spricht Englisch mit einem bizarren skandinavischen Akzent und ist auch sonst eine eher seltsame Erscheinung. In St. Paul's bekleidet sie das Amt mit dem schönen Titel „Tutor for Advanced Studies.“ Ich habe absolut keine Ahnung, was so ein Tutor macht, aber unter anderem ist sie in dieser Funktion für mein Stipendium zuständig. Jedes Jahr im Oktober lädt sie mich zu einem Gespräch über meine nächsten akademischen Ziele ein. Es sind freundliche und völlig folgenlose Unterhaltungen und so warte ich ziemlich entspannt auf einer kleinen Bank im Flur vor ihrem Büro darauf, dass sie mich hereinbittet.

Gegenüber an der Wand hängt ein gewaltiges schwarzes Brett mit den üblichen Uni-Aushängen: ein Poster für die Freshers' Party in der Bar von vorgestern, eine Ankündigung für das offizielle „Welcome Dinner“ des Colleges für die neuen Studenten am Donnerstag. Der Chor sucht Sänger, besonders Tenor. Man kann sich für einen Tagesausflug nach Bath anmelden oder Karten für die erste Aufführung der St. Paul's Theatertruppe kaufen: Der Widerspenstigen Zähmung.


Ha, das wäre auch ein passendes Motto für die Freshers' Week.


Dominiert wird das Brett aber von einem aggressiven roten Poster mit der Überschrift „Es geschieht auch hier!“ Das macht mich neugierig und ich schaue genauer hin. Es handelt sich um eine Aufklärungskampagne der verschiedenen Frauenrechtsgruppen an der Universität. Thema: Sexismus im Alltag, Einvernehmlichkeit im Geschlechtsverkehr und sexuelle Gewalt.


Na ja, ok. Betrifft mich jetzt nicht so direkt.


Ein interessantes Detail entdecke ich aber doch. Ganz unten steht: „Ansprechpartnerin im St. Paul's College: Ms. Jezebel Gordon, Präsidentin der PAGE.“


PAGE, das weiß ich sogar, steht für St. Paul's Association for Gender Equality – unsere allseits geschätzten College-Feministen. Und Jezzy als neue Präsidentin? Vielleicht hat sie sich am Sonntag in der Bar auch deswegen so mit Rufus gestritten? Jedenfalls kann ich sie mir in der Rolle gut vorstellen. Radikal und wütend genug für den Job ist sie allemal.


Letztes Jahr wollte die PAGE durchsetzen, dass alle männlichen Studenten am College zur Teilnahme an einem Workshop mit dem Titel „Nein heißt Nein!“ verpflichtet werden sollten. Wer sich weigerte, musste sich öffentlich als Vergewaltigungsbefürworter beschimpfen lassen. Das war trotzdem noch um Klassen besser als die Alternative: Die paar Idioten, die tatsächlich hingingen, um sich drei volle Stunden lang erklären zu lassen, dass man seinen Willi nicht in die Frau stecken darf, wenn sie das nicht möchte, stehen seitdem als Sonderlinge und Freaks unter Generalverdacht – und zwar geschlechterübergreifend. Ich muss ja nicht extra sagen, dass ich nicht dort war, oder?

Laute Stimmen in einem der Büros reißen mich aus meinen Gedanken. Da ist jemand ziemlich wütend. Eine Frau. Ein paar Augenblicke später ist die Sache zu einem handfesten Streit eskaliert. Jetzt höre ich auch den lauten Bass von Dr. Kendal, dem Dekan. Das ist jetzt soweit nicht verwunderlich, es ist sein Büro. Keine Ahnung, wer die Frau sein könnte.


Ohne Vorwarnung wird die Tür aufgerissen und heraus stürmt eine schmale Frau mit kurzen schwarzen Locken und einer schicken Hornbrille. Wutentbrannt rauscht sie an mir vorbei in Richtung Ausgang. Hinter ihr erscheint jetzt auch Dr. Kendal im Türrahmen, ein bulliger, churchillesker Typ mit polierter Glatze und Doppelkinn. Empört bellt er ihr nach: „Ich lasse mir doch von Ihnen nicht drohen! Die Veranstaltung findet wie geplant statt!“


Dann grunzt er etwas, das ein bisschen wie „verdammte Emanzen“ klingt, und schlägt die Tür zu. Kendal ist Ire und – wenn man den Geschichten glauben darf, die man sich über ihn erzählt – jemand, mit dem man sich besser nicht anlegt.

Ich weiß sogar, wer die Frau ist. Sie heißt Julie Browne und gehört als aufstrebende Dozentin für Gender Studies erst seit zwei Jahren zum Kollegium von St. Paul's. Als solche ist sie Teil einer neuen Generation junger und extrem ehrgeiziger Akademikerinnen, die sich nicht damit abfinden wollen, dass der Elfenbeinturm von alten Männern mit weißen Bärten regiert wird. Dagegen, finde ich, ist erst einmal nichts einzuwenden. Mögen die Besseren gewinnen.


Dr. Browne habe ich nur ein einziges Mal persönlich erlebt und seitdem als eine in jeder Hinsicht unangenehme Person abgespeichert. Das war, als sie ihre Antrittsvorlesung am College hielt. An den Titel erinnere ich mich noch genau: „Der Körper der Frau als Schlachtfeld.“ Ziemlich guter Titel, muss man ihr lassen.


Sie argumentierte, dass die Unterdrückung der Frau nach wie vor ein zentraler Bestandteil der angeblich aufgeklärten westlichen Gesellschaften sei. Das zeige sich nirgendwo deutlicher als im ständigen Ringen um die Hoheit und Verfügungsgewalt über den Körper der Frau. Als Beispiele für solche Schlachtfelder nannte sie die unablässige Sexualisierung und Objektivierung von Frauenkörpern in der Werbung, in Filmen und Computerspielen, in der Pornoindustrie, aber auch bei gesellschaftlichen Reizthemen wie Abtreibung, Verhütung oder Prostitution.

Sie sagte noch viel mehr, aber alles Weitere zog spurlos an mir vorüber. Das Bild eines halbnackten Models, das sie als Beispiel für übersexualisierte Frauenkörper in der Werbung benutzen wollte, trat nämlich in meinem Kopf ein paar ziemlich scharfe Erinnerungen an die Nacht zuvor los: Chloes Möse auf meinem Gesicht, ihre großen Titten an meinen Bauch gepresst, ihre Lippen an meinen Eiern.

Mann, an Chloe habe ich echt schon ewig nicht mehr gedacht. Sie ist in meiner ganzen Zeit hier in Oxford vielleicht die Einzige gewesen, mit der ich fast so etwas wie eine Beziehung hatte. Das soll heißen: Wir trieben es über einen längeren Zeitraum hinweg quasi jede Nacht. Chloe wollte alles von mir in all ihren Körperöffnungen spüren, andauernd, hart und am liebsten ohne Pause. Das war schon eine gute Zeit. Und als es irgendwann doch langweilig wurde, zogen wir friedlich unserer Wege.

Aber zurück zu Dr. Browne. Fast alles, was sie zur institutionalisierten Unterdrückung der Frau sagt, könnte der Sozialwissenschaftler in mir durchaus akzeptieren. Aber die Radikalität, Absolutheit und Aggressivität, mit der sie alles Männliche niedermacht, finde ich total abstoßend. Frau gut, Mann schlecht – so einfach ist das scheinbar. Wie man von da zu einem gleichberechtigten Miteinander der Geschlechter kommen möchte, ist mir ein Rätsel.


Trotzdem kommt sie bei einigen Frauen im College damit ganz gut an, allen voran natürlich bei Leuten wie Jezzy und den anderen Hardlinern der PAGE. Die Männer sind weniger begeistert, und bei ihren Studenten ist sie unter dem liebevollen Spitznamen Dr. Bitch-From-Hell bekannt.

* * *

Am Abend findet endlich die Party des Clarendon Clubs statt. Im mittelalterlichen Teil des Colleges gibt es ein kleines Gebäudeensemble aus dem vierzehnten Jahrhundert, das heute als schicker Veranstaltungsort für Konferenzen, Hochzeiten und College-Events dient. Davor liegt ein kleiner Park, der von allen Vicar's Garden genannt wird. An warmen Sommertagen lese ich dort gerne im Schatten der schönen alten Kastanien.


Jetzt ist es dunkel und kalt und ein bulliger Türsteher steht am Zugang zum Park. Er lässt nur Leute durch, die ein bestimmtes bordeauxrotes Armband vorweisen können.

Richard und ich kommen zusammen an. Für meinen perfekt sitzenden, ultranoblen Smoking in Mitternachtsschwarz würde selbst James Bond eine Augenbraue heben.


„Schnittig“, kommentiert Lewis mein Erscheinungsbild, als wir in den Schein der Laterne treten, in dem sich das übrige Team des ruhmreichen Herren-Achters von St. Paul's schon versammelt hat. Jetzt sind wir vollzählig und sehen vermutlich ziemlich beeindruckend aus, acht kräftig gebaute Kerle um die einsneunzig im Smoking und unser fünfundzwanzig Zentimeter kleinerer, spindeldürrer Steuermann.

„Also, Männer“, setzt Seb in seiner Teamtalk-Stimme an. Er ist der unbestrittene Chef im Boot. „Wir sind heute Abend als St. Paul's Boat Club hier eingeladen“, verkündet er in seinem heftigen schottischen Akzent, „und ich möchte, dass ihr dem Team mit eurem Verhalten Ehre macht.“


„Und heißt das in diesem Fall besonders gutes oder besonders schlechtes Verhalten?“, möchte Lewis wissen.


Alle lachen, aber im Prinzip ist das eine legitime Frage. Das wiederum hat mit dem Ruf des Clarendon Clubs in Oxford zu tun. Gegründet im achtzehnten Jahrhundert und bis heute eng verknüpft mit dem St. Paul's College, war der Clarendon Club schon immer ein Privatclub der Oberschicht – Leuten wie Tom, Henry und Rufus eben. Die Seilschaften und Netzwerke, die der Club seinen Mitgliedern bietet, sind kaum zu schlagen, die Liste der Alumni liest sich wie ein Who-is-Who der britischen Oberschicht: der aktuelle und einige ehemalige Premierminister, dazu unzählige Kabinettsmitglieder und Parteigrößen, Parlamentsabgeordnete, Hochadel, Spitzenbeamte und Wirtschaftskapitäne.

Aber die Karriere kommt nach der Uni. In Oxford steht der Clarendon Club für etwas ganz Anderes: das extravagante, dekadente, verschwenderische und häufig asoziale Verhalten seiner Mitglieder. Wenn man den Geschichten glauben darf, hinterlassen die Clarendonians regelmäßig eine Spur der Verwüstung in Restaurants und Bars, die unvorsichtig genug sind eine Clubveranstaltung zu erlauben. Drogen, Sex, Saufen bis zur Bewusstlosigkeit und Randale gehören dem Vernehmen nach zu jeder Clarendon-Feier. Und es halten sich hartnäckig Gerüchte, dass es im Umfeld des Clubs auch schon zu ganz anderen und ziemlich unschönen Ereignissen gekommen ist.


Wer die jeweils aktiven fünfzehn Mitglieder sind, ist größtenteils unbekannt. Nur die Clubführung tritt öffentlich in Erscheinung. Im Moment sind das Rufus, Henry und Tom. Wer auch immer die anderen zwölf sind, heute Abend sind sie alle hier.

Schon lange habe ich mich nicht mehr so auf eine Party gefreut. Diese Abende sind legendär, niemals hätte ich gedacht, dass ich mal dabei sein würde. Entsprechend entschlossen bin ich hier heute meinen Spaß zu haben.


Als wir den großen Saal betreten, geht es aber überraschend gesittet und extrem vornehm zu. Champagner, Canapés, dezente Livemusik. Es sind knapp zweihundert Leute da, schätze ich. Die Herren tragen Smoking, die Damen Abendgarderobe. Es fühlt sich ein bisschen an wie ein Abend in der Royal Albert Hall und ist ziemlich enttäuschend.

Ich entdecke Victoria. Sie steht im Licht eines Deckenstrahlers, der ihr blondes Haar zum Leuchten bringt, und unterhält sich mit einem Typen, den ich nicht kenne. Ihrem eng anliegenden bordeauxroten Abendkleid gelingt es irgendwie ihren ohnehin schon göttlichen Arsch noch zu betonen. Sie sieht absolut umwerfend aus.


„Wahnsinn“, seufzt Tobias ehrfurchtsvoll, „die würde ich gerne mal in meinem Bett haben...“


„Du und jeder andere Mann in Oxford“, sage ich fröhlich.


„Bist du sicher, dass jung, schlank und sexy dein Typ ist?“, wendet sich Richard höflich an Tobias.


Jemand unterdrückt ein Lachen.


„Was soll denn das heißen?“, fragt Tobias und reckt kämpferisch das Kinn vor.


„Na ja ... man fragt sich halt nach Allison Moody.“ Richard lächelt ihn freundlich an.


Alles lacht. Nur Tobias ist sauer, er fordert eine Entschuldigung.

Ich überlasse sie ihrem Geplänkel und gehe hinüber zu Victoria.


Sie sieht mich Kommen und lächelt erfreut. „Hi Nachbar“, sagt sie fröhlich, als ich bei ihr bin. „Schön, dass du auch da bist.“


Küsschen links, Küsschen rechts. Ich bin elektrisiert von diesen Berührungen, ihren Lippen an meiner Haut.


Ich will ihr sagen, dass sie großartig aussieht, beherrsche mich aber. Das hat sie heute vermutlich schon dreißig Mal gehört. Stattdessen: „Ich sehe, es geht ganz gut voran mit der Eingewöhnung. Vier Tage hier und schon auf der gefragtesten Party der ganzen Stadt.“ Ich ziehe einen imaginären Hut vor ihr.


Sie lacht, es fühlt sich an wie ein kleiner Triumph. „Du bist sicher jedes Jahr eingeladen“, neckt sie mich ihrerseits und streicht spielerisch über das Revers meines sauteuren Anzugs.


„Mein erstes Mal“, erkläre ich ehrlich. „Und ganz unter uns: Es ist ein Wunder, dass ich hier bin. Gehöre nicht gerade zur Zielgruppe. Der Anzug ist nur meine Tarnung.“


Das amüsiert sie ziemlich. „Was soll ich da sagen? Mein Vater ist Postbote.“ Sie hält sich geheimnistuerisch den Finger an die Lippen und grinst. „Das darf man hier gar nicht laut sagen. Die sind manchmal ganz schön herablassend, die reichen Jungs.“ Und dann, mit dem Gestus der feinen Dame und in der perfekten Karikatur eines englischen Oberschichtenakzents: „Darling, füttere nicht die Bauern, sie laufen uns sonst nur wieder hinterher...“


Ich lache, aber bevor ich etwas erwidern kann, erscheint wie aus dem Nichts irgendein Arschloch und hakt sich bei ihr ein. „Victoria, Liebstes, da bist du! Komm, ich will dich ein paar wichtigen Leuten vorstellen.“ So wie er spricht, ist er definitiv einer der besagten reichen Jungs. Victoria lässt sich wegführen, dreht sich im Gehen aber noch einmal zu mir um und zwinkert mir verschwörerisch zu.


Da ist es wieder, dieses Gefühl, das ich auch schon im Coffee Shop in der Turl Street hatte: Dieses Mädchen mag mich.


Ich lächle zurück und werfe dann einen langen Blick auf ihren himmlischen Arsch. In meiner Fantasie reiße ich ihr den dünnen roten Fetzen vom Körper, werfe sie über das nächste Sofa und nehme sie hart von hinten. Erregt wie ich bin, gehe ich auf die Suche nach Ersatz.

Der Ersatz heißt Camilla und ist eine vierundzwanzigjährige Medizinstudentin, die mit irgendjemand Wichtigem befreundet ist und jedes Jahr zur Freshers' Week-Party des Clarendon Clubs kommt. Sie ist Victoria-blond und trägt ebenfalls ein dunkelrotes Kleid. Da enden dann aber die Gemeinsamkeiten auch schon. Camilla hat eine Menge Sommersprossen, einen sehr direkten Humor und ein recht feuriges Temperament. Später mal, schätze ich, wird sie um ihre gute Figur kämpfen müssen, aber noch ist sie nur an den richtigen Stellen rund. Ich baggere ziemlich offensiv an ihr herum, was ihr nicht entgeht, sie aber nicht im Geringsten zu stören scheint.

Irgendwann, als mir schon der Gedanke kommt, dass all die wilden Geschichten über Clarendon-Partys völlig übertrieben sein müssen, passiert endlich was. In seiner Eigenschaft als Clubpräsident hält Henry eine kurze Ansprache, flankiert von Rufus und Tom. Am Ende öffnen alle drei demonstrativ ihre schwarzen Fliegen und werfen sie hinter sich in den Raum. Das ist der Startschuss für die eigentliche Party.

In der Folge wird die Beleuchtung dunkler, die Musik lauter, der Alkohol härter. Statt Fingerfood trägt das Servicepersonal jetzt Tabletts mit Shots durch die Menge. Bald liegen überall Jacketts und hochhackige Schuhe herum, die ihre Besitzer achtlos beiseite geworfen haben. Der Lärmpegel verdoppelt sich, mindestens.

Irgendwann ist Mitternacht und Camilla und ich sind ziemlich gut dabei. Wir gehen an die Bar und trinken in kurzer Folge ein paar Tequila. Gespräche funktionieren jetzt nur noch, wenn wir uns zum jeweils anderen beugen und direkt ins Ohr sprechen. Dabei ergeben sich viele schöne Gelegenheiten für kurze Berührungen, meine Hand auf ihrer Schulter, ihre Hand auf meinem Arm, meine Finger am untersten sozial akzeptablen Rand ihres Rückens.

Wir gehen tanzen. Neben uns tanzt Victoria wild mit Richard und Henry. Sie scheint schon ziemlich dicht zu sein und lacht unkontrolliert über irgendetwas, das Henry gesagt hat. Richard zwinkert mir zu.

Ich bin kein besonders guter Tänzer, Camilla keine besonders gute Tänzerin, aber wir machen das Beste daraus. Im Rhythmus des schweren Beats und im flackernden Licht auf der Tanzfläche folgt weiterer Körperkontakt. Unter anderem landet ihre Hand schwungvoll auf meinem Arsch. Das ist nicht subtil und auch nicht so gemeint. Über meinen Gesichtsausdruck lacht sie sich halb tot.

Völlig verschwitzt stehen wir wieder an der Bar und trinken einen Tequila für jeden Sexpartner, den wir im vergangenen Studienjahr hatten. Keine Ahnung, wessen Idee das war. Mit großer Geste reihe ich sieben Gläser auf, fülle sie und trinke sie nacheinander leer. Nach jedem Glas will sie ein paar Details zu den Mädchen hören, die ich gevögelt habe, wobei sie zunehmend weniger an den Damen interessiert zu sein scheint und dafür mehr an dem, was ich mit ihnen gemacht habe.


Als ich fertig bin, stellt sie die Gläser wieder in einer Reihe auf und schiebt grinsend noch zwei weitere dazu. Sie füllt alle neun mit einem einzigen, großzügigen Schwenk aus der Flasche. Jedes Mal, wenn sich eines der Gläser füllt, nennt sie einen männlichen Vornamen. Als sie fertig ist, schiebt sie mir Chris, Owen und Pete zu und sagt: „Die sind Arschlöcher, die trinkst du.“

Irgendwann steht plötzlich Seb neben uns und drückt mir eine dicke Zigarre in die Hand. „Wichtige Teambesprechung. Ich muss den Gentleman kurz entführen. Bitte vielmals um Entschuldigung.“ Er sagt es mit gespielter Förmlichkeit.


Camilla entlässt mich lachend mit einer lässigen Handbewegung. „Kein Problem, ich finde schon einen anderen Gentleman“, fügt sie hinzu und funkelt mich herausfordernd an. Lass mich nicht zu lange warten, sonst bin ich weg, soll das vermutlich heißen.

Vollzählig stehen wir in der kalten Nachtluft, rauchen unsere Siegeszigarren und sind zu laut. Eine Flasche Vintage-Port geht rum, es wird viel gelacht. Erst hier in der Kälte merke ich, wie voll ich schon bin. Es schneit schon wieder ein bisschen.

Als ich zurück in den Saal gehe, trifft mich die heiße, verbrauchte Luft wie ein Schlag. Es stinkt nach Sex, Ekstase und Gewalt. Camilla kann ich nirgends entdecken. Ich gehe sie suchen, besorgt, dass mir ein Anderer die Beute streitig machen könnte. Ich brauche heute noch eine Hand an meinem Schwanz und würde ungern meine eigene nehmen.

In den etwas abgelegeneren Ecken sehe ich Leute mit Koks und Pillen hantieren, in besonders dunklen Winkeln reiben sich schemenhaft Körper aneinander. Camilla ist nicht dort.

Ich gehe zur Tanzfläche, weil ich dort ein in Rot gekleidetes Mädchen sehe. Es ist aber nicht Camilla, sondern Victoria. Rufus hat gerade frische Drinks gebracht, lachend stoßen sie an. Er legt seinen Arm um ihre Schulter, was sie offenbar ganz gut findet. Blödes Arschloch. Camilla ist nicht dort.

Ich gehe zur Bar und sehe ein Mädchen mit nackten Brüsten. Sie hat ihr Kleid bis zum Bauchnabel runterrutschen lassen und lehnt sich rücklings über die Bar. Zwei Typen lecken Salz von ihren prächtigen Titten, der eine links, der andere rechts. Dann leeren sie ihre Tequilas in einem Zug. Die Kleine schiebt sich ein Stück Zitrone in den Mund und beginnt einen der Typen wild zu küssen. Camilla ist nicht dort.

Ich gehe aufs Klo und pisse gefühlte zwei Minuten lang in eines der Pissoirs, während in einer der Kabinen hinter mir gefickt wird. Er grunzt, sie stöhnt schrill, rhythmisch knallt irgendein Körperteil gegen die Kabinenwand. Camilla ist nicht dort – hoffe ich jedenfalls.

Auf dem Weg zurück biege ich irgendwo falsch ab und stehe plötzlich in einem dunklen Gang, an dessen Ende ein unbenutzter kleiner Speisesaal liegt. Das hier muss schon wieder öffentliches College-Territorium sein. Die Musik ist hier nur sehr gedämpft zu hören.


Ich will eben umdrehen, da höre ich ein leises Schluchzen. Neugierig schaue ich durch die Tür in den Saal und sehe im Dämmerlicht jemanden auf dem Boden sitzen. Es ist Jules, einer der Kellner, und er weint. Jules ist erst siebzehn und arbeitet gelegentlich in der College-Bar – ein völlig harmloser, stets freundlicher kleiner Kerl. Ich mag ihn. Jetzt sitzt er da an die Wand gelehnt, schaut mich aus verquollenen Augen an und blutet heftig aus der Nase.


„Hey“, sage ich mitfühlend und besorgt und setze mich neben ihn auf den Boden. „Was ist denn mit deiner Nase passiert?“


Ich finde kein Taschentuch, also ziehe ich das seidene Einstecktuch, das mich unfassbare fünfundvierzig Pfund gekostet hat, aus meiner Brusttasche.


Jules hat es Sekunden später vollgeblutet. „Danke“, näselt er und schnieft.


„Was ist passiert?“


„Rufus hat mich geschlagen“, sagt er, und dann sprudelt es aus ihm heraus. Einige Gäste, angeführt von Rufus, haben die Kühlschränke in der Hauptküche geplündert und eine Art Schneeballschlacht veranstaltet – mit Geschirr statt Schnee. Jules wollte sie aufhalten und hat dafür ordentlich eine mitbekommen. Das restliche Personal war geflüchtet.


Seine Nase sieht übel aus. „Geh heim, Jules. Der Abend ist durch, und deine Klamotten sehen aus, als hättest du ein Schwein geschlachtet.“


Ich stehe auf, biete ihm meine Hand an und ziehe ihn mühelos auf die Beine. Er nickt und schlurft mit hängenden Schultern zur Tür. Doch dann dreht er sich noch einmal um: „Warum gibst du dich mit diesen Arschlöchern ab? Seit ich hier arbeite, demütigen und beschimpfen sie mich, machen Witze, erzählen meinem Chef Lügen über mich, und jetzt schlagen sie mich auch noch. Ich hasse diese Typen!“


Erneut laufen Tränen über seine Wangen. „Du bist nicht wie die, du bist ok“, sagt er dann noch.


Ich weiß auch nicht, was ich dazu sagen soll, also hebe ich nur entschuldigend die Arme. „Sorry, Jules. Ich bin nur hier, weil ich eingeladen bin. Ich bin nicht Mitglied in ihrem Club.“


Er schaut niedergeschlagen. „Ja, ich weiß, tut mir leid“, murmelt er dann. „Danke für deine Hilfe.“

Irgendwo im allgemeinen Chaos finde ich dann endlich Camilla. Sie steht mit Tom und einem unbekannten Mädchen zusammen und unterhält sich. Tom hat seinen Arm besitzergreifend um die Hüfte der Fremden gelegt.


Er sieht mich zuerst. „Schau an, das verlorene Schaf kehrt zurück“, sagt er nicht unfreundlich und nickt in Richtung Camilla. „Die Dame hat dich bereits vermisst.“


Camilla hakt sich bei mir ein und erklärt mit einem frechen Lächeln: „Er ist der einzige Deutsche mit Humor, den ich kenne. Er kommt definitiv in meine Sammlung.“


Tom deutet höflich auf seine Begleitung. Sie ist groß, gertenschlank, sehr schick, ziemlich hübsch. Ihr kastanienbraunes Haar ist aufwendig hochgesteckt. „Darf ich vorstellen“, sagt er förmlich, „die Lady Annabelle Eleanor Willowby, Baroness Vaux of Harrowden.“


Die so Vorgestellte rollt mit den Augen und wirft Tom einen missbilligenden Blick zu. Dann reicht sie mir lächelnd die Hand und sagt einfach nur: „Anna.“


„Enchanté“, erwidere ich mit einer leichten Verbeugung und deute einen Handkuss an.


„...und Manieren hat er auch“, kommentiert Tom trocken. Dann wendet er sich direkt an mich. „Unsere Baroness hat etwas Gras in der Tasch...“, beginnt er und runzelt dann die Stirn. Ein Blick auf Annas enges dunkelblaues Kleid bestätigt das Nichtvorhandensein jeglicher Taschen. „Wo genau versteckst du dein Gras, Darling?“, will er wissen.


Camilla lacht.


„Das...“, erwidert Anna mit einem süffisanten Lächeln, „...wüsstest du wohl gerne.“


„Wie dem auch sei...“, sagt Tom in seinem geschliffenen Englisch. „Wir gehen einen Joint rauchen. Kommst du mit?“


„Natürlich kommt er mit“, antwortet Camilla für mich. „Nur wohin? Draußen ist es mir zu kalt.“


„Ich weiß, wo wir unsere Ruhe haben“, sage ich.

Ich führe die drei weg von der Feier durch ein paar Korridore zu dem kleinen Speisesaal, an dem ich eben aus Versehen vorbeigekommen bin. Der Raum ist dunkel, ziemlich lang, eher schmal und bis auf ein paar Tische völlig leer. Eine Seite besteht komplett aus raumhohen Fenstern, durch die von draußen das fahle blaue Licht der Nacht fällt. Ansonsten ist es dämmrig und ruhig, der Partylärm ist hier kaum noch zu hören.


„Perfekt“, befindet Tom und lehnt sich entspannt gegen die Wand gegenüber der Fenster. Mit viel Routine macht er sich daran den Joint zu drehen.


„Traumhaft schön...“, findet Anna und stellt sich vor die großen Fenster. Camilla folgt ihr und zusammen blicken sie hinaus. Draußen schneit es dicke Flocken, die sich im Vicar's Garden zu einer weichen Schneelandschaft aufgetürmt haben. Weit hinten, am anderen Ende des Parks, schimmern in warmem Gelb die Lichter von St. Paul's. Das ist schön, keine Frage. Ich betrachte trotzdem lieber ihre zwei schönen, runden Ärsche.

Das metallische Klicken eines Feuerzeugs, Toms Gesicht im warmen Schein der kleinen Flamme, ein leises Zischeln, als der Joint zu brennen beginnt. Nebeneinander lehnen wir beide an der Wand. Er raucht, dann gibt er mir die Tüte. Eigentlich kiffe ich nicht, weil es sich nicht mit dem Sport verträgt, aber heute ist mir das egal. Ziehen, den Rauch tief einatmen, ausatmen.


Camilla ist plötzlich ganz dicht bei mir. Sie legt einen Arm um meine Hüfte und nimmt mir mit der anderen den Joint aus den Fingern. Sie zieht, haucht den Rauch in die Luft und gibt die Tüte an Anna weiter. Dann legt sie beide Arme um meinen Hals und küsst mich. Ihre Lippen spalten meine, ihre weiche Zunge erobert selbstbewusst meinen Mund. Sie schmeckt nach Rauch, Lippenstift und Tequila.


Irgendwann lässt sie von mir ab. Unsere Körper berühren sich, lasziv streichen ihre Hände über meinen Bauch. „Du bist ziemlich sexy, Großer, weißt du das?“


„Ja“, antworte ich, wahrheitsgemäß.


Darüber muss Anna lachen. „Sexy und selbstbewusst.“


„Genau wie ich es mag“, haucht Camilla in mein Ohr, und dann ist ihre Hand plötzlich zwischen meinen Beinen und ihre Zunge an meinem Ohr. Durch den Stoff der Hose erkundet sie das Terrain, streichelt, drückt, reibt. Dann das Ratschen meines Reißverschlusses. Ohne ein weiteres Wort geht sie vor mir auf die Knie. Ich spüre ihre Hände in meinen Boxershorts und ein paar Sekunden später ist mein Schwanz zwischen ihren nassen Lippen verschwunden.


Das kommt in dieser Form dann doch unerwartet, ist aber im Prinzip genau das, was ich die ganze Zeit von ihr wollte. Und ich muss zugeben: Dass Tom und Anna direkt neben uns stehen, erhöht den Reiz enorm. Mit unverhohlenem Interesse schaut mir Anna zwischen die Beine, wo mein mittlerweile harter, nass glänzender Penis wieder und wieder in Camillas warmer Mundhöhle verschwindet. Kurz treffen sich unsere Augen. Annas Lächeln ist so amüsiert wie unanständig.


„Halt mal“, fordert Tom und reicht mir den Joint. Dann dreht er Annas Kopf zu sich und drückt sie bestimmt mit den Händen vor sich auf die Knie. Bevor ich zwei Züge genommen habe, lutscht sie schon enthusiastisch an seinem Ding.

Ohne jedes Zeitgefühl lehne ich an der Wand, Tom neben mir, vor uns die beiden Mädchen. Das Gras wirkt, ich bin high. Anna bläst schnell und hart, Camilla betont langsam und raffiniert. Sie zieht meine Vorhaut zurück, leckt mit ihrer rauen Zunge über mein Vorhautbändchen und die empfindliche Eichel, nur um ihn dann wieder tief in ihrem Mund verschwinden zu lassen.


Aus irgendeinem Grund muss ich dabei an Alice denken. Siehst du, Kleine, so geht das, rufe ich ihr in meinem Kopf zu.


Schweigend reichen Tom und ich uns den Joint hin und her, rauchen. Vor dem Fenster fällt geräuschlos der Schnee in dicken Flocken. Die Stille wird nur unterbrochen von gelegentlichen nassen Geräuschen zwischen unseren Beinen. Ich genieße jede Sekunde in vollen Zügen.

Plötzlich und völlig unerwartet öffnet sich die Tür zu unserem Speisesaal und jemand steht halb im Türrahmen. Es folgt ein Moment allgemeiner Verwirrung. Das Mädchen, das da steht, ist Jezzy. Mit offenem Mund starrt sie auf uns, den Joint, dann auf die beiden Mädchen, die vor uns knien und sie überrascht anblicken, und schließlich auf die zwei speichelbedeckten Schwänze, die waagrecht aus unseren Hosen ragen wie Waffen.


„Wow!“, macht sie ungläubig, und ihr Gesicht sagt sehr deutlich, dass diese Szene nicht unbedingt mit ihren feministischen Überzeugungen im Einklang steht.


„Wow!“, ruft sie noch einmal, dieses Mal deutlicher und wütender, und dann zu Anna und Camilla: „Ihr solltet euch schämen für diese perversen Schweine die Huren zu spielen!“


„Was ich mache, geht dich einen Scheißdreck an, du Kuh“, gibt Anna gelassen zurück.


„Und ihr...“, faucht Jezzy Tom und mich an ohne Anna weiter zu beachten. „Das ist eure Vorstellung von einer richtig geilen Party, ja? Lauter Weiber, die ihr benutzen und missbrauchen könnt.“


„Missbrauchen?“, wiederhole ich ungläubig. Soll das ein Witz sein?


Tom nimmt gelangweilt seufzend Annas Kopf und zieht sie wieder zu seinem Ding. Und tatsächlich: Als ob nichts weiter wäre, steckt sie sich seinen Penis wieder in den Mund.


„Ja! Missbrauchen!“, schreit Jezzy und starrt auf Toms Pimmel in Annas Mund. „Nur darum geht’s doch in eurem kleinen Club. Frauen wie Dreck zu behandeln und sie zu eurem Spielzeug zu machen.“


Auch Camilla leckt jetzt wieder mit ihrer warmen Zunge über meinen Penis. Großartig, diese Berührung. Ich seufze zufrieden, als er wieder in ihrem warmen Mund steckt.


Während es uns die Mädchen ungerührt mit dem Mund machen, zieht Tom an seinem Joint und lässt dann gemütlich den Rauch aus Mund und Nase aufsteigen. Dann fragt er ruhig und ohne Jezzy anzusehen: „Wenn ich wollte, dass du herkommst und meinen Schwanz lutschst, würdest du es tun?“


„Wie bitte?“, schnappt sie ungläubig zurück.


Tom wiederholt die Frage – genauso ruhig wie beim ersten Mal. Jezzys Gesichtsausdruck gibt eine deutlichere Antwort als alles, was sie sagen könnte.


„Da hast du es“, meint Tom in ihre Richtung. „Es genügt nicht, wenn Männer Frauen wie wandelnde Sexpuppen behandeln, in die sie ihre Pimmel stecken können. Es braucht auch Frauen, die dabei mitmachen.“


Jezzy starrt ihn nur sprachlos an.


Jetzt schaut Tom zum ersten Mal zu ihr herüber. „Und warum gibt es immer irgendwo Mädchen, die völlig freiwillig unsere Schwänze lutschen, Jezzy? Weißt du's?“ Er raucht und sagt dann völlig seelenruhig, als sei es die einzig vernünftige Antwort: „Weil sie dasselbe Frauenbild haben, das du uns zum Vorwurf machst. Es gibt immer Frauen, die sich selbst bereitwillig zum Objekt machen. Weil sie Lust dazu haben, weil es sie scharf macht, weil sie einen dominanten Mann wollen, weil sie diese Rolle manchmal geil finden. Und ich rede nicht von irgendwelchen Discoschlampen, sondern von richtigen Frauen.“


Dann schnippt er den glühenden Joint in Jezzys Richtung, so dass sie ausweichen muss.


„Und jetzt verpiss dich endlich, du dumme Fotze.“


Jezzy bebt wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. „Irgendwann“, zischt sie gefährlich, „mache ich euch und euren kleinen Vergewaltigerverein fertig.“


Dann ist sie weg.

Aus irgendeinem Grund haben mich die letzten Minuten unheimlich angemacht. Camillas Lippen an meinem Schwanz, während Jezzy ausflippt. Reiner Wahnsinn! Ich bin jetzt richtig scharf.


Anna blickt zu uns hoch, lässt kurz Toms Ding aus ihrem Mund gleiten und fragt dann total fasziniert: „Was war denn das für eine?“


„Die Erz-Feministin von St. Paul's“, sage ich. „Immer im Kampf gegen das Patriarchat.“


Ein Kichern von Anna. „Wer hat die denn hier reingelassen?“


„Das ist normales College-Gelände“, kann ich mitteilen. „Ich glaube, über uns wohnen sogar ein paar Studenten.“


„Darling“, sagt Tom mit Ungeduld in der Stimme. „Würde es dir etwas ausmachen dich ein bisschen zu konzentrieren, während ich dich missbrauche? Ich will jetzt kommen.“


Und das tut er dann auch, den ganzen Körper angespannt, mit einem leisen Stöhnen, in Annas Mund. Als er fertig ist, spuckt sie sein Sperma einfach auf den Boden und leckt dann seinen Schwanz sauber. Tom streichelt ihr dabei abwesend über den Kopf.


Kurz darauf verabschieden sich die beiden. „Viel Spaß noch“, sagt Anna vielsagend und wirft im Gehen noch einen letzten Blick auf meinen Schwanz.

„Und du? Willst du mir auch in den Mund spritzen?“, fragt Camilla mit beeindruckender Anzüglichkeit, als wir endlich alleine sind.


Sie wichst mich mit der Rechten, mit der Linken massiert sie meine Eier.


„Unbedingt. Ich bin sowas von scharf.“


„Das ist nicht zu übersehen“, behauptet sie und schiebt sich meinen Schwanz tief in den Mund. Sie meint es jetzt ernst, konzentriert sich auf die Bewegungen, die mich besonders erregen. Hart, schnell und ohne Schnörkel bläst sie mich und nach kurzer Zeit spüre ich meinen Orgasmus heranrauschen.


„Ich komme“, stöhne ich noch, und dann komme ich auch schon, mit geschlossenen Augen, den Atem anhaltend. Es ist ein wunderbarer Orgasmus, lang, intensiv und perfekt dirigiert von Camillas erfahrenen Lippen. Unkontrolliert pumpt mein Körper Sperma in ihren Mund. Es stört sie nicht, sie bläst einfach weiter. Und weil sie genau weiß, wann sie sanfter, wann sie langsamer werden muss, klingt mein Höhepunkt erst ganz allmählich aus und verwandelt sich einfach mehr und mehr in eine leise erregende, wohltuende Zungenmassage, die ich eine ganze Weile lang schwer atmend genieße.

Dann sitzen wir nebeneinander an der Wand, schweigend, und schauen dem Schnee beim Fallen zu. Sie wischt sich mit einem Taschentuch ein bisschen Sperma vom Kinn, den Rest hat sie ohne mit der Wimper zu zucken geschluckt. Ich verstaue mein Ding in der Hose.


Mir kommt in den Sinn, was Tom zu Jezzy gesagt hat. „Hat er recht?“, frage ich irgendwann in die Stille hinein.


„Wer?“


„Tom. Hat er recht? Macht es dich wirklich an, wenn ein Typ dich benutzt, wie er will?“


Sie schaut mich an, überlegt kurz. „Klar, manchmal ... heute zum Beispiel.“ Sie lächelt, aber dann wird sie plötzlich ernst. „Trotzdem ist das Bullshit, was er gesagt hat. Ich mag es, wenn Kerle mich wie ihr Eigentum behandeln, weil ich mir das manchmal so aussuche. Aber die meisten Männer, die mich so behandeln, interessiert es doch gar nicht, was ich davon halte. Das ist der Punkt. Der Typ, der mir montagmorgens in der vollen U-Bahn an den Arsch langt, fragt mich vorher nicht, ob ich das gerade sexy finde. Und der Typ, der mir zwischen die Beine geht, obwohl ich ihn nur küssen will, ist nicht der Meinung, dass ich alleine über meinen Körper entscheiden darf.“


Sie macht eine Pause und wir blicken uns in die Augen.


„Es gibt jede Menge Männer“, fährt sie fort, „die ganz ernsthaft glauben, dass Frauen primär dazu da sind die Beine für sie breit zu machen. Und so verhalten sie sich dann eben: Sie glotzen dir schamlos auf die Titten, lassen die dümmsten Sprüche ab, geben dir hier mal einen lässigen Klaps auf den Arsch und greifen dir da mal eben an die Titten. Sie hören nicht auf, bloß weil du nein sagst, sie befummeln dich, wenn du dich auf einer Party bewusstlos gesoffen hast oder werfen dir gleich selbst Drogen in den Drink. Und manche machen noch viel üblere Sachen. Oxford ist voll von solchen Typen – sozial unfähige, hormongesteuerte Arschlöcher, die sich für den Nabel der Welt halten und glauben, sie können mit Frauen machen, was sie wollen.“


Ich habe absolut keine Ahnung, was ich darauf erwidern soll. Sie hat vermutlich recht. Während ich noch nach passenden Worten suche, lächelt sie mich plötzlich provozierend an und sagt: „Du bist auch ein bisschen so, das ist dir klar, oder?“


Wie bitte?


Was zum Teufel soll das denn heißen?


Für wen hält sie mich eigentlich?


Ich bin sprachlos.


„Ist das dein Ernst?“, bricht es schließlich aus mir heraus. „Du glaubst, ich grapsche Frauen an den Arsch und bumse sie, wenn sie irgendwo bewusstlos in der Ecke liegen?“ Ich bin empört und so klingt es auch.


Mein Zorn bringt Camilla zum Lachen. Sie streichelt meinen Kopf, als wäre ich ein dummer kleiner Junge. „Entspann dich. Wenn ich das denken würde, wäre ich jetzt sicher nicht hier mit dir. Aber ... so dreist wie du mich heute zu Beginn angebaggert hast …“ Ihr Mund lächelt, aber ihre Augen durchdringen mich forschend. „Kann gut sein, dass du einer von denen bist, die glauben die Mädchen hier sind hauptsächlich zu ihrem Vergnügen da.“


Ihre Beschwichtigungen haben mich etwas besänftigt, aber nur etwas. Wenn sie mich für ein Arschloch hält, warum dann die ganze Nummer hier? Ihr Vorwurf ist ungerecht. Ich behandle Frauen nicht respektlos.


Was Alice wohl zu dieser Behauptung sagen würde, erkundigt sich ein besonders unsympathischer Teil meines Gewissens.


Ja, ja, ok. Aber trotzdem: Mit den Typen, die sie eben beschrieben hat, habe ich nichts gemein.


Ich setze eben zu einer Antwort an, da hält sie mir einen Finger an die Lippen: „Warte. Du musst dich nicht verteidigen. Schau, ich will dich nicht beleidigen. Du bist sympathisch, smart und ziemlich sexy, ich bin gerne mit dir hier. Es spielt heute Abend keine Rolle, ob es so ist, wie ich gesagt habe. Am Ende musst du selbst entscheiden, wer du sein willst. Denk einfach dran, dass es jede Menge Frauen da draußen gibt, die an solchen Typen zugrunde gehen. Nicht alle von uns können sich wehren, mit vierzehn, fünfzehn, wenn Männer anfangen, dir auf die Brüste zu glotzen, hier an der Uni, später im Job.“


Sie meint das alles ernst, ich sehe es in ihrem Gesicht. Aber sie hat die Kurve bekommen, ich habe mich wieder größtenteils beruhigt. Der letzte Rest meines Ärgers verdampft, als sie sich zu mir lehnt und mir wieder ihre Zunge in den Mund steckt. Sie schmeckt jetzt auch noch nach mir.


Irgendwann, beschließe ich, lasse ich mir das alles mal durch den Kopf gehen. Aber jetzt gerade habe ich Besseres zu tun.


„Du kommst mir nicht vor wie eine Frau, die sich gegen aufdringliche Kerle nicht wehren kann“, werfe ich nonchalant ein, als unser Kuss endet.


Dafür hat sie nur ein verächtliches Schnauben übrig. „Geboren und hart geworden in Liverpool. Queens Road. Kennst du nicht, ist ein ganz übles Viertel. Aber dafür kann ich jetzt auf mich aufpassen. Wenn mir irgendein Kerl ungefragt an die Titten langt, dann haue ich ihm einfach ein paar aufs Maul.“ Ihr Grinsen ist eine Herausforderung.


„Aha, verstehe“, sage ich und schiebe meine Hand gleichzeitig in ihren tiefen Ausschnitt. Einen BH trägt sie nicht und so kann ich direkt ihre weiche Brust umfassen, entdecken, kneten. Sie haut mir keine aufs Maul dafür, sondern schiebt ihre Hand zwischen meine Beine. Mein kleiner Freund erwacht wieder zum Leben.


Was für eine Frau! Ich will sie jetzt sofort.


Unvermittelt stehe ich auf, nehme sie unter den Arm wie ein Paket und trage sie mühelos zu einem der großen Esstische. Dort werfe ich sie so unsanft mit dem Oberkörper voran auf die Tischplatte, dass sie keuchen muss. Ihre Beine hängen am Tischende herunter, ihr Arsch liegt vor mir wie auf dem Präsentierteller. Ich zerre ihr Kleid hoch, packe mit beiden Händen ihre Strumpfhose und zerfetze sie einfach. Das Geräusch des zerreißenden Gewebes ist überraschend laut und ziemlich brutal.


„Hey….“, protestiert sie, aber ich höre auch die Erregung in ihrer Stimme.


Sie trägt einen schwarzen Tanga, der nichts von ihrem Arsch und fast nichts von ihrer Muschi verhüllt. Ich halte mich nicht damit auf ihn auszuziehen, sondern schiebe den dünnen Streifen einfach grob zur Seite, öffne ihre Schenkel mit der anderen Hand und schiebe ihr meinen prallen Schwanz von hinten in den Körper.


Camilla stöhnt laut auf, als er mühelos in sie fährt. Dann seufzt sie: „Na endlich!“

* * *

Eine halbe Stunde später trete ich alleine in den großen Saal, in dem die Party mit beeindruckender Intensität weitergeht. Überall feiernde, völlig ekstatische Menschen in teuren Klamotten oder in verschiedenen Stadien von Nacktheit.


Von den bekannten Gesichtern fehlt jede Spur. Richard ist nicht da, Tom, Henry und Rufus sind nicht da, Victoria ist nicht da.

In einer Ecke auf einem Sofa entdecke ich immerhin Tobias. Er ist entweder eingeschlafen oder ohnmächtig geworden. Neben ihm sitzt Seb mit einem Mädchen. Sie hat ihre Hand in seiner Hose vergraben und leckt an seinem Hals herum. Als er mich sieht, hebt er sein Whisky-Glas und prostet mir still zu.

Blick auf die Uhr: zwanzig vor vier. Ich beschließe einmal im Leben zu gehen, wenn es am schönsten ist.

Mittwoch

Es ist schon später Vormittag, als irgendein Geräusch mich aus einem komaähnlichen Schlaf reißt. Es dauert einen Moment, bis ich weiß, wo ich bin. Als ich es kapiert habe, bleibe ich einfach liegen. Mein Zimmer ist so kalt und unter meiner Decke ist es so schön warm. Aufstehen ist sowieso sinnlos: So wie mein Schädel brummt, ist an Arbeit vorerst nicht zu denken.

Ein Blick auf mein Handy zeigt beeindruckende siebenundachtzig neue Nachrichten in meiner Boat Club-Gruppe. Es ist der übliche im Suff geschriebene Blödsinn garniert mit ein paar peinlichen Fotos. Es gibt verschiedene Aufforderungen an mich, meinen Arsch sofort hierhin oder dorthin zu bewegen. Gegen drei Uhr dreißig schreibt Lewis, er sei in London, wisse aber nicht genau, wo, mit wem und wieso. Dann mehrere Nachrichten an Henry, der irgendwann scheinbar genauso unauffindbar gewesen war wie ich und auch selbst nichts mehr geschrieben hat. Ein Bild von Tobias bringt mich zum Lachen: Er liegt halbnackt auf einem der großen Sofas im studentischen Gemeinschaftsraum. Jemand hat mit Edding den obligatorischen großen Penis auf seine Stirn gemalt, im Hintergrund spielen Petr und James FIFA auf der Playstation. Dann wieder Lewis, der jetzt herausgefunden hat, dass er mit einem Mädchen namens Ruby im Taxi nach London gefahren ist und jetzt ohne Geld in einer schicken Wohnung in South Kensington feststeckt. Er schickt gleich ein Foto von Ruby mit, friedlich schlafend im Bett. Hübsch, aber ich habe sie nie zuvor gesehen. Und dann gibt es noch einen verschwommenen Schnappschuss von Seb und Michael in völliger Dunkelheit. Sie rennen splitterfasernackt mit Champagnerflaschen in der Hand über den verschneiten Rasen im Old Quad, ihre haarigen Ärsche so weiß wie der Schnee. Ich bin nicht traurig, dass ich diesen Teil des Programms verpasst habe.


Außerdem entdecke ich zwei neue Nachrichten von unbekannten Absendern. Die erste ist mit unterdrückter Nummer geschrieben und lautet: „Hey Sexy, danke für den schönen Abend. Ich hatte eine Menge Spaß. C.“ Ich frage mich, woher sie meine Nummer hat.


Die zweite Nachricht ist noch überraschender: „Zwölf Uhr, Lunch, Great Hall. Will dir ein paar Leute vorstellen. Tom.“


Tom? Vor gestern Abend war ich nicht auf dem Radar des Clarendon Clubs erschienen, jetzt will mir Tom ein paar Leute vorstellen? Ich muss sagen, ich bin ziemlich verwundert. Aber irgendwie auch geschmeichelt: Offenbar habe ich eine ganz gute Figur abgegeben. Einen Moment lang stelle ich mir vor, wie es wäre Mitglied im Clarendon Club zu sein. Ich denke an Jules' blutige Nase, aber auch an den gemeinsamen Blowjob mit Anna und Camilla. Ohne Zweifel eine der coolsten Sachen, die ich je gemacht habe. Gegen weitere Erlebnisse dieser Art wäre nichts einzuwenden. Entschieden: Ich gehe hin. Ein Blick auf die Uhr zeigt elf Uhr siebenunddreißig. Das ist eng, aber machbar, wenn ich schnell dusche. Ich springe aus dem Bett und lege los.

* * *

Im Hof vor der Great Hall treffe ich auf Richard, Tom, Rufus und zwei Typen, die ich nicht kenne. Beide sind mit schicken Burberry-Mänteln und dem leicht blasierten Gesichtsausdruck ausgestattet, der sie als Standesgenossen von Tom und Rufus ausweist. Einer der beiden kommt mir vage bekannt vor, vielleicht von der Party gestern Abend. Sie werden mir vorgestellt als Harry, Christ Church College, und Edward, Merton College. Henry, wird mir gesagt, ist unpässlich.

Als wir die Treppe zum großen Speisesaal hochsteigen, fällt mir auf, dass Richard ungewöhnlich abwesend und ernst wirkt. Meine Frage dazu wehrt er mit einer müden Handbewegung ab. „Alles gut, nur verkatert.“

Das ganze Mittagessen kommt mir vor wie ein einziger großer Test. Tom, Edward und Harry fragen mich nach meiner Jugend in Deutschland, meinem Studium, dem Rudern und verschiedenen politischen Themen. Ich antworte ehrlich, wenn ich es für harmlos halte, und sagte ansonsten das, was sie meiner Meinung nach hören wollen. Nur bei der Frage, wo ich zur Schule gegangen bin – in Oxford ein wichtiger Maßstab für Klassenzugehörigkeit – kann ich es mir nicht verkneifen wahrheitsgemäß „Otto-Kerner-Gymnasium Bayreuth“ zu sagen und auf die Nachfrage, ob das eine gute Schule sei, ebenso wahrheitsgemäß und sehr fröhlich mit „nein, überhaupt nicht“ zu antworten.

Trotzdem: An Toms zufriedenem Gesichtsausdruck und den Blicken, die sie sich zuwerfen, wenn sie sich unbeobachtet fühlen, merke ich, dass ich mich ganz gut anstelle. Nur Rufus und Richard sagen die ganze Zeit über kein Wort. Rufus mustert mich aus dunklen Augen über seinen Teller hinweg wie ein schwarzer Panther, Richard ist mit seinen Gedanken offenbar ganz woanders.

* * *

Nach dem Essen gehen wir noch auf den obligatorischen Kaffee runter in die College Bar. Wie immer nach dem Mittagessen ist es ziemlich voll. Zu sechst stehen wir mit unseren Bechern am Tresen und unterhalten uns. Die Atmosphäre hat sich jetzt merklich aufgelockert und Tom erzählt ausführlich und mit Enthusiasmus von gestern Abend. Vor allem die schmutzigen Sachen natürlich. „… und dann rutscht sie einfach an ihm herunter“, er deutet zu mir, “und legt los, als ob Anna und ich gar nicht da wären. Legendär!“

Alice.


Ich bin verwirrt.


Dann verstehe ich es endlich: Ich schaue direkt in die Augen von Alice. Wie aus dem Nichts ist sie plötzlich in unserer Runde erschienen und funkelt mich an. Es ist ein richtiger Schock, wie ein Fußtritt in den Magen.


Mein erster, völlig absurder Gedanke: Oh Gott, hoffentlich hat sie nicht gehört, was Tom eben über Camilla und mich gesagt hat.


Mein zweiter Gedanke: Sie ist schon wirklich eine Schönheit, wie sie da so steht, ihr schlanker, zierlicher Körper in dunkelblauen Jeans und einem leichten champagnerfarbenen Kaschmirpullover, eine kleine Silberkette um ihren eleganten Hals, das zarte Gesicht mit den vornehmen Augenbrauen und ihren runden Bambi-Augen, das locker hochgesteckte braune Haar mit einigen Strähnen im Gesicht.


Mein dritter Gedanke ist: Bitte nicht jetzt, nicht hier, nicht vor den anderen.


„Ich will mit dir sprechen“, verkündet Alice mitten in Toms Redefluss hinein und würgt die Konversation auf diese Weise ziemlich effektiv ab. Ihr Ton lässt keinen Zweifel daran, dass es eines dieser ernsten Mann-Frau-Gespräche werden wird, die alle Jungs so lieben. Alle schauen jetzt auf Alice und auf mich. Ich sehe schon den Spott in den Augen der anderen.


Was tun? Das ist die Frage.


Ich versuche zu retten, was zu retten ist. Was soll ich auch sonst machen?


„Oh, hi Alice“, sage ich, als hätten wir uns zufällig auf der Straße getroffen. „Jetzt grade ist leider eher schlecht, wie du siehst. Aber wie wär's, wenn wir nachher einen Kaffee trinken gehen? Nur du und ich.“


Die Betonung liegt auf „nur du und ich.“ Alles, alles, nur jetzt hier kein Teenie-Drama. Ich weiß nicht, warum Tom mich in die Kreise des Clarendon Clubs einführen möchte. Aber egal, was der Grund ist, wenn ich mich jetzt hier lächerlich machen lasse, kann ich die Sache vergessen.


„Nein“, erwidert Alice fest und ohne jedes Zögern. „Seit Tagen rennst du vor mir weg wie ein Feigling. Wenn es nicht anders geht, dann reden wir eben jetzt und hier.“


Das sitzt.


Das tut weh.


Und was das Schlimmste ist: Dieser Satz lässt sich nicht mehr weglächeln.


Oh, Alice, denke ich müde und resigniert. Du lässt mir keine Wahl.


Ich hätte früher mit dir sprechen sollen, ich weiß. Wer kann schon sagen, was dann passiert wäre? Vielleicht hätten wir einen Weg gefunden Freunde zu werden? Vielleicht, vielleicht hätte ich dich sogar geküsst, Alice, denn ich mag dich irgendwie, dich und deine großen braunen Augen, deine Eleganz, deinen Sinn für Humor, deinen Geruch in meinem Bett.


Aber so? Jetzt? Hier? Keine Chance, tut mir leid. Wegrennen wie ein Feigling – das kann man nicht mehr diplomatisch lösen. Jetzt muss ich vor den Jungs mein Gesicht wahren, Alice, und dafür muss ich dir leider weh tun. Richtig weh tun.


„Ich will von dir hören, was das am Sonntag für dich war“, verlangt sie nachdrücklich. Sie sieht stolz aus, verletzt und wütend und überhaupt nicht schüchtern.


Auf irgendeiner Ebene realisiere ich erst jetzt, dass die letzten Tage für sie eine emotionale Achterbahnfahrt gewesen sein müssen. Unter anderen Umständen hätte ich ein schlechtes Gewissen deswegen, aber jetzt ist alles egal. Es ist völlig klar, was ich ihr sagen muss. Die Worte werden mir diktiert von den komplizierten Regeln, nach denen Jungs in Oxford untereinander Status, Respekt und Ansehen verteilen.


Ich mache eine Kunstpause, dann spreche ich meinen Text. „Sage ich dir gerne, Alice“, beginne ich mit demonstrativem Desinteresse. Wer mehr Emotionen zeigt, verliert – noch so eine Regel. Aber innen drinnnen toben die Gefühle und den nächsten Satz bekomme ich kaum über die Lippen: „Du interessierst mich kein bisschen.“


Ich lasse das so in der Luft hängen. Es ist jetzt totenstill, von überall her beobachten sie uns unverhohlen und warten gespannt darauf, was wohl als Nächstes passiert. Ich blicke Alice ruhig, aber herausfordernd an und sehe, wie sich in ihrem Gesicht Verblüffung mit Entsetzen mischt. Mit einer so kalten Reaktion hat sie nicht gerechnet, die dumme Nuss. Wenn sie die leiseste Ahnung hätte, wie es hier läuft, hätte sie mich nicht vor allen Leuten in die Enge getrieben. Selbst Schuld.


„Warum so überrascht?“, frage ich und ramme das Messer noch ein wenig tiefer in die Wunde. „Hast du gedacht, dass du mehr für mich warst als ein schnelles Abenteuer? Dass du jetzt meine kleine Freundin sein kannst? Alice: Alles, was mich an dir interessiert, habe ich am Sonntag schon zwischen deinen Beinen gefunden.“


Jemand lacht leise, ich glaube Rufus. Ansonsten ist die Stille verheerend.


Alice steht einfach nur da und bekommt den Mund nicht zu, der Schock steht ihr ins Gesicht geschrieben. Was immer sie an Stolz, Wut oder Selbstsicherheit mitgebracht hat, ist wie weggeblasen.


Ok, bringen wir es hinter uns.


„Du bist einfach nur irgendeine Tussi, die ich mal gefickt habe“, stelle ich so gelangweilt fest, wie ich es fertig bringe, und trinke dann einen großen Schluck aus meinem Becher. Ende des Gesprächs, heißt das.


Es tut mir leid, Alice. Wirklich.


Die Stille ist ohrenbetäubend. Alice steht einfach nur da und starrt mich ungläubig an, so als habe sie noch nicht abschließend entschieden, ob das, was sie gehört hat, tatsächlich gesagt worden ist. Die Zeit verstreicht, aber sie bleibt stumm.


Nach ein paar endlosen Sekunden räuspert sich Rufus und sagt betont langsam zu ihr: „Vielleicht täusche ich mich, Darling, aber ich glaube, das ist jetzt üblicherweise der Moment, wo du zu weinen beginnst und dann wegläufst.“


Und Alice tut mir den Gefallen und macht es genau so.

* * *

Später am Nachmittag sitze ich im großen Lesesaal der Bod und starre auf den Text, der auf meinem Laptop flimmert. Isaiah Berlin über positive und negative Freiheit. Über Zeile sieben bin ich in der letzten Stunde nicht hinausgekommen, weil sich vor meinem geistigen Auge immer und immer wieder abspielt, was ich zu Alice gesagt habe. Das war nicht schön, das ist mir klar. Aber bei den Jungs vom Clarendon Club ist die Aktion gut angekommen. „Eiskalt“, war Harrys lobender Kommentar, dann hat er mir freundschaftlich auf die Schulter geklopft. Na ja.


Hauptsache ist doch, sage ich mir, die Sache mit Alice ist jetzt durch.


Aber warum fühle ich mich dann, als sei jemand gestorben?

Ich seufze und betrachte neidisch die Studenten, die links und rechts und mir gegenüber an der langen Lesetheke sitzen und augenscheinlich still, zielstrebig und konzentriert bei der Arbeit sind. Überall um mich herum wuseln sie, fleißig und ernsthaft mit ihren Bücherstapeln vor der Brust. Schräg gegenüber sitzt Jorge und starrt irgendwelche Formeln an, gedankenverloren an einem Bleistift nagend.


Die halbe Woche ist vorbei und ich habe noch nichts hinbekommen. Aber wie auch? Es passiert einfach zu viel.

Eine Bewegung auf meinem Bildschirm bringt mich zurück ins Hier und Jetzt. Ein Icon am unteren Bildrand informiert mich: neue E-Mail. Dankbar für die Ablenkung wechsle ich zu meiner Inbox. Eine neue Nachricht von Ollie. Ollie war im ersten Jahr mein Zimmernachbar und wir gehen noch heute gerne zusammen in den Pub. Der Betreff lautet „!!!!!!!!!!!!“, der Text beschränkt sich ollietypisch auf eine Zeile: „Hier kommt die beste E-Mail, die du in diesem Jahr sehen wirst. Ollie.“ Im Anhang sind fünf Bilddateien.


Ollie schickt mir gerne irgendwelchen Scheiß, den er im Internet findet. Meistens ist es Schrott. Meine Erwartungen halten sich also stark in Grenzen, als ich das erste Bild öffne.


Das Erste, was ich sehe: Titten. Zwei runde Titten mit steil aufgerichteten Nippeln.


Eine Viertelsekunde lang glotze ich blöd auf den Schirm, dann wird mir bewusst, dass ich in einer öffentlichen Bibliothek sitze. Ich muss sofort diese Titten von meinem Bildschirm bekommen. Ohne nachzudenken tue ich das Erstbeste, das mir in den Sinn kommt, und schlage mit viel Schwung meinen Laptop zu.


Der Lärm ist erschütternd. Aus allen Richtungen starren mich die Leute an.


Ich versuche das Bild, das ich eben für einen Moment gesehen habe, im Kopf zu rekonstruieren. Da war der Körper eines Mädchens, man sieht sie von vorne, irgendwo sitzend oder kniend, mit einer roten Decke oder einem Rock oder irgendetwas in dieser Art über den Beinen. Ihr Oberkörper ist nackt, ihre Titten dominieren das Bild.


Warum zum Teufel schickt Ollie mir Tittenbilder? Und noch wichtiger: Wessen Titten habe ich da gesehen?


Während ich noch grübele, vibriert Jorges Handy. Müde schiebt er seine Brille ins Haar, reibt sich die Augen und nimmt das Telefon. Einen Augenblick starrt er mit gerunzelter Stirn auf den Schirm.


„Concha tu madre!“, entfährt es ihm, laut und verblüfft, mitten in die geschäftige Stille der Bibliothek hinein. Dann fängt er an zu lachen. Mehrere Leute zischen ein Pssst in seine Richtung, aber Jorge hat nur Augen für sein Telefon. Mit dem Finger wischt er ein paarmal in schneller Folge über den Screen, auf seinem Gesicht ungläubiges Staunen und pure Verzückung.


Dann schaut er zu mir und flüstert aufgeregt: „Hast du sie gesehen?“


Ich nicke. Ich weiß, wir reden von denselben Bildern. Er lacht erneut, schüttelt den Kopf und flüstert: „Oh, Victoria, du wundervolle, göttliche Schlampe.“

* * *

Es gibt kein anderes Thema mehr in den altehrwürdigen Mauern des College of Saint Paul the Apostle of the University of Oxford an diesem Tag. Äußerlich liegt das College ruhig da, zeitlos und vergraben unter einer dicken Schicht langsam gefrierenden Schnees. Aber innen laufen Drähte und Köpfe heiß. Es dauert keine Stunde, da haben mir sechs andere Leute Victorias Fotos per E-Mail geschickt, zur gleichen Zeit explodiert mein Handy förmlich mit Reaktionen, Kommentaren, Theorien und den immer gleichen fünf Fotos.


Niemand scheint sagen zu können, woher sie kommen. Einer behauptet, Angus habe sie auf einem USB-Stick im Computerraum gefunden. Andere sagen, Victoria selbst habe sie in Umlauf gebracht. Jemand behauptet, sie trete öfters in Hardcore-Pornos auf und schickt gleich ein Video mit, das sie angeblich zeigt. Es ist ein ziemlich scharfer Clip, aber ich glaube nicht, dass die Frau da Victoria ist.


Eine besonders populäre Theorie besagt, dass es bei der Clarendon Club-Party ein erotisches Fotoshooting gab, an dem sie teilgenommen hat. Auch das kann ich nicht so recht glauben.


Es gibt auch kritische Stimmen, die bezweifeln, dass die Fotos echt sind. Andere behaupten, jemand habe Victorias Computer gehackt. Von Privatsphäre, Diebstahl, Rachepornos ist die Rede. Dr. Browne lässt eine E-Mail zirkulieren, in der sie die Verbreitung der Fotos durch andere St. Paul's-Studenten mit drastischen Worten kritisiert und eine offizielle Nachforschung ankündigt.


Die allermeisten Jungs in meinem Bekanntenkreis interessieren sich nicht für die Herkunft der Bilder. Sie finden die ganze Sache unfassbar komisch und ziemlich geil. Nur Victoria äußert sich nicht, ist nicht erreichbar, nicht zu sprechen, nicht zu finden.

Schöner Nebeneffekt der ganzen Aufregung: Keine Sau interessiert sich jetzt mehr für das, was ich in der Bar zu Alice gesagt habe. Unter normalen Umständen wäre das mindestens bis zum Ende der Woche der Aufreger Nummer eins im College gewesen. Ich glaube zwar nicht, dass die Sache meinem Ruf nachhaltig geschadet hätte, dafür bin ich zu beliebt. Alice hingegen kennt keine Sau. Aber stolz bin ich wirklich nicht auf das, was ich da gesagt habe.

* * *

Abends liege ich in Schlabberklamotten in meinem kleinen Dachzimmer auf dem Sofa. Nach dem ganzen Drama der letzten Tage sehne ich mich nach einer Verschnaufpause. Zum ersten Mal überhaupt lasse ich einen kostbaren Abend in einer Freshers' Week sausen und verbringe meine Zeit lieber allein. Der Abend vergeht mit Beethoven, Nutellabroten und einer außergewöhnlich anzüglichen SMS-Konversation mit der rassigen Frida, meiner mexikanischen Liebhaberin in spe. Fridas letzte Nachricht lautet „Geschenk für dich“ und besteht aus einem Selfie von ihr in Unterwäsche vor dem Spiegel. Sie hat prächtige Titten.

Das Foto hat mich ziemlich heiß gemacht und leitet nahtlos zum Höhepunkt des Abends über. Ich starte meinen Laptop und suche Ollies E-Mail. In der Stille meiner eigenen vier Wände öffne ich gespannt das erste Bild. Ich bin zu diesem Zeitpunkt vermutlich der einzige Kerl im College, der Victorias Körper noch nicht gesehen hat.

Erstes Bild: Victoria kniet mit leicht gespreizten Beinen auf einem der zahllosen, immergleichen Studentenbetten irgendwo im College, das bordeauxrote Abendkleid, das sie auf der Clarendon-Party anhatte, hängt lose um ihre Hüften. Sie hat die Arme weit von sich gestreckt wie eine Ballerina im Sprung und den Kopf lachend in den Nacken gelegt. Sie scheint sich prächtig zu amüsieren. Highlight des Bildes sind ihre absolut fantastischen Brüste, die sich der Kamera freudig entgegenstrecken: kreisrund, fest, die Nippel groß und rosa und hart.


Es ist ein großartiges Bild, lebendig, erotisch, mitten aus der Bewegung. Dazu ein Spiel mit Licht und Schatten, Fokus auf die Brüste, der Hintergrund gleitet in die Unschärfe ab, die Farben dezent aber lebendig, keine Spur von einem einfachen Frontalblitz. Das ist kein billiger Handyschnappschuss, sondern das Bild einer sehr guten Kamera, aufgenommen von jemandem, der weiß, was er tut.


Fast unbewusst habe ich eine Hand in meine Jogginghose geschoben und damit begonnen an meinem halbsteifen Ding herumzuspielen. Hinter meinem Laptop kommt die Wand und hinter der Wand kommt Victorias Zimmer mit Victorias Bett. Kann sein, dass sie gerade darauf liegt – keine zwei Meter von mir entfernt. Irgendwie macht mich der Gedanke an.

Ein kurzes Tippen, nächstes Bild. Victoria von vorne, sie liegt jetzt auf dem Rücken. Die Beine streckt sie in die Luft, leicht angewinkelt, ihr Oberkörper ist dahinter nicht zu sehen. Mit beiden Händen zieht sie sich gerade ihren kleinen schwarzen Slip aus, hat ihn eben über die üppigen Kurven ihres Hinterns manövriert und schiebt ihn hoch Richtung Knie. Ich starre zwischen ihre Beine, wo mir das Bild einen ersten kleinen Vorgeschmack auf ihre Muschi gewährt. Man sieht nicht viel mehr als einen zusammengepressten Schlitz zwischen ihren Schenkeln, aber es ist ein Versprechen in dieser Pose: Warte, lass mich das Höschen ausziehen, damit du meine heiße Fotze sehen kannst.


Ich habe meinen Schwanz mittlerweile aus der Hose gezogen. Während ich das Bild in all seinen glorreichen Details aufnehme, wichse ich ihn bedächtig.

Ein Tippen, nächstes Bild. Victoria von vorne, liegend, jetzt ohne Höschen und mit weit gespreizten Beinen. Ihre rechte Hand wischt verschwommen über ihren Kitzler, darunter liegt, klein im Bild, aber jetzt überdeutlich zu sehen, ihr pralle, glattrasierte Möse. Zwischen ihren üppigen, leicht geöffneten Schamlippen glänzt feucht das rosa Fleisch. Sie hat den Kopf zur Seite gelegt, die Augen geschlossen. Ihr Gesicht ist verschwitzt, fleckig. Besoffen sieht sie aus, aber sie besorgt es sich mit Hingabe.


Ich stelle mir vor, wie es wäre, in dieser engen Muschi zu stecken und wichse meinen Schwanz im Rhythmus meiner imaginären Stöße.

Ein Klick, nächstes Bild. Victoria in derselben Pose, aber dieses Mal als Nahaufnahme. Bildschirmfüllend ihre Muschi, ein Finger an ihrem großen, hervorstechenden Kitzler, die Haut nass von Schweiß und Geilheit, jede Erhebung, jedes Tal in ihren großen, irgendwie wohlgeformten Schamlippen überdeutlich sichtbar, dazwischen der ersehnte Eingang zu ihrem Körper. Weiter unten ihr runzeliges kleines Arschloch.


Fick mich!, sagt dieses Bild, und das tue ich, in meinen Gedanken. Längst stehe ich vor meinem Computer, starre auf den Schirm und besorge es mir hart und schnell.

Klick, letztes Bild. Victoria, immer noch in Nahaufnahme. Aber jetzt hat sie sich auf den Bauch gedreht, die Beine gespreizt. Leicht reckt sie ihren himmlischen Arsch nach oben, eine Hand hat sie zwischen die Matratze und ihren Körper geschoben. Sie reibt sich die Muschi. Aber es ist ihre andere Hand, die mir den Rest gibt: Sie liegt gespreizt auf ihrem göttlichen Hintern und ein Finger steckt bis zum zweiten Glied in ihrem Arsch, eng legt sich der Muskelkranz ihrer Rosette darum. Sie besorgt es sich und fickt sich selbst in den Arsch dabei.


Fast ohne Ankündigung komme ich. Von den ersten zarten Andeutungen bis zum Crescendo in drei, vier Sekunden, aber er dauert und dauert, dieser Orgasmus. Völlig unkontrolliert spritze ich mein Sperma in die Luft, mache einen halbherzigen Versuch, den Strom mit einem Taschentuch aufzufangen.


Dann ist es vorbei, ich kann nicht mehr. Schlapp falle ich zurück in den Stuhl und schaue müde auf den Bildschirm. Ein Strahl ist direkt auf dem Monitor eingeschlagen. Zäh tropft meine Wichse an Victorias Körper herunter.

Bewertungen und Kommentare sind der Lohn der Autoren. Sei so fair und bewerte die Geschichte. Das dauert nur ein paar Sekunden und tut nicht weh. Du hast Geschichten gelesen und davon bewertet.
schlechtgut
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Erotik/Sex
Inhalt
Rechtschr./Stil

dabei seit:
Kommentare:
schreibt am 23.05.2025:
2000

Kommentare


SusiMPaul
dabei seit: Nov '13
Kommentare: 21
schrieb am 17.02.2016:
»In der Tat hart, so überhaupt nicht feministisch, eigentlich richtig übel frauenverachtend, wenn, ja wenn das nicht selbst nochmal in der Geschichte zur Sprache käme und wenn es nicht so gut geschrieben wäre.«

Maismann
dabei seit: Dez '12
Kommentare: 1
schrieb am 17.02.2016:
»wenn das niveau gehalten wird, dann ist es eine der top stories hier! und bitte nicht zu lange mit der fortsetzung warten.....«

HermX
dabei seit: Dez '00
Kommentare: 208
schrieb am 19.02.2016:
»Top! Perfekt!«

kiramaus
dabei seit: Okt '02
Kommentare: 29
schrieb am 19.02.2016:
»Wow, da schreibt jemand, der schreiben kann!«

katrinkatrin
dabei seit: Feb '03
Kommentare: 358
schrieb am 19.02.2016:
»Eine Top Geschichte, bestens geschrieben!!!«

derchef
dabei seit: Apr '04
Kommentare: 10
schrieb am 20.02.2016:
»eine der besten Geschichten seit langem und nein, es ist gerade nicht frauenfeindlich, weil man diesen Teil der Geschichte mit den folgenden Teilen im Kontext sehen wird und der Autor schon jetzt andeutet, dass der Protagonist an seiner Einstellung zu Frauen zweifelt, das aber noch nicht zulässt. Wenn das so weitergeht, wie der Autor es andeutet, wird die Geschichte noch einen ziemlichen Twist bekommen.«

bolle01
dabei seit: Mär '01
Kommentare: 316
bolle
schrieb am 20.02.2016:
»Das war großartige Unterhaltung. Ich bin wirklich sehr gespannt, wie sich dein Held zwischen all den Einflüssen entwickeln wird. Und wird er mit Alice irgendwann in den Sonnenuntergang reiten? ;-)
Vielen Dank für deine Mühe.«

wellenflug
dabei seit: Dez '03
Kommentare: 9
schrieb am 21.02.2016:
»Super Story!«

frankschr
dabei seit: Mär '03
Kommentare: 40
schrieb am 21.02.2016:
»Tolle Story. die nach Fortsetzungen schreit!!! Bitte die Geschichte nicht so lange, sondern öfters! :-))«

froschkermit
dabei seit: Mär '05
Kommentare: 3
schrieb am 22.02.2016:
»Ich habe hier noch nie einen Kommentar abgegeben, bei dieser Story kann ich nicht umhin:
Schlichtweg sehr gut geschrieben!
Trotz der (noch) frauenfeindlichen Härte würde ich die Story schon fast als Erotikroman bezeichnen. Soviele Charaktere und nicht sexuelle Handlungen, das hat mit dem üblichen "Rammelgeschreibe" ;-) (und da schließe ich meine drei bescheidenen Versuche nicht aus) nichts zu tun!
Chapeau!«

1212
dabei seit: Feb '01
Kommentare: 31
schrieb am 22.02.2016:
»Da kennt jemand Oxford aber gut...

Bin gespannt auf die Fortsetzung.«

VKRQ
dabei seit: Jan '01
Kommentare: 13
schrieb am 23.02.2016:
»High Level im Stil, bitte die Fortsetzung auf dem Niveau halten - eine Geschichte die mit ihrer eigenen Inhaltskritik spielt - wow, sehr gut geschrieben«

pfalzliebe
dabei seit: Jul '04
Kommentare: 153
schrieb am 23.02.2016:
»Gehört in die Abteilung der "TOP-Stories"" unbedingt bitte
um Fortsetzung!!«

seeyou71
dabei seit: Nov '00
Kommentare: 10
schrieb am 25.02.2016:
»Einfach nur gut, Story, Rechtschreibung, Stil!
Da freut man sich auf die nächsten Teile und ist gespannt, wohin sich die Handlung entwickelt«

lomo
dabei seit: Nov '00
Kommentare: 4
schrieb am 29.02.2016:
»Ganz großes Kino.«

aliza
dabei seit: Mär '16
Kommentare: 4
schrieb am 10.03.2016:
»ganz, ganz toll!«

Bullflex
dabei seit: Mär '01
Kommentare: 4
schrieb am 11.03.2016:
»Super gut geschrieben! Danke dafür«

Bodyhunter
dabei seit: Jun '01
Kommentare: 15
schrieb am 21.03.2016:
»Hi!

Ich habe in der letzten Zeit sehr lange keine besser geschriebene Story gelesen, weiter so!
Ich freue mich auf die nächsten Teile!«

tomy27
dabei seit: Jan '04
Kommentare: 115
schrieb am 04.04.2016:
»Die drei Teile von Victorias Körper gehören zum Besten was ich bisher hier auf Sevac gelesen habe, wenn sie nicht sogar das Beste überhaupt sind. Die Geschichte hätte das Potential zur Veröffentlichung in Buchform. Kritik auf hohem Niveau? Der erste Teil ist für sich alleine der schwächste und doch sehr von dem spätpubertären Protagonisten geprägt aber er ist zur Hinführung an die Geschichte und zum Verständnis der weiteren Handlung notwendig. Vielleicht wäre es geschickter gewesen alle drei Teile als eine Geschichte zu veröffentlichen. Ach ja die Geschichte, was ist sie eigentlich? Ein tragischer Krimi? Eine Comming-of-Age-Story? Eine Liebesgeschichte? Eine Sexstory? Ich würde sagen von allem etwas. Wirklich gut gemacht.«

goldfasan
dabei seit: Nov '00
Kommentare: 18
schrieb am 13.04.2016:
»absolut perfekt. alle drei Teile könnten sofort als Buch verlegt werden.«

vatti
dabei seit: Mai '01
Kommentare: 16
schrieb am 05.05.2016:
»Unfassbar gut geschrieben. Herzlichen Dank«

eumel
dabei seit: Nov '00
Kommentare: 5
Eumel
schrieb am 02.08.2016:
»Was ist das bloß für eine Geschichte! Unfassbar gut geschrieben!«

gaia201
dabei seit: Apr '01
Kommentare: 1
schrieb am 27.04.2020:
»toll!«

pogotheclown
dabei seit: Jul '04
Kommentare: 8
schrieb am 26.08.2020:
»Unglaublich gut.«

Onegin
dabei seit: Sep '18
Kommentare: 16
schrieb am 29.08.2020:
»Der Autor kann schreiben! Die vielen Details des College-Lebens in Oxford sind bemerkenswert - da kennt sich jemand aus ...«


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