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Kommentare: 6 | Lesungen: 1400 | Bewertung: 8.38 | Kategorie: SciFi, Fantasy, History | veröffentlicht: 13.01.2017

Worte, nichts als Worte

von

Vorwort: Die Geschichte haben Faith und ich 2008/2009 für eine Anthologie des Forums Buchstabeninsel geschrieben. Leider wurde das Projekt nie realisiert, und seitdem dümpelt sie auf meiner Festplatte rum.


Fast zu schade, mit Einverständnis von Faith veröffentliche ich sie jetzt hier unter meinem Nick.


Viel Spaß beim Lesen.


No Erotik.

Während das kunsthistorische Museum tagsüber um jeden Besucher rang, schloss es seine Pforten ab neunzehn Uhr umso konsequenter. Aber gerade die nächtlichen Besucher hielten sich selten an die kleinliche Hausordnung.


Nick verstand zwar die Belange der Museumsleitung, aber ihm lag nicht viel an Kunst – er hatte schlichtweg einen Auftrag.


Die veraltete Alarmsicherung war nicht der Rede wert, er musste die Sensoren nur finden und deaktivieren, bevor sie ihn entdeckten. Raum für Raum arbeitete er sich vorwärts, bis er die silberbeschlagene Holztruhe auf einem Podest stehen sah. Nick schaute auf das Polaroidfoto und lächelte. Lediglich eine Lichtschranke trennte ihn noch von der Erfüllung seines Auftrages, als er eine Bewegung aus den Augenwinkeln sah.


Drei Schritte neben ihm stand eine hagere Gestalt mit langem Umhang und blassem Gesicht.


»Pst«, machte die Erscheinung und legte ihren Zeigefinger auf die Lippen. Dann ging sie lautlos zu dem Podest und nahm die Holztruhe an sich.


Nick traute seinen Augen nicht: Die Gestalt interessierte sich nicht für die Lichtschranke und die Lichtschranke nahm keine Notiz von der Gestalt. Verdutzt musste Nick mit ansehen, wie sein Zielobjekt aus dem Raum getragen wurde.


»Hey, Moment mal! Das ist meine Kiste!«, hörte sich Nick sagen. Er sprang auf und rannte hinter der Gestalt her. Entschlossen bog er um die Ecke und blickte in eine grässliche Fratze. Fahle, faltige Haut umrandete rot glühende Augen, schwarze Lippen gaben ein Raubtiergebiss mit unnatürlich langen Eckzähnen preis und aus der Kehle drang ein faulig riechender Zischlaut.


Noch ehe Nick erschrecken konnte, holte er zu einem rechten Haken aus. Die Gestalt taumelte benommen und büßte einen Großteil ihrer Furcht einflößenden Art ein. Die Holzkiste fiel laut hallend auf den Boden, sprang auf und ein Dolch glitt über den glatten Steinboden.


Nick spürte einen Lufthauch und hörte eine fremde Stimme.


»Nimm den Dolch und renn weg! RENNE so schnell du kannst!«


Er blickte sich um und sah eine weiße Eule, die mit ihren Krallen und dem Schnabel auf die Gestalt einhackte. Sein Verstand verdrängte brennende Fragen – er nahm den Dolch und rannte …

Eine halbe Stunde später fiel die Wohnungstür krachend hinter dem Meisterdieb ins Schloss. Erschöpft und verwirrt ließ er sich auf sein Sofa fallen und starrte auf den Dolch. Die Klinge der antiken Waffe war geschwungen wie eine züngelnde Flamme, der Griff eher unscheinbar aus blankem Metall.


Fahrig goss er sich einen Schluck Whisky in ein Glas und kippte ihn hastig herunter. Aber das unterschwellige Gefühl, beobachtet zu werden, lastete weiterhin auf ihm.


Ein Schatten am Fenster: Blicke bernsteinfarbener Augen durchdrangen Nick. Unnachgiebig, lautlos und anklagend waren sie auf ihn gerichtet. Die fehlende Mimik des Vogelgesichts und die großen starren Augen wirkten beängstigend. Nick sammelte sich und ging zum Fenster.


»Lass mich rein«, schallte es von draußen. Nick stutzte und hielt sein leeres Whiskyglas prüfend hoch. Sprechende Tiere waren ihm noch nicht einmal im Vollsuff begegnet.


»Hast du eben gesprochen?«, fragte er irritiert.


»Ja. Und wenn du das Fenster öffnest, muss ich nicht schreien.«


Er öffnete das Fenster und sie hüpfte mit einem großen Satz in Nicks Einzimmerwohnung.


»Es hat wieder begonnen«, stellte die Eule sinnschwer fest.


»Was hat begonnen?«, fragte Nick ungläubig, kniff die Augen zusammen und murmelte. »Ich unterhalte mich mit weißen Vögeln, wie …«


»Du weißt nicht, wer ich bin und weißt nichts von deiner Mission?«


Nick rieb sich die Augen und schüttelte ruckartig den Kopf. Die Eule ließ ihre Flügel hängen und flüsterte mit gesenktem Kopf. »Das wird eine lange Nacht. Setz dich, nimm dir noch einen Drink und hör zu.«

Nick nahm sich noch viele Drinks. Als kein Tropfen mehr aus der Flasche herauskam, warf er sie gedankenlos neben sich aufs Sofa und lallte. »Okay, noch mal von vorne: Der Dolch hat mich als seinen Besitzer gewählt … weil …«


»… weil es eine intelligente Waffe ist.«


»Richtig. … Und weil ich es voll drauf habe.«


»Ja, weil du es voll drauf hast«, bestätigte die Eule resigniert.


»Ruhe! Ich muss mich konzentrieren. ... Du bist keine normale Eule. Nein, nein, duuu bist der ...«


»Die Mentorin des Auserwählten«, half die Eule, aber da war Nick schon eingeschlafen.

Mit sinkendem Alkoholspiegel wurden Nicks Träume unruhiger. Ein unheimlicher Schatten verfolgte ihn, versuchte ihm alles zu nehmen. Nick rannte, ohne vorwärtszukommen und kämpfte, ohne zu siegen. Ein wuchtiger Schlag riss ihn aus dem Schlaf. Er knallte mit dem Kopf gegen den Tisch und fiel vom Sofa.


In diesem Moment zersplitterte Nicks Wohnungstür und eine Bestie schlitterte auf dem Fußabstreifer ans andere Ende des Zimmers. Ein Wolf, ein großer Wolf, der auf den Hinterbeinen stand und sprechen konnte. »Gib mir den Misericordia, dann bekommst du dein Geld, wie verabredet.«


Die stechenden Augen des Werwolfs wurden von den weit gespannten Flügeln der angreifenden Eule verdeckt. Nick warf sich hinter das Sofa, zog den Dolch unter den Kissen hervor und warf ihn kraftvoll, aber intuitiv in Richtung des Kampfgetümmels. Die Klinge surrte knapp an der Eule vorbei und traf den Werwolf direkt zwischen die Augen. Ein leerer, flehender Blick, gefolgt von einem dumpfen Knall, dann war es still.


Nick fühlte sein Herz pochen, der Angriff ging so schnell, dass die Aufregung zu spät kam. Mit wackeligen Knien stand er vor dem Mischwesen aus Mensch und Wolf, zog den Dolch aus dem Schädel und fuhr sich durch seinen Bürstenhaarschnitt. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und brannte in seinen verschlafenen Augen. »Okay Eule, ich hab’s kapiert. Entweder bin ich so verrückt, dass es keine Rolle spielt, oder du und diese Geschichte sind echt. Was machen wir als Nächstes?«


»Lies in den verbotenen Büchern und finde den Schatten.«

Das schwarze T-Shirt spannte über seinem muskulösen Oberkörper und steckte akkurat in der Jeans. Die schwarze Motorradlederjacke betonte seine breiten Schultern und verbarg den Dolch. Mit Sonnenbrille und einer Eule auf der Schulter schloss er sein Auto auf und erstarrte. »Das sind Ledersitze. Ich will nicht, dass da nachher weiße Kleckse drauf sind. Ich hatte mal einen Wellensittich und da ...«


Die Eule legte den Kopf mitleidig zur Seite und schwieg.


»Okay, hüpf rein.«

***

Das uralte Gebäude mit seinen Dutzenden von Anbauten glich einem Irrgarten. Ohne Wegweiser fand man hier nicht einmal mehr nach draußen. Allerdings verlief sich selten jemand in den Trakt, der mit „Klassische Literatur“ ausgeschildert war.


»Frau von Hohenstein, wir bekommen heute noch eine Fuhre mit Büchern aus einem Nachlass!«, sagte ein nervöser, älterer Herr in einem schlecht sitzenden Anzug.


»Können Sie die Auslieferung nicht aufschieben, Herr Direktor? Ich benötige mindestens noch eine Woche!«


»Leider nicht! Der Nachlassverwalter ließ nicht mit sich reden.«


»Hm, na gut. Dann stapeln wir die Bücher eben in der Empfangshalle, bis ich sie katalogisiert habe.«


Ohne ihn weiter zu beachten, sortierte die junge, blonde Frau Bücher in Kartons und vermerkte es auf ihrer Liste. Als der Direktor fort war, nahm sie ihre schwarze Hornbrille ab, kontrollierte in den einfachen Fenstergläsern den Sitz ihrer hochgesteckten Haare und sah seufzend auf den Berg unbearbeiteter Bücher.

Nick irrte durch die verwinkelten Gänge und hielt nach der historischen Abteilung Ausschau. Er stolperte fast über die Bibliothekarin, rang sich aber ein Lächeln ab.


»Entschuldigung, ich suche nach den Romantikern des 18. Jahrhunderts, mich interessieren nur Erstausgaben.«


»Die sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich«, antwortete die Frau, ohne von ihrer Arbeit aufzuschauen.


»Was machen Sie eigentlich beruflich?«, fragte Nick herausfordernd.


Die Bibliothekarin blickte auf, nahm die schwarze Hornbrille von der Nase und musterte ihn. »Wenn Sie nichts dagegen haben, ich bin mit wichtigen Bestandslisten beschäftigt!«


Nick nahm ebenfalls seine Sonnenbrille ab und schaute der Bibliothekarin tief in die Augen. Mit treuem Hundeblick flüsterte er. »Doch, ich habe etwas dagegen. Lassen Sie die Listen für einen Moment liegen und führen Sie mich ein in die Welt der großen Literatur – Bitte.«


»Welchen Teil von ’sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich’, haben Sie nicht verstanden?«


Da sie seelenruhig ihre Liste weiterführte, ihn in keinster Weise beachtete, änderte Nick seine Taktik. Eine rührselige Geschichte über sein Versprechen gegenüber der Großmutter, die ihn auf dem Sterbebett bat, ein paar Bücher aus ihrem Besitz zu lesen …


»… und seitdem verspüre ich den innigen Wunsch, eine dieser Meisterwerke einmal in den eigenen Händen zu halten. Sie verstehen? Kein Nachdruck sondern den Spirit des Originals zu spüren …«, erzählte Nick und es fehlten nur noch ein paar Tränen, die seine Wangen herunter liefen.


»Ähh ... also ... ich weiß nicht ...«, sagte die Bibliothekarin kopfschüttelnd und kämpfte gegen ihre Gefühle, »aber nur für zehn Minuten, ich muss sowieso etwas nachsehen.«


Nick zog seine Sonnenbrille auf und marschierte los, noch bevor die Bibliothekarin aufstehen konnte.


Im Kellergewölbe angekommen, staunte Nick über die endlosen Regalreihen. Er zog das erstbeste Buch heraus.


»Ah, das sind sie also, die Erstausgaben.«


»Vorsicht! Sie halten ein unbezahlbares Meisterwerk in den Händen. Sie dürfen die Bücher doch nicht einfach anfassen. Geben Sie her!«


Während sich die Bibliothekarin um das Buch kümmerte, flog die Eule lautlos an ihr vorbei und landete auf einem Regal.


»Ihr Parfum duftet fantastisch, vor allem im Kontrast zu dem Mief hier unten«, schmeichelte Nick.


»Oh, vielen Dank. Das ist ‚Deep Red’ von Hugo Boss, ich habe es mir letzte Woche erst gekau...«, sagte sie und brach abrupt ab. »Wenn Sie sich dann bitte beeilen würden!«


Nick murmelte mit hochgezogener Augenbraue. »Ich mag Frauen, die schnell zur Sache kommen.«


Doch sein ambivalenter Satz kam nicht zur Wirkung. Die Eule schlug alarmierend mit den Flügeln und rief. »Vorsicht, wir sind nicht alleine!«


Sie segelte über den Kopf der Bibliothekarin, die mit offenem Mund erschrocken nach oben zeigte, während Nick den Dolch aus seiner Jacke zog und aufsprang. Die Eule gab einen durchdringenden Zischlaut von sich. Eine anmutige Frau in schwarzen Gewändern flüchtete vor der Eule. Ihre langen Eckzähne und rot glühende Augen identifizierten sie als Vampirin. Aus der Flucht wurde ein Angriff, als die Untote ihre Arme nach der Bibliothekarin ausstreckte.


Nick rempelte die Angreiferin an, rammte seinen Dolch in ihre Flanke und brachte sie zu Fall. Er atmete tief durch und blickte sich um.


»Das ist mein erster Vampir«, gestand Nick und die Bibliothekarin schreckte auf.


»Vampir? Es gibt keine ..., gibt es ...? Ich glaub ... mir wird schlecht ...«


Nick griff ihr beherzt unter die Arme, um sie vor einem harten Fall zu bewahren. Sachte kauerte er sich mit der Bibliothekarin auf den harten Kellerboden. Die Eule nahm neben ihnen Platz und musterte die Buchrücken der unteren Regalreihe.


»Wie heißt du eigentlich?«, fragte Nick.


»Von Hohenstein, Charlotte von Hohenstein«, sagte sie und zog die Nase hoch. »Und wer sind Sie, ihr ...?«


»Firion«, murmelte die Eule, ohne den Blick von den Büchern zu nehmen.


Nick schaute erstaunt auf. »Hey Eule, du hast einen Namen, warum hast du das nicht gleich gesagt?«


Beiläufig schaute er zu Charlotte und stellte sich als Nick vor.


»Okay, okay ... ganz ruhig, Charly. Rege dich nicht auf!«, sprach die junge Frau sich Mut zu. »Es gibt keine Vampire und keine sprechenden Uhus! Ich muss träumen!«


Nick entließ Charlotte aus der Umarmung und lehnte sie gegen ein Regal. Er redete beruhigend auf sie ein. »Das braucht ne Weile, ... aber langsam glaube ich selbst daran.«


Firion unterbrach die beiden und zeigte auf ein besonders dickes Buch. »Hier, das habe ich gesucht. Holt es raus, wir haben nicht viel Zeit!«


Charlotte beäugte die Eule kritisch und spürte einen kühlen Luftzug, als sie nach dem dicken Buch griff.


»Gib mir den Misericordia!«, zischte eine dunkle Stimme und Nick erschrak, als die Vampirin auf Charlotte zukam. Reflexartig riss Charlotte das Buch aus dem Regal und schlug es der Angreiferin ins Gesicht. Gleichzeitig stieß Nick mit seinem Dolch auf die Untote ein.


Die Klinge durchdrang das alte Buch. Der Ledereinband begann zu glühen und Funken schossen empor. Wie im Auge des Hurrikans legte sich ein Luftwirbel um die drei Gefährten. Eine urgewaltige Kraft ließ die Körper schweben, sie begannen zu rotieren und ein Knall erschütterte das Archiv. Zurück blieben Papierfetzen, umgestürzte Regale, einige Eulenfedern und eine schwarze Lesebrille ...

Nick lag in warmem Sand, hörte Wellen rauschen und Firions mahnende Worte. »Erstens musst du Vampiren immer das Herz durchstoßen, sonst kommen sie wieder, und zweitens solltest du generell keine Bücher aufspießen. Jetzt sitzen wir hier fest. Und die – haben wir auch noch am Hals.«


Firion zeigte auf Charlotte, die mit zerzausten Haaren im Sand kauerte, das halb verkohlte Buch wie eine Puppe an sich drückte und wirr vor sich hin brabbelte.


Nick klopfte sich den Sand von der Jacke und resümierte. »Okay. Die Werwölfe wollen den Dolch, weil er eine effektive Waffe gegen ihre Todfeinde, die Vampire, ist. Die Vampire wollen den Dolch, damit ihn die Werwölfe nicht bekommen. Soweit klar, und jetzt?«

»Hey, Schönheit. Sapperlot! Alles fit im Schritt?«, ertönte eine quengelige, hohe Stimme. Charlotte blickte sich um.


»Hier unten, Bunny! Sapperlot, habt Ihr auch einen Namen? Sicherlich habt Ihr einen Namen. Ich bin Oratio Criticus Rana«, sagte ein fetter Frosch mit einem purpurroten Umhang und fuhr sich mit der Zunge genüsslich über seine Lippen.


Nick und Firion gesellten sich zu Charlotte und blickten auf den Frosch, der ohne Atem zu holen plauderte.


»Was sucht ihr auf meiner Buchstabeninsel? Ist das Euer Freund, Bunny? Wieso seid Ihr so verstrubbelt? Wohl ’ne heiße Nacht hinter Euch? Obwohl es ja mitten am Tag ist und … allerdings Baceolus Rana, mein Vetter dritten Grades, der wiederum mit Rana Stultissimus, meinem Großcousin mütterlicherseits ...«

»Wie bitte? Wir sind auf einer Buchstabeninsel?« Charlotte sah ihre beiden Begleiter fragend an, während der mysteriöse Frosch begann, seine gesamte auf der Insel lebende Ahnenreihe namentlich vorzustellen.


»Halt den Schnabel, Kröte!«


»Ich bin ein Frosch, Bunny. Rana, keine Kröte. Wobei diese kleine süße Coaxo eine Rubeta ist. Meine Fresse, was hat die für eine affengeile Zunge … wir nennen sie übrigens Coa … ist das nicht ein nahezu geniales Wortspiel? Ich schmeiß mich weg. Coaxo heißt quaken und Coa – Schlampe – meine Fresse – ist das gut!«


Nick fuhr mit der Fußspitze in den Sand und verpasste Oratio eine Ladung ins Gesicht. Sein Redeschwall endete in einem kräftigen Hustenanfall.


Charly wirkte erleichtert über den stummen Frosch und wandte sich an Nick. »Und Sie, Nick – bringen mich auf der Stelle wieder in meine Bibliothek … und das Buch werden Sie selbstverständlich ersetzen.«


»Du hast es doch in der Hand gehalten, als es kaputt ging.«


Charlotte fiel die Kinnlade runter. »Das ... das glaube ich jetzt nicht ... Sie haben das Buch zerstört!«


Nick zeigte mit dem Dolch lässig auf Charly. »Okay Schätzchen, den nächsten Vampir überlasse ich dir, wenn dir Bissspuren lieber sind ...«


»Ja aber ... wie soll ich das meinen Vorgesetzten erklären? Und nennen Sie mich nicht Schätzchen. Meine Eltern gaben mir einen Namen!«


»Welche Vorgesetzten?«, fragte Nick und breitete die Arme unschuldig aus. »Charly, Schätzchen, wir sind auf einer - Buchstabeninsel. Was auch immer das ist, wie willst du das deinen Vorgesetzten erklären?«


Charlotte sah sich um. »Wie sind wir hier hergekommen? Ich verstehe das nicht! Ich will jetzt sofort wieder heim! Es ist mir egal, wie Sie das machen, Nick!«


»Das Buch hat uns den Weg zur Buchstabeninsel gewiesen und die wichtigsten Textstellen sind noch lesbar«, sinnierte Firion, während sie in den zerfledderten Seiten blätterte.


»Uns? UNS? Was redest du da? Hüpf in eine Uhr und melde dich zu jeder vollen Stunde, Uhu!«, tobte Charlotte.


»Sapperlot! Uhu – juhu, ab in die Uhr, sonst brauchst ’ne Kur! Meine Fresse, was bin ich wieder lustig heute!«


Charlotte packte den verdutzten Frosch an seinem Umhang und hob ihn hoch. »Und du wirst mitkommen! Du bezeugst, dass ich das Buch nicht zerstört habe!«


»Sapperlot! Bezeugen kommt von Zeugen, man könnte quasi sagen, ich habe das Zeug zum Zeugen, nicht weniger als Tausend Kaulquappen und das an nur einem Tag, also wenn man es genau nimmt ...«


»Schnauze! Sonst lernst du mich jetzt kennen.«


»Was will der Frosch denn bezeugen? Bisher ging ich davon aus, dass ein Augenzeuge, auch direkt anwesend sein musste?«, erklärte Nick der Eule. Die starrte aber nur resigniert in den Sand und schüttelte fast unmerklich den Kopf.


Charlotte streckte den Kopf hoch, drehte sich um hundertachtzig Grad, machte einige Schritte, stolperte über einen Stein und flog der Länge nach auf die Nase. Sie sah Nick böse an, der das Schauspiel ungläubig verfolgt hatte und zu Firion sagte: »Wenn Charly weiterhin so unachtsam ist, fällt sie noch hin.«


Ein leises Wimmern ließ die beiden aufsehen. Die Bibliothekarin saß im Sand und rieb sich über ihr leicht blutendes Knie. Mit ihren braunen Augen sah sie zu Nick.


»Ich will heim!«


Nick reichte ihr die Hand. »Ich will auch heim. Komm, steh auf. Wir finden bestimmt bald einen Flughafen.«


»Ich brauche keine Hilfe!«, schnauzte sie ihn an. Charlotte packte den Frosch und erhob sich umständlich. Schnippisch den Kopf zurückgelehnt, stampfte sie wieder durch den Sand.


»Bunny! Ich weiß, dass mich die Frauen lieben, aber drück noch doller und ich krieg ein Koller.«


Nick schaute ratlos zu Firion. »Ist der Frosch wichtig?«


Firion schüttelte irritiert den Kopf. »Irgendwas stimmt nicht mit ihm! Aber Charlotte scheint ihn zu mögen.«

Festen Schrittes eilte Charlotte mit dem labernden Frosch durch den weichen Sand, blieb stehen und sah sich um. Üppige Vegetation bildete eine grüne Mauer und nirgendwo war ein Weg zu erkennen. Reumütig machte sie kehrt. Nick lächelte, während Firion mühselig mit ihren Flügeln im zerfledderten Buch blätterte.


Ein lauter Schrei. Charlotte warf den Frosch in die Luft und ruderte mit den Armen. Sie steckte bis zu den Knien im Sand und wurde nach unten gezogen. »Niiiiick! Hiiiilfe!«


Nick spurtete los, packte ihr Handgelenk und versuchte sie aus dem Treibsand zu ziehen.


»AUUU! Mein Fuß ... der hängt ... der steckt irgendwie fest.«


Nick versuchte, den Fuß frei zu graben. »Du steckst in … Holz. Moment Schätzchen, das haben wir gleich.« Er hämmerte mit dem Handballen gegen das morsche Holz, das beim dritten Schlag mit lautem Getöse nachgab.


Der Sand rutschte in eine Öffnung und Nick gelang es gerade noch, Charlotte festzuhalten. Sie blickten auf eine Steintreppe, die im Dunkeln verschwand.

»Jaaa! Das ist er!«


Verwundert sahen die beiden zu Firion, die einen Luftsprung vollzog. Die Eule fasste sich sofort wieder, zeigte mit der Flügelspitze auf eine Textstelle im Buch und erklärte ihren Gedankengang. »Zum Versteck des geheimnisvollen Schattens führt ein Labyrinth. Ich glaube, Charlotte hat soeben einen der Eingänge gefunden.«


»Und meinen schönen, neuen Schuh verloren!«


»Und das steht in dem Buch?«, frage Nick ungläubig.


»Hast du schon vergessen, was ich sagte, Nick? Lese in den verbotenen Büchern und finde den Schatten.«


»In Mythen und Erzählungen tritt der Schatten häufig als Feind oder Rivale auf. Bekanntes Beispiel ist Mr. Hyde, die negative, verbrecherische Seite des tugendhaften Arztes Dr. Jekyll«, sinnierte Charlotte.


»Sapperlot, hier gibt`s keine Schatten! Das ist Humbug!«


»Es gibt auch Geschichten, in denen Tiere die kognitive Fähigkeit der menschlichen Sprache zugeschrieben wird«, antwortete Charlotte und sah den Frosch und Firion an.


»Kein Zickenkrieg anfangen, Mädels!«, ermahnte Nick.


»Mädels? Hey Alter, noch so ’n Spruch – Kieferbruch!«, erboste sich Oratio.


Nick ignorierte die vermeintliche Drohung und fragte Firion. »Okay, wir haben das Labyrinth gefunden, das uns zu diesem Schatten bringt. Also sind wir auf dieser Insel richtig. Aber wie geht es jetzt weiter?«


»Ins Labyrinth steigen und nach weiteren Hinweisen suchen?«, schlug Firion vor und verdrehte fast unmerklich die Augen.


»Dann los!«, rief Charlotte, zog sich den verbliebenen Schuh aus, warf ihn über ihre Schulter und stieg barfuss den Geheimgang hinunter. Nick wollte hinterher, als ein lauter Schrei ertönte. Charlotte saß auf den Stufen und rieb sich wehklagend ihre Fußsohle. Am Fuß der untersten Stufe verschloss eine dichte Dornenhecke den Eingang. Fluchend ging Nick in die Hocke und stocherte mit dem Dolch zwischen den Pflanzen. »Schau dir das mal an, Charly. So was habe ich noch nie gesehen ... sieht aus, wie ... Buchstaben!«


Charlotte kniete sich neben Nick und murmelte: »Buchstaben – Worte. Worte sind schärfer als jedes zweischneidige Schwert.«


»Sapperlot. Der Spruch ist von König Arthur!«, sagte Oratio. Im selben Moment zuckten die Dornen zurück.


»Quatsch! Jesus sagte das!«, stellte Charlotte richtig.


Nick sah erstaunt zu Firion, die den Frosch fragte: »Oratio, Artus ist der Urheber dieses Zitats, das Charlotte angeführt hat?«


»Sapperlot. Ja, selbstverständlich!«


Während Oratio sich selbst übertraf und eine abenteuerliche These nach der anderen ausstieß, zuckten die buchstabenartigen Stacheln zurück.


»Die Dornen weichen vor dem Gelaber des Frosches zurück«, murmelte Firion.


Nick flüsterte zu Charlotte. »Sorge dafür, dass der Frosch nicht zu schwafeln aufhört.«


»Oh Gott! Auch das noch«, verdrehte Charlotte die Augen.

Sie kamen, dank Oratios Gelaber und dem Schein von Nicks Feuerzeug, gut voran. Nach einigen Metern waren die Dornen überwunden und der Gang gabelte sich. Nick ließ das heiße Zippo abkühlen, legte das Buch auf den Boden und Firion blätterte darin.


»Kannst du in der Finsternis noch lesen?«, fragte Nick erstaunt und Firion nickte wortlos. »Seht mal, an jedem Gang sind so komische Symbole«, fuhr Nick fort und ertastete die in den Fels gemeißelten Formen.


»Das sind Buchstaben. Hebräisch, Griechisch, und Latein. Ich hatte mal ein paar Vorlesungen über alte Sprachen«, meinte Charly.


Firion und Charlotte diskutierten über die Bedeutung der Schriftzeichen, als Nick mit offenem Mund auf den Boden starrte. »Boa Frosch, was hast du denn gemacht?«


»Ich? Nichts! Nichts habe ich gemacht, was soll ich denn gemacht haben?«, verteidigte sich Oratio.


Aber Nick zeigte anklagend auf ihn und rang um Worte. »Du leuchtest, wie … als hättest du eine Glühbirne verschluckt!«


»Sapperlot! Ich schluck höchstens Fliegen, oder lecke an einer heißen Biene, wenn du verstehst, was ich meine. Ich bin nur ein bisschen umhergehüpft, und das ist ja wohl nicht verboten.«


Noch während Oratio redete, stand Nick auf und folgte der grün leuchtenden Spur, die der Frosch hinter sich herzog. Er ging mehrere Schritte in einen der abzweigenden Gänge und fand einen moosbewachsenen Stein neben einer Wasserader. Nick rupfte ein Büschel Moos aus und rieb es zwischen Daumen und Zeigefinger. Der Pflanzensaft leuchtete in hellem Grün. Freudestrahlend rannte er zum Eingang der Höhle und holte ein Brett der ehemaligen Falltür. Zurück an der Wasserader, rieb Nick das Brett an dem Moos und schwenkte schon bald eine grünlich leuchtende – kalte – Fackel über seinem Kopf.


Firion blickte auf und warnte Nick. »Sei vorsichtig mit dem Glimmermoos. Es geht kaum von der Haut ab und hier unten ist es manchmal besser, nicht gesehen zu werden.«


»Sag das nicht mir, sag das Oratio«, lachte Nick und zeigte auf den leuchtenden Frosch. Firion schüttelte den Kopf und ließ die Flügel hängen. Resigniert wechselte sie das Thema. »Nick, führt der Gang weiter, in dem du gerade warst?«


»Moment! ... Ja! ... Er gabelt sich auch wieder ... und da sind auch wieder diese komischen Symbole.«


Charlotte blickte auf. »Wie ich vermutete, die Gänge verzweigen sich immer weiter. Nur wer die richtige Buchstabenreihenfolge kennt, erreicht das Ziel.«


»Prima!«, freute sich Nick, »Dann sagst du, welchen Gang wir nehmen müssen und ich laufe mit der Fackel vornweg.«


»So leicht ist das nicht«, bremste Firion, »Charlotte muss erst die Syntax der Zeichen entschlüsseln.«

Da Charlotte Ruhe benötigte, um sich zu konzentrieren, lockte Firion den Frosch nach draußen. Oratio zeigte Firion „seine“ Insel und Nick blieb bei Charlotte. Sie blätterte im Buch, er leuchtete ihr mit seiner Fackel und fragte nach einiger Zeit: »Warum gehen wir nicht an den Strand, anstatt hier im Dunkeln zu sitzen?«


»Weil wir nicht zum Spaß hier sind. Außerdem mag ich dieses Gewölbe, es passt zu dem alten Buch.«


Nick gab sich mit der Antwort zufrieden und hielt weiterhin schweigend seine Fackel.


»Was guckst du so?«, fragte Charlotte plötzlich.


»Ich guck doch gar nicht«, rechtfertigte sich Nick.


»Doch, du starrst mich an.«


Nick legte den Kopf verträumt zur Seite. »Du siehst schlauschön aus.«


»Schlauschön?«, wiederholte Charlotte irritiert.


»Ja, du siehst wunderschön aus und mit dem Buch auf dem Schoß wirkst du auch noch schlau – du bist es wahrscheinlich auch ... na ja, schlauschön halt.«

Charlotte sah verlegen ins Buch, blies sich etwas Luft ins Gesicht und schaute wieder zu Nick. »Ich muss doch furchtbar aussehen.«


»Deine zerzausten Haare sind allemal aufregender als die biedere Hochsteckfrisur. Und deine klobige Hornbrille scheinst du gar nicht zu brauchen. Warum verkleidet sich so eine hübsche Frau als graue Maus?«


Wieder blätterte Charlotte in dem alten Buch, antwortete dann aber selbstbewusster. »Tarnung! Ich will durch mein Fachwissen überzeugen, nicht mit einem vergänglichen Äußeren.«


»Weißt du, die meisten Männer halten nach einer Frau Ausschau, nicht nach einem wandelnden Lexikon.«


»Ich verdiene damit mein Geld. Was ist verkehrt daran, zu lernen und sich weiterzubilden?«


Nick zog die Schultern hoch und seufzte. »Nichts, wahrscheinlich.«


»Aber ...?«


»Du verpasst doch das, was man Leben nennt, das, was draußen vor deinem Fenster geschieht ...«


»Wenn du damit meinst ... von einem Vampir angegriffen und durch ein Raum-Zeit-Kontinuum auf eine unbekannte Insel geweht zu werden. Eine sprechende Eule und einen Laberfrosch kennenzulernen ... ja ... so gesehen habe ich einiges in meinem Leben verpasst«, meinte sie schmunzelnd.


Nicks Lächeln wirkte wehmütig. »Das ... also das habe ich nicht gemeint. Seit gestern, als die Eule an meinem Fenster klopfte, ist nichts mehr so, wie ich es kenne. Ich ... es tut mir leid, dass wir so ein Chaos veranstalten, aber ich glaube, nur Firion blickt wirklich durch ... und du - vielleicht.«


»Es ist ja nicht deine Schuld ... oder anders gesagt, ich glaube nicht, dass du das so geplant hast. Aber ich muss dir etwas gestehen ...«


»Ja?«


»Ich glaub ... ich dreh bald durch. Das ist alles zu viel für mich und ich ...«, sagte Charlotte leise und ihre Hände begannen zu zittern. Nick setzte sich hinter sie und legte seine Arme fürsorglich um ihre Schultern. Er flüsterte: »Nein, wir stehen das gemeinsam durch, du und Firion kümmert euch ums Kleingedruckte und ich halte euch die Blutsauger vom Leib, und wenn nichts mehr hilft ...« Nick holte tief Luft und lachte. »Dann lassen wir den Frosch auf unsere Gegner los.«


Charlotte schmunzelte, und für einen Moment berührte ihre Wange Nicks Handrücken.


»Wusstest du eigentlich, dass Casanova auch Bibliothekar war? Und der hatte ja vom Leben bekanntlich einiges mitbekommen«, sagte Charlotte nach ein paar Minuten.


»Ein Punkt für dich, Charly. Was denkst du, wie lange du noch brauchst, um den Code zu knacken?«


»Entschuldige bitte. Ich war etwas abwesend. Es gibt hier mehrere Kapitel über Heldensagen. Bei einer fällt immer wieder der Begriff Barmherzigkeit.«


»Aha?«, brummte Nick, ratlos gegenüber Charlottes Begeisterung und stocherte mit seinem Dolch in einer Felsspalte herum. Charlotte lachte.


»Der Autor erklärt scheinbar einem Schüler, wieso er gerade in diesem Schreibstil berichtet – aber er verwendet das Wort Stilus. Das heißt aber Stilett, und Barmherzigkeit ist lateinisch für Misericordia.«


Nick sah auf die spitze Waffe. »Du meinst ...?«


»Ja! Denk doch mal nach! Das Buch und der Misericordia haben etwas miteinander zu tun. Und die Tatsache, dass der Text so offensichtliche Fehler hat – das war Absicht.«


Charlotte zeigte auf eines der Symbole. »Siehst du die beiden nebeneinander angebrachten Vierecke und darunter das wie ein mit zitternder Hand gemalte ’P’? Erstere sind Griechisch und das ’P’ ist das hebräische Zeichen für ein Q. Ich glaube, man will uns damit etwas Bestimmtes sagen … aber es wird Tage dauern, bis ich das alles auch nur annähernd verstehe ...«


»Naja, Wasser haben wir und trocken ist es hier auch, aber was essen wir solange?«, fragte Nick.


»Notfalls grillen wir Oratio!«


»Du hast ja Sinn für schwarzen Humor, Charly.« Nick fuhr ihr sanft mit den Fingern durch die Haare und näherte sich ihren Wangen. Zart berührten seine Lippen ihr Gesicht, ... als ein Räuspern die beiden zusammenzucken ließ.

»Das nennt ihr ... nachsinnen?«, fragte Firion ungläubig, während Oratio fast die Augen raus fielen.


»Ja sapperlot. Ich könnte euch spannende Geschichten aus meinem Fundus erzählen. Leider kann ich nicht schreiben, aber mein phänomenales Gedächtnis ermöglicht mir ...«


»Schreiben? Schriftzeichen? Buchstabeninsel?«, murmelt Charlotte, schnappte sich die Fackel und lief aufgeregt von Gang zu Gang.

»Oh Gott! Ich hab’s! Q w e r t z u i o p ü!«, rief Charlotte freudestrahlend, während ihre drei Gefährten sie erstaunt ansahen.


»Das würde ich auch sagen, wenn ich Oratio im Hals stecken hätte«, sagte Nick.


»Verstehe doch, Nick! Es ist furchtbar simpel. Die Hinweise mit dem ’Q’. Die Tastenfolge auf einer Tastatur. Die obere Reihe.«


»Das Labyrinth ist wahrscheinlich ein paar Hundert Jahre alt – ich wusste nicht, dass es damals schon Schreibmaschinen gab!«, wandte Firion ein, doch da war Charlotte schon losgeeilt.


»Die Eule hat recht, Charly«, rief Nick, der hinterher rannte. »Das passt nicht zu deinen Erkenntnissen aus dem Buch.«


»Wir sind vom Bibliothekskeller direkt auf eine Insel gestolpert. Wo Raum keine Rolle spielt, kann die Zeit auch anders verlaufen.«


Nick verstand jetzt gar nichts mehr, zog es aber vor seinen Mund zu halten. Er leuchtete den Gewölbegang aus und seine Begleiter folgten ihm schweigend.

Nach dem dritten Abzweig brach Firion das Schweigen. »Charlotte, deine Theorie scheint zu stimmen. Es gibt an jeder Kreuzung einen Abgang mit dem von dir vorhergesagten Buchstaben.«


»Es ist fast schon zu einfach«, murmelte Nick und betrat den Gang mit dem Buchstaben ’r’.


Ein Zischlaut ließ ihn zusammenzucken, Charlotte schrie panisch auf und Nick wich entsetzt zurück, als eine übermannsgroße Spinne ihre Vorderbeine bedrohlich aufrichtete. Die grünlich glühenden Augen der Bestie fixierten Nick. Obwohl die Riesenspinne den Gang ausfüllte, bewegte sich ihr mattgrauer Leib schnell und präzise. Firion vereitelte einen Angriff auf Nick und entging den Greifzangen nur knapp, aber sie verschaffte ihm genug Zeit, die Flucht zu ergreifen. Nick rannte, dicht gefolgt von Firion, hinter Charlotte her. Die drei kamen erst an der eingebrochenen Falltür zum Stehen, bis sie bemerkten, dass die Spinne ihnen nicht folgte.


»Wo ist Oratio?«, fragte Charlotte atemlos und Nick zog resigniert die Schultern hoch. Unterschwellige Trauer mischte sich mit der abklingenden Angst und sie saßen mehrere Minuten schweigend und ratlos da.


»Hört ihr das?«, fragte Firion. Ein gleichmäßiges Trapsen kam näher. Nick zog seinen Dolch und starrte in den dunklen Gang. Ein grün leuchtender Frosch kam auf sie zu.


»Sapperlot! Erst geht ihr hin, dann rennt ihr zurück. Ich habe nicht ewig Zeit, mich um euch zu kümmern. Ihr seid nicht die Einzigen auf meiner Insel, um die ich mich ...«


»Du lebst! Mir fällt ein Stein vom Herzen«, freute sich Charlotte und hob den Frosch hoch.


»Ja, warum auch nicht? Ich bin ja kein Eintagsfrosch.«


Nick fiel ihm ins Wort: »Du hast nicht zufällig eine große graue Spinne mit grünen Augen gesehen?«


»Nein, du etwa?«, entgegnete Oratio ungewohnt knapp.

Nach kurzer Beratung wagten sie einen zweiten Versuch. Wie erwartet, bewachte die graue Riesenspinne den r-Gang, verließ diesen Bereich aber nicht. Oratio hüpfte furchtlos in den Gang. Er blieb direkt unter der Spinne sitzen und blickte sich ratlos um. Firion hob den Kopf. »Oratio, kannst du mal nach links hüpfen?«


Oratio machte einen Satz nach links und hüpfte durch eines der Spinnenbeine.


»Es ist eine Illusion«, seufzte Firion, schwang sich in die Luft und segelte durch den imaginären Spinnenleib, ohne angegriffen zu werden.

Auf der weiteren Wanderung durch das Labyrinth ging Oratio neben Nick, um weitere Illusionen zu enttarnen. Firion und Charlotte blieben ein paar Schritte zurück.


»Ist es nicht merkwürdig, dass Oratio die Lösung für alle Probleme in diesen Gängen ist?«, flüsterte Firion.


»Hm, er lebt auf der Insel. Er ist besser angepasst.«


»... und er hat keinen Schatten.«


»Er hat keinen ...? Ist er ein Vampir?«, fragte Charlotte.


»Nein, das würde ich spüren, aber irgendwas stimmt nicht mit ihm.«


»Wir haben das Ende des Labyrinths erreicht!«, jubelte Nick.


»Und jetzt, wie geht es weiter?«, fragte Charlotte.


»Hier ist eine Tür!«, rief Nick und zeigte auf eine Nische im Gang. Oratio hüpfte aufgeregt vor ihn.


»Sapperlot, Betteln und Hausieren verboten. Türen nicht berühren, nicht schauen – kein Grauen ...«


Nick grinste den Frosch an. »Was laberst du da für einen Quatsch?«


»Da! Sieh, die große böse Spinne!«, rief Oratio und zeigte in den leeren Gang. Firion fixierte ihn mit starrem Blick.


»Da ist aber nichts und du bist der Einzige, der nicht auf Illusionen hereinfällt, warum solltest du es jetzt tun?«


»Sapperlot. Ich war’s nicht, ich war’s nicht, ich habe sie nicht hergeführt. Ich kenne die Leute nicht.«


Nick prüfte das Schloss und murmelte. »Ich glaube, der Frosch will uns etwas verheimlichen. Mal sehen, das Schloss ist nicht sehr kompliziert.«


»Nicht alle Türen sollen Besucher abhalten, manche sollen das, was dahinter ist, einsperren«, warnte Firion und Charlotte erwiderte. »Nur durch das mutige Erforschen des Unbekannten können sich Wissenschaft und Forschung entfalten.«


Die Diskussion wurde durch ein metallisches Klicken beendet. Nick stieß die Tür auf und leuchtete mit der Fackel in den Raum. »Hey Charly, hier wirst du dich wohlfühlen – ist fast wie im Keller deiner Bibliothek.«


Die vier betraten ein Gewölbe voller Bücherregale. Fackeln erhellten den Eingang und das Licht verlor sich in den Weiten der Regale. Nick fuhr mit dem Finger über die Buchrücken.


»Die kannst du alle deinem Chef mitbringen, dann ...«


»Sie sind leer!«, unterbrach ihn Charlotte. »Die Bücher bestehen aus unbedruckten Seiten.« Sie blätterte einige Bücher durch und zeigte es den anderen.


»Die Seiten sehen irgendwie ausgelaugt aus«, murmelte Firion.


Oratio lachte hysterisch. »Ausgelaugt, ausgesaugt, was spielt das für eine Rolle? Wie Dubitatio, ein Vetter dritten Grades, immer sagte ...«


Ein Buch schoss aus der unteren Regalreihe und traf Oratio hart am Leib. Er lag benommen auf dem Rücken, als sich ein Schatten ohne klar erkennbare Umrisse aus dem Hintergrund löste.

»Wer sein Kind liebt, der züchtigt es!«, zischte der unförmige Schatten, und deutete höhnisch lachend auf Charlottes Füße: »Wozu Socken? Sie schaffen nur Löcher!«


Charlotte ging in die Hocke und sah nach Oratio, als ein weiteres Buch heranflog und sie knapp verfehlte. Nick stand mit gezücktem Dolch in Verteidigungsstellung und leckte sich nervös über die Lippen. Er flüsterte zu Firion. »Steht in deinem schlauen Buch auch, wie man gegen einen Schatten kämpft?«


»Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt«, antwortete der Schatten.


»Alles ist begrenzt!«, erwiderte Charlotte mutig.


»Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher«, raunte der Schatten hämisch.


Charlotte lächelte plötzlich, schnippte zweimal mit dem Finger und sagte: »Die Majorität der Dummen ist unüberwindbar und für alle Zeiten gesichert. Der Schrecken ihrer Tyrannei ist indessen gemildert durch Mangel an Konsequenz.«


Der Schatten stieß einen schrillen Zischlaut aus und näherte sich Charlotte. Sie presste sich ängstlich an Nick und murmelte entschuldigend: »Ich ... ich habe auch Einsteins Biografie gelesen.«


»Schön für dich, Charly, aber ’ne Idee, wie’s weitergeht?«, flüsterte Nick und beobachtete den Schatten.


»Wie wäre es mit dem Austausch elementarer Höflichkeitsfloskeln?«


»Gute Idee! Servus, ich bin Nick, das ist Charly - und die Eule ist ...«


»Natürlich bist du das! Nett, Euch zu sehen, Charly. Gewagte Frisur, die Ihr da habt!«


»Und mit wem haben wir die Ehre?«, fragte Nick.


»Simplicius! Geboren wurde ich 1518 in Glen Finnan am Ufer des Loch Shiel«, erklärte der Schatten gönnerhaft.


Nick stutzte. »Verwechselst du da nicht etwas? Soviel ich weiß, war das ein gewisser Connor MacLeod aus den schottischen Highlands.«


»Es kann nur einen geben.«


»Ja eben. Ich habe Highlander ein dutzend Mal gesehen«, antwortete Nick selbstbewusst. Ein erbärmlicher Schrei fuhr ihnen ins Gebein und Simplicius´ Schatten schrumpfte auf Nicks Körpermaß. Einige Bücher flogen aus den Regalen und trafen Nick. Er wehrte die dumpfen Schläge ab und versuchte, auch Charlotte zu schützen.


»Schau dir das an, Charlotte!«, sagte Firion und zeigte mit der Flügelspitze auf eines der Bücher. »Es deutet sich wieder eine Schrift an! Irgendwas passiert gerade!«


Ein Schrei ließ Charlotte aufschauen. Ein Taschenbuch hatte sich an Nicks Hals festgebissen. Unzählige Eselsohren bohrten sich wie Zähne in seine Haut.


Simplicius lachte gehässig und sprach: »Du darfst niemals in Zorn geraten. Wenn dein Kopf nicht mehr auf den Schultern sitzt, ist es vorbei.«


Nick rang mit dem beißenden Buch und durchstieß es mit seinem Dolch. Der Misericordia begann bläulich zu leuchten und das Buch zerfiel zu Staub. Die verbleibenden Bücher standen regungslos in den Regalen und nichts erinnerte an das Inferno, das hier noch vor Sekunden getobt hatte. Nick lief ein kalter Schauer über den Rücken, als er die Konturen der hämisch grinsenden Gestalt erblickte.

Simplicius knurrte böse und Blitze schlugen aus dem Gewölbehimmel. Die Bücher stürzten aus den Regalen, öffneten ihre Buchdeckel und flatterten wie Fledermäuse umher. Mit den messerscharfen Rändern der Buchseiten griffen sie Nick und Charlotte an. Firion warf sich todesmutig in die Flugbahnen der lebenden Bücher und brachte einige zu Fall. Nick stieß mit dem bläulich schimmernden Dolch nach ihnen und nahm etliche Schnittwunden in Kauf, um Charlotte mit seinem Körper zu schützen. Als mehrere von allen Seiten angeflogen kamen, stieß er Charlotte hinter ein Regal, das ihr Deckung bot. Verbissen kämpfte er gegen die Übermacht.

»Hier, Bunny! Hier unten!«


»Oratio? Bist du in Ordnung? Hey, du hast ja plötzlich wieder einen schwachen Schatten!«


Ein rotes Buch lag neben ihm und er zeigte auf eine sich schwach abzeichnende Textstelle. Charlotte überflog den Absatz - *... es schimmert blau, wenn Orks in der Nähe sind ...* und blickte erstaunt auf den Frosch.


»Wie war das?«, sinnierte Oratio. »Sollen sie nur kommen! Es gibt immer noch einen Zwerg in Moria, der noch nicht zu Staub zerfallen ist!«


„Bist du jetzt völlig übergeschnappt?“


Doch Oratio war geistesabwesend. Jedes Mal, wenn Nicks Dolch blau aufblitzte, schien es, als ob der Frosch die freigesetzten Wellen aufsog. »Hier!« Er zeigte auf ein dünnes Buch, das den Titel ‚Die Weisheit der Welt’ - von ’Lord Simplicius’ trug. »Nenne die Urheber und der Bann ist gebrochen.«


„Du elender Verräter!“ Der Wutschrei von Simplicius übertönte alles und ein Buch traf Oratio hart am Kopf. Charlotte schrie entsetzt auf.


»Charly!!! Mach was!«, rief Nick und stach auf ein anfliegendes Buch ein. Im selben Moment stürzten sich weitere auf ihn und brachten ihn zu Fall.


»Ich denke ja schon nach!«


»Tu was, und tu es verdammt schnell!«


»Darin könnte die Lösung sein!«, überlegte Charlotte und griff nach dem Buch, auf das sie der Frosch aufmerksam gemacht hatte. »Was meinst du mit – nenne die Urheber?«


Doch Oratio redete nur wirres Zeug und massierte die Beule an seinem Kopf. Das Buch, das ihn getroffen hatte, lag aufgeschlagen am Boden und schwarze verschwommene Buchstaben formten sich zu Wörtern. Doch das von Simplicius war leer. Nicht einmal ein Hauch von Tinte oder Druckerschwärze war zu sehen. Charlotte sah auf den benommenen Frosch und ihre Pupillen weiteten sich. »Imitator! Er ist ein ... «, dachte sie und rief es sogleich laut heraus. »Du bist ein Plagiator!«

Der Schatten verlor an Kontrast und gab die Umrisse einer menschlichen Gestalt preis. Nick sprang auf und schüttelte die angreifenden Bücher mühelos ab, sie fielen leblos zu Boden.


Unter Schmerzen schrie Simplicius: »Das hat euch der Teufel gesagt!«


»Ach, sind wir jetzt Rumpelstilzchen oder was? Du kannst wohl nicht anderes, als aus Büchern zu zitieren!«, sagte Charlotte selbstbewusst.

Simplicius´ Umrisse wurden erneut deutlicher. Auf eine Geste hin flogen weitere Bücher auf Charlotte und Oratio zu. Nick und Firion wehrten die meisten ab, aber eins streifte Charlottes Schulter und hinterließ eine blutende Wunde. Sie sprang auf, fing ein fliegendes Buch und knallte es auf den Boden. Ihr Blick war kämpferisch entschlossen. »Lass Oratio in Ruhe, was hat er dir getan?«


»Selbst der Kleinste vermag den Lauf des Schicksals zu verändern! Fürchtest du dich, Charly?«


»Ja! Allerdings!«


»Du fürchtest dich noch nicht genug! Ich weiß, wer dich verfolgt! Eine Armee, gezüchtet zu einem einzigen Zweck: Die Welt der Menschen zu vernichten.«


»Hör sofort mit dem Mist auf!«, schrie Charlotte.


»Wer wagt es, mir Befehle zu erteilen? Nur der König von Gondor vermag es, mir Befehle zu erteilen! Das wirst du bereuen!«


»Herr der Ringe!«, rief Nick und duckte sich vor einem Buch. »Das waren doch alles Sprüche aus den Filmen!«


»Das ist von J.R.R. Tolkien«, verbesserte ihn Charlotte und baute sich vor der diffusen Erscheinung auf. Ihre Bluse war schmutzig und zerschlissen. An ihrer nackten Schulter prangte die Schnittwunde.


»Du bist kein Autor, nur ein mieser Dieb! Einstein, der Highlander und jetzt auch noch Tolkien – was kannst du eigentlich selbst?«


Bücher fielen zu Dutzenden leblos zu Boden. Stille.


»Der Rest ist Schweigen«, stöhnte Simplicius.


»Hamlet! William Shakespeare!«, konterte Charlotte fix.


Der Schatten fiel und Charlotte atmete erschrocken aus. Sie trat einen Schritt zurück, aber Simplicius´ hagere Gestalt folgte ihr. Die aschfahle Haut seines haarlosen Kopfes hob sich von seinem Gewand ab. Er fixierte sie mit melancholischem Blick und bleckte die Reißzähne.


»Ich bin ein Nachtvogel, nicht zu gebrauchen bei Tag.«


»Roman Polanski aus Tanz der Vampire«, hauchte Charlotte mutlos und Simplicius lachte höhnisch. Er schnappte mit seinen knochigen Fingern nach Charlotte und rief: »Wenn du dich nicht bekehren lässt, werde ich dich vernichten!«

Hunderte, Tausende von Buchstaben lösten sich vom Papier und wurden von Simplicius absorbiert. Seine aschfahle Haut nahm Farbe an und die ersten Bücher flatterten wieder heran. Verächtlich lachend schwebte der Plagiator näher.


»Geh endlich zur Seite!«, schrie Nick. Er stand mit gezücktem Dolch hinter Charlotte und versuchte den Vampir anzugreifen, ohne sie dabei zu verletzen.


Nick spürte einen Lufthauch und sah Oratio in hohem Bogen auf Simplicius zu fliegen. Der Frosch landete auf der Fratze des Vampirs und nahm ihm die Sicht. Nick nutzte die Verwirrung und stieß den Dolch in die Brust des Untoten. Der knöcherne Körper bäumte sich auf. Gellende Schreie und Rauch stoben aus dem Leib. Nick schrie auf vor Schmerz. Er ließ den Dolch los und starrte erschrocken auf den rotglühenden Griff. Simplicius ging in einer Stichflamme auf und sackte in sich zusammen. Der Rauch verzog sich, und es blieb nur der Dolch in einem Häufchen Asche.

Firion landete neben Simplicius´ Überresten und schaute zu Nick. »Danke für deine sichere Hand. Du hast mich gut geführt in dieser Schlacht. Wenn der Krieg auch nie endet, lohnt es sich doch, für jeden Sonnenstrahl zu kämpfen.«


Sie breitete ihre Flügel aus und bedeckte den Dolch mit ihrem weißen Gefieder. Gleißendes Licht drang durch die Höhlendecke und beleuchtete die Eule. Die Konturen des Dolchs verschmolzen mit Firion und lösten sich auf.


Das lichtdurchflutete Loch in der Höhlendecke blieb. Nick und Charlotte blickten sich erschöpft aber glücklich um.


»Der Albtraum ist zu Ende, ... glaube ich zumindest«, hauchte Nick in Charlottes Ohr und streichelte ihr sanft über die verletzte Schulter.


»Was ist geschehen, Nick? War das real? Wohin ist Firion verschwunden und ... was wird aus uns?«


»Ich habe nicht die blasseste Ahnung, Charly.«


Sie schwiegen für eine Minute und starrten regungslos in den Aschenhaufen.


»Du kennst dich gut mit Filmen aus, Nick. Ich sollte öfters ins Kino gehen.«


»Zuletzt hielt sich Simplicius auch noch für Imperator Palpatine aus Star Wars«, lachte Nick. »Ich gelobe aber, mehr zu lesen. Bildung schadet ja nicht!«


»Goethe sagte einmal: Gewisse Bücher scheinen geschrieben zu sein, nicht damit man daraus lerne, sondern damit man wisse, dass der Verfasser etwas gewusst hat.«


»Bitte Charly, Schätzchen, fang du jetzt nicht auch noch mit dem Zitieren an!«


Charlotte schmunzelte, nickte und sah Nick dann ernst an. »Wie kommen wir eigentlich jetzt heim?«


»Wartet jemand auf dich? Hund? Katze? ... Freund?«


»Meine Freunde werden sich Sorgen machen!«


Nick lächelte: »Ich verspreche dir, wir finden einen Weg.«


»Bestimmt steht was in einem der Bücher.« Charlotte blickte auf das Chaos um sie herum und sah betrübt zu Nick. »Zum Glück gab mir Oratio den entscheidenden Hinweis.«


»Wo ist er überhaupt?«


»Bestimmt raus gehüpft«, sagte Charlotte, nachdem sie sich beide eine Weile umgesehen hatten. Nick ergriff ihre Hand und sie verließen das Labyrinth.

Oratio saß in einer dunklen Ecke und massierte seine Beule. Sein ehemals roter Umhang änderte die Farbe und verschmolz mit der Dunkelheit. Er wartete misstrauisch, bis er sich alleine wähnte. Dann hüpfte er durch den Aschehaufen und das gleißende Sonnenlicht, das durch die Höhlendecke schien, warf seinen Schatten gegen die karge Felswand des Gewölbes. Mit zitternden Händen griff der Frosch nach einem Buch und biss in den Buchrücken. Die Blätter warfen sich knisternd. Als der Titel auf dem Einband verblasste, warf er das Buch achtlos hinter sich und leckte den letzten Tropfen Tinte von seinen langen Eckzähnen. Er lachte schallend.


»Muahaha, eine Komödie.«

© Faith und Mondstern

Nick und die Eule Firion sind Faiths Protagonisten, Charlotte und der Frosch Oratio Criticus Rana meine. Die Grundidee für den Plot ist von Faith.

Hat Spaß gemacht, mit einem der besten Autoren den ich kenne zusammen zu schreiben.

Kommentare


Mondstern
(AutorIn)
dabei seit: Sep '04
Kommentare: 441
Mondstern
schrieb am 08.02.2017:
»"Gefällt es euch nicht? Unterhalte ich euch nicht? Seid ihr nicht deshalb hier?"
Maximus Decimus Meridius

@ Impuditia, die Frage stell ich mir auch. Ein gescheiterter Versuch, kommt nicht mehr vor.«

Wolfa
dabei seit: Apr '01
Kommentare: 7
schrieb am 19.01.2017:
»Toll und sehr phantasievoll
Fortsetzung wäre toll«

stef1954
dabei seit: Sep '15
Kommentare: 57
schrieb am 23.01.2017:
»Hallo Anja,

sehr schöne und fantasievolle Geschichte, aber ich muss zugeben, ich habe etwas mehr Erotik erwartet.
Du hast uns natürlich mit Deinen erotischen Erlebnissen , in deinen anderen Geschichten sehr verwöhnt.

LG Stef«

woody1982
dabei seit: Aug '16
Kommentare: 4
schrieb am 06.04.2017:
»wie immer der Wahnsinn ;-)«

Impuditia
dabei seit: Okt '17
Kommentare: 68
schrieb am 29.01.2018:
»Gut ausgedachte Geschichte aber was macht die beiSevac?Oder kommt da noch etwas?«

metro73
dabei seit: Jul '22
Kommentare: 4
schrieb am 26.07.2022:
»Sehr schöne Geschichte, davon hätte ich gern auch eine Fortsetzung.«


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