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Lesungen: 38 | Bewertung: 7.00 | Kategorie: Soft Stories | veröffentlicht: 06.12.2025

Zwischen Haltestellen

von

Der Zug war überfüllt, diese Art von spätnachmittäglichem Gedränge, das nach feuchter Winterluft, fremden Parfüms und dem Rest eines langen Tages roch. Ich hatte im Vierer-Abteil gegenüber eines jungen, frisch verliebten Paars Platz gefunden. Sie wirkten wie zwei Funken, die überall da, wo sie sich berührten, sofort Feuer fingen.

Auf ihrem Schoß stand eine prall gefüllte, cremefarbene Einkaufstüte aus Papier. Der elegante, dunkelgraue Schriftzug darauf – „Intimisimi“ – verlieh dem Ganzen etwas Heimliches, Verführerisches. Als hätte allein die Marke beschlossen, den beiden Komplizen zu sein.

Sie saßen dicht beieinander, so dicht, wie zwei Menschen nur sitzen, wenn der Rest der Welt unwichtig geworden ist. Ihre Knie berührten sich, seine Schulter lag fast gegen ihre Wange. Und obwohl sie bemüht wirkten, ruhig zu bleiben, vibrierte die Luft zwischen ihnen wie eine gespannte Saite.

Mir fiel als Erstes ihr Blick auf – dieses feine Zittern im Lid, während sie versuchte, aus dem Fenster zu schauen. Doch jedes Mal, wenn er sich ein paar Zentimeter bewegte, glitt ihr Blick zu ihm zurück, magnetisch, verräterisch.

Er beugte sich leicht nach vorn und tat so, als würde er etwas in der Intimisiti-Tüte zurechtrücken. Seine Finger verschwanden hinter dem raschelnden Papier, erst beiläufig … dann immer entschlossener. Ich konnte nicht sehen, was er tat – nur ihre Reaktion: wie sie einen Atemzug anhielt, wie ihre Wangen Farbe bekamen, wie ihre Hand sich unweigerlich an der Sitzkante festkrallte. Ihre Lippen öffneten sich einen Hauch – nicht genug, um aufzufallen, aber genug, um zu verraten, dass die Tüte mehr verbarg als Einkäufe.

Sie verschob ihr Gewicht minimal. Vielleicht ein strategischer Millimeter. Vielleicht pure Kapitulation.

Er neigte den Kopf, sodass seine Stirn fast ihre berührte. Ich sah nur Andeutungen – ein sanftes Zittern ihrer Knie, das leise Rascheln des Papiers, den Schatten seiner Hand, der sich bewegte, langsam, zielstrebig. Seine halb geschlossenen Augen, in denen sich ein stilles, warmes Feuer spiegelte. Und sie… sie wirkte wie ein fein gestimmtes Instrument unter seinen unsichtbaren Berührungen.

Der Zug klackerte gleichmäßiger, gedämpfter, als würde er sich dem Moment anpassen. Gespräche im Hintergrund verklangen. Alles schien sich auf die beiden zu konzentrieren.

Ein prickelndes Mitspüren lief mir den Nacken hinauf. Nicht weil es vulgär war – im Gegenteil. Es war diese rohe, echte Intimität, die sonst hinter verschlossenen Türen stattfindet, und plötzlich, ganz zufällig, in einem überfüllten Abteil sichtbar wurde. Nicht mit Augen – mit Atmosphäre.

Ihre Beine zitterten sacht. Er lächelte leise, beinahe provozierend. Sie presste die Lippen zusammen, als müsste sie ein Geräusch zurückhalten. Ihre Hand glitt auf seinen Oberschenkel, suchte Halt. Ein stummes „Noch…“.

Ich wandte den Blick kurz ab, nur um wieder hinsehen zu müssen, weil die Spannung im Raum mich mit sich zog.

Als der Zug in den nächsten Bahnhof einfuhr, richteten sich beide ruckartig auf. Die Intimisimi-Tüte hob sie hoch, dicht an sich gedrückt, als wäre sie ein vollkommen harmloser Gegenstand. Er strich sich unauffällig durch die Haare – und doch mit derselben ungeduldigen Glut wie zuvor.

Ihre Blicke trafen sich – und alles, was eben unausgesprochen war, blieb darin zurück.

Als könnten sie die restliche Fahrt kaum noch ertragen.

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