Sammael (Teil 3)
von Dark Angel
Die gesamte Zeit hinweg, als ich sie zu ihrem Auto begleitete, sah sie mich kein einziges Mal an. Ich spürte und konnte aus ihren Gedanken lesen, dass sie sich nicht nur vor mir sondern vor allem vor sich selbst schämte.
So sprachen wir nicht. Stattdessen geleitete ich sie nachdenklich und über das Geschehene sinnierend über den kaum beleuchteten Asphalt hin zu ihrem Auto, in das sie zu steigen und zu flüchten wünschte. Das Halsband trug sie natürlich noch immer - doch, wie ich fand, unwillig und störrisch, was sich leicht erkennen ließ, da sie immer wieder danach fasste und daran zog. Aber ich hegte die Hoffnung, dass sie ihre Lektion gelernt hatte und sie es tatsächlich nicht mehr abnehmen würde.
An ihrem dunklen Opel angekommen wurde die Entsperrung über den bereit gehaltenen Schlüssel gelöst. Die hinteren Schlusslichter leuchteten zweimal kurz auf, sie öffnete die Tür und verharrte einen Augenblick. Sogar ich fühlte, dass ein seltsamer, verdichteter Raum zwischen uns stand, den ich in dieser Form noch nicht erlebt hatte. Einerseits waren wir vor wenigen Augenblicken noch so intim gewesen, wie man nur sein konnte, andererseits standen sich hier und jetzt zwei völlig fremde Menschen gegenüber, die sich abseits der absurden Sache nichts zu sagen hatten.
„Warte“, durchbrach ich das Schweigen, umrundete flink ihren Wagen und stieg auf der anderen Seite ein. Zögernd und irritiert folgte sie meinem Beispiel und sie glitt neben mir ebenfalls in das Auto.
Mit unbestimmten aber durchaus verblüfften Blick starrte sie mich an.
„Fahr nach Hause“, bemerkte ich fast nebenher, wobei meine Stimme ruhig und unaufgeregt blieb.
Es war unübersehbar, dass sie sich unbehaglich fühlte und etwas antworten wollte, doch sie tat es nicht. Für einen kleinen Moment saß sie einfach nur da, sie atmete nicht, sie blickte in meine Richtung aber dennoch ins Leere, doch dann gab es einen kleinen Ruck, sie warf die Tür ins Schloss und sie starte wortlos den Motor.
So fuhren wir also los, tauchten in den Verkehr ein, wir beobachteten die pulsierende Stadt, ihre Menschen und ihre Hektik. Dann gelangten wir in eine ruhigere Gegend, voller Bäume und Häuser, die dicht an dicht standen und einen gewissen Wohlstand auszudrücken versuchten.
An einem der zahlreichen dunklen Häuser hielten wir schließlich an. Sie parkte sich gekonnt ein, stellte den Motor ab und verharrte unschlüssig in ihrer Position. Ruhe kehrte im Wageninneren ein - und hätte ich einen Sinn dafür gehabt, so hätte ich sie als gespenstisch beschrieben.
Ich konnte sie in der Dunkelheit (die nächste Straßenlaterne stand einige Meter entfernt) fast nicht sehen. Ihr ebenes Antlitz konnte ich gerade noch erahnen, ihren flachen, zurückhaltenden Atem hörte ich ganz leise, ihre Wärme fühlte ich, und … ihre Gedanken las ich;
Oh wie schön sie für mich waren.
Denn dieser abgrundtiefe Hass, den sie mir mental entgegen warf, gepaart mit Schockiertheit, Prüderie, Gelähmtheit und Selbstbezichtigung regte mich dermaßen an, dass ich selbst aus meiner Lethargie herausgerissen wurde und ich mir ein knappes, erleichtertes Lächeln erlaubte.
Meine Zähne zeigten sich.
Dann schnallte ich den Gurt ab, drehte meinen Körper und bewegte mich bedächtig ihrem Gesicht - sprich ihren Lippen - zu.
„Du wirst mich jetzt vor deinem Haus küssen.“
Ihre Muskeln spannten sich, ihr Atem stockte und dann geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Ihr zuvor noch so reger Gedankenfluss riss ab und wurde durch etwas durchschnitten, oder besser gesagt durchdrungen, dass ich so nicht erwartet hatte. Dieses Etwas floss in die Gedankengänge hinein und wusch sie weg, die wenigen Reste bäumten sich auf, wurden ein letztes Mal mächtig, bis aber auch sie hinweggeschwemmt und vernichtet wurden.
Ich nahm noch ihre Augen wahr, die mir ebenfalls von diesem Etwas erzählten, als meinen Lippen auf ihre Lippen auftrafen. Mir selbst wurde warm dabei, ja, auch ich konnte einen Hauch an Leidenschaft fühlen, was meine Lippen öffnete und meine Zunge hervortreten ließ.
Tief tauchte ich in ihre Seele ein, spürte, wie das zuckende, gequälte und verzweifelt erhitzte Teil in ihrem Mund tanzte, sich ereiferte, nicht wusste, wie es seine Gier entladen sollte; ich konnte auch ohne Gedankenlesen wahrnehmen, dass die Frau von der Absurdität des eigenen Hungers überwältigt und überrannt wurde. Ein schmerzhafter, süßer Stachel steckte in ihrem Fleisch, der sich unbarmherzig hineingebohrt hatte und dessen Spitze bis zu ihrer Seele vorgedrungen war.
Im Innenraum waren unsere Zungen vernehmbar, es gab sehr leise, kaum hörbare Geräusche wenn sie sich vereinigten, wenn ihre Energien aufeinander losgingen oder wenn die Energien absorbiert und weitergetragen wurden.
„Wenn dich deine Familie so sehen könnte…“ warf ich ihr entgegen.
Sie stöhnte leise auf. Ihre Zunge wirbelte wie besessen.
„Was würde dein Mann sagen…“
Stöhnen. Jetzt war ein leises, leidvolles, zersetzendes Stöhnen zu hören.
„Was würde er von dir halten…“
Ihr Lippen öffneten sich noch ein Stück, ihre Zunge drang dabei nunmehr vollständig heraus und zuckte willfährig und wie eine im Sturm durchgebeutelter Fahne hin und her.
Meine Finger glitten an ihren Beinen hinab, sie schoben sich an das mir abgewandte Knie, kippten nach innen und fuhren langsam an den warmen Innenschenkel zum Allerheiligsten hoch. Meine Fingerkuppen krochen unter das von meinem Sperma verschmutzte Höschen und tasteten sich bis zur klatschnassen Spalte hin, in die sie schließlich versanken.
„Du gehörst mir, hörst du mich, du bist mein Eigentum…“
Sie schrie auf, ihr Oberkörper wurde hin und her geworfen, doch ihr Gesicht blieb mir zugewandt, ihre Zunge schleuderte sich mir entgegen, ihre Augen starrten mich so verzweifelt an, als ob ein Massenmörder auf ihr hockte und ihr ein Messer ins Herz zu rammen wollte.
Nach wenigen Augenblicken war auch diese Phase vorbei. Wie unter harten Hieben mit der Peitsche durchzuckte ein gewaltiger Orgasmus ihren Körper, der dabei ungezähmt und aggressiv im Sessel durchgebeutelt wurde.
Als auch dieser Sieg zu Ende ging ließ ich von ihr ab. Meine Mission war erfüllt. Ich stieg aus, warf einen letzten Blick auf sie und schloss leise die Beifahrertür.
Alles verlief so, wie es sein sollte.
VI.
Das Bett fühlte sich sicher und warm an. Martha lag in Embryostellung darin, ihr Körper zitterte, die Welt in der sie einst lebte hatte ab diesem Abend endgültig aufgehört zu existieren.
Die Nacht wurde lang, sie schlief nicht, sie weinte nicht. Die Erlebnisse kamen hoch und es war unvermeidlich, sie immer und immer wieder zu durchlaufen. Dieser Schrecken der sie gepackt hielt, war nicht mehr nur der Junge allein, nein, es war der Schrecken über ihr eigenes Manko, dass nun endgültig und in voller Schärfe über sie hereingebrochen war.
Gab es noch einen Ausweg?
Wie sehr nur hatte sie sich dem Jungen ausgesetzt. Wie musste er wohl über sie lachen? Ihre Finger griffen nach dem Halsband, dass sie verwirrenderweise nicht abgenommen hatte. Wie sollte sie das Halsband der Familie erklären?
Verschämt drückte sie ihre Augen zu. Sie presste ihren Körper an sich, die Wärme tat ihr gut, doch das fiebrige Zittern hörte einfach nicht auf.
Wie war das alles nur möglich geworden? Diese plötzlichen, so unglaublich schmutzigen, abartigen Gedanken, die über sie hereinfielen, als sie der Junge berührte, waren alles andere als das, was sie sich sonst in gewissen Stunden erdachte. War sie von allen guten Geistern verlassen worden?
Sie haderte mit sich selbst. Wie konnte das einer erfahrenen, reifen Frau passieren?
Du Idiotin.
Du törichte, dumme Idiotin machst dich lächerlich.
Schließlich fand sie im Morgengrauen noch eine Mütze voll Schlaf, der sich ihrer doch noch annahm und so gut es ging beruhigte.
Der Samstag verlief danach wie immer. Die üblichen Rituale wurden innerhalb der Familie zelebriert, die Gewohnheiten aufgenommen und der Tag gemeinsam oder alleine verbracht. Dieser fest eingefahrene Ablauf half Martha, er half ihr in der Aufarbeitung und in ihrer Analyse. Sie forschte über sich selbst nach, sie versuchte aus der Verzweiflung auszubrechen und sich für eine befreiende Lösung zu öffnen. Natürlich war sie stiller als sonst, müder, übte sich vielleicht auch nicht in der Aufmerksamkeit, die sie sonst ihrer Familie schenkte. Doch all das blieb ihrem Mann und ihrem Sohn verborgen.
Zu gut und zu eingespielt begegneten sich die einzelnen Mitglieder, so dass einstweilen niemand Verdacht schöpfte.
Nur die Halskette fiel irgendwann doch auf. Nicht übermäßig und übertrieben, aber sie fiel auf, weil sie vermutlich so gar nicht zu ihrem üblichen Stil passte.
Routiniert hatte sie aber eine Geschichte parat gehabt. Ein altes Schmuckstück aus ihren Jugendtagen sei es, das sie wieder gefunden habe und sie nun wieder tragen wolle, erzählte sie.
Sehr leicht und auch ohne besonderes Interesse, wie sie fand, gaben sich ihr Mann und ihr Sohn damit zufrieden, was zwar in ihrem Sinne war, dennoch eine Gleichgültigkeit signalisierte, die dann doch etwas schmerzte.
Aber auch dieser Tag verstrich, Martha nahm ein heißes Bad und sie setzte sich im flauschigen Bademantel vor den Fernseher. Ihr Sohn ging aus und meldete sich ab, er würde wohl bei seiner Freundin nächtigen, ihr Mann nahm einen kleinen Cognac zu sich, wie er es immer tat, leistete ihr noch etwas Gesellschaft und legte sich schließlich schlafen, da er am frühen Sonntagmorgen mit einem alten Bekannten an den nahen See angeln fahren wollte.
Die plötzlich einkehrende Ruhe wirkte entspannend, wohltuend, und so schweiften ihre Gedanken vom Fernsehprogramm ab und entglitten in die Ferne. Auch sie nahm einen Schluck aus dem Cognacschwenker, dessen Inhalt ihre Anspannung löste. Die Muskeln lockerten sich und sie nahm ihre Füße hoch, atmete durch und dann… ja dann, krochen die lockenden, heimtückischen Gedanken, die sie mittlerweile nur zu gut kannte, aus ihren dunklen Ecken hervor.
Langsam schob sich das brutale Gesicht des Jungen vor ihr geistiges Auge. Sie sah ihn verschlagen grinsen und sie unverschämt anstarren. Gleichzeitig sagte er zu ihr, dass sie nur ihm gehöre, sie sein Eigentum sei.
Eine Gänsehaut legte sich auf ihre Haut.
Die Zähne des Burschen bleckten ihr weiß entgegen und seine Augen blitzten sie gefühlskalt an. Sein Gehabe wirkte zielstrebig, berechnend aber auch irgendwie gleichgültig. Er stand jetzt breit und stark vor ihr. Trotz der Stärke sah er auf einmal jünger aus als sie ihn in Erinnerung hatte, wie ein Knabe mit Milchbart, gleich wie der schüchterne Bub des Hauses gegenüber, dem sie ab und an begegnete und den sie mit einem knappen lächeln grüßte, so dass er errötete.
Martha schob die Gedanken zur Seite und erhob sich, schenkte nach und nahm noch einen Schluck. Der Alkohol lief seiden ihre Kehle hinab und hinterließ einen scharfen Geschmack, den sie genoss und sie leicht schwindeln ließ. Danach kuschelte sie sich wieder auf das breite Sofa, streckte sich und sah auf den Bildschirm, auf den sie sich aber nicht konzentrieren vermochte.
Wieder entstieg der Junge ihren Gedanken. Er hatte jetzt enge, schwarze Lederkleidung an. An seinen Fingern blinkten dicke, verchromte Ringe, Totenkopfringe die spitz und scharf wirkten.
Er ballte seine Fäuste, seine Muskeln spannten sich und ließen ihn noch bulliger erscheinen. Hinter ihm lagen zwei Männer mittleren Alters, die er brutal zusammengeschlagen hatte – und plötzlich lag an einer Ecke eine barbusige Frau, die offenbar von ihm missbraucht und geschändet worden war.
Sein kalter Blick galt ihr. Würde sie das gleiche Schicksal erleiden?
Marthas Hand rutschte wie von selbst in den Bademantel hinein. Die suchenden Finger wurden von ihrer heißen Haut empfangen, sie fassten nach dem Fleisch ihrer Brüste, gruben sich hinein, so dass die hart gewordenen Nippel hervorquollen.
Leise sog sie die Luft ein.
Ach. So abstoßend. So absurd.
Dann stand sie mit dem Jungen an der gleichen Ecke, wo zuvor die barbusige Frau gelegen war. Der Junge hatte sie derb gepackt und so hart gegen die Kante gepresst, dass es schmerzte. Sie trug einen hautengen, viel zu kurzen Rock, den sie seinetwillen trug. Aus dem Rock wuchsen in leicht gespreizter Stellung ihre Beine, die in Nahtstrümpfen steckten, wie sie es bei den Nutten in der Nähe des Stadions gesehen hatte.
Sie drückte erneut in ihr Fleisch. Diesmal heftiger. Die süße Berührung brachte Energie in ihren Körper, Energie, die sich immer heftiger aufzuschaukeln begann.
Dann befand sie sich im Stadion. Ein Fußballspiel lief, doch sie befand sich nicht auf den Rängen sondern auf der übel riechenden Herrentoilette, wo sie sich vor dem Jungen hingekniet hatte und wartete, bis er fertig uriniert hatte. Sie sah zu ihm hoch, wartete ungeduldig auf den Moment und stöhnte schließlich dankbar auf, als er ihr den schmutzigen Penis auf die Zunge legte.
Martha konnte nicht mehr anders als ihre Finger tiefer gleiten zu lassen und sie flugs zwischen ihre Schenkel zu schieben. Ihre Augenbrauen hoben sich, die Nässe an ihren beiden Schamlippen war atemberaubend und schon zerflossen die Bilder in einen wilden, ruppig schönen Traum, aus dem sie nach ein paar Minuten erschöpft erwachte.
VII.
Ihr Sohn kam am nächsten Tag mittags nach Hause und sie aßen von dem von ihr köstlich zubereiteten Huhn, dass er gierig verschlang. Martha beobachtete ihn und lächelte, seine jugendliche Ausgelassenheit und Kraft machte sie stolz. Danach verzog sich Martin auf sein Zimmer, wo wenig später der dumpfe Bass einer viel zu lauten Musik durch die Wände hämmerte.
Für die Lehrerin Zeit, sich ihrerseits in ihr Büro zu begeben und Schularbeiten zu verbessern, für die sie am Vortag keine Zeit gefunden hatte. Einigermaßen gelöst und mit denkbar guter Laune bereitete sie die Hefte auf, holte sich aus der Küche eine Kanne kalten Tee und schlug routiniert das erste Heft des Stapels auf, als sich ihr Handy plötzlich mit einer eingegangen SMS meldete.
Sie erschrak, denn es war Lamed:
„Sieh beim Fenster hinaus.“
Verflucht, was ging hier vor? Sie sah sich gehetzt im Zimmer um und wusste im ersten Moment nicht, was sie tun sollte. Sie hielt für einen Moment inne, trat dann aber vorsichtig zum Fenster hin und blinzelte verstohlen hinaus.
Vor dem Fenster stand mitten auf dem Rasen der Junge, in Lederbekleidung, und zwar ganz genau der gleichen, wie sie sich das gestern Abend ersonnen hatte… Ein riesengroßer Kloß steckte plötzlich in ihrem Hals. Sie wusste in diesem Moment nicht wirklich, was sie denken sollte. War das ein irrer, kranker Zufall?
Sie sah zu, wie er breitbeinig dastand, sein Handy betrachtete und in aller Ruhe Tasten drückte.
Es folgte die nächste Nachricht:
„Du weißt was du anzuziehen hast.“
Ihr schwindelte. Alles nicht wahr. Alles war falsch. Sie wankte zurück, Hitze wurde plötzlich produziert, alles drehte sich. Als ob der Junge wusste, welche Phantasien gestern geboren wurden. Das war einfach… einfach unmöglich, geradezu unheimlich.
Sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, das musste ein dummer Zufall sein, ein Missverständnis ihrerseits, nichts weiter. Tief atmete sie ein, sie versuchte sich zu orientieren, zu fangen, was sollte sie jetzt tun? Desorientiert setzte sie sich auf ihren Stuhl, die Musik ihres Sohnes noch immer lautstark im Hintergrund wahrnehmend, aber verblassend.
Letzte Nachricht:
„In einer halben Stunde beim Stadion. Eingang „F“.“
Für einen Moment war sie weg. Schwarze Flecken traten vor ihre Augen und sie fiel beinahe zu Boden, als sie rechtzeitig aufwachte und sich fing. Was in aller Welt?
Nicht die Dreistigkeit des Jungen verwirrte sie. Vielmehr – wie konnte er dieselbe Kleidung wie in ihrer Phantasie tragen… das Stadion… und „du weißt was du anzuziehen hast…“
Fieberhaft las sie die Nachrichten erneut. Kein Zweifel.
Wieder schwarze Flecken. Sie geriet in Panik. Sie verstand es nicht.
Minuten später wurden ihre Gedanken ruhiger. Sie ordneten sich, sie wurden leiser, sie wurden unterspült von demselben Etwas wie im Auto, als sie… nein, nur nicht darüber nachdenken.
Sie trat erneut zum Fenster, wo war er? Auf dem Weg zum Stadion?
Dieses Etwas in ihr, dieser Hunger, verschaffte sich weiter Gehör und wurde mächtiger.
Die vorherigen Gedanken nach dem „wie“ verloren sich. Nicht das „wie“ oder das Unheimliche standen jetzt im Vordergrund, nein, sie erlebte etwas Neues, etwas Frisches. Eine erschreckende Neugierde packte sie, eine aus dem Hintergrund hervorkriechende Spannung breitete sich in ihrem Körper aus, die sich auf das Stadion konzentrierte, wo etwas auf sie wartete… etwas, was sie sich selbst ersonnen hatte?
„Du Närrin“, schalt sie sich. „Idiotin.“
Wieder drang die Musik aus dem Zimmer ihres Sohnes in ihr Bewusstsein. Er würde den Nachmittag über beschäftigt sein, er würde sie nicht vermissen…
Langsam schob sie sich in ihr Schlafzimmer, mit zittrigen Fingern öffnete sie den Kleiderschrank, entnahm Teile die ihr vorschwebten, entkleidete sich rasch und zog sich die gewissen Teile an. Diese Teile – ja, es war seltsam – diese Teile übten richtige Magie auf sie aus - aus dem Material schien etwas in ihren Körper hinein zu strömen, das sie noch nie zuvor erlebt hatte. Es war ein bestimmter Reiz, ein Erlebnis, eine Berauschtheit, die sich steigerte, als sie sich im Spiegel betrachtete.
Sie nahm sich nun Zeit und dachte nach. Dann erblickte sie das Halsband, dass ihr einen schmerzhaften Stich versetzte. Kam sie dem Wunsch des Jungen nach? Sollte sie in dieser Aufmachung zum Stadion fahren? Und dann? Was würde er über sie denken? Wieder ein Stich, ihre Brustwarzen stellten sich auf, ihr Körper geriet in Hitze, sie brannte... Idiotin!
Kurz darauf streifte sie sich gekonnt ihren leichten Sommermantel über, stieg in die Pumps, die sie sich aus dem hintersten Winkel des Regals geholt hatte und fuhr atemlos zum Stadion, das unweit von ihrem Haus gelegen war. Dort parkte sie. Es war windig, der riesige Parkplatz gespenstisch leer, doch das „F“ des Haupteinganges war zum Glück gut sichtbar.
Dachte sie während der Fahrt überhaupt noch an irgendetwas anderes als das sie gleich dem Jungen gegenüberstehen würde? Und dann würde er… ja was würde er nur… was hatte er vor? War sie schon so weit, dass sie sich gar nicht mehr zur Wehr setzte?
Ihre Schritte hallten geräuschvoll und im Takt auf dem glatten, in der Sonne glänzenden Asphalt des Parkplatzes, und sie näherten sich dem bewussten Eingang, bis sie ihn schließlich erreichte und den Jungen etwas innerhalb erblickte. Mit verschränkten Armen stand er da, sein glattrasiertes Gesicht wirkte heute verjüngt, bubenhaft, ja fast wie das eines Kindes.
Martha schluckte, seine strahlenden Augen hatten den Glanz einer Eiseskälte, die nicht von dieser Welt zu stammen schien.
„Ma’am, “ sagte er rau und nickte ihr zu. Dabei deutete er auf den kleinen, offenen Spalt des riesigen Tores.
„Geh die Treppen hinauf, dort wirst du das tun, was deine Natur ist.“
Etwas verwirrt blieb sie stehen, sie raffte ihren leichten Mantel etwas zusammen und blickte ihn unentschlossen an.
„Geh“, hörte sie ihn wieder sagen, was einem Startschuss gleichkam.
Ihre Beine bewegten sich wie von selbst. Langsam aber stetig erklomm sie die überbreiten Stufen, erblickte das grüne, leere Spielfeld, die bunten Sitze und den oberen Rundweg, der zu Geschäften mit herabgelassenen Läden und zu den Toiletten führte.
Toiletten. Sollte sie tatsächlich dorthin…?
Pochenden Herzens ging sie auf das aus der Wand ragende Schild „Herren“ zu, überlegte sich, was sie hier eigentlich tat, blieb kurz stehen, doch nur, um am Ende die letzten Meter doch noch zurück zu legen. Etwas ängstlich öffnete sie dann schließlich die Aluminiumtür, die tatsächlich nicht verschlossen war.
Sie trat also ein und vernahm sofort den Geruch, der bei vollem Betrieb unmenschlich sein musste. Langsam tastete sie sich vor, trat an den Spiegeln vorbei und kam in einen hallenartigen Raum, an dem dicht an dicht weiße Urinale montiert waren.
Auch wenn sie sich noch so angestrengt hatte, leise und unauffällig zu sein, so verursachten ihre Bewegungen doch einen gewissen Lärm, der sich in einer verfliesten, leeren Halle wie dieser verstärkten und bis in die letzten Winkel getragen wurde.
Hier stand sie nun, unschlüssig, ratlos, aber noch immer mit heftig pochendem Herzen, das ihr einen richtiggehenden Schwindel einbrachte.
„Dort wirst du das tun, was deine Natur ist…“ so hatte sie seine Worte in Erinnerung. War sie hier richtig? Meinte er tatsächlich die Toilette, wie sie es in ihrer gestrigen Phantasie erdacht hatte?
Kaum hatte sie ihre Fragen zu Ende gestellt, als sie ein Windhauch streifte und sie seitwärts blicken ließ.
Lamed war eingetreten und stand am Eingang der Halle.
„Such dir eines der Pissbecken aus. Du weißt was zu tun ist.“
Martha wurde bleich und rot zugleich. Sie trat einen Schritt zurück, verschränkte ihre Arme, spürte den Autoschlüssel in der Tasche, was ihr Halt gab und versuchte ihren Schwindel zu besiegen.
Ihr Leben wurde auf den Kopf gestellt. Gerade eben saß sie noch in ihrem Büro, führte dort ein geordnetes, geschütztes Leben, wie es viele taten. Und wenige Minuten später stand sie in einer Herrentoilette, völlig außer sich, voller Erregung und banger Erwartung nach… ja nach was eigentlich? Was erwartete sie sich, oder schlimmer, was erhoffte sie sich hier?
„Und zieh den lächerlichen Mantel aus.“ Seine Stimme hallte unangenehm laut durch den Raum. Sie klang uninteressiert, hochmütig aber gleichzeitig so bestimmt, dass sie keinen Zweifel aufkommen ließ, das sie es ernst meinte.
Das Herz schlug nun bis zu ihren Schläfen hinauf. Was sollte sie tun? Es war soweit, sie musste Farbe bekennen, was immer das zu bedeuten hatte. Doch bevor sie sich bewusst zu etwas entschließen konnte, kam ihr das Etwas zuvor. Es entschied. Und so rutschte ihr ein „Ja“ über die Lippen. Gleichzeitig löste sie den Knoten und ließ den Mantel von ihren Schultern gleiten. Dort blieb er zu ihren Füßen liegen.
Auch wenn es angenehm warm war, so fröstelte sie plötzlich, als sie in seinen Augen einen Ausdruck wahrnahm, der ihr nicht gefallen konnte. Er betrachtete sie von oben bis unten. Er stierte auf den hautengen, viel zu kurzen Rock (den sie sich in der Phantasie vorgestellt hatte), blickte auf die Nylons, auf die weiße, leichte Bluse, durch dessen Stoff der ebenfalls weiße Büstenhalter aus Spitze schimmerte. Auch blieb sein Blick am Halsband hängen, den sie als einzigen Schmuck trug.
Und so wusste und spürte sie es in diesem Moment überdeutlich: sie sah zwar scharf aber billig aus.
Aus den Augen des Jungen sprach jetzt die pure Verachtung für eine Frau, die sich seinem Willen nicht mehr entziehen konnte. Am liebsten wäre sie schreiend davon gelaufen, weg von den Augen, die sie verurteilten und verabscheuten. Doch diese Gelegenheit gab er ihr nicht, denn die Augen waren plötzlich ganz in ihrer Nähe, er war plötzlich bei ihr, seine Hände auf ihr, seine Lippen auf den ihren, seine Zunge in ihrem Mund…
Sie ächzte… was für ein Alptraum, was für ein Irrwitz.
Ihre Zungen fanden sich, sie pulsierten, kreiselten, spielten, als ob sie noch nie etwas anderes getan hätten;
Dann löste sich Lamed. Er trat zurück, deutete auf die Becken, lächelte, aber das lächeln war nicht freundlich. Das lächeln spiegelte ihre Lächerlichkeit wieder, in der sie sich befand. Das lächeln zeigte die Vermessenheit, die Arroganz eines Knaben, der sich das nahm was er wollte und gegen das sie sich nicht mehr wehren konnte.
„Du brennst doch schon darauf, also, tu es…“
„Du kleines Schwein, “ erwiderte sie mit zittriger Stimme.
„Ja, ich weiß. Dennoch, nicht ich werde gleich im Rinnsal knien.“
Die Gestalt der Frau wankte. Doch sie fiel nicht. Zeit verstrich.
Dann, langsam kam sie in Bewegung und sie durchschritt gemessen und etwas unsicher den Raum, hielt danach an, wartete, überlegte, sah dann zu eines der Schalen, trat näher, und glitt mit einer einzigen Bewegung auf die Knie zu Boden.
Lamed wartete unterdessen geduldig ab, beobachtete und machte sich nicht mehr die Mühe, ihre Gedanken zu lesen. Soweit er die Dinge in der Squäre verstanden hatte, waren keinerlei weiteren Impulse mehr nötig. Die Schwäche in der Frau hatte die richtige Dimension erreicht und würde auch ohne ihn weiter anwachsen und gedeihen.
Ihm stockte vielmehr aufgrund der Schönheit der Frau der Atem. Interessanterweise kam hinzu, dass er von Tag zu Tag immer mehr an Leidenschaft und Gefühl aufnehmen konnte. Auch wenn ihn das Böse antrieb, so bekam er dennoch die Gabe, bestimmte menschliche Regungen zu verstehen und zu fühlen. So erging es ihm auch jetzt, als er sie knien sah, er verspürte Erregung, Genugtuung, den Drang, diese Frau zu beschämen, sie aus dem normalen Leben zu reißen und in das Unglück zu stürzen.
Er baute sich wenig später neben ihr auf, holte sein Fleisch heraus, das von der Frau gierig fixiert wurde, und urinierte in das Becken.
Danach wandte er sich ihr zu, bewegte sich die wenigen Zentimeter, die noch fehlten auf sie zu, kam mit seinem Fleisch ganz nahe zu ihr hin, als sich ihre Lippen öffneten, um das Fleisch aufzunehmen.
„Nein“, entfuhr es ihm und er zog sich die entscheidenden Zentimeter wieder zurück. „Komm hoch.“ Er beugte sich hinab und half ihr wieder auf die Beine.
Ihr Gesicht zeigte Röte, Verwirrung, Enttäuschung, Betretenheit.
„Du wirst dir mein Fleisch schon verdienen müssen.“
Sie starrte ihn an. Sie verstand was er sagte, doch was er da sagte, klang widerlich.
„Stell dich an die Wand und masturbiere. Sieh mir dabei in die Augen. Wenn du am Kommen bist, darfst du mich darum bitten. Wenn ich ja sage, darfst du wieder auf die Knie gehen und ihn in den Mund nehmen.“
Die Worte verhallten und was sie da hörte, war pervers, zynisch - niemals würde sie so tief sinken und sich darauf einlassen. Die Magie des Augenblicks verflog.
Sie wich also zurück. „Niemals du Schwein, “ sie funkelte ihn hasserfüllt an und lief zu ihrem auf den Boden liegenden Mantel, den sie aufhob und in den sie hektisch hineinschlüpfte. Mit hysterisch anmuteten Bewegungen versuchte sie den Gürtel zu verknoten, was aber nicht gelingen konnte. Entnervt gab sie auf, wollte noch einmal zu Lamed zurückblicken, der aber bereits dicht hinter ihr stand und sie ergriff.
„Du musst nicht so tun, als ob dich meine Worte nicht geil gemacht haben.“
Marthas Hand hob sich. Instinktiv wäre eine saftige Ohrfeige angemessen gewesen.
Doch sie zögerte, ihre Lippen bebten, irgendetwas hielt sie zurück. Denn ob sie wollte oder nicht, aber sie musste sich eingestehen, dass dieser verdammte Junge Recht hatte. Wie konnte ihm das nur gelingen? Wieder dieselben Fragen, auf die sie keine Antwort wusste.
In ihrem Kopf duplizierten sich die Worte: ‚Stell dich an die Wand und masturbiere…‘
Sie schluckte, die Worte echoten nach und verursachten ein ungutes Gefühl. Was für ein Schwein.
In ihrem Innersten rebellierten ihre Gefühle. Wie ein böser Wind kehrte die Magie des vorangegangenen Augenblicks zu ihr zurück. Ihre Augen schlossen sich und sie fühlte, wie die kurz anhaltende Gegenwehr wie ein leerer Sack zusammenfiel.
Parallel dazu musste sie hinnehmen, wie die kräftigen Hände des Jungen tätig wurden und ihren Körper gegen die Wand schoben. Er wartete danach auf etwas, dann flüsterte er:
„Tu was ich dir sage.“
Der Satz erklang ganz nahe ihrem Ohr. Der Ton war unerfreulich, schroff, ja irgendwie feindselig.
Sie brachte sich nun ihre eigene Situation vor Augen, sie sah sich selbst an der Wand stehen, sie sah sich und die verfluchte Unzulänglichkeit, aus der sie kein Entkommen fand. Dann sah sie sich in der Zukunft vor dem Burschen lächerlich machen, was einen heftigen Stich zur Folge hatte, der sich wollüstig entlud.
„Drecksjunge“, krächzte sie, während sich ihre Hand bereits auf den Weg machte und unter ihrem kurzen Rock verschwand. Dann öffneten sich ihre Augen, die mit einer erbärmlichen Wollust direkt in die Augen ihres Peinigers starrten. Gleichzeitig masturbierte sie, kratzte sich die juckende Plage von den Schamlippen, bis sie soweit war und die Augen beinahe brachen.
Rechtzeitig stoppte sie.
Sie keuchte auf, ihr Gesicht verzerrte sich, als ob sie in heißes Wasser gegriffen hätte und für Lamed stand fest, dass sie knapp vor dem Höhepunkt stand.
„Ich will dein Fleisch Junge, bitte… gib es mir.“
„Du willst es?“
„Ja“, schrie sie auf. „Gib mir deinen schmutzigen …“
„Gut.“
Sie kam zu Boden, öffnete ihren Mund und saugte, lutschte, ihr Mund glitt etwas hinab, nahm seine Hoden auf, leckte, schmeckte.
Danach wusste sie nichts mehr. Der Orgasmus trat in einer derartigen Heftigkeit ein, dass sich alles um sie auflöste und aufhörte zu existieren.
3. Kapitel
I.
Meine Pause war vorüber und ich betrat die Baustelle. Nachdem ich mit der Lehrerin so gute Fortschritte erzielt hatte, konnte ich mit SMS-Nachrichten die weiteren Schachzüge vorbereiten, ohne dass ich Sorge haben musste, dass sie mir wieder entgleiten würde.
Mein Herr war zwar grundsätzlich zufrieden mit mir, doch er gab mir den unmissverständlichen Befehl, dass die Frau noch viel tiefer fallen müsste. Wenn wir Teile ihre Seele aufsaugen wollten, so müsste diese Seele die Seele einer Gefallenen sein. Die Seele musste schwarz sein, pechschwarz, verdorben bis in die Grundfesten und es durfte keinerlei Reinheit mehr vorhanden sein.
Was das bedeutete, teilte er mir mit und so wurde mir klar, dass noch einiges an Arbeit vor mir lag. Gleichzeitig verlangte mein Herr, dass ich mich noch einer zweiten Seele zuwenden sollte, da die Sache mit der Lehrerin nur mehr eine Frage der Zeit zu sein schien. Wer die zweite Seele sein sollte, würde er mir in den nächsten Tagen mitteilen.
Ich ging also frohgemut wieder meiner Arbeit nach, scherzte mit meinen Kollegen, checkte mein Handy von Mal zu Mal und versuchte mich möglichst wie ein normaler Junge zu verhalten.
Abends hatte ich dann meine allerersten Fahrstunden, die ich bei der nächstbesten Fahrschule nahm, um endlich meinen Führerschein zu erlangen. Mühsam quälte ich mich mit den Regeln ab, fuhr in meiner ersten Stunde buchstäblich wie der erste Mensch und war schlussendlich froh, als die Stunde vorbei war. Etwas desillusioniert (bzw. etwas enttäuscht von meinen Fähigkeiten) begab ich mich nach Hause, aß mein selbst zubereitetes Abendbrot und erdachte mir die nächsten Herausforderungen für die Lehrerin.
Diese bestanden etwa darin, dass sie am nächsten Tag ohne Höschen ihren Unterricht abhalten und mir in der großen Pause ein Beweisfoto zumailen sollte. Dies tat sie ohne dass ich Anlass zur Ärgernis hatte.
Auch trafen wir uns während dieser Woche einmal im Stadion, wo ich sie unter den Tribünen äußerst schmutzig fickte, ihr derbe Worte zurief und sie dabei immer tiefer in den schmutzigen Strudel des Verlangens hineintrieb. In ihren Augen stand die mir unheimlich anmutende Mischung aus Verzweiflung, Gier und Todessehnsucht, bei der ich mir sicher war, dass ich auf dem richtigen Weg war.
Als schließlich das Wochenende anklopfte, wusste ich, dass der nächste Schritt möglich sein sollte.
Also bestellte ich am Freitag einen Tisch im „Shalimar“, einem kleinen indischen Lokal in eines der schmucken Außenbezirke der Stadt gelegen, und lud sie zum Abendessen ein.
Wir verabredeten uns im Lokal, wo sie sich gegen 2000 Uhr einfinden sollte. Es war eine Uhrzeit von der ich wusste, dass sie zuhause Erklärungsbedarf haben würde. Dies war genauso Teil meines Plans, als der Umstand, dass ich sie bat, elegant, aber mit dem gewissen Touch an Sexappeal zu erscheinen.
So wartete ich ergo dort, trug eine enge Jeans mit modischem Sakko, formte mein Gesicht erneut sehr jugendlich und ließ meinen Plan Revue passieren. Es war ein Plan, der die Beziehung und die Reise auf ein neues Level stellen sollte. Entsprechend angespannt, aber nicht allzu nervös sah ich auf meine Uhr, als sie verspätet das Lokal betrat.
Besser gesagt, sie erschien. Wie ich es bereits gewohnt war, beeindruckte mich ihr angeborenes, kultivierte Gebaren, dem sie mit hoch erhobenen Kopf Ausdruck verlieh. Sie sah unglaublich attraktiv aus, die reifen 40 Jahre, die sich in ihr schmales Gesicht wohlwollend gezeichnet hatten, verliehen ihr eine Hochblüte, die an Perfektion grenzte. Sie steuerte ihren schlanken, mittelgroßen Körper mit damenhaften, weichen Schritten an meinen Tisch, wo wir uns spröde, ja fast sachlich begrüßten. Außenstehende hätten es als einen kühlen Gruß zwischen Mutter und Sohn verstanden, die einander trafen und den üblichen Generationenkonflikt austrugen. Niemals aber wäre irgendjemand auf diese, unsere spezielle Beziehung gekommen, was auch verwunderlich gewesen wäre.
Als sie sich schließlich gegenüber von mir hinsetzte, fiel mir im Besonderen ihre reiche Oberweite auf, die sich durch den V-Ausschnitt des marinefarbenden Cocktail-Kleides wölbte und gut zur Geltung kam. Die Farbe und der chice Schnitt des Kleides wirkten sehr gesetzt und edel. Auch kamen die klaren Linien des Kleides aufgrund ihrer Figur sehr raffiniert zum Vorschein, was eine insgesamt sehr sublime Wirkung ausübte. Mit einem kurzen Blick nahm ich noch wahr, dass sie meine Halskette trug, was ich mit Genugtuung abhakte, so dass wir mit den Bestellungen beginnen konnten.
Während wir bedient wurden, aber auch während wir aßen sprachen wir nicht. Es gab ein wenig Blickkontakt, viel Scham ihrerseits, einiges an Betretenheit von beiden Seiten, kaum Smalltalk und selbstverständlich keine echte Konversation. Doch ich spürte, dass sie der heutige Abend (ganz wie die letzten Treffen zuvor) in eine bemerkenswert zwiespältige Stimmung versetzte. Denn waren die Treffen auf der einen Seite von einer unsäglichen Schuld, Peinlichkeit und Verzweiflung getragen (die niemand – und schon gar nicht sie selbst verstand), so kam auf der anderen Seite eine Nervosität, ein bestimmtes Bauchkribbeln hinzu, dass sich wie eine melodramatische Erregtheit gepaart mit Unruhe und Neugier zusammenfassen ließ.
Und so verwunderte es mich nicht, dass sich der Eindruck verdichtete, dass sie auf den einen, auf den bestimmten Moment wartete, der sie erneut und wiederholt in eine absurde, nicht vorstellbare Situation katapultieren würde, gegen den sie sich zwar wehren, aber nicht enthalten konnte. Und dieses warten erregte sie von Minute zu Minute immer stärker - jede Geste von mir, jede Bewegung von mir wurde von ihr beobachtet und registriert – und jedes meiner Regungen konnte bereits dazu führen, dass sie ein erneuter, blasphemischer Hieb traf.
Das bedeutete für mich nichts anderes, als dass sie mich regelrecht belauerte. Sie hatte wohl Bilder im Kopf, Erwartungen, die ich aber längst nicht mehr las, nicht mehr lesen musste, da ich nicht nur meinen eigenen Plan ausgeheckt sondern den ich bereits mit einer bestimmten Person vereinbart hatte. Es war wie ein Spiel bei dem ich wusste, dass genau diese ungewisse Zukunft bei ihr die Schwäche aktivieren und hochkochen lassen würde. All das würde bereits genügen, um sie in eine Stimmung zu versetzen, die ich nach einer gewissen Zeit ausnutzen konnte.
Und das tat ich dann auch.
Als wir fertig gegessen hatten, ich sie sehr sorgfältig betrachtete und ich in ihren Augen die notwendige Glut sah, wusste ich dass es soweit war.
Der interessante Teil des Abends konnte beginnen.
„Heute wirst du etwas neues kennen lernen“, begann ich.
Ihre Pupillen verkleinerten sich unmerklich.
„Wir beide sitzen heute Abend sehr gemütlich zusammen und wir haben gemeinsam ein kleines Stück unseres Lebensweges zurückgelegt. Doch dir muss klar sein, dass ich mit dir mehr vorhabe als dich nur blöde zu ficken.“
Ich sah wie sie schluckte und ihren Blick von mir abwendete. Sie starrte auf ihren leeren Teller, der Blick nun unstet - wie immer hatte sie in diesen Augenblicken mit ihren Gefühlen zu kämpfen.
„Was gleich kommen wird, wirst du hinnehmen und ausführen. Du wirst dich erinnern, dass du mir gehörst und das du gar nicht anders kannst, als mir zu gehorchen.“
Sie blickte wieder zu mir hoch und wollte mir etwas entgegen, mir ihre Wut entgegenschleudern, doch es blieb beim Versuch und die eigentlich notwendigen Worte blieben ihr im Hals stecken. Ihre Augen schimmerten verletzt, gekränkt und in einem gewissen Masse las ich darin, wie bloßgestellt sie sich fühlen musste.
Ich fand vergnügen darin und grinste sie verächtlich an. „Du beginnst allmählich zu begreifen. Ja?“
Sie reagierte nicht, nur ihre Pupillen wurden dunkler, doch ich wusste auch so Bescheid. Also winkte ich dem indischen Kellner zu, mit dem ich zuvor eine Vereinbarung getroffen hatte, und zahlte die Rechnung. Er gab mir das Retourgeld zurück und blieb am Tisch erwartungsvoll stehen.
„Du erwartest Trinkgeld, nicht.“
Der braunhäutige, kleine Mann grinste freundlich.
„Ja, Sir. Sie waren zufrieden?“
Ich nickte Martha zu. „Waren wir?“
Sie blickte zu dem kleinen Mann auf und lächelte ihn unbestimmt an. „Ja, ja, es war sehr gut, vielen Dank.“ Das Lächeln verschwand darauf hin wieder und sie gab sich erneut ihren Gedanken hin. Sie schien abwesend.
Ich stand auf und legte die Serviette auf den Tisch.
„Du wirst dein Trinkgeld bekommen.“
Danach wandte ich mich zu meiner Begleiterin, beugte mich zu ihr hinab und flüsterte ihr zu. „Mitkommen.“
Ohne übereilte Hast blieb ich kurz stehen, wartete kurz zu um meinem Opfer die Gelegenheit zu geben sich zu orientieren und schritt schließlich voran, trat wenig später durch den Ausgang und wandte mich im Freien nach links - hin zu den riesigen Mülleimern, die im hinteren, dunklen Bereich des Haushofes in der Nähe der Küche platziert waren.
II.
Das Leben der Lehrerin begann nach den Ereignissen quasi von neuem.
Ihr wurde seit dem Vorfall rund um das Stadion endgültig bewusst, dass sie sich in den Händen des Jungen befand und dass sie offenbar nichts mehr dagegen tun konnte. Ihr eigener Körper, ihr eigener Geist hatten sich gegen alles gestellt, was sie bisher ausgemacht hatte. Das alte Leben, getragen von Anständigkeit, Würde, Pflicht und Liebe geriet immer mehr zu einer Selbstlüge, zu einer Art Unterdrückung ihres anderen Ichs, dass dieser Lamed aus den dunklen, hintersten Gängen ihres Geistes hervor gezerrt und solange genährt hatte, bis es sich über das langen Jahre gestählte alte Ich darüber geschoben und überlagert hatte.
Sie zuckte jedes Mal auf, wenn sie der Bursche anschrieb, ihr Herz pochte, wenn sie miteinander telefonierten, sie wurde feucht, als er ihr befahl, ohne Höschen den Unterricht zu besuchen und die Nächte waren nichts anderes als lose Abfolgen von absurden Szenen, in denen er befahl und sie gehorchte.
Zuletzt orderte er sie zum Stadion, wo er sie fickte. Knapp davor kam eine Nachricht – und als ob sie ein kleines Mädchen wäre benebelten sie seine Worte, sie erhitzten sie - aufgeregt kleidete sie sich entsprechend an, fuhr zu ihm hin, ließ sich packen, über das kalte Absperrgitter beugen, den Rock hochzerren, das Höschen abziehen und sie ließ es zu, wie sich sein Fleisch zwischen ihre peinlich nassen Schamlippen hineinzwängten.
Sie stöhnte, sie schrie. Der Junge aber fickte sie immer schneller, immer härter, doch sie krallte sich nur noch fester an das Gitter, nahm ihre Schenkel noch weiter auseinander und ließ ihn gewähren. Er packte sie am Nacken, zog ihren Kopf an den Haaren hoch, er fickte, er ließ sie hecheln, er nannte sie „Dreckshure – Drecksdirne – Sklavin“ - bis sie, ja bis sie einen Orgasmus erhielt, der sich bis in den hintersten Winkel ihres Sein durchexerzierte.
Danach ließ er sie wortlos stehen, er verabreichte ihr einen festen Schlag auf den nackten Po, dann war er weg - so lautlos wie er gekommen war. Zitternd machte sie sich wieder zurecht, zitternd wusste sie nicht mehr weiter. In diesem Moment war es endgültig besiegelt - das Leben begann tatsächlich von neuem.
Und nun saß sie ein paar Tage später in dem kleinen, schäbigen Restaurant, das sie nicht kannte und das ihr unsympathisch war. Das Essen war durchaus akzeptabel, die Hygiene war es nicht.
Was hatte Lamed vor? Welchen perfiden Plan hatte er sich ausgeheckt?
Sie saß vor ihm wie auf Nadeln. Hektisch aß sie. Aus den Augenwinkel beobachtete sie alles. Ihrer Familie musste sie für heute etwas vorlügen, sie erzählte etwas von einem Treffen mit einer Freundin, die sie länger nicht mehr gesehen hätte und mit der sie sich spontan verabredet hatte. Natürlich fiel ihr dieses Lügen nicht leicht. Kleine Alltagsschwindeleien waren zwar in einer langen Beziehung nichts Ungewöhnliches, beinahe unumgänglich, doch was sie tat, grenzte bereits an Dummheit. Die Lüge war darüber hinaus aber wiederum nichts gegen ihre Eskapaden mit dem Jungen, aus denen sie plötzlich nicht mehr auszubrechen in der Lage war. Wie würde sie zukünftig ihrem Mann noch in die Augen blicken können, wie würde ihr Liebesleben aussehen?
Nur nicht daran denken.
Martha spürte, wie sie angespannter, nervöser, aber auch feinnerviger wurde. Die Aura des Burschen hatte sich ihrer Meinung nach seit Beginn ihrer „Beziehung“ noch mehr verdichtet, er strahlte eine seltsame Mischung aus brutaler Selbstsicherheit und Verachtung aus. Seine Blicke schnitten sich direkt in ihre Seele hinein, sie brachten eine Grausamkeit und Kälte mit, die sie dann und wann frösteln ließ.
„Du wirst dein Trinkgeld bekommen“, sagte er zum Kellner.
„Mitkommen,“ daraufhin zu ihr.
Seine Worte gaben ihr Rätsel auf. Was sollte das?
Danach ging es nach draußen, es war mild an diesem Abend, und ruhig, denn dieser Bezirk lag abseits des sonstigen Wahnsinns einer Großstadt.
Lamed schritt zielstrebig und zügig vorne weg, hin zu den großen, überladenen Mülltonnen, neben denen sich Abfälle auch am Boden verteilten, wodurch dieser Bereich einen recht unordentlichen, schmutzigen Eindruck machte.
Unschlüssig folgte sie also Lamed und dem kleinen, braunhäutigen Kellner, der ihr in seinem etwas übergroßen Anzug lächerlich vorkam. Sein Akzent war schwer verständlich und seine buschigen, schwarzen Augenbrauen grotesk. Sein Wesen strahlte eine gewisse Freundlichkeit aus, seine schwarzen Augen hüpften hin und her, seine strahlend weißen Zähne, die sich vom braun seines Gesichtes überdeutlich abhoben, bleckten sich ihr nach jedem lächeln entgegen.
Und dennoch. Der Inder hatte etwas an sich, was sie schwerlich beschreiben konnte. Einerseits freundlich in seiner Art, lächerlich, doch andererseits schien auch eine gewisse Berechnung in seinem Tun zu liegen. Es kam nicht richtig naturgewollt aus ihm heraus, er schien ein klein wenig zu schauspielern, was etwas Künstliches mit sich brachte, was ihr Sorgen bereitete.
Sie umrundeten die Tonnen und kamen dahinter zu stehen. Lamed knipste daraufhin eine kleine Taschenlampe an, die er aus seiner hinteren Jeanstasche hervorgeholt hatte und die er auf den Rand einer Tonne legte. Sie spendete ein wenig Licht und ließ die Gestalten aus dem Dunkel schemenhaft hervortreten. Dann wandte er sich der Lehrerin zu.
„Unser kleiner Freund hier wird jetzt sein Trinkgeld erhalten.“
Der Kellner grinste und bleckte seine Zähne. Ihr kamen dabei die Affen im Zoo in den Sinn, die sich mit dem gleichen verzogenen Lippen über die Besucher lustig zu machen schienen. Darüber hinaus kicherte der Inder so hell wie ein kleines Kind, das eine große Tafel Schokolade erwartete.
„Leg deine Brüste frei damit er sie betrachten kann. Vielleicht darf er sie sogar anfassen? Wir werden sehen.“
Martha wankte zurück. Sie wurde bleich, gleichzeitig errötete sie. Die Gedanken stockten für einen Moment, danach gerieten sie durcheinander, doch sie konnten die Worte des Jungen nicht sofort richtig begreifen. Erst nach einem kurzen Moment traf sie der Blitzschlag der Erkenntnis.
Das war es also. Der Mistkerl hatte sich etwas ausgedacht was über ihren Verstand ging. Was wollte er nur von ihr? Was sollte das überhaupt bedeuten?
„Meinst du das ernst?“ ihre Stimme kippte, sie wich noch etwas zurück, wurde aber von einer der Tonnen aufgehalten. Es roch nach Fisch, nach etwas Faulem, der Geruch hatte auch etwas Modriges in sich und passte irgendwie zur gesamten Situation.
Lamed lächelte nachsichtig, beachtete sie aber nicht weiter. „Siehst du das Halsband?“ er deutete mit dem Zeigefinder darauf. „Es zeigt, dass diese schöne Frau ganz mir gehört.“
Wieder das Blecken des Kellners. Jetzt sah er aus wie ein Kamel. „Dann befiehl, dass Frau mir endlich Titten zeigt.“
Plötzlich war Lamed ganz nahe bei ihm. Mit einer dunklen, knurrenden Stimme, die den kleinen Inder erschreckte, blaffte er ihn an: „Du hast hier nichts zu wollen, klar?“
Der Kellner, wäre er nicht braun, so wäre er jetzt schneeweiß im Gesicht geworden, hob seine Arme. „Entschuldigung, Entschuldigung…“ stammelte er, noch dazu mit Akzent, was ihn noch lächerlicher wirken ließ. Speichelbläschen zeigten sich, die er schließlich mit seiner Zunge von den Lippen wischte.
Lamed ließ daraufhin von ihm ab, trat zur Lehrerin, umrundete sie, schob sie von der Mülltonne einen Schritt weg und stellte sich dicht hinter sie.
Martha hatte unterdessen gänzlich den Überblick verloren, ihr Blutdruck war derart in die Höhe geschnellt, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Sie wusste für kurze Zeit nicht wie ihr geschah, sie musste hektisch ein und aus atmen, Sauerstoff aufnehmen, sich beruhigen, wieder Sauerstoff aufnehmen und den Blutdruck runter bekommen.
Dabei beobachtete sie den Inder, dessen verzerrtes Gesicht sie unwillkürlich abstieß, sie sah seine würdelose Angst vor Lamed, den er unterwürfig zu beruhigen versuchte.
Kurz darauf spürte sie hinter sich den Körper ihres Peinigers, möglicherweise wollte sie sich noch wehren, doch das gelang ihr nicht mehr, denn sie stand wie versteinert da und konnte sich nicht mehr rühren. Dann spürte sie Lameds warme Finger, die zu ihren Schultern hochgewandert waren und dort das Baumwoll-Satin des Kleides ergriffen.
„Sieh hin, Arschloch“, flüsterte er in Richtung des Inders.
Kurz setzte ihr Herzschlag aus und sie sah langsam an sich selbst herab, wo sie mitansehen musste, wie sich die Stoffpartie des Kleides von den Schultern weg in Richtung Oberarme schob, um von dort an den Oberarmen hinab bis zum Brustansatz abzugleiten. Mit einem kurzen Ruck wurde die Wölbung ihrer Brust überwunden, so dass der Stoff an der Spitze des trägerlosen Büstenhalters zu liegen kam.
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Bitte auf jedem Fall Teil 4 schreiben... TOP..«
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